Aktuelles

Statistiken – Daten und Analysen Q2-21

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser!

In der Artikelreihe zu den Entwicklungen im Bereich der Monetärstatistik wirft Klaus Formanek ­diesmal einen Blick auf Kredit- und Einlagenzinssätze für private Haushalte und nichtfinanzielle Unternehmen bzw. das zugrunde liegende Einlagen- und Kreditgeschäft der Banken. Eine der Hauptaussagen ist, dass nun vermehrt eine negative Verzinsung von Unternehmenseinlagen in Österreich und im Euroraum auftritt. Dennoch wuchsen Unternehmenseinlagen bei Banken deutlich. Das Kreditwachstum nichtfinanzieller Unternehmen stieg 2020 – nicht zuletzt aufgrund zahlreicher ­COVID-19-Hilfsmaßnahmen – im April auf einen Höchstwert und sank danach bis Ende des Jahres wieder auf das Niveau vor der Pandemie. Zusätzlich unterstützte der österreichische Bankensektor die inländischen Unternehmen und Haushalte mit Kreditstundungen in Milliardenhöhe.

Wie gewohnt werden Ihnen die aktuellen Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft bei einer Auswahl an Kreditmanagerinnen und -managern von Banken von Gerald Hubmann ­präsentiert. Auch hier spiegelt sich die COVID-19-Pandemie sowohl in der Angebots- als auch der Nachfrageseite der Kreditvergabe, aber auch in den Kreditrichtlinien und Kreditbedingungen wider.

Birgit Bernhard berichtet ihn ihrer Analyse über die finanzielle Situation der europäischen ­börsennotierten Konzerne im Jahr 2019 und im ersten Halbjahr 2020. Sie arbeitet dabei heraus, dass 2019 die Ertragskraft der analysierten europäischen Konzerne rückläufig war. Im ersten Halbjahr 2020 zeigten sich bereits deutlich die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie, die nochmals zu starken Rückgängen sowohl beim Betriebs- als auch beim Vorsteuerergebnis führten. Im Ländervergleich ­belegten die österreichischen Konzerne im Jahr 2019 bei einer gegenüber dem Vorjahr geringeren Rentabilität erneut den sechsten Platz unter neun untersuchten Ländern. Während die Eigenkapitalquoten in fast allen Ländern trotz geringerer, aber dennoch positiver Ergebnisse aufgrund des ­Bilanzsummenwachstums durch die Erstanwendung des neuen Leasingstandards IFRS 16 deutlich zurückgingen, konnten die österreichischen Konzerne eine weitgehend stabile Entwicklung verzeichnen.

Das Thema COVID-19-Pandemie spielt auch in der Analyse der österreichischen Zahlungsbilanz von Erza Aruqaj und Lisa Reitbrecht eine wesentliche Rolle. So verzeichneten 2020 sowohl die Gesamtexporte als auch die -importe einen kräftigen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Aufgrund der ­notwendigen gesundheitspolitischen Maßnahmen war der Reiseverkehr am stärksten betroffen. ­Nichtdestotrotz wirkte sich der Leistungsbilanzsaldo weiterhin positiv auf die österreichische Wirtschaftsentwicklung aus. Auch in den finanziellen Verflechtungen mit dem Ausland hinterlässt die ­Pandemie deutliche Spuren. Im Jahr 2020 lag Österreichs Kapitalbilanzsaldo immer noch im Plus, aber deutlich unterhalb des Vorjahreswertes.

In seinem Beitrag untersucht Jun Chao Zhan die Entwicklung der inländischen Investment­zertifikate im Jahr 2020. Auch diese war vom Ausbruch der COVID-19-Pandemie geprägt. Nach ­beträchtlichen Turbulenzen im März (massive Kursverluste und negative Nettotransaktionen) kam es zu einer raschen Erholung während des Rests des Jahres. So konnte sich das Volumen österreichischer ­Investmentfonds ab dem zweiten Quartal durch günstige Kursentwicklungen an den internationalen Börsen rasch erholen. Investoren nutzten den kurzfristigen Kurseinbruch, um ihr Portfolio an ­inländischen Investmentzertifikaten aufzustocken.

Ein Kurzbericht sowie eine Auswahl von 13 Tabellen ergänzen das vorliegende Heft.

Kurzbericht

Pandemiejahr 2020:
Konsumeinbruch als wesentlicher Grund für den Anstieg der Sparquote

Stefan Wiesinger

Das Jahr 2020 wurde durch die Pandemie, die damit verbundenen gesundheitspolitischen Maßnahmen wie eingeschränkte Konsummöglichkeiten durch Lockdowns, die weitgehende Unsicherheit am Arbeitsmarkt und noch nicht abschätzbare Folgen für die Wirtschaft geprägt – was den österreichischen Haushaltssektor 1 eine Berg- und Talfahrt durchleben ließ.

Das netto verfügbare Einkommen reduzierte sich, nicht zuletzt aufgrund der gestiegenen Arbeitslosigkeit und eines starken Rückgangs der Vermögensein­kommen, im Jahr 2020 um 1,8 % und lag per Ultimo bei 219,8 Mrd EUR (2019: 224,0 Mrd EUR). Der Einkommensrückgang 2 wäre allerdings ohne diskretionäre staatliche Hilfen für die privaten Haushalte noch höher – um durchschnittlich 2% – ausgefallen, wobei der Effekt der Kurzarbeitshilfen noch hinzukommt. Die größten dieser pandemiebedingten Hilfsprogramme für die privaten Haushalte waren der Härtefallfonds, die Einkommenssteuersenkung sowie Einmalzahlungen bei Arbeitslosengeld und Familienbeihilfe. In Kombination mit einem historischen Konsumeinbruch von 8,5 % ergibt sich für das Jahr 2020 somit eine Netto­sparquote von 14,5 %. Besonders jene Quartale, in denen ein harter Lockdown verhängt wurde, waren hauptverantwortlich für den Konsumrückgang (im Vergleich mit dem jeweiligen Vorjahresquartal: zweites Quartal 2020: –15 %, viertes ­Quartal 2020: –10 %).

Im Jahr 2020 sparten österreichische Haushalte somit 31,9 Mrd EUR netto an, zuzüglich 0,8 Mrd EUR aus Vermögenstransfers wie beispielsweise Erbschaften oder Schenkungen und 6,2 Mrd EUR aus Kapital, das in Form von Krediten ­aufgenommen wurde. In Summe investierten sie dadurch rund 38,9 Mrd EUR. Mehr als drei Viertel davon (30,4 Mrd EUR) wurden als Finanzvermögen veranlagt. Verglichen mit dem Vorjahr (2019: 16,7 Mrd EUR) hat sich somit die Geldvermögensbildung des Haushaltssektors pandemiebedingt fast verdoppelt. Selbst vor der Finanzkrise 2008, als die Sparquote generell höher ausfiel, wurden niemals derart große Volumina investiert. 3

Die Diversifikation des Kapitals blieb jedoch weitgehend unverändert. Wie auch schon in den Jahren zuvor floss der Großteil in Einlagen (17,6 Mrd EUR), wobei auch während der Krise weiterhin von gebundenen Einlagen (–3,4 Mrd EUR) in täglich fällige Einlagen (+21,0 Mrd EUR) umgeschichtet wurde, nicht zuletzt auch wegen der wenig rentablen Zinslage bei gebundenen Einlagen. Auch zwischen verzinslichen Wertpapieren, also Anleihen, sowie Investmentzertifikaten gab es schon wie in den Jahren zuvor Umschichtungseffekte, sodass in Summe
3,3 Mrd EUR verzinsliche Wertpapiere abgebaut wurden 4 und stattdessen in ­Investmentzertifikate (4,1 Mrd EUR) investiert wurde.

Pandemiebedingte Transaktionen werden allerdings in anderen Bereichen der Geldvermögensbildung deutlich sichtbar. Wenig überraschend horteten viele Haushalte besonders am Beginn der Pandemie Bargeld, sodass 2020 mit 2,4 Mrd EUR fast dreimal so viel Bargeld behoben wurde als noch 2019 (0,9 Mrd EUR). Als die wirtschaftliche Unsicherheit zu Beginn der Pandemie einen globalen Börsen­crash auslöste, nutzten die österreichischen Haushalte das Momentum und kauften verstärkt Aktien (über das gesamte Jahr betrachtet in Höhe von 2,4 Mrd EUR). Damit konnten sie die Verluste aus dem Kurseinbruch überkompensieren, was dem Haushaltssektor über das Gesamtjahr betrachtet einen durch Preiseffekte verursachten Vermögenszuwachs von ca. 1,0 Mrd EUR bescherte. Österreichische Unternehmen, die entweder durch österreichische Haushalte kontrolliert werden oder die zumindest eine Beteiligung an einem Unternehmen aufweisen, bekamen von ihren Gesellschaftern im Jahr 2020 zusätzliches Eigenkapital zur Verfügung gestellt, um ihre Unternehmen finanziell zu unterstützen.

Dabei wurden knapp 3,8 Mrd EUR frisches Eigenkapital zugeschossen. Dies ist insofern besonders interessant, da normalerweise die Kapitalflussrichtung umgekehrt ist und sich private Haushalte durch Ausschüttungen sowie Entnahmen eher Kapital aus ihren Unternehmen holen 5 .

Obwohl der österreichische Haushaltssektor 2020 durch die bereits erwähnte Entwicklung der Sparquote mehr Kapital für Veranlagungen zur Verfügung hatte, änderte sich die Finanzierung kaum. Sowohl im Jahr 2019 als auch 2020 wurden jeweils rund 6,2 Mrd EUR Fremdkapital aufgenommen.

Grafik 1 zeigt die Einwicklung der Investitionen sowie der Finanzierung des Haushaltssektors. Bei den Investitionen wird in realwirtschaftliche Investitionen, Geldvermögensbildung sowie Reinvermögensänderungen unterschieden. Die Daten sind jeweils in Prozent des nettoverfügbaren Einkommens dargestellt und umfassen die Zeitreihe vom ersten Quartal 2005 bis zum Jahresultimo 2020. Quelle: OeNB, Statistik Austria.

1 Der Haushaltssektor umfasst sowohl private Haushalte, die ebenso Einzelunternehmen inkludieren, als auch ­private Organisationen ohne Erwerbszweck.

2 Vgl. Pressemitteilung des Büros des Fiskalrates, 15.04.2021: „Überwiegend gute Treffsicherheit der Stützungsmaßnahmen für die Haushaltseinkommen im Rahmen der COVID-19-Krise im Jahr 2020“ ( https://www.fiskalrat.at/presseinformationen.html ).

3 Die publizierten Daten der OeNB reichen bis 1999 zurück.

4 Diese Nettotransaktionen inkludieren tatsächliche Verkäufe sowie die natürliche Beendigung durch Zeitablauf einer Anleihe.

5 Diese Tatsache spiegelt sich auch im Vermögenseinkommen des Haushaltssektors wider, das sich im Jahr 2020 ­halbierte.

Analysen

Executive Summaries

Corporate deposits increasingly subject to negative interest rates

As the Eurosystem responded to the effects of the COVID-19 pandemic by adopting a highly accommodative monetary policy stance, money market rates came down in 2020. This also led to negative interest rates on short-term corporate deposits in Austria and in the euro area. Still, corporate deposits with banks increased markedly, probably not least because businesses postponed investments given the uncertain economic environment. The growth of credit to nonfinancial corporations reached a high in April 2020 – following numerous support measures, among other factors – and then declined again over the remainder of the year, coming down to its pre-pandemic level by the end of 2020. In addition, the Austrian banking sector supported domestic companies and households with credit moratoria, allowing debtors to defer billions of euro in loan repayments.

