Geldpolitik auf dem Prüfstand

(, Wien)

50. Volkswirtschaftliche Tagung der OeNB und 60. SUERF-Jubiläumskonferenz

Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) veranstaltet am 22. und 23. Mai 2023 gemeinsam mit SUERF – The European Money and Finance Forum eine zweitägige Konferenz zum Themenschwerpunkt „Geldpolitik in einer volatilen und unsicheren Welt“. Mehr als 30 führende internationale Expertinnen und Experten aus Zentralbanken, der Finanzwelt und dem universitären Bereich werden sowohl vor Ort im MuseumsQuartier Wien als auch virtuell via Webex zu verschiedensten Aspekten dieses Themas diskutieren.

Als zu Beginn der 2020er-Jahre mehrere Zentralbanken ihre geldpolitische Strategie überprüften, stand die Frage im Vordergrund, wie mit einer anhaltenden Unterschreitung der Zielinflation umgegangen werden kann. Heute herrscht nach starken Inflationsanstiegen eine deutliche Überschreitung des Inflationsziels von 2 % vor, weshalb sich nunmehr in der Geldpolitik neue Fragen stellen: Haben sich die damals durchgeführten Analysen zu stark auf den damaligen Zustand konzentriert? Sind die darin ausgearbeiteten Ergebnisse gegenüber einem schnellen Wechsel der allgemeinen wirtschaftlichen Zustände als robust einzuschätzen? Zusätzlich haben die aktuellen Geschehnisse auf dem Finanzmarkt die Unsicherheit und Volatilität weiter angeheizt. Einmal mehr hat sich gezeigt, dass große und unerwartete Schocks innerhalb weniger Monate die wirtschaftlichen und finanziellen Rahmenbedingungen sowohl lokal als auch global drastisch verändern können.

Die OeNB-/SUERF-Tagung zielt daher einerseits darauf ab, die bisherigen Strategien von Zentralbanken auf den Prüfstand zu stellen und herauszufinden, ob sie adäquat auf unerwartete Veränderungen der wirtschaftlichen Bedingungen reagieren können. Ebenfalls sind die analytischen Instrumente, die der Geldpolitik zur Verfügung stehen, dahingehend auf ihre Robustheit und Widerstandsfähigkeit zu prüfen. In Zeiten hoher Inflation und einem unsicheren Umfeld ist auf der anderen Seite ebenfalls eine sensible und zielsichere Kommunikation der geldpolitischen Entscheidungsträgerinnen und -träger zu diskutieren, da sie einen Schlüsselfaktor für Stabilität darstellt.

Bei der diesjährigen Konferenz treffen sich daher mehr als 30 internationale Entscheidungsträgerinnen und -träger aus Zentralbanken und der Finanzwelt, um zusammen mit Forscherinnen und Forscher über diese Aspekte und Herausforderung der aktuellen Lage zu sprechen. Die Konferenz wird durch OeNB-Gouverneur Robert Holzmann sowie SUERF-Präsident Jakob de Haan am Montagnachmittag, 22. Mai 2023, eröffnet. In der ersten Keynote-Präsentation wird Markus Brunnermeier, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Princeton University, auf die Implikationen von Robustheit und Resilienz für die Geldpolitik in einer unsicheren und komplexen Welt eingehen. In einer anschließenden Paneldiskussion (moderiert durch Ernest Gnan, Secretary General von SUERF) stellen sich Sandra Eickmeier von der Deutschen Bundesbank, Raffaella Giacomini, Federal Reserve Bank of Chicago, Boris Hofmann, Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), sowie Adrian Penalver von der Banque de France der Frage, wie ökonomische Schocks erkannt werden können und wie Zentralbanken in einem unsicheren Umfeld bestmöglich darauf reagieren können.

Das Programm am Montag endet mit einem hochrangig besetzten Panel, das Fragen zur optimalen Reaktion von Zentralbanken in stark volatilen Zeiten diskutiert. Gouverneur Holzmann leitet dabei die Diskussion mit Tobias Adrian, Financial Counsellor and Director des Monetary and Capital Markets Departments des Internationalen Währungsfonds (IWF), Claudio Borio, Leiter des Monetary and Economic Departments der BIZ und SUERF Fellow, Sarah Breeden, Executive Director der Bank of England, sowie Philip Lane, Member of the Executive Board der Europäischen Zentralbank (EZB). Zum Abschluss des Tages erörtert Philipp Hildebrandt, Vice Chairman des Vermögensverwalters BlackRock, im Rahmen einer Dinner Speech, wie in einer wirtschaftlich stark vernetzten Welt aus Investorenperspektive mit extremer Unsicherheit umgegangen werden kann.

Der zweite Tag der Konferenz (23. Mai 2023) startet mit zwei akademischen Blöcken zu aktuellen Kernthemen. Aus zahlreichen hervorragenden Einreichungen wurden durch ein Begutachtungskomitee insgesamt neun herausstechende Arbeiten zu zwei aktuellen Themenblöcken ausgewählt. So steht in der ersten Einheit A die Frage von Preis- und Lohnsetzung und ihre Dynamiken sowie die Rolle von Erwartungen für geldpolitische Entscheidungen im Mittelpunkt der fünf Präsentationen, moderiert durch den OeNB-Experten Fabio Rumler. Anschließend begleitet OeNB-Expertin Claudia Kwapil vier Präsentationen in Einheit B, in denen Antworten auf Fragen der geldpolitischen Transmissionsmechanismen und die Implementation von Geldpolitik im Rahmen eines unsicheren Umfelds gesucht werden.

Am Nachmittag beschäftigt sich Session 2 mit den komplexen Implikationen und Koordinierungsproblemen, welche sich aus der Interaktion von Fiskal- und Geldpolitik ergeben können. Moderiert von der Leiterin des OeNB-Referats Geldpolitik, María T. Valderrama, diskutieren Dennis Bonam, Principle Economist der De Nederlandsche Bank, Sven Lagedijk, Advisor des DG Economic and Financial Affairs der Europäischen Kommission, Aaron Mehrotra, Principal Economist bei der BIZ, sowie Francesco Papadia, Senior Fellow bei der Denkfabrik Bruegel.

Unter der Moderation von OeNB-Vize-Gouverneur Gottfried Haber erörtert Jon Danielsson, Director des Systemic Risk Center der London School of Economics, die Rolle von Zentralbanken als Risikomanager und die daraus folgenden Implikationen. Die letzte Session des zweiten Tages beschäftigt sich mit geldpolitischer Kommunikation in Zeiten hoher Volatilität. Dabei diskutieren Klodiana Istrefi, Senior Economist bei der EZB, Michael McMahon, Professor of Economics an der Universität Oxford, Emanuel Moench, Professor an der Frankfurt School of Finance & Management, sowie Kilian Rieder, Principal Economist bei der Oesterreichischen Nationalbank und Research Associate bei SUERF. Unter Moderation von Birgit Niessner, Direktorin der OeNB-Hauptabteilung Volkswirtschaft, erörtern die Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer, wie eine robuste Kommunikation von Zentralbanken in unsicheren Zeiten gestaltet werden kann und welche Herausforderungen für die Glaubwürdigkeit entstehen können.

Die Konferenz wird durch zusammenfassende und abschließende Bemerkungen der OeNB-Vizepräsidentin Barbara Kolm beendet.