Dreizehnte Verleihung des Klaus-Liebscher-Preises

(, Wien)

Höchste OeNB-Auszeichnung geht an ökonomischen Nachwuchs für Arbeiten zur europäischen Integration

Im Rahmen der 44. Volkswirtschaftlichen Tagung der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) überreichte OeNB-Präsident Claus J. Raidl den heuer zum dreizehnten Mal vergebenen Klaus-Liebscher-Preis. Aus vielen hochwertigen Einreichungen wurden dieses Jahr zwei Studien von hoher wissenschaftlicher Qualität und wirtschaftspolitischer Aktualität ausgewählt: „Regulatory Integration of International Capital Markets“ von Jean-Marie A. Meier, London Business School, und „Bank Lending and the European Sovereign Debt Crisis“ von Filippo De Marco von der Bocconi Universität in Mailand.

Jean-Marie A. Meier beschäftigt sich in seiner Arbeit empirisch mit den Auswirkungen einer gesamteuropäischen Finanzmarktregulierung auf das Finanzsystem und die Realwirtschaft. Anhand von Daten aus dem Prozess der verschiedenen regulatorischen Schritte der Europäischen Union (EU) zur Errichtung eines gesamteuropäischen Finanzdienstleistungs- und Kapitalmarktes, untersucht er sowohl konkret die Auswirkungen dieser Politik auf den Zugang börsennotierter Unternehmen zu externer Finanzierung als auch die Auswirkungen auf Investitionen und Beschäftigung. Der Autor findet quantitativ bedeutende Effekte: Neben einer Verdoppelung der externen Finanzierung durch eine einheitliche Regulierung ergeben sich auch bedeutende Anstiege bei Investitionen und Beschäftigung.

Filippo De Marco untersucht in seiner Arbeit empirisch die Auswirkung der Verflechtung zwischen Staatsverschuldung und Bankensystem auf die Realwirtschaft. Anhand von Daten aus der Europäischen Staatsschuldenkrise von 2010-2012 analysiert er die Auswirkungen auf die Kreditfinanzierung von Firmen. Der wesentliche Mechanismus, der das Kreditangebot von Banken an Firmen in einer Staatsschuldenkrise einschränkt, sind nicht Bewertungsverluste von Staatsanleihen, sondern der Wegfall kurzfristiger Refinanzierungsmöglichkeiten durch unbesicherte, kurzfristige Verbindlichkeiten bei US-basierten Geldmarktfonds. Diese Refinanzierungsausfälle zwingen die Banken dazu entweder Eigenkapital zu reduzieren oder Kredite einzuschränken.

Der Klaus-Liebscher-Preis wurde 2005 anlässlich des 65. Geburtstages des damaligen OeNB-Gouverneurs Klaus Liebscher in Anerkennung seiner Leistungen für Österreichs Teilnahme an der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion und für die europäische Integration eingerichtet und wird seitdem jährlich vergeben. Es werden maximal zwei Arbeiten mit jeweils 10.000 EUR ausgezeichnet, die von jungen Ökonominnen und Ökonomen aus EU-Mitgliedstaaten oder EU-Kandidatenländern verfasst wurden und die sich in hervorragender wissenschaftlicher Weise mit Themen der europäischen Integration und der Wirtschafts- und Währungsunion auseinandersetzen. Der Klaus-Liebscher-Preis ist die höchste wissenschaftliche Auszeichnung, die die OeNB zu vergeben hat.