Ein Herz für die Steiermark

Empfehlungsschreiben von Erzherzog Johann für einen jungen Steirer, 2. September 1820

Für Erzherzog Johann, den Bruder des Kaisers Franz II./I., wurde die Steiermark zur Erfüllung seines Lebensinhaltes. Nicht nur fand er in der Postmeisterstocher Anna Plochl die Liebe seines Lebens, sondern förderte nachhaltig die dortige Wirtschaft und den Wohlstand der Menschen. In die Steiermark investierte er sein Vermögen und sein Wissen. Fernab vom kaiserlichen und politischen Leben erlangte er hier besondere Beliebtheit in der Bevölkerung.   

Und er setzte sich für die einfachen Menschen ein - wenn er es für notwendig hielt, schrieb er dazu auch den Gouverneur der Nationalbank in Wien an. Solch eine Unterstützung wurde dem jungen Steirer Vincenz Huber zuteil, für den Erzherzog Johann am 2. September 1820 eine Beamtenstelle, oder zumindest eine unentgeltliche Praktikantenstelle erbat. Er wollte diesem „rechtlichen und thätigen Mannwenigstens die Bahn für die Zukunft, und den Weg zur späteren wirklichen Anstellung eröffnen“. Erzherzog Johann legte dem Gouverneur der Notenbank, Graf Dietrichstein, die „vortheilhaften Zeugnisse“ des jungen Mannes bei und betonte, dass ihm an der Erfüllung seines Anliegens „wirklich viel gelegen“ sei. Um den Gedanken an eine Ablehnung gar nicht erst aufkommen zu lassen, fügte er hinzu: „In der sicheren Erwartung, dass Sie diesen meinem Wunsche entsprechen werden, erstatte Ich Ihnen im Voraus meinen Dank“.

Graf Dietrichstein missfiel dieses forsche Vorgehen und wollte sich auch nicht unter Druck setzen lassen. Zudem hatte sich der Bruder des Kaisers wegen seines Engagements für die Steiermark in Wien nicht nur Freunde gemacht. Widerstrebend gewährte der Notenbankchef nur den Wunsch nach einer unbezahlten Praktikantenstelle – der junge Steirer sollte sich erst bewähren, bevor er eine bezahlte Anstellung erhalten sollte.      

Der Bankdirektion gab Graf Dietrichstein schließlich am 7. September 1820 folgende Anweisung: 
Da Ihre Kaiserliche Hoheit – wie aus dem Schlusse des höchsten Handschreibens vorzüglich erhellend, – auf die Berücksichtigung dieser Ihrer Fürsprache mit solcher Zuversicht rechnen, dass höchstdieselben diesfalls schon zum Voraus Ihren Dank aussprechen, so habe ich, da sich wohl unmöglich etwas anders thun ließe, Vor der Hand Ihre Kaiserl. Hoheit die Erklärung abgegeben, dass es zwar nicht thunlich sey, seinem Empfohlenen eine besoldete Stelle zu verleihen, solle er aber einstweilen als Practikant angestellt werden.“

Ob Vincenz Huber tatsächlich eine langfristige Anstellung bekam, lässt sich leider aufgrund der aktuellen Homeoffice-Situation des Archivs nicht eruieren. Wir ergänzen diesen Punkt sehr gerne zu einem späteren Zeitpunkt.