OeNB-Gewinn steigt auf 341 Mio EUR – zweitbestes Ergebnis seit 2006

(, Wien)

Oesterreichische Nationalbank beschließt Goldlagerstellenkonzept 2020

„Im Jahr 2014 hat die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und insbesondere des sehr niedrigen Zinsniveaus wiederum ein beachtliches Betriebsergebnis erwirtschaftet“, merkte Präsident Dr. Claus J. Raidl bei der Pressekonferenz zur Generalversammlung, zum Geschäftsbericht und zur Jahresbilanz der OeNB einleitend an. Mit 811 Mio EUR konnte das erwirtschaftete Ergebnis des Vorjahres um fast ein Viertel übertroffen werden. Nach der Zuführung zur Risikorückstellung in der Höhe von 325 Mio EUR und Abschreibungen auf Fremdwährungen und Wertpapiere von zusammen 145 Mio EUR beläuft sich das geschäftliche Ergebnis 2014 auf 341 Mio EUR. Dieses lag um
14 % oder rund 42 Mio EUR über dem des Jahres 2013 und stellt damit nach 2012 das zweitbeste Ergebnis seit 2006 dar.

„Der Bund erhält vom geschäftlichen Ergebnis 315 Mio EUR (2013: 256 Mio EUR), wovon 85 Mio EUR auf die Körperschaftsteuer und 230 Mio EUR auf den 90%igen Gewinnanteil des Bundes entfallen“, führt Gouverneur Univ.-Prof. Dr. Ewald Nowotny weiter aus. „In den letzten zehn Jahren hat der Bund somit 2,6 Mrd EUR an Gewinnanteil und Körperschaftssteuer von der OeNB erhalten“.

Bedingt durch das sehr niedrige Zinsniveau blieb das Nettozinsergebnis im Jahr 2014 mit rund 778 Mio EUR um 7 % unter dem Vorjahresniveau. Demgegenüber haben die Erträge aus Beteiligungen infolge eines Sondereffekts stark zugenommen. Im Jahresabschluss 2014 sind Dividenden für 2013 (67,7 Mio EUR) und für 2014 (184,8 Mio EUR) der Münze Österreich AG enthalten, da es im Geschäftsjahr 2014 aufgrund einer Änderung des Scheidemünzengesetzes 1988 erstmals zu einer phasenkongruenten Aktivierung der Dividende gekommen ist.

Inklusive der im Jahr 2014 erwähnten Dotierung der Risikorückstellung hat die OeNB seit 2006 3,2 Mrd EUR an Risikorückstellungen aufgebaut. Die gesamten Risikovorsorgen (inklusive Mittel zur Verlustabdeckung) liegen bei 6,7 Mrd EUR.

Der Bilanzgewinn beträgt im Jahr 2014 25,6 Mio EUR. Laut heutigem Beschluss der Generalversammlung werden davon 1,2 Mio EUR für die Ausschüttung einer 10%igen Höchstdividende auf das Grundkapital von 12 Mio EUR an den Alleineigentümer Bund und 10 Mio EUR als Zuweisung von Fördermitteln an den OeNB-Jubiläumsfonds zur Förderung der Forschungs- und Lehraufgaben der Wissenschaft verwendet.
Die verbleibenden 14,4 Mio EUR werden der Gewinnglättungsrücklage zugeführt.

Die Personalaufwendungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Aktivstand stiegen im Jahr 2014 trotz des weiteren Ausbaus der Bankenaufsicht nur leicht auf 139 Mio EUR (2013: 136 Mio EUR). Die Zunahme resultiert auch aus den kollektivvertraglichen Valorisierungen und Erhöhungen der gesetzlichen Sozialaufwendungen. Bedingt durch die neuen Aufgaben im Rahmen der europäischen Bankenaufsicht  wurde das Personal in diesem Bereich weiter aufgestockt. Die diesbezüglichen Aufwendungen erhöhten sich auf 25,3 Mio EUR (2013: 24,5 Mio EUR), wobei sich die gedeckelte Refundierung der Finanzmarktaufsicht (FMA) gemäß § 19 (5a) des Finanzmarktaufsichts­behördengesetzes (FMABG) seit 2011 unverändert auf
8 Mio EUR pro Jahr beläuft. Die gesamten Mitarbeiterressourcen (Teilzeitkräfte sind anteilsmäßig inkludiert) der OeNB beliefen sich Ende 2014 auf 1.084 (2013: 1.089).

