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OeNB Report 2025/12: Gesunkene Zinsen lassen Nachfrage nach Wohnbaukrediten weiter steigen

Österreich-Ergebnisse der Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum (Bank Lending Survey – BLS), zweites Quartal 2025

Gerald Hubmann

Oesterreichische Nationalbank, Referat Konjunktur,

Highlights

  • Finanzierung von Wohnbau erleichtert: Durch die gesunkenen Zinsen sind Kredite günstiger geworden. Zusätzlich sind Kredite leistbarer geworden, weil die Realeinkommen der privaten Haushalte im letzten Jahr stark gestiegen sind. Daher nehmen die Finanzierungsanfragen für den privaten Wohnbau bei den Banken zu.

  • Unternehmen zögern bei Investitionen: Die österreichische Wirtschaft ist seit dem zweiten Halbjahr 2022 in einer Schwächephase. Unternehmen investieren weniger und fragen dementsprechend weniger Kredite nach. Die US-Zollpolitik hat die globalen Unsicherheiten verstärkt und hemmt derzeit eine Trendwende bei den Investitionen.

  • Über den Bank Lending Survey: Die OeNB führt vierteljährlich eine Umfrage unter den führenden heimischen Banken durch. Thematisiert werden vor allem Entwicklungen bei Angebot und Nachfrage im Kreditgeschäft der Banken mit Unternehmen und privaten Haushalten. Die aktuelle Umfrage wurde im Juni 2025 durchgeführt.

Abstract

Die gesunkenen Zinsen haben die Nachfrage nach privaten Wohnbaukrediten in Österreich in den ersten beiden Quartalen 2025 kräftig angeschoben. Auch für das dritte Quartal 2025 erwarten die im Rahmen des Bank Lending Survey befragten Banken einen erneuten Anstieg der Kreditnachfrage für den privaten Wohnbau.

Die Kreditnachfrage der österreichischen Unternehmen ist im zweiten Quartal 2025 hingegen abermals zurückgegangen. Sie sinkt bereits seit fast drei Jahren. Wesentlicher Grund dafür ist ein rückläufiger Finanzierungsbedarf für Anlageinvestitionen. Eine erhoffte Trendwende verzögert sich vor allem aufgrund der unberechenbaren US-Zollpolitik, die die globalen Unsicherheiten verstärkt und die Investitionstätigkeit der Unternehmen hemmt.

Weiterhin zeigt sich in den Umfrageergebnissen eine seit 2022 zunehmend angespannte Risikosituation. Die Banken haben daher ihre Angebotspolitik für Unternehmenskredite umfassend verschärft, am deutlichsten für Kredite an Immobilienunternehmen. Für Unternehmen ist es somit schwieriger geworden, Kredite aufzunehmen, weil Banken vermehrt Kreditanträge ablehnen und die Kreditkonditionen schlechter wurden.

Die Banken differenzieren ihre Angebotspolitik immer stärker nach der Klimanachhaltigkeit der Unternehmen. Nachfrageseitig hat der Finanzierungsbedarf der Unternehmen für Investitionen im Zusammenhang mit dem Klimawandel zugenommen.

Einleitung

Entwicklungen im Kreditgeschäft sind immer auch vor dem allgemeinen konjunkturellen Hintergrund zu beurteilen. Dieser ist aktuell von hoher Unsicherheit und globalen Verwerfungen geprägt. Die österreichische Wirtschaft befindet sich seit dem zweiten Halbjahr 2022 in einer Schwächephase. Im Jahr 2024 ist das österreichische BIP um 1 % gesunken, die Bruttoanlageinvestitionen um 2,1 %. Gemäß der Prognose der OeNB vom Juli 2025 wird sich die österreichische Wirtschaft auch dieses Jahr mit einem BIP-Plus von 0,2 % nur äußerst schwach entwickeln. Für die Bruttoanlageinvestitionen wird für 2025 ein weiterer Rückgang um 0,5 % prognostiziert. Die Investitionsschwäche zeigt sich auch direkt in den Umfrageergebnissen zum Kreditgeschäft mit Unternehmen (Kapitel 1). Eine wesentliche Wachstumsbremse für die weitere Konjunkturentwicklung ist die unberechenbare Zollpolitik der USA.

