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OeNB Report 2025/7: Bank Lending Survey – Sinkende Zinsen beleben Nachfrage nach Wohnbaukrediten

Österreich-Ergebnisse der Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum (Bank Lending Survey – BLS) 1 , erstes Quartal 2025

Gerald Hubmann 2

Die Nachfrage der österreichischen Privathaushalte nach Wohnbaukrediten stieg aufgrund der sinkenden Zinsen im ersten Quartal 2025 deutlich. Auch für das zweite Quartal 2025 erwarten die befragten Banken einen weiteren Anstieg der Kreditnachfrage.

Im Gegensatz dazu sank die Kreditnachfrage der österreichischen Unternehmen im ersten Quartal 2025 abermals. Sie ist damit bereits seit zweieinhalb Jahren rückläufig. Wesentlicher Grund dafür ist ein gesunkener Finanzierungsbedarf für Anlageinvestitionen. Seit dem zweiten Quartal 2024 geht auch der Finanzierungsbedarf für Lagerhaltung und Betriebsmittel zurück.

Weiterhin zeigt sich in den Umfrageergebnissen eine seit 2022 zunehmend angespannte Risikosituation. Die Banken haben daher ihre Angebotspolitik für Unternehmenskredite umfassend verschärft. Für Unternehmen ist es somit schwieriger geworden, Kredite aufzunehmen, weil Banken vermehrt Kreditanträge ablehnen und die Kreditkonditionen schlechter geworden sind.

Hinweis: Die Umfrage wurde Ende März abgeschlossen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Verwerfungen durch die US-Zollpolitik und die Höhe des österreichischen Budgetdefizits noch nicht bekannt.

Entwicklungen im Kreditgeschäft sind immer auch vor dem allgemeinen konjunkturellen Hintergrund zu beurteilen. Dieser ist aktuell von hoher Unsicherheit und globalen Verwerfungen geprägt. Die österreichische Wirtschaft befindet sich seit dem zweiten Halbjahr 2022 in einer Rezession. Im Jahr 2024 ist das österreichische BIP um 1,2 % gesunken, die Bruttoanlageinvestitionen um 3,4 %. Die jüngste Wirtschaftsprognose der OeNB vom März 2025 erwartet für das laufende Jahr einen weiteren, geringen BIP-Rückgang. Die damit verbundene Investitionsschwäche zeigt sich auch direkt in den Umfrageergebnissen zum Kreditgeschäft mit Unternehmen (Kapitel 1).

Die Wirtschaftsprognosen wurden zuletzt wiederholt nach unten revidiert, was auch Ausdruck der derzeit bestehenden Unsicherheiten ist. Hinweis: Nach Erstellung der März-Prognose der OeNB und der Durchführung des BLS haben sich weitere Verwerfungen mit potenziell negativen Auswirkungen auf die österreichische Wirtschaft aufgetan (US-Zollpolitik, hohes österreichisches Budgetdefizit). Diese Auswirkungen konnten in der Prognose und in den BLS-Ergebnissen (Ausblick auf zukünftige Entwicklungen im Kreditgeschäft) daher noch nicht entsprechend berücksichtigt werden.

Dieser Bericht erläutert die aktuellen Österreich-Ergebnisse der Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum (Bank Lending Survey – BLS). Kapitel 1 behandelt das Kreditgeschäft der Banken mit Unternehmen, Kapitel 2 das Kreditgeschäft mit privaten Haushalten.

Kapitel 3 hat die Refinanzierungssituation der Banken zum Thema. In den Kapiteln 4 und 5 geht es um die Auswirkungen der Kreditqualität und von geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems auf die Banken und ihr Kreditgeschäft.

Detaillierte Umfrageergebnisse sind den Tabellen 1 bis 3 zu entnehmen. Die Grafiken 1 und 2 zeigen, wie sich die Nachfrage nach Unternehmenskrediten und privaten Wohnbaukrediten entwickelt und was sie beeinflusst hat. Grafik 3 zeigt die Entwicklung der Neuvergabe von Wohnbaukrediten gemäß Kreditstatistik sowie die Entwicklung des Zinsniveaus. In Kapitel 6 am Ende dieses Berichts enthält Kasten 1 Erläuterungen zum BLS und zu ausgewählten Fachbegriffen.

