„Waldheimat“

Peter Rosegger und das Banknotendesign von J. F. Renner

Während andere Staaten, wie Deutschland, Spanien oder Ungarn, bereits in den 1920er- und 1930er-Jahren berühmte Persönlichkeiten auf Banknoten abbildeten, gab es in Österreich die ersten derartigen Entwürfe erst Ende der 1940er-Jahre. In Folge entstanden, zusätzlich zu den realisierten Banknoten, zahlreiche Vorstudien und Alternativentwürfe, die bekannte Österreicherinnen und Österreicher zeigten. Wie bei den realisierten Banknoten dominierte auch bei den Alternativentwürfen die Darstellung von Künstlern, Architekten und Wissenschaftlern.

Eine der angedachten Persönlichkeiten war der Heimatschriftsteller und Journalist Peter Rosegger (1843 – 1918). Ihm war der Aufstieg vom armen steirischen Waldbauernbuben und Schneiderlehrling zum geachteten Schriftsteller gelungen. Seine 1877 unter dem Titel „Waldheimat“ erschienenen Kindheits- und Jugenderinnerungen hatten seine steirische Heimat im gesamten deutschen Sprachraum bekannt gemacht. In der Folge wurde aus der dichterischen Bezeichnung eine allgemein übliche Bezeichnung der Region, die sich mittlerweile sogar auf Landkarten wiederfindet. Für sein 43 Bände umfassendes Werk erhielt Rosegger zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen, darunter auch eine Nominierung für den Literatur-Nobelpreis.

In den Sammlungen des Geldmuseums haben sich insgesamt drei Entwürfe mit Darstellungen von Peter Rosegger erhalten. Diese entstanden Ende der 1940er- und Anfang der 1950er-Jahre. Wobei es sich um zwei Entwürfe für 1000-Schilling-Banknoten und den hier vorgestellten 50-Schilling-Entwurf handelt. Alle drei wurden letztendlich aber nicht als Banknote umgesetzt.

Der hier vorgestellte querformatige Entwurf von Josef Franz Renner zeigt rechts ein Porträt Roseggers. Links ist das Geburtshaus des Dichters, der Kluppeneggerhof in Alpl bei Krieglach (Steiermark), zu sehen. In der Mitte steht zweizeilig die Wertbezeichnung "Fünfzig Schilling" und darunter der Schriftzug OESTERREICHISCHE NATIONALBANK. Dahinter liegend ist der Bundesadler umrahmt von einer Blumengirlande zu sehen. Das Motiv wird, dem Stil der damaligen Banknoten entsprechend, von einem Rahmen aus Blumen und Pflanzenteilen sowie einer blütenförmigen Guilloche eingefasst. Die Rahmengestaltung aus naturalistischen Pflanzendarstellungen und Guillochen ist auch ein wesentliches Stilelement der realisierten Banknoten zu 500 Schilling 1953 „Wagner-Jauregg“ und 100 Schilling 1954 „Grillparzer“, die ebenfalls von Renner gestaltet wurden. Renner erzielte mit seinen Rahmen eine Fensterwirkung, die dem Banknotenbild mehr Tiefe verlieh. Er vollzog mit seinen Entwürfen die Abkehr vom freien Ornament, wie es sich in der Zwischenkriegszeit entwickelt hatte, und leitete den Übergang hin zur Guilloche als dominierendes Gestaltungselement ein.

(Autor: Michael Grundner)

Entwurf für die Vorderseite einer Reservenote zu 50 Schilling 1952

Objekt: Entwurf für die Vorderseite einer Reservenote zu 50 Schilling 1952
Land: Österreich
Auftraggeber: Oesterreichische Nationalbank, Druckerei für Wertpapiere
Entwerfer: Josef Franz Renner (*1886 in Graslitz (Böhmen), … 1957 in Wien)
Datierung: ca. 1950 - 1952
Material/Technik: Zeichenpapier, Buntstift, Bleistift
Maße: 15,30 cm x 10,20 cm
Inventarnummer: ZE00987

Literatur:
Barbara Aulinger, Vom Gulden zum Euro. Geschichte der österreichischen Banknoten, (Wien – Köln – Weimar 2000).
Who is Who – Der Schilling im Porträt. Katalog zur Sonderausstellung des Geldmuseums, (Wien 2019).