Dieser Bericht erläutert die aktuellen Österreich-Ergebnisse der Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum (Bank Lending Survey – BLS). 1

Kapitel 1 behandelt das Kreditgeschäft der Banken mit Unternehmen, Kapitel 2 das Kreditgeschäft mit privaten Haushalten. Kapitel 3 hat die Refinanzierungssituation der Banken zum Thema. In den Kapiteln 4 bis 6 geht es um die Auswirkungen der Kreditqualität, des Klimawandels und der Überschussliquidität der Banken auf das Kreditgeschäft.

Detaillierte Umfrageergebnisse sind den Tabellen 1 bis 3 sowie Tabelle 1.1 zu entnehmen. Die Grafiken 1 und 2 zeigen, wie sich die Nachfrage nach Unternehmenskrediten und privaten Wohnbaukrediten entwickelt und was sie beeinflusst hat. Grafik 3 zeigt die Entwicklung der Neuvergabe von Wohnbaukrediten gemäß Kreditstatistik sowie die Entwicklung des Zinsniveaus. In Kapitel 7 am Ende dieses Berichts enthält Kasten 1 Erläuterungen zum BLS und zu ausgewählten Fachbegriffen.

1 Kreditnachfrage von Unternehmen sinkt seit fast drei Jahren

Die Kreditnachfrage von Unternehmen ist im zweiten Quartal 2025 erneut gesunken (Tabelle 1) – entgegen den Erwartungen aus dem Vorquartal, die von einem leichten Anstieg der Nachfrage im zweiten Quartal 2025 ausgegangen waren. Das dürfte vor allem auf die Verwerfungen durch die US-Zollpolitik zurückzuführen sein, die sich erst nach dem Abschluss der Umfrage des letzten Quartals aufgetan haben. Gemäß den aktuellen Umfrageergebnissen wirken die globalen Unsicherheiten und Handelskonflikte dämpfend auf die Kreditnachfrage. Potenziell betroffene Unternehmen warten teilweise mit Investitionen (und ihrer Finanzierung) ab.

Bereits seit dem vierten Quartal 2022 zeigen die Umfrageergebnisse einen Rückgang der Kreditnachfrage von Unternehmen. 2 Über diesen Zeitraum betrachtet ist die anhaltende Nachfrageabschwächung bei den langfristigen Krediten am stärksten ausgeprägt – in diese Kategorie fallen schwerpunktmäßig Kredite zur Investitionsfinanzierung. In den ersten beiden Quartalen 2025 ging die Nachfrage nach kurzfristigen Krediten jedoch stärker zurück als jene nach langfristigen Krediten. Im zweiten Quartal 2025 kam es zudem zu einem auffälligen Unterschied hinsichtlich der Unternehmensgröße: Die Kreditnachfrage von großen Unternehmen war rückläufig, während jene von kleinen und mittleren Unternehmen unverändert blieb.

Trotz des neuerlichen, unerwarteten Nachfragerückgangs im zweiten Quartal 2025 sind die befragten Banken für die nähere Zukunft vorsichtig optimistisch. Für das dritte Quartal 2025 erwarten sie einen Anstieg der Nachfrage nach Unternehmenskrediten. Allerdings entwickelt sich diese schon seit dem vierten Quartal 2022 fast durchgehend schlechter als zuvor erwartet. Dabei waren die Erwartungen ohnehin meist sehr verhalten und haben bestenfalls eine weitgehend unveränderte Situation in Aussicht gestellt (mit Ausnahme der Erwartungen für das zweite Quartal 2025). Die negativen Überraschungen entsprechen sowohl der schon länger bestehenden Unsicherheit über die künftige Entwicklung der Weltwirtschaft als auch der hartnäckigen Konjunkturschwäche in Österreich (siehe Einleitung). Auch ein Blick über den BLS hinaus zeigt, dass positivere Erwartungen hinsichtlich der künftigen Wirtschaftsentwicklung zuletzt nicht eingetreten sind.

So mussten beispielsweise die Konjunkturprognosen wiederholt nach unten revidiert werden. In ihren aktuellen Prognosen vom Juni 2025 haben OeNB, WIFO und IHS die Einschätzungen für die österreichische Wirtschaftsentwicklung im Jahr 2025 allerdings geringfügig nach oben korrigiert. Dies lässt auf eine konjunkturelle Trendwende hoffen.