1 Kreditnachfrage von Unternehmen sinkt seit zweieinhalb Jahren

Die Kreditnachfrage von Unternehmen ist im ersten Quartal 2025 in allen erhobenen Kategorien erneut gesunken, insbesondere jene nach kurzfristigen Krediten (Tabelle 1). Bereits seit dem vierten Quartal 2022 zeigen die Umfrageergebnisse einen Rückgang der Kreditnachfrage von Unternehmen. 3 Über die letzten zweieinhalb Jahre betrachtet ist die anhaltende Nachfrageabschwächung bei den langfristigen Krediten am stärksten ausgeprägt – in diese Kategorie fallen schwerpunktmäßig Kredite zur Investitionsfinanzierung.

Die befragten Banken sind für die weitere Entwicklung vorsichtig optimistisch – erstmals seit Mitte 2022. Für das zweite Quartal 2025 erwarten sie einen leichten Anstieg der Nachfrage nach Unternehmenskrediten, vor allem von kleinen und mittleren Unternehmen. Allerdings entwickelt sich die Nachfrage nach Unternehmenskrediten schon seit dem vierten Quartal 2022 fast durchgehend schlechter als zuvor erwartet. Dabei waren die Erwartungen ohnehin sehr verhalten und haben bestenfalls eine weitgehend unveränderte Situation in Aussicht gestellt. Die negativen Überraschungen entsprechen der schon länger bestehenden Unsicherheit über die künftige wirtschaftliche Entwicklung und der hartnäckigen Konjunkturschwäche in Österreich (siehe Einleitung). Auch ein Blick über den BLS hinaus zeigt, dass positivere Erwartungen hinsichtlich der künftigen Wirtschaftsentwicklung zuletzt nicht eingetreten sind. Beispielsweise mussten Konjunkturprognosen wiederholt nach unten revidiert werden.

Den Umfrageergebnissen sind auch klare Gründe für den Abwärtstrend bei der Kreditnachfrage zu entnehmen: Seit dem zweiten Halbjahr 2022 bremst vor allem ein rückläufiger Finanzierungsbedarf für Anlageinvestitionen die Nachfrage nach Unternehmenskrediten (Grafik 1), wobei die Ergebnisse für das vierte Quartal 2024 und das erste Quartal 2025 wieder besonders deutlich ausfallen. Weiters wirkten vom vierten Quartal 2022 bis zum zweiten Quartal 2024 die gestiegenen Zinsen nachfragemindernd. Durch die EZB-Leitzinssenkungen ab Juni 2024 kam es diesbezüglich ab Mitte 2024 aber zu keinen zusätzlichen restriktiven Einflüssen. Seit dem zweiten Quartal 2024 fällt eine geringer werdende Nachfrage nach Krediten zur Finanzierung von Lagerhaltung und Betriebsmitteln auf, die mit der Konjunkturschwäche zusammenhängen dürfte (verminderter operativer Finanzierungsbedarf, Abbau von Lagerbeständen, Optimierungsbemühungen im operativen Geschäft und seiner Finanzierung).

Aus einer konjunkturellen Perspektive ergibt sich als wesentliche Aussage: Die Nachfrage nach Investitionsfinanzierungen sinkt seit dem zweiten Halbjahr 2022 durchgehend. Diese Entwicklung spiegelt sich in den entsprechenden Ergebnissen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung wider und untermauert die aktuellen Wirtschaftsprognosen (lange Rezession; siehe Einleitung).

Hier befindet sich Tabelle 1 mit dem Titel „Kredite oder Kreditrahmen für Unternehmen“. Für ausführliche barrierefreie Informationen zu dieser Tabelle wenden Sie sich bitte direkt an den Autor: gerald.hubmann@oenb.at.

Die Kreditangebotspolitik der Banken ist seit Anfang 2022 durchgehend restriktiver geworden (Kreditrichtlinien und Kreditbedingungen). Im vierten Quartal 2024 und im ersten Quartal 2025 kam es insbesondere zu auffälligen Verschärfungen diverser Kreditbedingungen: erhöhte Erfordernisse für Sicherheiten, strengere Zusatzvereinbarungen in Kreditverträgen (Covenants) und Beschränkungen bei der Höhe des Kredits oder des Kreditrahmens.

