„Österreich braucht mehr finanzielle Bildung“: Uni Wien und Nationalbank unterzeichnen Kooperationsvereinbarung

(, Wien)

Gemeinsamer Fokus auf Finanzbildung in der Lehrkräfteausbildung

Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) und die Universität Wien haben eine bereits seit Jahren bestehende und für beide Seiten gewinnbringende Zusammenarbeit nun in einer konkreten Kooperationsvereinbarung präzisiert. Gemeinsames Ziel ist es dabei, die Finanzbildung in Österreich durch fokussierte Angebote im Rahmen der Lehramtsausbildung des Unterrichtsfachs „Geographie und Wirtschaftskunde“ weiter zu stärken.

Von der Preiszeitreise bis hin zum Geldanlage-Workshop

In den Finanzworkshops der OeNB erhalten Schüler:innen ab der 5. Schulstufe Finanzwissen zum Angreifen. Im Rahmen einer nun abgeschlossenen Kooperation zwischen der Universität Wien und der OeNB haben ausgewählte künftige Lehrer:innen, die an der Universität Wien das Masterstudium „Lehramt Geographie und Wirtschaftskunde“ studieren, die Möglichkeit, während ihrer Praxisphase aktiv an diesen Workshops mitzuwirken und so zusätzliche Praxis und Kompetenzen im Bereich der finanziellen Bildung zu sammeln. Das Unterrichtspraktikum wird im Studium vollumfänglich im Ausmaß von 9 ECTS Punkten angerechnet.

OeNB-Gouverneur Robert Holzmann betont die Wichtigkeit dieser Kooperationsvereinbarung für die Nationalbank: „Ein verstärkter Fokus auf Finanzbildung in der Lehrkräfteausbildung ist der Oesterreichischen Nationalbank ein wichtiges Anliegen, es freut uns sehr, hier mit der größten Universität des Landes zu kooperieren und gemeinsam einen wichtigen Beitrag in der Lehrkräfteausbildung leisten zu können.“

Christa Schnabl, Vizerektorin der Universität Wien, erklärt: „Mit dieser Kooperation verwirklichen wir einen neuen Puzzlestein, um die Finanzbildung und damit einhergehend die Financial Literacy zu stärken. Diese Initiative ergänzt bereits bestehende Angebote, beispielsweise vom Kinderbüro der Universität Wien. Finanzbildung stellt insbesondere in wirtschaftlich turbulenten Zeiten ein wichtiges und gesellschaftlich relevantes Asset dar, und wir freuen uns, mit dieser Kooperation aktiv dazu beizutragen.“

„Die OeNB-Workshops werden zudem auch im Rahmen der Lehrveranstaltungen an der Universität Wien reflektiert und weiterentwickelt – es profitieren somit alle Beteiligten“, sagt Christiane Hintermann, die Leiterin der Arbeitsgruppe Fachdidaktik am Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien. Eduard Schock, der für Finanzbildung zuständige OeNB-Direktor, ergänzt: „Die OeNB kann in Zukunft bei der Durchführung ihrer Finanzbildungsprogramme auf gut ausgebildete Studierende zurückgreifen, die Universität Wien verstärkt durch die zusätzlichen Praktikumsplätze im Rahmen des Masterstudiums die praxisnahe Ausbildung zukünftiger Lehrpersonen und die Studierenden können ihre fachliche Ausbildung weiter vertiefen und reichlich Unterrichtserfahrung sammeln.“

OeNB forciert Finanzbildung

Im Sinne der von Gouverneur Holzmann forcierten Strategie, dass sich die OeNB vor allem im „Train-the-Trainer“-Bereich weiter etablieren möchte, stellt diese Kooperationsvereinbarung eine wesentliche Säule dar. Der Beitrag der OeNB zur Ausbildung von Lehrkräften wird somit weiter ausgebaut. Die OeNB bietet nämlich bereits an den Universitäten Salzburg und Innsbruck sowie an der WU Wien Lehrveranstaltungen zur Finanzbildung an und veranstaltet Fortbildungen für Lehrkräfte an Pädagogischen Hochschulen in ganz Österreich. Im Jahr 2022 werden knapp 60 Aus- und Fortbildungseinheiten abgehalten.

Verstärktes Workshopangebot für Schulen ab 2023

Im Zuge dieser verstärkten Zusammenarbeit stellt die OeNB auch ihr Workshopangebot für Schulen ab dem kommenden Jahr auf eine breitere Basis. Unter dem Namen „OeNB-FinanzFit-Workshops“ wird das bisherige Angebot für die Sekundarstufen I & II zusammengefasst und erweitert. Lehrkräfte können so für die jeweiligen Schulstufen thematisch passende Workshops buchen, die dann von den teilnehmenden Studierende dieser Kooperation an den Schulen kostenlos durchgeführt werden. Die Themen reichen vom persönlichen Umgang mit Geld über Inflation und Zahlungsmittel bis hin zum Kapitalmarkt und zu Anlageformen.

Wissenschaftliche Zusammenarbeit von OeNB und Uni Wien

Die Zusammenarbeit zwischen OeNB und Universität Wien wird künftig auch auf wissenschaftlicher Ebene verstärkt. Die Abteilung Finanzbildung der OeNB und die Arbeitsgruppe Fachdidaktik GW der Universität Wien arbeiten gegenwärtig gemeinsam an einer Studie zum Verständnis von finanzieller Bildung unter GW-Lehramtsstudierenden. Die Kooperationspartner:innen erwarten sich durch die umfangreiche Erhebung einen Erkenntnisgewinn zu den Vorstellungen von Studierenden im Bereich der finanziellen Bildung, zu ihren Bedürfnissen und Erwartungen sowie eine Selbsteinschätzung der im Studium erworbenen Kompetenzen. Für die Universität Wien lassen sich daraus Rückschlüsse für die Weiterentwicklung der Curricula und des Lehrveranstaltungsangebots ableiten. Der OeNB dienen die Forschungsergebnisse als ein weiteres Element zur Stärkung des „Train-the-Trainer“-Bereichs: Um das Finanzbildungsangebot der OeNB entsprechend den Bedürfnissen angehender Lehrkräfte zu optimieren, werden diese Bedürfnisse wissenschaftlich erhoben. Anschließend soll die empirische Evidenz als Grundlage für die Weiterentwicklung der OeNB Finanzbildungsangebote dienen.