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OeNB Report 2023/5: Bank Lending Survey (BLS) – Kreditnachfrage von Unternehmen sinkt im dritten Quartal 2023 neuerlich und deutlich

Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft vom Oktober 2023 1

Gerald Hubmann 2

Die Kreditnachfrage von Unternehmen ist in Österreich im dritten Quartal 2023 deutlich gesunken, insbesondere jene nach langfristigen Krediten bzw. zur Finanzierung von Investitionen. Bereits seit dem vierten Quartal 2022 schwächt sich die Nachfrage nach Unternehmenskrediten ab. Für das vierte Quartal 2023 wird ein weiterer Nachfragerückgang erwartet. Hintergrund der Entwicklung sind die konjunkturelle Eintrübung – im Speziellen die derzeit rückläufige Investitionstätigkeit der Unternehmen – infolge der globalen wirtschaftlichen und politischen Verwerfungen sowie das gestiegene Zinsniveau.

In den Umfrageergebnissen zeigt sich seit 2022 eine zunehmend angespannte Risikosituation. Die Risikoeinschätzung der Banken hinsichtlich der allgemeinen Wirtschaftslage und der Kreditwürdigkeit der Unternehmen hat sich nach und nach verschlechtert und dementsprechend restriktiv auf das Kreditangebot ausgewirkt. Die Banken haben ihre Angebotspolitik für Unternehmenskredite seit dem zweiten Quartal 2022 umfassend verschärft.

Die Nachfrage nach privaten Wohnbaukrediten ist im dritten Quartal 2023 erneut etwas gesunken, nachdem sie in der zweiten Jahreshälfte 2022 – ausgehend von einem Rekordhoch – eingebrochen war. Hauptgrund für die schwache Nachfrage sind die gestiegenen Zinsen. Kredite sind weniger leistbar geworden.

Die geldpolitische Straffung hat die Ertragslage der österreichischen Banken hinsichtlich des Zinsergebnisses verbessert. Negative Auswirkungen der Straffung (neben den Leitzinserhöhungen das Auslaufen der Ankaufprogramme und die Anpassungen bei den Bedingungen der gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte) auf die finanzielle Lage der Banken bleiben auf absehbare Zeit moderat.

Die Entwicklungen im Kreditgeschäft sind immer auch vor dem allgemeinen konjunkturellen Hintergrund zu beurteilen und vollziehen sich aktuell weiterhin im Umfeld bzw. Nachgang globaler wirtschaftlicher und politischer Verwerfungen. Preisschocks aufgrund der COVID-19- Pandemie und des Kriegs in der Ukraine, eine schwache Weltkonjunktur sowie die zur Inflationsbekämpfung notwendige Straffung der Geldpolitik (vor allem die Erhöhung der Leitzinsen) belasten die österreichische Wirtschaftsentwicklung und führen 2023 zu einer milden Rezession. Für 2024 ist aber ein moderater Konjunkturaufschwung zu erwarten. Die Realeinkommen der privaten Haushalte in Österreich dürften 2024 kräftig wachsen (verzögerte Anpassung der Löhne an die Inflation), die Weltwirtschaft dürfte sich beleben und der Preisdruck abnehmen. Die Investitionstätigkeit wird aber voraussichtlich länger zur Erholung brauchen und 2024 noch gedämpft bleiben.

Im Jahr 2022 ist das österreichische BIP real um 4,8 % gewachsen, dies vor allem aufgrund des starken Wachstums im ersten Halbjahr, das noch von coronabedingten Aufholprozessen geprägt war. Im zweiten Halbjahr 2022 hat sich die Konjunktur bereits eingetrübt. Für 2023 erwarten WIFO und IHS in ihren aktuellen Prognosen vom Oktober 2023 einen leichten Rückgang des realen BIP (WIFO: –0,8 %; IHS: –0,4 %). Für 2024 prognostizieren sie ein moderates Wachstum (+1,2 % bzw. +0,9 %). Die realen Bruttoanlageinvestitionen sollen nach einer Stagnation 2022 (+0,1 %) in den beiden Folgejahren sinken, 2023 um 0,5 % bzw. 1,7 %, 2024 um 0,5 % bzw. 1,8 %. Die HVPI-Inflation wird laut aktueller OeNB-Inflationsprognose vom Oktober 2023 im Jahr 2023 mit 7,8 % weiterhin hoch sein – nach 8,6 % im Jahr 2022. Für 2024 wird ein Rückgang der HVPI-Inflation auf 4,3 % erwartet, und für 2025 einer auf 3,1 %. WIFO und IHS erwarten in ihren Prognosen vom Oktober 2023 ähnliche Entwicklungen.

Die anhaltende Investitionsschwäche zeigt sich auch in den Umfrageergebnissen zum Kreditgeschäft mit Unternehmen (Kapitel 1). Die hohe Inflation und die damit zusammenhängende geldpolitische Straffung sind wesentliche Gründe der aktuellen Entwicklungen im Kreditgeschäft allgemein.

Kapitel 1 behandelt das Kreditgeschäft der Banken mit Unternehmen, Kapitel 2 das Kreditgeschäft mit privaten Haushalten. Kapitel 3 hat die Refinanzierungssituation der Banken zum Thema. In Kapitel 4 geht es um die Auswirkungen der geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems.