Take-up of favorable Eurosystem funding high among Austrian banks. Austrian results from the euro area bank lending survey published in January 2021

Following the onset of the COVID-19 pandemic, the Eurosystem stepped up its efforts to support banks’ access to funding, to enable them to maintain the flow of credit to the economy, at favorable conditions, and to contribute to stability. In Austria, banking system liquidity has, thus, gone up markedly since June 2020, and Austrian banks have already been, and will continue, using these funds for onward lending.

The Eurosystem’s targeted longer-term refinancing operations (TLTROs) with a maturity of up to three years are one of the channels through which euro area banks can borrow from their national central bank. Take-up of TLTROs has been strong among Austrian banks, whose participation was broad-based also in the Eurosystem’ s latest TLTRO conducted in March 2021. In their responses to the euro area bank lending survey, Austrian banks singled out favorable refinancing conditions and precautionary motives (the latter above all with regard to the TLTRO conducted in June 2020). Banks have been using the money to provide credit to firms and households and to meet their own refinancing needs, in addition to increasing their reserve balances with the Eurosystem.

In the latest round of the euro area bank lending survey, the participating banks were again asked to comment on the negative interest rate for the ECB’s deposit facility. Their responses highlighted the corresponding negative impact on profitability, the decline in interest rates and the narrowing of profit margins. Banks welcomed the two-tier system for the remuneration of excess reserves, as it cushions negative effects on their profit situation. Given the negative interest rate for the ECB’s deposit facility, banks have been lowering their deposit rates (for corporate deposits more strongly than for household deposits, while partly passing on negative interest rates to corporate deposits).

Supply and demand remained broadly unchanged in the first quarter of 2021, in both the corporate and household loan segments. In 2020, banks had been tightening their lending conditions for both corporate and household loans, in line with a reassessment of their risks. Demand for corporate loans increased strongly in 2020, as companies needed to stay alive, maintain their business and meet their payment obligations. Funding needs for fixed investment dropped by contrast.

Banks moreover reported that the capital levels of SMEs have been going down as a result of the COVID-19 pandemic. On balance, large corporations have been weathering the crisis rather well, and they tend to be better capitalized than SMEs. According to the bank lending survey, banks do not expect improved capitalization or recapitalization as such to be drivers of investment and credit demand. At the same time, they think that better-capitalized firms are better poised to obtain funding and make investments. This may turn such firms into growth drivers when the economy is set to recover. Yet, what ultimately counts from a lending perspective is the ability of firms to repay the funds they wish to borrow. From this perspective, capital strength, while relevant, is only one of several factors.

Performance of European listed corporations in 2019 and H1 2020

In 2019, the performance of the European listed corporations analyzed in this contribution deteriorated further. While aggregate growth in sales still came to 2.5%, both operating profits and results before tax decreased significantly (by 2.5% and 5.3%, respectively).

Profitability as measured by the operating income-to-sales ratio declined as well, with industry and construction showing a particularly weak performance. In a comparison among nine countries, Austrian corporations again ranked sixth in 2019, although their profitability was lower than in 2018. The first-time application of the new leases accounting standard (IFRS 16) led to an expansion of balance sheets. This meant that corporations in almost all countries recorded significantly lower equity ratios despite positive, if lower, results. Austrian corporations showed a mostly stable development, however. In most of the nine countries under consideration, corporations’ external funding relied on bonds. For the first time, bonds were also the primary source of funding for Austrian corporations, with bank loans coming in a close second though. Financial liabilities less liquid assets showed a clear rise at the European level and, to a smaller extent, also for Austrian corporations. This tendency was also related to the new leases standard.

The effects of the COVID-19 pandemic already became clearly visible in the first half of 2020, causing operating profits and results before tax to fall strongly, by 78.5% and 120.1%, respectively. European corporations reacted by significantly expanding their financial liabilities and building up liquid funds, among other steps. Austrian corporations posted the largest declines in profitability (–7.0 percentage points) but kept their financial liabilities mostly stable while increasing their liquid funds by some 30%.

This analysis is based on the annual or semiannual financial statements of listed nonfinancial corporations in nine countries (Austria, Belgium, France, Germany, Greece, Italy, Portugal, Spain and Turkey).

Implications of the COVID-19 pandemic for the Austrian external sector in 2020

The COVID-19 pandemic has caused a sharp decline in Austria’s external sector activity. Both total exports and imports dropped by 15% in 2020 compared to 2019. Travel was hit hardest by the effects of coronavirus containment measures. Nevertheless, the current account balance continued to provide a positive contribution to Austrian economic growth, reaching +EUR 9.5 billion or 2.5% of GDP in 2020.

Financial links to other countries have also suffered visibly during the pandemic. The Austrian financial account balance stood at +EUR 5.2 billion in 2020, clearly below the +EUR 16.9 billion recorded in 2019. Cross-border securities transactions were particularly affected by the pandemic. The significant increase in cross-border securities liabilities was mainly attributable to the funding of government support measures. Domestic investors have showed particular interest in foreign securities, especially stocks and mutual fund shares, since the onset of the pandemic.

If we compare the effects of the pandemic evident so far with those of the financial crisis of 2008–09, we see that the latter had longer-term effects on goods exports, while the pandemic has been characterized by a slump in travel and a swift policy response.

Austrian mutual funds record positive growth in a turbulent year 2020

Owing to the outbreak of the COVID-19 pandemic, 2020 started out with a turbulent first quarter marked by massive price losses (–EUR 18.26 billion) and negative net transactions (–EUR 2 billion). From the second quarter, however, the assets under management by Austrian mutual funds quickly recovered thanks to favorable price developments on international stock exchanges. Investors made use of the brief slump in prices to expand their portfolios with domestic mutual fund shares. Austrian households made positive net investments in domestic mutual fund shares throughout 2020 (with the exception of March). For the year as a whole, net transactions of EUR 2.34 billion were recorded. Thanks to the large net inflows seen from the second quarter, Austrian mutual fund shares posted positive annual growth of 3% in 2020. Especially domestic mixed funds and equity funds benefited from above-average net inflows in the crisis year, recording annual growth rates of 5.5% and 3.8%, respectively. Austrian mutual fund shares posted price gains of EUR 3.5 billion in 2020, which translated into an annual performance of +2.5%. Looking at the five-year period from January 2016 to December 2020, we find that Austrian real estate funds in particular showed a relatively stable performance of +19.4%, outpacing fixed-income funds (+15.4%) in the same period.

Übersicht

Vermehrt negative Zinssätze bei Unternehmenseinlagen

Die in Reaktion auf die Folgen der COVID-19-Pandemie stark expansive Geldpolitik des Eurosystems führte im Jahr 2020 zu sinkenden Geldmarktzinssätzen, was auch bei kurzfristigen Unternehmenseinlagen in Öster­reich und im Euroraum für negative Zinssätze sorgte. Dennoch wuchsen Unternehmenseinlagen bei Banken deutlich, wofür nicht zuletzt aufgeschobene Investitionen aufgrund der wirtschaftlich unsicheren Situation maßgeblich sein dürften. Das Kreditwachstum nichtfinanzieller Unternehmen stieg im Jahr 2020 – nicht zuletzt aufgrund zahlreicher Hilfsmaßnahmen – im April auf einen Höchstwert und sank danach bis zum Jahresende wieder auf das Niveau vor der Pandemie. Zusätzlich unterstützte der österreichische Bankensektor die inländischen Unternehmen und Haushalte mit Kreditstundungen in Milliardenhöhe.

Starke Beteiligung der österreichischen Banken an attraktiven Refinanzierungsgeschäften des Eurosystems. Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft vom April 2021

Seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie hat das Eurosystem verstärkt Maßnahmen ergriffen, um den Banken vermehrt finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen sowie um Stabilität und günstige Finanzierungsbedingungen für die Wirtschaft zu sichern. Die verfügbare Liquidität im österreichischen Bankensektor ist dadurch seit Juni 2020 deutlich gestiegen. Sie wurde von den Banken bereits für die Kreditvergabe verwendet und steht auch weiterhin dafür zur Verfügung.

Die gezielten längerfristigen Refinanzierungsoperationen des Eurosystems – eine Möglichkeit für Banken einen Kredit bei einer Zentralbank des Eurosystems zu nehmen –, die eine Laufzeit von bis zu drei Jahren haben, wurden von den österreichischen Banken sehr gut angenommen. Auch an der jüngsten Operation im März 2021 haben sie sich breit beteiligt. Als Teilnahmegründe nannten die Banken im Rahmen der Umfrage einerseits die attraktiven Bedingungen und andererseits Vorsichtsmotive (letzteres vor allem bzgl. der Operation im Juni 2020). Die erhaltenen finanziellen Mittel wurden und werden von den Banken sowohl für die Kreditvergabe an Unternehmen und Haushalte als auch für die eigene Refinanzierung verwendet. Teile der abgerufenen Mittel werden von den Banken als Reserven beim Eurosystem gehalten.

In dieser Befragungsrunde wurden die Banken auch wieder um ihre Einschätzung des negativen Zinssatzes der EZB-Einlagefazilität gebeten. Die Antworten der befragten Banken fokussieren auf die damit einhergehende Belastung ihrer Ertragslage, den Rückgang der Kreditzinsen und die Verengung der Kreditmargen. Das zweistufige System für die Verzinsung von Überschussliquidität wird von den Banken begrüßt, weil es die negativen Auswirkungen auf ihre Ertragslage dämpft. Die Banken haben ihre Einlagenzinsen aufgrund des negativen Zinssatzes der EZB-Einlagefazilität gesenkt (bei Unternehmen stärker als bei privaten Haushalten, teilweise Verrechnung von negativen Zinsen auf Unternehmenseinlagen).

Angebot und Nachfrage im Kreditgeschäft mit Unternehmen und privaten Haushalten blieben im ersten Quartal 2021 weitgehend unverändert. 2020 war es zu angebotsseitigen Verschärfungen aufgrund der geänderten Risikoeinschätzung der Banken gekommen – sowohl für Unternehmenskredite als auch für Kredite an private Haushalte. Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten zur Aufrechterhaltung von Betrieb und Zahlungsfähigkeit während der Krise ist 2020 stark gestiegen, der Finanzierungsbedarf für Anlageinvestitionen nahm 2020 hingegen ab.

Gemäß den Angaben der Banken sinkt infolge der COVID-19-Pandemie das Eigenkapital von KMUs. Große Unternehmen sind überwiegend gut durch die Krise gekommen; sie haben durchwegs eine stärkere Eigenkapitalbasis als KMUs. Eine verbesserte bzw. wiederhergestellte Eigenkapitalausstattung führt – laut Einschätzung der befragten Banken – per se nicht zu mehr Investitionen und einer höheren Kreditnachfrage. Allerdings ermöglicht eine bessere Eigenkapitalausstattung grundsätzlich eine höhere Fremdkapitalaufnahme und mehr Investitionen. Das kann bei Vorhandensein von Wachstumsimpulsen einen Aufschwung unterstützen. Die Banken betonen, dass für die Kreditvergabe schlussendlich die Fähigkeit, den Kredit zurückzahlen zu können, ausschlaggebend ist. Eigenkapital ist hier nur ein Faktor unter mehreren.

Entwicklung der europäischen börsennotierten Konzerne im Jahr 2019 und im ersten Halbjahr 2020

Die Ertragskraft der analysierten europäischen Konzerne zeigte 2019 einen erneuten Rückgang. Während das aggregierte Umsatzwachstum noch bei 2,5 % lag, zeigten sowohl das Betriebs- als auch das Vorsteuerergebnis deutliche Rückgänge um –2,5 % bzw. –5,3 %.