Den Umfrageergebnissen sind auch klare Gründe für den Abwärtstrend bei der Kreditnachfrage zu entnehmen: Seit dem zweiten Halbjahr 2022 bremst vor allem ein rückläufiger Finanzierungsbedarf für Anlageinvestitionen die Nachfrage nach Unternehmenskrediten (Grafik 1). Weiters wirkten vom vierten Quartal 2022 bis zum zweiten Quartal 2024 die gestiegenen Zinsen nachfragemindernd. Durch die EZB-Leitzinssenkungen ab Juni 2024 nimmt der restriktive Einfluss diesbezüglich ab Mitte 2024 aber wieder ab. Seit dem zweiten Quartal 2024 fällt eine geringer werdende Nachfrage nach Krediten zur Finanzierung von Lagerhaltung und Betriebsmitteln auf, die mit der Konjunkturschwäche zusammenhängen dürfte (verminderter operativer Finanzierungsbedarf, Abbau von Lagerbeständen, Optimierungsbemühungen im operativen Geschäft und seiner Finanzierung). Zudem nutzten Unternehmen zuletzt vermehrt alternative Finanzierungsquellen (z. B. Innenfinanzierung), was die Nachfrage nach Bankkrediten in den ersten beiden Quartalen 2025 etwas dämpfte.

Hier befindet sich Tabelle 1 mit dem Titel „Kredite oder Kreditrahmen für Unternehmen“. Für ausführliche barrierefreie Informationen zu dieser Grafik wenden Sie sich bitte direkt an den Autor: gerald.hubmann@oenb.at

Aus einer konjunkturellen Perspektive ergibt sich als wesentliche Aussage: Die Nachfrage nach Investitionsfinanzierungen sinkt seit dem zweiten Halbjahr 2022 durchgehend. Diese Entwicklung spiegelt sich in den entsprechenden Ergebnissen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung wider und untermauert die aktuellen Wirtschaftsprognosen (lange Konjunkturschwäche; siehe Einleitung).

Die Kreditangebotspolitik der Banken ist von Anfang 2022 bis zum ersten Quartal 2025 durchgehend restriktiver geworden (Kreditrichtlinien und Kreditbedingungen). Im vierten Quartal 2024 und im ersten Quartal 2025 kam es insbesondere zu auffälligen Verschärfungen diverser Kreditbedingungen: erhöhte Erfordernisse für Sicherheiten, strengere Zusatzvereinbarungen in Kreditverträgen (Covenants) und Beschränkungen bei der Höhe des Kredits oder des Kreditrahmens. Im zweiten Quartal 2025 schwächte sich diese Entwicklung ab, und es kam nur mehr zu leichten Erhöhungen der Margen für überdurchschnittlich riskante Kredite.

Gemäß den Umfrageergebnissen ist die zunehmend angespannte Risikosituation der Hauptgrund für die angebotsseitigen Verschärfungen seit Anfang 2022. Die Risikoeinschätzung durch die Banken ist ungünstiger geworden – hinsichtlich der allgemeinen Wirtschaftslage, der Geschäftslage und Kreditwürdigkeit der Unternehmen, sowie in geringerem Ausmaß hinsichtlich der Werthaltigkeit von Sicherheiten. Auch eine verminderte Risikotoleranz der Banken wurde wiederholt als Grund für Verschärfungen genannt – allerdings mit deutlich geringerem Einfluss als die Risikoeinschätzung.

Die globalen Unsicherheiten und Handelskonflikte haben derzeit nur geringe Auswirkungen auf die Angebotspolitik der Banken. Der Informationsaustausch zwischen den Banken und ihren Unternehmenskunden wurde intensiviert. Die Banken überprüfen ihre Kreditportfolios verstärkt hinsichtlich der Risiken, die sich aus den globalen Unsicherheiten und Handelskonflikten ergeben. Für potenziell betroffene Unternehmen und Branchen kann es zu zusätzlichen Angebotsverschärfungen kommen.