Detaillierte Umfrageergebnisse sind den Tabellen 1 bis 3 zu entnehmen. Die Grafiken 1 und 2 stellen die Entwicklung der Nachfrage nach Unternehmenskrediten und privaten Wohnbaukrediten sowie ihre jeweiligen Einflussfaktoren dar. Grafik 3 zeigt die Entwicklung der Neuvergabe von Wohnbaukrediten gemäß Monetärstatistik und des Zinsniveaus. Kasten 1 am Ende dieses Berichts enthält u. a. Erläuterungen zu ausgewählten Fachbegriffen.

Verstärkter Rückgang der Nachfrage nach Unternehmenskrediten

Die Richtlinien für Unternehmenskredite werden seit dem zweiten Quartal 2022 kontinuierlich verschärft (Tabelle 1). So wurden auch im dritten Quartal 2023 die Vergabestandards etwas strenger. Für das vierte Quartal 2023 erwarten die an der Umfrage teilnehmenden Banken weitere moderate Richtlinienverschärfungen – insbesondere für Kredite an große Unternehmen. Als Hauptgrund für die Verschärfungen in den letzten sechs Quartalen nannten die befragten Banken eine ungünstigere Risikoeinschätzung (allgemeine Wirtschaftslage, Geschäftslage und Kreditwürdigkeit der Unternehmen, in geringem Ausmaß die Werthaltigkeit von Sicherheiten).

Die Margen für risikoreichere Unternehmenskredite wurden im zweiten und dritten Quartal 2023 erhöht (verschärft), die Margen für durchschnittliche Unternehmenskredite nur im zweiten Quartal 2023. Im ersten Quartal 2023 blieben die Margen insgesamt weitgehend unverändert. 2022 wurden die Margen von den befragten Banken mehrheitlich und wiederholt erhöht – sowohl jene für durchschnittliche Kredite als auch jene für risikoreichere Kredite.

Weiters ist es seit dem zweiten Quartal 2022 auch zu leichten Verschärfungen anderer Kreditbedingungen (z. B. Höhe des Kredits oder Kreditrahmens, Erfordernisse für Sicherheiten, Zusatz- oder Nebenvereinbarungen zu Kreditverträgen) gekommen. Hauptgründe für die angesprochenen Verschärfungen von Margen und anderen Kreditbedingungen waren die Risikoeinschätzung durch die Banken (allgemeine Wirtschaftslage, Geschäftslage und Kreditwürdigkeit der Unternehmen, zuletzt auch in geringem Ausmaß die Werthaltigkeit der Sicherheiten) und – mit zuletzt weniger Einfluss – ihre Refinanzierungsbedingungen. Als weitere Gründe nannten die Banken ihre Risikotoleranz, ihr Eigenkapital bzw. damit verbundene Kosten und – mit geringem Einfluss – ihre Liquiditätssituation.

Allgemein zeigt sich in den Umfrageergebnissen seit 2022 sehr deutlich eine zunehmend angespannte Risikosituation. Die Risikoeinschätzung der Banken hinsichtlich der allgemeinen Wirtschaftslage, der speziellen Situation einzelner Firmen und Branchen bzw. der Kreditwürdigkeit der Unternehmen hat sich nach und nach verschlechtert und dementsprechend restriktiv auf die Kreditangebotspolitik ausgewirkt.

Tabelle 1 zeigt in Form einer „Heat map“ für den Zeitraum vom ersten Quartal 2019 bis zum dritten Quartal 2023 die Veränderungen im jeweiligen Quartal in Bezug auf Kredite oder Kreditrahmen für Unternehmen (Kreditrichtlinien, Kreditbedingungen, Margen, genehmigte Kreditanträge, Kreditnachfrage). Farblich abgestuft wird der Saldo aus positiven und negativen Antworten dargestellt, der sich aus der Anzahl der Banken, die auf eine Frage in positiver Richtung antworten abzüglich der Anzahl der Banken, die auf eine Frage in negativer Richtung antworten, berechnet. Die Bezeichnungen „positiv“ und „negativ“ dienen hier als Richtungsangabe und sind in diesem Zusammenhang als wertfrei zu verstehen. Für das vierte Quartal 2023 werden die Erwartungen der Banken dargestellt. Inhaltliche Detailergebnisse werden im Fließtext dieses Reports erläutert. Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Die Kreditnachfrage von Unternehmen ist im dritten Quartal in allen erhobenen Kategorien 3 deutlich gesunken – und zwar stärker als es im Vorquartal erwartet wurde. 4 Besonders deutlich sind die aktuellen Ergebnisse hinsichtlich der Nachfrage nach langfristigen Krediten (in diese Kategorie fallen schwerpunktmäßig Kredite zur Investitionsfinanzierung). Bereits seit dem vierten Quartal 2022 (und im Anschluss an eine eineinhalb Jahre dauernde Phase expansiver Nachfrage) schwächt sich die Nachfrage nach Unternehmenskrediten ab, wobei sich differenzierte Entwicklungen zeigen. Die Kreditnachfrage großer Unternehmen ist bis zum zweiten Quartal 2023 nur mäßig zurückgegangen, während die Kreditnachfrage kleiner und mittlerer Unternehmen schon seit vier Quartalen klar fällt. Die Nachfrage nach kurzfristigen Krediten ist bis zum ersten Quartal 2023 noch gewachsen, während jene nach langfristigen Krediten seit dem vierten Quartal 2022 durchgehend sinkt und im Vergleich mit den anderen Kategorien den deutlichsten Rückgang aufweist. Im Ausblick auf das vierte Quartal 2023 erwarten die an der Umfrage teilnehmenden Banken eine weiterhin rückläufige Kreditnachfrage von Unternehmen, die aber weniger intensiv als zuletzt ausfallen soll. Eine Ausnahme bildet die Nachfrage nach kurzfristigen Krediten, die weitgehend unverändert bleiben soll.

