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OeNB Report 2025/1: Bank Lending Survey – Schwache Konjunktur bremst Kreditgeschäft

Österreich-Ergebnisse der Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum
(Bank Lending Survey – BLS)
1 vom Jänner 2025

Gerald Hubmann 2

Die seit Mitte 2022 anhaltende Rezession und die nur mäßigen Wachstumsaussichten für 2025 lasten auf dem Kreditgeschäft der Banken. Die Kreditnachfrage von Unternehmen ist im vierten Quartal 2024 erneut gesunken – ein Trend, der nun schon seit über zwei Jahren anhält. Im Gegensatz zu vergangenen Umfragerunden sind die teilnehmenden Banken auch für die Zukunft pessimistischer. Sie erwarten für das erste Quartal 2025 eine abermals leicht verminderte Nachfrage. Wesentlicher Grund für diese Entwicklung ist ein rückläufiger Finanzierungsbedarf für Anlageinvestitionen. Seit dem zweiten Quartal 2024 geht auch der Finanzierungsbedarf für Lagerhaltung und Betriebsmittel etwas zurück.

Weiterhin zeigt sich in den Umfrageergebnissen eine seit 2022 zunehmend angespannte Risikosituation. Infolgedessen haben die Banken ihre Angebotspolitik für Unternehmenskredite umfassend verschärft, am deutlichsten für Kredite an Immobilienunternehmen. Das äußert sich auch bei den von den Banken abgelehnten Kreditanträgen von Unternehmen. Gemäß den Umfrageergebnissen ist die Ablehnungsrate seit 2022 tendenziell gestiegen, bei Kreditanträgen von kleinen und mittleren Unternehmen stärker als bei Kreditanträgen von großen Unternehmen.

Die Nachfrage nach privaten Wohnbaukrediten stieg im vierten Quartal 2024 etwas an und soll erwartungsgemäß im ersten Quartal 2025 weiter steigen. Das bestätigt einen seit Anfang 2024 bestehenden moderaten Trend, der an ein historisches Nachfragetief anschließt und vom wieder sinkenden Zinsniveau getragen wird.

Entwicklungen im Kreditgeschäft sind immer auch vor dem allgemeinen konjunkturellen Hintergrund zu beurteilen und vollziehen sich aktuell weiterhin im Umfeld schwacher und unsicherer Konjunkturaussichten, globaler politischer Verwerfungen und eines restriktiven, aber sinkenden Zinsniveaus. Die österreichische Wirtschaft ist seit dem zweiten Halbjahr 2022 in einer Rezession, aus der sie erst 2025 langsam herauswachsen dürfte. Trotz des kräftigen Anstiegs der Realeinkommen ist die erwartete Belebung des privaten Konsums bisher ausgeblieben. Die Verunsicherung der privaten Haushalte ist nach wie vor hoch. Die Investitionstätigkeit bleibt weiterhin gedämpft, was vor allem an hohen Finanzierungskosten und schlechten Absatzerwartungen der Unternehmen liegt.

Im Jahr 2023 ist das österreichische BIP real um 1 % gefallen. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB), das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) und das Institut für Höhere Studien (IHS) erwarten in ihren Prognosen vom Dezember 2024 eine abermals schrumpfende Wirtschaft für 2024 (BIP-Rückgang von 0,9 %) und ein leichtes Wachstum für 2025 (BIP-Anstieg von 0,6 % bis 0,8 %). Die Bruttoanlageinvestitionen sind 2023 real um 3,2 % gefallen. Für 2024 wird ein weiterer Rückgang von knapp unter 3 % prognostiziert. Für 2025 liegen die diesbezüglichen Prognosen zwischen –0,4 % und +1,5 % und signalisieren somit nur eine sehr verhaltene Investitionsdynamik. OeNB, WIFO und IHS haben ihre Prognosen zuletzt wiederholt nach unten revidiert, was auch Ausdruck der derzeit bestehenden Unsicherheiten ist. Nachdem die Inflationsrate gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) in Österreich 2023 bei 7,7 % lag, ist sie im Jahr 2024 auf 2,9 % gesunken und soll gemäß aktueller OeNB-Prognose im Jahr 2025 weiter auf 2,4 % zurückgehen. WIFO und IHS prognostizieren einen ähnlichen Verlauf.

Die anhaltende Investitionsschwäche zeigt sich auch in den Umfrageergebnissen zum Kreditgeschäft mit Unternehmen (Kapitel 1). Die Zinspolitik der EZB bzw. die Veränderungen des Zinsniveaus sind wesentliche Gründe für die jüngsten Entwicklungen im Kreditgeschäft allgemein.

Dieser Bericht erläutert die aktuellen Österreich-Ergebnisse der Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum (Bank Lending Survey – BLS). Kapitel 1 behandelt das Kreditgeschäft der Banken mit Unternehmen (diesmal mit Ergebnissen gegliedert nach Wirtschaftssektoren), Kapitel 2 das Kreditgeschäft mit privaten Haushalten. Kapitel 3 hat die Refinanzierungssituation der Banken zum Thema. In den Kapiteln 4 bis 6 geht es um die Auswirkungen regulatorischer Anforderungen, der Kreditqualität und der Überschussliquidität der Banken.

Detaillierte Umfrageergebnisse sind den Tabellen 1 bis 3 sowie Tabelle 1.1 zu entnehmen. Die Grafiken 1 und 2 zeigen, wie sich die Nachfrage nach Unternehmenskrediten und privaten Wohnbaukrediten entwickelt und was sie beeinflusst hat. Grafik 3 zeigt die Entwicklung der Neuvergabe von Wohnbaukrediten gemäß Monetärstatistik sowie die Entwicklung des Zinsniveaus. In Kapitel 7 am Ende dieses Berichts enthält Kasten 1 Erläuterungen zum BLS und zu ausgewählten Fachbegriffen.

