Pierre Silvestre

1801–1859

Pierre Silvestre wurde in Sommervillers, unweit von Nancy, geboren. Das in der Nähe gelegene Mirecourt, wo Silvestre seine Ausbildung erhielt, war seit dem 17. Jahrhundert ein florierendes Geigenbauzentrum. Nach der Lehre übersiedelte Silvestre nach Paris, um zunächst bei Nicolas Lupot (1758–1824) und anschließend bei Charles François Gand (1787–1845) zu arbeiten. 1829 eröffnete er seine eigene Werkstätte in Lyon. Auch sein jüngerer Bruder Hippolyte Silvestre (1808–1879) wurde Geigenbauer und arbeitete bei Jean-Baptiste Vuillaume (1798–1875), bevor er sich ebenfalls in Lyon niederließ. Ab 1831 betrieben die Brüder gemeinsam eine Werkstatt. Die in dieser Zeit entstandenen Instrumente zählen zu den besten, die damals in Frankreich gebaut worden sind. Hippolyte zog sich 1848 aus dem Betrieb zurück, während Pierre bis zu seinem Tod die Firma allein weiterführte. Ab 1859 kehrte Hippolyte für kurze Zeit ins Geschäft zurück, um die Übergabe an seinen Neffen Hippolyte Chrétien (1845–1913) vorzubereiten. Dieser hatte den Geigenbau ebenfalls in Mirecourt erlernt und konnte die Werkstätte 1865 übernehmen. Ab 1884 verlegte er den Betrieb nach Paris, wo die Firma unter dem Namen Silvestre & Maucotel bis ins 20. Jahrhundert existierte.

Die in der französischen Tradition gebauten Streichinstrumente unterscheiden sich in baulichen Details geringfügig von italienischen Instrumenten. Anders als in Cremona wurden hier die Korpusse in einer Außenform und nicht über ein Formbrett gebaut. Trotzdem diente den Brüdern Silvestre in stilistischer Hinsicht vor allem Stradivari als Vorbild. Sowohl die Wölbung als auch der Schnitt der F-Löcher ist an den Instrumenten aus dessen „Goldener Periode“ orientiert. Seltener finden sich Instrumente, die Stilelemente von Guarneri del Gesù aufweisen. Charakteristisch ist der intensive, rot-braune Lack.