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Statistiken – Daten und Analysen Q4-21

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser!

Der einleitende Artikel des vorliegenden Statistiken-Heftes beschäftigt sich mit den wichtigsten ­Entwicklungen bei den österreichischen Finanzinstituten. Darin kommen Tina Wittenberger und ­Manuel Schubert zum Schluss, dass die Verbindlichkeiten der österreichischen Banken gegenüber der OeNB (z. B. durch die Refinanzierung im Rahmen des TLTRO-III-Programms) seit Ende 2019 stark angestiegen sind. Auf der Aktivseite der Bilanz stiegen die Guthaben des Bankensektors bei der OeNB im gleichen Zeitraum ebenfalls. Die auch von dieser Entwicklung abzuleitende ausgezeichnete ­Liquiditätsausstattung begünstigte die Kreditvergabe an die Realwirtschaft.

Wie gewohnt werden Ihnen die aktuellen Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft von Gerald Hubmann präsentiert. Es werden sowohl die Angebots- als auch die Nachfrageseite der Kreditvergabe sowie die Refinanzierungssituation analysiert. Der Autor kommt zum Schluss, dass die Kreditnachfrage von Unternehmen im Zuge der wirtschaftlichen Erholung ­anstieg.

Weiters beleuchtet eine Autorengemeinschaft aus sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der OeNB die Fortschritte der Kreditrisikoanalyse durch die Granulare Kreditdatenerhebung, die seit September 2018 in Österreich gemeldet wird. Insbesondere die Erhöhung der Granularität, die ­Erweiterung der Meldeinhalte, die Harmonisierung der Terminologie und der Konzepte sowie die ­Herabsetzung der Meldegrenze für juristische Personen brachte einen erheblichen Mehrwert in der Analyse der österreichischen Kreditinstitute gegenüber dem vormaligen Zentralen Kreditregister. Sie stärkt so die Bankenaufsicht in ihrer Tätigkeit und unterstützt die Bankenwirtschaft bei der Kreditvergabe.

Benjamin Haschka berichtet, dass die Bilanzsumme der österreichischen Versicherungen im Juni 2021 einen neuen historischen Höchststand erreichte. Dieses Wachstum war fast ausschließlich auf Preiseffekte zurückzuführen, wohingegen Nettotransaktionen im Jahresvergleich stagnierten. Im ­Vergleich zum restlichen Euroraum stechen die österreichischen Versicherungen aufgrund des höheren Anteils an Aktien mit überdurchschnittlich hohen Kursgewinnen hervor.

Erza Aruqaj, Lisa Reitbrecht und Patricia Walter nehmen in ihrem Beitrag die Entwicklung der österreichischen Leistungsbilanz unter die Lupe. Diese kippte im ersten Halbjahr 2021 nach vorläufiger Berechnung in ein Defizit im Ausmaß von –1,4% des BIP. Sowohl der Einnahmenüberschuss aus der traditionellen Säule des österreichischen Außenwirtschaftsergebnisses, dem Reiseverkehr, als auch jener aus dem Güterhandel verringerte sich deutlich.

Drei Kurzberichte sowie eine Auswahl von 13 Tabellen ergänzen das vorliegende Heft.

Gütesiegel für nachhaltige Finanzprodukte (UZ 49) für österreichische Investmentfonds sorgt für verbesserte Transparenz bei Endkunden

Jun Chao Zhan 1

Zur Erreichung der angestrebten Ziele des europäischen Grünen Deals 2 spielen neben öffentlichen Finanzmitteln auch private Investitionen in klimafreundliche Branchen und Projekte eine essenzielle Rolle. Im Investitionsplan für den ­europäischen Grünen Deal 3 (IPEGD) wird explizit die Schaffung geeigneter Rahmen­bedingungen zur Förderung von nachhaltigen privaten Investitionen ­genannt, um zusätzliche finanzielle Mittel für die ökologisch-nachhaltige wirtschaftliche Transformation in der Europäischen Union zu mobilisieren.

Eine der wichtigsten Maßnahmen zur Förderung privater Investitionen ist die Schaffung einheitlicher und nachvollziehbarer Standards bei angebotenen Finanzprodukten, um ein „Greenwashing“ am Markt zu unterbinden. In ­Verbindung mit der EU-Taxonomie-Verordnung 4 , welche ein einheitliches Klassifizierungssystem von ökologisch-nachhaltigen wirtschaftlichen Tätigkeiten definiert, werden Offenlegungspflichten für nichtfinanzielle Firmen 5 und Finanzdienstleister im Hinblick auf relevante Nachhaltigkeitsfaktoren verpflichtend. Für Finanzmarktteilnehmer (z. B. Banken, Versicherungen, Pensionsfonds, Finanzberater und Investmentfonds, die Anlageprodukte anbieten) trat ab März 2021 die Verordnung (EU) 2019/2088 des europäischen Parlaments und des Rates über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor in Kraft. Finanzmarktteilnehmer müssen unter anderem auf ihrer Homepage und in Kundenberichten ­bekannt geben, ob sie im Rahmen ihrer Investitionsentscheidungen Nachhaltigkeitsfaktoren (sogenannte „ESG-Kriterien“, die auf die Bereiche „Enviromental“, „Social“ und „Governance“ Bezug nehmen) berücksichtigen, sowie nähere Informationen zu Methoden der Bewertung, Messung und Überwachung relevanter Nachhaltigkeitsindikatoren in ihrem Portfolio 6 zur Verfügung stellen. Die Finanzprodukte werden zudem von den Anbietern in drei Kategorien, in sogenannte „dunkelgrüne“, „hellgrüne“ und „sonstige“ Finanzprodukte eingeteilt. Je nach Selbsteinstufung müssen unterschiedlich strenge Nachhaltigkeitsanforderungen und Informationspflichten beachtet werden. 7

Österreichische Fonds haben die Möglichkeit, das Gütesiegel UZ 49 für nachhaltige Finanzprodukte des Bundesministeriums für Klimaschutz zu beantragen. 8 Das Gütesiegel UZ 49 kennzeichnet jene Finanzprodukte, die ökologisch und ­sozial nachhaltiger sind als vergleichbare Produkte in derselben Kategorie (Best in Class) 9 . In Bezug auf Fonds werden Anlagepolitik, Auswahlkriterien, Erhebungs-, Bewertungs- und Auswahlprozess für die nachhaltigen Anlageprodukte von einer unabhängigen Prüfstelle mit Hilfe eines Punktesystems bewertet. 10 Die Zertifizierung mit dem unabhängigen Gütesiegel trägt zur Erhöhung der Transparenz und Vergleichbarkeit der nachhaltigen Finanzprodukte bei. Insbesondere in Verbindung mit der Offenlegungspflicht für Finanzdienstleister gewinnt das Gütesiegel bei vielen heimischen Fonds in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung.

Marktanteil der mit dem Gütesiegel (UZ 49) gekennzeichneten Fonds im Aufwind

Tabelle 1: Inländische Fonds mit dem Gütesiegel (UZ 49)  
Zertifiziert
nach UZ 49 (Anzahl)
Zertifiziert
nach UZ 49 (Bestand)
Sonstige Fonds
(Bestand)
Gesamt
(Bestand)
Anteil
UZ 49-Fonds
Endstand zum Marktwert bewertet in Mrd EUR
Q4 18 57 5,79 167,76 173,55 3,3%
Q4 19 77 10,55 184,17 194,72 5,4%
Q4 20 96 17,37 185,08 202,45 8,6%
Q1 21 100 20,11 189,09 209,21 9,6%
Q2 21 106 22,40 197,09 219,49 10,2%
Quelle: OeNB, OeKB.

Obwohl das Gütesiegel UZ 49 des Bundesministeriums für Klimaschutz schon seit 2004 existiert und es somit eines der ersten dieser Zertifikate im europäischen Raum darstellt, hat es in der Fondsbranche erst in den letzten Jahren langsam an Bedeutung gewonnen. Die Anzahl der zertifizierten Fonds stieg von 57 im Jahr 2018 11 auf 106 im zweiten Quartal 2021. Das von zertifizierten Fonds begebene Volumen stieg in diesem Zeitraum von 5,79 Mrd EUR auf 22,40 Mrd EUR. ­Gemessen am Marktanteil konnten die mit dem UZ 49 gekennzeichneten Fonds ebenfalls einen starken Anstieg verzeichnen. Während der Anteil der mit dem UZ 49 gekennzeichneten inländischen Fonds an allen inländischen Fonds im Jahr 2018 lediglich 3,3% ausmachte, lag der Vergleichswert im ersten Quartal 2021 bereits bei 10,2%. Eine nähere Betrachtung des mit dem UZ 49 gekennzeichneten Fondsvolumens zeigt, dass Mischfonds mit 9,3 Mrd EUR (41%), Rentenfonds mit 6,5 Mrd EUR (29%) und Aktienfonds mit 5,9 Mrd EUR (27%) den Großteil des Gesamtvolumens der zertifizierten Fonds im zweiten Quartal 2021 ausmachten.

Die dynamische Entwicklung des nachhaltigen Fondsvolumens war selbst in dem von Unsicherheiten im Zuge der COVID-19-Pandemie geprägten Jahr 2020 ungebrochen und die mit dem UZ 49-Kennzeichen zertifizierten Fonds verzeichneten in diesem Krisenjahr sogar die höchste positive Bestandsveränderung im ­Betrachtungszeitraum. Die Bestandsveränderung lässt sich auf eine Kombination aus Nachfrageeffekt und Angebotseffekt durch Neuzertifizierungen zurückführen. Zwischen 2019 und 2020 hat sich die Anzahl der neu zertifizierten Fonds netto um 19 erhöht. Diese Zahl setzt sich aus 33 Neuzertifizierungen und dem Wegfall von 14 zertifizierten Fonds (z. B. durch Fondsschließung bzw. Zurücklegung oder ­Ablauf des Zertifikats 12 ) zusammen. Das Fondsvolumen der 33 im Jahr 2020 ­neuzertifizierten Fonds wies im Dezember 2020 7,6 Mrd EUR auf. Um den Nachfrageeffekt zu zeigen, werden lediglich die Nettotransaktionen der 77 bereits im Dezember 2019 zertifizierten Fonds über das Jahr 2020 betrachtet. 13 Hierbei zeigt sich, dass das aushaftende Fondsvolumen der 77 zertifizierten Fonds im Jahr 2020 eine transaktionsbedingte Veränderung in Höhe von +2,4 Mrd EUR aufwies. Dies entspricht einer dynamischen Jahreswachstumsrate 14 von +22% für das Jahr 2020. Im Vergleich dazu konnten die nichtzertifizierten Fonds mit einem Nettotrans­aktionsvolumen von 3,7 Mrd EUR lediglich eine Jahreswachstumsrate von +2% im Jahr 2020 verzeichnen. 15 Im ersten Halbjahr 2021 setzte sich diese dynamische Entwicklung der mit dem UZ 49-Kennzeichen zertifizierten Fonds fort. Jene 96 Fonds, welche zum Stichtag Dezember 2020 mit dem UZ 49-Kennzeichen zertifiziert waren, wiesen eine transaktionsbedingte Veränderung von +2,96 Mrd EUR auf. Dies entspricht einer Halbjahreswachstumsrate von +17% gegenüber dem ­Bestandsvolumen zum Jahresultimo 2020. Die nichtzertifizierten Fonds erzielten im ersten Halbjahr hingegen lediglich einen Vergleichswert von +3,3%, mit einer transaktionsbedingten Veränderung in Höhe von +6,1 Mrd EUR.

Zertifizierte Fonds sind vor allem bei privaten Haushalten beliebt

Die Untersuchung nach Gläubigersektoren 16 inländischer Fonds zeigt, dass die mit UZ 49 gekennzeichneten Investmentzertifikate hauptsächlich von inländischen privaten Haushalten 17 , Investmentfonds (Fonds-in-Fonds) und sonstigen nicht­monetären Finanzinstituten gehalten werden. Investmentzertifikate machen etwa 10% (81,8 Mrd EUR) des Finanzvermögens österreichischer Haushalte im ­zweiten Quartal 2021 aus. Der Anteil der von privaten Haushalten gehaltenen Fonds mit dem UZ 49-Gütesiegel hat sich von 5,2% (2,23 Mrd EUR) im Jahr 2018 auf 13,7% (7,55 Mrd EUR) im zweiten Quartal 2021 mehr als verdoppelt.

Um den Nachfrageeffekt privater Haushalte im Pandemiejahr 2020 zu betrachten, werden wie im vorangegangenen Kapitel nur jene Fonds als Basis herangezogen, welche bereits im Dezember 2019 ein entsprechendes Zertifikat aufwiesen. ­Private Haushalte investierten im Jahr 2020 netto +927 Mio EUR in die zertifizierten Fonds. Dies entspricht einer sehr dynamischen Jahreswachstumsrate von +27%, während nichtzertifizierte Fonds mit einem Nettotransaktionsvolumen von 1,4 Mrd EUR lediglich eine Jahreswachstumsrate von +3,2% verzeichneten.

Die starke dynamische Nachfrage nach UZ 49-zertifizierten Fonds setzte sich im Jahr 2021 fort. Auf Basis der im Dezember 2020 zertifizierten Fonds wurden von den privaten Haushalten im ersten Halbjahr 2021 Nettotransaktionen in Höhe von +1,1 Mrd EUR getätigt. Dies entspricht einer Halbjahreswachstumsrate von +21% gegenüber dem Bestandsvolumen zum Jahresultimo 2020. Die Nachfrage privater Haushalte nach nichtzertifizierten Fonds blieb im ersten Halbjahr 2021 mit einem Nettotransaktionsvolumen von +1,2 Mrd EUR und einer Halbjahreswachstumsrate von +2,8% hingegen deutlich geringer. Die kontinuierlich hohe Jahreswachstumsrate der zertifizierten Fonds spiegelt eine zunehmende Beliebtheit des UZ 49-Gütesiegels vor allem im Retail-Sektor wider.

Tabelle 2: Gläubiger inländischer Fonds zertifiziert nach UZ 49  
Q2 21 Q4 18
Gläubiger

Inländische Sektoren und Ausland

Zertifiziert
nach UZ 49
Sonstige
Fonds
Gesamt Anteil UZ 49-
Fonds pro Sektor
Zertifiziert
nach UZ 49
Sonstige
Fonds
Gesamt Anteil UZ 49-
Fonds pro Sektor
Endstand zum Marktwert bewertet
in Mrd EUR
in % Endstand zum Marktwert bewertet
in Mrd EUR
in %
Inland 16,18 174,55 190,73 8,5 4,94 149,16 154,10 3,2
Monetäre Finanzinstitute 0,23 6,76 6,99 3,3 0,04 7,16 7,20 0,5
Investmentfonds 4,78 26,94 31,73 15,1 1,61 23,00 24,61 6,5
Versicherungen 0,68 28,67 29,36 2,3 0,13 26,65 26,78 0,5
Pensionskassen 0,01 23,60 23,60 0,0 0,21 17,33 17,53 1,2
Sonstige nichtmonetäre
Finanzinstitute1
1,95 16,34 18,29 10,7 0,51 15,06 15,57 3,3
Staat 0,17 11,78 11,95 1,4 0,07 9,43 9,50 0,7
Nichtfinanzielle Unternehmen 0,80 12,91 13,71 5,8 0,15 9,87 10,02 1,5
Private Haushalte und Private
Organisationen ohne Erwerbszweck
7,55 47,54 55,09 13,7 2,23 40,65 42,88 5,2
Ausland 6,22 22,54 28,76 21,6 0,85 18,60 19,45 4,4
Gesamt 22,40 197,09 219,49 10,2 5,79 167,76 173,55 3,3
Quelle: OeNB, OeKB.
1 Entspricht den ESVG 2010-Sektoren S.125, S.126 & S.127.

1 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Außenwirtschaft, Finanzierungsrechnung und Monetär­statistiken, junchao.zhan@oenb.at.

2 https://ec.europa.eu/info/strategy/priorities-2019-2024/european-green-deal_de.

3 https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/en/qanda_20_24.

4 https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX:32020R0852&from=EN.

5 https://ec.europa.eu/info/business-economy-euro/company-reporting-and-auditing/company-reporting/corporate-­sustainability-reporting_en.

6 https://www.amundi.at/vertriebspartner/content/view/full/50742.

7 Hellgrün (gemäß Artikel 8 der Offenlegungsverordnung): eine explizite Nachhaltigkeits-Strategie ist vorhanden; Dunkelgrün (Artikel 9 der Offenlegungsverordnung): Anstreben von konkreten und messbaren Umweltzielen (z. B. Reduktion von CO2-Emissionen mit Zielwerten).

8 Die Zertifizierung muss freiwillig von den Emittenten beantragt werden. Nichtzertifizierte Finanzprodukte können daher ebenfalls Nachhaltigkeitsaspekte enthalten: https://www.umweltzeichen.at/de/f%C3%BCr-interessierte/der-weg-zum-umweltzeichen/antragsinfos-zur-richtlinie-uz49-nachhaltige-finanzprodukte.

9 Das Gütesiegel für nachhaltige Finanzprodukte (UZ 49), auch „Österreichisches Umweltzeichen“ genannt, berücksichtigt neben Kriterien der ökologischen Nachhaltigkeit ebenfalls sozial-ethische und Corporate Governance-Kriterien im Zertifizierungsprozess.

10 Für eine detaillierte Beschreibung des Evaluierungsprozesses siehe: https://www.umweltzeichen.at/file/Richtlinie/
UZ%2049/Long/UZ49_R5a_Sustainable%20Financial%20Products_2020_EN.pdf.

11 Daten der mit UZ 49-Kennzeichen zertifizierten Fonds liegen ab Jahresende 2018 vor.

12 Das UZ 49-Zertifikat muss alle vier Jahre erneuert werden.

13 Hierbei handelt es sich um eine Annäherung des Nachfrageeffekts, da Transaktionen durch die Veränderung der Population innerhalb des Jahres nicht berücksichtigt werden.

14 Jahreswachstumsrate bereinigt um Preis- und Wechselkurseffekte.

15 Aufgrund des höheren Bestandsvolumens der nichtzertifizierten Fonds bedarf es für eine höhere Wachstumsrate einer höheren absoluten Nettotransaktion.

16 Gläubigersektoren nach dem Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG 2010).

17 Private Haushalte inklusive private Organisationen ohne Erwerbszweck nach dem ESVG 2010.

Anzahl an Kartenzahlungen nahm 2020 weiter zu

Patrick Thienel 18

Im Jahr 2020 wurden durch österreichische Zahlungssystembetreiber (Banken, Zahlungsinstitute, E-Geld-Institute etc.) im Auftrag von Nichtbanken Zahlungsverkehrstransaktionen in Höhe von 3.577,6 Mrd EUR durchgeführt, wodurch sich gegenüber dem Vorjahr ein um rund 66 Mio EUR höherer Wert ergab. Im Detail entfielen 3.322,1 Mrd EUR auf Überweisungen, 199,2 Mrd EUR auf eingezogene Lastschriften, 47,5 Mrd EUR auf Zahlungen mit Zahlungskarten, 3,0 Mrd EUR auf Scheckzahlungen, 0,1 Mrd EUR auf E-Geld-Zahlungen (Prepaid-Kartenzahlungen) und 5,7 Mrd EUR auf sonstige Zahlungen (z. B. Bargeldüberweisungen, ­Zahlungen via Apps, Bezahldienste im Internet und Finanztransfergeschäfte). ­Während im Vergleich zum Jahr 2019 der Wert der Gesamttransaktionen lediglich um 1,9% stieg, erhöhte sich die ­Anzahl der Gesamttransaktionen um 5,8%.

Der Bargeldanteil an allen Zahlungsvorgängen in Österreich liegt mit 79% (bezogen auf die Anzahl der Transaktionen) und 58% (bezogen auf den Transaktions­wert) weiterhin deutlich über dem Euroraum-Durchschnitt (Anzahl: 73%; Wert: 48%). 19

Tabelle 1: Von Zahlungssystembetreibern aus Österreich abgewickelte unbare Zahlungstransaktionen (ohne Zwischenbankenzahlungsverkehr)  
Überweisungen Lastschriften Kartenzahlungen Schecks E-Geld-Zahlungen Sonstige Zahlungen
Anzahl in Mio Betrag in Mrd EUR Anzahl in Mio Betrag in Mrd EUR Anzahl in Mio Betrag in Mrd EUR Anzahl in Mio Betrag in Mrd EUR Anzahl in Mio Betrag in Mrd EUR Anzahl in Mio Betrag in Mrd EUR
2014 524,3 2.861,1 450,2 144,6 559,1 33,1 1,3 8,3 9,9 0,2 8,0 1,3
2015 528,2 2.802,3 428,0 132,5 579,6 33,2 1,1 7,0 10,7 0,2 6,9 1,6
2016 530,1 2.778,5 422,3 128,0 649,2 35,7 1,0 6,9 10,2 0,2 44,6 2,0
2017 555,0 2.794,7 435,4 133,5 746,3 39,2 0,8 6,8 6,5 0,2 43,8 2,1
2018 578,7 3.016,3 457,6 157,1 863,9 43,3 0,7 5,9 4,4 0,1 46,5 3,0
2019 608,3 3.278,7 465,3 178,1 989,3 46,5 0,5 4,9 4,7 0,1 52,0 3,7
2020 618,9 3.322,1 462,6 199,2 1.104,3 47,5 0,3 3,0 4,7 0,1 52,1 5,7
Quelle: OeNB.

Ausschlaggebend für den stärkeren Anstieg bei der Anzahl von unbaren Transaktionen war insbesondere die Entwicklung bei der Anzahl an Kartenzahlungen (von rund 990 Millionen auf rund 1,1 Milliarden). Gemessen an allen unbaren Zahlungstransaktionen entfiel im Jahr 2020 ein Anteil von 49,3% auf Karten­zahlungen, gefolgt von Überweisungen mit 27,6% und Lastschriften mit 20,6%. Im Zeitverlauf seit 2014 20 ist somit ein deutlicher Trend vermehrter Karten­zahlungen erkennbar. Im Jahr 2014 war der Anteil der Kartenzahlungen an den gesamten unbaren Zahlungstransaktionen noch bei 36,0% gelegen, jener der Überweisungen bei 33,8% und jener der Lastschriften bei 29,0%.

Grafik 1 stellt die relative Wichtigkeit von Zahlungsinstrumenten in Prozent der Gesamttransaktionen in Österreich für das Jahr 2020 dar.

In der linken Abbildung der Doppelgrafik wird in einem Tortendiagramm die Verteilung der unterschiedlichen Zahlungsinstrumente bezogen auf die Anzahl der Transaktionen dargestellt.

Kartenzahlungen kommen auf einen Anteil von 49,24 %, Überweisungen kommen auf einen Anteil von 27,59 %, Lastschriften kommen auf einen Anteil von 20,63%, E-Geld-Zahlungen kommen auf einen Anteil von 0,21 %, Schecks kommen auf einen Anteil von 0,01 %, sonstige Zahlungen kommen auf einen Anteil von 2,38 %.

In der rechten Abbildung der Doppelgrafik wird in einem Tortendiagramm die Verteilung der unterschiedlichen Zahlungsinstrumente bezogen auf den Wert der Transaktionen dargestellt.

Überweisungen kommen auf einen Anteil von 92,86 %, Lastschriften kommen auf einen Anteil von 5,57 %, Kartenzahlungen kommen auf einen Anteil von 1,33 %, Schecks kommen auf einen Anteil von 0,08 %, E-Geld-Zahlungen kommen auf einen Anteil von gerundet 0,0 %, sonstige Zahlungen kommen auf einen Anteil von 0,16 %.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Nach dem Wert der Transaktion betrachtet wurde der Großteil der Zahlungen (92,9%) allerdings im Rahmen von Überweisungen abgewickelt. Tendenziell ist bemerkbar, dass in Österreich dieser Anteil im Zeitverlauf relativ konstant blieb (2014: 93,9%; 2020: 92,9%),

Der durchschnittliche Betrag pro Transaktion erreichte 2020 bei Überweisungen 5.368 EUR, bei Lastschriften 431 EUR, bei Kartenzahlungen 43 EUR, bei Scheckzahlungen 10.000 EUR 21 , bei E-Geld-Zahlungen 21 EUR und bei sonstigen Zahlungen 109 EUR. Im Zeitverlauf ist auffallend, dass der durchschnittliche ­Betrag einer Kartenzahlung seit 2014 von rund 59 EUR auf zuletzt 43 EUR stetig abnahm. Dafür verantwortlich sind auch neue Technologien (wie zum Beispiel NFC oder Apple Pay), die es den Kundinnen und Kunden einfacher machen, ihre Einkäufe unbar zu begleichen, wobei vermehrt auch kleinere Beträge mittels Zahlungskarte ­bezahlt werden.

Euroraum-Vergleich

Tabelle 2: Von Zahlungssystembetreibern aus dem Euroraum abgewickelte unbare Zahlungstransaktionen (ohne Zwischenbankenzahlungsverkehr)  
Überweisungen Lastschriften Kartenzahlungen Schecks E-Geld-Zahlungen Sonstige Zahlungen
Anzahl in Mio Betrag in Mrd EUR Anzahl in Mio Betrag in Mrd EUR Anzahl in Mio Betrag in Mrd EUR Anzahl in Mio Betrag in Mrd EUR Anzahl in Mio Betrag in Mrd EUR Anzahl in Mio Betrag in Mrd EUR
2014 17.482,6 131.558,8 17.332,2 6.012,0 27.022,8 1.338,1 2.961,5 2.693,6 2.067,1 73,4 1.217,6 1.925,9
2015 18.311,6 18.680,3 29.695,2 1.438,2 2.760,7 2.378,8 95,5 1.668,4 2.195,0
2016 19.097,5 133.387,9 18.963,8 6.321,2 32.923,7 1.543,9 2.547,6 2.827,6 119,0 1.478,4 1.915,4
2017 20.036,6 135.718,1 20.092,3 6.531,5 36.508,4 1.664,0 2.293,9 3.422,2 142,4 1.419,4 1.858,4
2018 20.978,7 134.026,9 20.620,8 6.725,9 41.501,2 1.824,5 2.072,7 2.085,6 4.084,7 172,3 1.472,8 1.747,1
2019 22.367,7 141.617,2 21.270,8 6.979,9 46.639,7 1.977,2 1.873,2 1.933,9 4.625,0 194,1 1.253,7 1.715,9
2020 23.089,6 155.764,3 22.217,2 6.595,8 47.820,7 1.961,1 1.386,4 1.424,0 6.120,8 256,3 1.002,9 1.345,6
Quelle: OeNB.
Anmerkung: Angaben mit „–“ bedeuten, dass die Werte vertraulich sind; d. h. ein oder zwei Länder haben den Wert als vertraulich gekennzeichnet, weil das Aggregat durch Daten von ­weniger als drei Meldern entstanden ist oder ein Melder einen Großteil zum Aggregat beisteuert.

Die im Euroraum im Jahr 2020 durch Zahlungssystembetreiber im Auftrag von Nichtbanken durchgeführten Zahlungsverkehrstransaktionen erreichten eine Höhe von 167.347,1 Mrd EUR. Die Struktur der Zahlungen ist weitestgehend mit jener in Österreich vergleichbar, im Detail sind aber folgende Unterschiede ­erkennbar: Der Großteil der unbaren Zahlungen entfiel 2020 mit 155.764,3 Mrd EUR auf Überweisungen (93,1%; Österreich: 92,9%), 6.595,8 Mrd EUR entfielen auf eingezogene Lastschriften (3,9%; Österreich: 5,6%), 1.961,1 Mrd EUR auf Zahlungen mit Zahlungskarten (1,2%; Österreich: 1,3%), 1.424,0 Mrd EUR auf Scheckzahlungen (0,9%; ­Österreich: 0,1%), 256,3 Mrd EUR auf E-Geld-Zahlungen (0,2%; Österreich: 0,0%) und 1.345,6 Mrd EUR auf sonstige Zahlungen (0,8%; Österreich: 0,2%).

Grafik 2 stellt die relative Wichtigkeit von Zahlungsinstrumenten in Prozent der Gesamttransaktionen im Euroraum für das Jahr 2020 dar.

In der linken Abbildung der Doppelgrafik wird in einem Tortendiagramm die Verteilung der unterschiedlichen Zahlungsinstrumente bezogen auf die Anzahl der Transaktionen dargestellt.

Kartenzahlungen kommen auf einen Anteil von 47,0 %, Überweisungen kommen auf einen Anteil von 22,7 %, Lastschriften kommen auf einen Anteil von 21,9 %, E-Geld-Zahlungen kommen auf einen Anteil von 6,0 %, Schecks kommen auf einen Anteil von 1,4 %, sonstige Zahlungen kommen auf einen Anteil von 1,0 %.

In der rechten Abbildung der Doppelgrafik wird in einem Tortendiagramm die Verteilung der unterschiedlichen Zahlungsinstrumente bezogen auf den Wert der Transaktionen dargestellt.

Überweisungen kommen auf einen Anteil von 93,1 %, Lastschriften kommen auf einen Anteil von 3,9 %, Kartenzahlungen kommen auf einen Anteil von 1,3 %, Schecks kommen auf einen Anteil von 0,8 %, E-Geld-Zahlungen kommen auf einen Anteil von gerundet 0,1 %, sonstige Zahlungen kommen auf einen Anteil von 0,8 %.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Gemessen an der Anzahl der Transaktionen dominierten im Jahr 2020 im Euroraum ebenfalls die Kartenzahlungen mit 47,1% (Österreich: 49,3%), gefolgt von Überweisungen mit 22,7% (Österreich: 27,6%) und Lastschriften mit 21,9% (Österreich: 20,6%). Auf Scheckzahlungen entfielen 1,2% (Österreich: 1,3%), auf E-Geld-Zahlungen 6,0% (Österreich: 0,2%) und auf sonstige Zahlungen 1,0% (Österreich: 2,3%). Die Entwicklung bei der Anzahl an Kartenzahlungen zeigte im Euroraum ein weniger dynamisches Bild als in Österreich. Während sich in Österreich die Anzahl an Kartentransaktionen seit 2014 fast verdoppelte, betrug der Zuwachs im Euroraum ca. +77%. Im Gegensatz zu Österreich war im ­Euroraum jedoch bei den E-Geld-Zahlungen im Jahr 2020 eine deutliche ­Erhöhung – sowohl bei der Anzahl als auch beim Transaktionsvolumen – erkennbar. Das liegt an den vermehrten Online-Käufen und der damit zusammenhängenden ­vermehrten Nutzung von E-Geld, was zumindest teilweise durch den Ausbruch der COVID-19-Pandemie begünstigt wurde. 22

Im Euroraum erreichte der durchschnittliche Betrag pro Transaktion im Jahr 2020 bei Überweisungen 6.746 EUR, bei Lastschriften 297 EUR, bei Karten­zahlungen 41 EUR, bei Scheckzahlungen 1.027 EUR, bei E-Geld-Zahlungen 42 EUR und bei sonstigen Zahlungen 1.342 EUR. Im Zeitverlauf seit 2014 ist auch im Euroraum ein Absinken des durchschnittlichen Betrages pro Transaktion bei ­Kartenzahlungen erkennbar. Der durchschnittliche Betrag in diesem Segment lag im Euroraum 2014 mit rund 50 EUR noch deutlich unter dem Vergleichswert für Österreich (59 EUR). Durch die dynamische Entwicklung in Österreich bei der Anzahl der Kartenzahlungen haben sich die beiden Durchschnittswerte ­angenähert und wiesen im Jahr 2020 mit 41 EUR (Euroraum) bzw. 43 EUR (Österreich) ähnlich hohe Werte auf.

Grundsätzlich haben Kartenzahlungen in den meisten anderen Euroraum-­Ländern eine wesentlich höhere Bedeutung als in Österreich. Deutschland (28,7%) und Italien (47,2%) haben einen niedrigeren Anteil an Kartenzahlungen (im ­Verhältnis zu den gesamten unbaren Zahlungstransaktionen) als Österreich. Die höchste Bedeutung haben Kartentransaktionen in Portugal (Kartenzahlungsanteil: 69,6%), Dänemark (69,0%) und Estland bzw. Lettland (jeweils 64,6%).

18 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Außenwirtschaft, Finanzierungsrechnung und Monetärstatistiken, patrick.thienel@oenb.at.

19 ECB. 2020. Study on the payment attitudes of consumers in the euro area (SPACE). Diese Studie basiert auf einer euroraumweiten Erhebung der EZB im Jahr 2019.

20 Beginn der entsprechenden Erhebung durch die OeNB.

21 Ausschlaggebend für den hohen Durchschnittsbetrag dürften vor allem Großbetragszahlungen von Unternehmen sein. Der Durchschnittsbetrag von 10.000 EUR kommt aufgrund einer Berechnung mit gerundeten Zahlen zustande.

22 Das dürfte vor allem daran liegen, dass manche E-Geld-Zahlungen nicht in Österreich meldepflichtig sind; z. B. wird das Geschäft über PayPal zentral für den Euroraum in Luxemburg erfasst.

Konsumeinbruch lässt Finanzvermögen 2020 auf Rekordhoch steigen

Erza Aruqaj, Matthias Fuchs, Stefan Wiesinger 23

Der historische Einbruch des privaten Konsums als Folge der COVID-19-Pandemie ließ die ­Ersparnisse des heimischen Haushaltssektors trotz rückläufigem Einkommen im Jahr 2020 deutlich anwachsen. Eine Sparquote von 14,4 % bedeutete, dass die finanziellen Veranlagungen einen neuen Rekordwert erreichten, woraus sich auch ein neuer Höchststand des Geldvermögens von 778 Mrd EUR per Ultimo 2020 ergab. Einlagen blieben zwar die dominierende Veranlagungskomponente, das Interesse an Aktien und Investmentzertifikaten nahm jedoch zu. Gleichzeitig sorgte die Pandemie für eine verstärkte Nachfrage nach Bargeld. Die Verschuldung des Haushaltssektors verblieb auf stabilem Niveau.

Die gesundheitspolitischen Maßnahmen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie schränkten die Konsummöglichkeiten privater Haushalte massiv ein und beeinflussten deren Sparverhalten damit maßgeblich. Im Jahr 2020 brach der private Konsum im Vergleich zu 2019 um 7,2 % ein. Betroffen waren vor allem die Bereiche Beherbergung und Gastronomie, Verkehr sowie Freizeit- und Kulturdienstleistungen. Seit Österreichs Beitritt zur EU hatte sich der Konsum – selbst im Verlauf der schweren Wirtschafts- und Finanzkrise ab 2008 – stets positiv entwickelt. Erstmals rückläufig zeigte sich in diesem Zeitraum auch das netto verfügbare Einkommen (2020: –0,7 %). Das Phänomen einer gestiegenen Sparleistung ergibt sich somit zwangsläufig aus einem massiven Konsumverzicht und darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Pandemie österreichische Privathaushalte wirtschaftlich vor große Herausforderungen stellte. Aktuelle Entwicklungen lassen für 2021 einen Anstieg des Konsums und folglich einen Rückgang der Sparquote erwarten. 24

Grafik 1 mit dem Titel „Konsumeinbruch lässt Sparquote steigen“ zeigt in einem Säulendiagramm das Jahreswachstum des verfügbaren Nettoeinkommens sowie des Konsums im Zeitraum 2008 bis 2020. Gleichzeitig wird die Sparquote jeweils als Punkt gezeigt und zusätzlich für das Jahr 2021 abgebildet. Nettoeinkommen und Konsum entwickeln sich bis einschließlich 2019 stets positiv (im Bereich zwischen 0% und plus 5%), im Jahr 2020 weist das Einkommen mit minus 0,7% erstmals einen negativen Wert auf, der Konsum bricht mit minus 7,2% erstmals sogar deutlich ein. Die Sparquote erreicht mit 14,4% einen Höchststand, zuvor waren durchwegs geringere Sparquoten zu verzeichnen. Quelle: Oesterreichische Nationalbank.
Grafik 2 mit dem Titel „Sparquote lässt Geldvermögensbildung auf Rekordhoch steigen“ zeigt in einem Säulendiagramm die Entwicklung des Geldvermögens von 2008 bis zum ersten Halbjahr 2021. Das Geldvermögen ist nach folgenden Anlageinstrumenten gegliedert: Bargeld, Einlagen, börsennotierte Aktien und Investmentzertifikate, übrige Geldvermögensbildung. Das Jahr 2020 verzeichnet mit Abstand die höchste Geldvermögensbildung, diese erreicht 28,5 Milliarden Euro. Das entspricht einem Plus gegenüber 2019 von 70%. Im Durchschnitt wurden zwischen 2008 und 2019 12,7 Milliarden Euro veranlagt. Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Das Geldvermögen der privaten Haushalte markierte im Juni 2021 einen historischen Höchststand von 799 Mrd EUR. Das entspricht einem Zuwachs von rund 8 % seit Beginn der COVID-19-Pandemie (Ende 2019). Dieser Anstieg ist vor allem durch den intensiven Geldvermögensaufbau zu erklären, der 2020 mit 28,5 Mrd EUR (+70 % gegenüber 2019) ebenfalls ein Rekordniveau erreichte. Täglich fällige Einlagen waren 2020 weiterhin mit Abstand die beliebteste Anlagekategorie, 21,0 Mrd EUR wurden in dieser Form veranlagt.