1 Nachfrage nach Unternehmenskrediten sinkt seit über zwei Jahren

Die Kreditangebotspolitik der Banken (Kreditrichtlinien und Kreditbedingungen) für Unternehmen wurde im vierten Quartal 2024 leicht verschärft (Tabelle 1). Für das erste Quartal 2025 planen die befragten Banken weitere Richtlinienverschärfungen. (Erwartungen zu Kreditbedingungen werden im BLS nicht standardmäßig erhoben.) Die Kreditangebotspolitik im Unternehmenskundengeschäft wird bereits seit Anfang 2022 zunehmend restriktiver.

Im Detail ergeben sich die im vierten Quartal 2024 verschärften Kreditbedingungen aus erhöhten Erfordernissen an Sicherheiten, strengeren Zusatzvereinbarungen in Kreditverträgen (Covenants) und Beschränkungen bei der Höhe des Kredits bzw. Kreditrahmens. Bei risikoreicheren Krediten an kleine und mittlere Unternehmen wurden zudem die Margen etwas verschärft (erhöht), bei durchschnittlichen Krediten an kleine und mittlere Unternehmen hingegen etwas gelockert (gesenkt). Diese dem allgemeinen Trend nicht entsprechende Lockerung wurde mit der Wettbewerbssituation begründet.

Gemäß den Umfrageergebnissen ist die zunehmend angespannte Risikosituation der Hauptgrund für die angebotsseitigen Verschärfungen seit Anfang 2022. Die Risikoeinschätzung durch die Banken ist ungünstiger geworden – hinsichtlich der allgemeinen Wirtschaftslage, der Geschäftslage und Kreditwürdigkeit der Unternehmen sowie in geringerem Ausmaß hinsichtlich der Werthaltigkeit von Sicherheiten. Auch eine verminderte Risikotoleranz der Banken wurde wiederholt als Grund für Verschärfungen genannt – allerdings mit deutlich geringerem Einfluss als die Risikoeinschätzung.

Tabelle 1 mit dem Titel „Kredite oder Kreditrahmen für Unternehmen“ zeigt Veränderungen der Kreditrichtlinien, der Kreditbedingungen, der Margen, der genehmigten Kreditanträge und der Kreditnachfrage für Unternehmen und basiert auf den Umfrageergebnissen über das Kreditgeschäft vom Jänner 2025. Zur Veranschaulichung der Veränderungen sind die Salden aus positiven und negativen Antworten quartalsweise zwischen dem ersten Quartal 2021 und dem vierten Quartal 2024 dargestellt. Die Salden sind in Form einer Heatmap mit einer Farbabstufung von Rot und Orange für negative Werte, über Gelb für 0, bis Hellgrün und Grün für positive Werte dargestellt. Die Salden können Werte von minus 8 bis plus 8 annehmen. In der dargestellten Tabelle liegt der negativste Wert bei minus 7 in Rot, der positivste bei 7 in Grün. Für das erste Quartal 2025 werden die Erwartungen der Banken dargestellt. Inhaltliche Detailergebnisse werden im Fließtext dieses Reports erläutert. Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Die Kreditnachfrage von Unternehmen ist im vierten Quartal 2024 in allen erhobenen Kategorien (gesamt, kleine und mittlere Unternehmen, große Unternehmen, kurzfristige Kredite mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr, langfristige Kredite mit einer Laufzeit von über einem Jahr) erneut gesunken. Seit dem vierten Quartal 2022 zeigen die Umfrageergebnisse einen Rückgang der Kreditnachfrage von Unternehmen (punktuelle Unterschiede je nach erhobener Kreditkategorie), wobei insbesondere das dritte Quartal 2023 aber auch das zweite Quartal 2024 hervorstechen. 3 Am ausgeprägtesten zeigt sich die anhaltende Nachfrageabschwächung bei den langfristigen Krediten (in diese Kategorie fallen schwerpunktmäßig Kredite zur Investitionsfinanzierung).

Auch die Einschätzung zur künftigen Nachfrageentwicklung ist pessimistischer geworden. Für das erste Quartal 2025 erwarten die befragten Banken einen weiteren, leichten Nachfragerückgang. In den letzten drei Umfragen erwarteten die Banken hingegen eine stabile Nachfrage für das jeweils folgende (zweite, dritte bzw. vierte) Quartal 2024. Diese Erwartungen erfüllten sich jedoch nicht, und die Nachfrage ging jeweils zurück. Schon seit dem vierten Quartal 2022 entwickelt sich die Kreditnachfrage fast durchgehend schlechter als zuvor erwartet. Diese negativen Überraschungen entsprechen der schon länger bestehenden allgemeinen Unsicherheit über die künftige wirtschaftliche Entwicklung und der hartnäckigen Konjunkturschwäche in Österreich (siehe Einleitung). Auch ein Blick über den BLS hinaus zeigt, dass positivere Erwartungen zur künftigen Wirtschaftsentwicklung zuletzt nicht eingetreten sind. Beispielsweise mussten Konjunkturprognosen wiederholt nach unten revidiert werden.

