Violine, Giovanni Battista Guadagnini, Turin, 1772

Druckzettel: „Joannes Baptista Guadagnini / Cremonensis fecit Taurini 1782 [sowie Initialen GBG]“, (1782 handschriftlich)

Entgegen der Datierung auf dem Etikett wird in den vorliegenden Expertisen eine Entstehungszeit um 1772 angenommen. Guadagnini hatte sich im Herbst 1772 in Turin niedergelassen, die kurz danach entstandenen Instrumente stehen stilistisch noch den in Parma gefertigten Arbeiten nahe. Im Vergleich zu den frühen Instrumenten sind die Ober- und Unterbügel nun um 3 bis 4 Millimeter breiter. Es handelt sich um ein mittelhoch gewölbtes Instrument. Die zweiteilige Decke ist in der Mitte extrem feinjährig, die Breite der Jahresringe nimmt nach außen zu. Abgesehen von einer leichten Haselung im Unterbügel ist der Verlauf der Jahresringe sehr regelmäßig. Ein dendrochronologisches Gutachten weist für den spätesten Jahresring 1760 aus, was mit der heute angenommenen Entstehungszeit in Einklang zu bringen ist. Der einteilige Boden im Fladerschnitt besticht durch sehr lebhafte und enge Flammung. Die Zargen und der Kopf zeigen ähnlich intensive Flammen. Die Wölbung setzt am Rand zunächst flach an, um zur Mitte hin spitz zuzulaufen. Typisch sind die gestreckten, etwas steil stehenden F-Löcher, bei denen die unteren Kugeln länglichoval ausgeprägt sind. Die Randarbeit entspricht der Cremoneser Tradition, was insbesondere am Boden durch den feinen Erhaltungszustand gut nachzuvollziehen ist. Der dreiteilige Span ist breit. Auf dem breiten Wirbelkasten sitzt eine relativ kleine Schnecke mit extrem tief gestochenen Voluten. An der Rückseite des Wirbelkastens ist an der Rippe noch die Linie sichtbar, mit der Guadagnini die Mittelachse markierte. Das optische Erscheinungsbild des Instruments dominiert ein rötlich brauner Farblack, der auf einem sehr transparenten, goldgelben Grund liegt. Das Instrument befindet sich in gutem Gesamtzustand.