Grafik 3 mit dem Titel „Riskante Veranlagungsformen verschaffen Haushalten Kursgewinne“ zeigt in einem Säulendiagramm den Vermögensbestand des Haushaltssektors aus börsennotierten Aktien sowie Investmentzertifikaten für die Zeitpunkte jeweils per Ende des vierten Quartals 2019 (97 Milliarden Euro), des ersten Quartals 2020 (87 Milliarden Euro) sowie des zweiten Quartals 2021 (120 Milliarden Euro). Kurseverluste im März 2020 führten zu einem deutlichen Vermögensverlust im ersten Quartal 2020. In weiterer Folge waren bis zum zweiten Quartal 2021 jedoch hohe Kursgewinne zu verzeichnen, wodurch das Geldvermögen aus börsennotierten Aktien und Investmentzertifikaten wieder deutlich zunahm. Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Deutlich gestiegen ist allerdings die Nachfrage nach Aktien und Investmentzertifikaten, die – unterstützt durch günstige Einstiegskurse infolge globaler Einbrüche an den Börsen im März 2020 – im Ausmaß von 6,5 Mrd EUR gekauft wurden. Seit Beginn der Pandemie wurden diese Anlageformen im Ausmaß von 11,7 Mrd EUR (davon 0,7 Mrd EUR im ersten Quartal 2020) zugekauft, dazu kamen 11 Mrd EUR an Kursgewinnen (–14 Mrd EUR im ersten Quartal 2020, +25 Mrd EUR in weiterer Folge), die den Gesamtbestand an börsennotierten Aktien und Investmentzertifikaten auf 120 Mrd EUR ansteigen ließ. Das Plus im Transaktionsaufbau in Relation zum Endstand per Ultimo 2019 lag bis zum ersten Halbjahr 2021 bei +12%, österreichische Haushalte konnten in diesem Zeitraum einen Kursgewinn von +11,6% verzeichnen. Im ersten Pandemie-Jahr 2020 lag der Transaktionsaufbau bei +6,7%, der Kursgewinn hingegen bei lediglich 1,5%.

Dieses Verhalten unterscheidet sich markant von jenem während der Wirtschafts- und Finanzkrise ab 2008, die ihren Ausgang in der Finanzwirtschaft hatte und eine Flucht in sichere Anlagen nach sich zog. Wenig Interesse zeigten private Anlegerinnen und Anleger 2020 hingegen an verzinslichen Wertpapieren. Dies ist neben den derzeit ungünstigen Renditeerwartung auch mit einem geringen Emissionsangebot zu erklären.

Im Durchschnitt standen im Jahr 2020 jedem österreichischen Haushalt aufgrund des deutlichen Konsumrückgangs (–310 EUR pro Monat) monatlich 275 EUR mehr zur Verfügung als 2019. Diese zusätzlichen Mittel flossen im Ausmaß von 244 EUR in den Aufbau des Geldvermögens, während 31 EUR in realwirtschaftliche Investitionen wie z. B. Immobilien oder Gold veranlagt wurden. Die Pandemie führte bei vielen Haushalten zu verstärkter Nachfrage nach Bargeld – ein Verhalten, das nicht nur in Österreich, sondern im gesamten Euroraum zu beobachten war. Pro Haushalt wurden monatlich im Durchschnitt um 32 EUR mehr an Bargeldreserven angelegt als im Jahr 2019.

Während der österreichische Haushaltssektor sein Finanzvermögen in den letzten Jahren stetig ausbaute, verblieb die Verschuldung auf stabilem Niveau. Sie lag Ende Juni 2021 bei 209 Mrd EUR. Wohnbaukredite dominierten – auch im bisherigen Verlauf der COVID-19-Pandemie – die Haushaltsverschuldung und ­gewinnen auch weiterhin an Bedeutung. Konsumkredite werden dagegen schon seit mehreren Jahren in geringerem Maß nachgefragt.

Grafik 4 mit dem Titel „Nettogeldvermögen steigt: Verschuldung der Haushalte bleibt trotz Pandemie auf stabilem Niveau“ zeigt in einem Säulendiagramm das Geldvermögen, die Verbindlichkeiten sowie das Nettogeldvermögen von 2008 bis zum ersten Halbjahr 2021. Das Geldvermögen steigt ab 2008 (473,4 Milliarden Euro) bis zum ersten Halbjahr 2021 (798,8 Milliarden Euro) stetig an. Die Verbindlichkeiten bleiben annähernd konstant und erreichen im ersten Halbjahr 2021 209,3 Milliarden Euro. Folglich steigt auch das Nettogeldvermögen des Haushaltssektors in diesem Zeitraum laufend an. Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

23 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Außenwirtschaft, Finanzierungsrechnung und Monetär­statistiken, erza.aruquaj@oenb.at, matthias.fuchs@oenb.at, stefan.wiesinger@oenb.at.

24 Gesamtwirtschaftliche Prognose der OeNB für Österreich 2021 bis 2023 (Juni 2021): https://www.oenb.at/dam/jcr:019c3c9b-2446-4481-8bd6-7dd97517c71f/prognose_juni_21.pdf .

Analysen

Executive Summaries

Balance sheet structure of Austrian monetary financial institutions strongly impacted by monetary policy measures since 2020 – Austrian banks continue to fulfill intermediation role in challenging times

The total assets of monetary financial institutions (MFIs) resident in Austria expanded by 23% from end-2016 to August 2021, reaching EUR 1,015 billion. Most of the expansion took place in 2020, a year marked by numerous pandemic-related challenges. Safeguarding access to bank loans for ­nonfinancial corporations and households during these difficult times was of utmost importance, which is why the European Central Bank (ECB) responded by adapting its longer-term refinancing operations. In Austria, the Oesterreichische Nationalbank (OeNB) implements the ECB Governing Council’s decisions. Hence, transactions with the OeNB accounted for a large part of the increase
in MFIs’ balance sheets on both the asset and the liability side. In August 2021, claims on the OeNB made up 13% of MFIs’ total assets, compared to 3% at end-2016 (the volume of claims quintupled). Outstanding loans to households and nonfinancial corporations also rose significantly, with the ­transaction-related change amounting to +19% and +31%, respectively, over the review period. The share of OeNB deposits in MFIs’ total assets increased from 1% at end-2016 to 8% in August 2021, with the volume rising nearly sevenfold. Households and nonfinancial corporations also held more ­deposits with MFIs in August 2021 than in December 2016 (+22% and +41%, respectively). The ­Austrian banking sector has continued to fulfill its intermediation role throughout the COVID-19 ­pandemic, supplying the real economy with credit and taking in deposits. A steady flow of lending to households and nonfinancial corporations could be ensured at all times. With euro area banks, we see developments in balance sheet structures that are similar to those in the Austrian banking sector.

Enterprises take on more loans as economy recovers. Austrian results of the euro area bank lending survey published in October 2021

Demand for loans to enterprises has risen moderately in Austria since the second quarter of 2021. For the fourth quarter of 2021, banks expect the uptrend in loan demand to continue. These dynamics are based primarily on demand for long-term loans and the financing needs of major firms.

During the first three quarters of 2021, Austrian banks made hardly any adjustments to their credit standards and terms and conditions for corporate loans. Only the margins on average-risk loans were reduced slightly for reasons of competition.

In the retail banking segment, credit standards and terms and conditions for loans were also left largely unchanged over the same period. Demand for housing loans continued to be strong.

Following strong participation in targeted longer-term refinancing operations (TLTROs) in ­particular in June 2020 and March 2021, Austrian banks have shown less interest in TLTROs recently.

In response to the negative interest rate on the ECB’s deposit facility, banks have been lowering their interest rates on corporate and household deposits further over the past quarters. The impact was more pronounced for corporate deposits than for deposits by households.

AnaCredit and granular credit data collection enhance credit risk analysis in Austria

Granular credit data collection, which integrates the collection of analytical credit (AnaCredit) datasets, provides substantial added value in analyzing Austrian credit institutions compared with the previous central credit register framework. The new framework has enhanced data granularity, expanded the range of reporting items, harmonized terminology and concepts and lowered the reporting thresholds for legal persons. It thus strengthens banking supervision and supports bank lending by extending ­national feedback loops and implementing international feedback loops to AnaCredit reporting agents.

Austrian insurers report record total assets on the back of strong equity price gains

Austrian insurance companies’ total assets grew by around EUR 8 billion in the year to June 2021, compared with the same period the year before, reaching a record level of EUR 144.1 billion. The ­increase was almost exclusively attributable to price effects (+EUR 7.8 billion), while net transactions more or less stagnated year on year (+EUR 0.1 billion). Since the second quarter of 2020, price gains have driven the strong rise in insurers’ assets in each quarter. Compared to their euro area peers, ­Austrian insurers record higher shares of above-average performing stocks; at the same time, they have reduced their holdings of debt securities, the dominant investment instrument.

According to preliminary calculations, Austria’s current account balance resulted in a deficit of EUR 2.7 billion (or 1.4% of GDP) in the first half of 2021. This development contrasts with the current ­account surplus observed in the comparable period of 2020 and with the long-term trend that prevailed before the outbreak of the COVID-19 pandemic. Both the positive balance generated by travel – ­traditionally a pillar of Austria’s external trade – and net exports of goods declined substantially. ­Concerning other services, Austria’s total net expenditure decreased on balance; net exports in the technology sector continued to increase, however. While net exports of goods and services recorded a small surplus of EUR 0.8 billion, cross-border primary and secondary income posted a negative ­balance of EUR 3.5 billion in the first half of 2021, a substantial increase compared with the figure recorded in the first half of 2020.

Übersicht

Bilanzstruktur der Monetären Finanzinstitute in Österreich seit 2020 maß­geblich durch geldpolitische Maßnahmen beeinflusst

Die Bilanzsumme der in Österreich ansässigen Monetären Finanzinstitute (MFIs) stieg von Ende 2016 bis August 2021 um 23% auf 1.015 Mrd EUR. Ein Großteil des Bilanzsummenwachstums lässt sich auf das Jahr 2020, welches pandemiebedingt von zahlreichen Herausforderungen geprägt war, zurück­führen. Die Sicherstellung des Zugangs zu Bankkrediten seitens nichtfinanzieller Unternehmen und privater Haushalte auch in dieser herausfordernden Zeit war von größter Bedeutung, weshalb die ­Europäische Zentralbank (EZB) mit einer Anpassung der längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte ­reagierte. Der ­Anstieg der Bilanzsumme ist sowohl aktiv- als auch passivseitig maßgeblich auf die Transaktionen mit der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), die die geldpolitischen Entscheidungen des EZB-Rates in ­Österreich umsetzt, zurückzuführen. In Relation zur Bilanzsumme stieg die Bedeutung der Forderungen gegenüber der OeNB von 3% Ende 2016 auf 13% im August 2021 (das entsprechende Volumen ­verfünffachte sich). Die Kreditvolumina gegenüber privaten Haushalten und nichtfinanziellen Unter­nehmen stiegen seit 2016 ebenfalls deutlich, und zwar transaktionsbedingt um 19% bzw. 31%. Der Anteil der Einlagen der OeNB an der Bilanzsumme der MFIs stieg von 1% Ende 2016 auf 8% im August 2021 (das entsprechende Volumen versiebenfachte sich beinahe). Aber auch private Haushalte und nicht­finanzielle Unternehmen hielten im August 2021 mehr Einlagen als im Dezember 2016 (um 22% bzw. 41%). Der österreichische Bankensektor hat auch in dem durch die COVID-19-Pandemie gekennzeichneten Jahr 2020 und darüber hinaus seine Intermediationsfunktion, d. h. die Realwirtschaft mit Krediten zu versorgen und Einlagen hereinzunehmen, erfüllt. Die Kreditvergabe an private ­Haushalte und nichtfinanzielle Unternehmen blieb zu jeder Zeit gewährleistet. Bei den Banken im Euroraum lässt sich eine im Vergleich zum österreichischen Bankensektor ähnliche Entwicklung der Bilanzstruktur beobachten.

Kreditnachfrage von Unternehmen steigt im Zuge der wirtschaftlichen Erholung. Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft vom Oktober 2021

Seit dem zweiten Quartal 2021 steigt die Nachfrage nach Unternehmenskrediten moderat an. Für das vierte Quartal 2021 erwarten die Banken eine weiter steigende Kreditnachfrage. Getragen wird diese Entwicklung vor allem von der Nachfrage nach langfristigen Krediten und der Kreditnachfrage von großen Unternehmen.

Die Banken veränderten ihre Kreditrichtlinien und Kreditbedingungen im Unternehmens­kunden­geschäft in den ersten drei Quartalen 2021 kaum. Lediglich die Margen für durchschnittlich risikoreiche Unternehmenskredite wurden in diesem Zeitraum aufgrund der Wettbewerbssituation leicht gesenkt.

In den ersten drei Quartalen 2021 blieben Kreditrichtlinien und Kreditbedingungen im Privatkundengeschäft weitgehend unverändert. Die Nachfrage nach Wohnbaukrediten war weiterhin kräftig.

Das Interesse der Banken an den gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäften hat zuletzt abgenommen – nach reger Beteiligung in der Vergangenheit (vor allem im Juni 2020 und im März 2021).

Aufgrund des negativen Zinssatzes der EZB-Einlagefazilität haben die Banken in den letzten ­Quartalen ihre Zinsen für Einlagen von Unternehmen und privaten Haushalten weiter gesenkt. Einlagen von Unternehmen waren deutlich stärker davon betroffen als Einlagen von privaten Haushalten.

Progression der Kreditrisikoanalyse durch AnaCredit und die Granulare ­Kreditdatenerhebung in Österreich

Die Einführung der Granularen Kreditdatenerhebung, welche AnaCredit (Analytical Credit Datasets) integriert erhebt, bietet durch die Erhöhung der Granularität, die Erweiterung der Meldeinhalte, die Harmonisierung der Terminologie und der Konzepte sowie die Herabsetzung der Meldegrenze für juristische Personen einen erheblichen Mehrwert in der Analyse der österreichischen Kreditinstitute gegenüber dem vormaligen Zentralen Kreditregister. Sie stärkt so die Bankenaufsicht in ihrer Tätigkeit und unterstützt die Bankenwirtschaft bei der Kreditvergabe durch eine erweiterte Obligorückmeldung inkl. internationaler Feedback-Loops im Bereich AnaCredit.

Kräftige Kursgewinne führen zu neuem Höchststand der Bilanzsumme österreichischer Versicherungen

Die Bilanzsumme der österreichischen Versicherungen erhöhte sich bis inklusive Juni 2021 im Jahresvergleich um rund 8 Mrd EUR und wies zu diesem Zeitpunkt einen historischen Höchststand von 144,1 Mrd EUR auf. Dieses Wachstum war fast ausschließlich (+7,8 Mrd EUR) auf Preiseffekte ­zurückzuführen, wohingegen Nettotransaktionen im Jahresvergleich stagnierten (+0,1 Mrd EUR). Die starke Erhöhung der Vermögensbestände der Versicherungen wurde durch Kursgewinne in allen Quartalen seit dem zweiten Quartal 2020 erreicht. Im Vergleich zum restlichen Euroraum stechen die österreichischen Versicherungen aufgrund des höheren Anteils an Aktien mit überdurchschnittlich hohen Kursgewinnen hervor, gleichzeitig gab es einen Abbau des dominierenden Instruments der ­gehaltenen Schuldverschreibungen.

Entwicklung der Außenwirtschaft Österreichs im zweiten Jahr der COVID-19-Pandemie

Die Leistungsbilanz Österreichs kippte im ersten Halbjahr 2021 nach vorläufiger Berechnung in ein Defizit von –2,7 Mrd EUR bzw. –1,4 % des BIP. Diese Entwicklung steht im Gegensatz zum Einnahmen­überschuss des Vergleichszeitraums 2020 und zum langfristen Trend vor dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie. Sowohl der Einnahmenüberschuss aus dem Reiseverkehr – der traditionellen Säule des österreichischen Außenwirtschaftsergebnisses – als auch jener aus dem Güterhandel verringerte sich deutlich. Aus dem sonstigen Dienstleistungsverkehr nahmen die Importaufwendungen, die Österreich insgesamt per saldo verzeichnete, ab, wobei die Nettoexporte aus dem Technologiesektor weiterhin zunahmen. Dem gering positiven Saldo aus dem Güter- und Dienstleistungshandel von +0,8 Mrd EUR steht ein negativer Saldo der grenzüberschreitenden Primär- und Sekundäreinkommen gegenüber, der im ersten Halbjahr 2021 mit –3,5 Mrd EUR deutlich stärker ausfiel als im Vorjahreszeitraum.

Bilanzstruktur der Monetären Finanzinstitute in Österreich seit 2020 maßgeblich durch geldpolitische Maßnahmen beeinflusst

Österreichische Banken erfüllen auch in herausfordernden Zeiten Intermediationsfunktion

Tina Wittenberger 25 , Manuel Schubert 26

Die Bilanzsumme der in Österreich ansässigen Monetären Finanzinstitute (MFIs) stieg von Ende 2016 bis August 2021 um 23% auf 1.015 Mrd EUR. Ein Großteil des Bilanzsummenwachstums lässt sich auf das Jahr 2020, welches pandemiebedingt von zahlreichen Herausforderungen geprägt war, zurückführen. Die Sicherstellung des Zugangs zu Bankkrediten ­seitens nichtfinanzieller Unternehmen und privater Haushalte auch in dieser herausfordernden Zeit war von größter Bedeutung, weshalb die Europäische Zentralbank (EZB) mit einer ­Anpassung der längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte reagierte. Der Anstieg der Bilanzsumme ist sowohl aktiv- als auch passivseitig maßgeblich auf die Transaktionen mit der ­Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), die die geldpolitischen Entscheidungen des EZB-­Rates in Österreich umsetzt, zurückzuführen. In Relation zur Bilanzsumme stieg die ­Bedeutung der Forderungen 27 gegenüber der OeNB von 3% Ende 2016 auf 13% im August 2021 (das entsprechende Volumen verfünffachte sich). Die Kreditvolumina gegenüber privaten Haushalten und nichtfinanziellen Unternehmen stiegen seit 2016 ebenfalls deutlich, und zwar trans­aktionsbedingt um 19% bzw. 31%. Der Anteil der Einlagen 28 der OeNB an der Bilanzsumme der MFIs stieg von 1% Ende 2016 auf 8% im August 2021 (das entsprechende Volumen ­versiebenfachte sich beinahe). Aber auch private Haushalte und nichtfinanzielle Unternehmen hielten im August 2021 mehr Einlagen als im Dezember 2016 (um 22% bzw. 41%). Der österreichische Bankensektor hat auch in dem durch die COVID-19-Pandemie gekennzeichneten Jahr 2020 und darüber hinaus seine Intermediationsfunktion, d. h. die Realwirtschaft mit ­Krediten zu versorgen und Einlagen hereinzunehmen, erfüllt. Die Kreditvergabe an private Haushalte und nichtfinanzielle Unternehmen blieb zu jeder Zeit gewährleistet. Bei den ­Banken im Euroraum lässt sich eine im Vergleich zum österreichischen Bankensektor ähnliche Entwicklung der Bilanzstruktur beobachten.

1 Anstieg der Bilanzsumme der Monetären Finanzinstitute in Österreich insbesondere durch Zunahme der Forderungen gegenüber der OeNB geprägt

Die Bilanzsumme der in Österreich ansässigen Monetären Finanzinstitute (MFIs) betrug im August 2021 1.015 Mrd EUR. Die Aktivseite wird traditionell von ­Ausleihungen dominiert, die mit einer Höhe von 798 Mrd EUR einen Anteil von 79% an der Bilanzsumme erreichen (Grafik 1). 81% dieser Forderungen betreffen das Inlandsgeschäft. Der Rest teilt sich relativ gleichmäßig auf die Regionen „­Sonstige Währungsunion“ (74,3 Mrd EUR) und den „Rest der Welt“ (78,7 Mrd EUR) auf. Bei einer sektoralen Betrachtung der Ausleihungen stechen volumenmäßig die Forderungen gegenüber privaten Haushalten (179,9 Mrd EUR) und nichtfinanziellen Unternehmen (176,2 Mrd EUR) sowie gegenüber der Zentralbank (137 Mrd EUR) im Inland hervor. Diese drei Positionen stellen 62% der ­gesamten Ausleihungen dar.

Die zweitgrößte Aktiva-Position, wenngleich diese deutlich kleiner als jene der Ausleihungen ist, bilden die Schuldverschreibungen, die mit einer Höhe von 104,5 Mrd EUR (10% der Bilanzsumme) Eingang in die Bilanz der MFIs finden. Der aushaftende Bestand an Dividendenwerten und Beteiligungen betrug im August 2021 44 Mrd EUR (4% der Bilanzsumme), der Kassabestand 13,2 Mrd EUR und die Investmentfonds- und Geldmarktfondsanteile 6,5 Mrd EUR. Die in Grafik 1 als „Sonstiges“ zusammengefasste Kategorie beläuft sich auf 48,9 Mrd EUR und enthält Positionen wie Finanzderivate (20,3 Mrd EUR), sonstige Aktiva (17,9 Mrd EUR) sowie nichtfinanzielle Aktiva (7,5 Mrd EUR).

Bei Betrachtung der Entwicklung der Bilanzstruktur der MFIs vom Jahresultimo 2016 bis zum August 2021 zeigt sich, dass die Bilanzsumme um 23% gestiegen ist. 29 Diese Ausweitung der Bilanzsumme ist aktivseitig maßgeblich auf den Anstieg der Forderungen gegenüber der Oesterreichischen Nationalbank (hierzu zählen insbesondere jene liquiden Mittel, die für die Erfüllung der Mindestreserve auf den Konten der OeNB gehalten werden) von 27 Mrd EUR im Dezember 2016 auf 137 Mrd EUR im August 2021 – eine Verfünf­fachung dieser Bilanzposition – zurückzuführen, wobei der größte Sprung des Wertes im Jahr 2020 stattfand. Darüber­hinaus stiegen auch Kredite an nicht­finanzielle Unternehmen transaktionsbedingt 30 um etwa 42 Mrd EUR oder 31% an. Forderungen an private Haushalte nahmen im selben Zeitraum ebenfalls um 28 Mrd EUR oder 19% zu. In Relation zur Bilanzsumme stieg dem­zufolge die Bedeutung der Forderungen gegenüber der OeNB von 3% per Ende 2016 auf 13% im August 2021.

Grafik 1 zeigt in einem Säulendiagramm die Entwicklung der Bilanzstruktur der Aktivseite Monetärer Finanzinstitute in Österreich jeweils zum Jahresende von 2016 bis 2020 sowie für August 2021 (letztverfügbare Zahlen) in Milliarden Euro. Es ist ersichtlich, dass die Bilanzsumme seit 2016 gestiegen ist, was vor allem durch eine starke Ausweitung bei den Ausleihungen begründet ist. Weiters zeigt die Grafik, dass der Anstieg bei den Ausleihungen maßgeblich auf die Ausweitung der Forderungen gegenüber der Oesterreichischen Nationalbank seit 2019 zurückzuführen ist. Darüber hinaus stiegen auch Kredite an nichtfinanzielle Unternehmen und private Haushalte im Betrachtungszeitraum kontinuierlich an.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

2 Starkes Einlagenwachstum bei privaten Haushalten, nichtfinanziellen Unternehmen sowie der OeNB bewirkt Anstieg der Bilanzsumme der MFIs

Entsprechend dem traditionellen Geschäftsmodell der österreichischen Banken, Einlagen hereinzunehmen und Kredite zu vergeben, wird – neben der Dominanz der Forderungen auf der Aktivseite – die Passivseite der Bilanz der MFIs durch die Höhe der Einlagen geprägt. Diese beliefen sich im August 2021 auf 722,9 Mrd EUR und umfassten einen Anteil von 71% der Bilanzsumme.

Bei einer sektoralen Betrachtung der Einlagen im Inland überwiegen jene von privaten Haushalten mit einem Volumen von 287 Mrd EUR, das sind 40% der ­gesamten Einlagen (bzw. 28% der Bilanzsumme), gefolgt von Einlagen der OeNB 31 in Höhe von 86 Mrd EUR und Einlagen nichtfinanzieller Unternehmen in Höhe von 83,4 Mrd EUR. In Summe stammen 86% der Einlagen aus dem Inlandsgeschäft.

Die nächstgrößte Position hinsichtlich der Passivseite stellen die begebenen Schuldverschreibungen mit 149,8 Mrd EUR dar. Kapital und Rücklagen (inkl. Wertberichtigungen) machen 86,2 Mrd EUR (8% der Bilanzsumme) aus. Unter „Sonstiges“ (Grafik 2) werden Positionen wie sonstige Passiva und Finanzderivate in Höhe von insgesamt 56,4 Mrd EUR subsumiert.

Passivseitig ist das Bilanzsummenwachstum von Dezember 2016 bis August 2021 zu 85% auf das Wachstum von Einlagen der OeNB, der privaten Haushalte und nichtfinanzieller Unternehmen in Österreich zurückzuführen. Der Anstieg der Volumina der Einlagen der Zentralbank im Inland sticht hervor, wobei sich ein Großteil davon im Jahr 2020 zugetragen hat. Seit Jahresende 2016 bis August 2021 ist der Bestand um 73,5 Mrd EUR gewachsen und hat sich damit beinahe versieben­facht. Damit stieg auch der Anteil an der Bilanzsumme von 1% Ende 2016 auf 8% im August 2021. Aber auch private Haushalte hielten im August 2021 um 22% mehr Einlagen als im Dezember 2016. Die Einlagen nichtfinanzieller Unternehmen stiegen im selben Zeitraum um 41%, wenngleich dieses Wachstum von einem deutlich geringeren Niveau als bei privaten Haushalten ausging (Grafik 2).

Grafik 2 zeigt in einem Säulendiagramm die Entwicklung der Bilanzstruktur der Passivseite Monetärer Finanzinstitute in Österreich jeweils zum Jahresende von 2016 bis 2020 sowie bis August 2021 (letztverfügbare Zahlen) in Milliarden Euro. Das Bilanzsummenwachstum resultiert aus einem stetigen Wachstum der Einlagen der Oesterreichischen Nationalbank. Aber auch Einlagen inländischer privater Haushalte und nichtfinanzieller Unternehmen sind angestiegen. Seit Jahresende 2019 ist die Zunahme stark von den Entwicklungen gegenüber der OeNB getrieben.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

3 Österreichische Banken erfüllen auch in pandemiebedingt schwierigen Zeiten ihre Intermediationsfunktion – Kredite und Einlagen privater Haushalte und nichtfinanzieller Unternehmen in Österreich stiegen im Jahr 2020 an

Nachdem ein Großteil des Bilanzsummenwachstums (+11% per Dezember 2020 im Vorjahresvergleich) der in Österreich ansässigen MFIs seit 2016 auf den starken Anstieg von Ausleihungen und Einlagen gegenüber bzw. von der Zentralbank in Österreich, aber auch privaten Haushalten und nichtfinanziellen Unternehmen im Jahr 2020 zu erklären ist, soll in den Kapiteln 3 und 4 näher darauf eingegangen werden.

Das Jahr 2020 war pandemiebedingt von zahlreichen Herausforderungen ­geprägt. Betreffend den österreichischen Bankensektor lässt sich festhalten, dass dieser auch im schwierigen Jahr 2020 und darüber hinaus seine Intermediationsfunktion, d. h. die Realwirtschaft mit Krediten zu versorgen und Einlagen hereinzunehmen, erfüllt hat. Die Kreditvergabe an private Haushalte und ­nichtfinanzielle Unternehmen blieb zu jeder Zeit aufrecht.

Bei den Krediten privater Haushalte in Österreich lag die Jahreswachstumsrate Ende 2020 bei 3,6% und damit im Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Getragen wurde dieses Wachstum im Jahr 2020 von Wohnbaukrediten, deren Wachstumsrate bei durchschnittlich 5,5% im Vergleich zum Vorjahr lag. Demgegenüber war die Konsumkreditvergabe rückläufig, was den Trend der letzten Jahre fortsetzte, der sich durch pandemiebedingt mangelnde Konsummöglichkeiten und die ­Unsicherheiten über den weiteren Verlauf der COVID-19-Pandemie verstärkt ­haben dürfte. Das Kreditwachstum im Bereich der Immobilienkredite zog im Jahr 2021 sogar noch an. Im August 2021 betrug das Wachstum bei Krediten an private Haushalte im Vorjahresvergleich 4,7% – ausschließlich getragen durch das Immobilienkreditwachstum (6,8%); das Konsumkreditwachstum war mit –2,5% im August 2021 im Vorjahresvergleich sogar rückläufig. Die Entwicklung bei den ­österreichischen Banken im Inlandsgeschäft geht konform mit jener des Gesamtbankensektors im Euroraum. Auch hier zogen die Immobilienkredite an private Haushalte bis August 2021 mit einer Jahreswachstumsrate von 5,8% weiter an. Das Konsum­kreditwachstum stagnierte hingegen im Euroraum mit 0,1%.

Das Kreditwachstum inländischer nichtfinanzieller Unternehmen lag im Jahr 2020 mit 5,0% etwas unter den Vergleichswerten der Vorjahre von etwa 6% – die vergleichsweise höheren Jahreswachstumsraten von 2017 bis 2019 sind durch das wirtschaftlich besonders günstige Umfeld in Österreich (aber auch im Ausland) in diesem Zeitraum erklärbar. Die im Jahr 2020 insbesondere in den ersten vier ­Monaten verzeichnete Wachstumsdynamik bei Unternehmenskrediten – ausgelöst durch die COVID-19-Pandemie und unterstützt durch politische Maßnahmen (z. B. Kreditstundungen bzw. staatliche Garantien) – nahm bis zum Jahresende ab. Das Kreditwachstum nichtfinanzieller Unternehmen betrug in Österreich im ­August 2021 4,1% und lag damit deutlich über dem Euroraum-Durchschnitt von 1,5%.

Die Zunahme der Einlagen von privaten Haushalten und nichtfinanziellen Unternehmen bei den MFIs in Österreich im Jahr 2020 übertraf den Zuwachs beim Kreditbestand in diesen Segmenten: Während die Einlagen um 31 Mrd EUR anstiegen, nahm das Kreditvolumen nur um 14,1 Mrd EUR zu. Besonders stark stiegen die Einlagen von März auf April 2020, nämlich um 9,7 Mrd EUR, was fast einem Drittel des gesamten Anstiegs im Jahr 2020 entspricht. Dies fällt zeitlich mit dem ersten pandemiebezogenen wirtschaftlichen Lockdown und dem damit verbundenen erzwungenen Konsumverzicht zusammen. Von Jänner bis August 2021 stiegen die Einlagen privater Haushalte und nichtfinanzieller Unternehmen um 2,5 Mrd EUR.

Grafik 3 stellt in einem Säulendiagramm die monatliche Entwicklung der Kredite und Einlagen gegenüber privaten Haushalten und nichtfinanziellen Unternehmen in Österreich (in Milliarden Euro) in Form von Balken von Juni 2019 bis August 2021 dar. Beide Kategorien stiegen im Betrachtungszeitraum stetig an. Eine Linie (ablesbar auf der Sekundärachse) setzt die Kredite ins Verhältnis zu den Einlagen (die sogenannte Kredit-Einlagen-Quote); diese hat sich im Zeitverlauf nur gering verändert. 

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Setzt man die Kredite in Relation zu den Einlagen, wird der Anstieg der ­Einlagen im Jahr 2020 durch das Sinken dieser Quote um 4 Prozentpunkte von Dezember 2019 (98%) auf Dezember 2020 (94%) abermals deutlich. Im August 2021 betrug das Verhältnis 96%. Zudem dient die Kredit-Einlagen-Quote als Maßzahl der Refinanzierung der Banken, da Einlagen als stabile Refinanzierungsquelle gelten. Diese liegt seit 2016 bei jährlicher Betrachtung unter 100%, was bedeutet, dass die österreichischen Banken, auf das Inlandsgeschäft bezogen, ihre Kredite zur Gänze über Einlagen refinanzieren können. 32

4 Pandemiebedingt gelockerte geldpolitische Maßnahmen spiegeln sich bei den MFIs in Österreich wider

Wie in den Kapiteln zuvor dargestellt, haben sich die Bilanzsumme und -struktur der MFIs in Österreich aktivseitig insbesondere aufgrund der Forderungen gegenüber der OeNB verändert. Passivseitig spielten höhere Verbindlichkeiten gegenüber der inländischen Zentralbank ebenfalls eine signifikante Rolle. Der Anstieg dieser Positionen fällt nicht zufällig mit der pandemiebedingt äußerst heraus­fordernden Zeit seit 2020 und der geldpolitischen Reaktion der Europäischen ­Zentralbank (EZB) zusammen.

Als Reaktion auf potenziell mögliche Refinanzierungsengpässe aufgrund der COVID-19-Pandemie bei Banken und in weiterer Folge in der Realwirtschaft ­reagierte der EZB-Rat im März 2020 mit einer Anpassung der Parameter der ­gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte (TLTROs – targeted longer-term refinancing operations), welche mittlerweile in der dritten Auflage existieren. Die Sicherstellung des Zugangs zu Bankkrediten von nichtfinanziellen Unternehmen und privaten Haushalten in dieser schwierigen Periode war von größter Bedeutung. 33 Dass die österreichischen Banken die Kreditversorgung der Realwirtschaft auch in einer herausfordernden Zeit wie im Jahr 2020 aufrechterhielten, wurde bereits im vorangegangenen Kapitel dargestellt. Eine der maßgeblichsten Anpassungen des TLTRO-III-Programms war die Erhöhung des sogenannten „Globalen Kreditlimits“ von 30% auf 50% der anrechenbaren Kredite 34 . Zudem wurde die Möglichkeit einer freiwilligen vorzeitigen Rückzahlung schon nach einer Laufzeit von einem statt bisher zwei Jahren geschaffen.

Bereits im April 2020 wurden die TLTROs-III ein weiteres Mal angepasst, als ein „Besonderer Verzinsungszeitraum“ (SIRP – Special Interest Rate Period), ­laufend von Juni 2020 bis Juni 2021, eingeführt wurde, durch den die Banken in den Genuss eines Zinssatzes von 50 Basispunkten unter dem durchschnittlichen Zinssatz für Hauptrefinanzierungsgeschäfte des Eurosystems, d. h. von –1% p.a., bei Erfüllung der Kriterien kommen. Im Dezember 2020 beschloss der EZB-Rat u. a. eine weitere Erhöhung des Globalen Kreditlimits von 50% auf 55% sowie eine Verlängerung des Besonderen Verzinsungszeitraumes um ein weiteres Jahr laufend bis Juni 2022 (ASIRP – Additional Special Interest Rate Period).

Zudem beschloss der EZB-Rat am 30. April 2020 eine neue Reihe nicht gezielter längerfristiger Pandemie-Notfallrefinanzierungsgeschäfte (Pandemic Emergency Longer-Term Refinancing Operations – PELTROs), um die Liquiditätsbedingungen im Finanzsystem des Euroraums zu unterstützen und dazu beizutragen, das ­reibungslose Funktionieren der Geldmärkte aufrechtzuerhalten. Die Teilnahme der österreichischen Banken an diesem Programm war jedoch äußerst gering, ­sodass dieses Programm volumenmäßig im Vergleich zur Ausnützung des TLTRO-III-Programms nur eine sehr untergeordnete Rolle für die österreichischen ­Banken spielte.

Die geldpolitischen Lockerungen im Rahmen der längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte spiegeln sich auch in der Entwicklung der Forderungen und ­Einlagen der österreichischen MFIs gegenüber der OeNB wider. Die mit Abstand höchsten Anstiege der Forderungen und Einlagen der in Österreich ansässigen MFIs gegenüber der OeNB wurden im Juni 2020 verzeichnet, als die Einlagen im Vergleich zum Vormonat um 31,4 Mrd EUR und die Forderungen um 26,5 Mrd EUR anstiegen, wie Grafik 4 veranschaulicht. Dies geht mit der besonders starken Teilnahme an der vierten TLTRO-III-Operation im Juni 2020, die auch den ­Beginn des Besonderen Verzinsungszeitraums darstellt, einher. Wie bereits ­erwähnt, können sich die Banken während dieser Periode bei Erfüllung bestimmter Voraussetzungen besonders günstig bei der Zentralbank refinanzieren. Nicht nur in zeitlicher Hinsicht, sondern auch bei einer Einzelbankanalyse lässt sich eine Korrelation zwischen der Nutzung des TLTRO-III-Programms und der ­Ausweitung der jeweiligen Mindestreserveguthaben (Forderungen) feststellen. 35 Dies spiegelt auch eine gewisse Vorsichtshaltung seitens der Banken angesichts der Unsicherheiten über den weiteren Verlauf der COVID-19-Pandemie wider. Im März 2021 kam es zu einer weiteren starken Ausweitung der Einlagen (+10,4 Mrd EUR) bzw. der Forderungen (+18,9 Mrd EUR) gegenüber der OeNB. Bei dieser Entwicklung lässt sich ein zeitlicher Zusammenhang mit einer der quartalsweise stattfinden Tenderoperationen des TLTRO-III-Programms feststellen.

Grafik 4 zeigt in Form eines Säulendiagramms die monatliche Entwicklung der Forderungen und Einlagen österreichischer Banken (in Milliarden Euro) in Bezug auf die Oesterreichische Nationalbank seit Juni 2019. Besonders hervor sticht der sprunghafte Anstieg im Juni 2020, der sowohl bei den Forderungen als auch bei den Einlagen deutlich sichtbar ist. Diese Entwicklung lässt sich auf die ausgeweiteten geldpolitischen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie zurückführen.

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Seit Juni 2020 ist die Zunahme der Zentralbankausleihungen und -einlagen bei den österreichischen Banken nach den Tenderoperationen der EZB oftmals „gleichläufig“. Wie im Kapitel zuvor erwähnt, bestätigt die verhältnismäßig günstige ­Kredit-Einlagen-Quote (Grafik 3) der österreichischen Banken von unter 100% im Inlandsgeschäft die Tatsache, dass die Kreditvergabe mit Einlagen privater Haushalte und nichtfinanzieller Unternehmen refinanziert werden kann. In ­Anbetracht der günstigen Kredit-Einlagen-Quote sowie der Teilnahme an den ­längerfristigen Refinanzierungsprogrammen der EZB sind die österreichischen Banken ausreichend mit Liquidität ausgestattet, um die Realwirtschaft auch ­weiterhin mit Krediten zu versorgen.