Den Umfrageergebnissen sind auch deutliche Gründe für den Abwärtstrend bei der Kreditnachfrage zu entnehmen: Seit dem zweiten Halbjahr 2022 bremst vor allem ein rückläufiger Finanzierungsbedarf für Anlageinvestitionen die Nachfrage nach Unternehmenskrediten (Grafik 1), wobei die Ergebnisse für das vierte Quartal 2024 wieder besonders deutlich ausfallen. Weiters wirkten vom vierten Quartal 2022 bis zum zweiten Quartal 2024 die gestiegenen Zinsen nachfragemindernd. Durch die EZB-Leitzinssenkungen ab Juni 2024 kam es diesbezüglich im dritten und vierten Quartal 2024 aber zu keinen weiteren restriktiven Einflüssen mehr. Seit dem zweiten Quartal 2024 fällt eine geringer werdende Nachfrage nach Krediten zur Finanzierung von Lagerhaltung und Betriebsmitteln auf. Dies dürfte der schwachen Konjunktur bzw. einem verminderten operativen Finanzierungsbedarf, einer Entspannung bei den Lieferketten bzw. dem Abbau von hohen Lagerbeständen sowie generell Optimierungsbemühungen im operativen Geschäft und seiner Finanzierung geschuldet sein.

Aus einer konjunkturellen Perspektive ergibt sich als wesentliche Aussage: Die Nachfrage nach Investitionsfinanzierungen sinkt seit dem zweiten Halbjahr 2022 durchgehend. Diese Entwicklung spiegelt sich in den entsprechenden Ergebnissen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung wider und untermauert die aktuellen Wirtschaftsprognosen (nur schwache Wachstumsaussichten nach langer Rezession; siehe Einleitung).

Angebotsseitig haben die herausfordernden Rahmenbedingungen die Banken zu verschärften, an die Situation angepassten Risikoanalysen und zu strengeren Kreditvergabeentscheidungen veranlasst. Der Anteil abgelehnter Kreditanträge von Unternehmen ist seit 2022 tendenziell gestiegen – vor allem im Kreditgeschäft mit kleinen und mittleren Unternehmen, in geringerem Ausmaß im Kreditgeschäft mit großen Unternehmen.

Die Umfrage enthält halbjährlich Fragen zu Entwicklungen von Kreditangebot und Kreditnachfrage, gegliedert nach Wirtschaftssektoren . Auffällig in den Ergebnissen (Tabelle 1.1) sind vor allem deutliche und wiederholte Verschärfungen der Angebotspolitik der Banken (Kreditrichtlinien und Kreditbedingungen) für Immobilienunternehmen seit 2022 – so auch im zweiten Halbjahr 2024. Die Kreditnachfrage sinkt derzeit (zweites Halbjahr 2024 und Ausblick auf das erste Halbjahr 2025) vor allem seitens des verarbeitenden Gewerbes und der Bauwirtschaft (ohne Immobilien).

Tabelle 1.1 mit dem Titel „Kredite oder Kreditrahmen für Unternehmen, gegliedert nach Wirtschaftssektoren“ zeigt Veränderungen der Kreditrichtlinien, der Kreditbedingungen und der Kreditnachfrage für Unternehmen und basiert auf den Umfrageergebnissen über das Kreditgeschäft vom Jänner 2025. Zur Veranschaulichung der Veränderungen sind die Salden aus positiven und negativen Antworten quartalsweise zwischen dem ersten Quartal 2021 und dem vierten Quartal 2024 dargestellt. Die Salden sind in Form einer Heatmap mit einer Farbabstufung von Rot und Orange für negative Werte, über Gelb für 0, bis Hellgrün und Grün für positive Werte dargestellt. Die Salden können Werte von minus 8 bis plus 8 annehmen. In der dargestellten Tabelle liegt der negativste Wert bei minus 7 in Rot, der positivste bei 7 in Grün. Für das erste Quartal 2025 werden die Erwartungen der Banken dargestellt. Inhaltliche Detailergebnisse werden im Fließtext dieses Reports erläutert. Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

2 Nachfrage nach privaten Wohnbaukrediten steigt seit Anfang 2024

Die befragten Banken beließen ihre Angebotspolitik für private Wohnbaukredite (Kreditrichtlinien sowie Kreditbedingungen inklusive Kreditzinsen, Margen und sonstige Bedingungen) im vierten Quartal 2024 weitgehend unverändert (Tabelle 2). Seit den Verschärfungen im dritten Quartal 2022, die mit der Risikosituation und einer neuen Rechtslage für die Vergabe von Wohnbaukrediten (KIM‑V 4 ) begründet wurden, kam es nur zu wenigen Anpassungen bei Kreditrichtlinien und Kreditbedingungen (zuletzt leichte Zins- und Margensenkungen im zweiten Quartal 2024 aufgrund der Wettbewerbssituation). Auch für das erste Quartal 2025 werden keine Änderungen der Richtlinien erwartet. (Erwartungen zu Kreditbedingungen werden im BLS nicht standardmäßig erhoben.)

Tabelle 2 mit dem Titel „Kredite an private Haushalte“ zeigt Veränderungen der Wohnbaukredite sowie Konsumkredite und sonstige Kredite an private Haushalte und basiert auf den Umfrageergebnissen über das Kreditgeschäft vom Jänner 2025. Zur Veranschaulichung der Veränderungen sind die Salden aus positiven und negativen Antworten quartalsweise zwischen dem ersten Quartal 2021 und dem vierten Quartal 2024 dargestellt. Die Salden sind in Form einer Heatmap mit einer Farbabstufung von Rot und Orange für negative Werte, über Gelb für 0, bis Hellgrün und Grün für positive Werte dargestellt. Die Salden können Werte von minus 7 bis plus 7 annehmen. In der Tabelle liegt der negativste Wert bei minus 6 in Rot, der positivste bei 3 in Grün. Für das erste Quartal 2025 werden die Erwartungen der Banken dargestellt. Inhaltliche Detailergebnisse werden im Fließtext dieses Reports erläutert. Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Die Nachfrage nach privaten Wohnbaukrediten stieg im vierten Quartal 2024 etwas an und soll erwartungsgemäß im ersten Quartal 2025 weiter steigen. Das bestätigt einen seit Anfang 2024 bestehenden Trend, der langsam aus einem historischen Nachfragetief (seit Bestehen des BLS) herausführt. Zuvor war es im zweiten Halbjahr 2022 zu einem markanten Nachfrageeinbruch und weiteren Rückgängen bis zum vierten Quartal 2023 gekommen. Zudem hat sich die Nachfrage nach privaten Wohnbaukrediten – ähnlich wie bei den Unternehmenskrediten – seit Mitte 2022 tendenziell schlechter entwickelt als im jeweiligen Vorquartal erwartet.

