COVID-Kredithilfen für Unternehmen wirken – Banken erwarten aber Zahlungsschwierigkeiten beim Auslaufen der Hilfsmaßnahmen

(, Wien)

Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft vom Jänner 2021 (Bank Lending Survey)

Die mit Beteiligung der Banken gewährten COVID-Hilfsmaßnahmen (Kredite mit staatlichen Garantien, Kreditmoratorien) haben gut gewirkt, verdecken derzeit aber auch viele Schwierigkeiten. Die wahren wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise werden sich erst zeigen. Das gilt aus aktueller Sicht vor allem für Unternehmen, die schon vor Krisenbeginn Probleme hatten, und für kleine Unternehmen. Das sind die Ergebnisse der vierteljährlichen Umfrage über das Kreditgeschäft, in der führende Banken im Euroraum und damit auch in Österreich nach ihren Einschätzungen gefragt werden. Die Umfrage wurde im Dezember 2020 durchgeführt.

Kreditgeschäft mit Unternehmen 2020 geprägt von COVID-Hilfen
Staatliche Garantien für Kredite an Unternehmen waren 2020 eine der wichtigsten COVID-Hilfsmaßnahmen der öffentlichen Hand. Vor allem in der ersten Jahreshälfte 2020 war die Nachfrage nach Krediten mit staatlichen Garantien groß. Danach nahm sie deutlich ab. Die Banken erachten die Bundeshaftungen als sinnvolles und notwendiges Instrument zur Eindämmung der wirtschaftlichen Folgen der COVID-19-Pandemie. Auch Kreditmoratorien (gesetzliche und von den Banken freiwillig gewährte Stundungen von Kreditraten) waren und sind eine wichtige Überbrückungshilfe für die Unternehmen. Im zweiten Halbjahr 2020 kam es zu einem deutlichen Rückgang der Moratorien vom Höchststand von 30,6 Mrd EUR auf 14,1 Mrd EUR zum Jahresultimo.

Laut Aussagen der Banken haben die COVID-Hilfsmaßnahmen gut gewirkt, verdecken derzeit aber auch viele Schwierigkeiten. Die wahren wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise werden sich erst zeigen. Das gilt aus aktueller Sicht vor allem für Unternehmen, die schon vor Krisenbeginn Probleme hatten, und für kleine Unternehmen. Die Lage großer Unternehmen wird hingegen besser bewertet. Die Banken betonen auch die unterschiedliche Betroffenheit von Branchen.

Das Eurosystem unterstützt mit seiner Geldpolitik die Bewältigung und Erholung von der Krise, indem es die Banken umfangreich und zu guten Konditionen mit Liquidität versorgt und günstige Finanzierungsbedingungen für Unternehmen schafft. Das allgemeine Zinsniveau ist historisch niedrig.

Risikosituation führt 2020 zu vorsichtigerer Angebotspolitik der Banken im Kreditgeschäft mit Unternehmen
Die Richtlinien für Unternehmenskredite wurden von den befragten Banken im zweiten Halbjahr 2020 etwas verschärft. Kreditrichtlinien sind interne Kriterien der Banken für ihre Kreditvergabe. Die staatlichen Kreditgarantien haben insgesamt frühere und stärkere Verschärfungen der Richtlinien verhindert.

Bei den Kreditbedingungen für Unternehmenskredite ist es bereits seit dem ersten Quartal 2020 zu Verschärfungen gekommen. Kreditbedingungen sind die speziellen Konditionen des Kreditvertrags (Margen, Nebenkosten, Erfordernisse für Sicherheiten usw.). Die Margen (Zinsaufschläge auf Referenzzinsen) für Unternehmenskredite wurden laufend erhöht – vor allem jene für risikoreichere Kredite. Auch andere Kreditbedingungen wurden 2020 laufend verschärft.

Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten ist laut Einschätzung der befragten Banken im vierten Quartal 2020 gesunken. Begründet wurde dies mit einem Rückgang des Finanzierungsbedarfs für Anlageinvestitionen und einer verstärkten Innenfinanzierung. Ein laufender Rückgang des Finanzierungsbedarfs für Anlageinvestitionen wurde von den an der Umfrage teilnehmenden Banken bereits für die ersten drei Quartale 2020 gemeldet. Der hohe Liquiditätsbedarf der Unternehmen zur Aufrechterhaltung ihrer Zahlungsfähigkeit und ihres Betriebs infolge der Krise hat allerdings die Kreditnachfrage in den ersten drei Quartalen ansteigen lassen – besonders stark in den ersten beiden Quartalen.

Wohnbaukredite von privaten Haushalten 2020 vermehrt nachgefragt
Die Nachfrage nach Wohnbaukrediten ist gemäß den Einschätzungen der befragten Banken seit dem dritten Quartal 2019 fast durchgehend gestiegen. Das niedrige Zinsniveau wurde als Grund für diese expansive Entwicklung genannt. Bei den Konsum- und sonstigen Krediten an private Haushalte brach hingegen die Nachfrage im zweiten Quartal 2020 ein. Dieser Einschnitt wurde mit gesunkenem Konsumentenvertrauen und geringeren Ausgaben für langlebige Wirtschaftsgüter (PKW, Möbel usw.) begründet. Mit 0,8 Mrd EUR wurden im zweiten Quartal 2020 in weiterer Folge deutlich weniger Konsumkredite als im Vorjahr (1,1 Mrd EUR) neu vergeben.

Angebotsseitig kam es 2020 aufgrund der Risikosituation auch im Kreditgeschäft der Banken mit privaten Haushalten zu Verschärfungen von Kreditrichtlinien und Kreditbedingungen. Im vierten Quartal 2020 wurden die Margen für durchschnittliche Wohnbaukredite erhöht.


Die Zentralbanken des Euroraums – in Österreich die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) – führen gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank (EZB) seit Anfang 2003 viermal jährlich eine Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum durch, um ihren Informationsstand über das Kreditvergabeverhalten der Banken, die Kreditnachfrage von Unternehmen und privaten Haushalten, sowie sonstige die Geldpolitik betreffende Themen zu verbessern. Dabei wurden zuletzt 143 führende Banken aus allen Ländern des Euroraums befragt, darunter acht Institute aus Österreich.

Eine ausführliche Darstellung der österreichischen Ergebnisse wird in Statistiken – Daten & Analysen Q1/2021 und vorab auf der OeNB-Website veröffentlicht. Dort finden sich auch weitere Informationen und Daten zu den Österreich-Ergebnissen der Umfrage.