5 Entwicklung der Bilanzstruktur im Euroraum ähnlich jener Österreichs

Die Entwicklungen des österreichischen Bankensektors spiegeln sich im Wesentlichen auch bei den Banken des Euroraums wider. Die Bilanzsumme aller im ­Euroraum ansässigen MFIs belief sich mit August 2021 auf 36.941 Mrd EUR – den MFIs in Österreich kommt damit ein Anteil an der Bilanzsumme von 2,7% zu. Auf der Aktivseite entfällt wie auch in Österreich der größte Teil auf ­Ausleihungen, in Summe 27.046 Mrd EUR oder 73% der Bilanzsumme. 86% dieser Forderungen (23.369 Mrd EUR) stammen von Ansässigen im Euroraum. Eine genauere ­Betrachtung der sektoralen Aufteilung zeigt, dass der überwiegende Teil der ­Forderungen auch im Euroraum gegenüber privaten Haushalten (6.293 Mrd EUR), nichtfinanziellen Unternehmen (4.751 Mrd EUR) und Zentralbanken (4.488 Mrd EUR) besteht. Diese drei Positionen machen 57% aller Ausleihungen von Banken im Euroraum aus, womit dieser Anteil etwas geringer ausfällt als in Österreich (hier beträgt der Anteil 62% für das Inlandsgeschäft).

Die in Österreich beschriebenen Entwicklungen der Aktivseite der ­aggregierten Bilanz Monetärer Finanzinstitute seit Jahresultimo 2016 finden sich im ­Wesentlichen auch bei Betrachtung des gesamten Euroraums wieder – es zeigt sich ein ­Anwachsen der Bilanzsumme um 21%, für Österreich lag das Wachstum bei 23%. Der größte Anstieg ist auch hier mit einer Ausweitung der Ausleihungen gegenüber den ­Zentralbanken des Eurosystems begründbar, welche sich von 1.314 Mrd EUR im Dezember 2016 um 242% auf 4.488 Mrd EUR im August 2021 ausweiteten. Im Zeitverlauf stieg somit der Anteil dieser Ausleihungen an der gesamten Bilanzsumme von knapp über 4% zum Jahresultimo 2016 auf 12% im August 2021 an. Diese Entwicklung zeigt sich auch bei den österreichischen Banken, deren Anteile sich von 3% auf 13% erhöhten. Die Forderungen an nichtfinanzielle Unter­nehmen bzw. an private Haushalte im Euroraum wuchsen im betrachteten Zeitraum um 676 Mrd EUR oder 16% bzw. um 925 Mrd EUR oder 17% – damit jedenfalls weniger stark als die gesamte Bilanzsumme – an. Im Vergleich dazu haben die öster­reichischen Banken im selben Zeitraum ihre Kreditvolumina stärker ausgeweitet, und zwar um 31% bei den nichtfinanziellen Unternehmen und um 19% bei den privaten Haushalten.

Die Passivseite aller Banken im Euroraum wird ähnlich wie in Österreich von Einlagen dominiert – 26.334 Mrd EUR oder 71% der Bilanzsumme entfallen mit August 2021 allein auf diese Position. Die Einlagen weisen damit im Euroraum den gleichen Anteil an der Bilanzsumme von MFIs wie in Österreich auf. 22.803 Mrd EUR oder 87% davon betreffen wiederum Ansässige im Euroraum, wovon 8.658 Mrd EUR privaten Haushalten, 3.240 Mrd EUR nichtfinanziellen Unternehmen und 2.258 Mrd EUR Zentralbanken des Eurosystem zugerechnet werden können. 53% aller Einlagen bei Banken des Euroraums fallen somit auf diese drei ­Positionen. Der entsprechende Anteil für Österreich liegt mit 67% sogar deutlich höher.

Betrachtet man das Einlagenwachstum im Zeitverlauf von Dezember 2016 bis August 2021 im Detail, so lässt sich der Anstieg, wie auch in Österreich, vor allem auf private Haushalte, nichtfinanzielle Unternehmen und die deutlich höheren Verbindlichkeiten gegenüber den europäischen Zentralbanken zurückführen. Die Einlagen der Zentralbanken stiegen in diesem Zeitraum von 689 Mrd EUR auf 2.258 Mrd EUR, womit die Zunahme von 228% ähnlich hoch ausfällt wie bei den ­Ausleihungen. Der Anteil an der Bilanzsumme verdreifachte sich dementsprechend von 2% im Dezember 2016 auf 6% im August 2021. Diese Entwicklung zeigt sich auch bei den österreichischen Banken, wobei sich die Verbindlichkeiten der Banken gegenüber der OeNB in diesem Zeitraum sogar beinahe versiebenfachten, sodass der Anteil an der Bilanzsumme von 1% auf 8% stieg. Im selben Zeitraum stiegen die Einlagen von nichtfinanziellen Unternehmen im Euroraum um 1.029 Mrd EUR bzw. 45% (Österreich: 41%) und die Einlagen von privaten Haushalten um 1.820 Mrd EUR bzw. 27% (Österreich: 22%) etwas stärker als in Österreich an.

Äquivalent zur Entwicklung in Österreich zeigen sich die Effekte der ­gelockerten geldpolitischen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank auch bei der Betrachtung aller MFIs des Euroraums. Grafik 5 veranschaulicht die Zunahme der ­Einlagen und Forderungen gegenüber dem Eurosystem seit Juni 2019. Im Euroraum wurde ebenfalls der mit Abstand höchste Anstieg der Forderungen und Einlagen von ­ansässigen MFIs gegenüber dem Eurosystem im Juni 2020 verzeichnet, als es zu einer Ausweitung der Einlagen um 493 Mrd EUR bzw. der Forderungen um 584 Mrd EUR kam. Eine ähnliche Entwicklung wie in Österreich zeigte sich auch im März 2021, als die Einlagen um 299 Mrd EUR und die Forderungen um 301 Mrd EUR signifikant anstiegen. In beiden Fällen lässt sich ein zeitlicher Zusammenhang mit den quartalsweise stattfindenden TLTRO-III-Operationen feststellen.

Grafik 5 zeigt in einem Liniendiagramm die monatliche Entwicklung der Forderungen und Einlagen (in Milliarden Euro) bei den Banken des Euroraums in Bezug auf die nationalen Zentralbanken des Eurosystems seit Juni 2019. Ähnlich zur Entwicklung in Österreich ist auch hier eine deutliche Zunahme der Volumina seit Pandemiebeginn ersichtlich, was aus den ausgeweiteten geldpolitischen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank resultiert.

Quelle: Europäische Zentralbank.

25 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Finanzmarktstabilität und Makroprudenzielle Aufsicht, .

26 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Außenwirtschaft, Finanzierungsrechnung und Monetärstatistiken, manuel.schubert@oenb.at.

27 Hierzu zählen insbesondere jene liquiden Mittel, die für die Erfüllung der Mindestreserve auf den Konten der OeNB gehalten werden.

28 Die Refinanzierung der Geschäftsbanken bei der Zentralbank wird bei diesen als Einlage verbucht und stellt ­somit eine Verbindlichkeit gegenüber der Notenbank dar.

29 Der Zeitraum ab 2016 wurde gewählt, um die Entwicklungen der Bilanzstruktur der (zumindest) letzten fünf Jahre abzubilden. Die Jahre ab 2016 waren zudem von einem äußerst günstigen konjunkturellen Umfeld geprägt, das mit Beginn der COVID-19-Pandemie ein Ende fand.

30 Die Veränderung des aushaftenden Bestandes wird in diesem Fall um Wechselkurseffekte, Abschreibungen bzw. ­statistische Reklassifikationen bereinigt.

31 Die Refinanzierung der Geschäftsbanken bei der Zentralbank wird bei diesen als Einlage verbucht und stellt ­somit eine Verbindlichkeit gegenüber der Notenbank dar. Hierzu zählt bspw. die Teilnahme an den gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäften im Rahmen des TLTRO-III-Programms der EZB.

32 Bezieht man das Auslandsgeschäft mit privaten Haushalten und nichtfinanziellen Unternehmen mit ein, liegt die Kredite-Einlagen-Quote etwas höher: August 2021: 106%; Dezember 2016: 108%.

33 In Österreich nehmen 37 Institute an den TLTRO-III-Operationen teil (Stand Oktober 2021). Berücksichtigt man auch jene Banken, die im Zuge einer Bankengruppe an TLTRO-III teilnehmen, umfasst die Initiative 235 heimische Banken.

34 Anrechenbar sind all jene Kredite, die an nichtfinanzielle Unternehmen und private Haushalte (ausgenommen sind Wohnbaukredite) mit Sitz in einem Mitgliedstaat des Euroraums vergeben wurden.

35 Haschka, B. 2021. Starker Anstieg gehaltener Mindestreserveguthaben in Österreich und im Euroraum. In: ­Statistiken – Daten & Analysen Q3/21. OeNB. 45–49.

Kreditnachfrage von Unternehmen steigt im Zuge der wirtschaftlichen Erholung

Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft vom Oktober 2021 36

Gerald Hubmann 37

Seit dem zweiten Quartal 2021 steigt die Nachfrage nach Unternehmenskrediten moderat an. Für das vierte Quartal 2021 erwarten die Banken eine weiter steigende Kreditnachfrage. ­Getragen wird diese Entwicklung vor allem von der Nachfrage nach langfristigen Krediten und der Kreditnachfrage von großen Unternehmen.

Die Banken veränderten ihre Kreditrichtlinien und Kreditbedingungen im Unternehmenskundengeschäft in den ersten drei Quartalen 2021 kaum. Lediglich die Margen für durchschnittlich risikoreiche Unternehmenskredite wurden in diesem Zeitraum aufgrund der Wettbewerbs­situation leicht gesenkt.

In den ersten drei Quartalen 2021 blieben Kreditrichtlinien und Kreditbedingungen im Privatkundengeschäft weitgehend unverändert. Die Nachfrage nach Wohnbaukrediten war weiterhin kräftig.

Das Interesse der Banken an den gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäften hat zuletzt abgenommen – nach reger Beteiligung in der Vergangenheit (vor allem im Juni 2020 und im März 2021).

Aufgrund des negativen Zinssatzes der EZB-Einlagefazilität haben die Banken in den letzten Quartalen ihre Zinsen für Einlagen von Unternehmen und privaten Haushalten weiter gesenkt. Einlagen von Unternehmen waren deutlich stärker davon betroffen als Einlagen von privaten Haushalten.

Die Entwicklungen im Kreditgeschäft sind immer auch vor dem allgemeinen ­konjunkturellen Hintergrund zu beurteilen und demnach seit März 2020 stark von den Folgen der COVID-19-Pandemie beeinflusst. Das reale BIP Österreichs ist im Jahr 2020 laut Statistik Austria um 6,7 % gesunken. Auch im ersten Quartal 2021 war es im Vergleich zum vierten Quartal 2020 leicht rückläufig (gemäß Statistik Austria um 0,5 %). Seit dem zweiten Quartal 2021 hat aber eine deutliche ­Erholung eingesetzt. Zur Jahresmitte 2021 wurde erstmals wieder das Vorkrisenniveau ­erreicht. Die aktuelle Wirtschaftsentwicklung kann zeitnah mit dem wöchentlichen BIP-Indikator der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) 38 verfolgt werden. Das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) und das Institut für Höhere Studien (IHS) erwarten laut ihrer jüngsten Prognosen vom Oktober 2021 ein kräftiges Wirtschaftswachstum und eine starke Zunahme der Investitionstätigkeit der Unternehmen für die Jahre 2021 und 2022. 39 Vor diesem konjunkturellen Hintergrund melden die Banken laut den aktuellen Umfrageergebnissen eine weiter steigende Kreditnachfrage.

Kapitel 1 behandelt das Kreditgeschäft der Banken mit Unternehmen, ­Kapitel 2 das Kreditgeschäft mit privaten Haushalten. In Kapitel 3 geht es um die Refinanzierungssituation der Banken. Kapitel 4 hat die Auswirkungen der unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems zum Thema. Vorab erfolgt der ­wichtige Hinweis, dass die Geldpolitik auf den Euroraum insgesamt ausgerichtet ist. Ihre generelle Wirksamkeit kann daher nicht anhand der hier präsentierten Österreich-Ergebnisse bewertet werden.

Detaillierte Umfrageergebnisse zu den einzelnen Quartalen seit dem Jahr 2017 sind den Tabellen 1 bis 3 zu entnehmen. Grafik 1 zeigt längerfristige Trends bei den Quartalsveränderungen hinsichtlich Kreditrichtlinien und Kreditnachfrage. Grafik 2 stellt die Entwicklung der Nachfrage nach Unternehmenskrediten und ihre Einflussfaktoren dar, Grafik 3 die langfristige Entwicklung der Bankeinlagen von Unternehmen und Haushalten in Österreich und Grafik 4 die langfristige ­Entwicklung der Zinsen für Neukredite in Österreich und des allgemeinen ­Zinsniveaus. Grafik 5 illustriert die Forderungen und Verbindlichkeiten der österreichischen Banken gegenüber dem Eurosystem. Kasten 1 am Ende des Artikels enthält u. a. Erläuterungen zu ausgewählten Fachbegriffen.

1 Kreditnachfrage von Unternehmen steigt weiterhin moderat an

In den Umfrageergebnissen zeigt sich die Erholung von den wirtschaftlichen Folgen der COVID-19-Pandemie. Seit dem zweiten Quartal 2021 steigt die Nachfrage nach Unternehmenskrediten moderat an (Tabelle 1 und Grafik 1 40 ). Für das vierte Quartal 2021 erwarten die Banken einen weiteren leichten Anstieg. Diese expansiven ­Entwicklungen zeigen sich vor allem bei langfristigen Krediten (Laufzeit über ein Jahr) und bei Krediten an große Unternehmen. Der Anstieg der Nachfrage nach kurzfristigen Krediten (Laufzeit bis zu einem Jahr) sowie vonseiten kleiner und mittlerer Unternehmen fällt jedoch schwächer aus. In der letzten Umfrage über das Kreditgeschäft vom Juli 2021 war eine deutlich stärkere Nachfrageentwicklung für das dritte Quartal 2021 erwartet worden (auch bei kurzfristigen Krediten und Krediten an kleine und mittlere Unternehmen). 41

Der Finanzierungsbedarf für Anlageinvestitionen wurde von den befragten Banken als Hauptgrund für die gestiegene Nachfrage nach Unternehmenskrediten im zweiten Quartal 2021 genannt (Grafik 2). Im dritten Quartal 2021 wirkten
vor allem der Finanzierungsbedarf für Lagerhaltung und Betriebsmittel sowie ­Refinanzierungen bzw. Neuverhandlungen von Krediten expansiv auf die Nachfrage. Die verstärkte Nutzung von Innenfinanzierung 42 durch die Unternehmen hatte im zweiten und im dritten Quartal 2021 hingegen einen dämpfenden Effekt auf die Nachfrage.

Tabelle 1: Kredite oder Kreditrahmen für Unternehmen  
Saldo aus positiven und negativen Antworten,2 Antworten von 7 bzw. 8 Banken
2017 2018 2019 2020 2021
Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4
Kreditrichtlinien (Lockerung = positiv, Verschärfung = negativ)
Unternehmen gesamt 0 1 –1 1 0 –1 0 0 –1 0 0 –1 –1 –1 –3 –3 0 0 –1 1
Kredite an kleine und mittlere ­Unternehmen 0 0 –1 0 0 –1 0 0 –1 0 0 –1 0 –1 –2 –2 –1 0 0 –1
Kredite an große Unternehmen 0 1 –1 1 0 1 0 0 –1 0 0 –1 –1 –1 –3 –2 1 0 –1 2
Kurzfristige Kredite
(Laufzeit bis zu einem Jahr)
0 1 –1 1 0 0 0 0 0 1 0 –1 0 –1 –3 –2 0 0 0 1
Langfristige Kredite (Laufzeit über ein Jahr) 0 1 –1 1 0 –1 0 0 –1 0 0 –1 –1 –1 –3 –3 0 0 –1 1
Kreditbedingungen insgesamt (Lockerung = positiv, Verschärfung = negativ)
Unternehmen gesamt 1 0 1 0 1 1 0 0 –1 1 1 2 –2 –3 –2 –2 –1 0 0 ..
Kredite an kleine und mittlere Unternehmen 1 0 1 0 1 –1 0 0 –1 0 1 1 –2 –2 –2 –2 –1 0 0 ..
Kredite an große Unternehmen 1 1 1 0 2 1 1 0 0 2 1 2 –1 –3 –2 –1 –1 0 0 ..
Margen für durchschnittliche Kredite (Lockerung/geringere Marge = positiv, Verschärfung/höhere Marge = negativ)
Unternehmen gesamt 4 3 3 0 3 3 1 0 1 2 4 3 –3 –3 –3 –1 2 1 2 ..
Kredite an kleine und mittlere Unternehmen 3 3 1 0 1 2 0 0 1 2 4 2 –1 –2 –3 –1 2 1 2 ..
Kredite an große Unternehmen 4 3 4 1 3 4 2 1 0 2 5 3 –3 –5 –3 0 3 1 2 ..
Margen für risikoreichere Kredite (Lockerung/geringere Marge = positiv, Verschärfung/höhere Marge = negativ)
Unternehmen gesamt 0 0 0 –1 0 0 –1 0 –1 0 0 1 –4 –6 –4 –3 –1 0 0 ..
Kredite an kleine und mittlere Unternehmen 0 0 0 –1 –1 –1 –1 0 –1 0 0 0 –2 –4 –5 –3 –1 0 0 ..
Kredite an große Unternehmen 1 1 0 –1 0 0 –1 0 –1 0 0 2 –4 –6 –4 –2 –1 0 0 ..
Genehmigte Kreditanträge (gestiegen = positiv, gesunken = negativ)
Anteil bezogen auf das Gesamtvolumen –1 1 –2 0 0 0 –2 –1 –1 –1 –2 –1 0 0 –3 –1 0 0 –1 ..
Kreditnachfrage (gestiegen = positiv, gesunken = negativ)
Unternehmen gesamt 4 3 2 4 4 5 2 3 –2 0 –1 1 5 6 2 –2 –1 3 2 2
Kredite an kleine und mittlere Unternehmen 3 1 2 3 3 3 1 3 –2 –1 –1 1 3 4 0 –3 –2 1 2 1
Kredite an große Unternehmen 4 2 2 3 2 5 3 3 –1 1 0 1 5 7 2 –2 –1 3 3 3
Kurzfristige Kredite
(Laufzeit bis zu einem Jahr)
1 2 0 3 2 3 0 2 0 2 1 1 6 5 1 –3 –2 2 0 1
Langfristige Kredite (Laufzeit über ein Jahr) 5 4 6 6 5 6 4 3 –1 –1 –1 2 1 6 2 –1 0 3 2 3
Quelle: OeNB.
1 Die letzte Spalte enthält die Erwartungen der Banken für das angegebene nächste Quartal.
2 Die Bezeichnungen „positiv“ und „negativ“ dienen der Richtungsangabe und sind in diesem Zusammenhang als wertfrei zu verstehen.

Der angesprochene Finanzierungsbedarf für Anlageinvestitionen im zweiten Quartal 2021 wies erstmals seit dem vierten Quartal 2018 (gegen Ende der letzten Hochkonjunkturphase) auf einen nennenswerten Anstieg der Kreditnachfrage ­aufgrund expansiver unternehmerischer Aktivitäten hin. Im ersten Halbjahr 2020 war es zwar zu einer deutlich intensivierten Kreditnachfrage von Unternehmen gekommen, allerdings vorwiegend in den ersten Monaten der COVID-19-Pandemie wegen des großen Bedarfs an Überbrückungskrediten und Refinanzierungen. Die Nachfrage nach Krediten für Anlageinvestitionen war im Jahr 2020 aber gesunken (vor allem im zweiten Quartal).

Die Richtlinien für Unternehmenskredite sind in den ersten drei Quartalen 2021 weitgehend unverändert geblieben, nachdem sie im dritten und vierten Quartal 2020 – hauptsächlich aufgrund der pandemiebedingten Risikosituation – wiederholt verschärft worden waren. Für das vierte Quartal 2021 erwarten die befragten Banken eine leichte Lockerung der Kreditrichtlinien für große Unternehmen.

Ähnlich wie bei den Richtlinien kam es auch bei den Kreditbedingungen ­insgesamt kaum zu Änderungen in den ersten drei Quartalen 2021. Die Margen für durchschnittliche Kredite wurden in diesem Zeitraum allerdings leicht gelockert bzw. gesenkt, zuletzt im dritten Quartal 2021. Als Grund dafür nannten die ­Banken die Wettbewerbssituation.

Im Jahr zuvor wurden die Kreditbedingungen hingegen zunehmend verschärft. Dies wurde hauptsächlich mit der Risikosituation begründet, aber auch mit ­Refinanzierungskosten und bilanziellen Restriktionen. Vor allem die Margen ­wurden laufend erhöht bzw. verschärft – jene für risikoreichere Kredite stärker als jene für durchschnittliche Kredite. Auch bei anderen Kreditbedingungen wurden die Banken 2020 restriktiver, wie etwa bei der Höhe von Krediten oder Kreditrahmen (hier kam es zu einer Reduktion) oder bei den Erfordernissen für Sicherheiten (hier zu einer Erhöhung). 43 Infolge der COVID-19-Pandemie wurden die Kreditbedingungen also schneller verschärft (ab dem ersten Quartal 2020) als die Kreditrichtlinien (ab dem dritten Quartal 2020).

2 Weiterhin stabile Entwicklung im Privatkundengeschäft

In den ersten drei Quartalen 2021 blieben Kreditrichtlinien, Kreditbedingungen und Kreditnachfrage im Privatkundengeschäft weitgehend unverändert – sowohl bei Wohnbaukrediten als auch bei Konsumkrediten und sonstigen Krediten ­(Tabelle 2 und Grafik 1). Im Ausblick auf das vierte Quartal 2021 erwarten die befragten Banken eine leichte Verschärfung der Richtlinien für Wohnbaukredite, ansonsten jedoch eine weitgehend unveränderte Situation bei Richtlinien und Nachfrage. (Für Kreditbedingungen wird in der Umfrage kein Ausblick auf das kommende Quartal erhoben.)

2020 kam es aufgrund der COVID-19-Pandemie allerdings zu restriktiven ­angebotsseitigen Entwicklungen im Kreditgeschäft der Banken mit privaten Haushalten, die vor allem mit der geänderten Risikosituation begründet wurden. ­Besonders auffällig waren wiederholte Verschärfungen der Margen (mit höheren Margen als Folge) für durchschnittliche und risikoreichere Wohnbaukredite sowie für risikoreichere Konsum- und sonstige Kredite, und wiederholte Verschärfungen der Richtlinien für Konsum- und sonstige Kredite. Im zweiten Quartal 2020 – ­geprägt von massiven Einschränkungen aufgrund der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie – gab es zudem einen markanten Einbruch der Nachfrage nach ­Konsum- und sonstigen Krediten, der von den befragten Banken mit geringeren Ausgaben für langlebige Konsumgüter (Pkw, Möbel usw.) 44 und gesunkenem ­Konsumentenvertrauen begründet wurde. Die Nachfrage nach Wohnbaukrediten ist im Jahr 2020 hingegen etwas gestiegen (wie auch schon im zweiten Halbjahr 2019).

Tabelle 2: Kredite an private Haushalte  
Veränderung im jeweiligen Quartal,1 Ergebnisse für Österreich
Saldo aus positiven und negativen Antworten,2 Antworten von 7 Banken
Wohnbaukredite 2017 2018 2019 2020 2021
Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4
Kreditrichtlinien 0 –1 1 –1 0 –2 –1 0 –2 –2 –1 –1 0 –2 –1 –1 0 1 –1 –2
Kreditbedingungen insgesamt 0 –1 1 0 1 –2 0 0 0 0 0 –1 0 –1 –1 –1 0 0 0 ..
Margen für durchschnittliche Kredite 1 2 2 1 2 1 2 1 2 2 3 1 0 –2 0 –4 0 –1 0 ..
Margen für risikoreichere Kredite 0 0 –1 –1 –1 –1 –1 0 0 0 0 0 –2 –3 –1 –2 –1 –1 –1 ..
Genehmigte Kreditanträge
(Anteil bezogen auf das Gesamtvolumen)
–1 0 0 0 0 –2 0 0 –1 –1 0 0 0 0 0 0 0 0 –1 ..
Kreditnachfrage 2 2 3 1 1 0 –1 –1 1 1 2 2 3 –1 2 0 1 1 1 –1
Konsumkredite und sonstige Kredite
Kreditrichtlinien 0 0 1 –1 1 –1 0 –1 0 –2 –2 –1 0 –3 –2 –3 –1 –1 0 0
Kreditbedingungen insgesamt 0 0 0 –1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 –1 –1 –2 0 0 0 ..
Margen für durchschnittliche Kredite 0 0 –1 1 0 0 0 1 0 0 1 1 0 –1 –1 –1 0 1 0 ..
Margen für risikoreichere Kredite 0 0 –1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 –2 –2 –1 –2 –1 –1 –1 ..
Genehmigte Kreditanträge
(Anteil bezogen auf das Gesamtvolumen)
0 1 1 1 1 0 0 0 0 1 –1 –1 0 –3 –3 –1 –1 –1 –2 ..
Kreditnachfrage 2 3 0 0 –1 0 0 0 1 0 1 0 0 –4 –1 0 0 1 0 1
Quelle: OeNB.
1 Die letzte Spalte enthält die Erwartungen der Banken für das angegebene nächste Quartal.
2 Die Bezeichnungen „positiv“ und „negativ“ dienen der Richtungsangabe und sind in diesem Zusammenhang als wertfrei zu verstehen. Positiv = Lockerung von Richtlinien, Bedingungen und Margen (geringere Margen), Anstieg der genehmigten Kreditanträge, Anstieg der Nachfrage; negativ = umgekehrte Entwicklungen.

3 Verbesserte Refinanzierungsbedingungen für Banken

Während die österreichischen Banken 2017 bis 2019 überwiegend von positiven Entwicklungen ihrer Refinanzierungssituation berichtet hatten, verschlechterten sich ihre Bedingungen in den ersten beiden Quartalen 2020. Seit dem dritten Quartal 2020 hat sich die Refinanzierungssituation jedoch laufend verbessert – ­insbesondere im vierten Quartal 2020 und im ersten Quartal 2021 (Tabelle 3 45 ). Unter anderem konnte eine durchgehend positive Entwicklung bei der Finanzierung über mittel- bis langfristige Anleihen und bei den Einlagen beobachtet ­werden 46 . Besonders die kurzfristigen Einlagen (Bindung bis zu einem Jahr) sind gemäß den Umfrageergebnissen gestiegen (Grafik 3 47 ). Am Geldmarkt kam es im dritten und vierten Quartal 2020 zu Verbesserungen für die Banken. Im Ausblick auf das vierte Quartal 2021 erwarten die an der Umfrage teilnehmenden Banken einen weiteren, leichten Anstieg der kurzfristigen Einlagen.

Tabelle 3: Zugang der Banken zu ausgewählten Refinanzierungsquellen  
Veränderung im jeweiligen Quartal,1 Ergebnisse für Österreich
Saldo aus positiven und negativen Antworten,2 Antworten von 8 Banken
2017 2018 2019 2020 2021
Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4
Retail-Refinanzierung (Verbesserung = positiv, Verschlechterung = negativ)
Kurzfristige Einlagen (bis zu einem Jahr) 2 1 2 1 3 0 0 1 1 3 0 0 –1 2 1 4 2 2 3 2
Langfristige Einlagen (über ein Jahr) 0 1 1 –1 2 –1 –2 –1 0 –1 –2 0 –4 0 0 3 3 1 0 1
Unbesicherter Interbankengeldmarkt (Verbesserung = positiv, Verschlechterung = negativ)
Sehr kurzfristiger Geldmarkt
(bis zu einer Woche)
2 1 2 1 2 0 1 0 1 0 0 0 –1 –1 2 2 0 1 0 1
Kurzfristiger Geldmarkt (über eine Woche) 2 1 1 0 2 0 1 0 0 0 0 0 –5 –2 2 2 0 1 0 1
Großvolumige Schuldtitel (Verbesserung = positiv, Verschlechterung = negativ)
Kurzfristige Schuldtitel3 0 2 2 1 1 0 0 0 1 0 0 0 –1 –1 0 1 0 0 0 0
Mittel- bis langfristige Schuldtitel 3 3 4 4 3 0 –1 –3 3 4 3 1 –4 –4 3 5 5 2 3 1
Quelle: OeNB.
1 Die letzte Spalte enthält die Erwartungen der Banken für das angegebene nächste Quartal.
2 Die Bezeichnungen „positiv“ und „negativ“ dienen der Richtungsangabe und sind in diesem Zusammenhang als wertfrei zu verstehen.
3 Antworten von 3 bis 6 Banken.

4 Auswirkungen der unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems

Seit 2015 werden die Banken im Rahmen der Umfrage über das Kreditgeschäft halbjährlich zu den Auswirkungen der seit Oktober 2014 in verschiedenen Aus­formungen laufenden Wertpapierankaufprogramme des Eurosystems befragt (auch unter Berücksichtigung des Pandemie-Notfallankaufprogramms 48 ). Ebenso enthält die Umfrage halbjährlich Fragen zu den Auswirkungen des Mitte 2014 festgelegten negativen Zinssatzes der EZB-Einlagefazilität, der die Untergrenze des Zinskorridors bildet und mit dem die Geldmarktzinsen im Gleichlauf gesunken sind. 49 Seit 2020 werden auch die Auswirkungen des zweistufigen Systems für die Verzinsung von Überschussreserven („Tiering“) erhoben. 50 Des Weiteren thematisiert die Umfrage die gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte (GLRG) des Eurosystems (derzeit die dritte Reihe dieser Geschäfte). 51

Die Programme zum Ankauf von Vermögenswerten haben seit 2018 zu Reduktionen der Bestände von Staatsanleihen von Euroraum-Ländern in den Aktiva der öster­reichischen Banken geführt. Die an der Umfrage teilnehmenden Banken berichten – nahezu durchgehend seit 2015 – einerseits von positiven Auswirkungen dieser Programme auf ihre Liquidität und ihre Finanzierungsbedingungen, andererseits von negativen Auswirkungen auf ihre Ertragslage aufgrund geschrumpfter Zinsergebnisse. Besonders die Ertragsbelastung haben die Banken immer wieder stark betont. Gemäß den Umfrageergebnissen hatten die Ankaufprogramme bisher kaum ­Effekte auf das Eigenkapital der Banken und ebenso wenig auf das Kreditangebots­verhalten der Banken sowie das vergebene Kreditvolumen.

Sehr deutlich äußern sich die Banken zum negativen Zinssatz der EZB-Einlagefazilität. Sie berichten seit 2016 von nachteiligen Auswirkungen auf ihr Zinsergebnis und damit auf ihre Ertragslage. Der negative EZB-Einlagensatz hat zum Rückgang der Kreditzinsen beigetragen – besonders bei Unternehmenskrediten und Wohnbaukrediten an private Haushalte, in geringerem Ausmaß bei Konsumkrediten und sonstigen Krediten an private Haushalte (Grafik 4 52 ). Mit dem negativen EZB-Einlagensatz geht ein Abwärtsdruck auf die Kreditmargen einher, der sich bei Unternehmens- und Wohnbaukrediten stärker niederschlägt als bei Konsum- und sonstigen ­Krediten. Vom vierten Quartal 2020 bis zum dritten Quartal 2021 hat es allerdings nur bei den Margen für Wohnbaukredite einen nennenswerten Abwärtsdruck gegeben, kaum jedoch auf die Margen für Unternehmenskredite sowie für Konsum- und sonstige Kredite. Auf Kreditnebenkosten und das vergebene Kreditvolumen hatte der negative EZB-Einlagensatz bisher nur einen geringen Effekt.

Die Banken haben seit dem vierten Quartal 2019 (für die Zeit davor wurden sie hierzu nicht befragt) ihre Einlagenzinsen aufgrund des negativen Zinssatzes der EZB-Einlagefazilität laufend gesenkt, wovon Einlagen von Unternehmen deutlich stärker betroffen gewesen sind als Einlagen von privaten Haushalten. 53 Das dürfte auch damit zusammenhängen, dass die Verrechnung von negativen Zinsen auf Spareinlagen von privaten Haushalten in Österreich aufgrund eines Urteils des Obersten Gerichtshofs untersagt ist.

Das zweistufige System für die Verzinsung von Überschussliquidität wird von den meisten Banken begrüßt, weil es die oben angesprochenen negativen Auswirkungen auf ihr Zinsergebnis und ihre Ertragslage dämpft. Effekte des zweistufigen Systems auf die Kreditzinsen und die Zinsen für Kundeneinlagen wurden kaum gemeldet.

Die dritte Reihe der gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte (GLRG-III) wird von den Banken sehr gut angenommen. Die mit Abstand stärkste Beteiligung ­heimischer Banken wurde am vierten Geschäft vom Juni 2020 verzeichnet, danach am siebten Geschäft vom März 2021 (vergleiche mit der Entwicklung des ­ausstehenden Volumens der liquiditätszuführenden Geschäfte des Eurosystems in Grafik 5 54 ). Die Teilnahmen am achten und am neunten Geschäft (Juni 2021 und September 2021) waren verhaltener. Für das zehnte Geschäft (das letzte geplante, im Dezember 2021) wird laut den aktuellen Umfrageergebnissen zum Kreditgeschäft keine starke Teilnahme mehr erwartet. Als Teilnahmegründe führten die Banken vor allem die attraktiven Bedingungen dieser Geschäfte an. Aber auch Vorsichtsmotive (Reduzierung/Vermeidung von Liquiditätsengpässen) spielten eine wichtige Rolle für die Teilnahme, insbesondere beim vierten Geschäft vom Juni 2020. Dieses ­Geschäft war das erste, das unter der Kenntnis der vollen Tragweite der COVID-19-Pandemie stattfand und das als Reaktion darauf mit noch attraktiveren Bedingungen ausgestaltet wurde.

Die Banken geben in der Umfrage an, dass sie die durch die Teilnahmen ­erhaltenen finanziellen Mittel sowohl für die Kreditvergabe an Unternehmen und private Haushalte verwenden als auch Teile der abgerufenen Mittel als Liquidität innerhalb des Eurosystems halten (Grafik 5 55 ). Diese Mittel stehen prinzipiell für eine künftige Kreditvergabe zur Verfügung.

Die Banken schreiben den GLRG durchwegs positive Auswirkungen auf ihre finanzielle Situation zu – vor allem eine Stärkung ihrer Liquidität und ihrer Profitabilität hat sich eingestellt. Auch ihre Refinanzierungsbedingungen am Markt und ihre Fähigkeit, Anforderungen der Bankenaufsicht und -regulierung zu erfüllen, haben sich durch die GLRG verbessert. Die Banken meldeten zudem in den letzten Umfragerunden expansive Effekte der GLRG auf das vergebene Kreditvolumen und leicht lockernde Einflüsse der GLRG auf die Bedingungen für Unternehmenskredite.

Die Thematik der „Negativzinsen“ (i. e. negative Verzinsung der EZB-Einlagefazilität, negative Zinsen auf Kundeneinlagen bei den Banken) verbunden mit „Überschussliquidität“ hat eine große Bedeutung für die derzeitigen Entwicklungen im Kreditgeschäft (Wirkungen und Nebenwirkungen der Geldpolitik des Eurosystems). Für weitere Ausführungen dazu wird auf den Bericht zur Umfrage vom April 2021 verwiesen. 56

Die Zentralbanken des Euroraums – in Österreich die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) – führen gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank (EZB) seit Anfang 2003 viermal ­jährlich eine Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum durch, um ihren Informationsstand über das Kreditvergabeverhalten der Banken und das Kreditnachfrageverhalten von Unternehmen und privaten Haushalten zu verbessern. Dabei werden über 140 führende ­Banken aus allen Ländern des Euroraums befragt, darunter acht Institute aus Österreich.

Seit der Umfrage zum ersten Quartal 2015 wird ein revidierter und erweiterter Frage­bogen verwendet. Einige der aktuell erhobenen Daten sind daher erst ab 2015 verfügbar.

Kreditrichtlinien sind die internen Kriterien – sowohl die schriftlich festgelegten als auch die ungeschriebenen –, die bestimmen, unter welchen Voraussetzungen eine Bank Kredite ­vergeben möchte.

Kreditbedingungen sind die speziellen Verpflichtungen, auf die sich Kreditgeber und Kreditnehmer geeinigt haben (z. B. Margen, Nebenkosten, Sicherheitserfordernisse usw.).

Kreditmargen sind Aufschläge auf relevante Referenzzinssätze bzw. die Differenzen zwischen Kreditzinssätzen und Refinanzierungszinssätzen. Im Rahmen der Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum wird bei einer Verringerung der Margen von einer Lockerung und bei einer Erhöhung der Margen von einer Verschärfung gesprochen. Eine Lockerung der ­Margen ist für Kreditnehmer positiv, schränkt aber unmittelbar die Ertragsmöglichkeiten der Banken als Kreditgeber ein.

Der Saldo aus positiven und negativen Antworten errechnet sich aus der Anzahl der Banken, die auf eine Frage in positiver Richtung antworten (z. B. Lockerung der Margen, ­Steigerung der Nachfrage) abzüglich der Anzahl der Banken, die auf eine Frage in negativer Richtung antworten (z. B. Verschärfung der Margen, Rückgang der Nachfrage). Die Bezeichnungen „positiv“ und „negativ“ dienen hier als Richtungsangabe und sind in diesem Zusammenhang als wertfrei zu verstehen.

Der Nettoprozentsatz ist der Saldo aus positiven und negativen Antworten im Verhältnis zur Anzahl der Antworten insgesamt. Wenn beispielsweise von acht antwortenden Banken zwei angeben, dass die Nachfrage nach Wohnbaukrediten gestiegen ist, eine angibt, dass die Nachfrage gesunken ist, und die übrigen fünf angeben, dass die Nachfrage unverändert ­geblieben ist, dann ergibt sich ein Saldo von +1 bzw. ein Nettoprozentsatz von +12,5 (⅛). In diesem Beispiel gibt ein Überhang von nur einer Bank eine Nachfragesteigerung an – zu wenig, um daraus eine allgemeine Aussage abzuleiten. In einem solchen Fall muss von einer weitgehend unveränderten Situation ausgegangen werden.