Als Hauptgrund für die zwischen Mitte 2022 und Ende 2023 rückläufige Nachfrageentwicklung wurde das allgemeine Zinsniveau genannt (Grafik 2). Im Juli 2022 begann die EZB – nach Ankündigung im Juni 2022 – mit der schrittweisen Erhöhung ihrer Leitzinsen, wodurch das allgemeine Zinsniveau und somit auch die Zinsen für neue Wohnbaukredite bzw. die Finanzierungskosten im Wohnbau spürbar anstiegen. 5 Umgekehrt wurde auch der Nachfrageanstieg im dritten und vierten Quartal 2024 von den Banken hauptsächlich mit dem mittlerweile wieder gesunkenen Zinsniveau begründet. (Die EZB hat mittlerweile ihren Einlagensatz – derzeit de facto ihr Leitzinssatz – in vier Schritten von Juni bis Dezember 2024 um insgesamt einen Prozentpunkt auf 3 % gesenkt.) Weiters waren die gestiegenen Haushaltseinkommen bzw. die verbesserte Leistbarkeit sowie die Herausbildung einer gewissen Akzeptanz für höhere Zinsen als Gründe für den Nachfrageanstieg im ersten Quartal 2024 genannt worden.

Der Anteil abgelehnter Kreditanträge für private Wohnbaufinanzierungen blieb 2024 weitgehend unverändert auf einem im längerfristigen Vergleich hohen Niveau, nachdem er vom dritten Quartal 2022 bis zum vierten Quartal 2023 fast durchgehend gestiegen war. Besonders deutlich war der Anstieg gleich am Beginn dieser Entwicklung im dritten Quartal 2022. Gründe für die Entwicklung des Anteils der abgelehnten Kreditanträge an den Kreditanträgen insgesamt werden im BLS standardmäßig nicht erhoben. Die erhöhte Ablehnungsrate lässt sich jedoch vor dem Hintergrund der verschärften Angebotspolitik der Banken und des damals herausfordernden Umfelds (Leistbarkeit, gestiegene Zinsen, Inflation, Unsicherheit) gut erklären.

Neben den Umfrageergebnissen zeigt auch ein Blick auf die Monetärstatistik starke Änderungen im Geschäft mit Wohnbaukrediten in Österreich. Die Vergabe neuer Wohnbaukredite 6 ist von Juli 2022 auf August 2022 um mehr als die Hälfte eingebrochen (von 2,7 Mrd EUR auf 1,3 Mrd EUR), in den Folgemonaten weiter gesunken und zeigt sich seither anhaltend schwach – zuletzt aber mit einer Tendenz zur Erholung. Nach einem Tiefpunkt im Dezember 2023 bzw. Jänner 2024 (jeweils 0,7 Mrd EUR) ist die Neukreditvergabe wieder leicht gestiegen und erreichte Monatswerte von bis zu 1,2 Mrd EUR (Oktober 2024). Der große Rückgang ist auf die oben beschriebenen Gründe zurückzuführen, wobei er hauptsächlich nachfrageseitig bestimmt sein dürfte. Die von den Banken gemeldeten Rückgänge bei der Kreditnachfrage waren deutlich ausgeprägter als die gemeldeten angebotsseitigen Verschärfungen. Für den Einbruch von Juli 2022 auf August 2022 dürften auch Vorzieheffekte in Zusammenhang mit der im August 2022 in Kraft getretenen KIM‑V verantwortlich gewesen sein (vorgezogene Nachfrage, um den verschärften Regeln zu entgehen) sowie Vorzieheffekte aufgrund erwarteter Zinsanstiegen.

Bei der Einschätzung der Entwicklungen ab Mitte 2022 ist zu berücksichtigen, dass die Vergabe von Wohnbaukrediten in den Jahren davor sehr expansiv war. Die über Jahre hinweg sehr niedrigen (Kredit-)Zinsen bzw. günstigen Finanzierungsbedingungen waren wesentlich dafür verantwortlich. 7 Mit der EZB-Zinswende ab Juli 2022 kehrte sich diese Entwicklung abrupt um (siehe Grafik 3 zur langfristigen Entwicklung der Neuvergabe von Wohnbaukrediten und des Zinsniveaus in Österreich).

Bei Konsumkrediten und sonstigen Krediten kam es im vierten Quartal 2024 zu keinen nennenswerten Änderungen bei Angebot und Nachfrage (Tabelle 2). Auch für das erste Quartal 2025 wird eine weitgehend unveränderte Situation hinsichtlich Richtlinien und Nachfrage erwartet.