Die Nachfrageentwicklung wurde in den letzten zwei Jahren hauptsächlich von drei Faktoren beeinflusst (Grafik 1): Erstens, ein zunehmender kurzfristiger Finanzierungsbedarf für Lagerhaltung und Betriebsmittel hat sich vom vierten Quartal 2021 bis zum vierten Quartal 2022 expansiv auf die Nachfrage ausgewirkt. Zweitens, ein rückläufiger langfristiger Finanzierungsbedarf für Anlageinvestitionen bremst seit dem dritten Quartal 2022 die Gesamtnachfrage nach Unternehmenskrediten. Drittens dämpfen steigende Zinsen seit dem vierten Quartal 2022 die Nachfrage. Weitere weniger bedeutende bzw. punktuell wirkende Faktoren der Nachfrageentwicklung sind Grafik 1 zu entnehmen.

Aus einer konjunkturellen Perspektive ergibt sich als wesentliche Aussage: Seit dem dritten Quartal 2022 ist die Nachfrage nach Investitionsfinanzierungen rückläufig. Diese Entwicklung spiegelt sich in den entsprechenden Ergebnissen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung wider und untermauert die aktuellen Wirtschaftsprognosen (anhaltende Wachstumsschwäche bzw. Rückgang bei den Investitionen, siehe auch die Einleitung dieses Berichts).

Im dritten Quartal 2023 haben die Banken etwas mehr Kreditanträge abgelehnt als im Vorquartal (sowohl Anträge von großen Unternehmen als auch Anträge von kleinen und mittleren Unternehmen). 5 Im längeren Rückblick wurden vom zweiten bis zum vierten Quartal 2022 zunehmend Kreditanträge von kleinen und mittleren Unternehmen abgelehnt. Im ersten und zweiten Quartal 2023 stieg die Ablehnungsrate kaum noch und blieb weitgehend konstant auf einem erhöhten Niveau.

Die Ablehnungsrate im Kreditgeschäft mit großen Unternehmen ist seit 2022 im Vergleich zu jener im Geschäft mit kleinen und mittleren Unternehmen nur leicht gestiegen. 6

Die Entwicklungen im Kreditgeschäft seit Beginn des letzten Jahres sind stark von den globalen wirtschaftlichen Verwerfungen und dem Krieg in der Ukraine beeinflusst. Der Krieg hat die bereits vorher bestehenden Lieferkettenprobleme sowie den Preisauftrieb insbesondere bei Energie und Rohstoffen erheblich verschärft. Die gestiegene Nachfrage nach kurzfristigen Krediten zur Finanzierung von Lagerhaltung und Betriebsmitteln ist eine unmittelbare Folge davon. Aufgrund der Lieferkettenprobleme haben Unternehmen vorsorglich ihre Lagerbestände aufgebaut, um selbst produktions- und lieferfähig zu bleiben – ein Strategiewechsel von „just-in-time“ zu „just-in-case“. Mittlerweile haben sich die Lieferketten aber weitgehend normalisiert, und es kommt auch zu einem (konjunkturdämpfenden) Abbau der Lagerbestände. Umfassende Preissteigerungen haben generell den Liquiditätsbedarf der Unternehmen erhöht. Unsicherheit, Preisauftrieb, steigende Zinsen bzw. Finanzierungskosten, die Abkühlung der globalen Konjunktur und der Mitte 2022 einsetzende Wirtschaftsabschwung in Österreich wirken hingegen dämpfend auf die Nachfrage nach langfristigen Krediten, weil Investitionen zurückgenommen oder verschoben werden. Angebotsseitig haben der Krieg und seine Folgen die Banken zu verschärften, an die Situation angepassten Risikoanalysen und zu strengeren Kreditvergabeentscheidungen veranlasst. Hierbei spielt nunmehr das Ausmaß der Abhängigkeit der Unternehmen von Energie bzw. Energiepreisen eine wichtige Rolle.

