Ludwig Heinrich Jungnickel

1881, Wunsiedel in Oberfranken – 1965, Wien

Als Sohn eines Bahnbeamten geboren, besucht Ludwig Heinrich Jungnickel in München die Volksschule und das Gymnasium, anschließend die Kunstgewerbeschule. 1898 unternimmt er die erste Studienreise nach Rom und Neapel. Ein Jahr später beginnt er in Wien an der Akademie der bildenden Künste zu studieren, seine Lehrer sind unter anderem Christian Griepenkerl und August Eisenmenger. Daneben fertigt er zahlreiche Entwürfe, z. B. für die Wiener Werkstätte. Er wird Mitglied der Klimt-Gruppe, beteiligt sich an internationalen Ausstellungen und erhält zahlreiche Auszeichnungen. 1908 entwirft er für das Palais Stoclet in Brüssel einen Tierfries für das Kinderzimmer. 1912 lässt sich Jungnickel endgültig in Wien nieder und wird Mitglied des Deutschen und Österreichischen Werkbundes. Egon Schiele wird sein Freund, sie unternehmen einige gemeinsame Reisen, unter anderem auch nach Krumau. Jungnickels Leben ist geprägt von zahlreichen Auslandsaufenthalten und Studienreisen, unter anderem nach Berlin, Paris, Amsterdam, Italien, Dalmatien und Mazedonien. 1939 wird ihm wegen einer fehlenden Anmeldung bei der Wiener Reichskammer das Recht, sich auf dem Gebiet der bildenden Kunst zu betätigen, entzogen. Jungnickel emigriert freiwillig und lässt sich bis 1942 in Split nieder. In diesem Jahr wird er in Österreich wegen staatsfeindlicher Betätigung angeklagt und sein Atelier durch die Gestapo beschlagnahmt, worauf er nach Abbazia (Opatija, Kroatien) geht. Erst 1952 kehrt er nach Österreich zurück. Er hat Personalausstellungen seiner Werke in der Albertina Wien und am Joanneum Graz, erhält den Preis der Stadt Wien und eine Ehrengabe des österreichischen Bundespräsidenten auf Lebenszeit. Weitere Reisen, vor allem nach Italien, folgen. 1964 wird der Künstler Ehrenmitglied des Wiener Künstlerhauses. Nach seinem Tod erhält L.H. Jungnickel ein Ehrengrab der Stadt Wien am Kalksburger Friedhof.