3 Verbesserte Refinanzierungsbedingungen für Banken im Jahr 2024

Die Refinanzierungsbedingungen der Banken haben sich im vierten Quartal 2024 nur wenig verändert (Tabelle 3). Zu erwähnen ist lediglich ein leichter Rückgang der langfristigen Einlagen (Laufzeit von über einem Jahr). Ein Blick auf das Gesamtjahr 2024 zeigt jedoch eine Verbesserung der Refinanzierungssituation der Banken – besonders hinsichtlich der mittel- bis langfristigen Anleihen (wiederholte Verbesserung im zweiten und dritten Quartal 2024). Für das erste Quartal 2025 erwarten die befragten Banken keine nennenswerten Änderungen ihrer Refinanzierungsbedingungen.

Tabelle 3 mit dem Titel „Zugang der Banken zu ausgewählten Refinanzierungsquellen“ zeigt Veränderungen der Einlagen von Unternehmen und privaten Haushalten, Veränderungen am unbesicherten Interbankengeldmarkt und Veränderungen großvolumiger Schuldtitel und basiert auf den Umfrageergebnissen über das Kreditgeschäft vom Jänner 2025. Zur Veranschaulichung der Veränderungen sind die Salden aus positiven und negativen Antworten quartalsweise zwischen dem ersten Quartal 2021 und dem vierten Quartal 2024 dargestellt. Die Salden sind in Form einer Heatmap mit einer Farbabstufung von Rot und Orange für negative Werte, über Gelb für 0, bis Hellgrün und Grün für positive Werte dargestellt. Die Salden können Werte von minus 8 bis plus 8 annehmen. In der Tabelle liegt der negativste Wert bei minus 5 in Rot, der positivste bei 5 in Grün. Für das erste Quartal 2025 werden die Erwartungen der Banken dargestellt. Inhaltliche Detailergebnisse werden im Fließtext dieses Reports erläutert. Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

4 Auswirkungen neuer regulatorischer Anforderungen

In der Umfrage werden in jährlicher Frequenz die Auswirkungen neuer regulatorischer oder aufsichtlicher Anforderungen (im Zusammenhang mit Eigenkapital, Verschuldungsobergrenzen, Liquidität oder Risikovorsorge) auf die Banken und ihre Kreditangebotspolitik thematisiert.

Die Banken haben 2024 in diesem Zusammenhang ihr Eigenkapital gestärkt, ihre liquiden Aktiva etwas erhöht und ihre Bestände an risikoreicheren Krediten leicht reduziert. Die Eigenkapitalstärkung erfolgte sowohl mittels einbehaltener Gewinne als auch durch die Ausgabe von Kapitalinstrumenten. Aufgrund regulatorischer Anforderungen planen die Banken für 2025 eine weitere leichte Eigenkapitalstärkung mittels einbehaltener Gewinne.

Neue regulatorische Anforderungen haben 2024 nur in überschaubarem Ausmaß die Kreditangebotspolitik der Banken beeinflusst und leicht zur Verschärfung der Richtlinien für Kredite an große Unternehmen beigetragen. Im Ausblick auf 2025 gehen die befragten Banken von weiteren leichten, regulatorisch induzierten, Verschärfungen der Richtlinien für Kredite an große Unternehmen aus – sowie von leichten, regulatorisch induzierten, Lockerungen für private Wohnbaukredite. Letztere dürften in Zusammenhang mit dem erwarteten Auslaufen der KIM‑V per Ende Juni 2025 stehen (siehe Fußnote 4 in Kapitel 2). Für 2022, als die KIM‑V eingeführt wurde, hatten die Banken teils deutlich verschärfte Richtlinien für private Wohnbaukredite aufgrund neuer regulatorischer Anforderungen gemeldet.

5 Geringe, aber zunehmende Relevanz notleidender Kredite für die Kreditvergabepolitik der Banken

Die an der Umfrage teilnehmenden Banken werden halbjährlich zu den Auswirkungen von notleidenden Krediten bzw. der Kreditqualität auf ihre Kreditvergabepolitik befragt.

Gemäß den Angaben der Banken führten notleidende Kredite über Jahre hinweg bis Mitte 2023 nur vereinzelt zu Verschärfungen ihrer Kreditvergabepolitik. Wie die Umfrageergebnisse zeigen, kommt es jedoch seit dem zweiten Halbjahr 2023 zu moderaten Verschärfungen von Kreditrichtlinien und Kreditbedingungen im Unternehmenskundengeschäft der Banken aufgrund der Kreditqualität – so auch im zweiten Halbjahr 2024. Für das erste Halbjahr 2025 werden in diesem Zusammenhang weitere Verschärfungen der Kreditbedingungen für Unternehmenskredite erwartet. Die Banken begründeten diese Entwicklung hauptsächlich mit der Risikosituation.

Der Anteil notleidender Kredite lag in Österreich im dritten Quartal 2024 bei ca. 2,5 % (leicht unterschiedliche Werte je nach Quelle und Definition) und etwas höher als im Euroraum bzw. in der EU insgesamt (vgl. Supervisory Banking Statistics der EZB und EBA Risk Dashboard ). Bis ins Jahr 2022 ist der Anteil – wie in den meisten EU-Ländern – tendenziell gesunken und liegt im langjährigen Vergleich auf einem sehr niedrigen Niveau. Seit dem vierten Quartal 2023 zeigt er in Österreich aber eine steigende Tendenz – im Gegensatz zur konstanten Entwicklung im Euroraum bzw. der EU. Für nähere Informationen zu notleidenden Krediten und anderen für die Finanzmarktstabilität relevanten Entwicklungen siehe die halbjährlichen Finanzmarktstabilitätsberichte der OeNB .