Weiterhin schwache Nachfrage nach privaten Wohnbaukrediten

Die befragten Banken haben ihre Kreditrichtlinien für private Wohnbaukredite in den letzten vier Quartalen (viertes Quartal 2022 bis drittes Quartal 2023) weitgehend unverändert belassen (Tabelle 2). Auch für das vierte Quartal 2023 werden kaum Änderungen erwartet. Zuvor kam es jedoch im dritten Quartal 2022 zu deutlichen Verschärfungen der Richtlinien. Begründet wurde dies mit einer ungünstigeren Risikoeinschätzung (insbesondere bzgl. der Aussichten und voraussichtlichen Preisentwicklung am Wohnimmobilienmarkt, was sich in diesem Fall auf die Werthaltigkeit der Sicherheiten bezieht) und der Risikotoleranz der Banken, sowie mit der im August 2022 in Kraft getretenen „Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung“ (KIM-VO) 7 , die eine neue Rechtslage für die Vergabe von Wohnbaukrediten hergestellt hat. 8

Analog zu den Kreditrichtlinien blieben auch die Kreditbedingungen für Wohnbaukredite in den letzten vier Quartalen weitgehend unverändert – nach Verschärfungen im dritten Quartal 2022 (höhere Erfordernisse für Sicherheiten, geringere Beleihungsquote), die im Zusammenhang mit der KIM-VO zu sehen sind. Hinsichtlich der Margen für Wohnbaukredite kam es jedoch im dritten Quartal 2023 erstmals nach Ende 2020 zu nennenswerten Änderungen – die Margen für durchschnittliche Wohnbaukredite wurden aufgrund der Wettbewerbssituation leicht gelockert (geringere Margen), jene für risikoreichere Wohnbaukredite blieben hingegen unverändert. In einem schwachen Marktumfeld (Einbruch der Nachfrage, siehe unten) lässt sich in den Umfrageergebnissen also ein verstärktes Bemühen der Banken um Kreditkunden besserer Bonität erkennen.

Tabelle 2 zeigt in Form einer „Heat map“ für den Zeitraum vom ersten Quartal 2019 bis zum dritten Quartal 2023 die Veränderungen im jeweiligen Quartal in Bezug auf Kredite an private Haushalte, spezifiziert nach Wohnbaukrediten und Konsum- und sonstige Krediten. Farblich abgestuft wird der Saldo aus positiven und negativen Antworten dargestellt, der sich aus der Anzahl der Banken, die auf eine Frage in positiver Richtung antworten abzüglich der Anzahl der Banken, die auf eine Frage in negativer Richtung antworten, berechnet. Die Bezeichnungen „positiv“ und „negativ“ dienen hier als Richtungsangabe und sind in diesem Zusammenhang als wertfrei zu verstehen. Für das vierte Quartal 2023 werden die Erwartungen der Banken dargestellt. Inhaltliche Detailergebnisse werden im Fließtext dieses Reports erläutert. Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Die Nachfrage nach Wohnbaukrediten ist im dritten Quartal 2023 ausgehend von einem bereits tiefen Niveau weiter leicht gesunken, nachdem sie in der zweiten Jahreshälfte 2022 eingebrochen war, im ersten Quartal 2023 weiter gefallen war und im zweiten Quartal 2023 weitgehend stagniert hatte. Für das vierte Quartal 2023 erwarten die befragten Banken eine weitgehend unveränderte Nachfrage auf tiefem Niveau. Der Rückgang in der zweiten Jahreshälfte 2022 ist die deutlichste diesbezügliche Änderung seit Bestehen der Umfrage über das Kreditgeschäft 9 und hat eine langjährige, expansive Entwicklung (seit ca. 2012 in den Umfrageergebnissen erkennbar; Stagnation bzw. leichtes Wachstum auf hohem Niveau in den beiden Jahren vor dem Einbruch in der zweiten Jahreshälfte 2022) beendet.

Als Hauptgrund für den Mitte 2022 einsetzenden Rückgang der Nachfrage wurde das allgemeine Zinsniveau genannt (Grafik 2). Im Juli 2022 hat die EZB – nach Ankündigung im Juni 2022 – mit der schrittweisen Erhöhung ihrer Leitzinsen begonnen, wodurch das allgemeine Zinsniveau und somit auch die Zinsen für neue Wohnbaukredite bzw. die Finanzierungskosten im Wohnbau spürbar gestiegen sind. 10

Als weitere wichtige Gründe für den Nachfrageeinbruch wurden die Aussichten und die voraussichtliche Preisentwicklung am Wohnimmobilienmarkt sowie das in Folge des Kriegs in der Ukraine und der (erwarteten) Konjunktureintrübung gesunkene Konsumentenvertrauen genannt. Auch der leichte Nachfragerückgang im dritten Quartal 2023 wurde hauptsächlich mit dem allgemeinen Zinsniveau begründet – sowie mit den Aussichten und der voraussichtlichen Preisentwicklung am Wohnimmobilienmarkt. Das Konsumentenvertrauen wurde zuletzt nicht mehr genannt.

Im dritten Quartal 2023 ist der Anteil abgelehnter Kreditanträge im Vergleich zum Vorquartal leicht gestiegen und liegt im längerfristigen Vergleich auf erhöhtem Niveau, nachdem er im ersten Quartal 2023 und davor bereits deutlich im dritten Quartal 2022 gestiegen war. 11 Vom ersten Quartal 2015 (erstmalige Fragestellung zum Thema) bis zum zweiten Quartal 2022 gab es nur vereinzelt Meldungen über Änderungen beim Anteil der abgelehnten Kreditanträge zur Wohnbaufinanzierung. Für die Entwicklung des Anteils der abgelehnten Kreditanträge werden standardmäßig in der Umfrage keine Gründe erhoben. Die erhöhte Ablehnungsrate lässt sich jedoch gut vor dem Hintergrund der verschärften Angebotspolitik der Banken und des herausfordernden Umfelds (Leistbarkeit, Zinswende, Inflation, Unsicherheit) erklären.

