Violoncello, Giovanni Battista Grancino, Mailand, 1706, „ex Piatti-Dunlop“

Druckzettel: „Giovanni Grancino in Contrada / Largha di Milano al segno / della Corona 1706“ (06 handschriftlich)

Zum Zeitpunkt der Entstehung des Violoncellos arbeiteten in der Werkstätte in Mailands Contrada Larga sowohl der fast siebzigjährige Giovanni Battista Grancino als auch sein gleichnamiger Sohn. Das Haus führte den Namen „al segno della Corona“. Wie groß der Anteil des Vaters beziehungsweise des Sohns war, ist heute nicht mehr feststellbar. Zur Zeit der Entstehung des Instruments war die Korpusgröße der Celli nicht einheitlich festgelegt, die meisten waren einige Zentimeter länger als die heute üblichen Instrumente. Mit den steigenden technischen Ansprüchen in der Orchestermusik und dem Entstehen einer virtuosen Sololiteratur bevorzugten die Spieler immer häufiger kleinere Instrumente mit einer Korpuslänge von ungefähr 75 cm. Das führte dazu, dass ab ca. 1900 bei vielen der alten, klanglich hervorragenden Instrumente, eine Verkleinerung des Umrisses des Korpus vorgenommen wurde; auch das Cello von Grancino erfuhr diesen Umbau. Die Decke des Instruments besteht aus drei Teilen, da im Diskant an das Mittelstück ein schmaler Flügel angesetzt ist. Der Wuchs der Jahresringe ist regelmäßig, aber sehr breit. Der zweiteilige Boden im Fladerschnitt ist aus ungeflammten Ahorn gefertigt. Das Instrument ist hochgewölbt, wobei der Boden wesentlich stärker gewölbt ist als die Decke. Der Schnitt der F-Löcher ist sehr elegant, die Kugeln sind kreisrund und sehr gut proportioniert. Typisch für Grancino ist die schmale Schnecke, die gekonnt und mit schneller Hand geschnitzt ist. Die Werkzeugspuren lassen die Schnittrichtung noch deutlich erkennen. Über einem hellen Grund liegt ein dunkelbrauner, feiner Craquelé-Farblack. Der Gesamtzustand des Instruments ist sehr gut. Namensgeber des Instruments ist der italienische Cellovirtuose Alfredo Piatti (1822–1901), der den größten Teil seiner Karriere in London verbrachte. Danach befand  sich das Cello im Besitz von Charles B. Lutyen, der es an die Firma  W. E. Hill & Sons verkaufte. Nach 1900 wurde es von dem niederländischen Cellisten und Komponisten Auguste van Biene gespielt. Über den Pariser Händler Albert Caressa gelangte das Instrument im Jahr 1931 an Elizabeth Schuyler Dunlop.