Violine, Antonio Gragnani, Livorno, 1779

Originaler Druckzettel: „Antonius Gragnani fecit / Liburni Anno 1779“ (9 handschriftlich)

Gragnani brachte an seinem Instrument zusätzlich zum originalen Druckzettel am Bodenblättchen und an der Unterzarge Brandstempel mit seinen Initialen an. Es handelt sich um ein sehr lang gestrecktes Modell, das mit 36 cm Länge deutlich über dem üblichen Maß liegt. Gragnani nahm häufig Stradivari als Vorbild, in diesem Fall möglicherweise das Long-pattern-Modell des Cremoneser Meisters. Der Vergleich mit dem Korpusumriss der Stradivari von 1694, „ex Benecke“, zeigt eine sehr hohe Übereinstimmung. Auch die Position der F-Löcher stimmt weitgehend überein, der Verlauf der oberen und unteren F-Loch-Klappen weicht jedoch stark von Stradivaris Design ab. Dieser Vergleich macht deutlich, dass Gragnani strukturelle Elemente, die den Klang bestimmen, von Stradivari übernahm, bei den Details der Ausarbeitung jedoch eigene Wege ging und damit seinen charakteristischen Stil entwickelte. Die Decke weist sehr regelmäßig verlaufende, mittelbreite bis breite Jahresringe auf. Wie eine dendrochronologische Untersuchung ergab, sind die beiden Deckenhälften nicht stammgleich. Die beiden Hälften weisen 1766 als spätesten Jahresring auf. Der Boden aus Ahorn ist einteilig und zeigt eine enge, äußerst attraktive, muschelartige Flammung. Auch die Zargen zeigen eine ähnliche Struktur. Die Wölbung hat mittlere Höhe und geht mit einer harmonisch verlaufenden Hohlkehle in den Rand über. Typisch für Gragnani sind der lang gestreckte Wirbelkasten und die leicht ovale Schnecke mit tief geschnittenen Voluten. Das Instrument zeichnet sich durch einen hellen, sehr transparenten Lack aus, der noch reichlich vorhanden ist. Der hervorragende Gesamtzustand des Instruments lässt viele Details der Ausarbeitung sichtbar werden. Dabei wird das große handwerkliche Können Gragnanis deutlich.

 

Leihnehmerin: Teresa Wakolbinger