Geschäftliches Ergebnis der OeNB verbessert sich 2017 auf 286 Mio EUR

(, Wien)

OeNB-Reformen wirken: Sachaufwand sinkt auf Niveau von 2009, Gehaltsaufwand stabil

„Das geschäftliche Ergebnis der OeNB betrug im Jahr 2017 286 Mio EUR, womit der Gewinn des Vorjahrs (268 Mio EUR) um 7 % übertroffen werden konnte“, hob Präsident Claus J. Raidl bei der Pressekonferenz zur Generalversammlung, zum Geschäftsbericht und zum Jahresabschluss 2017 der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) hervor. Das Reservenmanagement und die Veranlagungstätigkeit der OeNB waren bei anhaltend niedrigen Zinsen und einem stärkeren Euro somit sehr erfolgreich; gemeinsam mit einem straffen Kostenmanagement konnte dieses neuerlich gute Ergebnis erzielt werden.

Der 90-prozentige Gewinnanteil des Bundes beträgt 174 Mio EUR, die Körperschaftsteuer beläuft sich 2017 auf 72 Mio EUR. Aufgrund einer Ermächtigung durch das FTE-Nationalstiftungsgesetz1 werden von der OeNB unter Anrechnung der FTE-Veranlagungserträge 2017 (7,1 Mio EUR) aus dem Gewinnanteil 2017 des Bundes 59,5 Mio EUR an die FTE-Nationalstiftung überwiesen“, so Präsident Raidl weiter. In den letzten 10 Jahren (2008 bis 2017) belief sich der Gewinnanteil des Bundes auf 2,1 Mrd EUR. Gemeinsam mit der Körperschaftsteuer (rund 800 Mio EUR) entfielen auf den Bund in diesem Zeitraum 2,9 Mrd EUR.

Bei anhaltendem Niedrigzinsumfeld erhöhte sich das Nettozinsergebnis 2017 leicht auf 664 Mio EUR, womit die Entwicklung seit 2015 relativ stabil ist.

Im Jahr 2017 hat die OeNB der Risikorückstellung aufgrund gestiegener Zinsänderungsrisiken, die in erster Linie auf die laufenden geldpolitischen Ankaufprogramme und die längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte im Eurosystem zurückzuführen sind, 275 Mio EUR zugeführt. Während die Ankaufprogramme in den nächsten Jahren nur geringe Zinserträge mit sich bringen (langfristige Bestände mit niedrigen Renditen), könnten bei einem Anstieg der Leitzinsen die Zinsaufwendungen für die Einlagen der Kreditinstitute steigen und somit das künftige Zinsergebnis der OeNB belasten. Die Risikorückstellung beläuft sich zu Jahresende 2017 auf insgesamt rund 4 Mrd EUR. Die gesamten Risikovorsorgen und Mittel zur Verlustabdeckung betragen 7,6 Mrd EUR.

Die Nettowährungsposition der OeNB reduzierte sich im Jahr 2017 auf 18,3 Mrd EUR, davon entfallen 9,7 Mrd EUR auf Goldbestände.

Der Personalaufwand verringerte sich im Jahr 2017 gegenüber 2016 um insgesamt 10 Mio EUR auf 147 Mio EUR. Das ist im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass es im Jahr 2016 aufgrund von exogenen Einflussfaktoren (EuGH-Urteil zu Vordienstzeiten; niedriger Rechnungszins) zu einem höheren Zuführungserfordernis zur Abfertigungsrückstellung kam. Der Gehaltsaufwand betrug im Jahr 2017 121 Mio EUR und blieb gegenüber 2016 stabil. Die Sachaufwendungen fielen mit 81 Mio EUR um fast 3 Mio EUR geringer aus als im Jahr 2016 und sanken auf das Niveau von 2009. „Die insgesamt günstige Personal- und Sachkostenentwicklung ist ein Ergebnis der in den letzten Jahren konsequent weitergeführten OeNB-internen Reformen und des straffen Kostenmanagements“, so Gouverneur Nowotny.

Die Aufwendungen für Altersvorsorgen reduzierten sich gegenüber 2016 um fast 34 Mio EUR auf 109 Mio EUR. Von den Pensionsaufwendungen des Jahres 2017 in Höhe von 125 Mio EUR konnten 32 Mio EUR durch Veranlagungserträge der Pensionsreserve gedeckt werden. Die verbleibenden Pensionsaufwendungen wurden über die GuV verrechnet. Die sonstigen gesetzlichen und vertraglichen Verpflichtungen sind wesentlich gesunken, da es im Vorjahr aufgrund von Sondereffekten zu einem höheren Zuführungserfordernis zur Rückstellung für Schlusspensionskassenbeiträge kam.

