Klimawandel stellt auch Notenbanken vor neue Herausforderungen

(, Wien)

OeNB-Studie zu den vielfältigen Risiken der globalen Erwärmung für Preis- und Finanzmarktstabilität

Steigende Temperaturen, extreme Wetterereignisse und die politischen und technologischen Reaktionen auf den Klimawandel können erhebliche Auswirkungen auf Preise oder Finanzmärkte haben. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) zeigt in einer neuen Studie, wie der Klimawandel auch die Aufgaben von Notenbanken beeinflusst. Ernteausfälle können die Preise für landwirtschaftliche Produkte erhöhen, Hochwasser die Produktion in ganzen Regionen in Mitleidenschaft ziehen und eine CO2-Steuer die Inflation antreiben. Notenbanken müssen diese Auswirkungen in ihrer Geldpolitik mit Blick auf die Preis- und Finanzmarktstabilität berücksichtigen. „Außerdem kann der Klimawandel den geldpolitischen Spielraum von Notenbanken einschränken und auch ihre Bilanzen in Mitleidenschaft ziehen“, so OeNB-Studienkoautor Wolfgang Pointner.

Der Klimawandel erhöht auch die Unsicherheit über die künftige Entwicklung der Wirtschaft, da die ökologischen, sozialen und finanziellen Effekte der globalen Erwärmung nicht abschätzbar sind. Darüber hinaus – und soweit dies ohne Beeinträchtigung des Preisstabilitätsziels möglich ist – sieht das Mandat des Eurosystems vor, dass die Geldpolitik des Eurosystems auch die allgemeine Wirtschaftspolitik in der Europäischen Union unterstützt. Zu den Zielen dieser allgemeinen Wirtschaftspolitik zählt auch ein hohes Maß an Umweltschutz.

Zentralbanken machen aber keine Klimapolitik, das ist die Aufgabe von Regierungen und Parlamenten. Diese können durch CO2-Steuern, Emissionshandelssysteme, direkte Regulierungen oder grüne Industriepolitik (z. B. mittels Investitionen) den Übergang zu einer CO2-neutralen Wirtschaft effektiver und effizienter unterstützen als die Geldpolitik. Kostenwahrheit und ein gut gemanagter Übergang verringern auch die Risiken für die Finanzmarktstabilität. Das Management dieser klimabedingten Finanzrisiken ist eine Herausforderung für Finanzinstitute und Notenbanken, denn nur, wenn diese Risiken auch korrekt bepreist werden, können Finanzmärkte effizient funktionieren.

Der Geldpolitik stehen mehrere Instrumente zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Folgen zur Verfügung. Der Rahmen für Kreditgeschäfte, Wertpapierkäufe oder die Bewertung von Vermögenswerten könnte angepasst werden, um klimabedingten Risiken Rechnung zu tragen. „Ein risikoorientierter Ansatz der Zentralbanken scheint ein guter Ausgangspunkt zu sein, wobei einige auch weiter gehen“, so Studienkoautor Andreas Breitenfellner. In diesem Sinne enthält die neue geldpolitische Strategieerklärung der Europäischen Zentralbank (EZB) das Ziel, dass Klimafaktoren in künftige geldpolitische Analysen einfließen werden. Auch in Bezug auf Offenlegung, Risikobewertung, Ankauf von Vermögenswerten und den Sicherheitenrahmen werden Anpassungen angestrebt. Selbst wenn diese Schritte ambitioniert umgesetzt werden, so können Notenbanken die Bemühungen von Regierungen zur Dekarbonisierung nur ergänzen, aber niemals ersetzen.

Die Studie ist auf der Website der OeNB als Download erhältlich.