Die Rentabilität (gemessen am Betriebsergebnis im Verhältnis zum Umsatz) war ebenfalls rückläufig, wobei vor allem in den Sektoren Industrie und Bau eine schwache Entwicklung zu beobachten war. Im Ländervergleich belegten im Jahr 2019 die österreichischen Konzerne bei einer gegenüber dem Jahr 2018 geringeren Rentabilität erneut den sechsten Platz von neun untersuchten Ländern. Die Erst­anwendung des neuen Leasingstandards IFRS 16 führte zu einem Bilanzsummenwachstum, wodurch in fast allen Ländern trotz geringerer, aber dennoch positiver Ergebnisse die Eigenkapitalquoten deutlich zurückgingen. Die österreichischen Konzerne konnten aber eine weitgehend stabile Entwicklung verzeichnen. Die Fremdfinanzierung der Konzerne erfolgte in den meisten Ländern über Anleihen. Bei den österreichischen Konzernen dominierten erstmals ebenfalls die Anleihen als primäre Finanzierungs­quelle, allerdings nur knapp vor den Bankverbindlichkeiten. Die Finanzverschuldung nach Abzug der liquiden Mittel zeigte sowohl auf europäischer Ebene als auch in abgeschwächtem Ausmaß für die öster­reichischen Konzerne eine deutlich ansteigende Tendenz, die ebenfalls im Zusammenhang mit den geänderten Leasing-Bilanzierungsvorschriften steht.

Im ersten Halbjahr 2020 zeichneten sich bereits deutlich die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie ab, die zu überaus starken Rückgängen sowohl beim Betriebs- als auch beim Vorsteuerergebnis um –78,5 % bzw. –120,1 % führten. Die europäischen Konzerne reagierten unter anderem mit einer deutlichen Ausweitung der Finanzverbindlichkeiten und Aufstockung der liquiden Mittel. Die österreichischen Konzerne wiesen die höchsten Rückgänge hinsichtlich ihrer Rentabilität aus (–7,0 Prozentpunkte), konnten jedoch die Finanzverbindlichkeiten weitgehend stabil halten und die liquiden Mittel um ca. 30 % aufstocken.

Die Analyse basiert auf den Jahresabschlussdaten bzw. Halbjahresberichten nichtfinanzieller börsen­notierter Konzerne von insgesamt neun Ländern (Österreich, Belgien, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Italien, Portugal, Spanien und der Türkei).

Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf Österreichs Außenwirtschaft 2020

Österreichs Außenwirtschaft erlebt durch die COVID-19-Pandemie einen deutlichen Einbruch. So verzeichneten 2020 sowohl die Gesamtexporte als auch -importe im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang von jeweils 15 %. Aufgrund der notwendigen gesundheitspolitischen Maßnahmen war der Reiseverkehr am stärksten betroffen. Nichtsdestotrotz wirkte sich der Leistungsbilanzsaldo mit +9,5 Mrd EUR bzw. 2,5 % des BIP weiterhin positiv auf die österreichische Wirtschaftsentwicklung aus.

Auch bei den finanziellen Verflechtungen mit dem Ausland hinterlässt die Pandemie deutliche Spuren. Im Jahr 2020 belief sich Österreichs Kapitalbilanzsaldo auf +5,2 Mrd EUR und lag damit deutlich unterhalb des Vorjahreswertes (+16,9 Mrd EUR). Pandemiebedingte Effekte waren vor allem bei den grenzüberschreitenden Wertpapiergeschäften zu beobachten: Der deutliche Aufbau von Wertpapierverpflichtungen gegenüber dem Ausland wurde größtenteils durch die Finanzierung staatlicher Hilfsmaßnahmen bestimmt. Inländische Investorinnen und Investoren zeigten während der Pandemie Interesse an ausländischen Wertpapieren – insbesondere Aktien und Investmentfonds.

Vergleicht man die bisherigen Auswirkungen der Pandemie mit jenen der Wirtschafts- und Finanz­krise 2008/2009, zeigt sich, dass Letzteres längerfristige Auswirkungen auf die Güterexporte hatte, während die Pandemie neben dem Einbruch des Reiseverkehrs auch durch die rasche Reaktion des Staates gekennzeichnet ist.

Positives Wachstum inländischer Fonds in einem turbulenten Umfeld 2020

Nach einem aufgrund des Ausbruchs der COVID-19-Pandemie turbulenten ersten Quartal des Jahres 2020, welches von massiven Kursverlusten (–18,26 Mrd EUR) und negativen Nettotransaktionen (–2 Mrd EUR) geprägt war, konnte sich das Volumen österreichischer Investmentfonds ab dem zweiten Quartal durch günstige Kursentwicklungen an den internationalen Börsen rasch erholen. Investoren nutzten den kurzfristigen Kurseinbruch, um ihr Portfolio an inländischen Investmentzertifikaten aufzustocken. Österreichische Haushalte tätigten im Jahr 2020, mit Ausnahme des Monats März, durchgehend positive Nettoinvestitionen in inländische Investmentzertifikate, wobei im Gesamtjahr ein Nettotransaktionsvolumen in Höhe von +2,34 Mrd EUR zu verzeichnen war. Die hohen Nettozuflüsse ab dem zweiten Quartal führten im Jahr 2020 zu einem positiven Jahreswachstum österreichischer Investmentzertifikate von 3%. Insbesondere inländische Misch- und Aktienfonds profitierten im Krisenjahr mit Jahreswachstumsraten von +5,5 % bzw. +3,8% überdurchschnittlich von Nettozuflüssen. Inländische Investmentzertifikate konnten im Jahr 2020 einen Kursgewinn von +3,5 Mrd EUR bzw. eine Jahresperformance von +2,5% erzielen. Bei einer Fünfjahresbetrachtung zwischen Jänner 2016 und Dezember 2020 zeigt sich, dass insbesondere inländische Immobilienfonds eine relativ stabile Performance von +19,4% aufwiesen, die in diesem Zeitraum den Vergleichswert von Rentenfonds (+15,4%) übertreffen konnten.

Vermehrt negative Zinssätze bei Unternehmenseinlagen

Aktuelle OeNB-Zahlen zu Zinssätzen, Krediten und Einlagen von Unternehmen und privaten Haushalten

Klaus Formanek 6

Die in Reaktion auf die Folgen der COVID-19-Pandemie stark expansive Geldpolitik des Eurosystems führte im Jahr 2020 zu sinkenden Geldmarktzinssätzen, was auch bei kurzfristigen Unternehmenseinlagen in Österreich und im Euroraum für negative Zinssätze sorgte. Dennoch wuchsen Unternehmenseinlagen bei Banken deutlich, wofür nicht zuletzt aufgeschobene ­Investitionen aufgrund der wirtschaftlich unsicheren Situation maßgeblich sein dürften. Das Kreditwachstum nichtfinanzieller Unternehmen stieg im Jahr 2020 – nicht zuletzt aufgrund zahlreicher Hilfsmaßnahmen – im April auf einen Höchstwert und sank danach bis zum ­Jahresende wieder auf das Niveau vor der Pandemie. Zusätzlich unterstützte der österreichische Bankensektor die inländischen Unternehmen und Haushalte mit Kreditstundungen in Milliarden­höhe.

Vermehrt negative Zinssätze bei Unternehmenseinlagen

Seit Ausbruch der COVID-19- Pandemie im Jahr 2020 kam es sowohl in Österreich als auch in anderen Euroraum-Ländern zu einem verstärkten Auftreten negativer Zinssätze auf Unternehmenseinlagen. Erstmals erreichten im Dezember 2020 auch täglich fällige Unternehmenseinlagen in Österreich einen geringfügig ­negativen Wert (–0,002%). Der Zinssatz für kurzfristig neu veranlagte Unternehmens­einlagen mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr lag in Österreich bereits seit ­Oktober 2019 durchgehend im negativen Bereich und wies im Februar 2021 einen kapitalgewichteten Durchschnittszinssatz von –0,14% auf. Das Phänomen negativer Einlagen­zinssätze war im Euroraum insgesamt sehr weit verbreitet. So lag der ­kapitalgewichtete Durchschnittszinssatz täglich fälliger Unternehmenseinlagen im gesamten Euroraum im Februar 2021 bei –0,01%, jener von neuen Einlagen mit vereinbarter Laufzeit von bis zu einem Jahr bei –0,22%. In Deutschland beliefen sich im Februar 2021 die negativen Zinssätze für kurzfristig neu vergebene Unternehmenseinlagen im Aggregat auf –0,26%. Trotz einer stärkeren Verbreitung von negativen Zinssätzen stiegen Unternehmenseinlagen bei Banken im Februar 2021 sowohl in Österreich (18,6%) als auch im Euroraum (19,3%) weiterhin deutlich an, wofür nicht zuletzt aufgeschobene Investitionen aufgrund der wirtschaftlich unsicheren Situation maßgeblich sein dürften. Hinsichtlich der Wachstumsraten von Unternehmensanleihen sind von den großen Euroraum-Ländern insbesondere Frankreich (27,1%) und Italien (28,8%) hervorzuheben.

Auf Spareinlagen privater Haushalte sind negative Einlagenzinssätze in Österreich aufgrund eines OGH-Urteils nicht möglich. Der Zinssatz für neue Einlagen mit einer vereinbarten Laufzeit wies im Februar 2021 einen Wert von 0,23% auf, der Euroraum-Vergleichswert lag bei 0,28%. In Österreich kam es damit in den letzten zwölf Monaten zu keinen weiteren Zinssatzsenkungen beim Einlagen­neugeschäft privater Haushalte. Ob und in welchem Ausmaß sich aktuelle Marktentwicklungen (Rückzug aus dem Privatkundengeschäft einer großen Direktbank) in den Aggregaten niederschlagen, werden die Daten für März 2021 zeigen.

In Grafik 1 sind zwei Liniendiagramme zu sehen, wobei das linke Diagramm das Einlagenwachstum von ansässigen nichtfinanziellen Unternehmen in der Periode von Dezember 2017 bis Februar 2021 zeigt. Die Skala der y-Achse reicht von 0 bis 35 Prozent und es werden vier verschiedenfarbige Linien für Österreich, Deutschland, den Euroraum und Frankreich dargestellt. Die Prozentergebnisse für Österreich sind: Dezember 2017: 7,49; Dezember 2018: 5,49; Dezember 2019: 5,22; Dezember 2020: 19,69 und Februar 2021: 18,64. Dabei ist das Wachstum im Jahr 2020 im Euroraum ähnlich dem von Österreich, während jenes von Frankreich deutlich höher und das von Deutschland niedriger ist. Das rechte Diagramm beschreibt die Zinssätze (in Prozent) des Neugeschäfts von Einlagen mit vereinbarter Laufzeit von bis zu einem Jahr von März 2016 bis Februar 2021, wobei sich hier die y-Achse im Bereich von minus 0,6 bis 0,6 befindet. Dargestellt sind die Werte von Österreich, Deutschland, dem Euroraum sowie dem 3-Monats-Euribor. Der Zinssatz von Österreich war im März 2016 bei 0,226; im März 2018 bei 0,078; im März 2020 bei minus 0,088 und Februar 2021 bei minus 0,217. Quelle: OeNB. EZB.

Hilfsmaßnahmen unterstützen Kreditwachstum bei Unternehmen

Die Kreditentwicklung nichtfinanzieller Unternehmen wurde deutlich vom Ausbruch der COVID-19-Pandemie und den daraus folgenden Unterstützungsmaßnahmen beeinflusst. Sowohl in Österreich als auch im Euroraum kam es dadurch zu einer deutlichen Ausweitung des Kreditwachstums bei Unternehmen. Nachdem dieses in Österreich im April 2020 7,2% erreichte (im Februar 2020 war es noch bei 5,4% gelegen), sank das Kreditwachstum bis Ende des Jahres 2020 wieder auf das Niveau vor der Pandemie und lag im Februar 2021 bei 5,5%. Die Abschwächung des Kreditwachstums in Österreich war insbesondere auf geringere Neukredit­vergaben bei kurzfristigen Großkrediten über 1 Mio EUR zurückzuführen. Im Euroraum war die Dynamik, von der das Kreditwachstum durch die Pandemie erfasst wurde, noch stärker. Das entsprechende Kreditwachstum stieg – getrieben vor allem durch die Entwicklungen in Spanien, Italien und Frankreich – von 3,0% (Februar 2020) auf 7,4% im Mai 2020 an. Anders als in Österreich blieb das ­Kreditwachstum von nichtfinanziellen Unternehmen im Euroraum auch in weiterer Folge auf diesem hohen Niveau und lag schlussendlich im Februar 2021 bei 7,1%.

