TARGET Annual Report 2022

Im Jahr 2022 behauptete TARGET2 seine Position als führendes Zahlungssystem in Europa und verarbeitete 92 % des Gesamtwertes, der von Großzahlungssystemen in Euro abgewickelt wurde. Es blieb auch weltweit eines der größten Zahlungssysteme. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Gesamtumsatz um 17,8 % auf 570,5 Billionen Euro, und die Gesamtzahl der Transaktionen wuchs um 6,5 % auf 102,6 Millionen.

Der höchste tägliche Umsatz wurde im Dezember mit 3,481 Mrd Euro verzeichnet, und das höchste tägliche Transaktionsvolumen trat am 19. April mit 622.003 abgewickelten Transaktionen auf. Dies waren die höchsten Spitzenwerte seit dem Start von TARGET2.

Im Jahr 2022 lag die Verfügbarkeit der Single Shared Platform (SSP) von TARGET2 bei 100 %. Der Umsatz betrug 2022 insgesamt 570,5 Billionen Euro, mit einem täglichen Durchschnitt von 2,2 Billionen Euro. Der Umsatz hatte in den Vorjahren Schwankungen erlebt, zeigte jedoch einen signifikanten Anstieg im Jahr 2022.

Interbanken-Transaktionen machten 72 % des Gesamtwertes der Zahlungen aus, während Kunden-Transaktionen den restlichen Anteil ausmachten. Der Umsatzanstieg kam hauptsächlich von Zahlungen im Zusammenhang mit Geschäften mit der Zentralbank und Interbanken-Zahlungen.

Der Vergleich des TARGET2-Umsatzes mit dem jährlichen BIP des Euroraums zeigte, dass das System das Äquivalent des jährlichen BIPs in nur sechs Tagen abwickelte. Dies verdeutlicht die Effizienz von TARGET2, da Mittel sofort für andere Zahlungen verfügbar werden und mehrfach in derselben Währung wiederverwendet werden können.

Der Umsatz in TARGET2 wies ein saisonales Muster auf, wobei 2022 im Vergleich zu 2021 insbesondere ab dem dritten Quartal höhere Werte verzeichnete. Das Eurosystem überwachte die Entwicklung des TARGET2-Umsatzes genau, insbesondere im Hinblick auf technische Änderungen und geldpolitische Entscheidungen.

In Bezug auf das Transaktionsvolumen machten Interbankenzahlungen den größten Teil aus, gefolgt von Zentralbankgeschäften, Zahlungen von Nebensystemen und Kundenzahlungen. Zahlungen von Nebensystemen verzeichneten den höchsten jährlichen Anstieg, der hauptsächlich auf höhere Zahlungsbeträge in Deutschland und auf ECB-Konten zurückzuführen war. Kundenzahlungen nahmen ebenfalls deutlich zu, während Interbankenzahlungen und Zentralbankgeschäfte ein moderateres Wachstum zeigten.

Gestufte Teilnahmevereinbarungen in einem Zahlungssystem namens TARGET2: Bei solchen Vereinbarungen bieten direkte Teilnehmer des Systems Dienstleistungen an, die es anderen Teilnehmern ermöglichen, indirekt auf das System zuzugreifen. Indirekt verbundene Teilnehmer profitieren von den Clearing- und Abwicklungsdienstleistungen, die von den direkten Teilnehmern angeboten werden, auf die sie sonst nur schwer direkt zugreifen könnten. Obwohl gestufte Teilnahmevereinbarungen Vorteile bieten, bergen sie auch Risiken. Die durch diese Vereinbarungen geschaffenen Abhängigkeiten können zu Kredit-, Liquiditäts- und operationellen Risiken für das Zahlungssystem, seine Teilnehmer und die Stabilität des Bankensystems führen. Daher ist eine enge Überwachung des Stufenmodells in TARGET2 entscheidend.