Als Ausnahme von der allgemeinen Verschärfung der Angebotspolitik kam es im vierten Quartal 2024 und in den ersten beiden Quartalen 2025 aber auch zu leichten Reduktionen bei den Kreditmargen für nicht überdurchschnittlich riskante Kredite. Das wurde vor allem mit einer Intensivierung des Wettbewerbs zwischen den Banken begründet – aber auch mit Verbesserungen bei der Liquidität der Banken und mit etwas besser gewordenen Konjunkturaussichten (Letzteres nur hinsichtlich der Margenreduktionen im zweiten Quartal 2025).

Die verschärfte Angebotspolitik bedeutet auch strengere Kreditvergabeentscheidungen der Banken und mehr abgelehnte Kreditanträge. Der Anteil abgelehnter Kreditanträge von Unternehmen ist von 2022 bis 2024 deutlich gestiegen – vor allem im Kreditgeschäft mit kleinen und mittleren Unternehmen, in geringerem Ausmaß im Kreditgeschäft mit großen Unternehmen. In den ersten beiden Quartalen 2025 blieb der Anteil abgelehnter Kreditanträge weitgehend unverändert auf einem im langfristigen Vergleich hohen Niveau.

Die Umfrage enthält halbjährlich Fragen zu Entwicklungen von Kreditangebot und Kreditnachfrage, gegliedert nach Wirtschaftssektoren . Auffällig in den Ergebnissen (Tabelle 1.1) sind vor allem deutliche und wiederholte Verschärfungen der Angebotspolitik der Banken (Kreditrichtlinien und Kreditbedingungen) für Immobilienunternehmen seit 2022. Die neuerlichen Verschärfungen im ersten Halbjahr 2025 fielen aber moderater aus als zuvor.

Die Kreditnachfrage ist im ersten Halbjahr 2025 vor allem seitens des verarbeitenden Gewerbes und der Immobilienwirtschaft gesunken.

Hier befindet sich Tabelle 1.1 mit dem Titel „Kredite oder Kreditrahmen für Unternehmen, gegliedert nach Wirtschaftssektoren“. Für ausführliche barrierefreie Informationen zu dieser Grafik wenden Sie sich bitte direkt an den Autor: gerald.hubmann@oenb.at

2 Deutliche Erholung der Nachfrage nach Wohnbaukrediten

Nach einem historischen Tief steigt die Nachfrage privater Haushalte nach Wohnbaukrediten seit dem ersten Halbjahr 2024 wieder (Tabelle 2). 2024 war der Anstieg noch moderat, in den ersten beiden Quartalen 2025 verstärkte er sich aber. Für das dritte Quartal 2025 erwarten die befragten Banken einen weiteren Anstieg der Kreditnachfrage.

Hauptgrund für diese Entwicklung sind die gesunkenen Zinsen (Grafik 2) – wesentlich bestimmt durch die Zinspolitik der EZB. Von Juni 2024 bis Juni 2025 hat die EZB ihren Leitzins schrittweise von 4 % auf 2 % gesenkt. Infolgedessen ist das Zinsniveau allgemein gesunken, und Kredite sind billiger geworden. Zusätzlich sind Kredite leistbarer geworden, weil die Realeinkommen der privaten Haushalte 2024 stark gestiegen sind. Die Finanzierung von privatem Wohnbau wurde wieder leichter möglich und entsprechende Finanzierungsanfragen bei den Banken nehmen zu.

Die Banken haben auch verbesserte Aussichten am Wohnimmobilienmarkt und die voraussichtliche Preisentwicklung für Wohneigentum als Begründung für den Anstieg der Nachfrage in den ersten beiden Quartalen 2025 genannt. Im zweiten Quartal 2025 wurde der Nachfrageaufschwung zudem vom allgemein gestiegenen Optimismus der Haushalte getragen, die sich um eine Wohnbaufinanzierung bemühen (Grafik 2, Konsument:innenvertrauen).

Rückblick auf die Jahre 2022 und 2023: Im zweiten Halbjahr 2022 kam es zu einem markanten Nachfrageeinbruch und anschließend zu einer weiter sinkenden Nachfrage bis zum vierten Quartal 2023. Auch damals waren Zinsänderungen wesentlich für die Entwicklung. Als Reaktion auf die hohe Inflation im Euroraum hat die EZB von Juli 2022 bis September 2023 ihren Leitzins schrittweise von –0,5 % auf 4 % erhöht. Dadurch stiegen die Zinsen für neue Wohnbaukredite spürbar an, Kredite wurden erheblich teurer.