Gemäß den Umfrageergebnissen ist die zunehmend angespannte Risikosituation der Hauptgrund für die angebotsseitigen Verschärfungen seit Anfang 2022. Die Risikoeinschätzung durch die Banken ist ungünstiger geworden – hinsichtlich der allgemeinen Wirtschaftslage, der Geschäftslage und Kreditwürdigkeit der Unternehmen sowie in geringerem Ausmaß hinsichtlich der Werthaltigkeit von Sicherheiten. Auch eine verminderte Risikotoleranz der Banken wurde wiederholt als Grund für Verschärfungen genannt – allerdings mit deutlich geringerem Einfluss als die Risikoeinschätzung.

Als Ausnahme von der allgemeinen Verschärfung der Angebotspolitik kam es im vierten Quartal 2024 und im ersten Quartal 2025 aber auch zu leichten Reduktionen bei den Kreditmargen – außer bei überdurchschnittlich riskanten Krediten. Das wurde vor allem mit der Wettbewerbssituation begründet.

Die verschärfte Angebotspolitik bedeutet auch strengere Kreditvergabeentscheidungen der Banken und mehr abgelehnte Kreditanträge. Der Anteil abgelehnter Kreditanträge von Unternehmen ist seit 2022 tendenziell gestiegen – vor allem im Kreditgeschäft mit kleinen und mittleren Unternehmen, in geringerem Ausmaß im Kreditgeschäft mit großen Unternehmen.

2 Nachfrage nach Wohnbaukrediten erholt sich zunehmend

Nach einem historischen Tief steigt die Nachfrage privater Haushalte nach Wohnbaukrediten seit dem ersten Halbjahr 2024 wieder (Tabelle 2). 2024 war der Anstieg noch moderat, im ersten Quartal 2025 verstärkte er sich dann. Für das zweite Quartal 2025 erwarten die befragten Banken einen weiteren Anstieg der Kreditnachfrage.

Hauptgrund für diese Entwicklung sind die sinkenden Zinsen (Grafik 2) – wesentlich bestimmt durch die Zinspolitik der EZB. Von Juni 2024 bis März 2025 hat die EZB ihren Leitzins schrittweise von 4 % auf 2,5 % gesenkt; weitere Leitzinssenkungen werden erwartet. Infolgedessen sinkt das Zinsniveau allgemein, und Kredite werden billiger. Zusätzlich werden Kredite leistbarer, weil die Realeinkommen der privaten Haushalte zuletzt gestiegen sind. Die Finanzierung von privatem Wohnbau wird leichter möglich und entsprechende Finanzierungsanfragen bei den Banken nehmen zu. Die Banken haben auch allgemein verbesserte Aussichten am Wohnimmobilienmarkt und die voraussichtliche Preisentwicklung für Wohneigentum als Begründung für den Anstieg der Nachfrage im ersten Quartal 2025 genannt.

Langfristiger Rückblick: Im zweiten Halbjahr 2022 kam es zu einem markanten Nachfrageeinbruch und anschließend zu einer weiter sinkenden Nachfrage bis zum vierten Quartal 2023. Auch damals waren Zinsänderungen wesentlich für die Entwicklung. Als Reaktion auf die hohe Inflation im Euroraum hat die EZB von Juli 2022 bis September 2023 ihren Leitzins schrittweise von –0,5 % auf 4 % erhöht. Dadurch stiegen die Zinsen für neue Wohnbaukredite spürbar an, Kredite wurden erheblich teurer.

Die befragten Banken beließen ihre Angebotspolitik für private Wohnbaukredite (Kreditrichtlinien sowie Kreditbedingungen inklusive Kreditzinsen, Margen und sonstige Bedingungen) im ersten Quartal 2025 weitgehend unverändert. Seit den Verschärfungen im dritten Quartal 2022 gab es nur wenige Anpassungen bei Kreditrichtlinien und Kreditbedingungen. Begründet wurden die angesprochenen Verschärfungen mit der Risikosituation und einer neuen Rechtslage für die Vergabe von Wohnbaukrediten („Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung“, KIM-V).

Der Anteil abgelehnter Kreditanträge für private Wohnbaufinanzierungen liegt seit dem ersten Quartal 2024 weitgehend unverändert auf einem im langfristigen Vergleich hohen Niveau. Davor stieg er vom dritten Quartal 2022 bis zum vierten Quartal 2023 fast durchgängig. Gründe für die Entwicklung der Ablehnungsrate werden im BLS standardmäßig nicht erhoben. Die erhöhte Ablehnungsrate lässt sich jedoch gut erklären – mit der verschärften Angebotspolitik ab dem dritten Quartal 2022 und mit dem damals herausfordernden Umfeld (Leistbarkeit, gestiegene Zinsen, Inflation, Unsicherheit).