Veröffentlichungshinweise: Der Artikel zur Umfrage über das Kreditgeschäft erscheint regelmäßig in der OeNB-Quartalspublikationsreihe „Statistiken – Daten und Analysen“ und wird vorab auf der OeNB-Website veröffentlicht. Dort finden sich auch weitere Informationen und Daten zu den Österreich-Ergebnissen (https://www.oenb.at/Geldpolitik/Erhebungen/­umfrage-ueber-das-kreditgeschaeft.html). Euroraum-Ergebnisse veröffentlicht die EZB (https://www.ecb.europa.eu/stats/ecb_surveys/bank_lending_survey/html/index.en.html).

36 Das Eurosystem, bestehend aus der Europäischen Zentralbank (EZB) und den nationalen Zentralbanken der ­Länder des Euroraums (in Österreich die OeNB), führt jedes Quartal eine Umfrage durch, um Informationen über Angebot und Nachfrage im Kreditgeschäft der Banken mit Unternehmen und privaten Haushalten zu erheben. ­Befragt werden dabei leitende Kreditmanagerinnen und Kreditmanager großer Banken. Methodisch ist die ­Umfrage eine qualitative Erhebung. Die Antworten werden auf einer Ordinalskala erfasst. Die Fragen beziehen sich auf Veränderungen, auf deren Gründe und bei einigen Fragen auch auf erwartete zukünftige Veränderungen. Die diesem Bericht zugrunde liegende Umfrage wurde in der zweiten Septemberhälfte 2021 durchgeführt. ­Redaktionsschluss für sonstige Daten: 19. Oktober 2021.

37 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung für volkswirtschaftliche Analysen, gerald.hubmann@oenb.at.

38 https://www.oenb.at/Publikationen/corona/bip-indikator-der-oenb.html

39 Prognosewerte für das reale BIP-Wachstum (WIFO bzw. IHS): 4,4 % bzw. 4,5 % im Jahr 2021, 4,8 % bzw. 4,5 % im Jahr 2022. Prognosewerte für das reale Wachstum der Bruttoanlageinvestitionen (WIFO bzw. IHS): 8,2 % bzw. 7,1 % im Jahr 2021, 4,1 % bzw. 3,8 % im Jahr 2022. Die realen Bruttoanlageinvestitionen sind 2020 laut Statistik Austria um 5,2 % gesunken.

40 Grafik 1 stellt die Entwicklungen anhand des gleitenden Durchschnitts der letzten vier Quartale dar, wodurch die Ergebnisse geglättet werden. Eventuell von der Beschreibung abweichende Einzelquartalszahlen stellen daher ­keinen inhaltlichen Widerspruch dar.

41 Siehe den Bericht zur Umfrage über das Kreditgeschäft vom Juli 2021 mit dem Titel „Unternehmen investieren laut Bankenbefragung wieder mehr – Kreditnachfrage steigt“. In: Statistiken – Daten & Analysen Q3/21. OeNB. 27–36.

42 Innenfinanzierung, als alternative Finanzierungsquelle zum Bankkredit, ist in Grafik 2 als Unterposition im ­Faktor „alternative Finanzierungsquellen“ enthalten.

43 Dies ist insbesondere auffällig, weil in den Jahren vor 2020 für Kreditbedingungen außer Margen nur vereinzelt Veränderungen gemeldet wurden.

44 Aufgrund geringerer Konsummöglichkeiten (Schließungen des stationären Handels) und eines geringeren finanziellen Spielraums der Konsumentinnen und Konsumenten (Einkommensverluste aufgrund der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie). In diesem Zusammenhang wird auf die 2020 stark gestiegene Sparquote hingewiesen. Die OeNB-­Prognose vom Juni 2021 befasst sich mit den Motiven für diesen Anstieg („Zwangssparen“, „Vorsichtssparen“); zu finden unter https://www.oenb.at/dam/jcr:019c3c9b-2446-4481-8bd6-7dd97517c71f/prognose_juni_21.pdf; S. 15–17, Kasten 2.

45 Einige Refinanzierungsmöglichkeiten, nach denen standardmäßig gefragt wird (Verbriefung von Krediten, außerbilanzielle Übertragung von Kreditrisiken), spielten zuletzt für die an der Umfrage teilnehmenden Banken nur eine untergeordnete Rolle und sind nicht in der Tabelle enthalten.

46 Aufgrund der hohen Liquidität im Bankensystem und des negativen Zinssatzes der EZB-Einlagefazilität sehen die Banken die gestiegenen Einlagen auch kritisch. Siehe dazu den Bericht zur Umfrage über das Kreditgeschäft vom April 2021 in der OeNB-Publikation „Statistiken – Daten & Analysen Q2/21“, S. 23–38, Kapitel 6 über die ­kritische Sicht der Banken zu den Effekten der Negativzinsen auf ihr Geschäft.

47 Die Einlagen sind in Grafik 3 anders kategorisiert als in Tabelle 3 bzw. als in der gegenständlichen Fragestellung der Umfrage.

48 Im März 2020 hat das Eurosystem aufgrund der COVID-19-Pandemie ein temporäres Notfallankaufprogramm (PEPP – „pandemic emergency purchase programme“) ins Leben gerufen, um den pandemiebedingten Risiken für die geldpolitische Transmission, für die Preisstabilität und für die Konjunktur im Euroraum zu begegnen.

49 So ist etwa der EURIBOR (Euro Interbank Offered Rate), an den viele variabel verzinste Kredite gebunden sind, seit Februar 2016 in allen Fristigkeiten negativ.

50 Um die geldpolitische Transmission über den Bankenkanal zu unterstützen, wurde mit der am 30. Oktober 2019 beginnenden Mindestreserveperiode ein zweistufiges System für die Verzinsung von Überschussreserven eingeführt, wodurch Teile der von den Banken bei der EZB gehaltenen Überschussliquidität von der Anwendung des negativen Einlagensatzes ausgenommen sind. Banken können seither Überschussliquidität im Ausmaß vom vorerst Sechs­fachen ihrer Mindestreservepflicht zu einem Zinssatz von 0 % bei der EZB halten.

51 Das Eurosystem führte von September 2014 bis März 2017 zwei Reihen gezielter längerfristiger Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO – „targeted longer-term refinancing operations“) mit Laufzeiten von bis zu vier Jahren durch. Diese Geschäfte wurden beginnend mit September 2019 neu aufgelegt. In dieser dritten Reihe werden von September 2019 bis Dezember 2021 zehn Refinanzierungsgeschäfte mit einer Laufzeit von jeweils bis zu drei Jahren durchgeführt. Die Inanspruchnahme der attraktiven Bedingungen der Geschäfte ist an die Kreditvergabe der teil­nehmenden Banken gebunden, wobei die Vergabe von Wohnbaukrediten an private Haushalte nicht angerechnet wird. Damit soll die Kreditvergabe der Banken an die Realwirtschaft gefördert und die Erreichung der geld­politischen Ziele des Eurosystems unterstützt werden.

52 Anmerkung zum Vergleich der Umfrageergebnisse mit der Zinsstatistik: Konsumkredite und sonstige Kredite an private Haushalte werden in der Umfrage als gemeinsame Kategorie abgefragt – in der Zinsstatistik sind sie ­getrennt ausgewiesen. Hinsichtlich des Niveaus und des Verlaufs der Zinsentwicklung unterscheiden sie sich deutlich.

53 Auf Einlagen von Unternehmen verrechnen die österreichischen Banken teilweise negative Zinsen. In der Zins­statistik (aggregierte Zahlen) waren leicht negative Zinsen auf neue Einlagen von Unternehmen bereits von ­Dezember 2018 bis Mitte 2020 hin und wieder zu beobachten (zwischen –0,1 % und 0,0 % auf gebundene Einlagen). Seit Mitte 2020 werden durchgehend und verstärkt negative Zinsen für neue Einlagen von Unternehmen ausgewiesen (unter –0,3 % auf gebundene Einlagen für die Monate Mai bis August 2021).

54 Das in Grafik 5 dargestellte Volumen der liquiditätszuführenden Geschäfte des Eurosystems ist fast vollständig von den gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäften bestimmt (Volumenentwicklung berücksichtigt auch Rückzahlungen aus früheren Geschäften). Andere liquiditätszuführende Geschäfte spielten in den letzten Jahren für die österreichischen Banken eine verschwindend geringe Rolle.

55 Grafik 5 zeigt Anstiege der Einlagen der österreichischen Banken beim Eurosystem in enger Analogie zu Anstiegen des Volumens der liquiditätszuführenden Geschäfte des Eurosystems. Auffällig ist, dass von Mai 2020 bis April 2021 die Nettoforderungen der österreichischen Banken gegenüber dem Eurosystem stark stiegen, wofür auch die gewachsenen Kundeneinlagen bei den Banken verantwortlich gewesen sein dürften.

56 OeNB-Publikation „Statistiken – Daten & Analysen Q2/21“, S. 23–38, Kapitel 6 über die kritische Sicht der Banken zu den Effekten der Negativzinsen auf ihr Geschäft.

Progression der Kreditrisikoanalyse durch AnaCredit und die Granulare Kreditdatenerhebung in Österreich

Elizabeth Bachmann, Markus Hameter, Thomas Kemetmüller, Christoph Leitner,
Philipp Reisinger 57 , Sebastian Brachtl 58

Die Einführung der Granularen Kreditdatenerhebung, welche AnaCredit (Analytical Credit Datasets) integriert erhebt, bietet durch die Erhöhung der Granularität, die Erweiterung der Meldeinhalte, die Harmonisierung der Terminologie und der Konzepte sowie die Herabsetzung der Meldegrenze für juristische Personen einen erheblichen Mehrwert in der Analyse der österreichischen Kreditinstitute gegenüber dem vormaligen Zentralen Kreditregister. Sie stärkt so die Bankenaufsicht in ihrer Tätigkeit und unterstützt die Bankenwirtschaft bei der Kredit­vergabe durch eine erweiterte Obligorückmeldung inkl. internationaler Feedback-Loops im Bereich AnaCredit.

1 Einleitung

Seit dem Referenzstichtag 30. September 2018 melden in Österreich ansässige CRR 59 -Kredit- und CRR-Finanzinstitute (in weiterer Folge „Institute“ genannt) die Granulare Kreditdatenerhebung (GKE). 60 Die GKE als integrierte und redundanzfreie Erhebung umfasst dabei neben den im Euroraum harmonisierten granularen Kredit- und Kreditrisikodaten (Analytical Credit Datasets – AnaCredit) 61 auch ­darüber hinausgehende Inhalte des nationalen Aufsichtsrechts. 62 Mit dieser harmonisierten und integrierten Erhebung einer Vielzahl unterschiedlicher granularer Kredit- und Kreditrisikodaten für wiederum unterschiedlichste Anwendungs­zwecke beschritt Österreich bereits sehr früh einen Weg, der im Eurosystem mit der aktuellen Diskussion um die Entwicklung des „Integrated Reporting Framework“ (IReF) konsequent weitergeführt wird.

Im Rahmen der GKE werden auf Basis des von der Bankenwirtschaft und der OeNB gemeinsam entwickelten Meldewesen-Datenmodells Informationen zum Kreditgeschäft der meldepflichtigen Institute erhoben. Die Datenerhebung in der GKE erfolgt dabei in relationaler und granularer Form und ermöglicht es damit, die verschiedenen komplexen Aspekte der Geschäftsbeziehungen (verschiedene Instrumente, multiple Gegenparteien, Sicherheiten, Kreditrisikodaten etc.) nahe deren ökonomischer Realität abzubilden. 63

Um sowohl den Meldern als auch den Nutzern der GKE-Daten die Umstellung zu erleichtern, wurden beginnend mit dem Meldetermin 30. September 2018 bis zum 31. März 2019 neben der GKE auch weiterhin die Inhalte des Zentralen ­Kreditregisters (ZKR) erfasst. Mit dem Ende dieser Parallelphase, die klar dazu beigetragen hat, die Datenqualität dieser gänzlich neuen, integrierten Erhebung
zu verbessern, ersetzt die GKE vollständig sämtliche Inhalte des ZKR in den ­aufsichtsrechtlichen Analysen der OeNB.

Vor dem Hintergrund der Einführung der GKE kam es zu wesentlichen ­Änderungen im Vergleich zum vorherigen ZKR. Diese umfassen neben methodologischen Adaptionen auch eine Erweiterung der Inhalte und ermöglichen so ­differenziertere aufsichtsstatistische und geldpolitische Analysen. 64 Der Fokus des vorliegenden Artikels liegt jedoch insbesondere auf dem Nutzen der GKE für die Bankenwelt (sowie deren Risikomanagement) und für die Bankenaufsicht.

2 Granulare Kreditdatenerhebung

Im Gegensatz zu einigen anderen Ländern im Euroraum stellt in Österreich die GKE für heimische Institute nicht die erste Erhebung granularer Kreditdaten
dar. Bereits seit dem Jahr 1987 wurden Informationen auf Schuldnerebene zu sämtlichen kreditrisikobehafteten bilanziellen und außerbilanziellen Instrumenten im Rahmen des nationalen Kreditregisters (ZKR, vormals Großkreditevidenz) an die OeNB übermittelt und für weiterführende Analysen und Statistiken verwendet. 65 Grafik 1 zeigt die Kreditentwicklung auf Basis der GKE-Daten anhand von Schuldner­sektoren seit dem ersten Quartal 2019. 66

Die Grafik „Kreditentwicklung auf Basis der Granularen Kreditdatenerhebung“ zeigt die monatliche Entwicklung der Gesamtausnutzung sowie die Anzahl der erfassten Kreditgeber-Kreditnehmer-Beziehungen zum jeweiligen Meldestichtag im Zeitraum zwischen März 2019 und Juni 2021. Die Gesamtausnutzung ist dabei gestapelt und untergliedert in die Kategorien Nichtfinanzielle-Unternehmen, Private Haushalte, Staat, Finanzielle Unternehmen, Banken und Zentralbanken. Die Skala der Gesamtausnutzung reicht von 0 bis 1.000 Mrd EUR. Die Skala der Anzahl der Kreditgeber-Kreditnehmer-Beziehungen reicht von 0 bis 450.000. Werte zur Gesamtausnutzung jeweils für März 2019 und Juni 2021: gesamt 807,7 Mrd EUR bzw. 933,1 Mrd EUR; davon nichtfinanzielle Unternehmen: 266,8 Mrd EUR bzw. 287 Mrd EUR, private Haushalte: 52,2 Mrd EUR bzw. 65,3 Mrd EUR, Staat: 83,1 Mrd. EUR bzw. 81,9 Mrd EUR, finanzielle Unternehmen: 87 Mrd. EUR bzw. 81,5 Mrd., Banken: 269,4 Mrd EUR bzw. 281,9 Mrd EUR , Zentralbanken: 49 Mrd EUR bzw. 135,5 Mrd EUR. Entwicklung der Anzahl der Kreditgeber-Kreditnehmer-Beziehungen: März 2019: 314,6 Tsd, Juni 2020: 343,7 Tsd und Juni 2021: 373,2 Tsd. 

Quelle: OeNB.

Da AnaCredit und das bisherige ZKR jeweils Krediterhebungen mit großen inhaltlichen Überlappungen darstellten, jedoch diesen beiden Erhebungen unterschiedliche Definitionen, Rechtsgrundlagen, Meldegrenzen und v. a. unterschiedliche Granularitäten zugrunde lagen, wurde von der OeNB unter Berücksichtigung auch der Interessen der österreichischen Bankenwirtschaft entschieden, die relevanten Daten zukünftig in einem neuen, integrierten und granularen Kreditregister, der Granularen Kreditdatenerhebung, kurz GKE, zu erheben. Die 2018 erlassenen Meldebestimmungen der GKE umfassen dadurch unterschiedlichste Geschäfte mit verschiedenen Vertragspartnern. Im klassischen Sinn ist dieser ­Vertragspartner ein Schuldner. Darüber hinaus werden auch die Einheit, die einer mit dem Kreditinstrument verknüpften Risikoposition zugeordnet ist, bei außerbilanziellen Geschäften der Begünstigte sowie bei Kreditderivaten der zugrunde liegende Referenzschuldner erfasst. Aufgrund der AnaCredit-Verordnung sind ­zudem neben dem kreditgebenden auch das servicierende Institut von Krediten gegenüber Rechtsträgern sowie bei Sicherheiten zu Krediten gegenüber Rechts­trägern auch deren Sicherungsgeber meldepflichtig. So sind Kredite und Kredit­linien 67 genauso erfasst wie außerbilanzielle Geschäfte 68 , nicht-verbriefte Anteilsrechte und Wertpapiere 69 . Handelt es sich beim Vertragspartner um eine juristische Person, so greift dabei die aufgrund der Harmonisierung mit AnaCredit deutlich herabgesetzte Meldeschwelle von 25.000 EUR Gesamtobligo je Vertragspartner. Für Instrumente gegenüber natürlichen Personen inkl. Einzelunternehmen sowie für meldepflichtige CRR-Finanzinstitute gilt jedoch weiterhin eine Meldeschwelle von 350.000 EUR.

Die GKE führt dabei auch national den inhaltlichen Anspruch der AnaCredit-Erhebung, Informationen von meldepflichtigen Geschäften möglichst nahe der ökonomischen Realität abzubilden, weiter. Die Erhebung erfolgt daher in jener Granularität, in welcher diese Inhalte vorliegen, womit auch eine Erhöhung
des Komplexitätsgrades und eine Vielschichtigkeit der Meldung, vor allem im ­Vergleich zum abgelösten ZKR, einhergehen. Das für die Erhebung notwendige relationale Erhebungsdatenmodell konnte nahtlos auf dem von der Banken­wirtschaft und der OeNB entwickelten gemeinsames Meldewesen-Datenmodell aufgebaut werden und es stellt im Wesentlichen eine Erweiterung des AnaCredit-Datenmodells 70 (siehe Abbildung 1) dar.

Dieses Entity-Relationship-Datenmodell zielt darauf ab, die komplexen Sachverhalte einzelner Geschäfte abzubilden. Dies umfasst insbesondere auch den ­Umgang mit 1:n- und m:n-Beziehungen, die bei der Abwicklung eines Geschäfts (hier in weiterer Folge als Instrument bezeichnet) vorkommen. So kann beispielsweise ein Instrument mehreren Vertragspartnern zugeordnet sein oder können auch mehrere Sicherheiten bei mehreren Instrumenten hinterlegt werden. Die GKE bildet diese Beziehungen über identifizierende Attribute und deren anschließende Verknüpfungen ab. Unter einem „Rater“ werden von mehreren Instituten gemeinsam genutzte Ratingsysteme zusammengefasst. Bei dieser Granularisierung werden die Instrumente unter Berücksichtigung der zugeordneten Sicherheiten in für die Zwecke der Berechnung des Eigenmittelerfordernisses erforderliche Risikopositionen aufgeteilt und den entsprechenden Gegenparteien und Risikopositionsklassen zugeordnet.

Abbildung 1 stellt das Meldewesen-Datenmodell der granularen Kreditdatenerhebung vereinfacht dar. Zu diesem Zweck werden sechs Rechtecke gezeigt, welche die folgenden Entitäten repräsentieren: Institute, Instrumente, Vertragspartner, Rater, Sicherheiten und Risikopositionen. Diese Rechtecke sind durch Linien mehrfach miteinander verbunden, wodurch die relevanten Verknüpfungen des Datenmodells dargestellt werden sollen. Dabei ist zu erkennen, dass die Instrumente einen zentralen Knotenpunkt darstellen. Zudem symbolisieren sie die Geschäfte zwischen den Instituten und deren Vertragspartnern, die natürliche oder juristische Personen sein können. Für die Bonitätsbeurteilung dieser Instrumente bzw. der entsprechenden Vertragspartner können institutsübergreifende Rater genutzt werden. Den Instrumenten sind außerdem Sicherheiten und regulatorische Risikopositionen zugeordnet.

Die insgesamt rund 150 Datenattribute der GKE werden auf diesen unterschiedlichen Granularitätsstufen überwiegend auf monatlicher Basis und im Bereich der Rechnungslegungs- bzw. der Kreditrisikodaten quartalsweise durch die OeNB erhoben. Neben identifizierenden und beschreibenden Attributen (insbesondere Stammdaten) sind zahlreiche Wertarten umfasst, welche in folgende Kategorien zusammengefasst werden (siehe auch Abbildung 2):

  • Obligo,
  • Zinsen,
  • Fristigkeiten,
  • Ratings,
  • Sicherheiten,
  • Rechnungslegung und
  • Kreditrisiko.
    In der Mitte der Abbildung „Ausgewählte Datenattribute – Mehrwert der Granularen Kreditdatenerhebung im Vergleich zum Zentralen Kreditregister“ befinden sich die sechs Entitäten aus Abbildung 1. Von vier der Entitäten gehen Sprechblasen aus, die ihre jeweils relevanten Datenattribute beinhalten. Manchen Datenattributen ist ein Plus vorangestellt. Dieses soll den jeweiligen Mehrwert der Granularen Kreditdatenerhebung gegenüber dem Zentralen Kreditregister, kurz ZKR, kennzeichnen. 

Der Entität „Instrument“ sind sechs Sprechblasen zu „Obligo“ „Kennzeichen bzw. Stammdaten“, „Zinsen“, „Fristigkeiten“, „Ratings“ und Rechnungslegung“ zugeordnet. Unter „Obligo“ sind folgende Datenattribute aufgelistet: ausstehender Nominalwert, außerbilanzieller Wert, + ursprünglich eingeräumter Rahmen, + aufgelaufene Zinsen, + übertragener Betrag. Unter „Kennzeichen bzw. Stammdaten“ sind folgende Datenattribute aufgelistet: Treuhand, Projektfinanzierung, + Rückgriff, + Nachrang, + Konsortialkredit, + Kreditverwendungszweck. Unter „Zinsen“ sind folgende Datenattribute aufgelistet: + annualisierter Jahreszinssatz, + Zinsanpassungstermin, + Zinsart, + Referenzzinssatz, + Referenzzinssatz Fälligkeit, + Zinsspanne beziehungsweise -marge, + Zinsobergrenze (auch Cap genannt), + Zinsuntergrenze (auch Floor genannt), + Häufigkeit der Zinsanpassung, + Zahlungshäufigkeit, + Tilgungsart. Unter „Fristigkeiten“ sind folgende Datenattribute aufgelistet: + vertragliche Restlaufzeit, + Vertragsabschlussdatum, + Fälligkeitsdatum des Kredits, + Datum des Kapitalbeginns bzw. Abwicklungstermins. Unter „Ratings“ sind folgende Datenattribute aufgelistet: Rating, Ausfallwahrscheinlichkeit, + Datum des Ausfalls, + ECAI-Ratingsysteme, + institutsübergreifende interne Ratingsysteme. ECAI steht für „external credit assessment institution“ und bedeutet „externe Ratingagentur“. Unter „Rechnungslegung“ sind folgende Datenattribute aufgelistet: Einzelwertberechtigungen, + Pauschalwertberichtigungen, + Wertberichtigungen gemäß IFRS9, + Netto-Buchwert.

Der Entität „Vertragspartner“ sind zwei Sprechblasen zu „Stammdaten“ und „Ratings“ zugeordnet. Unter „Stammdaten“ sind folgende Datenattribute aufgelistet: Rechtsform, NACE, ESVG, Unterscheidung zwischen einer juristischen bzw. einer natürlichen Person. Die Abkürzung NACE beschreibt die statistische Systematik der Wirtschaftszweige in der EU, und ESVG steht für „Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung“. Unter „Ratings“ sind folgende Datenattribute aufgelistet: Rating, Ausfallwahrscheinlichkeit, + Datum des Ausfalls, + ECAI-Ratingsysteme, + institutsübergreifende interne Ratingsysteme.

Der Entität „Sicherheiten“ ist nur eine Sprechblase zu „Sicherheiten“ zugeordnet und beinhaltet folgende Datenattribute: anrechenbarer Sicherheitenwert gemäß IRM, anrechenbarer Sicherheitenwert gemäß CRR, + vorrangige Ansprüche Dritter, + Art der Sicherheit, + Ansatz zur Bewertung, + Sicherheitenwert, + Art des Werts, + Datum des Sicherheitenwerts, + ursprünglicher Wert, + Datum des ursprünglichen Werts, + Begebenheitsort der Immobiliensicherheit, + Sicherungsgeber.

Der Entität „Risikopositionen“ ist ebenfalls nur eine Sprechblase zu „Kreditrisiko“ zugeordnet und beinhaltet folgende Datenattribute: Risikopositionswert, risikogewichteter Positionsbetrag, erwarteter Verlust, Ansatz zur Berechnung der Eigenmittel, + Risikopositionsklasse.

Zu den Entitäten „Institute“ und „Rater“ gibt es keine Sprechblasen.

GKE versus ZKR

Eine wesentliche Neuerung im Zusammenhang mit der Einführung der GKE liegt in der deutlichen Herabsenkung der Meldeschwelle für Instrumente gegenüber juristischen Personen auf 25.000 EUR. So umfasste das ZKR Obligo- und Risikoinformationen über Forderungen und Bonitätseinstufungen gegenüber in- und ­ausländischen Schuldnern nur, sofern eine Meldeschwelle von 350.000 EUR gegenüber dem Schuldner erreicht wurde. Durch diese Änderung erhöhte sich ­allein die Anzahl der gemeldeten Schuldner (im weiteren Sinn für die GKE als ­Vertragspartner bezeichnet) sowie deren erfasste Volumina signifikant. Tabellen 1 und 2 zeigen eine Gegenüberstellung dieser Veränderungen zum Stichtag 31. März 2019, dem letzten parallel erhobenen Meldetermin. In der GKE finden sich Daten zu 1.103 Instituten (im klassischen Sinne Kreditgeber) gegenüber 242.316 Vertragspartnern mit insgesamt 1.161.730 Instrumenten. Während die Absenkung der Meldeschwelle keine Auswirkung auf die Zahl der meldenden Institute hatte, kam es bei der Anzahl der Vertragspartner zu einem essenziellen Anstieg von +83,2%. Die Gesamtausnutzung erhöhte sich von 759,3 Mrd EUR auf 807,7 Mrd EUR (siehe Tabelle 1), wobei insbesondere bei Krediten (+37,9 Mrd EUR), bei Schuldverschreibungen (+5,1 Mrd EUR) sowie bei außerbilanziellen Positionen (+8,3 Mrd EUR) ein nennenswerter Zuwachs festzustellen war (siehe Tabelle 2).

Tabelle 1: Gegenüberstellung der Kreditregister zum Meldetermin 31. März 2019  
Granulare Kredit­datenerhebung (GKE) Zentrales
Kreditregister (ZKR)
in EUR
Anzahl Kreditgeber 1.103 1.103
Anzahl Schuldner 242.316 132.301
Anzahl Kreditbeziehungen 315.221 171.307
Anzahl Instrumente 1.161.730 –1
Gesamtausnutzung 807.688.166.954 759.291.092.000
Nicht ausgenutzter Rahmen 104.926.177.268 104.969.365.000
Quelle: OeNB.
1 Die Anzahl der Instrumente kann aufgrund der fehlenden Granularität im ZKR nicht errechnet werden.
Tabelle 2: Gliederung der Gesamtausnutzung nach der Art des ­Instruments zum ­Meldetermin 31. März 2019  
Granulare
Kreditdaten­erhebung (GKE)
Zentrales
Kreditregister (ZKR)
in EUR
I. Bilanzielle Positionen 725.077.806.209 684.964.300.000
1. Kredite 578.321.433.516 540.408.657.000
2. Nicht verbriefte Anteilsrechte1 25.155.181.034 48.351.099.000
3. Verbriefte Anteilsrechte (Wertpapiere)1 21.794.041.849
4. Schuldverschreibungen inkl. CLN
(Wertpapiere)
98.150.800.550 93.073.128.000
5. Verbriefungstranchen (Wertpapiere) 1.656.349.261 3.131.416.000
II. Außerbilanzielle Positionen 82.610.360.745 74.326.792.000
1. Einlagentermingeschäfte und ­Haftungskredite 82.227.135.845 73.741.496.000
2. Begebene unfunded Kreditderivate 383.224.900 471.209.000
Quelle: OeNB.
1 Im ZKR erfolgte keine Unterscheidung in verbriefte und nicht verbriefte Anteilsrechte.

Während das ZKR ausschließlich die Schuldnerebene abbildete, ermöglichen die GKE-Daten durch die zuvor beschriebene Integration in ein Datenmodell die Abbildung verschiedener komplexer Geschäftsfälle (multiple Gegenparteien, Sicherheiten, Kredit­risiko­daten etc.), welche auf verschiedenen Granularitäten (Vertragspartner-, Instrument-, Risikopositions-, Sicherheiten- und Raterebene) basieren. Beispielhaft dafür sind Wertarten am Instrument oder auf Ebene der Sicherheit bzw. weiterführende Informationen zu Zinsen (z. B. Zinsspanne/-marge, annualisierter Jahreszinssatz), zu Fristigkeiten (z. B. Vertragsabschlussdatum) und zu den Kreditrisikodaten (z. B. ­Risikopositionsklasse) zu nennen.

Im Bereich der detaillierteren Inhalte stehen beispielsweise umfang­reichere und präzisere Informationen zum Obligo (wie der übertragene Betrag oder Zinsabgrenzungen), zu den Ratings (z. B. Ratinginformationen am Instrument, vorgegebene externe Rating­systeme) oder auch zu den zugeordneten Sicherheiten (z. B. zum Sicherungs­geber, geographische Informationen bei Immobiliensicherheiten) zur Verfügung (siehe auch Abbildung 2; hier ist Datenattributen, die neu sind, ein „+“ vor­angestellt). Die monatlich rund 1,4 Millionen Datensätze (in Summe bestehen diese je Quartalstermin aus rund 32 Millionen Datenpunkten) werden auf Instrumentebene erhoben. Diese stellen somit seit ­Einführung der GKE im gesamten Melde- und Verarbeitungsprozess (inkl. ­Qualitätssicherung) sowie für die Analyse neue Herausforderungen an die Bank- und Finanzwirtschaft sowie auch an die OeNB.

3 Nutzen für die Bankenwelt

Dem augenscheinlichen Mehraufwand des Meldewesens stehen auch Vorteile für das Bankwesen gegenüber. So wirkt sich die integrierte und redundanzfreie ­Erhebung positiv auf die Meldequalität aus, was sich auch in einem reduzierten Revisionsaufwand niederschlägt. Zusätzlich profitieren die Melder der GKE ­speziell im Bereich der Informationsabfrage zu potenziellen Neukunden. Die Idee zur Errichtung einer zentralen Auskunftsstelle für Banken, die es ihnen ermöglicht, sich über die Gesamtverschuldung von Schuldnern zu informieren, hat ihren Ursprung in den 1960er-Jahren. Zu dieser Zeit wurden von Banken Kredite ­vergeben, ohne dass zuvor eine Übersicht zu den gesamten aushaftenden Verbindlichkeiten vorgenommen werden konnte. Zuerst basierend auf freiwilligen Vereinbarungen schuf das Kreditwesengesetz (KWG) 1979 erstmals eine solide rechtliche Basis für ein zentrales Kreditregister. Im Jahr 1986 wurde mit einer Novelle des Kreditwesengesetzes die Funktion einer Großkreditevidenzstelle an die OeNB übertragen. Heute ist die Obligo-Rückmeldung als Information an die Banken ­gesetzlich im § 75 Abs. 3 des Bankwesengesetzes (BWG) geregelt. 71

Die Umstellung von der ZKR- auf die GKE-Obligo-Rückmeldung erfolgte möglichst kundenorientiert. Die konkrete Umsetzung richtet sich daher stark an der Rückmeldung des früheren ZKR aus. Die zur Verfügung gestellten Informationen umfassen ausstehende Nominalwerte, den zugesagten, aber noch nicht ­ausgenutzten Rahmen auf Einzelschuldnerebene und die Anzahl der Kreditgeber eines Schuldners. Durch die niedrigere Meldegrenze und zusätzliche Informationen (wie weiter oben erwähnt z. B. der übertragene Betrag oder die Zinsabgrenzungen) kann im Vergleich zur früheren Praxis jedoch ein detaillierteres Bild zu einzelnen Vertragspartnern (wie dem Schuldner) erstellt werden. Die Werte werden sowohl als Gesamtkennzahl des jeweiligen Vertragspartners als auch differenziert nach den jeweils gemeldeten Instrumentarten ausgewiesen. Damit kann der Melder ­beispielsweise seinen eigenen Marktanteil bei bestehenden Kreditkunden bzw. -segmenten im Zeitablauf nachvollziehen. Aktuell erhalten etwa 270 angemeldete ­Institute monatlich die Obligo-Informationen zu den von ihnen gemeldeten ­Vertragspartnern. Zu diesem Zweck werden pro Meldestichtag rund 40 Millionen Werte errechnet. Darüber hinaus haben Institute die Möglichkeit, über die OeNB-Homepage via Webapplikation ad hoc Obligo-Informationen zu juristischen und natürlichen Personen, zu denen eine Geschäftsbeziehung besteht bzw. sich derzeit eine Beziehung anbahnt, abzufragen. Auf diesem Weg finden jährlich rund 150.000 Interaktionen mit der Webapplikation „GKE Obligo“ statt.

Ab Referenzstichtag 31. Juli 2021 werden zusätzlich zu den nationalen Obligodaten – vorerst in Zusammenarbeit mit den Notenbanken der Länder Belgien, Italien, Portugal sowie der Slowakei – internationale AnaCredit-Daten ausgetauscht (auch AnaCredit-Feedback-Loops genannt) und den Meldern zur Verfügung ­gestellt. Speziell im Bereich ausländischer bzw. international vernetzter Kunden verbessert sich dadurch die Informationslage für die österreichischen Kreditinstitute. Ebenfalls ab 31. Juli 2021 erhalten Melder neben den Obligodaten auch das Volumen der aktuell bestehenden Zahlungsrückstände aus sämtlichen gemeldeten Kreditinstrumenten zu einem Schuldner.

4 Exemplarischer Mehrwert für die Bankenaufsicht

Die GKE bietet durch ihre oben beschriebenen Inhalte eine Vielzahl an Analysemöglichkeiten. Beschränkt auf AnaCredit sind diese Daten im Sinne eines Multi-use-of-data-Ansatzes gemäß Erwägungsgrund 1 der AnaCredit-VO für die ­analytischen Zwecke der Bereiche Statistik, geldpolitische Analyse und Geschäfte, Risikomanagement, Überwachung der Finanzmarkstabilität, makroprudenzielle Politik, Forschung und Bankenaufsicht zugänglich. 72 Die gesamthafte Nutzung der GKE obliegt vorerst der Bankenaufsicht. Nachfolgend werden zwei relevante ­­Analysefelder herausgegriffen und für diese anhand zweier exemplarischer Fälle (Kredit zur Wohnraumschaffung an eine Privatperson: siehe Abbildung 3 bzw. Kredit an ein nichtfinanzielles Unternehmen, besichert durch eine COVID-19-­Garantie: siehe Abbildung 4) der Mehrwert durch die Einführung der GKE im Vergleich zum ZKR dargestellt.

Analysefelder zu instrumentspezifischen Inhalten

Durch die Einführung der Instrumentenebene können mithilfe der GKE nun ­Inhalte, welche im ZKR grundsätzlich nicht bzw. nur unter definierten Aggregationsvorschriften auf Vertragspartnerebene vorlagen, erhoben werden. Neben schon im ZKR vorhandenen Obligodaten stehen nun auch Zinsdaten, beschreibende Kennzeichen (wie z. B. der dem Kredit zugrunde liegende Währungscode), Informationen zu Fristigkeiten, der Kreditverwendungszweck sowie Informationen zu Ratings und zur Rechnungslegung für die aufsichtsrechtliche Analyse von juristischen Personen zur Verfügung (siehe Tabelle 3).

Für juristische Personen ist beispielsweise mithilfe der Zinsdaten eine Analyse der Auswirkungen eines veränderten Referenzzinssatzes auf variabel verzinste Teile eines Bankportfolios möglich. Unter Verwendung des fristenkonformen ­Referenzzinssatzes können zudem Auswirkungen auf den annualisierten verein­barten Jahreszinssatz bei veränderten wirtschaftlichen Szenarien simuliert werden.

Wie der Titel „Beispiel 1: Kredit zur Wohnraumschaffung an eine Privatperson (in der Granularen Kreditdatenerhebung)“ bereits andeutet, veranschaulicht Abbildung 3, welche wesentlichen Datenattribute inklusive ihrer zugeordneten Werte bzw. Ausprägungen mit einem Kredit zur Wohnraumschaffung an eine private Person einhergehen.

Unter „Obligo“ werden für das Instrument „Kredit“ der ursprünglich eingeräumte Rahmen in der Höhe von 400.000 EUR und der ausstehende Nominalwert von 384.000 EUR angeführt. Dem Kredit ist zudem eine Hypothek als Sicherheit hinterlegt. Bei dieser Hypothek sind unter dem Begriff „Sicherheiten“ der anrechenbare Sicherheitenwert gemäß IRM mit 320.000 EUR, der Sicherheitenwert gemäß CRR mit 320.000 EUR sowie die Wohnimmobilie als Art der Sicherheit angeführt. Letzteres stellt im Vergleich zum ZKR eine neue Information. 

Dem Vertragspartner „Schuldner“ werden folgende zugehörige Stammdaten zugeordnet: natürliche Person, NACE „T – Private Haushalte“ und ESVG-Sektor „1400B – Private Haushalte“. Zudem sind für den Schuldner unter „Ratings“ das Rating „BBB+“ und der Ausfallstatus mit „nein“ angeführt.
Wie der Titel „Beispiel 2: Kredit an ein nichtfinanzielles Unternehmen, besichert durch eine COVID-19-Garantie (in der Granularen Kreditdatenerhebung)“ bereits andeutet, veranschaulicht Abbildung 4, welche wesentlichen Datenattribute inklusive ihrer zugeordneten Werte bzw. Ausprägungen mit einem Kredit an ein nichtfinanzielles Unternehmen, besichert durch eine COVID-19-Garantie, einhergehen. 

