Franz Bartsch

Gegner des Nationalsozialismus und Generaldirektor der OeNB nach dem Zweiten Weltkrieg

Geboren 16.03.1879 (Ort unbekannt), gestorben 13.10.1965 (vermutlich in Wien)

Franz Bartsch
Franz Bartsch

Über das Leben von Franz Bartsch, der bereits in der Zwischenkriegszeit Mitglied des Direktoriums und in den Jahren der alliierten Besatzung Generaldirektor der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) war, wissen wir derzeit mangels verfügbarer Quellen nur wenig. Vor einigen Jahren hatte sich jedoch im Verlauf der Aufarbeitung der Notenbankgeschichte zur Zeit des Dritten Reichs herausgestellt, dass er zu den Opfern politischer Verfolgung durch das NS-Regime zählt.

Bartsch promovierte, vermutlich zum Dr. jur., und schlug noch in der österreichisch-ungarischen Monarchie eine Beamtenlaufbahn ein. Als Ministerialrat im Finanzministerium der jungen Republik wurde er 1921 zum zweiten Stellvertreter des Staatskommissärs bei der bereits liquidierenden Oesterreichisch-ungarischen Bank ernannt.

Politisch dem christlich-sozialen Lager zugehörig, fungierte er unmittelbar ab ihrer Gründung 1922 bis 1929 als Direktor der OeNB. 1929 rückte er zum Generaldirektor-Stellvertreter auf und war bis 1938 auch Personalchef der OeNB. Während in dieser Zeit die Nationalsozialisten innerhalb der Belegschaft der OeNB immer stärkeren Zulauf bekamen, galt Bartsch als einer der schärfsten Gegner dieser Bewegung.

Beschuldigt seiner „klerikalen Einstellung“, der „Stellungnahme gegen die Nationalsozialisten“ sowie des „Eintretens für ein selbständiges Österreich“ wurde er gleich nach dem Anschluss Österreichs an Hitlerdeutschland am 14. März 1938 verhaftet. Daraufhin musste er drei Monate Polizeiarrest in Wien erdulden, ehe er in das Konzentrationslager (KZ) Dachau eingeliefert wurde, wo er bis 11. Oktober dieses Jahres in „Schutzhaft“ verblieb. Auch nach seiner Haftentlassung blieb Bartsch erheblichen Diskriminierungen und Entbehrungen ausgesetzt, zumal er im Jänner 1939 ohne Abfertigung und Pensionsanspruch fristlos entlassen wurde.

Trotz seiner leidvollen Erfahrungen körperlich und seelisch ungebrochen, wurde er nach der Wiedererrichtung der OeNB 1945 zu deren Generaldirektor ernannt und übte dieses Amt bis zu seiner Pensionierung 1956 aus.