Dass die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen bei den Unternehmen angekommen sind, zeigt sich aufgrund der seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie deutlich höheren Neukreditvergaben bis 1 Mio EUR. Speziell in der Kategorie
mit einer Laufzeit von ein bis fünf Jahren – in diese Kategorie fallen Kredite mit staatlichen Überbrückungsgarantien bis 500 Tsd EUR, einer Laufzeit von maximal fünf Jahren und einem Zinssatz von 0,0% – waren die Neukreditvergaben in den zwölf Monaten bis Februar 2021 mit ca. 3 Mrd EUR besonders hoch (2019:
1,4 Mrd EUR). In Summe wickelten österreichische Banken seit Ausbruch der Pandemie bis inklusive Februar 2021 Kredite mit COVID-19-Bezug und staatlichen Garantien in Höhe von 6,9 Mrd EUR ab.

Neben der Mitwirkung an den staatlichen Garantieprogrammen stundete der österreichische Bankensektor in den letzten zwölf Monaten Unternehmen und Haushalten Kredite in Milliardenhöhe. Der Anteil der im Zuge der Pandemie ­gestundeten Kredite am gesamten aushaftenden Kreditvolumen privater Haushalte und nichtfinanzieller Unternehmen erreichte im Juni 2020 mit rund 9% seinen Höchstwert. Dabei wurden von österreichischen Banken rund 206.000 Kredite mit einem Kreditvolumen von rund 30,6 Mrd EUR gestundet. Bis Februar 2021 ging das gestundete Kreditvolumen auf 8,4 Mrd EUR zurück, wobei 5,1 Mrd EUR auf Kredite an den Unternehmenssektor und 3,3 Mrd EUR auf Kredite an private Haushalte entfielen.

Grafik 2 beschreibt den Bestand an gestundeten Krediten ab Mai 2020 bis Februar 2021 in einem Flächendiagramm, das in nichtfinanzielle Unternehmen und private Haushalte unterteilt ist. Die y-Achse reicht von 0 bis 35, in Milliarden Euro angegeben. Folgende Ergebnisse sind dargestellt: Juni 2020: nichtfinanzielle Unternehmen: 14,1; private Haushalte 16,5; Februar 2021: nichtfinanzielle Unternehmen: 5,1; private Haushalte: 3,3. Quelle: OeNB.

Die Zinskonditionen für neue Kredite an nichtfinanzielle Unternehmen änderten sich sowohl in Österreich als auch im Euroraum bei Großkrediten über 1 Mio EUR kaum. Der kapitalgewichtete Durchschnittszinssatz lag in Österreich im Februar 2021 in diesem Segment mit 1,31% weiterhin über dem Euroraum-Durchschnitt von 1,18%. Geringere Kreditzinssätze waren hingegen bei Krediten bis 1 Mio EUR zu beobachten. Der kapitalgewichtete Durchschnittszinssatz für neue Kredite bis 1 Mio EUR wies im Februar 2021 mit 1,57% einen um 17 BP (Basispunkte) geringeren Wert als im Vorjahr auf und lag damit auch unter dem Euroraum-Durchschnitt von 1,79%. Im Juni 2020 – kurz nach Ausbruch der Pandemie – ­erreichte der entsprechende Zinssatz in Österreich mit 1,33% seinen historischen Tiefststand. Ausschlaggebend dafür war der zu diesem Zeitpunkt bestehende hohe Anteil an staatlich garantierten Überbrückungsfinanzierungen bis 500 Tsd EUR und Zinssätzen von 0%.

Stabiles Kreditwachstum bei privaten Haushalten

Anders als bei nichtfinanziellen Unternehmen hatte der Ausbruch der COVID-19-Pandemie – in Summe betrachtet – nur einen geringen Einfluss auf das Kreditwachstum privater Haushalte, sowohl in Österreich als auch im Euroraum. Im Februar 2020 lag das Kreditwachstum in Österreich – vor allem getrieben durch das hohe Wachstum bei Wohnbaukrediten (5,9%) – noch bei 4,3%. In den ­darauffolgenden Monaten war eine geringe Abschwächung des Kreditwachstums, insbesondere durch die deutlich rückläufige Entwicklung bei Konsumkrediten, ­erkennbar. Mit insgesamt 3,5% wies das Kreditwachstum privater Haushalte im Februar 2021 jedoch weiterhin einen stabilen Wert auf. Während Konsumkredite im Februar 2021 um 6,6% im Jahresvergleich zurückgingen, lag das Kreditwachstum bei Wohnbau- bzw. sonstigen Krediten 7 – die mit 70% bzw. 21% den größten Anteil am gesamten Kreditvolumen privater Haushalte in Österreich ausmachten – mit 5,8% bzw. 1,2% in einem ähnlich hohen Bereich wie vor Ausbruch der ­Pandemie. Ausschlaggebend für das rückläufige Wachstum bei Konsumkrediten dürften vor allem die eingeschränkten Konsummöglichkeiten, aber auch die gestiegene Vorsicht aufgrund von wirtschaftlich unsicheren Aussichten sein. Die negative Entwicklung bei Konsumkrediten war bei den Neukreditvergaben, die in den ­letzten zwölf Monaten bis Februar 2021 um 18% geringer als im Vergleichszeitraum des Vorjahres ausfielen, noch deutlicher erkennbar.

Im Euroraum insgesamt lag das Kreditwachstum privater Haushalte im Februar 2021 mit 3,0% ebenfalls geringfügig unter jenem Wert, der vor Ausbruch der Pandemie zu verzeichnen gewesen war (Februar 2020: 3,7%). Ähnlich wie in ­Österreich zeigten sich Veränderungen im Kreditwachstum vor allem bei Konsum­krediten. Im Februar 2021 waren diese im Euroraum mit 3,0% rückläufig, ­während sich das Kreditwachstum für Wohnbauzwecke auf dem Niveau des ­Vorjahres (4,5%) befand.

Höhere Kundenzinssätze bei Konsumkrediten

Der kapitalgewichtete Durchschnittszinssatz für neu vergebene Konsumkredite ist in Österreich – anders als in den meisten Euroraum-Ländern – in den letzten zwölf Monaten um 58 BP angestiegen und lag im Februar 2021 bei 5,62%. Während die Zinskonditionen in diesem Segment über lange Jahre hinweg unter dem Euroraum-Durchschnitt lagen, hat sich das Bild seit Sommer 2020 – aufgrund von rückläufigen Kreditzinssätzen im Euroraum – gedreht. Der kapitalgewichtete Durchschnittszinssatz für neue Konsumkredite lag im Euroraum im Februar 2021 mit 5,23% unter dem Vergleichswert für Österreich. Insbesondere Frankreich wies im Jahresvergleich geringere Zinssätze auf: Im Februar 2021 lag der entsprechende Wert mit 3,46% deutlich unter jenem des Euroraum-Durchschnitts. Aber auch in anderen Euroraum-Ländern gingen die Zinskonditionen für Konsumkredite im Jahresvergleich zurück, wie zum Beispiel in Deutschland (–14 BP auf 5,67%) oder Spanien (–49 BP auf 6,35%).

Eine andere Entwicklung wiesen die Kreditzinssätze neuer Wohnbaukredite auf, welche in Österreich seit Ausbruch der Pandemie weiterhin rückläufig waren (–21 BP auf 1,18%) und sich auch unter dem Euroraum-Durchschnitt von 1,33% befanden. Auffallend war, dass in Österreich auch die Zinssätze mit sehr langen Zinsbindungen weiter zurückgingen und sich dadurch im Februar 2021 erstmal seit 2014 mit 1,33% ein Wert ergab, der genau im Euroraum-Durchschnitt lag. Der Zinssatz für Kredite mit anfänglicher Zinsbindung von bis zu einem Jahr ­(inklusive variabel verzinsten Krediten) wies im Februar mit 0,94% (–23 BP) erstmals einen Wert von unter 1% auf. Variabel verzinste Kredite haben in Österreich weiterhin einen hohen Anteil und sind auch der Grund dafür, dass der gesamte kapitalgewichtete Durchschnittszinssatz für neue Wohnbaukredite mit 1,18% unter jenem des Euroraum-Durchschnitts lag (1,33%).

Grafik 3 zeigt die Zinssätze für das Kreditneugeschäft, unterteilt in zwei Liniendiagrammen ab Februar 2011 bis Februar 2021. Das linke Diagramm stellt die Höhe der Zinssätze der Konsumkredite in Prozent dar, die von 0 bis 9 reicht. Es gibt vier farblich unterschiedliche Linien, jeweils eine für Österreich, Frankreich, den Euroraum sowie Italien. Die Periodenergebnisse für Österreich sind, jeweils im Monat Februar: 2011: 4,99; 2013: 4,603; 2015: 4,842; 2017: 5,164; 2019: 5,171; 2021: 5,567. Das rechte Diagramm zeigt die Höhe der Zinssätze der Wohnbaukredite in Prozent von Österreich und dem Euroraum sowohl mit bis zu einjähriger als auch über zehnjähriger Bindungsfrist an. Hier liegt die y-Achse zwischen 0 und 6. Die Ergebnisse für Österreich sind, auch jeweils im Februar: 2011: 2,708 für bis zu einem Jahr und 5,265 ab zehn Jahren; 2013: 2,391 und 3,822; 2015: 2,016 und 2,622; 2017: 1,791 und 2,250; 2019: 1,469 und 2,194; 2021: 0,937 und 1,332. Quelle: OeNB. EZB.

6 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Außenwirtschaft, Finanzierungsrechnung und Monetär­statistiken, klaus.formanek@oenb.at.

7 Bei Krediten für sonstige Zwecke handelt es sich zu einem Großteil um Kredite an selbstständig Erwerbstätige für Geschäftszwecke.

Starke Beteiligung der österreichischen Banken an attraktiven Refinanzierungsgeschäften des Eurosystems

Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft vom April 2021 8

Gerald Hubmann 9

Seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie hat das Eurosystem verstärkt Maßnahmen ergriffen, um den Banken vermehrt finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen sowie um Stabilität und günstige Finanzierungsbedingungen für die Wirtschaft zu sichern. Die verfügbare Liquidität im österreichischen Bankensektor ist dadurch seit Juni 2020 deutlich gestiegen. Sie wurde von den Banken bereits für die Kreditvergabe verwendet und steht auch weiterhin dafür zur Verfügung.

Die gezielten längerfristigen Refinanzierungsoperationen des Eurosystems – eine Möglichkeit für Banken einen Kredit bei einer Zentralbank des Eurosystems zu nehmen –, die eine Laufzeit von bis zu drei Jahren haben, wurden von den österreichischen Banken sehr gut angenommen. Auch an der jüngsten Operation im März 2021 haben sie sich breit beteiligt. Als Teilnahmegründe nannten die Banken im Rahmen der Umfrage einerseits die attraktiven Bedingungen und andererseits Vorsichtsmotive (letzteres vor allem bzgl. der Operation im Juni 2020). Die erhaltenen finanziellen Mittel wurden und werden von den Banken sowohl für die Kreditvergabe an Unternehmen und Haushalte als auch für die eigene Refinanzierung verwendet. Teile der abgerufenen Mittel werden von den Banken als Reserven beim Eurosystem gehalten.