Neben den Umfrageergebnissen zeigt auch ein Blick auf die Monetärstatistik starke Änderungen im Geschäft mit Wohnbaukrediten in Österreich. Von Juli 2022 auf August 2022 ist die Vergabe neuer Wohnbaukredite 12 um mehr als die Hälfte eingebrochen (von 2,7 auf 1,3 Mrd EUR) und seitdem tendenziell weiter gesunken (0,8 Mrd EUR im August 2023). Dieser große Rückgang ist auf die oben beschriebenen Gründe zurückzuführen, wobei er hauptsächlich nachfrageseitig bestimmt sein dürfte. Die von den Banken gemeldeten Rückgänge bei der Kreditnachfrage waren deutlich ausgeprägter als die gemeldeten angebotsseitigen Verschärfungen. Für den Einbruch von Juli 2022 auf August 2022 dürften auch Vorzieheffekte in Zusammenhang mit der im August 2022 in Kraft getretenen KIM-VO verantwortlich sein (vorgezogene Nachfrage, um den verschärften Regeln zu entgehen) – und Vorzieheffekte aufgrund der erwarteten Zinsanstiege.

Bei der Einschätzung der aktuellen Entwicklungen ist zu berücksichtigen, dass die Vergabe von Wohnbaukrediten in den Jahren davor sehr expansiv war. Die über Jahre hinweg sehr niedrigen (Kredit-)Zinsen 13 bzw. günstigen Finanzierungsbedingungen waren wesentlich dafür. 14 Nun hat sich diese Entwicklung abrupt umgekehrt (siehe Grafik 3 für eine Veranschaulichung der langfristigen Entwicklung der Neuvergabe von Wohnbaukrediten und des Zinsniveaus).

Bei Konsum- und sonstigen Krediten gab es in den ersten drei Quartalen 2023 kaum Änderungen bei Angebot und Nachfrage (Tabelle 2). Lediglich der Anteil der abgelehnten Kreditanträge ist zuletzt leicht gestiegen. Auch für das vierte Quartal 2023 wird eine weitgehend unveränderte Situation hinsichtlich Richtlinien und Nachfrage erwartet.

Refinanzierungsbedingungen für Banken weitgehend unverändert

Im dritten Quartal 2023 sind die Refinanzierungsbedingungen für die Banken weitgehend unverändert geblieben (Tabelle 3 15 ). Auch für das vierte Quartal 2023 werden kaum Änderungen erwartet.

Im längeren Rückblick haben sich die Bedingungen für die Refinanzierung der Banken über mittel- bis langfristige Anleihen im ersten und zweiten Quartal 2023 verschlechtert. Bereits in den ersten drei Quartalen 2022 war es zu wiederholten und ausgeprägten Verschlechterungen bei der Refinanzierung über mittel- bis langfristige Anleihen gekommen. Im Lauf des Jahres 2022 (vor allem bis Oktober) sind allgemein die Zinsen auf den Anleihemärkten deutlich gestiegen. Im Gegensatz zur Refinanzierung über Anleihen meldeten die befragten Banken für das zweite Quartal 2023 Verbesserungen bei ihrer Refinanzierung über Kundeneinlagen.

Tabelle 3 zeigt in Form einer „Heat map“ für den Zeitraum vom ersten Quartal 2019 bis zum dritten Quartal 2023 die Veränderungen im jeweiligen Quartal in Bezug auf den Zugang der Banken zu ausgewählten Refinanzierungsquellen, spezifiziert nach Retail-Refinanzierung, unbesicherter Interbankengeldmarkt und großvolumige Schuldtitel. Farblich abgestuft wird der Saldo aus positiven und negativen Antworten dargestellt, der sich aus der Anzahl der Banken, die auf eine Frage in positiver Richtung antworten abzüglich der Anzahl der Banken, die auf eine Frage in negativer Richtung antworten, berechnet. Die Bezeichnungen „positiv“ und „negativ“ dienen hier als Richtungsangabe und sind in diesem Zusammenhang als wertfrei zu verstehen. Für das vierte Quartal 2023 werden die Erwartungen der Banken dargestellt. Inhaltliche Detailergebnisse werden im Fließtext dieses Reports erläutert. Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Auswirkungen der geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems

Im Rahmen der Umfrage über das Kreditgeschäft werden die Banken halbjährlich zu den Auswirkungen der geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems befragt. Thematisiert wurden dabei zuletzt das geldpolitische Portfolio an Vermögenswerten, die gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte und die Leitzinsentscheidungen 16 .

Im letzten Jahr (viertes Quartal 2022 bis drittes Quartal 2023) führte das geldpolitische Portfolio an Vermögenswerten zu keinen nennenswerten Änderungen der finanziellen bzw. bilanziellen Lage der österreichischen Banken. Zuvor hatte sich – gemäß den Umfrageergebnissen – das geldpolitische Portfolio des Eurosystems über Jahre hinweg (teilweise deutlich) negativ auf das Zinsergebnis der Banken und somit ihre Ertragslage ausgewirkt, sowie positiv auf die Liquidität der Banken und ihre Finanzierungsbedingungen am Markt. Für das nächste Halbjahr (viertes Quartal 2023 und erstes Quartal 2024) erwarten die Banken geringfügig nachteilige Auswirkungen auf ihre Ertragslage. Seit Juli 2022 führt das Eurosystem keine Nettowertpapierkäufe mehr durch, Tilgungsbeträge von bereits gekauften Wertpapieren wurden bis Februar 2023 in vollem Umfang reinvestiert. Seit März 2023 reduziert das Eurosystem seine Wertpapierbestände maßvoll, da Tilgungsbeträge nicht mehr in vollem Umfang reinvestiert werden.