6 Auswirkungen der Überschussliquidität der Banken auf das Kreditgeschäft

In der aktuellen Umfrage wurden auch die Auswirkungen der beim Eurosystem gehaltenen Überschussliquidität der Banken auf Kreditrichtlinien, Kreditbedingungen und Kreditvolumen thematisiert (Fragestellung in halbjährlicher Frequenz). Mit Überschussliquidität sind die Guthaben der Geschäftsbanken auf Girokonten beim Eurosystem oder in der Einlagefazilität gemeint, die über die Mindestreserven (Pflichteinlagen der Geschäftsbanken beim Eurosystem) hinausgehen. Die Guthaben der österreichischen Geschäftsbanken beim Eurosystem betrugen im Dezember 2024 ca. 85 Mrd EUR, ihr Mindestreserve-Soll knapp 5 Mrd EUR (Quelle: OeNB).

Für das zweite Halbjahr 2024 meldeten die Banken kaum Auswirkungen der gehaltenen Überschussliquidität auf Kreditrichtlinien, Kreditbedingungen und Kreditvolumen. Auch für das erste Halbjahr 2025 werden keine nennenswerten Auswirkungen erwartet.

Grafik 1 mit dem Titel „Entwicklung der Nachfrage nach Unternehmenskrediten in Österreich und ihre Einflussfaktoren“ ist ein Diagramm aus einer Linie und gestapelten Säulen, das den Zeitraum von 2017 bis zum ersten Quartal 2025 abdeckt. Die Linie stellt die Kreditnachfrage dar. Die dazugehörige Skala auf der linken vertikalen Achse geht von minus 100 bis plus 100. Die gestapelten Säulen stellen die Einflussfaktoren der Nachfrage dar. Die dazugehörige Skala auf der rechten vertikalen Achse geht von minus 300 bis plus 300. Die Quartalsveränderungen werden als Nettoprozentsatz dargestellt. Positive Werte bezeichnen eine expansive Entwicklung (das heißt, die Nachfrage steigt), negative Werte eine restriktive Entwicklung (das heißt, die Nachfrage sinkt). Zusätzlich zeigt die Grafik als unterbrochene Linie die Entwicklung des Anteils der abgelehnten Kreditanträge an den Kreditanträgen insgesamt. Die Grafik veranschaulicht folgende Entwicklungen beziehungsweise erläutert sie in Textelementen: 2017 und 2018 herrschte in Österreich Hochkonjunktur mit stark steigender Kreditnachfrage. 2019 ließ die Konjunkturdynamik nach und die Kreditnachfrage stagnierte. Im Jahr 2020 gab es einen hohen Bedarf an Überbrückungskrediten und Refinanzierungen infolge der COVID-19-Pandemie. Vor allem im zweiten Quartal 2020 ging die Nachfrage nach Investitionsfinanzierungen deutlich zurück. Vom vierten Quartal 2021 bis zum vierten Quartal 2022 nahm die Kreditnachfrage zur kurzfristigen Finanzierung von Lagerhaltung und Betriebsmitteln wieder deutlich zu. Seit Mitte 2022 kommt es zu einer konjunkturellen Eintrübung und einer rückläufigen Nachfrage nach Investitionsfinanzierungen. Seit dem vierten Quartal 2022 ist die Nachfrage nach Unternehmenskrediten allgemein rückläufig, was neben der Investitionsschwäche bis zum zweiten Quartal 2024 auch auf die gestiegenen Zinsen zurückzuführen war. Der Anteil der abgelehnten Kreditanträge an den Kreditanträgen insgesamt ist seit dem ersten Quartal 2022 tendenziell angestiegen. Quelle: Oesterreichische Nationalbank; Bank Lending Survey (BLS).

Grafik 2 mit dem Titel „Entwicklung der Nachfrage nach Wohnbaukrediten in Österreich und ihre Einflussfaktoren“ ist ein Diagramm aus Linien und gestapelten Säulen, das den Zeitraum von 2017 bis zum ersten Quartal 2025 abdeckt. Die durchgehende Linie stellt die Kreditnachfrage dar. Die dazugehörige Skala auf der linken vertikalen Achse geht von minus 100 bis plus 100. Die gestapelten Säulen stellen die Einflussfaktoren der Nachfrage dar. Die dazugehörige Skala auf der rechten vertikalen Achse geht von minus 350 bis plus 350. Die Quartalsveränderungen werden als Nettoprozentsatz dargestellt. Positive Werte bezeichnen eine expansive Entwicklung (das heißt, die Nachfrage steigt), negative Werte eine restriktive Entwicklung (das heißt, die Nachfrage sinkt). Zusätzlich zeigt die Grafik als unterbrochene Linie die Entwicklung des Anteils der abgelehnten Kreditanträge an den Kreditanträgen insgesamt. Die Grafik veranschaulicht folgende Entwicklungen beziehungsweise erläutert sie in Textelementen: Von 2012 bis zum zweiten Quartal 2022 entwickelte sich die Nachfrage nach Wohnbaukrediten mit nur wenigen Unterbrechungen expansiv. Auch die COVID-19-Pandemie und die diesbezüglichen Eindämmungsmaßnahmen ab März 2020 bremsten die Nachfrageentwicklung nur kurz. Im dritten und vierten Quartal 2022 ging die Nachfrage aber jeweils stark zurück. Das stellt einen deutlichen Bruch der langjährigen, expansiven Entwicklung dar. Im ersten Quartal 2023 sank sie abermals, jedoch moderater als zuvor. Im zweiten Quartal 2023 stagnierte die Kreditnachfrage und im dritten und vierten Quartal 2023 ging sie wieder zurück. Im ersten Quartal 2024 hingegen stieg sie leicht an, im zweiten Quartal 2024 blieb sie weitgehend unverändert und im dritten und vierten Quartal 2024 stieg sie erneut leicht an. Das ist vor allem auf das mittlerweile wieder etwas gesunkene Zinsniveau zurückzuführen. Der Anteil der abgelehnten Kreditanträge an den Kreditanträgen insgesamt stieg im dritten Quartal 2022 deutlich an. Bis zum vierten Quartal 2023 stieg dieser Anteil weiter, danach blieb er weitgehend unverändert. Quelle: Oesterreichische Nationalbank; Bank Lending Survey (BLS).

