Violine, Andrea Guarneri, Cremona, Mitte 17. Jahrhundert

Druckzettel: „Andreas Guarnerius fecit Cremone sub titulo / Sanctæ Teresiæ 1656“ (1656 handschriftlich und kaum leserlich)

Ab 1641 ist Andrea Guarneri als Mitbewohner im Haus Nicolò Amatis nachweisbar. Zu dieser Zeit war es üblich, dass Lehrlinge und manchmal auch Gesellen im Haus des Meisters wohnten. Erst nach seiner Heirat im Jahr 1652 gründete Guarneri einen eigenen Haushalt. Der Einfluss seines Lehrherrn ist auch bei den Instrumenten sichtbar, die er in seiner eigenen Werkstatt fertigte. Die Proportionen des vorliegenden Instruments entsprechen dem Amati Modell, die Rundungen von Ober- und Unterbügel sind jedoch leicht abgeändert. Das betrifft auch die sehr eng sitzenden F-Löcher. Die zweiteilige Decke zeigt mittelbreite Jahresringe, die allerdings nach außen hin rasch breiter werden. Der zweiteilige Boden hat deutlich ausgeprägte, etwas unregelmäßige Flammen, die v-förmig verlaufen. Die Zargen entsprechen hinsichtlich der Holzstruktur dem Boden. Vor allem die Decke ist sehr hoch gewölbt. Die F-Löcher wirken sehr zierlich und haben große Kugeln. Auffallend ist die Randeinlage mit ihren breiten schwarzen Spänen. Die Individualität Guarneris drückt sich nicht zuletzt in der zart wirkenden Schnecke mit ihren deutlich sichtbaren Werkzeugspuren aus. Vor allem am Boden ist noch viel des rötlich-gelben Originallacks vorhanden.