Österreichs Wirtschaft wächst auch 2018 um mehr als 3 %

Ergebnisse des OeNB-Konjunkturindikators vom August 2018

Die OeNB erwartet auch für die zweite Jahreshälfte 2018 ein über dem langjährigen Durchschnitt liegendes Wirtschaftswachstum. Gegenüber dem Konjunkturhöhepunkt zu Jahresende 2017 ist jedoch mit einer leichten Abschwächung zu rechnen. Für das dritte und vierte Quartal 2018 prognostiziert die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) im Rahmen ihrer vierteljährlichen Kurzfristprognose einen Zuwachs des realen BIP von 0,6 % bzw. 0,5 % (jeweils gegenüber dem Vorquartal). Aufgrund des kräftigen Wachstums zu Jahresbeginn ergibt sich für das Gesamtjahr 2018 mit 3,1 % ein gleich starkes Wachstum wie im Vorjahr.

Prognose für das reale Bruttoinlandsprodukt

Im Gegensatz zu Ländern wie Deutschland oder Frankreich hatte Österreich zu Jahresbeginn 2018 keine signifikante Abschwächung des Wirtschaftswachstums zu verzeichnen. Ein wichtiger Grund für die Widerstandskraft der österreichischen Wirtschaft war neben ihrer hohen Wettbewerbsfähigkeit die lebhafte Nachfrage aus den CESEE-Ländern. Die Güterexporte in diese Region wuchsen im bisherigen Jahresverlauf um 8,3 % und damit fast doppelt so stark wie die gesamten Exporte. Gemäß den aktuellen Resultaten des OeNB-Exportindikators sind die österreichischen Güterexporte auch zur Jahresmitte noch kräftig gewachsen. Erst für die zweite Jahreshälfte signalisieren Vorlaufindikatoren wie die Auftragseingänge der Exporteure eine Abschwächung der Exportdynamik. Für die stark exportabhängige Industrieproduktion wird in den kommenden Monaten eine ähnliche Entwicklung erwartet. Im Bereich der Dienstleistungsexporte stimmt der gelungene Start in die Tourismus-Sommersaison (Mai und Juni) mit einem neuen Rekord von knapp 13 Millionen Nächtigungen ausländischer Gäste für die zweite Jahreshälfte optimistisch.

Neben den Exporten ist die lebhafte Inlandsnachfrage eine tragende Säule im aktuellen Konjunkturzyklus. Sowohl der Konsum als auch die Investitionen tragen wesentlich zum Wirtschaftswachstum bei. Die Einschätzung der Kapazitätsauslastung durch die Unternehmen ist mit knapp 89% auch im dritten Quartal weiterhin über dem langjährigen Durchschnitt und nur knapp unter historischen Höchstständen und lässt insbesondere zusätzliche Investitionen in Maschinen in der zweiten Jahreshälfte notwendig erscheinen. Die anhaltend günstigen Finanzierungsbedingungen liefern darüber hinaus weiterhin wichtige Impulse. Lediglich die gestiegenen außenwirtschaftlichen Risiken könnten die Investitionsfreudigkeit der heimischen Unternehmen bremsen. Die Bauinvestitionen sind in den vergangenen Quartalen auf einen stabilen Wachstumspfad eingeschwenkt und auch der Ausblick für die nächsten Monate ist positiv, da sowohl Stimmungsindikatoren als auch harte Faktoren wie Auftragslage und Baubewilligungen einen steigenden Trend aufweisen.

Die privaten Haushalte sollten in den kommenden Monaten Spielraum für zusätzliche Konsumausgaben haben. Die im Vergleich zum Vorjahr höheren Lohnabschlüsse lassen trotz der rohstoffpreisbedingten höheren Inflation die Reallöhne in Österreich steigen. Gleichzeitig ist die Entwicklung am Arbeitsmarkt ausgezeichnet. Die nationale Arbeitslosenquote lag im Juli saisonbereinigt bei 7,6 % und damit einen Prozentpunkt unter dem Wert des Vorjahresmonats; die Arbeitslosenquote gemäß Eurostat-Definition betrug 4,7 % (-0,7 Prozentpunkte). Die Zahl der unselbstständig Beschäftigten stieg zur Jahresmitte 2018 mit rund 2,5% gegenüber dem Vorjahresmonat noch immer äußerst kräftig. Die unterjährige Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosen- und Beschäftigungszahlen zeigt jedoch, dass im Einklang mit der allgemeinen Konjunkturentwicklung auch am Arbeitsmarkt der Konjunkturhöhepunkt überschritten wurde. Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Personen geht saisonbereinigt im bisherigen Jahresverlauf nicht mehr so deutlich zurück und auch das Beschäftigungswachstum hat sich etwas abgeschwächt.

In Summe signalisieren die verfügbaren Konjunkturindikatoren, dass der Höhepunkt des aktuellen Konjunkturzyklus zum Jahreswechsel 2017/2018 erreicht worden ist und nunmehr eine schrittweise Rückkehr zu durchschnittlichen Wachstumsraten zu erwarten ist. Für die zweite Jahreshälfte wird eine Zunahme des realen BIP um 0,6 % im dritten Quartal und um 0,5 % im vierten Quartal erwartet (saison- und arbeitstätig bereinigt, jeweils zum Vorquartal). Aufgrund des sehr kräftigen Wachstums zu Jahresbeginn ergibt sich für das Gesamtjahr 2018 mit 3,1 % ein gleich starkes Wachstum wie im Vorjahr. Außenwirtschaftliche Unsicherheitsfaktoren wie die weitere Entwicklung internationaler Handelskonflikte stellen ein Abwärtsrisiko für die vorliegende Prognose dar.