II/3/c Oldham’sches System

Beim Druck der 4. Banknotenserie mit Datum 1. 1. 1841 ging man bei der Fabrications-Commission (diese war der Vorläufer der späteren Druckerei für Wertpapiere) der privilegirten oesterreichischen National-Bank zum Stahlstichverfahren über, womit vielleicht der wichtigste Meilenstein im österreichischen Banknotendruck gelegt wurde. Denn der sich daraus entwickelnde Tiefdruck ist bei der Banknotenproduktion bis heute gebräuchlich.
Dieses ursprünglich sehr aufwändige und teure Verfahren erhielt seine Bedeutung erst durch eine Entwicklung des Notendruckers John Oldham von der Bank of Ireland, welcher um 1816 das „siderographische System“ – wie das Stahlstichverfahren damals hieß – maschinell leistungsfähig und kostengünstiger machte. Knapp 20 Jahre später führte die Bank of England ebenfalls dieses System ein.

Verantwortlich für die Einführung dieses Systems bei der privilegirten oesterreichischen National-Bank war der damalige Oberbuchhalter der Nationalbank, Franz Salzmann Edler von Bienenfeld. Auf der Suche nach einem möglichst fälschungssicheren Herstellungsverfahren besichtigte Salzmann das neue Notendrucksystem bei der Bank of England. Nach einem begeisterten Bericht vom 1. Oktober 1838 über die Vorteile des „siderographischen Systems“ ermächtigte ihn die Bankdirektion, trotz des Widerstandes der Fabrications-Commission, welche das Verfahren als zu kostspielig fand, in Verhandlungen mit John Oldham zu treten. Schließlich beschloss die Bankdirektion am 13. Dezember 1838, dass Oldham’sche System für die Banknotenproduktion bei der privilegirten oesterreichischen National-Bank einzuführen. Auf Grundlage eines Vertrages mit John Oldham, geschlossen am 19. Dezember 1838, wurden unter dessen Anleitung und Aufsicht sämtliche, sein System umfassenden Maschinen für Rechnung der Nationalbank angefertigt, sodann nach Wien befördert und dort installiert.
John Oldham verstarb bereits am 14. Februar 1840. Allerdings hatte Franz Salzmann schon vorher darauf gedrängt, den Erfolg für das österreichische Noteninstitut „durch Engagierung solcher Individuen zu sichern, welche mit demselben System vollkommen vertraut […] wären“ (aus Akt Nr. 22/4. ex 1840). In diesem Sinne wurde am 20. November 1839 ein weiterer Vertrag zwischen der Nationalbank einerseits, und John Oldham sowie dessen Sohn John Richard Oldham und dem Mechaniker der Bank of England, John Monteith, andererseits geschlossen. Mitte März 1841 konnte schließlich die Banknotenproduktion nach dem neuen System aufgenommen werden.

Dieser Archivbestand umfasst einerseits „asservierte Bankakten“, d. h. zu diesem Sachthema ausgesuchte Akten, welche aus dem Bestand der allgemeinen Bankakten (II/02) entnommen worden sind. Wann diese auf dem Pertinenzprinzip1) beruhende Sammlung entstand, ist nicht belegt. Anhand der ursprünglichen Behältnisse dieser Sammlung muss dies aber im Laufe der Monarchiezeit geschehen sein.
Im Wesentlichen handelt es sich dabei um Bankakten, versehen mit der Materiennummer 4 (= „Banknoten“), und umspannt den Zeitraum von Ende 1838 bis inklusive 1848. Allerdings ist diese Aktensammlung nicht vollständig! Etliche weitere Bankakten zu diesem Thema finden sich im Bestand unter der Archivsignatur II/02b „Privilegirte Oesterreichische National-Bank“.
Andererseits finden sich hier, als Beilagen zu den genannten Bankakten, diverse Dokumente, Gutachten, Berichte, Listen etc., wie z. B. Originalaufzeichnungen von Franz Salzmann Edler von Bienenfeld oder Briefe von John Oldham. Auch ein Päckchen mit verschiedenen Probestreifen aus geschöpftem Papier aus dem Jahr 1840, teilweise mit Musterdrucken versehen, liegt dieser Sammlung bei.

1) Pertinenz = Sachinhaltsprinzip: Das Schriftgut wird ohne Rücksicht auf seine Herkunft nach dem Sachinhalt geordnet und verwahrt.