In dieser Befragungsrunde wurden die Banken auch wieder um ihre Einschätzung des ­negativen Zinssatzes der EZB-Einlagefazilität gebeten. Die Antworten der befragten Banken fokussieren auf die damit einhergehende Belastung ihrer Ertragslage, den Rückgang der Kredit­zinsen und die Verengung der Kreditmargen. Das zweistufige System für die Verzinsung von Überschussliquidität wird von den Banken begrüßt, weil es die negativen Auswirkungen auf ihre Ertragslage dämpft. Die Banken haben ihre Einlagenzinsen aufgrund des negativen Zinssatzes der EZB-Einlagefazilität gesenkt (bei Unternehmen stärker als bei privaten Haushalten, teilweise Verrechnung von negativen Zinsen auf Unternehmenseinlagen).

Angebot und Nachfrage im Kreditgeschäft mit Unternehmen und privaten Haushalten blieben im ersten Quartal 2021 weitgehend unverändert. 2020 war es zu angebotsseitigen Verschärfungen aufgrund der geänderten Risikoeinschätzung der Banken gekommen – sowohl für Unternehmenskredite als auch für Kredite an private Haushalte. Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten zur Aufrechterhaltung von Betrieb und Zahlungsfähigkeit während der Krise ist 2020 stark gestiegen, der Finanzierungsbedarf für Anlageinvestitionen nahm hingegen ab.

Gemäß den Angaben der Banken sinkt infolge der COVID-19-Pandemie das Eigenkapital von KMUs. Große Unternehmen sind überwiegend gut durch die Krise gekommen; sie haben durchwegs eine stärkere Eigenkapitalbasis als KMUs. Eine verbesserte bzw. wiederhergestellte Eigenkapitalausstattung führt – laut Einschätzung der befragten Banken – per se nicht zu mehr Investitionen und einer höheren Kreditnachfrage. Allerdings ermöglicht eine bessere Eigenkapitalausstattung grundsätzlich eine höhere Fremdkapitalaufnahme und mehr Investitionen. Das kann bei Vorhandensein von Wachstumsimpulsen einen Aufschwung unterstützen. Die Banken betonen, dass für die Kreditvergabe schlussendlich die Fähigkeit, den Kredit ­zurückzahlen zu können, ausschlaggebend ist. Eigenkapital ist hier nur ein Faktor unter mehreren.

Die Entwicklungen im Kreditgeschäft sind immer auch vor dem allgemeinen ­konjunkturellen Hintergrund zu beurteilen und sind demnach seit März 2020 stark von den Folgen der COVID-19-Pandemie beeinflusst. Das reale BIP Österreichs ist im Jahr 2020 laut Statistik Austria um 6,6% gesunken. Die jüngsten – und mit großen Unsicherheiten behafteten – Wirtschaftsprognosen von WIFO und IHS erwarten einen kräftigen Aufschwung erst für 2022 (Prognosewerte für das reale BIP-Wachstum 2021 von 1,5% bis 2,6%, 2022 von 4,3% bis 4,7%). Die Wirtschaftsentwicklung ist vom Verlauf der Pandemie und den gesundheitspolitischen Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung bestimmt und kann zeitnah mit dem wöchentlichen BIP-Indikator der OeNB 10 verfolgt werden.

Abschnitt 1 behandelt das Kreditgeschäft der Banken mit Unternehmen, ­Abschnitt 2 das Wohnbaukreditgeschäft mit privaten Haushalten. In Abschnitt 3 geht es um Konsumkredite und sonstige Kredite an private Haushalte, in Abschnitt 4 um die Refinanzierungssituation der Banken. Abschnitt 5 hat die Auswirkungen der unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems zum Thema. Eng damit verbunden widmet sich Abschnitt 6 den Auswirkungen von Negativzinsen. Vorab erfolgt der wichtige Hinweis, dass die Geldpolitik auf den Euroraum ins­gesamt ausgerichtet ist. Ihre generelle Wirksamkeit kann daher nicht anhand der hier präsentierten Österreich-Ergebnisse bewertet werden. Schließlich behandelt Abschnitt 7 als Sonderthema die Auswirkungen von Eigenkapitalausstattung der Unternehmen auf Kreditangebot und Kreditnachfrage.

Punktuelle Umfrageergebnisse für die einzelnen Quartale sind den ­Tabellen 1 bis 3 zu entnehmen. Grafik 1 zeigt längerfristige Trends bei den ­Quartalsveränderungen. Grafik 2 stellt die langfristige Entwicklung der Zinsen für Neukredite in Österreich und des allgemeinen Zinsniveaus dar, Grafik 3 die langfristige Entwicklung der Bankeinlagen von Unternehmen und Haushalten in Österreich. Grafik 4 illustriert die Forderungen und Verbindlichkeiten der österreichischen Banken gegenüber dem Eurosystem. Kasten 1 am Ende des Artikels enthält Erläuterungen.

1 Nur wenig Änderungen im Kreditgeschäft mit Unternehmen im ersten Quartal 2021

Im Jahr 2020 kam es zu auffälligen Brüchen und Änderungen von Entwicklungen im Kreditgeschäft. 11 Unter anderem haben die Banken durch die geänderte Risikosituation ihre Kreditangebotspolitik vorsichtiger gestaltet. Für das erste Quartal 2021 wurden von den befragten Banken kaum Änderungen im Kreditgeschäft mit ­Unternehmen berichtet. Angebot und Nachfrage verharrten auf dem Niveau des vierten Quartals 2020.

Die Kreditrichtlinien blieben im ersten Quartal 2021 weitgehend unverändert, ­nachdem die Banken im zweiten Halbjahr 2020 Verschärfungen aufgrund der ­Risikosituation vorgenommen hatten. In den Jahren zuvor bzw. seit 2015 war es nur vereinzelt zu Verschärfungen der Richtlinien gekommen. Auch für das zweite Quartal 2021 erwarten die befragten Banken kaum Änderungen der Richtlinien (siehe Tabelle 1 und Grafik 1 12 ).

Im Laufe des Jahres 2020 kam es allerdings zu zunehmenden Verschärfungen der Kreditbedingungen für Unternehmenskredite, die hauptsächlich mit der ­Risikosituation aber auch mit Refinanzierungskosten und bilanziellen Restriktionen begründet wurden. Die Wettbewerbssituation war 2020 für Änderungen der ­Bedingungen hingegen unwesentlich. Vor allem die Margen (Aufschläge auf ­Referenzzinsen, wie z. B. den Euribor, ergeben zusammen mit den Referenzzinsen die Kreditzinsen) wurden laufend erhöht (verschärft) – jene für risikoreichere ­Kredite stärker als jene für durchschnittliche Kredite. Auch bei anderen Kreditbedingungen wurden die Banken restriktiver, wie etwa bei der Höhe von Krediten oder Kreditrahmen (Reduktion) oder bei den Erfordernissen für Sicherheiten ­(Erhöhung). Im ersten Quartal 2021 haben die Banken die Margen für durchschnittliche Unternehmenskredite aufgrund der Wettbewerbssituation hingegen wieder leicht gesenkt (Lockerung der Margen). Abgesehen davon blieben die Kreditbedingungen im ersten Quartal 2021 jedoch weitgehend unverändert.

Auch nachfrageseitig gab es im ersten Quartal 2021 keine nennenswerten Änderungen. Kleine und mittlere Unternehmen fragten etwas weniger Kredite nach als im ­Vorquartal. Ebenso ist die Nachfrage nach kurzfristigen Krediten leicht gesunken. Die Gesamtnachfrage hat sich im Vergleich zum vierten Quartal 2020 aber kaum geändert. Für das zweite Quartal 2021 wird hingegen eine höhere Kreditnachfrage erwartet – sowohl von großen Unternehmen als auch von KMUs, ebenso wird ein Anstieg der Nachfrage nach langfristigen Krediten erwartet, nicht jedoch nach kurzfristigen Krediten.

Im ersten Halbjahr 2020 kam es aufgrund des hohen Liquiditätsbedarfs der Unternehmen zur Aufrechterhaltung ihrer Zahlungsfähigkeit und ihres Betriebs infolge der Krise zu starken Nachfragesteigerungen. Im dritten Quartal 2020 stieg die Nachfrage noch leicht, im vierten Quartal 2020 ging sie etwas zurück. Gemäß Angaben der befragten Banken nahm der Finanzierungsbedarf für Anlageinvestitionen (ein Faktor der Nachfrageentwicklung) über das gesamte Jahr 2020 hinweg ab – besonders im zweiten Quartal.

Bei genauerer Betrachtung der Umfrageergebnisse ist die stabile Entwicklung der Gesamtnachfrage im ersten Quartal 2021 nicht auf das weitgehende Fehlen von Änderungsimpulsen zurückzuführen, sondern auf das Vorhandensein von ­Faktoren, die die Kreditnachfrage in entgegengesetzte Richtungen beeinflusst ­haben. So gab es z. B. sowohl Berichte über gestiegenen als auch gesunkenen ­Finanzierungsbedarf für Anlageinvestitionen 13 oder über unterschiedliche ­Wirkungsweisen der Nutzung von alternativen Finanzierungsmöglichkeiten durch Unternehmen auf die Kreditnachfrage. 14

Tabelle 1: Kredite oder Kreditrahmen für Unternehmen  
Saldo aus positiven und negativen Antworten,2 Antworten von 7 bzw. 8 Banken
2017 2018 2019 2020 2021
Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2
Kreditrichtlinien (Lockerung = positiv, Verschärfung = negativ)
Unternehmen gesamt 0 1 –1 1 0 –1 0 0 –1 0 0 –1 –1 –1 –3 –3 0 1
Kredite an kleine und mittlere Unternehmen 0 0 –1 0 0 –1 0 0 –1 0 0 –1 0 –1 –2 –2 –1 0
Kredite an große Unternehmen 0 1 –1 1 0 1 0 0 –1 0 0 –1 –1 –1 –3 –2 1 1
Kurzfristige Kredite (Laufzeit bis zu einem Jahr) 0 1 –1 1 0 0 0 0 0 1 0 –1 0 –1 –3 –2 0 1
Langfristige Kredite (Laufzeit über ein Jahr) 0 1 –1 1 0 –1 0 0 –1 0 0 –1 –1 –1 –3 –3 0 1
Kreditbedingungen insgesamt (Lockerung = positiv, Verschärfung = negativ)
Unternehmen gesamt 1 0 1 0 1 1 0 0 –1 1 1 2 –2 –3 –2 –2 –1 ..
Kredite an kleine und mittlere Unternehmen 1 0 1 0 1 –1 0 0 –1 0 1 1 –2 –2 –2 –2 –1 ..
Kredite an große Unternehmen 1 1 1 0 2 1 1 0 0 2 1 2 –1 –3 –2 –1 –1 ..
Margen für durchschnittliche Kredite (Lockerung/geringere Marge = positiv, Verschärfung/höhere Marge = negativ)
Unternehmen gesamt 4 3 3 0 3 3 1 0 1 2 4 3 –3 –3 –3 –1 2 ..
Kredite an kleine und mittlere Unternehmen 3 3 1 0 1 2 0 0 1 2 4 2 –1 –2 –3 –1 2 ..
Kredite an große Unternehmen 4 3 4 1 3 4 2 1 0 2 5 3 –3 –5 –3 0 3 ..
Margen für risikoreichere Kredite (Lockerung/geringere Marge = positiv, Verschärfung/höhere Marge = negativ)
Unternehmen gesamt 0 0 0 –1 0 0 –1 0 –1 0 0 1 –4 –6 –4 –3 –1 ..
Kredite an kleine und mittlere Unternehmen 0 0 0 –1 –1 –1 –1 0 –1 0 0 0 –2 –4 –5 –3 –1 ..
Kredite an große Unternehmen 1 1 0 –1 0 0 –1 0 –1 0 0 2 –4 –6 –4 –2 –1 ..
Genehmigte Kreditanträge (gestiegen = positiv, gesunken = negativ)
Anteil bezogen auf das Gesamtvolumen –1 1 –2 0 0 0 –2 –1 –1 –1 –2 –1 0 0 –3 –1 0 ..
Kreditnachfrage (gestiegen = positiv, gesunken = negativ)
Unternehmen gesamt 4 3 2 4 4 5 2 3 –2 0 –1 1 5 6 2 –2 –1 2
Kredite an kleine und mittlere Unternehmen 3 1 2 3 3 3 1 3 –2 –1 –1 1 3 4 0 –3 –2 2
Kredite an große Unternehmen 4 2 2 3 2 5 3 3 –1 1 0 1 5 7 2 –2 –1 2
Kurzfristige Kredite (Laufzeit bis zu einem Jahr) 1 2 0 3 2 3 0 2 0 2 1 1 6 5 1 –3 –2 0
Langfristige Kredite (Laufzeit über ein Jahr) 5 4 6 6 5 6 4 3 –1 –1 –1 2 1 6 2 –1 0 3
Quelle: OeNB.
1 Die letzte Spalte enthält die Erwartungen der Banken für das angegebene nächste Quartal.
2 Die Bezeichnungen „positiv“ und „negativ“ dienen der Richtungsangabe und sind in diesem Zusammenhang als wertfrei zu verstehen.

