Auswirkungsabschätzungen

Für die Auswirkungsabschätzungen (Impact Assessment) zu kapitalbasierten makroprudenziellen Maßnahmen wird ein mehrstufiges Verfahren herangezogen. Kurz zusammengefasst wird dabei analysiert, wie sich die bei Banken entstehenden Kosten auf Grund einer aufsichtlichen Maßnahme auf die Bepreisung der Kredite und somit auf das Wirtschaftswachstum auswirken.

Methodisch gliedert sich die Analyse in folgende Schritte:

  • Der Kapitalbedarf ergibt sich aus dem Vergleich der tatsächlichen Kapitalausstattung mit den zukünftigen regulatorischen Kapitalanforderungen.
  • Für die Auswirkungsabschätzung stehen vor allem die Kosten der Eigenkapitalaufbringung im Vordergrund. Bei konstanter Bilanzsumme und gleichbleibenden Gewinnerwartungen wird angenommen, dass Banken das teuerste Fremdkapital durch Eigenkapital ersetzen, um die Pufferanforderungen zu erfüllen. Die Empirie zeigt, dass Banken zahlreiche Optionen haben, auf Eigenkapitalanforderungen zu reagieren. Sie wählen die Optionen so, dass ihre Kosten möglichst gering sind. Zu erwarten ist daher, dass die Kosten über alle Maßnahmen unter den Kosten einer Kapitalerhöhung liegen. Die Verwendung letzterer ist daher eine sehr konservative Annahme.
  • Ebenso konservativ ist die Annahme, dass Banken die Zinsdifferenz, sprich die Opportunitätskosten (die sich aufgrund der Substitution von Fremdkapital durch Eigenkapital ergeben), vollständig und ausschließlich auf Kreditnehmende der Realwirtschaft überwälzen. Banken kompensieren demnach die zusätzlichen Eigenkapitalkosten durch eine Erhöhung der Zinsen auf Neukredite an Nichtbanken.
  • Die Auswirkungen dieser Zinserhöhung werden dann mittels des Austrian Quarterly Model (OeNB-Makromodell) in makroökonomische Wachstumseffekte übersetzt.

Die dabei berechneten Elastizitäten stellen durch einen Zinsanstieg ausgelöste Wachstumseffekte auf makroökonomische Variablen dar (u. a. BIP-Wachstum, Veränderung der Bruttoanlageinvestitionen, Privatkonsum). Zwei Wirkungskanäle von Zinserhöhungen stehen dabei im Vordergrund: Erstens gehen Zinssätze als jeweiliger Kostenfaktor in die Gleichungen ein („cost of capital channel”). Eine Zinserhöhung senkt ceteris paribus den optimalen Kapitalstock und die Investitionsnachfrage. Zweitens reduzieren höhere Zinssätze den privaten Konsum, da sie einerseits die Sparquote erhöhen und sich andererseits aufgrund geringerer Konsumnachfrage die Beschäftigung und somit das real verfügbare Haushaltseinkommen verringert („Substitutionskanal“).

Für die Auswirkungsabschätzung von auf Kreditnehmenden basierten Maßnahmen zur Begrenzung des systemischen Risikos aus der Immobilienfinanzierung wird angenommen, dass Kreditnehmende mehrere Möglichkeiten haben, um auf eine Maßnahme zu reagieren.

  • So wird einerseits untersucht, welche Auswirkungen die Einführung einer Loan-to-value (LTV) Begrenzung auf die Neukreditvergabe hat, wenn – bei gegebenem Transaktionsvolumen – der Fremdfinanzierungsanteil so angepasst wird, dass die Obergrenze eingehalten und der Eigenmittelanteil an der Finanzierung entsprechend erhöht wird. Die Kundin, der Kunde finanziert also dieselbe Immobilie, bringt aber zusätzliches Eigenkapital, z. B. aus der Verwertung weiterer Vermögenswerte, ein. Andererseits wird analysiert, was passiert, wenn die Kundin, der Kunde keine weiteren Eigenmittel zur Verfügung hat und eine günstigere Immobilie anschafft.
  • Die Auswirkung von einkommensbasierten Obergrenzen für “debt-to-income“ (DTI) oder „debt service-to-income“ (DSTI) auf das maximal leistbare Kreditvolumen wird ebenfalls abgeschätzt.
  • Eventuelle Ausnahmekontingente, d. h. Anteile der Kredite bzw. des Neukreditvolumens, die oberhalb der jeweiligen Obergrenze liegen dürften, werden in der Simulation berücksichtigt.