Bargeld ist weiterhin das beliebteste Zahlungsmittel in Österreich, Trend zu Kartenzahlungen setzt sich fort

Andrea Pölzlbauer, Agnes Hirmann, 23.10.2023

Der vorliegende Beitrag beleuchtet die aktuellen Ergebnisse der wiederkehrend, letztmals in 2020/2021, durchgeführten OeNB-Studie über die Nutzung von und die Einstellung zu verschiedenen Zahlungsmitteln privater Haushalte in Österreich. Die Ergebnisse zeigen, dass am Point-of-Sale (POS) Bargeld weiterhin das von der österreichischen Bevölkerung am häufigsten verwendete Zahlungsmittel ist. Trotz fortschreitendem Trend zur bargeldlosen Zahlung, insbesondere mittels Zahlungskarten, ist die positive Einstellung zu Bargeld unter den Menschen in Österreich gleichbleibend stark ausgeprägt.

Allgemeines zur aktuellen Zahlungsmittelumfrage 2022/2023

Im Rahmen des OeNB-Barometers ließ die OeNB auch 2022/2023 wieder eine bundesweit repräsentative Bevölkerungsbefragung zum Zahlungsverhalten privater Haushalte (Frauen und Männer ab dem 16. Lebensjahr) durch das Institut für empirische Sozialforschung (IFES) durchführen. Die Studie besteht aus zwei Teilen: einem Fragebogen zum Zahlungsverhalten (Teil 1) und einem Zahlungstagebuch (Teil 2). Die Feldphase erstreckte sich von Mitte Oktober 2022 bis Ende Februar 2023 mit einer Unterbrechung rund um Weihnachten, um mögliche Verzerrungen im Zahlungsverhalten der Bevölkerung durch das Weihnachtsgeschäft zu vermeiden. Die Ergebnisse sind repräsentativ in Bezug auf Alter, Geschlecht und Bundesland für das Zahlungsverhalten der in Österreich lebenden Personen. Insgesamt wurden 1.400 Personen in einer Kombination aus persönlichen und Online-Interviews befragt, wovon 568 Personen das Zahlungstagebuch für sieben Tage ausgefüllt haben.

Anmerkungen zur Methode

Wie und wann wurde die Befragung durchgeführt? Welche Zahlungen wurden erfasst?

Im ersten Teil der Studie wurden unter Anwendung eines Methodenmixes aus CAPI (Computer Assisted Personal Interview)/CAWI (Computer Assisted Web Interview) spezifische Fragestellungen erhoben, u. a. zu Einstellungen zu Zahlungsmitteln sowie deren Akzeptanz und Verwendung, zur Nutzung von neuen Zahlungstechnologien sowie zur Bargeldhaltung. Im Anschluss an die Befragung wurde den Teilnehmer:innen das Zahlungstagebuch (Selbstausfüll-Fragebogen über Bar-, Karten-, Kontaktlos- und E-Commerce-Zahlungen) zur Aufzeichnung aller Zahlungstransaktionen innerhalb von sieben Tagen übergeben, das nach Ablauf einer Woche retourniert werden sollte.

Die Feldphase des Fragebogens fand von Mitte Oktober bis Mitte Dezember 2022 statt. Die Erhebung mittels Zahlungstagebuch wurde in zwei Tranchen von Mitte Oktober 2022 bis Mitte Februar 2023 – mit einer Pause rund um Weihnachten – durchgeführt. Das Zahlungstagebuch bietet eine wesentliche Ergänzung zum Fragebogen, da hier das tatsächliche Zahlungsverhalten am Point-of-Sale (POS) erhoben wird, während der Fragebogen die eigene, theoretische Wahrnehmung des Zahlungsverhaltens erhebt.

Im Allgemeinen beziehen sich die Anteile der einzelnen Zahlungsinstrumente in dieser Studie auf die im Tagebuch erfassten Einkäufe am sogenannten Point-of-Interest (POI), d. h. auf den Ort, an dem Waren oder Dienstleistungen gekauft und bezahlt werden. Überwiegend handelt es sich dabei um Ladenkassen (POS). Es können aber auch andere Orte sein, z. B. Handwerkerleistungen in Privathaushalten, Person-to-Person-Zahlungen (z. B. Taschengeld, Flohmarkt) oder etwa Einkäufe im Online- und Versandhandel. Nicht im Tagebuch erfasst werden regelmäßig wiederkehrende Zahlungen, die im Allgemeinen abgebucht oder (per Dauerauftrag) überwiesen werden (z. B. Miete, Versicherungen, Darlehensrückzahlungen, Abonnements, Sparen).