Der Bilanzgewinn beläuft sich im Jahr 2017 auf 19,3 Mio EUR. Laut heutigem Beschluss der Generalversammlung werden 1,2 Mio EUR für die Ausschüttung der 10-prozentigen Höchstdividende auf das Grundkapital von 12 Mio EUR an den Bund als Alleineigentümer der OeNB verwendet. Des Weiteren werden dem Jubiläumsfonds Förderungsmittel in Höhe von 10 Mio EUR zugewiesen. Die verbleibenden 8,1 Mio EUR werden der Gewinnglättungsrücklage zugeführt.

Präsident Raidl dankte Mag. Anna Maria Hochhauser und Mag. Werner Muhm, deren langjährige Funktionsperioden im Generalrat – dem Aufsichtsorgan der OeNB – am 28. Februar 2018 ausgelaufen sind, für ihre Tätigkeit in diesem Gremium. Er begrüßte Mag. Bettina Glatz-Kremsner und Mag. Peter Sidlo, die mit Wirksamkeit von 1. März 2018 als neue Generalräte von der österreichischen Bundesregierung ernannt wurden.

Anpassung der Geldpolitik

Österreichs Wirtschaft wuchs 2017, erstmals seit 2007, real um rund 3 % und befindet sich nun in einer Hochkonjunkturphase, die auch im laufenden Jahr anhalten wird. Das reale BIP im Euroraum legte um 2,5 % zu, die Inflationsrate näherte sich 2017 mit 1,5 % wieder dem Ziel der Preisstabilität (unter, aber nahe 2 % in mittelfristiger Sicht) an. Diese günstige Entwicklung bewog das Eurosystem, seine geldpolitische Ausrichtung anzupassen. So wurde das monatliche Volumen der Wertpapierankäufe reduziert; zwischen Jänner und September 2018 werden nun monatlich Vermögenswerte im Ausmaß von (netto) 30 Mrd EUR (statt früher 60 bzw. 80 Mrd EUR) angekauft. 2018 und 2019 bleibt das Wirtschaftswachstum gemäß der Prognose der EZB vom März 2018 im Euroraum über bzw. bei rund 2 %, die Inflationsrate wird in beiden Jahren mit jeweils 1,4% erwartet.

Proportionalität bei der Bankenaufsicht

In der Bankenaufsicht trägt die nachhaltige Arbeit der vergangenen Jahre – auch in Zusammenarbeit mit dem Einheitlichen Aufsichtsmechanismus (SSM) der EZB – weiter Früchte. Die Profitabilität der Banken in Österreich hat sich weiter verbessert, die Krisenfestigkeit wurde gestärkt. Das gute konjunkturelle Umfeld sollte jedoch für weitere Effizienzverbesserungen im Bankensystem genutzt werden. Darüber hinaus setzt sich die OeNB für mehr Proportionalität in der Regulierung von Banken je nach Größe und Risikogehalt ihres Geschäftsmodells ein.

Goldrückholung voraussichtlich im Sommer 2018 abgeschlossen

Bei der Rückführung von Goldreserven nach Wien liegt die OeNB deutlich vor ihrem Zeitplan. Nachdem bereits von 2015 bis 2017 70 Tonnen Gold aus London rückgeführt wurden, soll bis voraussichtlich Sommer 2018 die Goldrückholung von insgesamt 90 Tonnen aus London abgeschlossen sein. Damit wird mit 140 Tonnen die Hälfte der Goldreserven in Österreich lagern.

Bargeld in Österreich weiter beliebtestes Zahlungsmittel

Eine Befragung des Eurosystems zum Zahlungsverhalten im Euroraum hat gezeigt, dass Bargeld in Österreich – ähnlich wie etwa in Deutschland oder Slowenien – weiterhin das mit Abstand beliebteste Zahlungsmittel mit einem Anteil von mehr als 80 % aller Transaktionen ist. Die Vorstellung der neuen 100- und 200-Euro-Banknoten der Europa-Serie ist für den Sommer 2018 geplant. Die Ausgabe dieser Banknoten ist dann im 1. Halbjahr 2019 vorgesehen.