Grafik 3 mit dem Titel „Neu vereinbarte Wohnbaukredite in Österreich und Zinsniveau“ zeigt die Entwicklungen in diesem Bereich von 2009 bis 2024. Die Wohnbaukredite werden als Säulen dargestellt, die den Monatsvolumina in Millionen Euro entsprechen. Die dazugehörige Skala auf der linken vertikalen Achse geht von null bis plus 3.000. Das Zinsniveau wird in Form von Linien dargestellt, die die Entwicklung des Dreimonats-EURIBOR und der Zinsen für neu vereinbarte Wohnbaukredite in Österreich abbilden. Dargestellt sind Monatsdurchschnitte von Tageswerten in Prozent. Die dazugehörige Skala auf der rechten vertikalen Achse geht von minus eins bis plus fünf. Die Grafik veranschaulicht folgende Entwicklungen: Die neu vereinbarten Wohnbaukredite in Österreich sind von 2009 bis Mitte 2022 tendenziell stark gestiegen, von etwa 500 Millionen Euro auf über 2.500 Millionen Euro. Im August 2022 fielen sie abrupt auf etwa 1.300 Millionen Euro. Seitdem fallen sie tendenziell weiter. Im Jänner 2024 betrug das Monatsvolumen nur noch knapp 700 Millionen Euro. Danach stieg es aber wieder leicht an und erreichte Monatswerte von bis zu 1.200 Millionen Euro im Oktober 2024. Die Zinsen fielen tendenziell von 2009 bis Anfang 2022 und waren über Jahre hinweg sehr niedrig. Ab Anfang 2022 stiegen sie schnell an. Im vierten Quartal 2023 lag der Dreimonats-EURIBOR bei 4 % und die Zinsen für neu vereinbarte Wohnbaukredite lagen bei 4,2 %. Seit dem zweiten Quartal 2024 weisen die Zinsen eine sinkende Tendenz auf. Im November 2024 lag der Dreimonats-EURIBOR bei 3 % und die Zinsen für neu vereinbarte Wohnbaukredite lagen bei 3,7 %. Anmerkungen zu den Zeitreihen für Kredite und Kreditzinsen: Neu vereinbarte Euro-Wohnbaukredite in Österreich an inländische private Haushalte, ohne Neuverhandlungen bestehender Kredite; Zinsen für neu vereinbarte Euro-Wohnbaukredite in Österreich an private Haushalte im Euroraum, inklusive Neuverhandlungen bestehender Kredite; Datenverfügbarkeit als Grund für methodische Unterschiede bei den dargestellten Zeitreihen; Zeitpunkt der Kreditvereinbarung (nicht Zeitpunkt der Auszahlung des Kredits) maßgeblich für die statistische Erfassung; private Haushalte inklusive private Organisationen ohne Erwerbszweck. Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Europäische Zentralbank, Macrobond.

7 Erläuterungen zur Umfrage

Kasten 1

Die Zentralbanken des Euroraums – in Österreich die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) – führen gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank (EZB) seit Anfang 2003 viermal jährlich eine Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum (Bank Lending Survey – BLS) durch, um ihren Informationsstand über das Kreditvergabeverhalten der Banken und das Kreditnachfrageverhalten von Unternehmen und privaten Haushalten zu verbessern. Dabei werden rund 160 führende Banken aus allen Ländern des Euroraums befragt, darunter acht Institute aus Österreich. Dieser Bericht bezieht sich auf die Angaben dieser acht Institute. Seit der Umfrage für das erste Quartal 2015 wird ein revidierter und erweiterter Fragebogen verwendet. Mit den Umfragen für das erste Quartal 2022 und das erste Quartal 2024 wurden einige der bestehenden Standardfragen erweitert.

Kreditrichtlinien sind die bankinternen Kriterien (sowohl die schriftlich festgelegten als auch die ungeschriebenen), die bestimmen, unter welchen Voraussetzungen eine Bank Kredite vergeben möchte.

Kreditbedingungen sind die speziellen Verpflichtungen, auf die sich Kreditgeber und Kreditnehmer einigen (z. B. Zinssätze, Margen, Nebenkosten, Sicherheitenerfordernisse usw.). Seit der Umfrage für das erste Quartal 2024 werden Zinssätze als Teil der Kreditbedingungen erfasst. Seitdem sind die Kreditbedingungen daher breiter definiert.

Kreditmargen sind Aufschläge auf relevante Referenzzinssätze bzw. die Differenzen zwischen Kreditzinssätzen und Refinanzierungszinssätzen. Im Rahmen des BLS wird bei einer Verringerung der Margen von einer Lockerung und bei einer Erhöhung der Margen von einer Verschärfung gesprochen. Eine Lockerung der Margen ist für Kreditnehmer positiv, schränkt aber unmittelbar die Ertragsmöglichkeiten der Banken als Kreditgeber ein.

Der Saldo aus positiven und negativen Antworten errechnet sich aus der Anzahl der Banken, die auf eine Frage in positiver Richtung antworten (z. B. Lockerung der Margen, Steigerung der Nachfrage) abzüglich der Anzahl der Banken, die auf eine Frage in negativer Richtung antworten (z. B. Verschärfung der Margen, Rückgang der Nachfrage). Die Bezeichnungen „positiv“ und „negativ“ dienen hier als Richtungsangabe und sind in diesem Zusammenhang als wertfrei zu verstehen.

