Aufbruch zu einer echten Wirtschafts- und Währungsunion

(, Wien)

Workshop der Oesterreichischen Nationalbank am 10. und 11. September 2015 in Wien

Die Debatte über eine krisensichere Zukunft des Euroraums erhielt seit Jahresmitte mit dem sogenannten Fünf-Präsidentenbericht “Completing Europe’s Economic and Monetary Union” neuen Auftrieb. Der zentralisierten Geld- und Währungspolitik soll mittelfristig eine gemeinschaftlich abgestimmte Wirtschafts- und Budgetpolitik gegenüber stehen. Aber wie soll diese konkret aussehen? Wie viel Koordinierung bzw. Zentralisierung braucht das reibungslose Funktionieren der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU)?

Darüber diskutieren internationale Expertinnen und Experten bei einem Workshop am 10. und 11. September 2015 unter dem Titel “Toward a Genuine Economic and Monetary Union” im Kassensaal der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Gastgeber OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny erwartet eine Reihe ausgewiesener Fachleute und Vertreter bzw. Vertreterinnen europäischer Institutionen. Grundsatzredner sind die Professoren Paul De Grauwe (London School of Economics), Otmar Issing (ehem. EZB-Direktor und -Chefökonom) und László Andor (ehem. EU-Beschäftigungskommissar). Mitorganisator ist das Expertennetzwerk Euro50 Group, vertreten durch den ehemaligen französischen Finanzminister Edmond Alphandéry. Unter den Diskutanten befindet sich u.a. der EU-Abgeordnete Othmar Karas.

Im Fünf-Präsidentenbericht stellten EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker gemeinsam mit Donald Tusk (Europäischer Rat), Jeroen Dijsselbloem (Eurogruppe), Mario Draghi (Europäische Zentralbank) und Martin Schulz (Europaparlament) einen weitreichenden Plan zur Vertiefung der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) vor. Demnach erfordere eine solide Architektur der WWU die schrittweise Ergänzung von derzeit gültigen Regeln durch europäische Institutionen. Am Ende dieses Prozesses, der vier Bereiche umfasst (Wirtschafts-, Finanz-, Fiskal- und Politische Union), soll u.a. bis spätestens 2025 ein Schatzamt für den Euroraum stehen. Der Workshop geht einzelnen Reformvorschlägen wirtschaftswissenschaftlich nach: konjunkturstabilisierende Ausgleichsmechanismen, produktivitätsorientierte Lohnsetzungsregeln, Kapitalmarktunion, gemeinsames Schuldenmanagement, goldene Investitionsregeln und ein eigenes Euroraumbudget.