Gustav Ritter von Leonhardt

Der erste Generalsekretär der Oesterreichisch-ungarischen Bank

Geboren 09.01.1838 in Graz, gestorben 07.04.1891 in Wien

Gustav Ritter von Leonhardt
Gustav Ritter von Leonhardt

Gustav Leonhardt, geboren als Sohn des Komponisten Andreas Leonhardt, absolvierte nach der Oberrealschule eine Handelsschule und begann seine berufliche Laufbahn als Bürokaufmann in einem Handelshaus.

1857 trat er in den Dienst der priv. oesterreichischen National-Bank. 1869 wurde er zum Sekretär-Stellvertreter und 1870 zum Sekretär der Bank ernannt. Als enger Mitarbeiter des Generalsekretärs Wilhelm Ritter von Lucam wirkte er an der Umgestaltung der priv. oesterreichischen National-Bank in die Oesterreichisch-ungarische Bank (OeUB) mit.

Ende 1878 wurde er an Stelle von Lucam, der zum österreichischen Vizegouverneur des neuen Noteninstituts berufen worden war, zum Generalsekretär der OeUB ernannt. In dieser Funktion war Leonhardt mit der praktischen Durchführung der Notenbankreform betraut, wobei er das Hauptgewicht seiner Tätigkeit auf die Ausweitung des Eskontgeschäftes legte. Über Leonhardts Initiative wurde das Gesamtgebiet der österreichisch-ungarischen Monarchie in 40 Bankbezirke eingeteilt mit je einer Bankfiliale als Mittelpunkt und zahlreichen Nebenstellen, wobei die Gesamtzahl der Filialen inkl. Nebenstellen bis zum Tode Leonhardts auf 183 anwachsen sollte. Durch diese Dezentralisierung wurde der Bankkredit den kaufmännischen Schichten breitflächig zugänglich gemacht. Darüber hinaus trug er durch seine diplomatischen Fähigkeiten dazu bei, dass die früher gespannten Beziehungen zu Ungarn innerhalb der Notenbank wesentlich verbessert wurden.

Gustav Leonhard hatte aber noch ein zweites berufliches Standbein: Als Herausgeber des statistischen Jahrbuches „Compass“, welches bis heute fortgeführt wird, ist er Ökonomen im In- und Ausland noch immer ein Begriff. Auch verfasste er mehrere Bücher zu Fragen der Geldpolitik und der Notenbank.

1888 wurde ihm für seine Verdienste der Leopold-Orden verliehen, der ihn zum Führen des Adelstitels „Ritter von Leonhardt" berechtigte.

Frühzeitig gealtert, starb Leonhardt, verheiratet und Vater von vier Kindern, bereits im 52. Lebensjahr an einer Lungenentzündung. In einem Nachruf in der Neuen Freien Presse vom 7.4.1891 wird sein Charakter folgendermaßen skizziert:

„Er war ein nüchterner, positiver und arbeitsamer Mensch, der sich gerne auf dem sicheren Boden der Zahlen bewegte, nach der Herrschaft über alle Details, die in seiner Berufssphäre lagen, strebte, gleichsam jeden Nagel in der Bank kannte.“