2 Weitgehend stabile Entwicklungen im Geschäft mit Wohnbaukrediten an private Haushalte

Im ersten Quartal 2021 blieben die Kreditrichtlinien für Wohnbaukredite an ­private Haushalte unverändert (siehe Tabelle 2 und Grafik 1). 2020 kam es zu leichten ­Verschärfungen der Richtlinien, die mit der Risikosituation begründet wurden. Die Entwicklung im Jahr 2020 ist jedoch im Vergleich zur Entwicklung in den Vorjahren nicht auffällig, da es aus Risikogründen seit dem zweiten Quartal 2018 immer wieder zu leichten Verschärfungen der Richtlinien für Wohnbaukredite ­gekommen war. Für das zweite Quartal 2021 werden weiterhin unveränderte Richtlinien erwartet.

Auch hinsichtlich der Kreditbedingungen für Wohnbaukredite wurden für das erste Quartal 2021 keine Besonderheiten berichtet. Im Unterschied zur ­Entwicklung bei den Richtlinien hatten die wirtschaftlichen Folgen der COVID-19-Pandemie im Laufe des Jahres 2020 allerdings zu auffälligen Verschärfungen der Kreditbedingungen geführt. Vor allem die Margen wurden mehrmals erhöht (verschärft). Die Banken begründeten dies hauptsächlich mit einer geänderten ­Risikosituation sowie mit Refinanzierungskosten und bilanziellen Restriktionen.

Die Nachfrage nach Wohnbaukrediten war – infolge des niedrigen Zinsniveaus (siehe Grafik 2) – vom dritten Quartal 2019 bis zum dritten Quartal 2021 fast durchgehend gestiegen. Im vierten Quartal 2020 sowie im ersten Quartal 2021 wurden kaum Änderungen verzeichnet; auch für das zweite Quartal wird mit einer weitgehend unveränderten Kreditnachfrage gerechnet.

Tabelle 2: Kredite an private Haushalte  
Veränderung im jeweiligen Quartal,1 Ergebnisse für Österreich
Saldo aus positiven und negativen Antworten,2 Antworten von 7 Banken
2017 2018 2019 2020 2021
Wohnbaukredite Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2
Kreditrichtlinien 0 –1 1 –1 0 –2 –1 0 –2 –2 –1 –1 0 –2 –1 –1 0 0
Kreditbedingungen insgesamt 0 –1 1 0 1 –2 0 0 0 0 0 –1 0 –1 –1 –1 0 ..
Margen für durchschnittliche Kredite 1 2 2 1 2 1 2 1 2 2 3 1 0 –2 0 –4 0 ..
Margen für risikoreichere Kredite 0 0 –1 –1 –1 –1 –1 0 0 0 0 0 –2 –3 –1 –2 –1 ..
Genehmigte Kreditanträge
(Anteil bezogen auf das Gesamtvolumen)
–1 0 0 0 0 –2 0 0 –1 –1 0 0 0 0 0 0 0 ..
Kreditnachfrage 2 2 3 1 1 0 –1 –1 1 1 2 2 3 –1 2 0 1 1
Konsumkredite und sonstige Kredite
Kreditrichtlinien 0 0 1 –1 1 –1 0 –1 0 –2 –2 –1 0 –3 –2 –3 –1 –1
Kreditbedingungen insgesamt 0 0 0 –1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 –1 –1 –2 0 ..
Margen für durchschnittliche Kredite 0 0 –1 1 0 0 0 1 0 0 1 1 0 –1 –1 –1 0 ..
Margen für risikoreichere Kredite 0 0 –1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 –2 –2 –1 –2 –1 ..
Genehmigte Kreditanträge
(Anteil bezogen auf das Gesamtvolumen)
0 1 1 1 1 0 0 0 0 1 –1 –1 0 –3 –3 –1 –1 ..
Kreditnachfrage 2 3 0 0 –1 0 0 0 1 0 1 0 0 –4 –1 0 0 0
Quelle: OeNB.
1 Die letzte Spalte enthält die Erwartungen der Banken für das angegebene nächste Quartal.
2 Die Bezeichnungen „positiv“ und „negativ“ dienen der Richtungsangabe und sind in diesem Zusammenhang als wertfrei zu verstehen. Positiv = Lockerung von Richtlinien, Bedingungen
und Margen (geringere Margen), Anstieg der genehmigten Kreditanträge, Anstieg der Nachfrage; negativ = umgekehrte Entwicklungen.

3 Unauffälliges erstes Quartal 2021 bei Konsum- und sonstigen Krediten an private Haushalte nach restriktivem Jahr 2020

Nach einem Jahr mit Verschärfungen bei der Angebotspolitik beließen die Banken die Kreditrichtlinien und Kreditbedingungen für Konsum- und sonstige Kredite an private Haushalte im ersten Quartal 2021 weitgehend unverändert (siehe ­Tabelle 2 und Grafik 1). Auch für das zweite Quartal 2021 werden kaum Richt­linienänderungen erwartet.

Im Jahr 2020 wurden die Richtlinien für Konsum- und sonstige Kredite ­aufgrund der Risikosituation laufend verschärft. Aus demselben Grund wurden die Margen für risikoreichere Konsum- und sonstige Kredite 2020 durchgehend ­erhöht (verschärft). Bei den Margen für durchschnittliche Konsum- und sonstige Kredite kam es 2020 nur vereinzelt zu Verschärfungen. 15 Neben den Margen wurden 2020 auch andere Kreditbedingungen für Konsum- und sonstige Kredite, die vor 2020 über Jahre hinweg nur vereinzelt geändert wurden, etwas verschärft (Erfordernisse für Sicherheiten, Kredithöhe).

Nachdem es im zweiten Quartal 2020 zu einem Nachfrageeinbruch bei den Konsum- und sonstigen Krediten gekommen war, gab es laut den befragten ­Banken nachfrageseitig in den folgenden drei Quartalen kaum Änderungen. Für das zweite Quartal 2021 wird eine ebenso unveränderte Nachfrage erwartet. Der auffällige Rückgang im zweiten Quartal 2020 wurde von den befragten Banken mit ­geringeren Ausgaben für langlebige Konsumgüter (PKW, Möbel usw.) 16 und gesunkenem ­Konsumentenvertrauen begründet. Für das erste Quartal 2021 wird eine unveränderte Nachfrage nach Konsum- und sonstigen Krediten erwartet.

4 Weiter verbesserte Refinanzierungsbedingungen für Banken

Die Refinanzierungssituation hat sich für die österreichischen Banken seit dem dritten Quartal 2020 laufend verbessert (siehe Tabelle 3 17 ). Durchgehende Verbesserungen gab es bei der Finanzierung über mittel- bis langfristige Anleihen. Am Geldmarkt kam es im dritten und vierten Quartal 2020 zu Verbesserungen für die Banken, im ersten Quartal 2021 blieb die Situation hier unverändert. Die Einlagen sind vor allem im vierten Quartal 2020 und im ersten Quartal 2021 gestiegen (siehe auch Grafik 3 18 ).

Im Ausblick auf das zweite Quartal 2021 erwarten die an der Umfrage teilnehmenden Banken einen weiteren, leichten Anstieg der Einlagen und eine weitere, leichte Verbesserung der Finanzierung über mittel- bis langfristige Anleihen.

In den ersten beiden Quartalen 2020 war es noch zu Verschlechterungen ­gekommen. Für die Zeit von 2017 bis 2019 hatten die Banken überwiegend ­Verbesserungen ihrer Refinanzierungssituation gemeldet.

Tabelle 3: Zugang der Banken zu ausgewählten Refinanzierungsquellen  
Veränderung im jeweiligen Quartal,1 Ergebnisse für Österreich
Saldo aus positiven und negativen Antworten,2 Antworten von 8 Banken
2017 2018 2019 2020 2021
Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2
Retail-Refinanzierung (Verbesserung = positiv, Verschlechterung = negativ)
Kurzfristige Einlagen (bis zu einem Jahr) 2 1 2 1 3 0 0 1 1 3 0 0 –1 2 1 4 2 2
Langfristige Einlagen (über ein Jahr) 0 1 1 –1 2 –1 –2 –1 0 –1 –2 0 –4 0 0 3 3 2
Unbesicherter Interbankengeldmarkt (Verbesserung = positiv, Verschlechterung = negativ)
Sehr kurzfristiger Geldmarkt (bis zu einer Woche) 2 1 2 1 2 0 1 0 1 0 0 0 –1 –1 2 2 0 0
Kurzfristiger Geldmarkt (über eine Woche) 2 1 1 0 2 0 1 0 0 0 0 0 –5 –2 2 2 0 0
Großvolumige Schuldtitel (Verbesserung = positiv, Verschlechterung = negativ)
Kurzfristige Schuldtitel3 0 2 2 1 1 0 0 0 1 0 0 0 –1 –1 0 1 0 0
Mittel- bis langfristige Schuldtitel 3 3 4 4 3 0 –1 –3 3 4 3 1 –4 –4 3 5 5 2
Quelle: OeNB.
1 Die letzte Spalte enthält die Erwartungen der Banken für das angegebene nächste Quartal.
2 Die Bezeichnungen „positiv“ und „negativ“ dienen der Richtungsangabe und sind in diesem Zusammenhang als wertfrei zu verstehen.
3 Antworten von 3 bis 6 Banken.

5 Auswirkungen der unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems

Seit 2015 werden die Banken im Rahmen dieser Umfrage halbjährlich zu den ­Auswirkungen der seit Oktober 2014 in verschiedenen Ausformungen laufenden Vermögensankaufprogramme des Eurosystems befragt (auch unter Berücksichtigung des Pandemie-Notfallankaufprogramms 19 ). Ebenso enthält die Umfrage ­halbjährlich Fragen zu den Auswirkungen des seit Mitte 2014 negativen Zinssatzes der EZB-Einlagefazilität, der die Untergrenze des Zinskorridors bildet und mit dem die Geldmarktzinsen im Gleichlauf gesunken sind. 20 Seit 2020 werden auch die Auswirkungen des zweistufigen Systems für die Verzinsung von Überschussreserven („Tiering“) erhoben. 21 Schließlich thematisiert die Umfrage auch die ­Neuauflage (dritte Reihe) der gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte des Eurosystems. 22

Die Programme zum Ankauf von Vermögenswerten haben seit 2018 zu Reduktionen der Bestände von Staatsanleihen des Eurosystems in den Aktiva der österreichischen Banken geführt. Die an der Umfrage teilnehmenden Banken berichten – nahezu durchgehend seit 2015 – einerseits von positiven Auswirkungen dieser ­Programme auf ihre ­Liquidität und ihre Finanzierungsbedingungen, andererseits aber auch von negativen Auswirkungen auf ihre Ertragslage aufgrund geschrumpfter Zinsergebnisse. Auf die Ertragsbelastung haben die Banken in der aktuellen – wie auch bereits in der ­vorletzten Umfragerunde (halbjährliche Fragestellung) – wieder sehr deutlich ­hingewiesen. Das Eigenkapital der Banken war bisher kaum von den Ankauf­programmen betroffen. Auch die Auswirkungen auf das Kreditangebotsverhalten der Banken und das vergebene Kreditvolumen waren bisher gering.