Hier befindet sich Tabelle 2 mit dem Titel „Kredite an private Haushalte“. Für ausführliche barrierefreie Informationen zu dieser Grafik wenden Sie sich bitte direkt an den Autor: gerald.hubmann@oenb.at

Die befragten Banken beließen ihre Angebotspolitik für private Wohnbaukredite (Kreditrichtlinien, Kreditbedingungen inklusive Margen) im zweiten Quartal 2025 weitgehend unverändert. Die letzten deutlichen Änderungen der Angebotspolitik gab es im dritten Quartal 2022 – Verschärfungen aufgrund der Risikosituation und einer neuen Rechtslage für die Vergabe von Wohnbaukrediten („Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung“, KIM-V). Seitdem ist es in keinem Quartal zu ausgeprägten Anpassungen gekommen, aber immer wieder zu kleineren Änderungen – vor allem zu Lockerungen bei Kreditzinsen und bei Margen für nicht überdurchschnittlich riskante Kredite (Zinsen und Margen tendenziell gesunken). Die Lockerungen der Margen wurden von Banken vor allem mit der Wettbewerbssituation begründet.

Der Anteil abgelehnter Kreditanträge für private Wohnbaufinanzierungen liegt seit dem ersten Quartal 2024 weitgehend unverändert auf einem im langfristigen Vergleich hohen Niveau. Davor stieg er vom dritten Quartal 2022 bis zum vierten Quartal 2023 fast durchgängig.

Gründe für die Entwicklung der Ablehnungsrate werden im BLS nicht standardmäßig erhoben. Die erhöhte Ablehnungsrate lässt sich jedoch gut erklären – mit der verschärften Angebotspolitik ab dem dritten Quartal 2022 und dem damals herausfordernden Umfeld (Leistbarkeit, gestiegene Zinsen, Inflation, Unsicherheit).

Neben den Umfrageergebnissen zeigt auch ein Blick auf die Kreditstatistik starke Änderungen im Geschäft mit Wohnbaukrediten in Österreich. Die Vergabe neuer Wohnbaukredite 3 durch die Banken ist von Juli 2022 auf August 2022 um mehr als die Hälfte eingebrochen (von 2,7 Mrd EUR auf 1,3 Mrd EUR), in den Folgemonaten weiter gesunken und zeigte sich lange sehr schwach – mit Tiefstwerten von jeweils 0,7 Mrd EUR im Dezember 2023 und Jänner 2024. Der starke Einbruch ist auf die oben beschriebenen Gründe zurückzuführen, wobei er hauptsächlich nachfrageseitig bestimmt sein dürfte. Die von den Banken gemeldeten Rückgänge bei der Kreditnachfrage waren deutlich ausgeprägter als die gemeldeten angebotsseitigen Verschärfungen.

In den letzten Monaten hat sich die Neukreditvergabe deutlich erholt. Von Jänner bis Mai 2025 wurden durchschnittlich 1,3 Mrd EUR pro Monat an neuen Wohnbaukrediten vergeben. Das ist ein Zuwachs von 61 % gegenüber dem Durchschnittswert von Jänner bis Mai 2024, und ein Zuwachs von 40 % gegenüber dem Jahresdurchschnitt von 2024. Die derzeit von den Banken gemeldete zunehmende Nachfrage nach Wohnbaukrediten signalisiert einen weiteren Anstieg der Neukreditvergabe in den nächsten Monaten. Eine expansive Kreditentwicklung wie bis Mitte 2022 ist aber auf absehbare Zeit nicht zu erwarten. Diese war jahrelang durch äußerst niedrige Zinsen getrieben. 4 Mit der EZB-Zinswende ab Juli 2022 kehrte sich die Entwicklung abrupt um (siehe Grafik 3 zur langfristigen Entwicklung der Neuvergabe von Wohnbaukrediten und des Zinsniveaus in Österreich).

Bei Konsumkrediten und sonstigen Krediten kam es im zweiten Quartal 2025, wie auch in den Quartalen davor, sowohl angebots- als auch nachfrageseitig zu keinen nennenswerten Änderungen (Tabelle 2).