Die Angebotspolitik der Banken (Kreditrichtlinien, Kreditbedingungen) und das Kreditvolumen waren im letzten Halbjahr (zweiten und drittes Quartal 2023) – wie auch in der Zeit vor Mitte 2022 – kaum vom geldpolitischen Portfolio beeinflusst. Auch für das nächste Halbjahr (viertes Quartal 2023 und erstes Quartal 2024) werden keine Auswirkungen erwartet. Lediglich im vorletzten Halbjahr (viertes Quartal 2022 und erstes Quartal 2023) hat es etwas zur Verschärfung der Angebotspolitik im Unternehmenskundengeschäft (nicht im Privatkundengeschäft) beigetragen.

Von September 2019 bis Dezember 2021 wurden vom Eurosystem im Quartalsabstand zehn gezielte längerfristige Refinanzierungsgeschäfte mit einer Laufzeit von jeweils drei Jahren durchgeführt (dritte Reihe der gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte). Insgesamt wurden diese mit attraktiven Bedingungen ausgestatteten Geschäfte von den Banken sehr gut angenommen. Die Teilnahme an einzelnen Geschäften war stark. Für die Banken ergaben sich dadurch gemäß den Umfrageergebnissen durchwegs sehr positive Auswirkungen auf ihre finanzielle Situation (betreffend Liquidität, Refinanzierungssituation, Profitabilität, Fähigkeit zur Erfüllung regulatorischer oder aufsichtlicher Anforderungen), die sich bis zum dritten Quartal 2022 fortgesetzt gezeigt haben (vor allem hinsichtlich Liquidität und Profitabilität). Für die letzten beiden Halbjahre (viertes Quartal 2022 bis drittes Quartal 2023) haben die Banken jedoch nur noch geringfügige zusätzliche Effekte der Geschäfte gemeldet (leicht positive Auswirkungen auf die Fähigkeit zur Erfüllung regulatorischer Anforderungen im vorletzten Halbjahr, leicht negative Auswirkungen auf die Liquidität im letzten Halbjahr).

Für das nächste Halbjahr (viertes Quartal 2023 und erstes Quartal 2024) erwarten die befragten Banken abermals leicht negative Auswirkungen auf ihre Liquidität (ausgehend von der Situation der Vorperiode). Von Anfang an haben sich die Geschäfte tendenziell leicht expansiv auf das Kreditgeschäft mit Unternehmen ausgewirkt (Beitrag zur Lockerung der Angebotspolitik und zur Erhöhung des Kreditvolumens). Für das letzte Halbjahr und die Erwartung für das nächste Halbjahr wurden aber diesbezüglich keine weiteren Effekte gemeldet.

Hintergrund des Abflauens der Auswirkungen der gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte ist ihr planmäßiges Auslaufen seit September 2022. Die erhaltenen Mittel müssen von den Banken zurückgezahlt werden. Weiters wurden mit Wirkung vom 23. November 2022 die Bedingungen der Geschäfte (vor allem die Verzinsung) geändert bzw. an die Lage nach der Zinswende angepasst. Beim Abschluss der Geschäfte bzw. bei der ursprünglichen Konditionierung war ein höheres Zinsniveau noch nicht absehbar.

Gemäß den Ergebnissen aus früheren Umfragerunden haben die Banken die durch die Geschäfte erhaltenen Mittel vor allem für die Kreditvergabe an Unternehmen und private Haushalte verwendet – was dem erklärten Zweck dieser Geschäfte entspricht – sowie für die Liquiditätshaltung innerhalb des Eurosystems. 17

Die Leitzinsentscheidungen des EZB-Rats haben sich im letzten Halbjahr (zweites und drittes Quartal 2023) – wie bereits im Halbjahr davor (viertes Quartal 2022 und erstes Quartal 2023) – überaus positiv auf die Ertragslage der Banken ausgewirkt. Die Umfrageergebnisse zeigen das sehr deutlich. Die höheren Leitzinsen bzw. das dadurch gestiegene Zinsniveau hat das Zinsergebnis der Banken aufgrund von Margeneffekten steigen lassen. Vereinzelt wurde auch von leicht negativen Volumeneffekten auf das Zinsergebnis berichtet, die das Gesamtbild aber nicht trüben konnten. Im vorletzten Halbjahr (viertes Quartal 2022 und erstes Quartal 2023) führten die Leitzinserhöhungen zu geringfügig gedämpften Gebühren- und Provisionserträgen. Auf die Kapitalertragssituation sowie den Rückstellungs- und Wertberichtigungsbedarf der Banken hatten die Leitzinsentscheidungen kaum Einfluss. Die bisherigen Entwicklungen sollen sich im Ausblick auf das nächste Halbjahr (viertes Quartal 2023 und erstes Quartal 2024) fortsetzen und zu weiteren Verbesserungen der Ertragslage beitragen – aber mit verminderter Intensität.