Sehr deutlich äußern sich die Banken zum negativen Zinssatz der EZB-Einlage­fazilität; sie berichten seit 2016 von für sie nachteiligen Auswirkungen auf ihr Zinsergebnis und damit auf ihre Ertragslage. Der negative EZB-Einlagensatz hat zum Rückgang der Kreditzinsen beigetragen – besonders bei Unternehmenskrediten und Wohnbaukrediten an private Haushalte, in geringerem Ausmaß auch bei Konsumkrediten und sonstigen Krediten an private Haushalte (siehe Grafik 2 23 ). Mit dem negativen EZB-Einlagenzinssatz geht ein Abwärtsdruck auf die Kreditmargen einher, der sich bei Unternehmens- und Wohnbaukrediten stärker niederschlägt als bei ­Konsum- und sonstigen Krediten. Zuletzt (viertes Quartal 2020, ersten Quartal 2021) gab es allerdings nur mehr einen deutlichen Abwärtsdruck auf die Margen für Wohnbaukredite, nicht jedoch in Bezug auf die Margen für Unternehmens­kredite sowie Konsum- und sonstige Kredite. Auf Kreditnebenkosten und das ­vergebene Kreditvolumen hatte der negative EZB-Einlagensatz bisher nur geringe Auswirkungen.

Die Banken haben seit dem vierten Quartal 2019 (für die Zeit davor wurden sie hierzu nicht befragt) ihre Einlagenzinsen aufgrund des negativen Zinssatzes der EZB-Einlagefazilität laufend gesenkt. Einlagen von Unternehmen waren davon ­stärker betroffen als Einlagen von privaten Haushalten. 24

Das zweistufige System für die Verzinsung von Überschussliquidität wird von den meisten Banken begrüßt, weil es die oben angesprochenen negativen Auswirkungen auf ihr Zinsergebnis und ihre Ertragslage dämpft. Auswirkungen des zweistufigen Systems auf die Kreditzinsen und die Zinsen für Kundeneinlagen wurden kaum gemeldet.

Die gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte (GLRG) werden von den Banken positiv beurteilt. Dies gilt auch für die dritte Reihe der gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte, die von den österreichischen Banken sehr gut angenommen wird. So gab es etwa eine breite Beteiligung der Banken am siebten Geschäft vom März 2021, die stärkste Beteiligung heimischer Banken wurde am vierten ­Geschäft vom Juni 2020 verzeichnet (siehe Grafik 4 25 ). Auch die beiden früheren Reihen dieser Geschäfte hatten großen Zuspruch gefunden. Als Teilnahmegründe führten die Banken vor allem die attraktiven Bedingungen dieser Geschäfte an; aber auch Vorsichtsmotive (Reduzierung/Vermeidung von Liquiditätsengpässen) spielten eine wichtige Rolle für die Teilnahme, insbesondere beim vierten Geschäft vom Juni 2020.

Die durch die Teilnahmen erhaltenen finanziellen Mittel wurden und werden von den Banken für die Kreditvergabe an Unternehmen und private Haushalte sowie für ­Refinanzierungszwecke (hier vor allem als Ersatz für Mittel aus der zweiten Reihe der GLRG) verwendet. Seit Mitte letzten Jahres werden große Teile der abgerufenen Mittel auch als Liquidität innerhalb des Eurosystems gehalten (siehe Grafik 4 26 ) und stehen so prinzipiell für eine künftige Kreditvergabe zur Verfügung. Die Banken schreiben den GLRG durchwegs positive Auswirkungen auf ihre finanzielle Situation zu – vor allem eine Stärkung ihrer Liquidität und ihrer Profitabilität. Auch ihre Refinanzierungsbedingungen am Markt und ihre Fähigkeit, Anforderungen der Banken­aufsicht und -regulierung zu erfüllen, haben sich durch die GLRG verbessert. Die Banken meldeten zudem expansive Effekte der GLRG auf das vergebene Kreditvolumen und leicht lockernde Einflüsse der GLRG auf die Bedingungen für Unternehmenskredite.

6 Kritische Sicht der Banken zu den Effekten der Negativzinsen auf ihr Geschäft

Eine nähere Betrachtung der Umfrageergebnisse und zusätzliche Informationen der teilnehmenden Banken zeigen die große Bedeutung des Themenkomplexes „Negativzinsen“ (negative Verzinsung der EZB-Einlagefazilität, negative Zinsen auf Kundeneinlagen bei den Banken) und „Überschussliquidität“ für ihre Geschäftsentwicklung. Neben die erwarteten und beabsichtigten Effekte der Geldpolitik des Eurosystems, die zur Stabilitätssicherung in der Krise derzeit wieder besonders gefordert ist, ­gesellen sich aus Sicht der Banken Nebenwirkungen (siehe auch Abschnitt 5).

Wie bereits erwähnt, ging mit der negativen Verzinsung der EZB-Einlagefazilität ein Abwärtsdruck auf die Margen für Kredite an Unternehmen und private Haushalte einher. Über Jahre hinweg sind die Kundeneinlagen gestiegen – vor allem die täglich fälligen (siehe Grafik 3, siehe auch weiter unten). Zuletzt dürfte auch die COVID-19-Pandemie diese Entwicklung bei den Einlagen gestützt haben. 27 Das Volumen der Kundeneinlagen kann von den Banken nur begrenzt beeinflusst ­werden. Eine Verrechnung von negativen Einlagenzinsen ist nur eingeschränkt möglich. Negative Zinsen auf Spareinlagen von privaten Haushalten sind in Österreich aufgrund eines OGH-Urteils untersagt. Negative Einlagenzinsen stoßen bei Kunden generell auf wenig Akzeptanz.

Auch die Teilnahme an den gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäften des Eurosystems (GLRG) und der Verkauf von Vermögenswerten an das Eurosystem im Rahmen der Ankaufprogramme des Eurosystems erhöht die Liquidität der Banken. Die – trotz hoher bereits vorhandener Liquidität – intensive Teilnahme der Banken an den GLRG ist auf die attraktiven Bedingungen dieser Geschäfte zurückzuführen. Die Kosten, die für die Banken für das Halten von Überschussliquidität beim Eurosystem (negative Verzinsung der Einlagefazilität) anfallen, setzen einen Anreiz zur Kreditvergabe an die Realwirtschaft. Darüber hinaus wird bei Erfüllung gewisser Voraussetzungen (hinsichtlich der Kreditvergabe) die erhaltene Liquidität aus den GLRG stärker negativ verzinst als die Einlagen beim Eurosystem, wodurch sich für die Banken ein Nettovorteil ergeben kann.

Kreditvergabe ist eine Möglichkeit für die Banken, überschüssige Liquidität, mit deren Einlage beim Eurosystem Kosten verbunden sind, abzubauen. Das treibt den Wettbewerb zwischen den Banken um Kreditnehmer an und resultiert in sinkenden Margen. Wohnbaukredite spielen eine besondere Rolle, weil sie bzgl. Risiko und bilanziellen ­Auswirkungen für die Banken grundsätzlich vorteilhafter sind.

Allerdings lässt die Beantwortung durch die teilnehmenden Banken darauf schließen, dass Banken recht unterschiedlich auf die Gegebenheiten reagieren, etwa auch mit Zurückhaltung beim Wettbewerb, was sich dann allerdings ­dämpfend auf die Entwicklung des Kreditvergabevolumens der Bank auswirkt. Einzelne Banken haben auch über gestiegene Margen aufgrund des negativen EZB-Einlagensatzes bzw. des gesunkenen Zinsniveaus berichtet (keine vollständige ­Weitergabe der gesunkenen Geldmarktzinsen an Unternehmenskreditkunden, vereinbarte Zinsuntergrenzen bei Krediten an Unternehmen). Die für die Banken nachteiligen Auswirkungen des negativen EZB-Einlagensatzes auf ihre Ertragslage würden aber überwiegen, weil auf der Seite der Kundeneinlagen negative Zinsen nur eingeschränkt verrechnet werden können.

Der negative Zinssatz der EZB-Einlagefazilität (Untergrenze des Zinskorridors und somit wichtiger Bestimmungsfaktor des Zinsniveaus) und andere unkonventionelle geldpolitische Maßnahmen des Eurosystems tragen indirekt zu einem Anstieg der Einlagen von Unternehmen und privaten Haushalten bei, weil das niedrige Zinsniveau andere ­Veranlagungsformen zunehmend unattraktiv gemacht hat. Auch längerfristige Veranlagungen rentieren mitunter negativ (z. B. zehnjährige österreichische Staatsanleihen). Kunden bevorzugen zudem die Flexibilität von täglich verfügbaren Einlagen gegenüber minimalen Zinsvorteilen bei anderen Veranlagungen mit Bindung und ­Risiko. Die nur eingeschränkte Weitergabe von negativen Zinsen auf Kundeneinlagen durch die Banken und das Auslaufen von bestehenden Veranlagungen fördern ­Umschichtungen zugunsten der Einlagen.

Eine Verrechnung von negativen Zinsen auf Einlagen von Unternehmen kann allerdings auch zu einer Reduktion der entsprechenden Einlagenvolumina bei ­manchen Banken und zu Verschiebungen von Liquidität innerhalb des Bankensektors führen. (Eine Umverteilung von Liquidität reduziert diese insgesamt natürlich nicht.) Vor allem größere Unternehmen reagieren mitunter schnell, ziehen Einlagen ab und setzen nunmehr auch verstärkt Eigenmittel zur Finanzierung ein, um negativen Zinsen für erhöhte Einlagen zu entgehen (infolge der Auszahlung von gewährten Krediten bei nicht sofortiger Verwendung der Mittel).

7 Eigenkapital von KMUs sinkt infolge der COVID-19-Pandemie, Stärkung der Eigenkapitalbasis kann Aufschwung nach der Krise unterstützen

Die Banken wurden in dieser Umfragerunde auch um ihre Einschätzungen zu den Auswirkungen von Eigenkapitalausstattung auf Kreditangebot und Kreditnachfrage gebeten. Gefragt wurde nach generellen Zusammenhängen und aktuellen Entwicklungen. 28

Hintergrund der Fragestellung sind die wirtschaftlichen Folgen der COVID-19-Pandemie, die die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen beeinflussen – eine Entwicklung von großer Relevanz für die Geldpolitik des Eurosystems. Mit der Umfrage über das Kreditgeschäft werden standardisiert Informationen zur ­Finanzierung von Unternehmen über Bankkredite erhoben. Doch auch die Eigenkapitalfinanzierung ist derzeit Gegenstand der Debatte.

Allgemein können Änderungen der Eigenkapitalgegebenheiten der Unternehmen ­Auswirkungen auf die Kreditvergabe der Banken haben, wobei die Banken negative Auswirkungen im Falle einer verschlechterten Eigenkapitalausstattung der Unternehmen stärker betonen als positive im umgekehrten Fall. Verringertes unternehmerisches Eigenkapital führt zur vermehrten Ablehnung von Kreditanträgen, verbessertes Eigenkapital kann die Kreditvergabe erleichtern. Zu möglichen Lockerungen der Kreditbedingungen (günstigere Kreditkonditionen für die Unternehmen) ­aufgrund von Eigenkapitalstärkungen äußern sich die Banken zurückhaltend. Vermindertes Eigenkapital würde allerdings zu verschärften Kreditbedingungen führen. Es wurde auch angemerkt, dass eine weitreichende Verschlechterung der Eigenkapital­situation von Unternehmen zu einer generellen Verschärfung der Kreditangebotspolitik der Banken führten könnte, die über Vergabeentscheidung und Konditionierung im Einzelfall hinausgeht.