Im Jahr 2022 wurden etwa 7,0 % des Wertes und 22,9 % des Volumens der Transaktionen in TARGET2 im Auftrag von indirekten Teilnehmern abgewickelt. Der größte indirekte Teilnehmer in Bezug auf den Wert rangierte etwa an 49. Stelle unter allen TARGET2-Teilnehmern. Eine weitere Analyse zeigt, dass 57,31 % der direkten Teilnehmer im Laufe des Jahres kein Geschäft im Auftrag von indirekten Parteien abwickelten.

Russische Banken hatten zwei Möglichkeiten, auf TARGET2-Dienstleistungen zuzugreifen: über Tochtergesellschaften mit Lizenz im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) oder durch die Nutzung von Korrespondenzbankdienstleistungen, die von direkten Teilnehmern angeboten werden. Im Februar 2022 waren sechs Tochtergesellschaften russischer Bankengruppen direkte Teilnehmer und wickelten durchschnittlich 1.906 tägliche Zahlungen im Gesamtwert von 2,9 Milliarden Euro ab. Nach der Invasion stellten zwei Banken den Betrieb ein und eine wechselte den Besitzer. Ende 2022 blieben nur noch drei russische Tochtergesellschaften aktiv und wickelten 764 tägliche Zahlungen im Wert von 0,2 Milliarden Euro ab.

Was die indirekte Teilnahme betrifft, hatten im Februar 2022 277 Banken in Russland als "adressierbare BICs" Zugang zu TARGET2. Ende 2022 sank die Anzahl der russischen Banken, die Korrespondenzbankdienstleistungen in TARGET2 nutzten, auf etwas über 100, was einem Rückgang von 63 % im Vergleich zu Februar entspricht. Durch die von der EU gegen russische Banken verhängten Sanktionen kam es zu einem erheblichen Rückgang der Anzahl und des Wertes der Zahlungen, die von sanktionierten Banken in TARGET2 gesendet wurden. Die Anzahl der Zahlungen sank nach dem SWIFT-Verbot im April auf unter 20.000 und die Werte sanken von über 140 Milliarden Euro im Januar auf etwas über 6 Milliarden Euro im Dezember.

Nicht sanktionierte russische Banken, die Zahlungen in TARGET2 über direkte Teilnehmer senden, zeigten ein anderes Muster. Das Volumen der Zahlungen stieg Anfang 2022 an und erreichte im April einen Höchststand von etwa 90.000. Obwohl diese Zahl im Laufe des Jahres zurückging, war die Anzahl der Zahlungen, die im Dezember gesendet wurden, immer noch höher als der Durchschnitt für 2021. Die Überwachung der Salden der CCPs (Central Counterparties) auf TARGET2-Konten aufgrund der Volatilität der Preise für Erdgas- und Strom-Futures nach der russischen Invasion zeigte, dass sich die Salden von 76 Milliarden Euro in den ersten acht Monaten des Jahres 2021 auf einen Höchststand von 246 Milliarden Euro im August erhöhten und danach allmählich auf rund 135 Milliarden Euro zurückgingen.

Die Nutzung von TARGET2-Transaktionsdaten zur Analyse des unbesicherten Overnight-Geldmarkts – der Datensatz, der mithilfe der TARGET2-Simulatorumgebung entwickelt wurde – liefert wertvolle Informationen zur Analyse der Geldpolitikumsetzung und der TARGET2-Operationen. Im Jahr 2022 gab es 29.388 identifizierte Geldmarktverträge mit einem Gesamtwert von 2,42 Billionen Euro, im Durchschnitt 114 Verträge pro Tag im Wert von ungefähr 9,41 Milliarden Euro. Trotz eines leichten Anstiegs im Juli aufgrund geldpolitischer Entscheidungen blieb das Volumen unbesicherter Gelder, die auf dem Overnight-Markt gehandelt wurden, im Vergleich zu den Niveaus vor den Finanz- und Staatsschuldenkrisen niedrig.

