Weiterhin schwache Nachfrage nach Unternehmenskrediten

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Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft vom Juli 2015

Im zweiten Quartal 2015 verschärften die Banken ihre Richtlinien im Firmenkreditgeschäft geringfügig. Gleichzeitig war die Nachfrage der Unternehmen nach Krediten etwas rückläufig. Die durch die gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte des Eurosystems zur Verfügung gestellten Mittel werden laut Angabe der Banken vor allem für die Kreditvergabe und weniger für die Substituierung anderer Finanzierungsformen verwendet. Das zeigen die Ergebnisse der vierteljährlichen Umfrage über das Kreditgeschäft vom Juli 2015, in der die Kreditmanager führender Banken ihre Einschätzungen zur Kreditentwicklung im abgelaufenen Quartal sowie einen Ausblick auf das laufende Quartal geben.

Während im ersten Quartal 2015 noch eine geringe Zunahme der Kreditnachfrage der Unternehmen insgesamt verzeichnet worden war (zum ersten Mal seit 2007), so ergab die Umfrage für das zweite Quartal wiederum einen marginalen Rückgang. Für die großen Unternehmen wurde ein geringer Rückgang der Kreditnachfrage im zweiten Quartal angegeben, bei den KMUs blieb die Nachfrage unverändert. Im Ausblick auf das dritte Quartal wird ein weiterer minimaler Rückgang der Nachfrage nach Unternehmenskrediten erwartet, der jedoch nur große Unternehmen betreffen soll.

Die Banken verschärften, wie schon im ersten Quartal, auch im zweiten Quartal ihre Kreditrichtlinien  im Unternehmenskundengeschäft geringfügig – sowohl für Kredite an KMUs als auch an große Unternehmen. Kreditrichtlinien sind die internen Kriterien – sowohl die schriftlich festgelegten als auch die ungeschriebenen – die bestimmen, unter welchen Voraussetzungen eine Bank Kredite vergeben möchte. Für das dritte Quartal erwarten die befragten Banken eine weitere marginale Straffung der Kreditrichtlinien.

Die Richtlinien für Wohnbau- und Konsumkredite wurden etwas gelockert. Die Nachfrage nach Wohnbaukrediten zog geringfügig an, jene nach Konsumkrediten blieb unverändert. Im Ausblick auf das dritte Quartal werden minimal verschärfte Richtlinien für Wohnbau- und Konsumkredite, eine etwas verhaltenere Nachfrage nach Konsumkrediten sowie ein unverändertes Nachfrageniveau bei Wohnbaukrediten erwartet.

Laut Angabe der befragten Banken wurden im ersten Halbjahr 2015 aufgrund regulatorischer Aktivitäten die Eigenkapitalpositionen etwas erhöht und die risikogewichteten Aktiva geringfügig reduziert. Für das zweite Halbjahr wird eine Fortsetzung dieser Entwicklungen erwartet.

In Bezug auf die gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte des Eurosystems gaben die Umfrageteilnehmer an, die erhaltenen Mittel in stärkerem Umfang für die Kreditvergabe, vor allem an Unternehmen, als für die Substitution anderer Finanzierungsformen zu verwenden. Das entspricht dem beabsichtigten Zweck dieser geldpolitischen Maßnahmen.

  • Die Zentralbanken des Euroraums – in Österreich die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) – führen gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank (EZB) seit Anfang 2003 viermal jährlich eine Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum durch, um ihren Informationsstand über die Finanzierungsbedingungen der Unternehmen und Haushalte zu verbessern. Dabei werden rund 140 führende Banken aus allen Ländern des Euroraums befragt, darunter acht Institute aus Österreich.
  • Eine ausführlichere Darstellung der österreichischen Ergebnisse wird in Statistiken – Daten & Analysen Q3/2015 veröffentlicht. Die Resultate für den Euroraum werden von der EZB auf ihrer Website publiziert (http://www.ecb.europa.eu/stats/money/surveys/lend/html/index.en.html).
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  • Kontakt

    • Christian Gutlederer
      Pressesprecher (OeNB)
      Tel.: (+43-1) 404 20-6900