Die Sachaufwendungen lagen im Jahr 2014 mit knapp 84 Mio EUR um 2,8 % etwas über dem Vorjahreswert, wobei insbesondere der Aufbau des Einheitlichen Aufsichtsmechanismus (Single Supervisory Mechanism, SSM) die Kostenerhöhung verursacht hat.

Die Nettowährungsposition der OeNB erhöhte sich 2014 auf 18,5 Mrd EUR (2013: 13,4 Mrd EUR). Dabei wirkten sich buchmäßige Kursgewinne bei der Bewertung von Gold mit 1,0 Mrd EUR aus, die sich nicht in der Gewinn- und Verlustrechnung niederschlagen. Von der Nettowährungsposition entfallen 8,9 Mrd EUR auf Goldbestände.

OeNB beschließt Goldlagerstellenkonzept 2020

Die von der OeNB gehaltenen Goldreserven betragen 280 Tonnen (Stand Mai 2015). Dieser Bestand ist seit 2007 unverändert. Die Goldreserven stehen im Eigentum der OeNB und werden mit größter Sorgfalt gehalten und verwaltet. Gemäß dem aktuellen Lagerstellenkonzept hält die OeNB derzeit 17 % ihrer Goldbestände in Österreich, 80 % im Vereinigten Königreich und 3 % in der Schweiz.

Gemäß der tourlichen Evaluierung der OeNB-Goldstrategie und des Lagerstellenkonzepts und unter Berücksichtigung der Empfehlungen des österreichischen Rechnungshofes hat das OeNB-Direktorium kürzlich die Goldstrategie und das Lagerstellenkonzept 2020 beschlossen. Dieses Konzept sieht vor:

  • Bis zum Jahr 2020 sollen 50 % des Goldbestandes in Österreich (OeNB und Münze Österreich AG), 30 % in London und 20 % in der Schweiz gelagert werden.
  • Die Anpassung an die Zielstruktur erfolgt schrittweise ab Jahresmitte 2015 basierend auf den sicherheits- und transporttechnischen Voraussetzungen.
  • Im Jahr 2019 erfolgen neuerlich eine umfassende Evaluierung und gegebenenfalls eine Adaptierung des Lagerstellenkonzeptes.
  • Über die erreichten Fortschritte wird im jeweiligen Geschäftsbericht berichtet.

Herausforderndes Umfeld für die Gewährleistung von Preis- und Finanzmarktstabilität

„Das Jahr 2014 hat die OeNB in allen Geschäftsbereichen wieder besonders gefordert, auch das laufende Jahr 2015 wird da keine Ausnahme sein“ stellt Gouverneur Nowotny fest. Die Sicherung von Preis- und Finanzmarktstabilität gestaltet sich für das Eurosystem und die OeNB weiterhin schwierig. Das schleppende Wirtschaftswachstum und die unerwünscht stark sinkende Inflation machten den Einsatz weiterer zahlreicher unkonventioneller geldpolitischer Maßnahmen erforderlich. Die Rücknahme der Zinsen auf historische Tiefststände (teilweise sogar negative Zinsen), Sonderregelungen bei der Liquiditätsversorgung sowie umfangreiche Ankaufsprogramme von Vermögenswerten zeugen vom intensiven Einsatz der Zentralbanken im Eurosystem, um die Wirtschaft in Schwung zu bringen und stabile Preise zu gewährleisten – was jüngsten Konjunkturprognosen zufolge bis 2016 gelingen sollte. Diese Aktivitäten sowie die neue europäische Aufsichtsarchitektur und die diesbezüglich vorgelagerten umfangreichen Analysen der Bilanzen haben die mit Volkswirtschaft, Bankenaufsicht, Reservenveranlagung und Statistik befassten Abteilungen in der OeNB stark beansprucht.

