Wilhelm Ritter von Lucam

Der erste österreichische Vizegouverneur der Oesterreichisch-ungarischen Bank

Geboren 6.1.1820 in Wien, gestorben 30.9.1900 in Ischl

Wilhelm Ritter von Lucam
Wilhelm Ritter von Lucam

Wilhelm Ritter von Lucam begann seine Laufbahn als Korrespondent und Kassier bei einer Wiener Bank. 1842 trat er als Beamter in den Dienst der priv. oesterreichischen National-Bank. Auf Grund seiner bedeutenden Sprachkenntnisse wurde er wiederholt zu ausländischen Notenbanken entsandt, wobei er unter anderem Edelmetall für den Metallschatz des österreichischen Noteninstituts besorgte.

1854 wurde er zum zweiten Sekretär und 1857 zum Generalsekretär (Leiter des operativen Geschäfts) der priv. oesterreichischen National-Bank ernannt. Unter seiner maßgeblichen Mitwirkung kam 1862 die Plener´sche Bankakte zustande, wodurch die Summe der metallisch nicht bedeckten Noten mit 200 Mio Gulden fixiert und so der Banknotenumlauf verringert wurde.  Als die Spekulationskrise im Jahre 1873 ausbrach, gelang es Lucam die Nationalbank ohne Verluste über diese Zeit hinwegzubringen.

Nach der Umwandlung der Nationalbank in die Oesterreichisch-ungarische Bank war es vor allem Lucams Verdienst, dass die Einheit des Noteninstituts sowie der Währung gegen den starken Widerstand in Ungarn und zum Teil auch in Österreich erhalten blieb. Gegen alle Erwartung ernannte ihn der Kaiser jedoch nicht zum ersten Gouverneur der Oesterreichisch-ungarischen Bank, da er sich das Missfallen der Ungarn zugezogen hatte. Er musste sich mit der Stelle des österreichischen Vizegouverneurs begnügen, die er bis zu seiner Pensionierung 1891 innehatte.

1892 war er als währungspolitischer Fachmann mit Valuten-Fragen betraut und hat durch seine Expertise wesentlich dazu beigetragen, dass in Österreich-Ungarn die Goldwährung eingeführt wurde. In zahlreichen Zeitungsartikeln trat er auch in späteren Jahren für die Unabhängigkeit des Noteninstitutes ein, die infolge der politischen Verhältnisse wiederholt bedroht war. Einen praktischen Erfolg konnte er seit seinem Scheiden aus dem aktiven Bankdienst nicht mehr erzielen, doch bleibt sein Name mit einer der wichtigsten Epochen in der Wirtschaftsgeschichte der Monarchie verknüpft.