Hier befindet sich Tabelle 2 mit dem Titel „Kredite an private Haushalte“. Für ausführliche barrierefreie Informationen zu dieser Tabelle wenden Sie sich bitte direkt an den Autor: gerald.hubmann@oenb.at.

Neben den Umfrageergebnissen zeigt auch ein Blick auf die Kreditstatistik starke Änderungen im Geschäft mit Wohnbaukrediten in Österreich. Die Vergabe neuer Wohnbaukredite 4 durch die Banken ist von Juli 2022 auf August 2022 um mehr als die Hälfte eingebrochen (von 2,7 Mrd EUR auf 1,3 Mrd EUR), in den Folgemonaten weiter gesunken und zeigte sich lange sehr schwach – mit Tiefstwerten von jeweils 0,7 Mrd EUR im Dezember 2023 und Jänner 2024. Die große Schwächung ist auf die oben beschriebenen Gründe zurückzuführen, wobei sie hauptsächlich nachfrageseitig bestimmt sein dürfte. Die von den Banken gemeldeten Rückgänge bei der Kreditnachfrage waren deutlich ausgeprägter als die gemeldeten angebotsseitigen Verschärfungen.

In den letzten Monaten hat sie sich die Neukreditvergabe wieder etwas erholt. Im Jänner und Februar 2025 wurden durchschnittlich 1,1 Mrd EUR pro Monat an neuen Wohnbaukrediten vergeben. Das liegt um mehr als die Hälfte über den Vorjahreswerten (Jänner und Februar 2024). Die derzeit zunehmende Nachfrage nach Wohnbaukrediten signalisiert einen weiteren Anstieg der Neukreditvergabe in den nächsten Monaten. Eine expansive Kreditentwicklung wie bis Mitte 2022 ist aber auf absehbare Zeit nicht zu erwarten. Diese war jahrelang durch äußerst niedrige Zinsen getrieben. 5 Mit der EZB-Zinswende ab Juli 2022 kehrte sich die Entwicklung abrupt um (siehe Grafik 3 zur langfristigen Entwicklung der Neuvergabe von Wohnbaukrediten und des Zinsniveaus in Österreich).

Bei Konsumkrediten und sonstigen Krediten kam es im ersten Quartal 2025, wie auch in den Quartalen davor, zu keinen nennenswerten Änderungen bei Angebot und Nachfrage (Tabelle 2).

3 Refinanzierungssituation der Banken verbessert sich weiter

Die Refinanzierung der Banken über mittel- bis langfristige Anleihen hat sich im ersten Quartal 2025 verbessert (Tabelle 3). Bereits 2024 war es zu deutlichen Verbesserungen der Refinanzierungssituation der Banken gekommen – besonders hinsichtlich der mittel- bis langfristigen Anleihen und in geringerem Ausmaß am Geldmarkt. Für das zweite Quartal 2025 werden hingegen leichte Verschlechterungen bei der Refinanzierung über mittel- bis langfristige Anleihen erwartet.

Hier befindet sich Tabelle 3 mit dem Titel „Zugang der Banken zu ausgewählten Refinanzierungsquellen“. Für ausführliche barrierefreie Informationen zu dieser Tabelle wenden Sie sich bitte direkt an den Autor: gerald.hubmann@oenb.at.

4 Notleidende Kredite für die Kreditvergabepolitik der Banken gegenüber Unternehmen zunehmend relevant

Der BLS thematisiert ab dieser Umfragerunde vierteljährlich die Auswirkungen von notleidenden Krediten bzw. der Kreditqualität auf die Vergabepolitik der Banken. Zuvor wurden die teilnehmenden Banken halbjährlich dazu befragt.

Gemäß den Angaben der Banken führten notleidende Kredite über Jahre hinweg bis Mitte 2023 nur vereinzelt zu Verschärfungen ihrer Kreditvergabepolitik. Wie die Umfrageergebnisse zeigen, kommt es jedoch seit dem zweiten Halbjahr 2023 aufgrund nachlassender Kreditqualität zu Verschärfungen von Kreditrichtlinien und Kreditbedingungen im Unternehmenskundengeschäft der Banken. Die Banken begründen das hauptsächlich mit der Risikosituation.

Für nähere Informationen zu notleidenden Krediten und anderen für die Finanzmarktstabilität relevanten Entwicklungen siehe die halbjährlichen Finanzmarktstabilitätsberichte der OeNB .