Bei der Bankenunion konnten weitere Meilensteine erreicht werden. Der Einheitliche Aufsichts­mechanismus (Single Supervisory Mechanism, SSM) trat in Kraft, ebenso wurden die gesetzlichen und institutionellen Weichen für den Einheitlichen Abwicklungsmechanismus (Single Resolution Mechanism, SRM) geschaffen. Fortschritte gab es auch bei der harmonisierten Einlagensicherung (Deposit Guarantee Scheme, DGS). Zu Beginn 2015 hat die OeNB neue Aufgaben im Rahmen der Bankenabwicklung gemäß Bankensanierungs- und Abwicklungsgesetz (BaSAG) übertragen bekommen. Die makroprudenzielle Aufsicht hat wesentlich an Bedeutung gewonnen. Als zentrales Gremium wurde hierfür 2014 das Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG) eingerichtet. Die OeNB ist für die inhaltliche Vorbereitung der Sitzungen des FMSG zuständig und führt das Sekretariat.

Mit SEPA ist im Jahr 2014 der einheitliche Euro-Zahlungsverkehrsraum endgültig verwirklicht worden, ein weiteres Projekt, TARGET2-Securities (T2S) – ein europaweit zentrales Wertpapier­abwicklungssystem – steht kurz vor der Implementierung. Die Ausgabe der 10-Euro-Banknote der neuen Europa-Serie verlief reibungslos. Im November 2015 wird die neue 20-Euro-Banknote ausgegeben.

Optimierungsanalyse für eine kosteneffiziente Notenbank

„Nicht nur bei der Bewältigung der Kernaufgaben hat sich die OeNB den Herausforderungen gestellt, auch im Unternehmen selbst sind eine Reihe von Initiativen und weitere Reformen umgesetzt worden“, hielt Gouverneur Nowotny fest. „Mit dem Projekt „Optimierungsanalyse (OPAL)“ ist erstmals in der Geschichte der OeNB ein – die gesamte Bank umfassendes – Organisationsprojekt mit intensiver externer Beratung initiiert worden.“ Im Rahmen des unter dem Motto „Rethink the OeNB“ gestarteten Projekts OPAL wird die OeNB als eine leistungsfähige, effiziente und ertragsstarke Institution weiterentwickelt, die im Dienste Österreichs und des Eurosystems der Erfüllung ihres Mandats – Sicherung der Preis- und der Finanzmarktstabilität – gerecht wird. Wesentliches Ziel von OPAL ist auch eine Reduktion der laufenden Kosten um 20 Mio EUR p.a. ab spätestens 2020.

Die Durchführung von OPAL erfolgt in Kooperation mit dem Beratungsunternehmen Roland Berger Strategy Consultants. Das Vorhaben wurde mit 1. Juni 2014 gestartet und wird planmäßig mit 30. Juni 2015 abgeschlossen. Danach werden die Ergebnisse der Öffentlichkeit präsentiert.

Schon in den letzten Jahren hat sich die OeNB durch ein straffes Kostenmanagement, schlanke Organisationsstrukturen, Fokussierung auf Kernaufgaben, effizientere Prozesse sowie laufende Anpassungen bei den Dienst- und Pensionsbestimmungen grundlegend gewandelt.
Per 1. Jänner 2015 wurde das Sonderpensionenbegrenzungsgesetz vollinhaltlich umgesetzt. Für die Dienstrechte I und II (d. h. für bis 30. April 1998 eingetretene Dienstnehmer) bedeutet dies ein höheres Pensionsantrittsalter, deutlich höhere Pensionsbeiträge für Aktive, die Einführung eines Durchrechnungszeitraums für die Berechnung der Pensionshöhe, deutlich gestiegene Pensionssicherungsbeiträge für Pensionisten und die Anpassung der Pensionsvalorisierung an das ASVG. Die Sozialleistungen und Sozialeinrichtungen werden gegenwärtig bankweit kritisch evaluiert und weiter redimensioniert.

Am Ende der Pressekonferenz dankten Präsident Raidl und Gouverneur Nowotny dem Direktorium und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren großen Einsatz und hoben hervor, dass sie damit ganz wesentlich dazu beitragen, die OeNB als wichtige wirtschafts- und finanzmarktpolitische Institution in Österreich zu festigen.