Unter „Obligo“ werden für das Instrument „Kredit“ der ursprünglich eingeräumte Rahmen in der Höhe von 10.000.000 EUR und der ausstehende Nominalwert von 7.590.000 EUR angeführt. Zusätzlich sind beim Instrument „Kredit“ unter dem Begriff „Zinsen“ weitere Informationen angegeben, die im Vergleich zum ZKR neu sind und daher jeweils mit einem Plus vermerkt sind. Diese wären: +annualisierter Jahreszinssatz: 0,6%, + Zinsart: variabel verzinst, + Referenzzinssatz: 3-Monats-EURIBOR, + Zinsspanne: 0,6%, + Häufigkeit der Zinsanpassung: ein Viertel jährlich, + Zahlungshäufigkeit: ein Viertel jährlich, + Tilgungsart: laufend. Unter dem Begriff „Fristigkeiten“ sind für das Instrument „Kredit“ auch noch folgende Informationen aufgelistet: + Vertragsabschlussdatum: 1.6.2020, + Fälligkeitsdatum des Kredits: 1.6.2025. 

Des Weiteren ist dem Kredit eine COVID-19-Garantie als Sicherheit hinterlegt. Bei dieser Garantie sind unter dem Begriff „Sicherheiten“ folgende Informationen angeführt: Art der Sicherheit: Finanzgarantie, + Ansatz zur Bewertung: Bewertung durch Dritte, + Sicherheitenwert: 6.831.000 EUR, + Art des Werts: Nominalwert der Garantie, + Datum des Sicherheitenwerts: 30.09.2021, + Ursprünglicher Wert: 9.000.000 EUR, + Datum des ursprünglichen Werts: 1.6.2020, + Sicherungsgeber: COVID-19-Finanzierungsagentur des Bundes GmbH. Auch hier bedeutet das Plus eine neue Information verglichen mit dem ZKR.

Dem Vertragspartner „Unternehmen“ werden folgende zugehörige Stammdaten zugeordnet: juristische Person, Rechtsform: GmbH, NACE „G – Großhandel“ und ESVG-Sektor „1100 – nichtfinanzielle Unternehmen“. Zudem sind für das Unternehmen unter dem Begriff „Ratings“ die Ausfallwahrscheinlichkeit mit 0,52 % und der Ausfallstatus mit „nein“ angeführt.
Tabelle 3: Gegenüberstellung instrumentspezifischer Inhalte im Vergleich beider Kreditregister  
GKE ZKR GKE ZKR
Obligo Fristigkeiten
Ausstehender Nominalwert, außerbilanzieller Wert JP NP Vertragsabschlussdatum, Fälligkeitsdatum des Kredits JP x
Aufgelaufene Zinsen, Übertragener Betrag JP x Datum des Kapitalbeginns/Abwicklungstermins1 JP x
Kennzeichen/ausgewählte Stammdaten Kreditverwendungszweck
Juristische Person, Treuhand, Projektfinanzierung JP Krediten für Gewerbe- bzw. Wohnimmobilien, ­Bauinvestition JP x
Rückgriff, Nachrang, Konsortialkredit JP x Lombard, Schuldenfinanzierung, Import/Export, BMK JP x
Währungscode JP x Ratings
Zinsen Rating, Ausfallwahrscheinlichkeit, Datum des Ausfalls
am Schuldner
JP NP
Annualisierter Jahreszinssatz, Zinsanpassungstermin JP x Rating, Ausfallwahrscheinlichkeit, Datum des Ausfalls
am Instrument
JP NP x
Zinsart, Referenzzinssatz, Referenzzinssatz Fälligkeit JP x ECAI-Ratingsysteme, institutsübergreifende interne ­Ratingsysteme JP x
Zinsspanne/-marge JP x Rechnungslegung
Zinsobergrenze (Cap), Zinsuntergrenze (Floor) JP x Einzelwertberichtigungen JP NP
Häufigkeit der Zinsanpassung, Zahlungshäufigkeit, ­Tilgungsart JP x Pauschal-WB, Wertberichtigungen gem. IFRS9, ­Netto-Buchwert JP x
Quelle: OeNB.
Anmerkung: NP = Natürliche Person, JP = Juristische Person.
1 Auszahlung der ersten Kredittranche.

In weiterer Folge ist es möglich, Bankportfolios auf ihre risikoadjustierte ­Bepreisung hin zu untersuchen. Neben den Zinsdaten stehen hierfür die entsprechenden Bonitätsinformationen auf Vertragspartner- bzw. Instrumentenebene zur Verfügung. Basierend auf im Zeitablauf veränderten Bonitätseinstufungen einzelner Vertragspartner bzw. deren Instrumente kann mithilfe der vertraglich verein­barten Zinsspanne/-marge bzw. dem annualisierten Jahreszinssatz (welcher ­etwaige Gebühren berücksichtigt) analysiert werden, ob das vorliegende Instrument ­adäquat bepreist wurde. Hierfür bietet sich ein Bottom-up-Zugang in der Analyse an. So können Bonitätsverschlechterungen einzelner Vertragspartner bzw. deren Instrumente ­gesamthaft über ein Portfolio analysiert und Auswirkungen auf das geänderte ­Kreditrisiko abgeleitet werden.

Analysefelder zu Sicherheiten

Während in der ZKR lediglich die anrechenbaren Sicherheitenwerte in Summe je Vertragspartner erhoben wurden, ermöglicht die GKE eine exakte Zuordnung von Sicherheiten zu deren Instrumenten. Hierdurch sind Portfolioanalysen auf Basis der Besicherungsquoten – sowohl für den anrechenbaren Sicherheitenwert gemäß internem Risikomanagement (kurz IRM) als auch gemäß CRR – möglich (siehe Tabelle 4).

Tabelle 4: Gegenüberstellung der Sicherheitenattribute im Vergleich beider Kreditregister  
GKE ZKR
Verwendung der Sicherheit (Instrument – Sicherheit)
Anrechenbarer Wert gemäß IRM bzw. CRR JP NP
Vorrangige Ansprüche Dritter JP x
Art der Sicherheit JP NP ✓1
Bewertung der Sicherheit
Ansatz zur Bewertung, Sicherheitenwert JP x
Art des Werts, Datum des Sicherheitenwerts JP x
Ursprünglicher Wert, Datum des ursprünglichen Werts JP x
Belegenheitsort der Immobiliensicherheit JP x
Sicherungsgeber JP x
Quelle: OeNB.
1 Im Rahmen dessen wurden in der CRR ausschließlich folgende Sicherheitenkategorien unterschieden:
­persönliche Sicherheiten, Immobiliensicherheiten, finanzielle Sicherheiten sowie sonstige Sachsicherheiten.

Da die Sicherheiteninformationen für die jeweilige Sicherheit vorliegen, ist es beispielsweise möglich, jene Portfolioteile eines Bankportfolios zu analysieren, welche durch entsprechende Immobiliensicherheiten gedeckt sind. Hierfür sind folgende drei Arten von Sicherheiten relevant: Wohnimmobilien, Büros und ­sonstige Gewerberäume sowie sonstige Gewerbeimmobilien. Im Fall von juristischen Personen wird bei Immobilien das Land, in dem sich eine solche befindet, und im Fall von österreichischen Immobilien zusätzlich auch die Postleitzahl ­erhoben. Dadurch ist es beispielsweise möglich, die Auswirkung regionaler Effekte (bis hin zu einer Immobilienpreisblase) einzelner Bankportfolios zu untersuchen. Darüber hinaus können Loan-to-value ratios 73 für das immobilienbesicherte ­Kreditvolumen errechnet werden. Neben Immobilien- und Sachsicherheiten sind auch Informationen zu Absicherungen ohne Sicherheitsleistung iSd Art. 4(1)(59) CRR erfasst. Hier besteht ein ­wesentlicher Unterschied zum ZKR, da nunmehr bei Krediten gegenüber Rechtsträgern auch der Sicherungsgeber identifizierbar ist. Diese Information ist beispielsweise aktuell für die Analyse der – im Zusammenhang mit den aus dem Corona-Hilfsfonds 74 zugesagten – COVID-19-Garantien von besonderem analytischen Interesse.

Abschließend sei festgehalten, dass die GKE aufgrund der Vielschichtigkeit der erhobenen Inhalte und unter Bedachtnahme der mithilfe des Daten­modells erfassten, auf unterschiedlichen Granularitätsstufen vorhandenen Informationen im Unterschied zur ZKR neben einer Identifizierung und Klassifikation der Gegenparteien eines Instruments ­insbesondere bei juristischen Personen auch die ­Charakterisierung des Kredit­instruments nach

  • seiner vertraglichen Ausgestaltung,
  • seines monetären Volumens,
  • seiner prudenziellen und bilanziellen Bewertung sowie
  • nach seiner Verzinsung

ermöglicht.

Eine Darstellung und Bewertung der Sicherheiten (nur bei juristischen Personen) sowie die Risikobemessung eines Zahlungsausfalls ist anhand der GKE-Daten ebenso möglich wie die Validierung gemeinsam genutzter interner Ratingsysteme.

Das aktuelle Beispiel mit der COVID-19-Garantie zeigt zudem, dass mithilfe der granular erhobenen Daten die Beantwortung ad hoc aufkommender Frage­stellungen zeitnah möglich ist. Es kann davon ausgegangen werden, dass die ­Relevanz von Granulardaten und somit auch der GKE in den kommenden Jahren weiter steigen und dies auch der Bankenwirtschaft zugutekommen wird: Anstelle neuer (Ad hoc-)Erhebungen können aktuelle Fragestellungen anhand dieser Daten beantwortet werden. Mit der harmonisierten und integrierten Erhebung nimmt Österreich im Eurosystem eine Vorreiterrolle ein, die auf internationaler Ebene mit den aktuellen Diskussionen rund um eine Entwicklung eines „Integrated ­Reporting Framework“ (IReF) weitergeführt wird.

57 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Aufsicht, Modelle und Bonitätsanalysen, elizabeth.­bachmann@oenb.at, markus.hameter@oenb.at, thomas.kemetmueller@oenb.at, christoph.leitner@oenb.at, ­philipp.reisinger@oenb.at.

58 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Integrierte Meldewesenentwicklung und Datenmanagement, sebastian.brachtl@oenb.at.

59 Capital Requirements Regulation, Verordnung (EU) Nr. 575/2013.

60 Hirsch, B., T. Kemetmüller und M. Lingo. 2020. AnaCredit und die Granulare Kreditdatenerhebung (GKE) in Österreich. In: Statistiken – Daten & Analysen Q1/20. OeNB. 20–25.

61 EZB VO (EU) 2016/867.

62 § 75 Bankwesengesetz i. V. m. der Granularen Kreditdaten-Erhebungs-VO (GKE-VO 2018, BGBl. 170/2018 idgF).

63 Hirsch et al., 2020.

64 Hirsch, B., T. Kemetmüller und M. Lingo. 2020. AnaCredit und die Granulare Kreditdatenerhebung (GKE) in Österreich. In: Statistiken – Daten & Analysen Q1/20. OeNB. 20–25.

65 Bachmann, E., M. Hameter, U. Hammer und W. Klein. 2016. 30 Jahre Zentrales Kreditregister in ­Österreich. In: Statistiken – Daten & Analysen Q3/16. OeNB. 50–68.

66 Für eine längerfristige Betrachtung des österreichischen Kreditregisters wird auf Hirsch et al. (2020) verwiesen.

67 Hierzu zählen Einlagen bei anderen Instituten, umgekehrte Pensionsgeschäfte, Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, Überziehungskredite, revolvierende Kredite, Kreditkartenkredite, Kreditlinien ohne revolvierende Kredite, Finanzierungsleasing sowie andere Kredite (inkl. Einmalkredite).

68 Hierzu zählen Einlagentermingeschäfte, sonstige Zusagen, Finanzgarantien sowie begebene unfunded Kredit­derivate.

69 Hierzu zählen Schuldverschreibungen, Credit Linked Notes, Verbriefungstranchen, Investmentzertifikate, Partizipationsscheine, Geldmarktfondsanteile sowie Aktien.

70 AnaCredit Reporting Manual Part I (https://www.ecb.europa.eu/stats/money_credit_banking/anacredit/html/index.en.html).

71 Bachmann, E., M. Hameter, U. Hammer und W. Klein. 2016. 30 Jahre Zentrales Kreditregister in Österreich. In: Statistiken – Daten & Analysen Q3/16. OeNB. 50–68.

72 Hirsch, B., T. Kemetmüller und M. Lingo. 2020. AnaCredit und die Granulare Kreditdatenerhebung (GKE) in Österreich. In: Statistiken – Daten & Analysen Q1/20. OeNB. 20–25.

73 Dabei wird die Kreditausnutzung der Immobiliensicherheit dem Sicherheitenwert gegenübergestellt.

74 Dieser Fonds wurde eingeführt, um finanzielle Maßnahmen zur Erhaltung der Zahlungsfähigkeit und Über­brückung von Liquiditätsschwierigkeiten von Unternehmen im Zusammenhang mit der Ausbreitung von COVID-19 und den dadurch verursachten wirtschaftlichen Auswirkungen bereitzustellen.

Kräftige Kursgewinne führen zu neuem Höchststand der Bilanzsumme österreichischer Versicherungen

Benjamin Haschka 75

Die Bilanzsumme der österreichischen Versicherungen erhöhte sich bis inklusive Juni 2021 im Jahresvergleich um rund 8 Mrd EUR und wies zu diesem Zeitpunkt einen historischen Höchststand von 144,1 Mrd EUR auf. Dieses Wachstum war fast ausschließlich auf Preiseffekte (+7,8 Mrd EUR) zurückzuführen, wohingegen Nettotransaktionen im Jahresvergleich stagnierten (+0,1 Mrd EUR). Die starke Erhöhung der Vermögensbestände der Versicherungen wurde durch Kursgewinne in allen Quartalen seit dem zweiten Quartal 2020 erreicht. Im Vergleich zum restlichen Euroraum stechen die österreichischen Versicherungen aufgrund des höheren Anteils an Aktien mit überdurchschnittlich hohen Kursgewinnen hervor, gleichzeitig gab es einen Abbau des dominierenden Instruments der gehaltenen Schuldverschreibungen.

1 Hohe Kursgewinne österreichischer Versicherungen

Die Bilanzsumme der österreichischen Versicherungsunternehmen stieg zum Ende des zweiten Quartals 2021 auf 144,1 Mrd EUR und damit auf den bisher höchsten in nationalen Statistiken beobachteten Wert. Diese Entwicklung ist insofern ­besonders bemerkenswert, als noch zum Ende des ersten Quartals 2020 mit 132,4 Mrd EUR der niedrigste Wert seit Einführung der EZB-Versicherungsstatistik ­beobachtet werden konnte. Die Bilanzsumme der österreichischen Versicherungen wuchs somit innerhalb von lediglich fünf Quartalen um +11,7 Mrd EUR. Dieses starke Wachstum kann vorrangig auf Preisentwicklungen bei Aktien und sonstigen Anteilsrechten (+5,4 Mrd EUR) sowie gehaltenen Investmentzertifikaten (+5 Mrd EUR) zurückgeführt werden.

Während zum Stichtag des ersten Quartals 2020 – zu Beginn der COVID-19-Pandemie – die Bilanzsumme österreichischer Versicherungen getrieben durch Preiseffekte (Veranlagungsverluste) erheblich zurückgegangen war, wurden seit damals in allen fünf Quartalen positive Preiseffekte verzeichnet, die in Summe 11,7 Mrd EUR ausmachten (Grafik 1). Transaktionsbedingt gab es in diesem Zeitraum hingegen nur einen geringen Zuwachs (+0,1 Mrd EUR).

Grafik 1 ist ein gestapeltes Säulendiagramm und stellt die Entwicklung der quartalsweisen Bilanzsummenveränderung im Zeitraum vom ersten Quartal 2017 bis zum zweiten Quartal 2021 dar. Die Skala auf der Y-Achse reicht von minus 8 Milliarden Euro bis plus 6 Milliarden Euro. Unterschieden wird herbei zwischen den Veränderungskomponenten Transaktionen, Preisveränderungen und Reklassifikationen. Während transaktionsbedingte Veränderungen im gesamten Zeitraum zwischen plus 1,5 Milliarden Euro und minus 1,9 Milliarden Euro schwanken, fallen Preisveränderungen vor allem seit dem ersten Quartal 2020 mit minus 6,7 Milliarden und bis zu plus 4,2 Milliarden Euro in den darauffolgenden Quartalen stärker ins Gewicht. Reklassifikationen scheinen lediglich für das vierte Quartal 2017 und das dritte Quartal 2018 negativ sowie für das vierte 2018 und das erste Quartal 2019 leicht positiv auf. 



Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

2 Entwicklung der wichtigsten Veranlagungskomponenten

Betrachtet man die Transaktionen und nicht-transaktionsbedingten ­Veränderungen der drei wichtigsten Veranlagungsinstrumente der Versicherungen – festverzinsliche Wertpapiere, Fondsanteile sowie Aktien und sonstige Anteilsrechte – können beim beherrschenden Instrument, den festverzinslichen Wertpapieren, bereits seit dem zweiten Quartal 2019 durchgehend negative transaktionsbedingte Veränderungen beobachtet werden. Ab dem Beginn der COVID-19-Pandemie (erstes Quartal 2020) pendelt sich deren transaktionsbedingte Jahreswachstumsrate bei rund –4% ein. Insgesamt ließen die österreichischen Versicherungen in dieser Ver­anlagungskategorie demnach seit dem zweiten Quartal 2019 in jedem Quartal ­jeweils mehr Kapital ab- als zufließen.

Grafik 2 zeigt die Entwicklung der transaktionsbedingten Jahreswachstumsrate der wichtigsten Veranlagungsinstrumente von österreichischen Versicherungen seit dem dritten Quartal 2017 bis zum zweiten Quartal 2021 in einem Liniendiagramm. Die Skala auf der Y-Achse reicht von minus 6 Prozent bis plus 6 Prozent. Dargestellt sind die Werte für festverzinsliche Wertpapiere, Aktien und sonstige Anteilsrechte, sowie Investmentfondsanteile. Während des Beobachtungszeitraums geht die transaktionsbedingte Jahreswachstumsrate von anfänglich plus 2,2 Prozent zurück und pendelt sich seit dem ersten Quartal 2020 nahe minus 4 Prozent ein. Die transaktionsbedingte Jahreswachstumsrate für Aktien und sonstige Anteilsrechte sinkt von plus 0,1 Prozent im dritten Quartal 2017 auf minus 5,1 Prozent zum Jahresultimo 2018, um anschließend auf plus 5,3 Prozent im zweiten Quartal 2021 zu steigen. Investmentfondsanteile entwickeln sich im Vergleich zu den anderen beiden Veranlagungsinstrumenten eher konstant mit schwankenden Jahreswachstumsraten zwischen minus 1,6 Prozent und plus 1,6 Prozent. 



Quelle: Oesterreichische Nationalbank.
Grafik 3 ist ein gestapeltes Säulendiagramm und stellt die Entwicklung der Veränderungskomponenten der durch österreichische Versicherungen gehaltenen Schuldverschreibungen im Zeitraum vom ersten Quartal 2017 bis zum zweiten Quartal 2021 dar. Die Skala auf der Y-Achse reicht von minus 3 Milliarden Euro bis plus 2,5 Milliarden Euro. Unterschieden wird herbei zwischen den Veränderungskomponenten Transaktionen, Preisveränderungen und Reklassifikationen. Transaktionsbedingte Veränderungen bewegen sich im gesamten Beobachtungszeitraum zwischen plus 0,9 Milliarden Euro und minus 0,8 Milliarden Euro und weisen seit dem zweiten Quartal 2019 durchgehend negative Werte auf. Preisveränderungen schwanken zwischen plus 1,3 Milliarden Euro und minus 1,4 Milliarden Euro, wobei im gesamten Beobachtungszeitraum die positiven Preisveränderungen leicht überwiegen. Die Bandbreite bei Reklassifikationen bewegt sich zwischen minus 0,4 und plus 0,2 Milliarden Euro. 

Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Nach dem pandemiebedingten starken Einbruch der durch österreichische ­Versicherungen gehaltenen Schuldverschreibungen im ersten Quartal 2020, ­welcher vor allem auf negative Preiseffekte (–1,3 Mrd EUR), aber auch auf negative ­transaktionsbedingte Veränderungen (–0,6 Mrd EUR) zurückzuführen war, ­erholte sich der Bestand der festverzinslichen Wertpapiere aufgrund von Wert­steigerungen in den Folgequartalen. Im Jahr 2021 drehte sich dieses Bild jedoch ­abermals, indem zusätzlich zu den durchgängig negativen Nettotransaktionen auch Kursverluste zur Abnahme des beobachteten Wertes an gehaltenen Schuld­verschreibungen beitrugen. Seit dem Beginn der COVID-19-Pandemie Anfang 2020 sank daher der Bestand an festverzinslichen Wertpapieren bedingt durch ­negative Nettotransaktionen (–3 Mrd EUR) sowie Preiseffekte (–0,5 Mrd EUR) mit 51,4 Mrd EUR auf den tiefsten Stand seit Erhebungsbeginn (Grafik 3).

Die zweitbedeutendste Veranlagungskategorie der Versicherungen – Investmentfondsanteile – stieg nach einem anfänglichen Einbruch zu Pandemiebeginn seitdem kontinuierlich an. Die Entwicklung wurde vor allem durch Preisver­änderungen – also Kursgewinne am Finanzmarkt – getrieben. Seit dem Kurs­einbruch im ersten Quartal 2020 (–3,4 Mrd EUR) erhöhte sich der Bestand an Investmentzertifikaten auf ein Rekordniveau. Die von Versicherungen gehaltenen Investmentfondsanteile stiegen ab dem zweiten Quartal 2020 durch transaktionsbedingte Nettozuflüsse (+0,1 Mrd EUR) sowie vor allem durch positive Preis­effekte (+11,7 Mrd EUR) auf 39,2 Mrd EUR – das höchste beobachtete Niveau seit Erhebungsbeginn – an (Grafik 4).

Grafik 4 ist ein gestapeltes Säulendiagramm und stellt die Entwicklung der Veränderungskomponenten der durch österreichische Versicherungen gehaltenen Investmentfondsanteile im Zeitraum vom ersten Quartal 2017 bis zum zweiten Quartal 2021 dar. Die Skala auf der Y-Achse reicht von minus 4 Milliarden Euro bis plus 3 Milliarden Euro. Unterschieden wird herbei zwischen den Veränderungskomponenten Transaktionen, Preisveränderungen und Reklassifikationen. Transaktionsbedingte Veränderungen bewegen sich im gesamten Beobachtungszeitraum zwischen minus 0,5 Milliarden Euro und plus 0,2 Milliarden Euro. Preisveränderungen schwanken zwischen minus 3,2 Milliarden Euro und plus 1,9 Milliarden Euro, wobei im gesamten Beobachtungszeitraum die positiven Preisveränderungen überwiegen. Reklassifikationen fallen im Beobachtungszeitraum kaum ins Gewicht. 



Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Bei der drittgrößten Veranlagungskomponente – Aktien und sonstige Anteilsrechte – ähnelt die Entwicklung im Jahresverlauf jener der Investmentzertifikate. Nach einem Einbruch zu Pandemiebeginn (–2,3 Mrd EUR) legte auch hier der ­Bestand – getrieben durch Wertsteigerungen (+5,4 Mrd EUR) und positive ­Nettotransaktionen (+1 Mrd EUR) – auf 23,6 Mrd EUR und damit den zweithöchsten Wert seit Erhebungsbeginn zu (Grafik 5).

Grafik 5 ist ein gestapeltes Säulendiagramm und stellt die Entwicklung der Veränderungskomponenten der durch österreichische Versicherungen gehaltenen Aktien, Beteiligungen und sonstige Dividendenwerte im Zeitraum vom ersten Quartal 2017 bis zum zweiten Quartal 2021 dar. Die Skala auf der Y-Achse reicht von minus 3 Milliarden Euro bis plus 4 Milliarden Euro. Unterschieden wird herbei zwischen den Veränderungskomponenten Transaktionen, Preisveränderungen und Reklassifikationen. Transaktionsbedingte Veränderungen bewegen sich im gesamten Beobachtungszeitraum zwischen plus 0,2 Milliarden Euro und minus 0,2 Milliarden Euro mit den folgenden zwei Ausnahmen:  minus 0,6 Milliarden Euro im dritten Quartal 2018 und plus 0,9 Milliarden Euro im vierten Quartal 2020. Preisveränderungen sind meistens positiv mit dem Höchstwert plus 1,9 Milliarden Euro, wobei im ersten Quartal 2020 der niedrigste Wert mit minus 2,2 Milliarden Euro hervorsticht. Insgesamt überwiegen positive Preisveränderungen. Außerdem stechen Reklassifikationen mit minus 2,5 Milliarden Euro im vierten Quartal 2017 sowie minus 1,0 Milliarden Euro im dritten Quartal 2018 hervor. 



Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Im Aggregat entwickelten sich die sonstigen Komponenten der Aktivseite der EZB-Versicherungsstatistik in Österreich – also jene Aktivpositionen, die nicht unter Schuldverschreibungen, Investmentfondszertifikate oder Aktien und ­sonstige Anteilsrechte fallen – insofern unterschiedlich zu den zuvor beschriebenen größten Teilen der Bilanzsumme, als es hier deutliche transaktionsbedingte Zuwächse gab. Insgesamt erhöhten sich diese von 26,9 Mrd EUR zum Jahresultimo 2019 auf ­zuletzt 29,9 Mrd EUR im zweiten Quartal 2021. Der Großteil der sonstigen ­Aktivpositionen besteht aus Immobilienvermögen (10,4 Mrd EUR), Krediten (8,6 Mrd EUR) sowie Bargeld und Einlagen (4 Mrd EUR). Die österreichischen ­Versicherungen legten ihr zu verwaltendes Vermögen demnach verstärkt in ­sonstige aktivseitige Bilanzkomponenten an und ließen hier insgesamt 1,3 Mrd EUR an Kapital in den letzten fünf Quartalen zufließen (Grafik 6), wobei der überwiegende Teil davon Einlagen und Bargeld sowie begebene Kredite betraf.

Grafik 6 ist ein gestapeltes Säulendiagramm und stellt die Entwicklung der Veränderungskomponenten der durch österreichische Versicherungen gehaltenen sonstigen Aktivkomponenten im Zeitraum vom ersten Quartal 2017 bis zum zweiten Quartal 2021 dar. Die Skala auf der Y-Achse reicht von minus 2,5 Milliarden Euro bis plus 2 Milliarden Euro. Unterschieden wird herbei zwischen den Veränderungskomponenten Transaktionen, Preisveränderungen und Reklassifikationen. Transaktionsbedingte Veränderungen bewegen sich im gesamten Beobachtungszeitraum in der Bandbreite zwischen minus 2,1 Milliarden Euro und plus 1,5 Milliarden Euro, wobei bis zum vierten Quartal 2019 negative Werte überwiegen und seit dem ersten Quartal 2020 positive transaktionsbedingte Veränderungen dominieren. Preisveränderungen schwanken zwischen minus 0,1 Milliarden Euro und plus 0,4 Milliarden Euro und sind bis auf eine Ausnahme im ersten Quartal 2017 stets positiv. Außerdem stechen Reklassifikationen mit plus 0,8 Milliarden Euro im vierten Quartal 2018 sowie plus 0,3 Milliarden Euro im ersten Quartal 2019 hervor. 



Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

3 Vergleich zwischen Vermögensveranlagungen in Österreich und dem restlichen Euroraum

Von insgesamt 9.118 Mrd EUR macht die Bilanzsumme österreichischer Ver­sicherungen mit 144 Mrd EUR aktuell knapp 1,6% des Gesamtvermögens des Versicherungsmarktes des Euroraums aus. Grundsätzlich ähnelt die Struktur ihres Veranlagungsprofils jenen ihrer europäischen Pendants (Grafik 7). Kleine Unterschiede existieren jedoch bei der Anlagestruktur von Aktien und sonstigen ­Anteilsrechten, welche in Österreich mit einem Anteil von 16,4% an der Bilanzsumme einen deutlich höheren Wert als im Euroraum insgesamt (11,4%) auf­weisen. Bargeld, Einlagen und Kredite sowie festverzinsliche Wertpapiere haben hingegen in Österreich mit einem Anteil von 8,7% bzw. 35,7% an der Bilanzsumme von ansässigen Versicherungen eine etwas geringere Bedeutung als im Euroraum (11,9% bzw. 39%).

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass österreichische ­Versicherungen im Verhältnis zu ihrem Gesamtvermögen weniger Schuldverschreibungen sowie Bargeld, Einlagen und Kredite und dafür entsprechend mehr Aktien und sonstige Anteilsrechte halten. Bemerkenswert ist zudem, dass nichtfinanzielle Vermögenswerte – in Grafik 7 im Volumen der sonstigen Aktiva enthalten – bei den österreichischen Versicherungen mit über 7,2% der Bilanzsumme ins Gewicht fallen, während im gesamten Euroraum die Versicherungen weniger als 1,6% ihres Vermögens in diese Veranlagungskategorie investieren. In Österreich kann demnach ein deutlich stärkerer Fokus der Versicherungen auf Immobilieninvestments als im Euroraum beobachtet werden.

Nicht nur in der Struktur, sondern auch in der Entwicklung der wichtigsten Anlagekategorien von Versicherungen existieren Unterschiede zwischen Österreich und dem Euroraum. Grundsätzlich hielten sich bei den österreichischen ­Versicherungen der Kapitalzufluss und der Kapitalabfluss die Waage (+0,1%), während im gesamten Euroraum eine Investitionszunahme (+1,5%) beobachtet werden konnte. Dieser Kapitalzufluss kam im Euroraum im Unterschied zu ­Österreich vor allem der Veranlagung in Investmentfondsanteilen zugute. Österreichische Versicherungen schichteten hingegen ihre Bestände vom dominierenden Instrument der Schuldverschreibungen (–3,6%) um und erhöhten ihre ­Veranlagung in Aktien und sonstigen Anteilsrechten (+5,3%). Im Jahresverlauf entwickelten sich die Kursgewinne der Vermögensveranlagung österreichischer Versicherungen insgesamt überdurchschnittlich. Getrieben wird die beobachtete Wertsteigerung vor allem durch eine sehr positive Preisentwicklung bei den Aktien und sonstigen Anteilsrechten (+22,3% seit dem zweiten Quartalsultimo 2020).

Grafik 7 umfasst zwei nebeneinander stehende Kreisdiagramme und vergleicht den jeweiligen Anteil gehaltener Anlagekategorien der Versicherungen in Österreich mit jenen des gesamten Euroraums. Im Euroraum: Schuldverschreibungen: 39 Prozent; Investmentfondsanteile: 27 Prozent; Bargeld, Einlagen und Kredite: 12 Prozent; Aktien, sonstige Dividendenwerte und Beteiligungen: 11 Prozent; Sonstige Aktiva: 11 Prozent. In Österreich: Schuldverschreibungen: 36 Prozent; Investmentfondsanteile: 27 Prozent; Bargeld, Einlagen und Kredite: 9 Prozent; Aktien, sonstige Dividendenwerte und Beteiligungen: 16 Prozent; Sonstige Aktiva: 12 Prozent. 



Quelle: EZB.

75 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Außenwirtschaft, Finanzierungsrechnung und Monetärstatistiken, benjamin.haschka@oenb.at.

Entwicklung der Außenwirtschaft Österreichs im zweiten Jahr der COVID-19-Pandemie

Erza Aruqaj, Lisa Reitbrecht, Patricia Walter 76

Die Leistungsbilanz Österreichs kippte im ersten Halbjahr 2021 nach vorläufiger Berechnung in ein Defizit von –2,7 Mrd EUR bzw. –1,4 % des BIP. Diese Entwicklung steht im Gegensatz zum Einnahmenüberschuss des Vergleichszeitraums 2020 und zum langfristen Trend vor dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie. Sowohl der Einnahmenüberschuss aus dem Reiseverkehr – der traditionellen Säule des österreichischen Außenwirtschaftsergebnisses – als auch jener aus dem Güterhandel verringerte sich deutlich. Aus dem sonstigen Dienstleistungsverkehr ­nahmen die Importaufwendungen, die Österreich insgesamt per saldo verzeichnete, ab, jedoch nahmen die Nettoexporte aus dem Technologiesektor weiterhin zu. Dem gering positiven Saldo aus dem Güter- und Dienstleistungshandel von +0,8 Mrd EUR stand ein negativer Saldo der grenzüberschreitenden Primär- und Sekundäreinkommen gegenüber, der im ersten Halbjahr 2021 mit –3,5 Mrd EUR deutlich stärker ausfiel als im Vorjahreszeitraum.

1 Entwicklungen in der Leistungsbilanz

Die reale Außenwirtschaft Österreichs, gemessen am Leistungsbilanzsaldo gegenüber dem Ausland, ergab im ersten Halbjahr 2021 ein Defizit, also einen Mittelabfluss in Höhe von –2,7 Mrd EUR bzw. –1,4 % des BIP (Grafik 1). Im Gegensatz dazu hatte Österreich sowohl 2019 als auch 2020, dem ersten Jahr der Pandemie, per saldo Einnahmenüberschüsse von jeweils mehr als 4 Mrd EUR erwirtschaftet. In Anbetracht dessen stellt sich die Frage, welche Entwicklungen die Wirtschaft im ersten Halbjahr 2021 beeinflusst haben.

Zum einen wurden neuerliche pandemiebedingte Lockdown-Maßnahmen ­verhängt, die zu einem annähernden Totalausfall der Wintertourismussaison 2020/2021 führten. Zum anderen traten im ersten Halbjahr 2021 eine kräftige internationale Nachfrageerholung – die mit einer Auflösung von Lagerbeständen in der Warenindustrie einherging – sowie deutliche Friktionen in den inter­nationalen Liefer- und Transportketten ein, was zu Preissteigerungen – vor allem bei Rohstoffen und Energie – beitrug. Eine Untersuchung der österreichischen Außenhandelswaren und ­Vorprodukte ergab, dass rund ein Drittel der heimischen Importe im Fall von Handels­friktionen ein erhebliches Verfügbarkeitsrisiko aufweist (Reiter und ­Stehrer, 2021). Dieses Risiko steigt mit dem Grad der Techno­logisierung, weshalb es zum Beispiel in der Halbleiterindustrie besonders hoch ist. Wie Untersuchungen der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) nahelegen, dürfte Deutschland jedoch noch stärker betroffen sein, da Österreichs ­Nachbarland und Wirtschaftspartner im Vergleich weniger in der Zulieferung als in der ­Endfertigung (Beispiel Automobilbranche) tätig ist, einem Bereich, in dem Probleme mit Lieferketten kulminieren können (OeNB, 2021a).

Unter diesen Einflüssen nahm im ersten Halbjahr 2021 die gesamte Wertschöpfung in Österreich, gemessen am BIP, nominell um 4,7 % im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020 zu (real um 3,2 %), wobei der Wendepunkt zu einem ­positiven Wachstumspfad erst im zweiten Quartal 2021 erreicht wurde. Dennoch blieb die Wertschöpfung im ersten Halbjahr 2021 unter dem Niveau vor Ausbruch der ­COVID-19-Pandemie. Der nominelle Außenbeitrag zum BIP, gemessen am Saldo aus Güter- und Dienstleistungsverkehr mit dem Ausland, betrug im ersten ­Halbjahr 2021 0,4 %. Somit war die Bedeutung der Außenwirtschaft während der ­beginnenden wirtschaftlichen Erholung von der Pandemie im Vergleich zu den Vorjahren gering (erstes Halbjahr 2020: 3,3 %; 2019: 3,7 %).

Grafik 1 zeigt in einem Säulendiagramm die Entwicklung der Leistungsbilanz für die ersten Halbjahre von 2008 bis 2021. Die linke y-Achse reicht von minus 6 bis 10 Milliarden Euro, die rechte von minus 4 bis 6 Prozent des BIP. Dargestellt sind der Saldo der Güter, des Reiseverkehrs, der Sonstigen Dienstleistungen und der Einkommen. Zusätzlich ist der Leistungsbilanzsaldo in Prozent des BIP abgebildet. Von 2008 bis 2020 war der Leistungsbilanzsaldo des ersten Halbjahrs durchwegs positiv, im ersten Halbjahr 2021 jedoch negativ in Höhe von minus 2,7 Milliarden Euro beziehungsweise minus 1,4 Prozent des BIP. Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Statistik Austria.

1.1 Güterhandel

Die österreichische Güterbilanz stellte einen Faktor für die Verringerung des Außenwirtschaftsbeitrags zur Wertschöpfung im ersten Halbjahr 2021 dar. Der Handelsüberschuss reduzierte sich nominell deutlich – im Vergleich zur Entwicklung vor der COVID-19-Pandemie, im Jahr 2019, auf weniger als die Hälfte (0,8 Mrd EUR; Tabelle 1). Der Aufschwung der Güterexporte betrug im Vergleich zum Jahr 2020 im ersten Halbjahr 2021 23,4 %, jener der Importe fiel mit 24,5 % noch deutlicher aus. Auch im Vergleich zum Handel vor der Pandemie, im Jahr 2019, verlief die Entwicklung bereits positiv (+6,6 % bei Exporten, +8 % bei Importen). Die ­kräftigste Erholung war im Vorjahresvergleich beim zweiten Quartal zu beobachten, wobei hier auch der Basiseffekt, gegeben durch den Einbruch des Handels im Jahr 2020, am stärksten wirkte.

In allen Warengruppen des Außenhandels wurde im zweiten Quartal das ­nominelle Niveau der Ausfuhren vor der COVID-19-Pandemie annähernd wieder erreicht oder sogar überschritten. Bei der für Österreich wichtigsten Ausfuhrkategorie „Maschinen und Fahrzeuge“ wurde mit 97 % das Niveau fast zur Gänze erreicht, bei den Kategorien „bearbeitete Waren bzw. Vorleistungen für die Industrie“ (108%) und bei „Waren der chemischen und pharmazeutischen Industrie“ (122%) wurden die Werte sogar übertroffen.