Die Banken weisen allerdings darauf hin, dass schlussendlich die Fähigkeit, den Kredit zurückzahlen zu können, für die Kreditvergabe ausschlaggebend ist. Die Eigenkapitalsituation ist ein Bewertungsfaktor unter vielen und allein nicht entscheidend. (Z. B. schließen sich hohes Eigenkapital und eine schlechte Ertragslage oder ein schlechter Geschäftsausblick nicht aus. Eigenkapital ist nicht beliebig für laufende Zahlungen liquidierbar.)

Zu geringes bzw. (durch Verluste) reduziertes Eigenkapital kann zu einer höheren Kreditnachfrage von Unternehmen führen, um die Eigenkapitallücke mit Fremdkapital auszugleichen und einen gegebenen Finanzierungsbedarf zu decken. Von einer Bank wurde auch ein möglicher Nachfragerückgang aufgrund von Eigenkapitalschwäche und dadurch verminderte Wirtschaftsaktivität angesprochen. Ansonsten sehen die Banken wenig direkte Zusammenhänge zwischen der Eigenkapitalsituation der Unternehmen und der Kreditnachfrage.

Gemäß den Angaben der befragten Banken würde eine verbesserte Eigenkapital­ausstattung der Unternehmen per se nicht zu mehr Investitionen und zu mehr Kreditnachfrage führen. Allerdings ermöglicht mehr Eigenkapital grundsätzlich eine höhere Fremdkapitalaufnahme und damit mehr Investitionen. Dies kann bei Vorhandensein von Wachstumsimpulsen einen Aufschwung unterstützen. Eine der befragten Banken hat die Bedeutung von Eigenkapital für die Finanzierung von Investitionen unter ­besonderen Rahmenbedingungen hervorgehoben – etwa Großprojekte, Geschäftsmodellinnovationen oder Projekte mit unsicherem Ausgang, wie z. B. Forschungs- und Entwicklungsprojekte.

Nach aktuellen Entwicklungen befragt, geben die Banken an, dass die COVID-19-Pandemie (ihre wirtschaftlichen Folgen, fehlende Einnahmen und Verluste) zu einer Reduktion des Eigenkapitals von Unternehmen führt – vor allem von KMUs und in jenen Branchen, die von den Folgen der Pandemie besonders betroffen sind. Umfangreiche staatliche Hilfsmaßnahmen – umgesetzt auch mit Beteiligung der Banken und unterstützt durch die Geldpolitik des Eurosystems – konnten den Abschwung in Grenzen halten und wirkten stabilisierend. Mit Auslaufen der Hilfsmaßnahmen werden aber viele hierdurch verdeckte, verschobene und akkumulierte wirtschaftliche Probleme wieder relevant werden. (Siehe dazu auch den Bericht zur letzten Umfrage über das Kreditgeschäft.) Große Unternehmen sind – gemäß den Aussagen der an der Umfrage beteiligten Banken – überwiegend gut durch die Krise gekommen und haben eine stärkere Eigenkapitalbasis als KMUs.

Die krisenbedingten Verluste erfordern eine Wiederherstellung bzw. Stärkung des Eigenkapitals vor allem von KMUs. Von den Banken wird in diesem Zusammen­hang die Bedeutung der Verbesserung der Möglichkeiten zur Aufnahme von Eigenkapital angesprochen (Finanzierungsinitiativen, Kapitalmarktzugang, Einsatz von hybriden Kapitalinstrumenten), aber auch auf Hürden für die Eigenkapitalaufnahme hingewiesen (Mitspracherechte von Eigenkapitalinvestoren, Akzeptanz durch Eigentümer).

Grafik 1 zeigt die „Entwicklung der Kreditrichtlinien und der Kreditnachfrage“ in Österreich seit 2007 in acht Liniendiagrammen. Dabei werden Quartalsveränderungen als Nettoprozentsatz (gleitender Durchschnitt der letzten vier Quartale) dargestellt. Die Skala auf der y-Achse reicht jeweils von –100 bis +100. Positive Werte bezeichnen eine expansive Entwicklung (Lockerung der Richtlinien, Anstieg der Nachfrage), negative Werte eine restriktive Entwicklung. Der Nettoprozentsatz für die Richtlinien für Kredite an Unternehmen insgesamt liegt im ersten Quartal 2007 bei –20 und fällt bis zum vierten Quartal 2008 auf –65, um bis zum zweiten Quartal 2010 auf +5 zu steigen. Ab dem zweiten Quartal 2011 fällt er wieder, bis auf –44 im ersten Quartal 2013. Danach steigt er wieder bis auf –7 im vierten Quartal 2013. Vom ersten Quartal 2014 bis zum vierten Quartal 2019 schwankt er zwischen –16 und +3. 2020 fällt er von –6 im ersten Quartal 2020 auf –25 im vierten Quartal. Im ersten Quartal 2021 beträgt er –22. Der Nettoprozentsatz für die Kreditnachfrage von Unternehmen insgesamt liegt im ersten Quartal 2007 bei +10 und fällt bis zum zweiten Quartal 2009 auf –40, um anschließend wieder zu steigen. Vom ersten Quartal 2010 bis zum dritten Quartal 2011 liegt er weitgehend bei –15. Danach fällt er bis zum dritten Quartal 2012 auf –45, um anschließend bis zum zweiten Quartal 2014 auf –7 zu steigen. Einem kurzen Rückgang auf –25 im vierten Quartal 2014 folgt ein längerer Anstieg auf +47 im zweiten und dritten Quartal 2018. Anschließend fällt er durchgehend bis auf –6 im vierten Quartal 2019, um ab 2020 wieder positive Werte anzunehmen (Maximum von +44 im dritten Quartal 2020). Die Entwicklung von Richtlinien und Nachfrage in den Unterkategorien Kredite an kleine und mittlere Unternehmen, Kredite an große Unternehmen, kurzfristige Kredite sowie langfristige Kredite entspricht grob den Entwicklungen insgesamt – mit teilweise abweichender Intensität der Schwankungen. Insbesondere bei der Nachfrage nach kurzfristigen Krediten zeigt sich die Entwicklung von 2010 bis Mitte 2019 weniger volatil als bei der Nachfrage insgesamt und nach langfristigen Krediten. Der Entwicklung der Richtlinien bei Wohnbaukrediten sowie bei Konsumkrediten und sonstigen Krediten an private Haushalte zeigt zumeist keine ausgeprägten Schwankungen. Der Nettoprozentsatz liegt seit 2007 jeweils in einem Bereich von –32 bis +11. Zuletzt ist er von Werten um 0 im Jahr 2017 bis auf Werte von –32 bis –14 in den letzten sechs Quartalen gefallen. Der Nettoprozentsatz der Nachfrage nach Wohnbaukrediten fällt von +20 im zweiten Quartal 2007 bis auf –55 im zweiten Quartal 2009, um anschließend wieder deutlich zu steigen. Dabei werden mehrere Spitzen erreicht (+20 im dritten und vierten Quartal 2011, +34 im zweiten Quartal 2013, +25 im dritten Quartal 2015, +29 im vierten Quartal 2017). Dazwischen fällt er immer wieder, bleibt aber zumeist positiv. Im ersten Quartal 2020 liegt er nach einem Anstieg über mehrere Quartale hinweg bei +29. Danach fällt er auf +7 im ersten Quartal 2021. Der Nettoprozentsatz der Nachfrage nach Konsumkrediten und sonstigen Krediten entwickelt sich zumeist ähnlich wie jener der Nachfrage nach Wohnbaukrediten, allerdings ab 2012 restriktiver. Die Bandbreite reicht dabei ab 2012 von –20 bis +25. Vom ersten Quartal 2018 bis zum ersten Quartal 2020 schwankt er leicht zwischen –4 und +7. Danach fällt er auf bis zu –18 im dritten und vierten Quartal 2020 sowie im ersten Quartal 2021. Quelle: OeNB.
Grafik 2 zeigt die „Entwicklung der Zinsen für neue Kredite in Österreich“ seit 2000 als Liniendiagramm auf der Basis von Monatswerten. Dargestellt werden Kreditzinsen für nichtfinanzielle Unternehmen, Kreditzinsen für Wohnbaukredite an private Haushalte, Kreditzinsen für Konsumkredite an private Haushalte, Kreditzinsen für sonstige Kredite an private Haushalte, der EZB-Hauptrefinanzierungssatz, der EZB-Einlagensatz und der 3-Monats-Euribor. Dargestellt werden: Kreditzinsen im Neugeschäft (inkl. Neuverhandlungen) in % – gleitender Durchschnitt der letzten drei Monatswerte, Leitzinsen und Euribor – Monatsendstände, „Haushalte“ bezeichnet den Haushaltssektor. Konsumkredite und sonstige Kredite an private Haushalte werden im Rahmen der Umfrage über das Kreditgeschäft als eine gemeinsame Kategorie abgefragt, in der Zinsstatistik sind sie getrennt ausgewiesen. Die Skala auf der y-Achse geht von 0 bis 8%. Die Grafik zeigt, wie sich die Kreditzinsen im Vergleich zu den Leitzinsen und dem Euribor entwickelt haben. In Konsequenz der Senkungen der Leitzinsen sind auch die Kreditzinsen gefallen. Die Zinsen für Unternehmenskredite sind von über 5% Ende 2008 auf 1,4% im Februar 2021 gefallen (zwischenzeitlich auf 1,3% Anfang 2020), jene für Wohnbaukredite von über 5,5% Ende 2008 auf 1,2% im Februar 2021, jene für sonstige Kredite von ca. 6% Ende 2008 auf 1,6% im Februar 2021 und jene für Konsumkredite von ca. 7% Ende 2008 auf 4,9% im zweiten Quartal 2020, wobei die Zinsen für Konsumkredite seit 2011 zumeist um 5% herum schwanken. Im zweiten Halbjahr 2020 sind sie allerdings markant gestiegen (seither Werte um 5,5%). Quelle: OeNB, Macrobond, EZB.
Grafik 3 zeigt die „Bankeinlagen des nichtfinanziellen Privatsektors in Österreich“ seit 2000 als Liniendiagramm auf der Basis von Monatswerten (Einlagen von Ansässigen im Euroraum, gleitender Durchschnitt der letzten drei Monatswerte). Dargestellt werden die Einlagen von Unternehmen und die Einlagen des privaten Haushaltssektors in Mrd EUR (jeweils Einlagen insgesamt, täglich fällige Einlagen und Einlagen ohne die täglich fälligen). Die Skala auf der y-Achse geht von 0 bis 300 Mrd EUR. Die Einlagen des Haushaltssektors sind von 135 Mrd EUR (März 2000) auf 290 Mrd EUR (März 2021) gestiegen, die Unternehmenseinlagen von 29 Mrd EUR (März 2000) auf 92 Mrd EUR (März 2021). Für die Anstiege war vor allem die Zunahme von täglich fälligen Einlagen verantwortlich, die seit einigen Jahren einen Großteil der Einlagen ausmachen (Einlagen des Haushaltsektors bzw. von Unternehmen im März 2021 von 199 Mrd EUR bzw. 75 Mrd EUR). Die übrigen Einlagen sind gesunken (Einlagen des Haushaltssektors) oder auf gleichem Niveau geblieben (Einlagen von Unternehmen). Quelle: EZB.