Der Nettoprozentsatz ist der Saldo aus positiven und negativen Antworten im Verhältnis zur Anzahl der Antworten insgesamt. Wenn z. B. von acht antwortenden Banken zwei angeben, dass die Nachfrage nach Wohnbaukrediten gestiegen ist, eine angibt, dass die Nachfrage gesunken ist, und die übrigen fünf angeben, dass die Nachfrage unverändert geblieben ist, dann ergibt sich ein Saldo von +1 bzw. ein Nettoprozentsatz von +12,5. In diesem Beispiel gibt ein Überhang von nur einer Bank eine Nachfragesteigerung an – zu wenig, um daraus eine allgemeine Aussage abzuleiten. In einem solchen Fall muss von einer weitgehend unveränderten Situation ausgegangen werden.

Veröffentlichungshinweise: Die Berichte der OeNB zur Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum (Bank Lending Survey – BLS) erscheinen seit Juli 2023 in der Publikationsreihe „ OeNB Reports ”. Davor erschienen sie in der OeNB-Publikation „ Statistiken – Daten & Analysen “. Links, weitere Informationen und Daten zu den Österreich-Ergebnissen sind auf der OeNB-Website zu finden. Euroraum-Ergebnisse veröffentlicht die EZB.


  1. Das Eurosystem, bestehend aus der Europäischen Zentralbank (EZB) und den nationalen Zentralbanken der Länder des Euroraums (in Österreich die OeNB), führt jedes Quartal eine Umfrage durch, um Informationen über Angebot und Nachfrage im Kreditgeschäft der Banken mit Unternehmen und privaten Haushalten zu erheben. Befragt werden dabei leitende Kreditmanager:innen großer Banken im Euroraum. Methodisch ist die Umfrage eine qualitative Erhebung. Die Antworten werden auf einer Ordinalskala erfasst. Die Fragen beziehen sich auf Veränderungen zur Vorperiode und die Gründe dafür. Die diesem Bericht zugrunde liegende Umfrage wurde im Dezember 2024 durchgeführt. Redaktionsschluss für sonstige Daten: 22. Jänner 2025. ↩︎

  2. Oesterreichische Nationalbank, Referat Konjunktur, . ↩︎

  3. Der Nachfragerückgang im dritten Quartal 2023 sticht im langfristigen Vergleich seit Bestehen des BLS – die erste Umfrage bezog sich auf das vierte Quartal 2002 – besonders hervor, etwas geringer jener im zweiten Quartal 2024. Ähnlich deutliche punktuelle Nachfragerückgänge wurden bisher nur für das vierte Quartal 2008 bzw. das erste Quartal 2009 (im Zuge der globalen Finanzkrise) und für das dritte Quartal 2012 (im Zuge der Staatsschuldenkrise) berichtet. ↩︎

  4. „Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung“ (KIM‑V oder KIM‑VO), seit August 2022 in Kraft. Ziel der Verordnung ist die Begrenzung zunehmender systemischer Risiken bei der Wohnimmobilienfinanzierung in einem herausfordernden Umfeld (Eintrübung der Wirtschaftslage, Zinswende, gestiegene Immobilienpreise und bisherige Kreditvergabepraxis). Der Fokus wird dabei auf die finanzielle Belastung bzw. Rückzahlungsfähigkeit der Kreditnehmer:innen gelegt. Durch die KIM‑V wurde für Wohnbaukredite eine maximale Beleihungsquote von 90 %, eine maximale Schuldendienstquote von 40 % und eine maximale Laufzeit von 35 Jahren festgelegt, wobei Ausnahmen von diesen Vorgaben in beschränktem Umfang möglich sind; siehe die Presseaussendung der Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) vom 20. Juni 2022 . Die KIM‑V wurde mittlerweile hinsichtlich der Ausnahmen mit Wirksamkeit ab Juli 2024 novelliert; siehe die Presseaussendung der FMA vom 13. Juni 2024 . Bereits im April 2023 wurde die KIM‑V per Novelle leicht gelockert (z. B. hinsichtlich einer eingeschränkten Anwendung auf Zwischenfinanzierungen). Die KIM‑V dürfte Ende Juni 2025 regulär auslaufen; siehe die Presseaussendung zur 43. Sitzung des Finanzmarktstabilitätsgremiums (FMSG) am 2. Dezember 2024 . ↩︎

  5. Die Geldmarktzinsen (z. B. der EURIBOR), an die Zinsen für Wohnbaukredite häufig gebunden sind, begannen schon Anfang 2022 zu steigen. Die Zinsschritte der EZB bzw. ihre Ankündigung im Juni 2022 verstärkten die Anstiege. Nach einer Plateaubildung ab dem vierten Quartal 2023 fallen die Geldmarktzinsen seit Juni 2024 vor dem Hintergrund von (erwarteten) EZB-Leitzinssenkungen. ↩︎

  6. Echte Neukreditvergabe ohne neuverhandelte Kredite österreichischer Banken an inländische private Haushalte; Quelle: OeNB. ↩︎

  7. In der Umfrage wurde das allgemeine Zinsniveau vom ersten Quartal 2015 bis zum zweiten Quartal 2022 als mit Abstand häufigster Grund für die gestiegene Nachfrage nach privaten Wohnbaukrediten genannt. Davor wurde das allgemeine Zinsniveau im BLS nicht standardmäßig als Einflussfaktor der Nachfrage erhoben. ↩︎