Bei den österreichischen Einfuhren war der Aufholeffekt im zweiten Quartal 2021 nominell noch größer. Wie eingangs beschrieben stellen neben dem Anspringen der Nachfrage auch Preissteigerungen einen wesentlichen Faktor dar. So nahmen die Preise für Rohöl seit Februar 2021 kontinuierlich zu und überschritten zur ­Jahresmitte das Niveau vor der Pandemie. Bei den übrigen Rohstoffen verlief die Entwicklung sogar noch rascher. Das führte in Folge zu einem markanten ­Anziehen der Preise für Energie und Vorleistungsgüter. Die Importpreise stiegen im zweiten Quartal 2021 markant an (laut WIFO 77 -Importpreisindex um 13,4 % im Vergleich zu 2020; um 9,1 % im Vergleich zu 2019). Die Exportpreisentwicklung fiel ­wesentlich moderater aus (+7,6 % bzw. +6,3 %). Somit haben sich die Terms of Trade – das reale Austauschverhältnis im Außenhandel – gegenüber den Vorjahren deutlich verschlechtert.

Zieht man die Außenhandelsstatistik als Informationsquelle heran, zeigt sich, dass dort der Saldo des Warenaustauschs mit dem Ausland im ersten Halbjahr 2021 wesentlich negativer gesehen wird (–5,3 Mrd EUR). Das beruht grundsätzlich ­darauf, dass der Wert der Waren an der österreichischen Grenze ermittelt wird, weshalb die Einfuhrwerte der Waren durch Transport- und Versicherungs­kosten 78 erhöht dargestellt werden. Aber nicht nur durch den Abzug dieser Kosten in der Güterbilanz der Außenwirtschaftsstatistik – die sich an dem Ziel orientiert, die Wertschöpfung in Österreich zu messen –, sondern auch durch die zusätzliche ­Berücksichtigung des Transithandels wird das Handelsergebnis insgesamt positiver. Der Erlös aus dem Transithandel, also faktisch die Dienstleistungsgebühr für die Handelsvermittlung zwischen zwei ausländischen Kunden, betrug im ersten Halbjahr 2021 netto 2,2 Mrd EUR und lag damit nominell bereits auf dem Niveau vor der Pandemie (Grafik 2). Auch hier sind die gestiegene Nachfrage und die entsprechenden Preissteigerungen bei Rohstoffen zu beachten. In der Güterbilanz werden neben dem Transithandel auch internationale Güterströme berücksichtigt, die im Rahmen globaler Wertschöpfungsketten ohne Grenzübertritt in Österreich stattfinden, aber dennoch in österreichische Unternehmensbilanzen eingehen. 79 Der ­daraus resultierende Saldo betrug im ersten Halbjahr 2021 mehr als 4 Mrd EUR, was nicht nur im Vergleich zu den beiden Vorjahren, sondern auch in einer langfristigen Betrachtung ein außerordentlich positives Ergebnis war. Dieser hohe Saldo ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass heimische Hochtechnologiefirmen aus ihren Produktionsstätten im Ausland ein hohes Exportwachstum ­verzeichnen.

Grafik 2 zeigt in einem Säulendiagramm die Zusammensetzung des Güterhandels in Milliarden Euro für die ersten Halbjahr von 2011 bis 2021. Die y-Achse reicht von minus 8 bis 10 Milliarden Euro. Dargestellt wird der Saldo des Warenverkehrs im engeren Sinn, der Korrektur um Transport und Versicherung, des Transithandels, der internationalen Güterströme, der Harmonisierung mit der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung sowie der sonstigen Transaktionen. Im ersten Halbjahr 2021 wurde der relativ hohe negative Außenhandelssaldo, also der Saldo des Warenverkehrs im engeren Sinne, vor allem durch die positiven Korrekturpositionen der internationalen Güterströme und des Transithandels ausgeglichen, sodass der Gütersaldo mit 0,8 Milliarden Euro insgesamt positiv ausfiel.  Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Statistik Austria.

Die regionale Struktur der Güterexporte im Handel mit Ländern innerhalb und außerhalb der EU-27 blieb im ersten Halbjahr 2021 im Vergleich zur Struktur vor der COVID-19-Pandemie unverändert. Weiterhin betrugen die nominellen Exporterlöse aus Handelsbeziehungen mit Ländern außerhalb der EU rund die Hälfte von jenen mit Ländern innerhalb der EU. Die relative Entwicklung im ­Vergleich zu 2019 verlief gleichmäßig (jeweils +6,6 %). Bezüglich der Handels­beziehungen mit einzelnen Ländern konnte Österreich vor allem vom Aufschwung der Exporterlöse aus Deutschland profitieren (+7,7 % bzw. +1,7 Mrd EUR). Auch die Exporterlöse aus Italien zogen an, wobei die Entwicklung anderer Länder der ursprünglichen EU-15 – nämlich Belgien, Niederlande, Schweden – sogar noch dynamischer verlief. Bemerkenswert ist auch, dass die Exporterlöse aus den Überseemärkten USA und China im Vergleich zu 2019 deutlich gewachsen sind (+9,5 % bzw. +16,1 %). Der Aufschwung der Erlöse aus der Schweiz verlief hingegen noch zögerlich, und die Erlöse aus dem Vereinigten Königreich nahmen zur Vergleichsperiode – vor der Pandemie und vor dem Brexit – ab. Die Wirtschaftsbeziehungen mit osteuropäischen Staaten waren durchwachsen. Während die Erlöse aus der Tschechischen Republik, Polen und Rumänien bereits im Vergleich zu 2019 ­wuchsen, verlief die Entwicklung gegenüber anderen, wichtigen Exportmärkten wie Ungarn, Slowenien, der Slowakei und der Russischen Föderation noch negativ.

1.2 Reiseverkehr

Der Reiseverkehr, die traditionell wichtigste Stütze des österreichischen ­Leistungsbilanzsaldos, war im ersten Halbjahr 2021 weiterhin von der größten Krise in der Geschichte des internationalen Tourismus betroffen. Wie die Welttourismusorganisation schätzt, lagen in den ersten fünf Monaten des Jahres die internationalen Touristenankünfte weltweit um 85 % unter jenen des Jahres 2019 (65 % unter jenen von 2020; UNWTO 2021). Erst im Mai 2021, als in einigen Destinationen – auch in Europa – begonnen wurde, die COVID-19-Restriktionen zu lockern, war eine vorsichtige Erholung zu beobachten. In Österreich wurden die Beschränkungen im Tourismus ebenfalls Mitte Mai aufgehoben. Bis zu diesem Zeitpunkt waren Übernachtungen in heimischen Tourismusbetrieben nur in ­wenigen Ausnahmefällen (z. B. Geschäftsreisen) möglich. Von Jänner bis Mai 2021 lagen die registrierten Ankünfte ausländischer Touristinnen und Touristen in ­Österreich mit rund 592.000 noch um 95 % unter jenen des Jahres 2019 und in ähnlichem Ausmaß unter jenen von 2020, da in den ersten Monaten des Jahres 2020 im Gegensatz zu 2021 Wintertourismus stattfinden konnte. Im Juni 2021 ­erholte sich die ausländische Nachfrage gemessen an den Ankünften (rund 1 ­Million bzw. +52 % im Vergleich zu 2020), lag aber immer noch um fast zwei Drittel unter jener vor der COVID-19-Pandemie. Die Nachfrage aus dem Inland war im selben Zeitraum hingegen bereits mit jener des Jahres 2019 vergleichbar (1,2 ­Millionen Ankünfte bzw. –17 %).

Die Zahl der Übernachtungen ausländischer Gäste in Österreich lag im Juni 2021 bei 3,9 Millionen. Die Aufenthaltsdauer (Zahl der Nächtigungen pro ­Ankunft) erhöhte sich mit 3,7 Nächtigungen sowohl im Vergleich zum Jahr 2020 als auch im Vergleich zu 2019. Besonderes Augenmerk verdienen die ­regionalen Umschichtungen bezüglich der Herkunftsländer der Touristinnen und Touristen, die im Zuge der Pandemie stattgefunden haben. So erhöhte sich der Anteil der ­Nächtigungen deutscher Gäste an den gesamten ausländischen Nächtigungen im Vorsaisonmonat Juni auf rund 75 %. Schon vor der Pandemie war die Bedeutung Deutschlands für die Sommervorsaison mit mehr als der Hälfte der Auslandsnächtigungen hoch ­gewesen. Insgesamt machten die Nächtigungen der Touristinnen und Touristen aus Nachbarstaaten Österreichs im Juni 2021 86 % der gesamten ausländischen Nächtigungen aus. Eine Erholung der Nachfrage im Vergleich zum ersten Jahr der Pandemie, gemessen an den ausländischen Gästenächtigungen, war bei allen ­Herkunftsmärkten festzustellen. Das Ausmaß war jedoch neben der räumlichen Nähe auch von der Entwicklung der Pandemie in den Herkunfts­ländern der Gäste und den dort geltenden Reisebeschränkungen abhängig. Die Nächtigungen ­deutscher Gäste betrugen im Juni 2021 bereits fast 60 % des Niveaus von 2019. Insbesondere Touristinnen und Touristen aus Slowenien und der ­Slowakei stachen mit Nächtigungen von bereits mehr als 80 % des Niveaus vor der Pandemie hervor. Während die Nachfrage aus der Schweiz und Liechtenstein rund 40 % der Nächtigungen vom Juni 2019 entsprach, war die Erholung anderer, ­wichtiger europäischer Quellmärkte noch schwach (Italien und die Niederlande). Die Nachfrage aus bedeutenden Fernmärkten blieb noch fast zur Gänze aus (USA, Vereinigtes Königreich, Japan, China, Russische Föderation, arabische Länder).

Um die Entwicklung der Reiseverkehrseinnahmen im ersten Halbjahr 2021 ­abschätzen zu können, ist neben dem eingeschränkten Gästeaufkommen und der geänderten Gästestruktur auch die Preisentwicklung im heimischen Tourismus von Bedeutung. Zusätzlich zu gestiegenen Energiepreisen zogen auch die Preise für Bewirtungs- und Beherbergungsleistungen in Österreich deutlich an. Vor diesem Hintergrund wurden im ersten Halbjahr 2021 1,6 Mrd EUR aus dem Reiseverkehr erwirtschaftet, was nominell rund 78 % bzw. 85 % weniger als in den beiden ­Vergleichsjahren 2020 und 2019 ausmachte. Im Verhältnis zum BIP sanken die ­Erlöse von 5,5 % im Jahr 2019 auf 0,8 % im ersten Halbjahr 2021. Die durchschnittlichen Ausgaben pro gezählter Auslandsnächtigung in Österreich betrugen im ersten Halbjahr 2021 rund 260 EUR und lagen damit um 30 % bzw. um 40 % über den Durchschnittsausgaben der Jahre 2020 und 2019. Dazu trugen neben Preis­steigerungen vor allem die geänderte Struktur der Reisetätigkeit bei, die stärker von Geschäftsreisen im weitesten Sinn geprägt war als von klassischen Urlaubsreisen.

Die Ausgaben der Österreicherinnen und Österreicher für Reiseverkehr im Ausland beliefen sich im ersten Halbjahr 2021 auf rund 1,3 Mrd EUR. Sie gingen ­damit im Vergleich zum ersten Jahr der Pandemie, im Jahr 2020, nominell um rund 30 % und im Vergleich zu 2019 um rund 70 % zurück. In einigen Hauptreiseländern (Deutschland, Italien, Kroatien) betrugen die nominellen ­Ausgaben rund ein Drittel des Niveaus vor der COVID-19-Pandemie. In Ungarn und der Schweiz lagen die Ausgaben über dieser Benchmark. Auffallend ist, dass Ausgaben in der Türkei sogar den Vergleichswert von 2019 übertroffen haben. ­Ansonsten zeigt sich, dass der Fernreiseverkehr für Österreicherinnen und Österreicher noch kaum möglich gewesen ist.

Per saldo betrugen die Erlöse aus dem Reiseverkehr im ersten Halbjahr 2021 0,3 Mrd EUR. Das ist bedeutend weniger als in den Vergleichsjahren 2020 (5,5 Mrd EUR) und 2019 (6,3 Mrd EUR), und damit der wesentliche Grund für die Verringerung des Außenwirtschaftsbeitrags zum BIP.

Grafik 3 zeigt in einem Säulendiagramm die Entwicklung der Reiseverkehrseinnahmen in Prozent gegenüber dem Vorjahr für die ersten Halbjahre 2019, 2020 und 2021. Die y-Achse reicht von minus 100 Prozent bis 60 Prozent, die x-Achse gibt folgende Länder an: Deutschland, Niederlande, Schweiz, Vereinigtes Königreich, Ungarn, Italien, Tschechische Republik, Belgien, USA, Polen, Russische Föderation und China. Während 2019 fast alle dieser Länder Zuwächse der Reiseverkehrseinnahmen verzeichneten, kam es 2020 und 2021 zu massiven Einbrüchen.  Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Statistik Austria.

1.3 Sonstige Dienstleistungen

Der Aufschwung des sonstigen, hauptsächlich unternehmensnahen Dienst­leistungsverkehrs mit dem Ausland verlief im zweiten Halbjahr 2021 deutlich ­moderater als jener des Güterhandels (Grafik 4). Zwar fiel der Einbruch bei ­Gütern im ersten Halbjahr 2020 vergleichsweise stärker aus, doch fand im Dienstleistungsverkehr gegenüber der Periode vor der Pandemie, im Jahr 2019, noch kein ­positives Wachstum statt: Im ersten Halbjahr 2021 stagnierten die nominellen Dienst­leistungsexporte grosso modo (+0,5%), und die Importe verringerten sich (–1,7 %). Dabei verlief die Entwicklung im Dienstleistungsverkehr unter den ­Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und den Maßnahmen zu ihrer Eindämmung im Vergleich zum Güterhandel zeitverzögert, d. h. die negativen Folgen ­traten erst im zweiten Quartal 2020 zutage, und der Aufschwung setzte erst im zweiten Quartal 2021 ein. Schon während des globalen Handelseinbruchs im Jahr 2009 in Folge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise konnte dieses Phänomen der zeitlichen Verzögerung der Auswirkungen globaler Ereignisse auf den sonstigen Dienstleistungsverkehr beobachtet werden. Im ersten Halbjahr 2021 war der Saldo Österreichs daher weiterhin negativ (–0,3 Mrd EUR), aber in geringerem Ausmaß als noch im Jahr 2019 (–0,9 Mrd EUR).

Grafik 4 zeigt im linken Liniendiagramm die Trendentwicklung der Güter, im rechten jene der sonstigen Dienstleistungsexporte. Die Werte sind in Milliarden Euro ab dem ersten Quartal 2006 bis zum zweiten Quartal 2021 angegeben. Genauere Ausführungen zu den Ergebnissen sind dem Fließtext zu entnehmen. Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Statistik Austria.

Um die Entwicklung im Dienstleistungsverkehr einschätzen zu können, ist es sinnvoll, die große Bandbreite an verschiedenen Dienstleistungsarten in bestimmte Kategorien zusammenzufassen: Transport, warenbezogene Dienstleistungen, technologiebezogene Dienstleistungen, Beratungsleistungen, Versicherungs- und Finanzdienstleistungen, sonstige unternehmensbezogene Dienstleistungen und persönliche Dienstleistungen (Grafik 5). 80 Im Jahr 2019, vor dem Ausbruch der Pandemie, stellte der Transport den wichtigsten Exportsektor dar, gefolgt von den technologiebezogenen Dienstleistungen. Zusammen waren sie für rund zwei ­Drittel der heimischen Exporterlöse aus dem Dienstleistungsverkehr verantwortlich. In einer langjährigen Entwicklung gewann der Technologiesektor im Vergleich zum Transportwesens an Bedeutung. Unter dem Einfluss der wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie hat sich dieser Trend noch verstärkt, ­sodass nunmehr die Technologie (35 %) vor dem Transport (32 %) den wichtigsten Exportsektor im internationalen Dienstleistungsverkehr Österreichs darstellt. Im Jahr 2020 war der Transport stark von den Grenz- und Betriebsschließungen ­infolge der Lockdown-Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie betroffen. Im ersten Halbjahr 2021 konnten sich die nominellen Exporterlöse im Transport­wesen kaum erholen und lagen noch immer unter dem Niveau vor der Pandemie (rund –8 % auf 7,3 Mrd EUR), wozu vor allem die weiterhin starken Rückgänge im Personentransport und im Speziellen in der Luftfahrt beitrugen. Die Erlöse aus technologiebezogenen Dienstleistungen legten im ersten Halbjahr 2021 im ­Vergleich zur Periode vor der Pandemie deutlich zu (rund +11 % auf 7,8 Mrd EUR). Den höchsten Anteil an den Exporterlösen des Technologiesektors hatten die Telekommunikations-, Computer- und Informationsdienstleistungen, die ­weltweit durch den pandemiebedingten Digitalisierungsschub noch an Bedeutung gewannen. Die Auslandserlöse aus diesem Segment haben jedoch im ersten ­Halbjahr 2021 im Verhältnis zum gesamten Technologiesektor nur einen unterdurchschnittlichen Anstieg verzeichnet (rund +8 %), was im Besonderen den ­gesunkenen Einnahmen aus Roaming-Gebühren zuzuschreiben ist. Im Gegensatz dazu entwickelten sich im Zuge der wirtschaftlichen Erholung die Erlöse aus ­klassischen Technologiesparten dynamisch, insbesondere aus Ingenieursleistungen (+30 %).

Positiv verhielt es sich im ersten Halbjahr 2021 im Vergleich zu 2019 auch bei der Lohnveredelung 81 (warenbezogene Dienstleistungen; +14,3 %). Das heißt, dass die Auslagerung von Weiterverarbeitungsprozessen nach Österreich aufgrund internationaler Produktionsketten durch die Pandemie nicht gelitten, sondern ­weiter expandiert hat. Die Provisionserlöse der heimischen Banken im Ausland legten ebenfalls zu (+10,4 %), während sich die Entwicklung der internationalen Versicherungssparte weiter durchwachsen zeigte (–2,2 %). Die Erlöse der ­Bauwirtschaft im Ausland (sonstige unternehmensbezogene Dienstleistungen) nahmen noch im ersten Jahr der Pandemie, im Jahr 2020, deutlich zu, gingen aber im Vergleich dazu im ersten Halbjahr 2021 zurück. Trotzdem war die Entwicklung im Verhältnis zum Basisjahr 2019 positiv (+4,5 %). Dass die Pandemie durch ­eingeschränkte Reisemöglichkeiten und die angespannte Geschäftslage in vielen Unternehmen auch noch im Jahr 2021 negative Auswirkungen auf den sonstigen Dienstleistungsverkehr hat, zeigt sich insbesondere in der weiterhin rückläufigen Entwicklung von Beratungsleistungen (Rechts- und Steuerberatung, Werbung und Marktforschung) sowie von persönlichen Dienstleistungen (in den Bereichen ­Gesundheit, Bildung, Kultur und Freizeit).

Grafik 5 zeigt in einem Säulendiagramm die Wachstumsbeiträge im sonstigen Dienstleistungsexport nach bestimmten Kategorien in Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr, und die Werte gesamt in Prozent für die ersten Halbjahre von 2009 bis 2021. Folgende Kategorien sind dargestellt: Transport, warenbezogene Dienstleistungen, technologiebezogene Dienstleistungen, Beratungsleistungen, Versicherungs- und Finanzdienstleistungen, persönliche Dienstleistungen sowie sonstige unternehmensbezogene Dienstleistungen. Es ist zu erkennen, dass der Transport dem Exportwachstum der sonstigen Dienstleistungen traditionell hohe Beiträge einbrachte, jedoch in den letzten Jahren auch die technologiebezogenen Dienstleistungen stark an Bedeutung gewannen. Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Statistik Austria.

Bei den Importen sonstiger Dienstleistungen war auch im ersten Halbjahr 2021 der Transport bei Weitem am wichtigsten (32 %). Technologieimporte hatten nach wie vor eine geringere Bedeutung (26 %). Während die Importaufwendungen für Transportleistungen nominell aber noch unter jenen vor der COVID-19-Pandemie ­lagen, erreichten Technologieaufwendungen bereits das Vorkrisenniveau. Gegenüber 2019 nahmen insbesondere Aufwendungen für Finanzdienstleistungen im Ausland zu. Damit zeigte sich auch für das erste Halbjahr 2021, dass Österreich nach wie vor aus dem Technologiesektor per saldo Einnahmenüberschüsse ­erwirtschaftete und diese gegenüber den Vergleichsperioden zugenommen hatten. In allen übrigen ­Sektoren verzeichnete Österreich per saldo Importaufwendungen.

Im Vergleich zum Güterhandel war die regionale Struktur im Dienstleistungsverkehr Österreichs auch im ersten Halbjahr 2021 stärker von den Wirtschafts­beziehungen mit der EU geprägt: Der Anteil der Exporterlöse aus Drittstaaten betrug nur in etwa 40 % der Erlöse aus Ländern der EU-27. Im Vergleich zur ­Periode vor der Pandemie, im Jahr 2019, verzeichnete ausschließlich der Dienstleistungsverkehr innerhalb der EU ein geringes positives, nominelles Wachstum (+1,1 %). Der Dienstleistungsverkehr mit dem wichtigsten Wirtschaftspartner, Deutschland, stagnierte noch, während bereits eine deutlich positive Entwicklung der Erlöse aus anderen Staaten der EU-15 – nämlich aus Italien, Frankreich und den Niederlanden – verzeichnet werden konnte. Im Hinblick auf osteuropäische Staaten war die Exportentwicklung ebenso durchwachsen wie im Güterhandel. Positiv stach vor allem die Zunahme der Exporterlöse aus der Russischen Föderation im Vergleich zu 2019 hervor. Noch ausgeprägter als im Güterhandel verlief hingegen die negative Entwicklung der Dienstleistungsexporte in das Vereinigte Königreich (rund –20 %), was auf strukturelle Verschiebungen in Folge des Brexit schließen lässt. Die Entwicklung der Exporterlöse aus den beiden anderen bedeutendsten Märkten außerhalb der EU (Schweiz und USA) zeigte sich bereits positiv.

1.4 Grenzüberschreitendes Einkommen

Der gering positive Saldo aus dem Güter- und Dienstleistungshandel (+0,8 Mrd EUR) stand einem deutlich negativen Saldo der Primäreinkommen (–1,4 Mrd EUR) und der Sekundäreinkommen (–2,0 Mrd EUR) gegenüber, woraus sich im ersten Halbjahr 2021 ein negativer Leistungsbilanzsaldo von –2,7 Mrd EUR ergab. Der negative Saldo der Primäreinkommen resultierte vor allem aus dem Saldo der Unterkategorie „grenzüberschreitende Arbeitnehmerentgelte“, welcher im ersten Halbjahr 2021 –1,2 Mrd EUR ausmachte; weniger ins Gewicht fielen hierbei die Salden der Vermögenseinkommen (–0,1 Mrd EUR) und der sonstigen Primär­einkommen (–0,3 Mrd EUR).

Einen Großteil der grenzüberschreitenden Primäreinkommen machten Vermögens­einkommen aus, welche im ersten Halbjahr 2021 gegenüber dem ­Vergleichszeitraum des Vorjahres – geprägt durch den krisenbedingten Einbruch Anfang 2020 – ­exportseitig wieder um 6 % und importseitig um 20 % gestiegen waren. Sowohl der Bruttowert der erhaltenen als auch jener der geleisteten Einkommen lagen im ersten Halbjahr 2021 bei rund 8,5 Mrd EUR, wobei diese Werte aufgrund inkludierter Schätzungen noch als vorläufig zu betrachten sind. Dies ergibt einen nahezu ausgeglichenen Saldo der Vermögenseinkommen von +0,1 Mrd EUR. Eine genauere Analyse der Vermögenseinkommen nach den funktionalen Kategorien der ­Kapitalbilanz zeigt, dass die Schwankungen der Gesamtwerte auf die ­Veränderungen der Einkommen aus Direktinvestitionen (DI) 82 zurückzuführen sind ­(Grafik 6). Einkommen aus Direktinvestitionen sind stark von der Ertragslage ­einiger bedeutender Direktinvestitionsunternehmen abhängig bzw. durch einzelne große ­Geschäftsfälle bedingt, weshalb sich ihre Entwicklung im Zeitverlauf als sprunghaft darstellt. Die Daten basieren auf der DI-Jahresbefragung, welche für das Jahr 2019 bereits abgeschlossen worden ist; für 2020 und 2021 beruhen die ­dargestellten Daten noch auf Schätzungen. Die Ergebnisse für das Jahr 2019 ­zeigen, dass die ­österreichischen Investoren im Ausland eine Performance des eingesetzten ­Kapitals von 7,7 % und ausländische Investoren in Österreich von 8,5 % erzielen konnten (Cernohous, 2021). Krisenbedingt fiel diese Kapital-Rentabilität für ­Einkommen aus Direktinvestitionen Schätzungen zufolge für das Jahr 2020 mit 2 % bis 3 % deutlich geringer aus.

Die Statistik zu Einkommen aus Portfolioinvestitionen unterstreicht die in ­weiterer Folge in der Kapitalbilanz dargestellte Entwicklung, dass Anleger seit ­Beginn der COVID-19-Pandemie vermehrt in Wertpapiere investieren. Die seit der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 rückläufige Tendenz der grenzüberschreitenden Einkommen aus Portfolioinvestitionen wurde im ersten Halbjahr 2020 ­aufgrund steigender Einkommen bei börsennotierten Aktien generell etwas abgeschwächt. Dies ist vor allem bei an das Ausland bezahlte Einkommen aus Portfolioinvestitionen (Importe) der Fall, welche nach zwölf Jahren rückläufiger Entwicklung von 3,0 Mrd EUR im ersten Halbjahr 2020 auf 3,7 Mrd EUR (+26 %) im ersten Halbjahr 2021 gestiegen sind. Allerdings machten sowohl export- als auch importseitig verzinsliche Wertpapiere den Großteil der Portfolioinvestitionen aus, welche aufgrund des anhaltenden Niedrigzinsumfelds weiterhin niedrige Einkommen ­aufwiesen. Deshalb war dieser marginale Aufwärtstrend exportseitig im Aggregat weniger ausschlaggebend, obwohl auch hier die Einkommen aus börsennotierten Aktien und Investmentzertifikaten stiegen. So generierten im ersten Halbjahr 2021 ­inländische Investoren im Ausland Einkommen aus Portfolioinvestitionen in Höhe von 3,3 Mrd EUR (–0,5 Mrd EUR; –13 % gegenüber dem ersten Halbjahr 2020).

Die grenzüberschreitenden Einkommen aus Krediten und Einlagen entwickelten sich ebenfalls seit 2008 rückläufig. Sie zeigten aufgrund der anhaltend niedrigen Zinslage auch während der Pandemie eine stabile Entwicklung und beliefen sich seit Anfang 2016 sowohl export- als auch importseitig durchgängig auf rund 1 Mrd EUR pro Halbjahr, so auch im ersten Halbjahr 2021. Die Revisionen für Vermögens­einkommen für das Jahr 2019 betrugen im Saldo –0,9 Mrd EUR. Sie stammten hauptsächlich aus neu inkludierten Informationen der DI-Jahresbefragung zu ­Erträgen aus Direktinvestitionen.

Grafik 6 zeigt in zwei Säulendiagrammen die Vermögenseinkommen nach funktionalen Kategorien in Milliarden Euro für die ersten Halbjahre seit 2011 bis 2021. Im linken Diagramm sind die erhaltenden Einkommen, im rechten die bezahlten Einkommen abgebildet. Die Werte auf der y-Achse reichen von 0 bis 18 Milliarden Euro. Bei den funktionalen Kategorien handelt es sich um folgende: Portfolioinvestitionen, Währungsreserven, Direktinvestitionen und Sonstige Investitionen. Genauere Ausführungen zu den Ergebnissen sind dem Fließtext zu entnehmen. Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Neben den Vermögenseinkommen sind auch die grenzüberschreitenden Arbeitnehmerentgelte Teil der Primäreinkommen der Leistungsbilanz. Diese beinhalten exportseitig das erhaltende Einkommen (Bruttolöhne und -gehälter) von im ­Ausland tätigen Österreicherinnen und Österreichern (erstes Halbjahr 2021: 1,2 Mrd EUR; +2 % gegenüber dem ersten Halbjahr 2020) und importseitig das ­bezahlte Einkommen von in Österreich arbeitenden ausländischen Staatsbürgerinnen und -bürgern (erstes Halbjahr 2021: 2,4 Mrd EUR; +9 % gegenüber dem ersten Halbjahr 2020). Der Saldo der grenzüberschreitenden Arbeitnehmerentgelte lag im ersten Halbjahr 2021 bei –1,2 Mrd EUR und setzte damit den seit 2013 anhaltenden Trend eines stetig größer werdenden Negativsaldos der grenzüberschreitenden Arbeitnehmerentgelte fort (Grafik 7).

Während die Bruttoströme der erhaltenen Arbeitnehmerentgelte (Exporte) in den letzten zehn Jahren kontinuierlich auf einem Niveau von rund 1,1 Mrd EUR pro Halbjahr lagen, gewannen die bezahlten Arbeitnehmerentgelte (Importe) ­seither stark an Bedeutung. Sie stiegen von 0,9 Mrd EUR im ersten Halbjahr 2011 auf 2,4 Mrd EUR im zweiten Halbjahr 2021 an und machten somit bereits 21 % der an das Ausland bezahlten Primäreinkommen aus.

Bei der Regionalbetrachtung des Saldos konnte festgestellt werden, dass der Grund dafür die zunehmenden bezahlten Arbeitnehmerentgelte an Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus den Visegrad-Ländern 83 und Deutschland waren. Gezahlte Arbeitnehmerentgelte an Visegrad-Länder verdreifachten sich in den letzten zehn Jahren von 0,3 Mrd EUR im ersten Halbjahr 2011 auf 1,2 Mrd EUR im ersten Halbjahr 2021; die gezahlten Einkommen an Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus Deutschland verdoppelten sich im gleichen Zeitraum von 0,3 Mrd EUR auf 0,6 Mrd EUR. Aufgrund der Integration finaler Werte aus der Lohnsteuerstatistik wurden die Daten zu Arbeitnehmerentgelte der letzten drei Jahre revidiert. Dies resultierte in einem Anstieg des negativen Saldos für 2018 um 0,3 Mrd EUR und für 2019 sowie 2020 um jeweils rund 0,4 Mrd EUR.

Grafik 7 zeigt in einem Säulendiagramm die Arbeitnehmerentgelte in Milliarden Euro für die ersten Halbjahre seit 2011 bis 2021. Die Werte auf der y-Achse reichen von minus 2,5 bis 1,5 Milliarden Euro. Dargestellt sind folgende Länder: Deutschland, Schweiz und Liechtenstein, Visegrad, Internationale Organisationen und Sonstige. Bei Visegrad handelt es sich um Polen, der Slowakei, Tschechien und Ungarn.  Seit 2013 wächst der Negativsaldo der grenzüberschreitenden Arbeitnehmerentgelte und hat im ersten Halbjahr 2021 minus 1,2 Milliarden Euro betragen. Der Hauptgrund für diese Entwicklung sind die zunehmenden bezahlten Arbeitnehmerentgelte an Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus den Visegrad-Ländern.  Quelle: Statistik Austria, Oesterreichische Nationalbank.

Ebenfalls zu den Primäreinkommen zählt die Position der sonstigen Primäreinkommen. Diese beinhaltet Produktions- und Importabgaben, Subventionen ­sowie Pachteinkünfte und hat im ersten Halbjahr 2021 einen gering negativen Saldo von –0,3 Mrd EUR aufgewiesen.

Die grenzüberschreitenden Sekundäreinkommen umfassen öffentliche sowie private laufende Transfers und enthalten Einkommens- und Vermögenssteuern, Sozialbeiträge, Versicherungsleistungen und Gastarbeiterüberweisungen. Im ersten Halbjahr 2021 standen erhaltene Sekundäreinkommen in Höhe von 3 Mrd EUR (+12 % gegenüber dem ersten Halbjahr 2020) bezahlten Sekundäreinkommen in Höhe von 5,1 Mrd EUR (+11 %) gegenüber. Somit ergab sich ein negativer Saldo von –2 Mrd EUR, welcher zum Großteil auf öffentliche Transfers an die Europäische Union (Mehrwertsteuer bzw. BNE 84 -Zahlungen) zurückzuführen war.

1.5 Status und Ausblick

Zum Zeitpunkt der vorliegenden Analyse sind die Außenwirtschaftsdaten bis zum Jahr 2018 in endgültig revidiertem Status vorgelegen, für die Jahre 2019 und 2020 sind sie bereits revidiert gewesen, und bei dem Jahr 2021 handelt es sich um ­vorläufige Daten. „Endgültig“ bedeutet, dass die Daten sowohl mit administrativen ­Quellen (wie der Sozialversicherungsstatistik und der Einkommenssteuerstatistik) als auch mit den Ergebnissen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) harmonisiert worden sind. Da die Außenwirtschaftsstatistik in das Außenkonto der VGR ­eingeht, ist es besonders wichtig, die beiden Datenquellen zu synchronisieren. Das geschieht im Wesentlichen durch Erkenntnisse aus der Input-Output-Statistik, in deren Rahmen die Ergebnisse der verschiedenen Unternehmensbefragungen pro Einzelfirma zusammengeführt und, wenn notwendig, abgestimmt werden. Die Erkenntnisse aus diesem modellhaften Ansatz liefern wichtige Strukturinformationen für die Außenwirtschaftsstatistik, sind aber nur mit einer Zeitverzögerung (T-3 Jahre) verfügbar. In die Außenwirtschaftsdaten der Jahre 2019 und 2020 als auch in die ersten Ergebnisse des Jahres 2021 sind die Erkenntnisse der letztverfügbaren Datenquellen zwar bereits eingeflossen, gelten aber bislang als vorläufig. Auch die Direktinvestitionsbefragung über Unternehmenseinkünfte betraf bislang erst das Jahr 2019. Während der COVID-19-Pandemie ist es zu wirtschaftlichen Strukturbrüchen gekommen – in den internationalen Wertschöpfungsketten, in der Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen, in den Unternehmensgewinnen –, sodass für diesen Zeitraum nachträglich größere Revisionen zu erwarten sind als für ­sonstige Perioden. Die Erkenntnisse aus den bisherigen Revisionen trugen im ­Wesentlichen zu einer Verringerung der Leistungsbilanzsalden in den Vergleichsperioden des Jahres 2021 bei. Im Besonderen wurde der Saldo der Güterbilanz im Jahr 2020, dem ersten Jahr der Pandemie, um rund 2 Mrd EUR nach unten ­korrigiert. Zwar fiel die Höhe des österreichischen Leistungsbilanzüberschusses in den Jahren 2018 bis 2020 nun etwas geringer aus als ursprünglich angenommen, jedoch konnte die Entwicklungstendenz des Außenwirtschaftsergebnisses ­zwischen den Jahren bestätigt werden.

Die Entwicklung der österreichischen Außenwirtschaft im zweiten Halbjahr 2021 wird insbesondere vom weiteren Verlauf der internationalen Lieferketten, der Preise und von der weiterhin notwendigen Eindämmung der Pandemie ­abhängen. Der zum Zeitpunkt der Analyse letztverfügbare WIFO-Konjunkturtest weist ­darauf hin, dass ein Großteil der befragten Unternehmen in Österreich (73 %) im dritten Quartal mit „Beeinträchtigungen der Geschäftstätigkeit“ konfrontiert ­gewesen ist, unter anderem mit Lieferengpässen bzw. Engpässen bei Vorleitungen (WIFO, 2021). Die OeNB schätzt, dass die Wirtschaftsleistung aufgrund der ­Lieferengpässe im dritten Quartal 2021 insgesamt um 0,2 Prozentpunkte ­gedämpft worden ist (OeNB, 2021a). Lkw-Fahrleistungsdaten der ASFINAG weisen zwar auf eine weiterhin positive Entwicklung der Güterexporte im Juli und August 2021 hin, doch im weiteren Jahresverlauf dürfte es zu einer Abschwächung der Wachstumsdynamik kommen (OeNB, 2021b).

Im Tourismus ist das dritte Quartal traditionell nach dem ersten das aufkommens­stärkste Quartal, gemessen an den Nächtigungen ausländischer Gäste in Österreich. Anhand der bislang verfügbaren Informationen ist zu erkennen, dass die Nachfrage im Juli noch stagniert, aber im August einen deutlichen Aufschwung erlebt hat. Somit ist das Niveau vor der COVID-19 Pandemie schon fast wieder ­erreicht worden. Nur ein kleiner Teil aller vom WIFO befragten Unternehmen (17 %) erwartet bis zum Jahresende 2021 neuerliche behördliche Einschränkungen ihrer Geschäftstätigkeit durch Maßnahmen zur Eindämmung der Delta-Variante des COVID-19-Virus. Anders sieht das in den Bereichen Tourismus und Gastronomie, aber auch unter Transportdienstleistern und Betrieben in der nichtdauerhaften Konsumgüterindustrie aus, wo mit wirtschaftlichen Problemen gerechnet wird.

2 Entwicklungen in der Kapitalbilanz und in der Internationalen Vermögensposition

Die Zahlungsbilanz stellt eine Erfassung der grenzüberschreitenden Transaktionen Österreichs mit dem Ausland dar. Sie setzt sich aus einem realwirtschaftlichen Teil – der bereits beschriebenen Leistungsbilanz inkl. Vermögensübertragungen – und einem finanzwirtschaftlichen Teil – der Kapitalbilanz – zusammen. Der Ausbruch der COVID-19-Pandemie im März 2020 verursachte deutliche Einbrüche in ­Österreichs Außenwirtschaft und beeinflusste somit die Entwicklung der Kapitalbilanz.

Im ersten Halbjahr 2021 erzielte Österreich einen Kapitalbilanzsaldo von +1,3 Mrd EUR, im ersten Halbjahr 2020 lag der Saldo noch bei +2 Mrd EUR – jeweils deutlich niedriger als in der Vorkrisen-Vergleichsperiode 2019 mit +8,5 Mrd EUR. Die Direktinvestitionen waren im ersten Halbjahr 2021 ausgeglichen, ­während grenzüberschreitende Kredite und Einlagen (Sonstige Investitionen) bei +4,1 Mrd EUR und Finanzderivate bei +0,4 Mrd lagen. Demgegenüber standen die Wertpapierinvestitionen mit einem negativen Saldo von –2,7 Mrd EUR sowie Währungsreserven mit –0,6 Mrd EUR.

