CESEE darf langfristige Reformprioritäten angesichts notwendiger Krisenmaßnahmen nicht aus den Augen verlieren

(, Wien)

OeNB-Gouverneur Robert Holzmann eröffnet die Conference on European Economic Integration (CEEI) 2020 der Oesterreichischen Nationalbank

Die COVID-19-Pandemie ist hinsichtlich ihrer weltweiten Ausbreitung, länderübergreifenden Synchronität und wirtschaftlichen Implikationen beispiellos. Anders gesagt: Wir erleben gerade eine Krise, die im wahrsten Sinne des Wortes global ist. Kleine, offene und integrierte Volkswirtschaften, wie jene in Zentral-, Ost- und Südosteuropa (CESEE), seien wirtschaftlich gesehen daher besonders betroffen, sagte Univ.-Prof. Dr. Robert Holzmann, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) anlässlich der Eröffnung der zweitägigen Conference on European Economic Integration (CEEI) am 5. November 2020. Im Zuge der Konferenz werden über 250 Expertinnen und Experten die Rolle der EU und die Auswirkungen globaler Übertragungseffekte in der gegenwärtigen COVID-19-Krise erörtern. Ein besonderer Fokus wird dabei auf die CESEE-Region gelegt.

Nach einem kurzen Überblick zu den jüngsten wirtschaftlichen Entwicklungen in CESEE ging Gouverneur Holzmann zunächst auf die Schlüsselrolle der CESEE-Region in globalen Wertschöpfungsketten ein. Die Einbindung in Letztere gelte trotz vorübergehender Unterbrechungen von Lieferketten zu Beginn der COVID-19-Krise weiterhin überwiegend als stabilisierender Faktor für die Volkswirtschaften der CESEE-Region. Zudem haben vor allem vom Euroraum ausgehende geldpolitische Übertragungseffekte einen starken Einfluss auf die CESEE-Länder. Ein umfassendes Verständnis dieser Effekte sei unerlässlich, so Gouverneur Holzmann, um in den einzelnen CESEE-Ländern geeignete geldpolitische Maßnahmen setzen zu können, die es der CESEE-Region auch künftig ermöglichen, die mit Übertragungseffekten verbundenen Vorteile auszuschöpfen und die damit einhergehenden Risiken zu mindern.

Darüber hinaus beleuchtete der Nationalbank-Gouverneur die bedeutende Rolle von EU-Mitteln in der aktuellen Krise. Während die EU-Mitgliedstaaten ihre Budgetdefizite weiterhin zum allergrößten Teil durch die Begebung nationaler Staatsschuldtitel finanzieren werden, so dürfte der aus den EU-Unterstützungsgeldern resultierende Impuls dennoch beträchtlich – und äußerst willkommen – sein, insbesondere seitens der CESEE-EU-Mitgliedstaaten, die überproportional von den Mittelzuflüssen profitieren.

Schließlich kam Gouverneur Holzmann noch auf die wichtigsten Prioritäten in der näheren Zukunft zu sprechen. Zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen von COVID-19 sei es unabdingbar, den Handlungsspielraum durch den Einsatz geldpolitischer, fiskalpolitischer wie auch makroprudenzieller Maßnahmen, die Qualität vor Quantität stellen, bestmöglich zu nutzen. Gleichzeitig gelte es, erhebliche strukturelle Anpassungserfordernisse nicht aus den Augen zu verlieren. In diesem Zusammenhang verwies Gouverneur Holzmann abschließend auf zwei Reformprioritäten: den digitalen Wandel und den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft. Diese und weitere Themen werden am Donnerstag, dem 5. November, und Freitag, dem 6. November 2020, bei der CEEI 2020 von renommierten Vertreterinnen und Vertretern nationaler Zentralbanken und internationaler Organisationen sowie von Vortragenden aus Finanzinstitutionen und Wissenschaft diskutiert.