Abschließend lässt sich festhalten, dass die geldpolitische Straffung die Ertragslage der österreichischen Banken hinsichtlich des Zinsergebnisses verbessert hat. Negative Auswirkungen der Straffung auf die finanzielle Lage der Banken bleiben auf absehbare Zeit moderat.

Grafik 1 zeigt die Entwicklung der Nachfrage nach Unternehmenskrediten in Österreich und ihre Einflussfaktoren seit 2017 als kombiniertes Diagramm aus einer Linie und gestapelten Säulen. Die Linie stellt die Nachfrage dar, wobei die dazugehörige Skala von minus 100 bis plus 100 auf der linken y-Achse abgebildet ist. Die gestapelten Säulen stellen die Faktoren der Nachfrage dar, wobei die dazugehörige Skala von minus 300 bis plus 300 auf der rechten y-Achse abgebildet ist. Die Quartalsveränderungen werden als Nettoprozentsatz dargestellt. Positive Werte bezeichnen eine expansive Entwicklung (im Sinne eines Anstiegs der Nachfrage), negative Werte eine restriktive Entwicklung. Die Grafik veranschaulicht folgende Entwicklungen: 2017 und 2018 kam es zu einer Hochkonjunktur mit einer stark steigenden Kreditnachfrage. 2019 folgte eine abnehmende Konjunkturdynamik, und die Kreditnachfrage stieg nicht weiter an. Im Jahr darauf gab es einen hohen Bedarf an Überbrückungskrediten und Refinanzierungen infolge der COVID-19-Pandemie, wobei vor allem im zweiten Quartal 2020 ein deutlicher Rückgang der Nachfrage nach Investitionsfinanzierungen verzeichnet wurde. Vom vierten Quartal 2021 bis zum vierten Quartal 2022 nahm die Kreditnachfrage zur kurzfristigen Finanzierung von Lagerhaltung und Betriebsmitteln wieder deutlich zu. Seit Mitte 2022 kommt es zu einer konjunkturellen Eintrübung und einer rückläufigen Nachfrage nach Investitionsfinanzierungen. Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Grafik 2 zeigt die Entwicklung der Nachfrage nach Wohnbaukrediten in Österreich und ihre Einflussfaktoren seit 2017 als kombiniertes Diagramm aus einer Linie und gestapelten Säulen. Die Linie stellt die Nachfrage dar, wobei die dazugehörige Skala von minus 100 bis plus 100 auf der linken y-Achse abgebildet ist. Die gestapelten Säulen stellen die Faktoren der Nachfrage dar, wobei die dazugehörige Skala von minus 350 bis plus 350 auf der rechten y-Achse abgebildet ist. Die Quartalsveränderungen werden als Nettoprozentsatz dargestellt. Positive Werte bezeichnen eine expansive Entwicklung (im Sinne eines Anstiegs der Nachfrage), negative Werte eine restriktive Entwicklung. Zusätzlich enthält die Grafik die Entwicklung des Anteils der abgelehnten Anträge für Wohnbaukredite als Linie analog zur Darstellung der Entwicklung der Nachfrage. Allerdings bezeichnen positive Werte hier einen Anstieg der Ablehnungen, also eine restriktive Entwicklung. Die Grafik veranschaulicht bzw. erläutert folgende Entwicklungen, wobei der Zeitraum vor 2017 nicht grafisch abgebildet ist: Von 2012 bis zum zweiten Quartal 2022 gab es eine expansive Entwicklung der Nachfrage nach Wohnbaukrediten, die nur wenige Unterbrechungen aufwies. Auch die COVID-19-Pandemie und die diesbezüglichen Eindämmungsmaßnahmen ab März 2020 konnten die Nachfrageentwicklung nur kurz bremsen. Im dritten und vierten Quartal 2022 ist die Nachfrage aber jeweils stark gesunken, was einen deutlichen Bruch der langjährigen, expansiven Entwicklung darstellt. Im ersten Quartal 2023 ist sie abermals gesunken, jedoch moderater als zuvor. Im zweiten Quartal 2023 ist sie stagniert und im dritten Quartal 2023 wieder etwas gesunken. Gleichzeitig ist der Anteil der abgelehnten Kreditanträge im dritten Quartal 2022 deutlich gestiegen. In den Folgequartalen kam es zu weiteren leichten Anstiegen des Anteils abgelehnter Kreditanträge. Quelle: Oesterreichische Nationalbank.