2.1 Grenzüberschreitende Wertpapiergeschäfte (Portfolioinvestitionen)

Investoren in Österreich erwarben im ersten Halbjahr 2021 ausländische Wertpapiere im Wert von rund 8,1 Mrd EUR. Während ausländische verzinsliche Wertpapiere mit –1,8 Mrd EUR Rückgänge verzeichneten, waren vor allem ­Anteilsscheine und Investmentfondszertifikate mit knapp 9,9 Mrd EUR bei österreichischen Anlegern beliebt. Seit Ausbruch der Pandemie entwickelte sich unter den Forderungen bei börsennotierten Aktien und Investmentfondsanteilen eine hohe Dynamik, wobei die wesentlichen Gläubiger der ausländischen Aktien Investmentfonds und der Haushaltssektor waren. So investierten beispielsweise private Haushalte im ersten Halbjahr 2021 rund 1 Mrd EUR in ausländische Aktien und rund 2 Mrd EUR in ausländische Investmentzertifikate. Ausländische Investoren erwarben in der gleichen Zeitspanne 10,8 Mrd EUR an inländischen ­Wertpapieren, vor allem an österreichischen Staatsanleihen. Die Portfolioinvestitionen verzeichneten somit im ersten Halbjahr 2021 einen Saldo von –2,7 Mrd EUR.

Verglichen dazu prägten im ersten Halbjahr 2020 erste Pandemieeffekte die Portfolioinvestitionen mit einem Saldo von –20,7 Mrd EUR. Treibende Kraft ­dahinter waren inländische Wirtschaftsakteure, welche verzinsliche Wertpapiere in Höhe von 27,7 Mrd EUR emittierten. So reagierte insbesondere der Staat auf die COVID-19-Pandemie mit dem raschen Aufbau großer Liquiditätspolster: Im ersten Halbjahr 2020 wurden (netto) 19 Mrd EUR der Staatsemissionen von ­ausländischen Investoren gekauft.

2.2 Strategische Unternehmensbeteiligungen (Direktinvestitionen)

Das gesamte Volumen der saldierten Direktinvestitionstransaktionen (inkl. ­geschätzten reinvestierten Gewinnen sowie Konzernkrediten) lag im ersten Halbjahr 2021 für aktive Direktinvestitionen (i. e. S.) 85 bei –0,7 Mrd EUR und bei passiven Direktinvestitionen (i. e. S.) bei –0,3 Mrd EUR. Für die Jahre 2020 sowie 2021 waren noch keine Ertragsdaten auf Basis von Jahresabschlüssen verfügbar. Die Gewinne – und damit indirekt auch die reinvestierten Gewinne – basieren daher auf ­Schätzungen. Für 2021 werden wieder deutlich höhere Gewinne erwartet als im ersten Pandemiejahr, 2020.

Unter Berücksichtigung der Liegenschaften und SPEs der Forderungsseite ­verzeichneten die Direktinvestitionen (i. w. S.) einen Forderungsabbau von –0,4 Mrd EUR und einen Verbindlichkeitenabbau von –0,5 Mrd EUR. Dies führte zu einem fast ausgeglichenen Saldo der Direktinvestitionen im ersten ­Halbjahr 2021.

2.3 Übriger Kapitalverkehr (Sonstige Investitionen)

Unter Sonstige Investitionen ist alles zu verstehen, was nicht unter Direkt- oder Portfolioinvestitionen sowie Finanzderivate oder Währungsreserven fällt. Im ­Wesentlichen handelt es sich hierbei um grenzüberschreitende Einlagen und ­Kredite (inkl. Handelskredite). Das ist auch der Grund, weshalb die Sonstigen ­Investitionen in den meisten Fällen das vollständige Bild zu den Entwicklungen der anderen Kategorien liefern. Diese „statistische Rolle“ zeigte sich zu Beginn der COVID-19-Pandemie, im ersten Halbjahr 2020, besonders deutlich: Während die Portfolioinvestitionen einen negativen Saldo in Höhe von –20,7 Mrd EUR ­aufwiesen, waren die Sonstigen Investitionen als „statistisches Pendant“ im übrigen Kapitalverkehr mit +20,9 Mrd EUR zu finden (Grafik 8). Dieser Umstand belegt den Rückfluss des Kaufpreises (Sonstige Investitionen) von im Ausland verkauften Wertpapieren (Portfolioinvestitionen) nach Österreich.

Im ersten Halbjahr 2021 wurde ein Saldo von +4,1 Mrd EUR erzielt. ­Forderungen gegenüber dem Ausland nahmen insgesamt um +2,8 Mrd EUR zu. Zwar bauten u. a. Banken und die Zentralbank (–1,8 Mrd EUR) sowie der Staat (–1,2 Mrd EUR) ihre Forderungen ab, dem stand jedoch ein Aufbau in Form von Krediten (inkl. Handelskrediten) in Höhe von +4,3 Mrd EUR durch nichtfinanzielle Unternehmen sowie ein Aufbau in Höhe von +1,5 Mrd EUR durch den übrigen Finanzsektor 86 gegenüber. Die Verbindlichkeiten wurden um 1,3 Mrd EUR reduziert. Der Staat (–1,6 Mrd EUR), der private Sektor (–0,2 Mrd EUR), der übrige ­Finanzsektor (–0,3 Mrd EUR) sowie die Zentralbank (–2,3 Mrd EUR) verringerten ihre Verbindlichkeiten, während österreichische Banken Verbindlichkeiten in Höhe von 3,2 Mrd EUR gegenüber dem Ausland aufbauten. Im ersten Halbjahr 2021 verzeichneten Finanzderivate einen Saldo von 0,4 Mrd EUR (erstes Halbjahr 2020: –0,1 Mrd EUR), und die Währungsreserven zeigten ein Minus von 0,6 Mrd EUR (erstes Halbjahr 2020: +0,4 Mrd EUR).

Grafik 8 zeigt in einem Säulendiagramm den Kapitalbilanzsaldo nach funktionalen Kategorien in Milliarden Euro für die Jahre 2008 bis 2020 und für die ersten Halbjahre 2020 und 2021. Die Werte auf der y-Achse reichen von minus 30 bis 40 Milliarden Euro. Bei den funktionalen Kategorien handelt es sich um folgende: Direktinvestitionen, Portfolioinvestitionen, Finanzderivate, Währungsreserven und Sonstige Investitionen. Der Kapitalbilanzsaldo lag im ersten Halbjahr 2020 bei 2 Milliarden Euro, im ersten Halbjahr 2021 nur mehr bei 1,3 Milliarden Euro. Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

2.4 Internationale Vermögensposition

Grafik 9 zeigt in einem Säulendiagramm die Internationale Vermögensposition nach funktionalen Kategorien in Milliarden Euro für die Jahre 2008 bis 2020 und für die ersten Halbjahre 2020 und 2021. Die Werte auf der y-Achse reichen von minus 150 bis 150 Milliarden Euro. Bei den funktionalen Kategorien handelt es sich um folgende: Direktinvestitionen, Portfolioinvestitionen, Finanzderivate, Währungsreserven und Sonstige Investitionen. Die Nettovermögensposition nahm zwischen 2019 und 2020 ab: von 53,9 Milliarden Euro auf 35,3 Milliarden Euro. Bis zum ersten Halbjahr 2021 stieg sie jedoch wieder um 17 Milliarden Euro auf 52,3 Milliarden Euro an. Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Die Kapitalbilanz ist eine wichtige Grundlage, um die Veränderungen in den ­Beständen – der sogenannten Internationalen Vermögensposition (IVP) – besser zu verstehen. Grafik 9 zeigt die Vermögensbestände, bereits saldiert nach den funktionalen Kategorien. Üblicherweise sind die Bestände zu Marktpreisen (­Ultimokurse) bewertet. 87 Die Veränderungen zwischen dem zweiten Quartal 2021 und dem Ultimo 2020 waren Transaktionen (der bereits beschriebenen ­Kapitalbilanz) sowie weiteren Bestandsveränderungen (v. a. Bewertungseffekte aus Wechselkursen und Wertpapierpreisentwicklungen) geschuldet.

Die Auslandsveranlagungen stiegen um 24,1 Mrd EUR auf 918,1 Mrd EUR, und die Auslandsverpflichtungen um 7,1 Mrd EUR auf 865,8 Mrd EUR. Die Netto­vermögensposition nahm somit seit Jahresbeginn um 17 Mrd EUR zu und belief sich auf 52,3 Mrd EUR. Wie bereits beschrieben verzeichnete per saldo der ­grenzüberschreitende Kapitalverkehr im ersten Halbjahr 2021 +1,3 Mrd EUR. Dem standen per saldo starke positive Wechselkurs- und Wertpapierpreisentwicklungen in Höhe von +15,7 Mrd EUR entgegen, weshalb sich die Nettovermögensposition – trotz geringer Transaktionen in der Kapitalbilanz – im ersten Halbjahr 2021 erhöhte.

Die Vermögensbestände der Direktinvestitionen (i. w. S.), welche in der IVP abgebildet werden, nahmen um 0,9 Mrd EUR zu und beliefen sich auf 36 Mrd EUR per Juni 2021. Die Forderungsbestände stiegen im ersten Halbjahr um 2,5 Mrd EUR auf 255,5 Mrd EUR, und die Bestände der Verbindlichkeiten um 1,6 Mrd EUR auf 219,5 Mrd EUR. Der Kapitalbilanzsaldo (Transaktionen) der Direktinvestitionen war im ersten Halbjahr 2021 ausgeglichen; der Anstieg im ­Bestand ist v. a. auf Wechselkurseffekte zurückzuführen.

Die Ergebnisse der letzten Jahresbefragung österreichischer Unternehmen zu Direktinvestitionen zeigten per Ultimo 2019, knapp vor der COVID-19-Pandemie, neue Höchstwerte: Die Bestände von Direktinvestitionen in Österreich (passive Direktinvestitionen) betrugen 172,4 Mrd EUR, jene von österreichischen Investoren im Ausland (aktive Direktinvestitionen) 213,0 Mrd EUR. 88 Für das Jahr 2020 ­lagen zum Zeitpunkt der Erstellung der Analyse lediglich vorläufige Daten auf ­Basis von Bestandsfortschreibungen, Transaktionsmeldungen, Berechnungen von Preis- und Wechselkurseffekten sowie Gewinnschätzungen vor. Die hiermit ­erzeugten vorläufigen Ergebnisse für das erste Pandemiejahr zeigen einen deutlichen Rückgang der Bestände, sowohl bei aktiven Direktinvestitionen (193,6 Mrd EUR) als auch bei passiven Direktinvestitionen (163,7 Mrd EUR). Die unmittelbaren Auswirkungen der Pandemie stellen für diesen Rückgang jedoch nur einen von mehreren ­Faktoren dar. Der besonders deutliche Bestandsrückgang bei aktiven Direktinvestitionen war unter anderem einer starken Entwicklung des Euro gegenüber anderen ­wichtigen Währungen im Jahr 2020 geschuldet. Zudem kam es zu Umstrukturierungen bei einigen multinationalen Konzernen, die zu geringeren Beständen bei Direktinvestitionen führten. Erste Trends für das laufende Jahr 2021 deuten nach den Rückgängen im Jahr 2020 auf eine Erholung der Direkt­investitionsbestände hin. Diese dürfte bei aktiven Direktinvestitionen stärker ­ausfallen als bei passiven Direktinvestitionen. In beiden Fällen sind die Gründe dafür eine verbesserte ­Ertragslage der Unternehmen sowie positive Salden aus Eigenkapitaltransaktionen und Konzernkreditfinanzierungen.

Die Portfolioinvestitionen zeigten eine Verbesserung der Nettobestände um +12,7 Mrd EUR auf –58,2 Mrd EUR, wobei die Bestände der Verbindlichkeiten im ersten Halbjahr 2021 bei 427,6 Mrd EUR und jene der Forderungen bei 369,4 Mrd EUR lagen. Die Transaktionen verzeichneten im Saldo ein Minus von 2,7 Mrd EUR. Eine gegenläufige Bewegung konnte jedoch auch hier bei den Wechselkurs- und vor allem bei den Preiseffekten beobachtet werden: Sie beliefen sich auf eine Summe von 15,4 Mrd EUR, wofür hauptsächlich die positiven Entwicklungen auf dem Kapitalmarkt verantwortlich waren.

Die Erhöhung der Vermögensbestände aus den Sonstigen Investitionen um +4,3 Mrd EUR auf 51 Mrd EUR im ersten Halbjahr sind fast vollständig auf die beschriebenen Transaktionen (+4,1 Mrd EUR) und der Rest auf Wechselkurseffekte zurückzuführen. Der Forderungsbestand belief sich im ersten Halbjahr 2021 auf 266,5 Mrd EUR, der Bestand der Verbindlichkeiten auf 215,5 Mrd EUR. Während der Vermögensbestand aus Finanzderivaten mit –0,3 Mrd EUR weiterhin fast ­ausgeglichen war, zeigten die Währungsreserven einen leichten Rückgang von –1,1 Mrd EUR auf 23,7 Mrd EUR im ersten Halbjahr 2021. Davon sind –0,6 Mrd EUR auf Transaktionen zurückzuführen, der Rest auf negative Preiseffekte.

Entsprechend einem tourlichen Revisionsplan – akkordiert mit der Europäischen Zentralbank (EZB) und Eurostat (statistisches Amt der EU) – wurden mit der ­Veröffentlichung der vorläufigen Ergebnisse des zweiten Quartals 2021 die ­Zahlungsbilanz und die Internationale Vermögensposition im Einklang mit der VGR für die Jahre 2018 bis 2020 revidiert. Die Revisionen in der Kapitalbilanz und in der Internationalen Vermögensposition werden im Wesentlichen von den ­Direktinvestitionen bestimmt. Die nun vorliegenden Befragungsergebnisse für das Berichtsjahr 2019 bilden die aktualisierte Datenbasis der Direktinvestitionen. ­Zusätzlich ist es zu Revisionen im Bereich der Sonstigen Investitionen (im Wesentlichen bei grenzüberschreitenden Einlagen und Krediten) gekommen, welche auf Korrekturen in den Spiegeldaten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich 89 (BIZ) zu grenzüberschreitenden Krediten und Einlagen sowie Nachmeldungen einzelner großer Transaktionen von nichtfinanziellen Unternehmen zurückzu­führen sind.

Tabelle 1: Zahlungsbilanz Österreichs  
2020 H1 20 H1 21
Credit Debet Netto Credit Debet Netto Credit Debet Netto
in Mrd EUR
Leistungsbilanz 220,0 212,7 7,2 107,0 102,8 4,2 119,4 122,1 –2,7
Güter 138,3 135,3 3,0 66,5 65,3 1,2 82,1 81,3 0,8
Dienstleistungen 56,8 48,9 7,9 28,5 23,6 4,9 24,4 24,4 0,0
Primäreinkommen 19,0 19,4 –0,4 9,3 9,4 –0,1 9,9 11,3 –1,4
Sekundäreinkommen 5,9 9,2 –3,3 2,7 4,6 –1,8 3,0 5,1 –2,0
Vermögensübertragungen 0,4 0,8 –0,4 0,2 0,3 –0,1 0,4 0,5 –0,1
Kapitalbilanz 2,3 2,0 1,3
Direktinvestitionen 8,6 1,5 0,0
Forderungen –6,8 3,1 –0,4
Verbindlichkeiten –15,4 1,6 –0,5
Portfolioinvestitionen –13,6 –20,7 –2,7
Forderungen 18,7 9,2 8,1
Verbindlichkeiten 32,3 29,8 10,8
Sonstige Investitionen 4,8 20,9 4,1
Forderungen –7,5 16,8 2,8
Verbindlichkeiten –12,3 –4,1 –1,3
Finanzderivate 1,1 –0,1 0,4
Währungsreserven 1,5 0,4 –0,6
Statistische Differenz –4,5 –2,0 4,1
Quelle: OeNB, Statistik Austria.

Literatur

Cernohous, T. 2021. Ergebnisse der Befragung 2019 und Entwicklung ausgewählter Indikatoren. In: STATISTIKEN Sonderheft: Direktinvestitionen 2019. OeNB. Im Erscheinen.

OeNB. 2021a. Internationale Lieferschwierigkeiten kosten Österreichs Wirtschaft bisher eine drei viertel Milliarde Euro. Presseaussendung vom 17. September 2021. https://www.oenb.at/Presse/20210917.html .

OeNB 2021b. Kräftiges Exportwachstum im August: Ergebnisse des OeNB-Exportindikators vom September 2021.

Reiter, O. und Stehrer, R. 2021. Learning from Tumultuous Times: An Analysis of Vulnerable Sectors in International Trade in the Context of the Corona Health Crisis. Wiiw Research ­Report 454.

UNWTO. 2021. World Tourism Barometer 19(4).

WIFO. 2021. Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests vom September 2021.

76 Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik – Außenwirtschaft, Finanzierungsrechnung und Monetär­statistiken, erza.aruqaj@oenb.at, lisa.reitbrecht@oenb.at und patricia.walter@oenb.at. Die Autorinnen ­bedanken sich für die Unterstützung von Thomas Cernohous und Predrag Cetkovic.

77 WIFO = Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung.

78 Es handelt sich dabei um Dienstleistungskomponenten, die in der Außenwirtschaftsstatistik als „Sonstige Dienstleistungen“ erfasst werden.

79 Da diese Handelsströme nicht über die österreichische Grenze gehen, scheinen sie nicht in der ­Außenhandelsstatistik auf.

80 Der Fokus der Analyse liegt auf der realen Außenwirtschaft des privaten Sektors, sodass Regierungsleistungen hier nicht berücksichtigt werden. Da Österreich über keine militärische Präsenz im Ausland verfügt, haben Regierungsleistungen ohnehin nur eine geringe Bedeutung und betreffen v. a. Botschaften und Konsulate.

81 Dabei handelt es sich um Verarbeitungsleistungen an Produktionsgütern, die im Eigentum anderer Unternehmen stehen. Das Unternehmen, das die Arbeiten durchführt, wird mittels einer Gebühr vom Eigentümer der Waren für die erbrachte Dienstleistung entlohnt.

82 Direktinvestitionen sind grenzüberschreitende Unternehmensbeteiligungen mit einem Anteil von mindestens 10 % am stimmberechtigten Kapital. Ab diesem Schwellenwert wird ein längerfristiges Engagement des Investors am Unternehmen unterstellt.

83 Polen, Slowakei, Tschechien und Ungarn.

84 BNE = Bruttonationaleinkommen.

85 Aktive Direktinvestitionen (im engeren Sinn) sind Direktinvestitionen exklusive privater Liegenschaftsbesitz und SPEs („special purpose entities“ – Zweckgesellschaften). SPEs sind ausländisch kontrollierte Holdinggesellschaften ohne eigene wirtschaftliche Aktivität in Österreich, deren Forderungen und Verbindlichkeiten überwiegend gegenüber dem Ausland bestehen.

86 Jene finanziellen Einheiten, die keine Bank und keine Zentralbank sind, z. B. Investmentfonds, Pensionskassen, Versicherungen, Holdinggesellschaften.

87 Mit Ausnahme von Krediten – hier werden gemäß internationalen Vorgaben die Nominalwerte dargestellt.

88 Nach klassischer Analysesicht wird zwischen „aktiven Direktinvestitionen“ (ein Inländer beteiligt sich an einem ausländischen Unternehmen) und „passiven Direktinvestitionen“ (ein Ausländer beteiligt sich an einem österreichischen Unternehmen) unterschieden. In den statistischen Produkten Zahlungsbilanz und Internationale Vermögensposition werden Direktinvestitionen hingegen in alternativer Form („asset/liability principle“) dargestellt. Es werden jeweils Forderungen sowie Verpflichtungen aus Direktinvestitionen gezeigt, unabhängig davon, ob es sich um aktive oder passive Direktinvestitionen handelt. Zusätzlich werden Liegenschaften und SPEs berücksichtigt. Daher spricht man auch von Direktinvestitionen im weiteren Sinn. Der Zusammenhang zwischen den beiden Darstellungen wird in den Statistik-Internettabellen erklärt: https://www.oenb.at/isaweb/report.do?lang=DE&report=9.3.81.

89 Da der Revisionszyklus der BIZ nicht mit jenem der EZB und EUROSTAT akkordiert ist, kann es hier zu größeren Korrekturen kommen.

DATEN

Redaktionsschluss: 8. November 2021

Die jeweils aktuellsten Daten sowie weitere Indikatoren können auf der OeNB-Website www.oenb.at abgerufen werden:

Statistische Daten: www.oenb.at/Statistik/Standardisierte-Tabellen.html

Benutzerdefinierte Abfrage: www.oenb.at/isaweb/dyna1.do ?lang=DE&go=initHierarchie

