Das Preisstabilitätsziel des Eurosystems

Das Eurosystem definiert Preisstabilität als eine Inflationsrate des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) im Euroraum von mittelfristig 2 %. Ein klar definiertes und kommuniziertes Preisstabilitätsziel hat folgende Vorteile:

  • Es trägt zu einem besseren Verständnis des geldpolitischen Handlungsrahmens bei und macht die Geldpolitik transparenter.
  • Es liefert einen klaren objektiv nachprüfbaren Maßstab, an dem die Öffentlichkeit das Eurosystem messen kann.
  • Schließlich dient es als wichtige Orientierungshilfe für Haushalte und Unternehmen, um ihre Konsum- und Investitionsentscheidungen besser planen zu können.

Da Inflation grundsätzlich mit Kosten für Haushalte und Unternehmen verbunden ist, sollte diese möglichst niedrig, vorhersehbar und stabil sein. Dennoch gibt es Gründe, warum sich der EZB-Rat für einen Zielwert von 2 % als Inflationspuffer über 0 % entschieden hat. Dieser

  • bietet geldpolitischen Spielraum für Zinssenkungen im Fall negativer wirtschaftlicher Entwicklungen, um das Deflationsrisiko zu minimieren.
  • erleichtert länderübergreifende makroökonomische Anpassungen im Euroraum.
  • ermöglicht Spielraum für Reallohnsenkungen im Fall von Abwärtsrigiditäten bei Nominallöhnen, damit eine rasche Erholung nach negativen makroökonomischen Schocks erfolgen kann.
  • sorgt für einen Sicherheitsabstand zur Deflation, da Messfehler bei der Inflationserhebung zu einer Überschätzung der tatsächlichen Preisentwicklung führen können.

Euroraum
Die Geldpolitik des Eurosystems konzentriert sich auf das gesamte Euro-Währungsgebiet. Dementsprechend wird die Preisstabilität auf Basis der Preisentwicklung im Euroraum als Ganzem beurteilt, und stellt nicht auf die Preisentwicklung in einzelnen Ländern ab.

HVPI-Inflationsrate
Die Definition von Preisstabilität legt sich auf einen bestimmten Preisindex fest, nämlich den Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI). Die HVPI-Inflation ist die prozentuelle Änderung des HVPI im Jahresabstand und misst die Preisentwicklung der Waren und Dienstleistungen, die von privaten Haushalten konsumiert werden. Dieser Index wurde euroraumweit harmonisiert.

Symmetrie
Der EZB-Rat versteht dieses Ziel als ein symmetrisches Ziel. Symmetrie bedeutet in diesem Zusammenhang, dass negative Abweichungen von diesem Zielwert ebenso unerwünscht sind wie positive.

Zeithorizont
Die Übertragung geldpolitischer Impulse auf die Realwirtschaft schlägt in der Regel mit erheblicher zeitlicher Verzögerung auf die Preisentwicklung durch. Kurzfristig kann Geldpolitik die Inflationsrate nicht beeinflussen. Aus diesem Grund ist der mittelfristige Zeithorizont ein wichtiges Element in der Definition von Preisstabilität.