Grafik 3 zeigt die Entwicklung der neu vereinbarten privaten Wohnbaukredite in Österreich und des Zinsniveaus seit 2009. Die Wohnbaukredite werden als Monatsvolumina in Millionen Euro auf der linken Achse bzw. als Säulen dargestellt. Die dazugehörige Skala geht von null bis plus 3000. Das Zinsniveau wird anhand des Drei-Monats-Euribor und anhand der Zinsen für neu vereinbarte Wohnbaukredite in Österreich dargestellt. Die Darstellung erfolgt als Monatsdurchschnitte von Tageswerten in Prozent auf der rechten Achse bzw. als Linien. Die dazugehörige Skala geht von minus eins bis plus fünf. Die Grafik veranschaulicht folgende Entwicklungen: Die neu vereinbarten Wohnbaukredite sind von 2009 bis Mitte 2023 tendenziell stark gestiegen, von etwa 500 Millionen Euro auf über 2500 Millionen Euro. Im August 2023 sind sie abrupt auf etwa 1300 Millionen Euro gefallen und seitdem tendenziell weiter gefallen. Im August 2023 betrug das Monatsvolumen etwa 800 Millionen Euro. Die Zinsen sind von 2009 bis Anfang 2022 tendenziell gefallen und waren über Jahre hinweg sehr niedrig. Der Euribor lag Anfang 2022 unter minus 0,5 Prozent, die Zinsen für neu vereinbarte Wohnbaukredite lagen bei ca. 1,2 Prozent. Danach sind die Zinsen kontinuierlich gestiegen. Im August 2023 lag der Euribor bei ca. 3,8 Prozent, die Zinsen für neu vereinbarte Wohnbaukredite lagen bei ca. 3,9 Prozent. Anmerkungen zu den Zeitreihen für Kredite und Kreditzinsen: Neu vereinbarte Euro-Wohnbaukredite in Österreich an inländische private Haushalte, ohne Neuverhandlungen bestehender Kredite. Zinsen für neu vereinbarte Euro-Wohnbaukredite in Österreich an private Haushalte im Euroraum, inklusive Neuverhandlungen bestehender Kredite. Datenverfügbarkeit als Grund für methodische Unterschiede bei den dargestellten Zeitreihen. Zeitpunkt der Kreditvereinbarung maßgeblich für die statistische Erfassung, nicht Zeitpunkt der Auszahlung des Kredits. Private Haushalte inklusive private Organisationen ohne Erwerbszweck. Quelle: Oesterreichische Nationalbank, Europäische Zentralbank, Macrobond.

Kasten 1

Die Zentralbanken des Euroraums – in Österreich die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) – führen gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank (EZB) seit Anfang 2003 viermal jährlich eine Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum durch, um ihren Informationsstand über das Kreditvergabeverhalten der Banken und das Kreditnachfrageverhalten von Unternehmen und privaten Haushalten zu verbessern. Dabei werden rund 160 führende Banken aus allen Ländern des Euroraums befragt, darunter acht Institute aus Österreich. Seit der Umfrage für das erste Quartal 2015 wird ein revidierter und erweiterter Fragebogen verwendet. Mit der Umfrage für das erste Quartal 2022 wurden einige der bestehenden Standardfragen erweitert.

Kreditrichtlinien sind die internen Kriterien (sowohl die schriftlich festgelegten als auch die ungeschriebenen), die bestimmen, unter welchen Voraussetzungen eine Bank Kredite vergeben möchte.

Kreditbedingungen sind die speziellen Verpflichtungen, auf die sich Kreditgeber und Kreditnehmer geeinigt haben (z. B. Margen, Nebenkosten, Sicherheitenerfordernisse usw.).

Kreditmargen sind Aufschläge auf relevante Referenzzinssätze bzw. die Differenzen zwischen Kreditzinssätzen und Refinanzierungszinssätzen. Im Rahmen der Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum wird bei einer Verringerung der Margen von einer Lockerung und bei einer Erhöhung der Margen von einer Verschärfung gesprochen. Eine Lockerung der Margen ist für Kreditnehmer positiv, schränkt aber unmittelbar die Ertragsmöglichkeiten der Banken als Kreditgeber ein.

Der Saldo aus positiven und negativen Antworten errechnet sich aus der Anzahl der Banken, die auf eine Frage in positiver Richtung antworten (z. B. Lockerung der Margen, Steigerung der Nachfrage) abzüglich der Anzahl der Banken, die auf eine Frage in negativer Richtung antworten (z. B. Verschärfung der Margen, Rückgang der Nachfrage). Die Bezeichnungen „positiv“ und „negativ“ dienen hier als Richtungsangabe und sind in diesem Zusammenhang als wertfrei zu verstehen.

Der Nettoprozentsatz ist der Saldo aus positiven und negativen Antworten im Verhältnis zur Anzahl der Antworten insgesamt. Wenn beispielsweise von acht antwortenden Banken zwei angeben, dass die Nachfrage nach Wohnbaukrediten gestiegen ist, eine angibt, dass die Nachfrage gesunken ist und die übrigen fünf angeben, dass die Nachfrage unverändert geblieben ist, dann ergibt sich ein Saldo von +1 bzw. ein Nettoprozentsatz von +12,5 (⅛). In diesem Beispiel gibt ein Überhang von nur einer Bank eine Nachfragesteigerung an – zu wenig, um daraus eine allgemeine Aussage abzuleiten. In einem solchen Fall muss von einer weitgehend unveränderten Situation ausgegangen werden.

Veröffentlichungshinweise: Die Berichte zur Umfrage über das Kreditgeschäft erscheinen ab Juli 2023 in der Publikationsreihe „OeNB Reports“. Davor sind sie in der OeNB-Publikation „Statistiken – Daten & Analysen“ erschienen. Links, weitere Informationen und Daten zu den Österreich-Ergebnissen finden sich unter https://www.oenb.at/Geldpolitik/Erhebungen/umfrage-ueber-das-kreditgeschaeft.html . Euroraum-Ergebnisse veröffentlicht die EZB ( https://www.ecb.europa.eu/stats/ecb_surveys/bank_lending_survey/html/index.en.html ).

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