5 Auswirkungen der geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems

Im Rahmen des BLS werden die Banken halbjährlich zu den Auswirkungen der geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems befragt. Thematisiert wurden dabei zuletzt das geldpolitische Portfolio an Vermögenswerten und die Leitzinsentscheidungen.

Das Eurosystem baut seit März 2023 sein Wertpapier-Portfolio ab. Die Reduktion der Wertpapierbestände des Eurosystems hatte – gemäß den Umfrageergebnissen – in den letzten sechs Monaten kaum Auswirkungen auf die Banken und ihr Kreditgeschäft. Zu erwähnen sind lediglich leicht gewachsene Bestände an Euroraum-Staatsanleihen in den Aktiva der Banken, da sich das Eurosystem als Käufer vom Markt zurückgezogen hat.

Auch für die kommenden sechs Monate erwarten die befragten Banken keine nennenswerten Auswirkungen des Abbaus der Wertpapierbestände des Eurosystems – weder auf ihre bilanzielle und finanzielle Lage noch auf ihr Kreditgeschäft (Angebotspolitik, Kreditvolumen).

Die Leitzinsentscheidungen des EZB-Rats wirkten sich in den letzten sechs Monaten negativ auf die Ertragslage der Banken aus – wie bereits in den sechs Monaten davor. Die Banken berichten von einem verschlechterten Zinsergebnis aufgrund von Margeneffekten. Seit Juni 2024 senkt die EZB die Leitzinsen. Die Banken erwarten für die nächsten sechs Monate weitere Leitzinssenkungen und daher weiteren Druck auf Margen, Zinsergebnis und Ertragslage.

Eine umgekehrte Entwicklung gab es davor. Die EZB erhöhte die Leitzinsen von Juli 2022 bis September 2023. Die Banken meldeten über eineinhalb Jahre hinweg in diesem Zusammenhang überaus positive Effekte auf ihre Ertragslage. Ihr Zinsergebnis profitierte stark durch Margeneffekte vom Anstieg der Leitzinsen.

Hier befindet sich Grafik 1 mit dem Titel „Entwicklung der Nachfrage nach Unternehmenskrediten in Österreich und ihre Einflussfaktoren“. Für ausführliche barrierefreie Informationen zu dieser Grafik wenden Sie sich bitte direkt an den Autor: gerald.hubmann@oenb.at.

Hier befindet sich Grafik 2 mit dem Titel „Entwicklung der Nachfrage nach Wohnbaukrediten in Österreich und ihre Einflussfaktoren“. Für ausführliche barrierefreie Informationen zu dieser Grafik wenden Sie sich bitte direkt an den Autor: gerald.hubmann@oenb.at.

Hier befindet sich Grafik 3 mit dem Titel „Neu vereinbarte Wohnbaukredite in Österreich und Zinsniveau“. Für ausführliche barrierefreie Informationen zu dieser Grafik wenden Sie sich bitte direkt an den Autor: gerald.hubmann@oenb.at.

6 Erläuterungen zur Umfrage

Kasten 1

Die Zentralbanken des Euroraums – in Österreich die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) – führen gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank (EZB) seit Anfang 2003 viermal jährlich eine Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum (Bank Lending Survey – BLS) durch, um ihren Informationsstand über das Kreditvergabeverhalten der Banken und das Kreditnachfrageverhalten von Unternehmen und privaten Haushalten zu verbessern. Dabei werden rund 160 führende Banken aus allen Ländern des Euroraums befragt, darunter acht Institute aus Österreich. Dieser Bericht bezieht sich auf die Angaben dieser acht Institute. Seit der Umfrage für das erste Quartal 2015 wird ein revidierter und erweiterter Fragebogen verwendet. Mit den Umfragen für das erste Quartal 2022 und das erste Quartal 2024 wurden einige der bestehenden Standardfragen erweitert.

Kreditrichtlinien sind die bankinternen Kriterien (sowohl die schriftlich festgelegten als auch die ungeschriebenen), die bestimmen, unter welchen Voraussetzungen eine Bank Kredite vergeben möchte.

Kreditbedingungen sind die speziellen Verpflichtungen, auf die sich Kreditgeber und Kreditnehmer einigen (z. B. Zinssätze, Margen, Nebenkosten, Sicherheitenerfordernisse usw.). Seit der Umfrage für das erste Quartal 2024 werden Zinssätze als Teil der Kreditbedingungen erfasst. Seitdem sind die Kreditbedingungen daher breiter definiert.