Die Auswirkungen der geldpolitischen Entscheidungen des EZB-Rats im Jahr 2022: Als Reaktion auf steigende Inflationsraten wurden die EZB-Leitzinsen viermal erhöht, mit einer Gesamtsteigerung von 250 Basispunkten. Der Einlagezinssatz stieg von -0,50 % auf 2,00 %. Die Übertragung dieser Zinserhöhungen auf unbesicherte Geldmarkttransaktionen über Nacht in TARGET2 war im Allgemeinen vollständig und sofort. Der abgeleitete Satz basierend auf der TARGET2-Geldmarktaktivität passte sich reibungslos dem neuen Leitzins an und folgte eng der Zinserhöhung zur €STR (Euro-Short-Term-Rate). Die Granularität der TARGET2-Daten ermöglichte die Identifizierung und Überwachung von Entwicklungen im Geldmarkt, einschließlich Aktivität, Zinssätzen und Konzentration.

In Bezug auf den Wert folgt die Abwicklung von TARGET2-Transaktionen einer linearen Verteilung, die eine reibungslose Abwicklung über den Tag gewährleistet. In Bezug auf das Volumen gibt es jedoch innerhalb der ersten Stunden des Betriebs einen signifikanten Spitzenwert, wobei über ein Fünftel der Transaktionen innerhalb einer Stunde und fast die Hälfte innerhalb von drei Stunden eingereicht werden. Eine Stunde vor Schließung des Systems wurden nahezu 100 % des TARGET2-Volumens verarbeitet. Dieses Muster bleibt im Vergleich zu den Vorjahren konstant. Die Bearbeitungszeiten für die meisten TARGET2-Zahlungen wurden gemessen, wobei bestimmte Kategorien wie Nebensystem-Abwicklungstransaktionen und Zahlungen, die während der ersten Betriebsstunde abgewickelt wurden, ausgenommen waren. Die Statistiken zeigen, dass 99,94 % der Anfragen oder Untersuchungen in weniger als einer Minute bearbeitet wurden, während nur 0,06 % ein bis drei Minuten dauerten, ohne signifikante Veränderung gegenüber 2021.

Die Leistungsfähigkeit von TARGET2 wird durch die Verteilung der Bearbeitungszeiten quantifiziert, die zeigt, dass ein hoher Prozentsatz der Transaktionen an Spitzenlasttagen innerhalb von Sekunden abgewickelt wurde. Es gibt jedoch ein Phänomen, das als "Morning-Queue-Effekt" bekannt ist, bei dem viele Transaktionen bereits auf die Abwicklung warten, wenn TARGET2 seinen Betrieb aufnimmt. Dieser Effekt kann die durchschnittliche Abwicklungszeit während dieses Zeitraums beeinflussen, die in der Regel etwa 30 bis 45 Minuten beträgt. Um dies zu berücksichtigen, wird die erste Betriebsstunde bei der Berechnung der TARGET2-Bearbeitungszeiten ausgeschlossen.

Hervorgehobene Merkmale: der reibungslose Abwicklungsprozess, hohe technische Verfügbarkeit und Verbesserungen in der Kommunikation und Beteiligungsmethoden im TARGET2-System.

Im Jahr 2022 gab es einen Anstieg der Gesamttransaktionen und Einnahmen, was zu einer Kostendeckungsrate von 108,4 % und einem Jahresgewinn von 3,6 Millionen Euro führte. Das Management operationeller Risiken und die Umsetzung von Risikomanagement-Rahmenwerken waren entscheidend für die Widerstandsfähigkeit von TARGET2. Die Einhaltung von Vorschriften und Aufsichtsanforderungen, wie der SIPS-Verordnung und den PFMIs, wurde aufrechterhalten. Quantitative Instrumente und Datenanalyse wurden für die Risikobewertung und Einhaltung verschiedener Prinzipien verwendet, darunter Interdependenzen, Liquiditätsrisiko, operationelles Risiko und gestufte Beteiligungsvereinbarungen.