3 Refinanzierungssituation der Banken abermals verbessert

Die Refinanzierung der Banken über mittel- bis langfristige Anleihen hat sich in den ersten beiden Quartalen 2025 erneut verbessert (Tabelle 3). Bereits 2024 war es zu deutlichen Verbesserungen der Refinanzierungssituation der Banken gekommen – besonders hinsichtlich der mittel- bis langfristigen Anleihen und in geringerem Ausmaß am Geldmarkt. Für das dritte Quartal 2025 erwarten die befragten Banken eine weitgehend unveränderte Refinanzierungssituation.

Hier befindet sich Tabelle 3 mit dem Titel „Zugang der Banken zu ausgewählten Refinanzierungsquellen“. Für ausführliche barrierefreie Informationen zu dieser Grafik wenden Sie sich bitte direkt an den Autor: gerald.hubmann@oenb.at

4 Erhöhte Relevanz notleidender Kredite für die Kreditvergabepolitik der Banken gegenüber Unternehmen

Der BLS thematisiert regelmäßig die Auswirkungen von notleidenden Krediten bzw. der Kreditqualität auf die Vergabepolitik der Banken (seit 2025 vierteljährlich, davor halbjährlich).

Gemäß den Angaben der Banken führten notleidende Kredite über Jahre hinweg bis Mitte 2023 nur vereinzelt zu Verschärfungen ihrer Kreditvergabepolitik. Wie die Umfrageergebnisse zeigen, kam es jedoch vom zweiten Halbjahr 2023 bis zum ersten Quartal 2025 aufgrund nachlassender Kreditqualität zu Verschärfungen von Kreditrichtlinien und Kreditbedingungen im Unternehmenskundengeschäft der Banken. Die Banken begründeten das hauptsächlich mit der Risikosituation. Im zweiten Quartal 2025 gab es diesbezüglich keine nennenswerten Änderungen.

Für nähere Informationen zu notleidenden Krediten und anderen für die Finanzmarktstabilität relevanten Entwicklungen siehe die halbjährlichen Finanzmarktstabilitätsberichte der OeNB .

5 Folgen des Klimawandels wirken sich zunehmend auf das Kreditgeschäft aus

In der aktuellen Umfragerunde wurden die Banken zum dritten Mal (erstmalige Thematisierung vor zwei Jahren) zu den Auswirkungen des Klimawandels auf das Kreditgeschäft mit Unternehmen befragt – und erstmalig zu den Auswirkungen des Klimawandels auf das Geschäft mit privaten Wohnbaukrediten.

Die Umfrageergebnisse zeigen eine zunehmende Differenzierung der Angebotspolitik der Banken (Kreditrichtlinien, Kreditbedingungen) nach der Klimanachhaltigkeit der Unternehmen . Seit Mitte 2022 (Beginn des in der Umfrage erfassten Zeitraums) hat der Klimawandel vor allem zu fortschreitenden Verschärfungen beim Kreditangebot für Unternehmen geführt, die in hohem Maße zum Klimawandel beitragen. Im Ausblick auf das nächste Jahr (Mitte 2025 bis Mitte 2026) gehen die befragten Banken von weiteren Verschärfungen für diese Unternehmen aus. Für „grüne“ Unternehmen, die nicht oder kaum zum Klimawandel beitragen, ist es seit Mitte 2022 hingegen zu Lockerungen gekommen. Für das nächste Jahr werden aber kaum noch weitere diesbezügliche Lockerungen erwartet. Der wesentliche Grund dieser Entwicklungen ist die Risikosituation.

Der Klimawandel und seine Folgen beeinflussen die wirtschaftliche Lage und die Kreditwürdigkeit der Unternehmen, und sie verursachen physische Risiken, die den Wert der Unternehmensaktiva beeinflussen können.

Nachfrageseitig hat der Finanzierungsbedarf der Unternehmen für Investitionen und Umstrukturierungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel seit Mitte 2022 zugenommen (z. B. Transition zu einer „grüneren“ Leistungserstellung oder Absicherung gegen physische Risiken des Klimawandels). Auch günstigere Kreditzinssätze für die Finanzierung „grüner“ Projekte haben die entsprechende Kreditnachfrage zuletzt angeregt. Im Gegensatz dazu haben Unsicherheiten über die künftige klimabezogene Regulierung die Kreditnachfrage im letzten Jahr gedämpft. Diese Trends und Wirkungszusammenhänge sollen auch im kommenden Jahr weiterbestehen.

