Österreichische Malerei der Zwischenkriegszeit

Seit Ende der 1980er Jahre sammelt die Oesterreichische Nationalbank Werke österreichischer Malerinnen und Maler der Zwischenkriegszeit. Sie hat sich bewusst für eine Epoche entschieden, die damals, im Schatten des Wiener Jugendstils stehend, kaum Beachtung fand und auch in den Museen nur schlecht vertreten war. In den letzten 30 Jahren wurden mehr als 150 Werke von rund 50 österreichischen Kunstschaffenden dieser Zeit angekauft und zu einer umfangreichen Sammlung zusammengeführt, die eine gute Vorstellung vom Kunstschaffen der Zeit zwischen 1918 und 1939 in Österreich vermittelt.

Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges ging Österreich seine politisch und kulturell führende Stellung verloren. Die neuen Zentren waren Berlin, Paris und Weimar. Die internationalen Stilrichtungen wie der Expressionismus, der Kubismus, die Neue Sachlichkeit oder der Futurismus fanden in Österreich ihren Niederschlag in einer zumeist abgewandelten, abgeschwächten Form. Dabei blieb die Malerei fast ausschließlich gegenständlich.

In den letzten Jahren hat die OeNB schwerpunktmäßig Gemälde der Neuen Sachlichkeit angekauft. Die Neue Sachlichkeit war ein wichtiger Kunststil dieser Zeit, der sich durch eine distanzierte, sachliche Darstellung der Dinge auszeichnete und in Österreich eine spezielle Ausprägung erfahren hat. Bei der Wahl der Motive und der Maltechnik orientierten sich viele Künstler an den Tafelbildern der Alten Meister. Einige typische Werke musealer Qualität von Greta Freist, Karl Hauk, Victor Planckh, Herbert Ploberger, Herbert Reyl-Hanisch, Franz Sedlacek und Rudolf Wacker befinden sich in der Sammlung der Oesterreichischen Nationalbank.

Hauptvertreter des malerischen Expressionismus – der sich durch eine expressive Pinselführung, einen oft pastosen Farbauftrag und eine intensive Farbgebung auszeichnet – sind Oskar Kokoschka, Anton Faistauer, Robin Christian Andersen sowie Anton Kolig und seine Schüler Anton Mahringer und Gerhart Frankl aus dem Nötscher Kreis. Der ursprünglich aus der expressionistischen Wiener Schule kommende Max Oppenheimer hat wie Josef Floch, Wilhelm Thöny und viele andere Künstler dieser Zeit vorwiegend im Ausland gelebt und ist vor Ausbruch des Krieges in die Vereinigten Staaten emigriert.

Eine Auseinandersetzung mit dem Kubismus ist in den Werken von Albert Paris Gütersloh, Alfred Wickenburg und Robert Kloss zu erkennen. Allerdings bleibt ihre Malerei bei einer dekorativ-kubistischen Gestaltung der Bildfläche gegenständlich. Gütersloh hatte wie Herbert Boeckl, Josef Dobrowsky und Fritz Wotruba als Professor an der Akademie der bildenden Künste Wien viele bedeutende Künstler der Zeit nach 1945 ausgebildet. Auch ein Werk von Erika Giovanna Klien, einer Hauptvertreterin des Wiener Kinetismus, der sich auf abstrakt-kubistische Weise mit dem Thema Bewegung beschäftigte, wurde angekauft.

Die Tiroler Malerei der Zwischenkriegszeit ist unter anderem durch zwei Hauptwerke, das „Mittagessen“ und „Die Quelle“, von Albin Egger-Lienz und fünf Genre- und Landschaftsbilder von Alfons Walde vertreten, wobei Egger-Lienz zum Monumentalen, Mystischen tendierte und Walde eher zur romantischen Darstellung der Tiroler Alpen und des modernen Wintersports.

Schließlich sind noch die stimmungsvollen Landschafts- und Genrebilder von Carl Moll, Ferdinand Brunner und Oskar Laske, die malerisch-expressiven Arbeiten des Wiener Landschafts- und Genremalers Ernst Huber, die Gemälde der Wiener Maler Carl Fahringer, Ludwig Heinrich Jungnickel und Franz von Zülow als Teil der Sammlung zu nennen.

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