Webservice: www.oenb.at/Statistik/Benutzerdefinierte-Tabellen/webservice.html

Veröffentlichungskalender: www.oenb.at/isaweb // releasehierarchie.do ?lang=DE

Tabelle 1: Österreichischer Beitrag1 zu den Euro-Geldmengen M3  
Periodenendstand 2018 2019 2020 Apr. 21 Mai 21 Juni 21 Juli 21 Aug. 21 Sep. 21
in Mio EUR
M3 (M2 + 1. + 2. + 3.) 351.557 367.733 402.894 411.927 407.070 408.222 413.315 408.809 410.436
1. Einlagen aus Repo-Geschäften2 x x x x x x x x x
2. Begebene Geldmarktfondsanteile3 x x x x x x x x x
3. Begebene Schuldverschreibungen
von bis zu 2 Jahren3
1.438 2.107 3.223 2.868 2.822 2.839 2.638 3.793 3.830
M2 (M1 + 4. + 5.) 350.058 365.565 399.695 408.663 403.680 405.114 410.008 404.425 406.226
4. Einlagen mit Bindungsfrist von bis zu 2 Jahren 91.888 92.691 90.407 88.445 87.941 87.101 86.544 85.686 85.791
5. Einlagen mit Kündigungsfrist von bis zu 3 Monaten 3.984 3.760 4.012 3.798 3.551 3.653 3.629 3.695 3.712
M1 (6.) 254.186 269.114 305.276 316.419 312.188 314.360 319.836 315.045 316.723
6. Täglich fällige Einlagen 254.186 269.114 305.276 316.419 312.188 314.360 319.836 315.045 316.723
Längerfristige finanzielle Verbindlichkeiten
Einlagen mit Bindungsfrist von über 2 Jahren
von Nicht-MFIs im Euroraum
43.121 43.489 41.564 41.091 41.110 40.945 40.599 40.348 40.249
Einlagen mit Kündigungsfrist von über 3 Monaten
von Nicht-MFIs (ohne Zentralstaaten) im Euroraum
56 295 325 356 356 394 402 404 411
Begebene Schuldverschreibungen von über 2 Jahren3 91.100 98.079 97.916 96.496 96.536 97.609 96.698 96.600 99.408
Kapital und Rücklagen4 81.369 85.197 88.062 89.057 89.037 89.955 90.341 90.500 90.846
Forderungen5 an Nicht-MFIs im Euroraum
Öffentliche Haushalte 120.801 118.269 147.136 154.389 157.522 158.544 164.667 165.368 159.988
Sonstige Nicht-MFIs 424.892 444.744 456.213 465.255 467.464 467.548 470.274 471.504 475.010
Buchkredite 373.722 391.944 407.258 416.359 418.518 418.906 421.439 422.457 426.225
Nettoforderungen gegenüber
Ansässigen außerhalb des Euroraums
57.501 60.234 61.088 47.113 51.627 56.318 56.962 51.276 56.076
Quelle: OeNB.
1 Ohne Bargeldumlauf.
2 Exklusive Repo-Geschäfte mit Clearinghäusern.
3 Positionen sind um entsprechende Forderungen an im Euroraum ansässige Monetäre Finanzinstitute (MFIs) konsolidiert.
4 Die Position „Kapital und Rücklagen“ ist um Aktien und sonstige Anteilsrechte an im Euroraum ansässigen MFIs konsolidiert.
5 Forderungen beinhalten Kredite, gehaltene Schuldverschreibungen, Aktien und sonstige Anteilsrechte und Investmentfondsanteile.
Tabelle 2: Kredite innerhalb und außerhalb des Euroraums  
Periodenendstand 2018 2019 2020 Apr. 21 Mai 21 Juni 21 Juli 21 Aug. 21 Sep. 21
in Mio EUR
Kredite im Euroraum
Nichtfinanzielle Unternehmen 179.100 191.119 197.800 204.472 205.312 203.593 204.682 204.988 206.462
Private Haushalte 166.368 173.516 180.818 182.741 184.038 185.413 186.352 187.447 188.857
Kredite für Konsumzwecke 18.346 18.445 16.938 16.581 16.838 16.937 16.874 17.174 17.329
Kredite für Wohnbau 10.654 11.177 10.809 10.626 10.588 10.530 10.543 10.543 10.634
Sonstige Kredite 107.086 113.396 119.793 122.068 122.808 123.924 124.897 125.542 126.616
Öffentliche Haushalte 24.816 23.804 24.856 25.813 25.875 23.836 24.734 23.965 23.726
Versicherungen und Pensionskassen 836 21 99 108 122 124 113 100 107
Sonstige Finanzintermediäre1 27.347 27.283 28.515 29.014 29.021 29.751 30.267 29.897 30.748
Kredite außerhalb des Euroraums
Banken 38.366 37.726 27.431 31.010 32.899 30.240 35.438 36.330 31.562
Nichtbanken 42.785 45.308 42.271 39.972 39.635 39.835 40.275 40.790 40.893
Öffentliche Haushalte 3.408 2.819 2.394 2.359 2.339 2.323 2.321 2.327 2.293
Quelle: OeNB.
1 Der Begriff „sonstige Finanzintermediäre“ subsumiert alle Einheiten der ESVG-Sektoren 125 bis 127; hierunter fallen unter anderem Holdinggesellschaften, Finanzierungsleasing­gesellschaften sowie Stiftungen.
Tabelle 3: Kundenzinssätze1 – Neugeschäft  
2018 2019 2020 Apr. 21 Mai 21 Juni 21 Juli 21 Aug. 21 Sep. 21
in %
Einlagenzinssätze2
von privaten Haushalten mit vereinbarten Laufzeiten
bis 1 Jahr 0,21 0,18 0,14 0,14 0,1 0,03 0,1 0,1 0,09
1 bis 2 Jahre 0,34 0,4 0,25 0,19 0,14 0,13 0,14 0,24 0,17
über 2 Jahre 0,63 0,53 0,45 0,47 0,39 0,41 0,41 0,4 0,34
von nichtfinanziellen Unternehmen mit vereinbarten Laufzeiten
bis 1 Jahr 0,12 0 –0,12 –0,16 –0,35 –0,37 –0,36 –0,38 –0,46
Kreditzinssätze2
an private Haushalte
für Konsum 5,11 5,08 5,22 5,46 5,51 5,64 5,72 5,75 5,75
Effektivzinssatz3 7,29 7,35 7,16 7,23 7,25 7,42 7,58 7,53 7,48
Wohnbau 1,83 1,63 1,34 1,19 1,20 1,21 1,21 1,20 1,21
Effektivzinssatz3 2,26 2,05 1,73 1,56 1,55 1,55 1,57 1,56 1,57
für sonstige Zwecke 1,97 1,88 1,73 1,62 1,56 1,59 1,57 1,71 1,72
freie Berufe 2,13 2,03 1,83 1,72 1,73 1,69 1,70 1,76 1,80
an nichtfinanzielle Unternehmen
Kredite bis 1 Mio EUR 1,82 1,80 1,59 1,60 1,62 1,63 1,64 1,66 1,72
mit Kreditlaufzeit bis 1 Jahr 1,49 1,74 1,67 1,74 1,68 1,71 1,70 1,71 1,85
mit Kreditlaufzeit über 1 Jahr 1,92 1,82 1,57 1,56 1,60 1,61 1,62 1,65 1,68
Kredite über 1 Mio EUR 1,38 1,32 1,36 1,44 1,43 1,32 1,46 1,45 1,46
mit Kreditlaufzeit bis 1 Jahr 1,01 0,98 0,99 0,82 0,92 0,80 0,88 0,83 0,99
mit Kreditlaufzeit über 1 Jahr 1,64 1,58 1,53 1,70 1,65 1,58 1,64 1,71 1,61
Quelle: OeNB.
1 Der Zinssatz ist der vereinbarte annualisierte Jahreszinssatz in Prozent pro Jahr. In diesem Zinssatz sind nur etwaige unterjährige Zinskapitalisierungen, aber keine sonstigen Kosten ­enthalten.
2 In Euro.
3 Ohne „Private Organisationen ohne Erwerbszweck“.
Tabelle 4: Aggregierte Vermögenslage der in Österreich meldepflichtigen Kreditinstitutsgruppen und Einzelkreditinstitute1  
Periodenendstand 2018 2019 2020 Q2 18 Q2 19 Q2 20 Q2 21
AKTIVA in Mio EUR
Kassenbestand und Guthaben bei Zentralbanken 75.051 75.246 163.796 73.089 74.901 125.139 194.914
Darlehen und Kredite 703.613 743.862 752.165 684.833 729.198 756.148 764.260
Schuldverschreibungen 131.620 130.068 133.908 130.827 132.455 141.829 139.095
Eigenkapitalinstrumente 5.908 6.789 8.803 6.346 6.329 6.440 8.439
Derivate inklusive für Sicherungsmaßnahmen
mit positivem Marktwert
19.389 21.006 22.811 20.515 22.477 24.082 18.229
Beteiligungen an Tochter-, Gemeinschafts- und assoziierten Unternehmen, die nicht voll- oder quotenkonsolidiert werden 20.894 21.639 21.234 20.275 21.159 20.506 21.498
Materielle Vermögenswerte 10.334 12.292 11.587 16.965 12.091 11.759 10.905
Immaterielle Vermögenswerte 2.939 2.957 2.968 2.906 2.989 2.874 2.962
Steueransprüche und sonstige Vermögenswerte 16.233 18.423 19.155 16.693 17.365 18.237 8.326
Summe Aktiva/Passiva 985.981 1.032.283 1.136.427 972.449 1.018.964 1.107.015 1.168.625
PASSIVA
Einlagen von Zentralbanken 24.993 20.906 73.834 24.049 21.924 66.260 95.482
Einlagen von Kreditinstituten 103.179 101.249 102.410 106.264 111.500 107.413 109.969
Einlagen von Nichtbanken 583.670 615.430 655.729 565.658 595.036 630.692 671.022
Begebene Schuldverschreibungen 141.375 150.394 152.876 136.682 146.307 152.785 149.653
Derivate inkl. für Sicherungsmaßnahmen
mit negativem ­Marktwert
12.471 14.364 16.745 13.388 15.590 17.037 12.296
Lieferverpflichtungen eines Leerverkäufers 781 729 1.023 921 688 816 1.198
Auf Anforderung rückzahlbares Aktienkapital2 0 0 0 0 0 0 0
Als zur Veräußerung gehalten eingestufte, den ­Veräußerungsgruppen zugeordnete Verbindlichkeiten2 1.049 554 236 8.070 518 435 1
Steuerschulden und sonstige finanzielle und nichtfinanzielle
Verbindlichkeiten
19.552 23.437 24.743 21.464 25.327 26.711 17.387
Rückstellungen 12.488 13.072 12.954 12.214 12.701 12.925 12.508
Eigenkapital und Minderheitenanteile 86.423 92.148 95.878 83.740 89.373 91.941 99.109
davon: Kumuliertes sonstiges Ergebnis2 –6.811 –7.040 –8.488 –5.966 –6.885 –7.854 –8.463
davon: Minderheitenanteile 6.402 6.312 6.486 6.182 6.530 6.307 6.817
Summe Aktiva/Passiva 985.981 1.032.283 1.136.427 972.449 1.018.964 1.107.015 1.168.625
Quelle: OeNB.
Anmerkung: Datenstand: 23. September 2021. Ab Berichtstermin März 2021 sind Unternehmen, die bloß nach BWG (aber nicht nach CRR) Kreditinstitute sind (u. a. Kapitalanlagegesell-
schaften, Immobilien-Kapitalanlagegesellschaften und Betriebliche Vorsorgekassen) nicht mehr enthalten.
1 Zusammenführung von Meldedaten von konsolidierten Kreditinstitutsgruppen und von unkonsolidierten Einzelkreditinstituten unter Berücksichtigung von Verflechtungen aufgrund
­regulatorischer Konsolidierung. Die im obenstehenden Schema ausgewiesenen Positionen können im Zeitablauf der Veröffentlichung zu Meldeterminen vor dem 1. Quartal 2018 anders
benannt gewesen sein bzw. kann es bei der Definition einzelner Positionen über die angeführten Differenzen hinaus zu Abweichungen zwischen verschiedenen Meldestichtagen kommen.
2 Für diese Positionen werden lediglich Daten von nach IFRS (International Financial Reporting Standards) bilanzierenden Kreditinstitutsgruppen dargestellt.
Tabelle 5: Aggregierte Eigenmittel und Eigenmittelerfordernisse der in Österreich meldepflichtigen Kreditinstitutsgruppen und Einzelkreditinstitute1  
Periodenendstand Q2 20 Q3 20 Q4 20 Q1 21 Q2 21
in Mio EUR
Eigenmittel 90.669 91.491 94.257 94.633 96.399
Kernkapital (T1) 79.465 79.974 82.913 83.753 85.223
Hartes Kernkapital (CET1) 75.439 75.293 77.478 78.354 80.277
Zusätzliches Kernkapital 4.026 4.681 5.434 5.399 4.946
Ergänzungskapital (T2) 11.204 11.516 11.345 10.879 11.176
Gesamtrisikobetrag 487.216 483.589 482.394 487.432 498.516
Risikogewichtete Positionsbeträge für das Kredit-, das Gegenparteiausfall- und das Verwässerungsrisiko sowie Vorleistungen 425.721 423.712 422.218 426.430 436.963
Risikopositionsbetrag für Abwicklungs- und Lieferrisiken 12 70 2 2 2
Gesamtrisikobetrag für Positions-,
Fremdwährungs- und Warenpositionsrisiken
10.529 9.825 10.055 10.741 12.113
Gesamtrisikobetrag für operationelle Risiken 45.226 44.422 44.392 44.485 44.416
Zusätzlicher Risikopositionsbeitrag aufgrund
fixer Gemeinkosten2
0 0 0 0 0
Gesamtrisikobetrag aufgrund Anpassung
der Kreditbewertung
1.868 1.706 1.645 1.584 1.470
Gesamtrisikobetrag in Bezug auf Großkredite
im Handelsbuch
0 0 0 0 0
Sonstige Risikopositionsbeträge 3.860 3.855 4.082 4.190 3.552
in %
Harte Kernkapitalquote (CET1) 15,48 15,57 16,06 16,07 16,10
Kernkapitalquote (T1) 16,31 16,54 17,19 17,18 17,10
Gesamtkapitalquote 18,61 18,92 19,54 19,41 19,34
Quelle: OeNB.
Anmerkung: Datenstand: 23. September 2021.
1 Zusammenführung von Meldedaten von konsolidierten Kreditinstitutsgruppen und von unkonsolidierten Einzelkreditinstituten unter Berück-
­sichtigung von Verflechtungen aufgrund regulatorischer Konsolidierung.
2 Risikopositionsbeträge von regulatorisch konsolidierten Wertpapierfirmen.
Tabelle 6: Aggregierte Ertragslage der in Österreich meldepflichtigen Kreditinstitutsgruppen und ­Einzelkreditinstitute1  
Periodenendstand Q2 20 Q2 21
in Mio EUR
Zinsergebnis, netto 7.824 7.814
davon: Zinsen und ähnliche Erträge 11.583 10.937
davon: (Zinsen und ähnliche Aufwendungen) 3.759 3.124
(Auf Anforderung rückzahlbare Aufwendungen für Aktienkapital)2 0 0
Dividendenerträge 151 235
Provisionsergebnis, netto 3.487 3.858
davon: Provisionserträge 4.645 4.997
davon: (Provisionsaufwand) 1.158 1.139
Gewinne oder (–) Verluste bei der Ausbuchung von nicht erfolgswirksam zum beizulegenden Zeitwert ­
bewerteten finanziellen Vermögenswerten und Verbindlichkeiten, netto
9 61
Gewinne oder (–) Verluste aus Ausbuchungen von Anteilen an Tochter-, Gemeinschafts-
und assoziierten Unternehmen
0 –2
Gewinne oder (–) Verluste aus zu Handelszwecken gehaltenen finanziellen Vermögenswerten und ­Verbindlichkeiten, netto 276 –362
Gewinne oder (–) Verluste aus nicht zum Handelsbestand gehörenden finanziellen Vermögenswerten,
die erfolgswirksam zum beizulegenden Zeitwert zu bewerten sind, netto2
–55 37
Sonstige Bewertungsergebnisse nach IFRS und nGAAP FINREP –238 668
Gewinne oder (–) Verluste bei der Ausbuchung nicht finanzieller Vermögenswerte, netto 7 16
Sonstige betriebliche Erträge 1.634 1.836
(Sonstige betriebliche Aufwendungen) 1.193 1.379
Betriebserträge, netto 11.902 12.783
(Verwaltungsaufwendungen) 6.834 6.644
davon: (Personalaufwendungen) 4.246 4.182
davon: (Sachaufwendungen) 2.589 2.462
(Barbeiträge zu Abwicklungsfonds und Einlagensicherungssystemen)3 389 560
(Abschreibungen) 670 685
(Wertminderung oder (–) Wertaufholung bei nicht finanziellen Vermögenswerten) 43 3
(Wertminderung oder (–) Wertaufholung bei Beteiligungen an Tochter-, Gemeinschafts- und
assoziierten Unternehmen)
693 –39
Betriebsergebnis 3.273 4.929
(Zahlungsverpflichtungen gegenüber Abwicklungsfonds und Einlagensicherungssystemen)3 100 112
(Rückstellungen oder (–) Wertaufholung für Kreditrisiko) 102 23
(Sonstige Rückstellungen) 40 97
(Wertminderung oder (–) Wertaufholung für mit Anschaffungskosten bewerteten Darlehen, Kredite und
Schuldtitel)
1.604 306
(Sonstige Wertminderung oder (–) Wertaufholung bei nicht erfolgswirksam zum beizulegenden Zeitwert und nicht zu fortgeführten Anschaffungskosten bewerteten finanziellen Vermögenswerten) 22 –16
Erfolgswirksam erfasster negativer Geschäfts- oder Firmenwert 5 0
Anteil des Gewinns oder (–) Verlusts aus Beteiligungen an Tochter-, Gemeinschafts- und
assoziierten Unternehmen, die nicht voll- oder quotenkonsolidiert sind
132 570
Gewinn oder (–) Verlust aus als zur Veräußerung gehalten eingestuften langfristigen Vermögenswerten und Veräußerungsgruppen, die nicht die Voraussetzungen für eine Einstufung als aufgegebene Geschäftsbereiche
erfüllen2
11 –5
Änderungsgewinne oder -verluste (–), netto für IFRS2 –67 –18
Periodenergebnis vor Steuern und Minderheitenanteilen 1.486 4.952
(Ertragssteuern) 498 906
Periodenergebnis nach Steuern und vor Minderheitenanteilen 989 4.047
Außerordentlicher Gewinn oder (–) Verlust nach Steuern für UGB-/BWG-Melder 4 11
Gesamtergebnis aus aufgegebenen Geschäftsbereichen nach Steuern2 1 1
(Den Minderheitenanteilen zurechenbar) 106 312
Periodenergebnis nach Steuern und Minderheitenanteilen 887 3.746
Quelle: OeNB.
Anmerkung: Werte für das gesamte bisherige Geschäftsjahr in Mio EUR – Abzugsposten sind in Klammern dargestellt. Datenstand: 23. September 2021. Ab Berichtstermin März 2021
sind Unternehmen, die bloß nach BWG (aber nicht nach CRR) Kreditinstitute sind (u. a. Kapitalanlagegesellschaften, Immobilien-Kapitalanlagegesellschaften und Betriebliche
Vorsorgekassen) nicht mehr enthalten.
1 Zusammenführung von Meldedaten von konsolidierten Kreditinstitutsgruppen und von unkonsolidierten Einzelkreditinstituten unter Berücksichtigung von Verflechtungen aufgrund
­regulatorischer Konsolidierung. Die im obenstehenden Schema ausgewiesenen Positionen können im Zeitablauf der Veröffentlichung zu Meldeterminen vor dem 1. Quartal 2018 anders
benannt gewesen sein bzw. kann es bei der Definition einzelner Positionen über die angeführten Differenzen hinaus zu Abweichungen zwischen verschiedenen Meldestichtagen kommen.
2 Für diese Positionen werden lediglich Daten von nach IFRS (International Financial Reporting Standards) bilanzierenden Kreditinstitutsgruppen dargestellt.
3 In dieser Position sind nur Daten von Kreditinstitutsgruppen bzw. Einzelkreditinstituten, die gemäß Artikel 9 der Durchführungsverordnung 680/2014 oder Artikel 5, 7 und 11 der
EZB-VO 2015/534 (mit Ausnahme jener nach Artikel 11 Absatz 6) melden, enthalten.
Tabelle 7: Kreditrisikobehaftete Instrumente gemäß GKE1 und FinStab2  
Q4 19 Q3 20 Q4 20 Q1 21 Q2 21
GKE – Inländische Schuldner nach ÖNACE 2008-Abschnitten in Mio EUR
A – Land- & Forstwirtschaft; Fischerei 2.379 2.544 2.631 2.682 2.789
B – Bergbau, Gewinnung von Steinen & Erden 667 704 712 718 729
C – Herstellung von Waren 35.824 38.444 39.229 39.419 38.975
D – Energieversorgung 6.401 6.509 6.316 6.453 6.503
E – Wasserversorgung, Abwasser-/Abfallentsorgung 3.290 3.180 3.259 3.221 3.264
F – Bauwesen 22.519 24.023 24.830 25.303 25.642
G – Handel, Instandhaltung & Reparatur (KFZ) 25.198 26.540 26.604 26.980 27.094
H – Verkehr & Lagerei 11.035 11.671 11.566 11.891 11.938
I – Beherbergung & Gastronomie 12.188 13.299 13.622 13.970 14.213
J – Information & Kommunikation 1.993 2.401 2.383 2.374 2.428
K – Erbringung von Finanz- & Versicherungs-DL 259.080 321.594 345.018 365.463 365.744
L – Grundstücks- & Wohnungswesen 86.695 90.485 91.759 93.412 94.583
M – Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen & technischen DL 36.700 39.204 38.548 38.742 38.079
N – Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen DL 10.294 11.016 10.865 10.902 10.804
O – Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung 48.712 46.071 47.219 46.884 47.990
P – Erziehung & Unterricht 393 432 432 423 418
Q – Gesundheits- & Sozialwesen 4.921 5.199 5.257 5.279 5.373
R – Kunst, Unterhaltung & Erholung 1.344 1.389 1.387 1.367 1.346
S – Erbringung von sonstigen DL 2.693 2.936 3.049 2.989 2.923
T – Private Haushalte 42.768 46.732 48.116 50.082 52.904
U – Exterritoriale Organisationen & Körperschaften 7 5 5 5 5
GKE – Sonstige inländische Schuldner (ohne ÖNACE 2008-Zuordnung) 1.752 1.710 1.707 1.706 1.686
GKE – Schuldner aus Euro-Teilnehmerländern ohne Österreich 140.344 147.438 144.840 152.382 146.138
GKE – Sonstige ausländische Schuldner 116.169 114.979 109.927 112.409 110.108
„Delta-Erhebung (zur GKE)“ gemäß FinStab – Rechtsträger3 1.724 1.520 1.629 1.672 1.538
„Delta-Erhebung (zur GKE)“ gemäß FinStab – natürliche Personen 150.396 150.614 151.192 152.952 154.618
Kreditrisikobehaftete Instrumente insgesamt 1.025.485 1.110.639 1.132.103 1.169.681 1.167.830
Quelle: OeNB.
Anmerkung: DL = Dienstleistungen. Als kreditrisikobehaftete Instrumente werden für die Zwecke der Granularen Kreditdaten-Erhebung (GKE) ­folgende Instrumentarten herangezogen:
Einlagen bei anderen Instituten, Umgekehrte Pensionsgeschäfte, Forderungen aus Lieferungen und ­Leistungen, Revolvierende Kredite, Überziehungskredite, Kreditkarten-
kredite, Kreditlinien ohne revolvierende Kredite, Finanzierungsleasing, Andere Kredite, Schuldverschreibungen inkl. CLN, Sonstige Wertpapiere, Verbriefungstranchen, Einlagen-
termingeschäfte, Sonstige Zusagen sowie Finanz­garantien exkl. Kreditderivate. In Abhängigkeit der Meldebestimmungen sowie der jeweiligen Instrumentart errechnet sich für
den jeweiligen Melderkreis (CRR-Kreditinstitute, CRR-Finanzinstitute) das dargestellte Engagement gemäß GKE auf Basis der Summierung folgender Wertarten: Aus­stehender
Nominalwert, Außerbilanzieller Wert (=Nicht-ausgenutzter Rahmen), Buchwert, Nominale. Die „Delta-Erhebung“ zur GKE steht auf Basis der FinStab nur für CRR-Kredit-
institute sowie Sonderbanken zur Verfügung.
1 Die Granulare Kreditdaten-Erhebung (GKE) hat gemäß § 75 Bankwesengesetz (BWG) die Erhebung von Kreditdaten und Kreditrisikodaten zum Inhalt und wird auf Basis der GKE-V
erhoben.
2 Verordnung der Oesterreichischen Nationalbank betreffend die Erfassung von Kredit- und Länderrisiken, Restlaufzeiten und Fremdwährungs­kredite sowie Finanzinformationen von Aus-
landstochterbanken – Meldeverordnung FinStab (Finanzmarktstabilität), welche als sogenannte „Delta-Erhebung“ zur GKE erhoben wird. Auf der Schuldnerseite erfolgt lediglich eine
Differenzierung in Rechtsträger und natürliche Personen, sodass für diese Datenbasis keine Aufgliederung in ÖNACE 2008-Abschnitte möglich ist.
3 Definition im Sinne des Artikels 1(5) der AnaCredit-VO.
Tabelle 8: Sonstige Finanzintermediäre  
Periodenendstand 2018 2019 2020 Q1 20 Q2 20 Q3 20 Q4 20 Q1 21 Q2 21
Investmentfonds in Mio EUR
Bereinigtes Fondsvolumen (abzüglich der „Fonds-in-Fonds“-Veranlagungen) 148.930 168.013 175.248 151.986 162.658 166.895 175.248 180.990 187.810
Veränderung des bereinigten ­Fondsvolumens –7.245 19.081 7.235 –16.027 10.673 4.236 8.353 5.769 6.821
Bereinigte Nettomittelveränderung 1.149 4.349 5.570 –330 2.178 1.680 2.041 2.794 2.800
Kapitalveränderung durch ­Ausschüttungen zum Ex-Tag 1.353 1.266 1.111 251 206 227 427 225 186
Kapitalveränderung durch ­Kurs­wertveränderungen und Erträge –7.041 15.998 2.776 –15.446 8.701 2.783 6.739 3.200 4.207
Pensionskassen
Vermögensbestand 21.494 24.705 25.391 22.337 23.647 24.175 25.391 25.934 26.680
in Euro 21.045 23.929 24.864 21.657 23.120 23.670 24.864 25.386 26.116
in Fremdwährung 448 776 528 680 527 505 528 548 564
Inländische Investmentzertifikate 17.010 19.201 19.119 16.574 17.976 18.317 19.119 19.644 20.130
Ausländische Investmentzertifikate 3.369 4.306 5.051 4.549 4.600 4.807 5.051 5.165 5.349
Versicherungen
Inländische Schuldverschreibungen 15.342 14.832 13.942 14.238 14.444 14.077 13.942 13.395 12.706
Ausländische Schuldverschreibungen 38.488 39.846 40.389 38.543 39.336 40.012 40.389 38.999 38.651
Inländische Anteilswerte und sonstige inländische Wertpapiere 14.176 13.562 13.810 12.072 12.288 12.667 13.810 15.249 15.691
Ausländische Anteilswerte und ­sonstige ausländische Wertpapiere 5.500 5.851 7.369 5.096 5.446 5.692 7.369 7.665 7.908
Investmentfondsanteile 33.414 37.498 37.702 34.096 35.944 36.269 37.702 38.354 39.268
Summe der Aktiva 133.255 138.411 141.080 132.386 136.107 137.814 141.080 142.657 144.098
Quelle: OeNB.
Tabelle 9: Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung – Geldvermögensbildung und Geldvermögen im zweiten Quartal 2021  
Nicht­finan­zielle Unter­nehmen Finanzielle Kapital­gesell­schaften davon Mone­­täre Finanz­institute davon Invest­ment-
fonds
davon ­sonstige nicht­monetäre Finanz­institute davon Versiche­rungen davon Pensions­kassen Private Haus­halte Private Organisa­tionen ohne Erwerbs­zweck Übrige Welt (gegenüber Öster­reich)
Geldvermögen Bestände in Mio EUR
Währungsgold und ­Sonderziehungsrechte (SZR) x 15.371 15.371 x x x x x x 2.084
Bargeld 723 13.073 13.028 0 44 1 0 26.870 0 4.051
Täglich fällige Einlagen 73.546 231.087 207.868 7.784 10.934 3.862 638 192.830 7.153 81.220
Sonstige Einlagen 20.451 224.946 212.426 872 10.978 329 341 94.501 1.338 42.154
Kurzfristige Kredite 36.737 63.850 54.263 29 7.626 1.926 6 2.834 0 26.243
Langfristige Kredite 114.459 465.394 432.480 179 26.756 5.940 39 163 0 86.589
Handelskredite 52.566 88 35 0 53 0 0 10 6 20.019
Kurzfristige verzinsliche ­Wertpapiere 41 5.156 4.818 318 10 10 0 542 0 22.153
Langfristige verzinsliche ­Wertpapiere 4.994 348.842 209.707 85.097 2.780 50.322 937 23.005 1.130 332.586
Börsennotierte Aktien 34.776 66.994 4.660 42.908 18.008 1.416 0 36.474 1.285 55.387
Nicht börsennotierte Aktien 40.438 66.516 23.417 208 28.363 14.499 29 8.064 6 23.088
Investmentzertifikate 17.579 180.218 15.443 74.005 24.370 37.658 28.741 78.589 3.252 29.081
Sonstige Anteilsrechte 173.595 102.962 38.828 2.335 56.230 5.569 0 155.152 2.390 131.124
Lebensversicherungsansprüche x x x x x x x 80.485 x 1.710
Nicht-Lebensversicherungs­ansprüche 3.551 3.458 0 0 0 3.458 0 4.519 0 1.057
Kapitalgedeckte Pensionsansprüche x x x x x x 0 50.681 x 0
Ansprüche auf andere Leistungen als Altersversicherungsleistungen 0 0 0 0 0 0 0 15.462 0 0
Übrige Forderungen inkl. ­Finanzderivate 12.786 19.124 10.224 331 6.588 1.294 688 11.816 258 7.271
Finanzvermögen in Summe
(Bestände)
586.240 1.807.078 1.242.569 214.066 192.739 126.284 31.419 781.998 16.818 865.817
Quelle: OeNB.
Fortsetzung: Tabelle 9: Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung – Geldvermögensbildung und Geldvermögen im zweiten Quartal 2021  
Nicht­finan­zielle Unter­nehmen Finanzielle Kapital­gesell­schaften davon Mone­­täre Finanz­institute davon Invest­ment-
fonds
davon ­sonstige nicht­monetäre Finanz­institute davon Versiche­rungen davon Pensions­kassen Private Haus­halte Private Organisa­tionen ohne Erwerbs­zweck Übrige Welt (gegenüber Öster­reich)
Geldvermögensbildung Über 4 Quartale kumulierte Transaktionen in Mio EUR
Währungsgold und ­Sonderziehungsrechte (SZR) x 11 11 x x x x x x 0
Bargeld –20 2.469 2.473 0 –4 0 0 313 0 143
Täglich fällige Einlagen 7.713 58.903 56.603 153 925 1.266 –43 18.767 622 –846
Sonstige Einlagen –2.982 7.590 10.130 –220 –2.133 –69 –117 –2.866 –16 –2.735
Kurzfristige Kredite 3.171 –5.293 –5.083 17 –47 –181 1 524 0 –7.926
Langfristige Kredite 302 9.232 14.988 –6 –6.496 749 –3 29 0 –5.663
Handelskredite –389 9 5 0 4 0 0 5 –3 1.153
Kurzfristige verzinsliche ­Wertpapiere –120 681 903 –214 –18 10 0 –1.009 –5 2.995
Langfristige verzinsliche ­Wertpapiere –355 25.111 24.499 2.821 –30 –2.325 146 –2.165 –66 1.992
Börsennotierte Aktien 175 5.796 304 5.182 192 118 0 1.367 33 –25
Nicht börsennotierte Aktien 437 –694 –506 292 –1.192 721 –8 2 –8 1.482
Investmentzertifikate 2.666 9.106 –370 6.579 1.767 358 772 6.682 229 2.955
Sonstige Anteilsrechte –2.365 –1.850 178 174 –2.257 55 0 1.057 1 –8.343
Lebensversicherungsansprüche x x x x x x x –817 x –98
Nicht-Lebensversicherungs­ansprüche 57 310 0 0 0 310 0 72 0 91
Kapitalgedeckte Pensionsansprüche x x x x x x 0 297 x 0
Ansprüche auf andere Leistungen als Altersversicherungsleistungen 0 0 0 0 0 0 0 1.023 0 0
Übrige Forderungen inkl. ­Finanzderivate 1.520 –935 –438 –20 –682 –53 259 –127 –17 –685
Geldvermögensbildung in
Summe (Transaktionen)
9.811 110.447 103.696 14.758 –9.971 958 1.007 23.155 769 –15.509
Nettogeldvermögen –335.072 27.656 43.392 –6.881 –27.243 12.228 6.160 575.918 13.614 –52.328
Finanzierungssaldo 8.235 8.433 6.726 –398 2.065 –728 766 15.978 851 –1.559
Quelle: OeNB.
Tabelle 10: Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung – Finanzierung und Verbindlichkeiten im zweiten Quartal 2021  
Nicht­finan-­zielle Unternehmen Finanzielle Kapital­gesellschaften davon Monetäre Finanz­institute davon
Invest­mentfonds
davon sonstige nicht­monetäre Finanz­institute davon Versicherungen davon Pensionskassen Private Haus­halte Private Organisationen ohne
Erwerbs­zweck
Übrige Welt (gegenüber
Österreich)
Verbindlichkeiten Bestände in Mio EUR
Währungsgold und ­Sonderziehungsrechte (SZR)1 x 2.084 2.084 x x x x x x 15.371
Bargeld x 41.622 41.622 x x x x x x 3.161
Täglich fällige Einlagen x 597.143 597.143 x x x x x x 23.700
Sonstige Einlagen x 300.759 300.759 x x x x x x 89.734
Kurzfristige Kredite 37.570 20.466 0 455 18.912 1.097 1 8.112 379 60.641
Langfristige Kredite 301.057 31.661 0 193 29.516 1.944 7 194.383 2.550 131.705
Handelskredite 48.735 45 2 0 43 0 0 170 6 22.475
Kurzfristige verzinsliche ­Wertpapiere 541 4.301 4.300 x 1 0 0 x x 5.234
Langfristige verzinsliche ­Wertpapiere 47.826 158.738 141.324 0 12.186 5.229 0 x x 195.872
Börsennotierte Aktien 108.933 34.107 24.791 x 4.084 5.232 x x x 75.925
Nicht börsennotierte Aktien 39.907 70.889 53.086 634 7.324 9.558 287 x x 52.892
Investmentzertifikate x 219.093 0 219.093 0 0 x x x 102.039
Sonstige Anteilsrechte 298.567 147.910 18.114 100 129.622 74 0 x 14 123.545
Lebensversicherungsansprüche x 77.207 x x 0 77.207 x x x 4.988
Nicht-Lebensversicherungs­ansprüche x 10.073 x x 0 10.073 x x x 2.512
Kapitalgedeckte Pensionsansprüche 15.022 35.540 8.020 x 0 2.557 24.963 x x 0
Ansprüche auf andere Leistungen als Altersversicherungsleistungen 0 15.462 0 0 15.462 0 0 0 0 0
Übrige Forderungen inkl. ­Finanzderivate 23.154 12.322 7.932 472 2.832 1.086 0 3.416 255 8.350
Verbindlichkeiten in Summe ­(Bestände) 921.312 1.779.422 1.199.177 220.947 219.982 114.057 25.259 206.080 3.204 918.144
Quelle: OeNB.
1 Auslandsposition der OeNB inklusive Barrengold, der eine imputierte Verbindlichkeit des Auslandes gegenübergestellt wird.
Fortsetzung: Tabelle 10: Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung – Finanzierung und Verbindlichkeiten im zweiten Quartal 2021  
Nicht­finan-­zielle Unternehmen Finanzielle Kapital­gesellschaften davon Monetäre Finanz­institute davon
Invest­mentfonds
davon sonstige nicht­monetäre Finanz­institute davon Versicherungen davon Pensionskassen Private Haus­halte Private Organisationen ohne
Erwerbs­zweck
Übrige Welt (gegenüber
Österreich)
Finanzierung Über 4 Quartale kumulierte Transaktionen in Mio EUR
Währungsgold und ­Sonderziehungsrechte (SZR)1 x 0 0 x x x x x x 11
Bargeld x 3.186 3.186 x x x x x x –274
Täglich fällige Einlagen x 85.006 85.006 x x x x x x –9.065
Sonstige Einlagen x 8.842 8.842 x x x x x x –11.220
Kurzfristige Kredite –4.685 –1.017 0 263 –1.172 –108 0 57 –39 –1.492
Langfristige Kredite 6.633 –3.181 0 33 –4.066 852 0 7.286 1 –6.203
Handelskredite –104 6 –2 0 7 0 0 90 –2 1.668
Kurzfristige verzinsliche ­Wertpapiere 60 –322 –321 x –1 0 0 x x 888
Langfristige verzinsliche ­Wertpapiere 6.510 –4.448 –117 x –6.011 1.680 0 x x 1.504
Börsennotierte Aktien 186 380 358 x 21 0 0 x x 6.783
Nicht börsennotierte Aktien 1.273 –58 –50 x 6 –85 0 x x 66
Investmentzertifikate x 14.819 0 14.819 0 0 0 x x 7.353
Sonstige Anteilsrechte –5.924 –983 576 –1 –1.535 –23 0 x 2 –4.727
Lebensversicherungsansprüche x –1.142 0 x 0 –1.142 0 x x 228
Nicht-Lebensversicherungs­ansprüche x 328 0 x 0 328 0 x x 202
Kapitalgedeckte Pensionsansprüche –69 365 76 x 0 48 241 x x 0
Ansprüche auf andere Leistungen als Altersversicherungsleistungen 0 1.023 0 0 1.023 0 0 0 0 0
Übrige Forderungen inkl. ­Finanzderivate –2.306 –789 –587 –29 –310 137 0 –256 –43 327
Finanzierung in Summe ­(Transaktionen) 1.576 102.015 96.969 15.155 –12.037 1.686 241 7.177 –81 –13.950
Nettogeldvermögen –335.072 27.656 43.392 –6.881 –27.243 12.228 6.160 575.918 13.614 –52.328
Finanzierungssaldo 8.235 8.433 6.726 –398 2.065 –728 766 15.978 851 –1.559
Quelle: OeNB.
1 Auslandsposition der OeNB inklusive Barrengold, der eine imputierte Verbindlichkeit des Auslandes gegenübergestellt wird.
Tabelle 11: Zahlungsbilanz – Gesamtübersicht – Global  
2018 2019 2020 Q3 20 Q4 20 Q1 21 Q2 21
in Mio EUR
Leistungsbilanz Netto 3.485 8.316 7.203 2.290 723 –1.315 –1.378
Credit 243.970 254.887 219.951 55.103 57.823 56.394 63.023
Debet 240.485 246.571 212.748 52.813 57.099 57.709 64.401
Güter Netto 1.118 3.812 3.033 936 897 559 230
Credit 149.248 151.852 138.328 34.677 37.154 39.043 43.031
Debet 148.130 148.040 135.295 33.742 36.256 38.484 42.801
Dienstleistungen Netto 9.904 9.341 7.867 2.199 761 –21 13
Credit 64.238 68.326 56.783 14.566 13.737 11.335 13.093
Debet 54.334 58.985 48.916 12.367 12.976 11.356 13.080
Primäreinkommen Netto –3.773 –1.437 –427 –421 83 –426 –1.018
Credit 25.191 29.033 18.954 4.436 5.194 4.706 5.169
Debet 28.963 30.470 19.381 4.858 5.111 5.132 6.187
Sekundäreinkommen Netto –3.765 –3.399 –3.270 –424 –1.018 –1.427 –603
Credit 5.294 5.676 5.886 1.423 1.738 1.310 1.730
Debet 9.059 9.076 9.156 1.847 2.755 2.738 2.333
Vermögensübertragungen Netto –2.322 –67 –410 –49 –239 4 –114
Credit 490 1.680 416 89 113 304 121
Debet 2.813 1.747 825 138 352 300 235
Kapitalbilanz Netto 4.555 17.228 2.316 2.828 –2.536 2.543 –1.275
Direktinvestitionen i.w.S. Netto 1.526 5.720 8.567 4.910 2.109 1.299 –1.266
Forderungen Netto –23.847 –6.250 –6.819 –6.724 –3.220 1.856 –2.276
Verpflichtungen Netto –25.374 –11.970 –15.386 –11.635 –5.329 556 –1.009
Direktinvestitionen i.e.S. Netto 188 8.463 11.070 4.988 4.548 333 –730
im Ausland Netto 4.752 11.174 –2.101 –536 –1.291 1.857 214
in Österreich Netto 4.564 2.711 –13.171 –5.524 –5.838 1.524 944
Portfolioinvestitionen Netto 3.476 –3.414 –13.613 6.664 401 –6.396 3.731
Forderungen Netto –390 10.946 18.697 445 9.082 3.628 4.511
Anteilspapiere und Investmentzertifikate Netto 2.755 7.853 7.555 1.548 4.140 6.219 3.761
Langfristige verzinsliche Wertpapiere Netto –3.765 3.358 3.940 –415 –632 946 1.019
Geldmarktpapiere Netto 620 –266 7.202 –689 5.574 –3.536 –269
Verpflichtungen Netto –3.865 14.360 32.310 –6.220 8.681 10.024 780
Anteilspapiere und Investmentzertifikate Netto –3.194 2.526 4.305 759 1.429 673 1.200
Langfristige verzinsliche Wertpapiere Netto –2.501 9.848 12.796 –3.414 –3.285 4.979 7.929
Geldmarktpapiere Netto 1.830 1.986 15.209 –3.565 10.538 4.372 –8.349
Sonstige Investitionen Netto –1.812 13.714 4.773 –9.309 –6.806 7.867 –3.775
Forderungen Netto 5.226 14.200 –7.506 –1.846 –22.458 8.414 –5.574
davon Handelskredite Netto 122 –38 –292 191 –303 1.882 –555
davon Kredite Netto 5.400 3.025 286 –257 –3.636 2.550 –1.276
davon Bargeld und Einlagen Netto 217 10.707 –8.170 –1.654 –19.531 4.671 –4.223
Verpflichtungen Netto 7.038 486 –12.279 7.463 –15.652 546 –1.800
davon Handelskredite Netto 774 –890 1.072 708 831 –132 –333
davon Kredite Netto 3.154 –3.038 –701 –3.274 –1.826 –43 –1.626
davon Bargeld und Einlagen Netto 3.224 4.208 –12.368 10.394 –14.694 838 17
Finanzderivate Netto –761 1.398 1.105 642 567 164 192
Offizielle Währungsreserven Netto 2.125 –190 1.484 –80 1.194 –393 –158
Statistische Differenz Netto 3.392 8.979 –4.478 587 –3.021 3.854 216
Quelle: OeNB, Statistik Austria.
Anmerkung: Bis 2018 endgültige Daten, 2019 und 2020 revidierte Daten, 2021 provisorische Daten.
Tabelle 12: Österreichs Dienstleistungsverkehr mit dem Ausland  
Q3 19 – Q2 20 Q3 20 – Q2 21
Credit Debet Netto Credit Debet Netto
in Mio EUR
Dienstleistungen 63.338 54.555 8.784 52.731 49.779 2.952
Gebühren für Lohnveredelung 1.612 2.519 –906 1.713 2.561 –847
Reparaturdienstleistungen 682 1.018 –334 667 808 –143
Transport 14.900 15.269 –368 14.428 14.571 –145
Internationaler Personentransport 2.150 1.504 646 1.048 421 627
Frachten 10.230 12.509 –2.278 10.848 13.311 –2.461
Transporthilfsleistungen 1.660 865 794 1.533 411 1.120
Post- und Kurierdienste 860 391 469 998 430 568
Reiseverkehr 17.017 7.716 9.301 6.446 3.416 3.031
Geschäftsreisen 2.467 1.197 1.270 1.502 834 667
Urlaubsreisen 14.550 6.519 8.031 4.946 2.582 2.364
Bauleistungen 964 697 266 823 652 170
Versicherungsdienstleistungen 457 916 –459 472 879 –407
Finanzdienstleistungen 2.386 2.052 334 2.362 2.498 –137
Finanzdienstleistungen im engeren Sinn 1.136 1.027 110 1.235 1.284 –50
unterstellte Bankgebühr (FISIM) 1.249 1.024 224 1.126 1.213 –87
Patente, Lizenzen, Franchise und Handelsmarken 1.297 1.479 –182 1.387 1.300 86
Telekommunikations-, EDV- und Informationsdienstleistungen 7.669 7.055 614 7.886 7.196 689
Sonstige unternehmensbezogene Dienstleistungen 15.189 14.278 912 15.434 14.424 1.011
Forschungs- und Entwicklungsleistungen 2.473 1.178 1.295 2.417 1.310 1.106
Rechts- und Wirtschaftsdienste, Werbung und Marktforschung 3.786 4.683 –897 3.629 4.509 –879
Technische Dienstleistungen 4.151 2.475 1.674 4.641 2.665 1.975
Dienstleistungen für Landwirtschaft, Bergbau und Recycling 227 109 120 217 99 117
Operational leasing 690 748 –58 738 704 33
Handelsleistungen 1.188 1.388 –200 1.162 1.461 –298
Übrige unternehmensbezogene Dienstleistungen 2.674 3.696 –1.022 2.628 3.674 –1.047
Dienstleistungen für persönliche Zwecke, für Kultur und Erholung 611 1.448 –838 526 1.340 –815
Regierungsleistungen, a.n.g. 555 113 442 588 132 456
Dienstleistungsverkehr nach Regionen
EU-271 45.198 40.316 4.881 38.119 37.354 764
davon Euroraum-19 37.627 30.700 6.927 31.866 28.445 3.424
davon Deutschland 24.400 15.595 8.805 20.992 14.610 6.383
davon Italien 2.721 2.258 464 2.527 1.998 529
davon Ungarn 1.671 1.601 71 1.354 1.523 –167
Extra-EU-27 18.140 14.239 3.901 14.613 12.425 2.188
davon Vereinigtes Königreich 3.183 2.980 202 2.262 2.547 –284
davon Schweiz 4.882 2.185 2.699 4.431 2.209 2.221
davon USA 1.794 2.043 –249 1.550 1.990 –441
davon Russische Föderation 1.089 885 205 854 743 112
davon China 681 526 156 528 470 58
Quelle: OeNB, Statistik Austria.
Anmerkung: Bis 2018 endgültige Daten, 2019 und 2020 revidierte Daten, 2021 provisorische Daten.
1 EU-27: Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Polen, Portugal,
Rumänien, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ungarn, Zypern und die entsprechenden europäischen Organisationen.
Tabelle 13: Transaktionen aktiver Direktinvestitionen  
2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020
nach Komponenten in Mio EUR
Transaktionen Netto 10.203 11.725 –547 6.335 –1.837 9.074 4.752 11.174 –2.101
Eigenkapital Netto 5.523 7.268 –3.040 3.772 –4.489 6.568 245 5.403 –255
Neuinvestitionen (+) Netto 20.457 20.310 32.554 16.723 21.291 20.583 15.489 38.625 14.618
Desinvestitionen (–) Netto 14.934 13.042 35.595 12.951 25.779 14.015 15.244 33.222 14.873
Reinvestierte Gewinne Netto 947 1.306 –1.114 650 5.025 4.294 1.997 4.096 –4.005
Sonstiges DI-Kapital1 Netto 3.733 3.152 3.607 1.913 –2.373 –1.788 2.509 1.675 2.159
Forderungen (+) Netto 1.415 4.502 3.263 1.851 –1.982 –530 3.109 1.705 3.934
Verbindlichkeiten (–) Netto –2.318 1.351 –345 –62 391 1.258 600 31 1.775
nach Zielregion
Global 10.203 11.725 –547 6.335 –1.837 9.074 4.752 11.174 –2.101
EU-275 3.424 8.420 2.308 3.682 4.709 8.551 –670 5.410 –832
Deutschland –952 2.924 –805 543 1.160 1.676 –1.978 978 1.151
Italien 699 –949 –339 508 734 –149 567 –219 325
Niederlande –4.352 5.335 5.183 –910 6.227 4.457 –1.581 12.202 –782
Ungarn 227 –357 –214 661 –753 298 626 543 –101
Tschechien 1.400 819 356 610 –922 492 495 1.125 –356
Rumänien 825 789 –1.056 1.195 –918 671 1.023 400 –77
Extra-EU-27 6.779 3.306 –2.856 2.653 –6.546 523 5.421 5.764 –1.269
Vereinigtes Königreich –208 1130 –806 –15 747 –187 –249 601 217
Schweiz 1294 –210 362 589 1119 –709 1111 776 956
Türkei 1.540 –1.503 428 191 –2.430 –1.111 300 93 50
USA 537 1.602 1.115 583 –193 220 1.292 181 351
Russland 686 917 247 392 –468 1.210 504 889 –1.215
China4 –263 –440 –173 127 243 526 368 77 –1.715
Europa 8.659 11.143 1.579 5.182 3.684 7.062 720 7.899 –904
Euroraum-19 84 6.965 3.808 794 10.144 6.059 –2.878 2.993 –780
CESEE3 4.928 2.464 –3.254 4.423 –6.360 3.672 3.440 4.372 –919
Quelle: OeNB.
Anmerkung: Bis 2018 endgültige Daten, 2019 revidierte Daten, 2020 provisorische Daten.
1 Nettogewährung Konzernkredite bei aktiven Direktinvestitionen: Nettoveränderung der Forderungen abzüglich Nettoveränderung der Verpflichtungen.
2 Nettogewährung Konzernkredite bei passiven Direktinvestitionen: Nettoveränderung der Verpflichtungen abzüglich Nettoveränderung der Forderungen.
3 Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Estland, Kosovo, Kroatien, Lettland, Litauen, Nordmazedonien, Moldawien, Montenegro, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, Slowakei,
­Slowenien, Tschechien, Ukraine, Ungarn, Weißrussland.
4 Einschließlich Hongkong.
5 EU-27: Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Polen, Portugal,
Rumänien, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ungarn, Zypern und die entsprechenden europäischen Organisationen.
Fortsetzung: Tabelle 13: Transaktionen passiver Direktinvestitionen  
2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020
nach Komponenten in Mio EUR
Transaktionen Netto 3.105 4.308 3.450 1.341 –7.687 13.237 4.564 2.711 –13.171
Eigenkapital Netto 1.753 5113 4.547 2.729 –6.039 5.977 2.836 –2.264 –5.808
Neuinvestitionen (+) Netto 7.152 11.456 21.327 13.250 8.727 19.600 28.890 18.477 13.523
Desinvestitionen (–) Netto 5.399 6.343 16.781 10.521 14.766 13.623 26.054 20.740 19.331
Reinvestierte Gewinne Netto 237 –2.654 –2.564 570 3.148 6.697 3.732 4.382 –2.636
Sonstiges DI-Kapital2 Netto 1.114 1.849 1.468 –1958 –4795 563 –2003 592 –4727
Forderungen (–) Netto –279 –265 658 –726 5.244 873 1.915 1.003 3.763
Verbindlichkeiten (+) Netto 835 1584 2125 –2.685 449 1.435 –89 1.595 –964
nach Herkunftsregionen
Global 3.105 4.308 3.450 1341 –7687 13237 4564 2711 –13171
EU-275 3.287 –1.369 443 7090 –10128 9086 7851 832 –2917
Deutschland 2.466 1.309 –1421 3460 –125 4400 6368 685 –3508
Italien –689 –1.724 –1019 1207 –6904 606 132 –241 –200
Niederlande 485 1.127 1.183 1.708 –3.769 1.740 14 244 1.032
Luxemburg 147 1081 926 814 777 1.869 43 1.083 56
Belgien –281 –311 24 –28 –31 –89 70 0 –28
Spanien 320 –66 –444 –193 239 19 34 –2 3
Frankreich 110 –678 196 –442 –258 499 –458 284 –156
Extra-EU-27 –182 5677 3.007 –5.748 2.442 4.151 –3.287 1.879 –10.254
Vereinigtes Königreich –325 430 –1.221 614 52 397 180 –761 –1.620
Schweiz –355 311 –349 103 712 1251 116 573 –661
USA –609 –565 155 –3193 116 –5011 –2674 –1530 –1424
Russland 624 3663 559 69 –211 5797 –2204 467 –1704
Japan 51 –30 773 –207 –57 –134 87 1380 69
Europa 3.061 2.954 –620 8.061 –9.478 15.801 5.949 1.327 –6.614
Euroraum-19 3.038 108 521 7.045 –10.363 9.078 7.531 778 –3.033
CESEE3 603 3561 511 188 –121 5772 –2066 417 –1530
Quelle: OeNB.
Anmerkung: Bis 2018 endgültige Daten, 2019 revidierte Daten, 2020 provisorische Daten.
1 Nettogewährung Konzernkredite bei aktiven Direktinvestitionen: Nettoveränderung der Forderungen abzüglich Nettoveränderung der Verpflichtungen.
2 Nettogewährung Konzernkredite bei passiven Direktinvestitionen: Nettoveränderung der Verpflichtungen abzüglich Nettoveränderung der Forderungen.
3 Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Estland, Kosovo, Kroatien, Lettland, Litauen, Nordmazedonien, Moldawien, Montenegro, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, Slowakei,
­Slowenien, Tschechien, Ukraine, Ungarn, Weißrussland.
4 Einschließlich Hongkong.
5 EU-27: Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Polen, Portugal,
Rumänien, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ungarn, Zypern und die entsprechenden europäischen Organisationen.

Tabellenübersicht

1 Österreichischer Beitrag zu den Euro-Geldmengen M389

2 Kredite innerhalb und außerhalb des Euroraums 89

3 Kundenzinssätze – Neugeschäft 90

4 Aggregierte Vermögenslage der in Österreich meldepflichtigen
Kreditinstitutsgruppen und Einzelkreditinstitute91

5 Aggregierte Eigenmittel und Eigenmittelerfordernisse der in
Österreich meldepflichtigen Kreditinstitutsgruppen und Einzelkreditinstitute92

6 Aggregierte Ertragslage der in Österreich meldepflichtigen
Kreditinstitutsgruppen und Einzelkreditinstitute93

7 Kreditrisikobehaftete Instrumente gemäß GKE und FinStab 94

8 Sonstige Finanzintermediäre 95

9 Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung –
Geldvermögensbildung und Geldvermögen im zweiten Quartal 202196

10 Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung –
Finanzierung und Verbindlichkeiten im zweiten Quartal 202198

11 Zahlungsbilanz – Gesamtübersicht – Global 100

12 Österreichs Dienstleistungsverkehr mit dem Ausland 101

13 Direktinvestitionen 102

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