Ist Bargeld noch state of the art? Oder ein Auslaufmodell?

26.06.2025

Alexandra Storch

Die Rolle von Bargeld in einer zunehmend digitalen Welt: Ergebnisse der OeNB-Barometer-Umfrage1 vom zweiten Halbjahr 2024

Der neueste OeNB-Barometer bestätigt: Bargeld ist in Österreich wegen seiner besonderen und einzigartigen Eigenschaften im Alltag nicht wegzudenken. 

Die OeNB sieht es daher als eine zentrale Aufgabe sicherzustellen, dass Bargeld flächendeckend verfügbar und gut zugänglich bleibt. Um die Chancengleichheit zwischen unterschiedlichen Zahlungsmethoden zu wahren, unterstützen wir als Zentralbank Bargeld als die derzeit einzige für die Menschen öffentliche und gebührenfreie Zahlungsmethode.

Was verrät der OeNB-Barometer über die Einstellung der österreichischen Bevölkerung zu Bargeld?

  • Die meisten Befragten sehen Bargeld als optimales Zahlungsmittel an der Verkaufsstelle (Point of Sale – POS).
  • Wichtig beim Bezahlen ist den Befragten, dass persönliche Daten geschützt sind, dass die Anonymität gewahrt bleibt und dass der Handel das Zahlungsmittel annimmt. Diese Eigenschaften erfüllen Barzahlungen, so die Befragten.
  • Bei der Bezahlung von Kleinbeträgen ist Bargeld das bevorzugte Zahlungsmittel; bei Beträgen ab 50 EUR überwiegen bargeldlose Zahlungsmittel.
  • Nur 6 % der Befragten geben an, dass sie im Alltag auf Bargeld verzichten könnten.
  • 87 % beziehen ihr Bargeld von Geldausgabegeräten.

Laut OeNB-Barometer gilt in Österreich: No cash? – No way!
Banknoten und Münzen sind laut den Umfrageergebnissen für die meisten Menschen in unserem Land ein wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens.

Eine bargeldlose Welt können sich 94 % der Befragten nicht vorstellen. Bargeld gilt mit Abstand als das optimale Zahlungsmittel am POS (68 % der Befragten stimmen dieser Aussage voll und ganz zu, 24 % stimmen eher zu). Die Wahrung der Privatsphäre beim Bezahlen und damit der Schutz persönlicher Daten sowie die Kontrolle über die eigenen Ausgaben ist für viele Menschen besonders wichtig. Die Befragten empfinden dies als den zentralen Vorteil von Bargeld gegenüber anderen Zahlungsmitteln. Rund drei Viertel (72 %) der Österreicher:innen würden den Wegfall von Bargeld als große Einschränkung ansehen (43 % stimmen dieser Aussage voll und ganz zu, 29 % stimmen eher zu). Als inklusives, universelles und beliebtes Zahlungsmittel ist Bargeld also auch in einer zunehmend digitalen Welt unverzichtbar.

Bezahlen die Österreicher:innen am POS lieber bar oder bargeldlos?
Für die Hälfte aller Befragten ist es sehr wichtig, mit Bargeld bezahlen zu können. Das zeigt sich auch darin, wie oft die Menschen mit Bargeld bezahlen: 27 % der Befragten bezahlen täglich mit Bargeld, weitere 47 % zumindest mehrmals die Woche. Im Vergleich dazu bezahlen 20 % täglich mit Karte, weitere 65 % tun dies mehrmals die Woche. Bar bezahlt werden hauptsächlich Beträge bis zu einer Höhe von 50 EUR.

Im Alltag konnten 86 % der Befragten immer bar bezahlen, wenn sie es wollten. 9 % konnten einmal oder öfter nicht mit Bargeld bezahlen. Abgelehnt wurden Barzahlungen am häufigsten in Restaurants und in Geschäften des täglichen Bedarfs.

In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass es eine Grundvoraussetzung für einen funktionierenden Bargeldkreislauf ist, dass Bargeld am POS akzeptiert wird. Überlegungen wie „Bargeld wird nicht mehr angenommen, also brauchen wir auch keine Bargeldbezugsquellen mehr“ konterkarieren die Annahmepflicht des Euro als gesetzliches Zahlungsmittel.

Woher beziehen die Menschen in Österreich ihr Bargeld?
Laut OeNB-Barometer ist der nächste Geldautomat für die meisten Befragten sehr leicht (59 %) oder eher leicht (34 %) zu erreichen. Über ein Drittel (37 %) der Befragten beheben mindestens einmal pro Woche Bargeld; weitere 37 % zwei- bis dreimal pro Monat. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten hebt dabei bis zu 200 EUR ab. Die Möglichkeit, an den Verkaufsstellen im Handel mittels Cash-Back-Funktion Bargeld zu beziehen, wird nur von sehr wenigen Menschen (2 %) genutzt.

Die Ergebnisse des jüngsten OeNB-Barometers deuten darauf hin, dass die Infrastruktur für den Zugang zu Bargeld in Österreich weitgehend sehr gut ausgebaut ist. Allerdings gibt es auch regionale Unterschiede, insbesondere in ländlichen Gemeinden, in denen Geldautomaten manchmal etwas schwieriger zu erreichen sind. Um die finanzielle Autonomie der Bevölkerung zu gewährleisten, ist es also weiterhin wichtig, die flächendeckende Erreichbarkeit von Bargeld sicherzustellen.

Wie gut die österreichische Bevölkerung mit Geldausgabegeräten versorgt ist, kann man auf einem Dashboard auf der OeNB-Website herausfinden. Hier werden z. B. die Entfernung der Wohnbevölkerung zum nächstgelegenen Gerät oder detaillierte Informationen zur Dichte des Geldausgabegeräte-Netzes auf Gemeindeebene abgebildet.

Darüber hinaus hat die OeNB Ende Februar 2025 eine Vereinbarung mit dem Gemeindebund unterzeichnet, um im ländlichen Raum dort OeNB-Geldausgabeautomaten zu installieren, wo sie gebraucht werden.

OeNB-Barometer Spotlight: Geldausgabegeräte in Österreich

1 Der OeNB-Barometer, eine regelmäßige repräsentative Umfrage der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), bietet wertvolle Einblicke in die Einstellungen und Verhaltensweisen der österreichischen Bevölkerung in Bezug auf Zahlungsmittel. Der Fokus liegt dabei auf Zahlungen an der Verkaufsstelle (Point of Sale – POS). Für Käufer:innen ist POS die Einkaufsstelle, also der Ort, an dem ein Kauf vollzogen wird. Details zur Methodik des OeNB-Barometers siehe Voith und Zieser (2024).

Die zum Ausdruck gebrachten Ansichten müssen nicht zwingend mit den Ansichten der OeNB bzw. des Eurosystems übereinstimmen.