Ablauf der Präklusionsfrist für 500- und 1000-Schilling-Banknote

Die Präklusion der 500-Schilling-Banknote „Otto Wagner“ und der 1000-Schilling-Banknote „Erwin Schrödinger“ ist mit 20. April 2018 datiert. Beide Banknoten sind nur noch bis zu diesem Tag umtauschbar und danach wertlos. Umtauschmöglichkeiten gibt es in der OeNB bzw. den Zweiganstalten in den Bundesländern. Die letzte Schilling-Serie vor der Euro-Einführung bleibt unbegrenzt gültig bzw. umtauschbar.

OeNB rüstet sich für künftige Herausforderungen

Die Erhebung und Verarbeitung von finanzstatistischen Daten sowie die Bereitstellung zuverlässiger, sicherer und effizienter Zahlungsverkehrssysteme sind Kernaufgaben der OeNB, die eine permanente Anpassung an neue Technologien erfordern. Im Statistikbereich ist im Jahr 2017 mit dem Abschluss eines mehrjährigen Projekts eine komplette Neuordnung der Statistikmeldungen und internen Datenverarbeitung umgesetzt worden. Per Ende 2018 wird TIPS (TARGET Instant Payment Settlement) als neues Zahlungsverkehrssystem des Eurosystems in Betrieb gehen. TIPS ermöglicht es, Zahlungen in Echtzeit rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr in Zentralbankgeld abzuwickeln.

Verstärkt in Diskussion und Verbreitung sind die sogenannten Kryptowährungen. Die OeNB sieht hier ein substanzielles Risiko vorwiegend für individuelle Anleger und hat in diesem Zusammenhang bereits entsprechende Warnungen ausgesprochen. Die OeNB unterstützt den vom Bundesministerium für Finanzen vorgeschlagenen FinTech-Regulierungsrat sowie die sogenannten ICOs (Initial Coin Offerings).

Der von der Europäischen Kommission jüngst für ein nachhaltiges Finanzwesen (Green Finance) initiierte Aktionsplan für eine umweltfreundlichere und sauberere Wirtschaft bringt auch Herausforderungen mit sich. Dabei sollen Finanzfragen und die spezifischen Erfordernisse der europäischen und globalen Wirtschaft zum Nutzen unseres Planeten und der Gesellschaft miteinander verknüpft und damit auch die Umsetzung des Pariser Klimaschutz-Übereinkommens unterstützt werden. Zur Situation in der OeNB merkt Gouverneur Nowotny an: „Der seit 2007 jährlich veröffentlichte OeNB-Nachhaltigkeitsbericht und die seit 1999 regelmäßig durchgeführte EMAS-Zertifizierung zeugen von der hohen Bedeutung des Nachhaltigkeitsgedankens für die OeNB. Wesentliche Innovationen und Maßnahmen für eine „Green OeNB“ sind in den letzten Jahren erfolgt und die Fortschritte deutlich sichtbar. Bei wichtigen Umweltindikatoren (Strom-, Wärme-, Wasser- und Papierverbrauch) sind in den letzten Jahren erhebliche Rückgänge im Unternehmen zu verzeichnen. Im Jahr 2017 lagen die diesbezüglichen Verbrauchswerte auch durchwegs unter den umwelttechnisch definierten Richtwerten für Österreichs Betriebe.“

Am Ende der Pressekonferenz dankten Präsident Raidl und Gouverneur Nowotny im Namen des Generalrats und des Direktoriums allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihr Engagement und ihre Leistungen im Geschäftsjahr 2017 im Dienste der Preis- und Finanzmarktstabilität in Österreich und im Euroraum.


Details zum Jahresabschluss 2017 sowie zu den Aktivitäten in den Geschäftsfeldern der OeNB sind im Geschäftsbericht 2017 (siehe www.oenb.at) verfügbar. Dieser beinhaltet als Nachhaltigkeitsbericht auch Eckdaten zur Wissensbilanz und zur Umweltbilanz 2017.

1 Am 14. Juli 2017 wurde die Novelle zum FTE-Nationalstiftungsgesetz kundgemacht, mit der die gesetzliche Grundlage für die Zuführung zusätzlicher Mittel in Höhe von 100 Mio EUR p. a. an die FTE-Nationalstiftung für die nächsten drei Jahre (2018 bis 2020) geschaffen wurde. Die Mittel stammen einerseits aus der Stabilitätsabgabe (33,33 Mio EUR) und andererseits von der OeNB (66,67 Mio EUR).