Camillo (Camillus) Camilli

1703–1754

Trotz seiner geringen territorialen Ausdehnung bildete das Herzogtum Mantua in der Barockzeit ein wichtiges kulturelles Zentrum. Bedingt durch die Nähe zu Cremona wurde hier Geigenbau auf höchstem Niveau betrieben. Ab etwa 1680 war Pietro Guarneri (1655–1720), der älteste Sohn Andrea Guarneris, in Mantua nicht nur als Geigenbauer, sondern auch als Musiker tätig. Camillo Camilli gehörte bereits der nächsten Generation an, da er erst 1703 in der Nähe von Vicenza geboren wurde. Über seine Ausbildung liegen keine Informationen vor, jedoch dürfte er ab 1731 für kurze Zeit in Mantua bei Antonio Zanotti gearbeitet haben. Nach dessen Tod im Jahr 1734 ließ sich Camilli dauerhaft in Mantua nieder. Über seine weiteren Lebensumstände ist wenig bekannt. Aus dem 1754 erfolgten Eintrag im Totenbuch einer Pfarre in Mantua geht hervor, dass er bereits ein Jahr zuvor schwer erkrankt war.

Von Camilli sind heute mehr als 100 Instrumente erhalten, vorwiegend Violinen. Wegen ihrer klanglichen Qualität sind sie vor allem als Orchester- und Kammermusikinstrumente sehr gesucht. Die relativ hochgewölbten Violinen lassen als Vorbild Pietro Guarneri erkennen, doch bei der Gestaltung der F-Löcher und der Schnecken ging Camilli eigene Wege. Charakteristisch ist sein heller, leuchtender Lack, der die Struktur des Holzes gut zur Geltung kommen lässt.