Kreditmargen sind Aufschläge auf relevante Referenzzinssätze bzw. die Differenzen zwischen Kreditzinssätzen und Refinanzierungszinssätzen. Im Rahmen des BLS wird bei einer Verringerung der Margen von einer Lockerung und bei einer Erhöhung der Margen von einer Verschärfung gesprochen. Eine Lockerung der Margen ist für Kreditnehmer positiv, schränkt aber unmittelbar die Ertragsmöglichkeiten der Banken als Kreditgeber ein.

Der Saldo aus positiven und negativen Antworten errechnet sich aus der Anzahl der Banken, die auf eine Frage in positiver Richtung antworten (z. B. Lockerung der Margen, Steigerung der Nachfrage) abzüglich der Anzahl der Banken, die auf eine Frage in negativer Richtung antworten (z. B. Verschärfung der Margen, Rückgang der Nachfrage). Die Bezeichnungen „positiv“ und „negativ“ dienen hier als Richtungsangabe und sind in diesem Zusammenhang als wertfrei zu verstehen.

Der Nettoprozentsatz ist der Saldo aus positiven und negativen Antworten im Verhältnis zur Anzahl der Antworten insgesamt. Wenn z. B. von acht antwortenden Banken zwei angeben, dass die Nachfrage nach Wohnbaukrediten gestiegen ist, eine angibt, dass die Nachfrage gesunken ist, und die übrigen fünf angeben, dass die Nachfrage unverändert geblieben ist, dann ergibt sich ein Saldo von +1 bzw. ein Nettoprozentsatz von +12,5. In diesem Beispiel gibt ein Überhang von nur einer Bank eine Nachfragesteigerung an – zu wenig, um daraus eine allgemeine Aussage abzuleiten. In einem solchen Fall muss von einer weitgehend unveränderten Situation ausgegangen werden.

Veröffentlichungshinweise: Die Berichte der OeNB zur Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum (Bank Lending Survey – BLS) erscheinen seit Juli 2023 in der Publikationsreihe „ OeNB Reports “. Davor erschienen sie in der OeNB-Publikation „ Statistiken – Daten und Analysen “. Links, weitere Informationen und Daten zu den Österreich-Ergebnissen sind auf der OeNB-Website zu finden. Euroraum-Ergebnisse veröffentlicht die EZB.


  1. Das Eurosystem, bestehend aus der Europäischen Zentralbank (EZB) und den nationalen Zentralbanken der Länder des Euroraums (in Österreich die OeNB), führt jedes Quartal eine Umfrage durch, um Informationen über Angebot und Nachfrage im Kreditgeschäft der Banken mit Unternehmen und privaten Haushalten zu erheben. Befragt werden dabei leitende Kreditmanager:innen großer Banken im Euroraum. Methodisch ist die Umfrage eine qualitative Erhebung. Die Antworten werden auf einer Ordinalskala erfasst. Die Fragen beziehen sich auf Veränderungen zur Vorperiode und die Gründe dafür. Die diesem Bericht zugrunde liegende Umfrage wurde im März 2025 durchgeführt. Redaktionsschluss für sonstige Daten: 2. April 2025. ↩︎

  2. Oesterreichische Nationalbank, Referat Konjunktur, . ↩︎

  3. Der Nachfragerückgang im dritten Quartal 2023 sticht im langfristigen Vergleich seit Bestehen des BLS – die erste Umfrage bezog sich auf das vierte Quartal 2002 – besonders hervor, etwas geringer jener im zweiten Quartal 2024. Ähnlich deutliche punktuelle Nachfragerückgänge wurden bisher nur für das vierte Quartal 2008 bzw. das erste Quartal 2009 (im Zuge der globalen Finanzkrise) und für das dritte Quartal 2012 (im Zuge der Staatsschuldenkrise) berichtet. ↩︎

  4. Echte Neukreditvergabe ohne neuverhandelte Kredite österreichischer Banken an inländische private Haushalte; Quelle: OeNB. ↩︎

  5. In der Umfrage wurde das allgemeine Zinsniveau vom ersten Quartal 2015 bis zum zweiten Quartal 2022 als mit Abstand häufigster Grund für die gestiegene Nachfrage nach privaten Wohnbaukrediten genannt. Davor wurde das allgemeine Zinsniveau im BLS nicht standardmäßig als Einflussfaktor der Nachfrage erhoben. ↩︎