Die Umfrageergebnisse zeigen, dass Investitionen in die Energieeffizienz von Gebäuden ein häufiger werdender Grund für die Nachfrage nach privaten Wohnbaukrediten sind – auch unterstützt durch öffentliche Fördermaßnahmen. Eine Differenzierung der Angebotspolitik (Kreditrichtlinien, Kreditbedingungen) nach der Energieeffizienz der Gebäude gab es im letzten Jahr (Mitte 2024 bis Mitte 2025) bei privaten Wohnbaukrediten kaum.

6 Keine Auswirkungen der Überschussliquidität der Banken auf das Kreditgeschäft

In der aktuellen Umfrage wurden auch die Auswirkungen der beim Eurosystem gehaltenen Überschussliquidität der Banken auf Kreditrichtlinien, Kreditbedingungen und Kreditvolumen thematisiert (Fragestellung in halbjährlicher Frequenz). Mit Überschussliquidität sind die Guthaben der Geschäftsbanken auf Girokonten beim Eurosystem oder in der Einlagefazilität gemeint, die über die Mindestreserven (Pflichteinlagen der Geschäftsbanken beim Eurosystem) hinausgehen. Die Guthaben der österreichischen Geschäftsbanken beim Eurosystem betrugen Anfang Juli 2025 ca. 76 Mrd EUR, ihr Mindestreserve-Soll knapp 5 Mrd EUR (Quelle: OeNB).

Für 2024 und das erste Halbjahr 2025 meldeten die Banken kaum Auswirkungen der gehaltenen Überschussliquidität auf Kreditrichtlinien, Kreditbedingungen und Kreditvolumen. Auch für das zweite Halbjahr 2025 werden keine Auswirkungen erwartet.

Hier befindet sich Grafik 1 mit dem Titel „Entwicklung der Nachfrage nach Unternehmenskrediten in Österreich und ihre Einflussfaktoren“. Für ausführliche barrierefreie Informationen zu dieser Grafik wenden Sie sich bitte direkt an den Autor: gerald.hubmann@oenb.at

Hier befindet sich Grafik 2 mit dem Titel „Entwicklung der Nachfrage nach Wohnbaukrediten in Österreich und ihre Einflussfaktoren“. Für ausführliche barrierefreie Informationen zu dieser Grafik wenden Sie sich bitte direkt an den Autor: gerald.hubmann@oenb.at

Hier befindet sich Grafik 3 mit dem Titel „Neu vereinbarte Wohnbaukredite in Österreich und Zinsniveau“. Für ausführliche barrierefreie Informationen zu dieser Grafik wenden Sie sich bitte direkt an den Autor: gerald.hubmann@oenb.at

7 Erläuterungen zur Umfrage

Kasten 1

Zentralbanken des Euroraums – in Österreich die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) – führen gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank (EZB) seit Anfang 2003 viermal jährlich eine Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum (Bank Lending Survey – BLS) durch, um ihren Informationsstand über das Kreditvergabeverhalten der Banken und das Kreditnachfrageverhalten von Unternehmen und privaten Haushalten zu verbessern. Dabei werden rund 160 führende Banken aus allen Ländern des Euroraums befragt, darunter acht Institute aus Österreich. Dieser Bericht bezieht sich auf die Angaben dieser acht Institute. Seit der Umfrage für das erste Quartal 2015 wird ein revidierter und erweiterter Fragebogen verwendet. Mit den Umfragen für das erste Quartal 2022 und das erste Quartal 2024 wurden einige der bestehenden Standardfragen erweitert.

Kreditrichtlinien sind die bankinternen Kriterien (sowohl die schriftlich festgelegten als auch die ungeschriebenen), die bestimmen, unter welchen Voraussetzungen eine Bank Kredite vergeben möchte.

Kreditbedingungen sind die speziellen Verpflichtungen, auf die sich Kreditgeber und Kreditnehmer einigen (z. B. Zinssätze, Margen, Nebenkosten, Sicherheitenerfordernisse usw.). Seit der Umfrage für das erste Quartal 2024 werden Zinssätze als Teil der Kreditbedingungen erfasst. Seitdem sind die Kreditbedingungen daher breiter definiert.

