Violine, Domenico Montagnana, Venedig, 1727

Druckzettel: „Domenicus Montagnana Sub Si- / gnum Cremonæ Venetiis 1727“

Der Druckzettel dieser feinen venezianischen Violine enthält den Vermerk „Sub Signum Cremonæ“. Ab 1719 lief Montagnanas Werkstätte in der Calle dei Stagneri unter dem Beinamen „alla Cremona“. Daraus ist zu ersehen, dass Cremona bereits damals eine Art „Marke“ war. Wir dürfen den Hausnamen aber auch als Hinweis auf Montagnanas hohen Qualitätsanspruch betrachten. Der Einfluss Cremoneser Stilelemente geht möglicherweise auch auf Pietro Guarneri zurück, der sich in den 1720er-Jahren in Venedig niedergelassen hatte. Trotzdem ist auffallend, dass Montagnanas frühe Instrumente auch Merkmale von Stainers Instrumenten aufweisen. Das betrifft sowohl die relativ hohe Wölbung als auch den Schnitt der F-Löcher und der Schnecke. Montagnanas Violine aus dem Jahr 1727 befindet sich in sehr gutem Zustand. Die Decke besteht aus zwei Hälften, die nicht vom selben Stamm genommen wurden. Die Bassseite ist in der Mitte feinjährig und wird nach außen zu breitjährig, die Diskantseite zeigt durchgängig mittelbreite Jahresringe. Ein dendrochronologisches Gutachten weist für beide Deckenhälften 1707 als spätestes Jahr aus. Bei der Untersuchung konnte eine hohe Übereinstimmung mit zwei Instrumenten von Pietro Guarneri und der Violine von Santo Serafin, Venedig, nach1748, „ex Hamma“ festgestellt werden. Die drei in Venedig ansässigen Geigenbauer dürften ihr Klangholz wahrscheinlich aus demselben Bestand bezogen haben. Der Boden mit horizontaler, enger Flammung ist geteilt. Die Holzstruktur der Zargen unterscheidet sich von der des Bodens und die Flammen sind breiter. Die Wölbung ist von mittlerer Höhe. Bemerkenswert sind die harmonisch geschnittenen F-Löcher mit kleinen, kreisrunden Kugeln. Bei der Gestaltung der Schnecke wird der Einfluss Stainers sichtbar. Der Verlauf der Volute und die zarten Ränder unterscheiden sich deutlich von den Arbeiten Stradivaris aus den 1720er-Jahren. Montagnanas Instrumente zeichnen sich durch einen intensiven, rötlichen Lack aus. Der Farblack liegt auf einem goldgelben Grund und weist vor allem am Boden starkes Craquelé auf.

                 

Artis Quartett: Peter Schuhmayer, Violine (Domenico Montagnana, Venedig, 1727); Johannes Meissl, Violine (Andrea Guarneri, Cremona, Mitte 17. Jahrhundert); Herbert Kefer und Othmar Müller.Erscheinungsdatum des Albums: 1 Dezember 1995.