Zehnte Verleihung des Klaus-Liebscher-Preises

(, Wien)

Höchste OeNB-Auszeichnung geht an ökonomischen Nachwuchs für Arbeiten zur europäischen Integration

Im Rahmen der 42. Volkswirtschaftlichen Tagung der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) überreichte OeNB-Präsident Dkfm. Dr. Claus J. Raidl den heute zum zehnten Mal vergebenen Klaus-Liebscher-Preis.

Aus vielen hochwertigen Einreichungen wurden dieses Jahr zwei Studien von hoher wissenschaftlicher Qualität und wirtschaftspolitischer Aktualität ausgewählt: „Systemic Sovereign Risk: Macroeconomic Implications in the Euro Area“ von Saleem Abubakr Bahaj, Universität Cambridge und „Information Frictions and the Law of One Price: „When the States and the Kingdom became United“ von Claudia Steinwender, einer an der London School of Economics tätigen österreichischen Ökonomin.

Saleem A. Bahaj greift in seiner Arbeit „Systemic Sovereign Risk: Macroeconomic Implications in the Euro Area“ jene Frage auf, die am Höhepunkt der europäischen Staatsschuldenkrise heftig und teilweise emotional debattiert wurde: Ist der Anstieg der Refinanzierungskosten eines Staates einfach ein vorauseilendes Signal des Kapitalmarktes, das eine Verschlechterung der makroökonomischen Bedingungen dieses Staates korrekt antizipiert? Oder ist es vielleicht umgekehrt so, dass die Refinanzierungskosten aus Gründen steigen, die mit den lokalen makroökonomischen Bedingungen gar nichts zu tun haben, aber in der Folge die Verschlechterung dieser Bedingungen und der öffentlichen Verschuldungssituation erst herbeiführen? Bahajs Antwort: Etwa die Hälfte der Veränderungen der Refinanzierungskosten eines Landes werden durch Faktoren erklärt, die mit der makroökonomischen Entwicklung im Land selbst nicht direkt etwas zu tun haben.

Claudia Steinwender greift in ihrer Arbeit eine alte Frage der Außenhandelstheorie wieder auf, deren korrekte Beantwortung wichtige Konsequenzen für die Bewertung des sozialen Nutzens neuer Informationstechnologien hat: Führt die technologische Beschleunigung von Informationsflüssen zur Verbesserung in der Qualität von Preissignalen? Ihre Antwort gewinnt sie aus der statistischen Auswertung eines historischen Ereignisses aus dem 19. Jahrhundert, der Errichtung der transatlantischen Telegrafenverbindung. Anhand der Analyse von Baumwollpreisen in New York und Liverpool vor und nach der Errichtung dieser Verbindung kann Steinwender zeigen, dass es zu einer Steigerung der Qualität von Preissignalen kam, die zu einer bedeutenden Verbesserung der Situation von Konsumenten und Produzenten führte.

Über den Klaus-Liebscher-Preis

Der Klaus-Liebscher-Preis wurde 2005 anlässlich des 65. Geburtstages des damaligen OeNB-Gouverneurs Dr. Klaus Liebscher in Anerkennung seiner Leistungen für Österreichs Teilnahme an der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion und für die europäische Integration eingerichtet und wird seitdem jährlich vergeben. Es werden maximal zwei Arbeiten mit jeweils EUR 10.000 ausgezeichnet, die von jungen Ökonominnen und Ökonomen aus EU-Mitglieds- oder EU-Kandidatenländern verfasst wurden und die sich in hervorragender wissenschaftlicher Weise mit Themen der europäischen Integration und der Wirtschafts- und Währungsunion auseinandersetzen. Der Klaus-Liebscher-Preis ist die höchste wissenschaftliche Auszeichnung, die die Oesterreichische Nationalbank zu vergeben hat.