Giuseppe Guarneri

1666–1740

Giuseppe, der jüngere Sohn Andrea Guarneris, war nicht nur als Musiker, sondern auch als Geigenbauer in Cremona tätig. Die Ausbildung hat er in der väterlichen Werkstatt erhalten, weshalb bei Instrumenten aus den 1680er Jahren, die den Zettel Andrea Guarneris tragen, seine Handschrift erkennbar ist. Instrumente mit eigenem Zettel finden sich erst nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1698. Sie tragen den Zusatz „filius Andreæ“ („Andreas Sohn“), ein Beiname, der bis heute gebräuchlich ist. Zwar erbte Giuseppe die Werkstatt des Vaters und die Casa Guarneri, in der er und seine Familie auch noch nach der Heirat mit Barbara Franchi im Jahr 1690 lebte, jedoch musste er weitere Erben auszahlen. Die dadurch entstandenen Schulden belasteten ihn bis an sein Lebensende. Möglicherweise verhinderten auch die politischen Umstände sein geschäftliches Fortkommen, da im Zuge des Spanischen Erbfolgekriegs Mailand und die umliegenden Städte besetzt wurden, und 1707 die Region an Österreich fiel. Auch Cremona war von dieser Krise stark betroffen, was mit dem starken Nachlassen von Giuseppes Schaffen ab den 1720er Jahren im Zusammenhang stehen könnte. Inzwischen waren seine beiden Söhne zu eigenständigen Geigenbauern herangereift. Nachdem Pietro (geboren 1695) Cremona verlassen hatte, gibt es Belege dafür, dass er ab 1717/18 in Venedig lebte. Sein jüngerer Bruder Bartolomeo Giuseppe (geboren 1698) arbeitete zunächst gemeinsam mit seinem Vater Giuseppe und sollte später die Casa Guarneri übernehmen. Ein weiterer Grund für das Nachlassen von Giuseppes Schaffenskraft geht möglicherweise auch auf gesundheitliche Probleme zurück, da er 1730 in ein Krankenhaus eingeliefert wurde. Aus den Jahren danach existieren mehrere Geigen, die von seinem Sohn Bartolomeo Giuseppe gebaut wurden, deren Schnecken jedoch von ihm selbst stammten. Möglicherweise arbeitete er in eingeschränktem Maß seinem Sohn zu. Giuseppe Guarneri starb Anfang des Jahres 1740.