Kreditmargen sind Aufschläge auf relevante Referenzzinssätze bzw. die Differenzen zwischen Kreditzinssätzen und Refinanzierungszinssätzen. Im Rahmen des BLS wird bei einer Verringerung der Margen von einer Lockerung und bei einer Erhöhung der Margen von einer Verschärfung gesprochen. Eine Lockerung der Margen ist für Kreditnehmer positiv, schränkt aber unmittelbar die Ertragsmöglichkeiten der Banken als Kreditgeber ein.

Der Saldo aus positiven und negativen Antworten errechnet sich aus der Anzahl der Banken, die auf eine Frage in positiver Richtung antworten (z. B. Lockerung der Margen, Steigerung der Nachfrage) abzüglich der Anzahl der Banken, die auf eine Frage in negativer Richtung antworten (z. B. Verschärfung der Margen, Rückgang der Nachfrage). Die Bezeichnungen „positiv“ und „negativ“ dienen hier als Richtungsangabe und sind in diesem Zusammenhang als wertfrei zu verstehen.

Der Nettoprozentsatz ist der Saldo aus positiven und negativen Antworten im Verhältnis zur Anzahl der Antworten insgesamt. Wenn z. B. von acht antwortenden Banken zwei angeben, dass die Nachfrage nach Wohnbaukrediten gestiegen ist, eine angibt, dass die Nachfrage gesunken ist, und die übrigen fünf angeben, dass die Nachfrage unverändert geblieben ist, dann ergibt sich ein Saldo von +1 bzw. ein Nettoprozentsatz von +12,5. In diesem Beispiel gibt ein Überhang von nur einer Bank eine Nachfragesteigerung an – zu wenig, um daraus eine allgemeine Aussage abzuleiten. In einem solchen Fall muss von einer weitgehend unveränderten Situation ausgegangen werden.

Veröffentlichungshinweise: Die Berichte der OeNB zur Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum (Bank Lending Survey – BLS) erscheinen seit Juli 2023 in der Publikationsreihe „ OeNB Reports “. Davor erschienen sie in der OeNB-Publikation „ Statistiken – Daten & Analysen “. Links, weitere Informationen und Daten zu den Österreich-Ergebnissen sind auf der OeNB-Website zu finden. Euroraum-Ergebnisse veröffentlicht die EZB.


  1. Das Eurosystem, bestehend aus der Europäischen Zentralbank (EZB) und den nationalen Zentralbanken der Länder des Euroraums (in Österreich die OeNB), führt jedes Quartal eine Umfrage durch, um Informationen über Angebot und Nachfrage im Kreditgeschäft der Banken mit Unternehmen und privaten Haushalten zu erheben. Befragt werden dabei leitende Kreditmanager:innen großer Banken im Euroraum. Methodisch ist die Umfrage eine qualitative Erhebung. Die Antworten werden auf einer Ordinalskala erfasst. Die Fragen beziehen sich auf Veränderungen zur Vorperiode und die Gründe dafür. Die diesem Bericht zugrunde liegende Umfrage wurde im Juni 2025 durchgeführt. Redaktionsschluss für sonstige Daten: 4. Juli 2025. ↩︎

  2. Der Nachfragerückgang im dritten Quartal 2023 sticht im langfristigen Vergleich seit Bestehen des BLS – die erste Umfrage bezog sich auf das vierte Quartal 2002 – besonders hervor, etwas geringer jener im zweiten Quartal 2024. Ähnlich deutliche punktuelle Nachfragerückgänge wurden bisher nur für das vierte Quartal 2008 bzw. das erste Quartal 2009 (im Zuge der globalen Finanzkrise) und für das dritte Quartal 2012 (im Zuge der Staatsschuldenkrise) berichtet. ↩︎

  3. Echte Neukreditvergabe ohne neuverhandelte Kredite österreichischer Banken an inländische private Haushalte; Quelle: OeNB. ↩︎

  4. In der Umfrage wurde das allgemeine Zinsniveau vom ersten Quartal 2015 bis zum zweiten Quartal 2022 als mit Abstand häufigster Grund für die gestiegene Nachfrage nach privaten Wohnbaukrediten genannt. Davor wurde das allgemeine Zinsniveau im BLS nicht standardmäßig als Einflussfaktor der Nachfrage erhoben. ↩︎

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