Überblick zur Erhebung
Durchgeführte Interviews: 1.400 befragte Personen; 1.091 CAPI-Interviews; 309 CAWI-Befragungen
Anzahl der ausgefüllten Zahlungstagebücher: 568 Stück (Herbst 2022: 164 Stück; Frühjahr 2023: 404 Stück)
Ø Transaktionsanzahl pro Person pro Woche: 10,90
Ø Transaktionsanzahl pro Person pro Tag: 1,56
Durchschnittsbetrag pro Transaktion: 44,84 EUR


Hauptergebnisse

Der Großteil aller Transaktionen erfolgt im Geschäft bzw. vor Ort am Point-of-Sale (POS)
Die im Rahmen des Zahlungstagebuchs aufgezeichneten Zahlungen erfolgten nahezu vollständig (84 %) im Geschäft an der Ladenkassa bzw. vor Ort am Point-of-Sale (POS). Weniger als jede zehnte Zahlung (7 %) erfolgte über das Internet. Diese Ergebnisse zeigen, dass trotz eines starken Wachstums des Onlinehandels in den letzten Jahren der stationäre Handel immer noch mit Abstand der wichtigste Ort für Einkäufe bzw. Transaktionen der Österreicher:innen ist. Aus diesem Grund konzentrieren sich in weiterer Folge die Ergebnisse aus dem Zahlungstagebuch auf die Zahlungen am POS.

Einstellung zu Bargeld wieder auf Vor-COVID-Niveau
Nahezu alle Befragten (95 %) können sich eine Welt ganz ohne Bargeld nicht vorstellen. Für 64 % und somit knapp zwei Drittel der Bevölkerung soll Bargeld seine derzeitige Bedeutung behalten. Im Zeitvergleich wird deutlich, dass der negative Effekt der COVID-19-Pandemie auf die Bedeutung von Bargeld für die Bevölkerung nur vorübergehend war. Bargeld erreicht bei den Zustimmungswerten in der aktuellen Erhebung wieder fast das Niveau von 2019 und macht damit die während der COVID-19-Pandemie verlorenen 9 Prozentpunkte (von 67 % auf 58 %) annähernd wieder wett. Der Anteil der Befragten, für die Bargeld komplett verschwinden könnte, übersteigt im Zeitverlauf nie einen Wert von 5 %, woraus die hohe Bedeutung von Bargeld für die Befragten ebenfalls deutlich hervorgeht.

Bargeld wird weiterhin als optimales Zahlungsmittel am Point-of-Sale (POS) wahrgenommen
Bargeld entspricht für 93 % (+7 Prozentpunkte im Vergleich zur Erhebung 2020/2021) der Befragten mit Abstand am meisten den Vorstellungen eines optimalen Zahlungsmittels am Point-of-Sale (POS). Eine Aufschlüsselung der Ergebnisse nach Altersgruppen zeigt, dass die Ausprägung dieser Einstellung mit steigendem Alter ansteigt. Zahlungskarten mit und ohne Code-Eingabe liegen in den gesamten Ergebnissen recht nahe beieinander und werden von 88 % bzw. 76 % der Befragten als optimales Zahlungsmittel angesehen, wobei Zahlungskarten mit Code-Eingabe etwas besser abschneiden. Bezahlapps via Mobiletelefonen oder Wearables werden jedoch deutlich weniger positiv wahrgenommen und entsprechen nur für 27 % bzw. 20 % einem optimalen Zahlungsmittel. Auch hier ist der Zusammenhang mit dem Alter der Befragten sehr deutlich ausgeprägt: Die positive Einschätzung von Wearables nimmt mit steigendem Alter stark ab.

Zahlungsmittelnutzung am POS
Die Transaktions- und Volumensanteile der Zahlungsmittel am POS zeigen, dass sich zwar der Trend der letzten Jahre hin zu bargeldlosen Zahlungen fortsetzt, Bargeld jedoch weiterhin das in Österreich am häufigsten verwendete Zahlungsmittel an der Kassa ist. Insgesamt wurden im Rahmen des Zahlungstagebuchs 2022/2023, gemessen an der Transaktionsanzahl, im stationären Handel bzw. am POS fast zwei Drittel aller Transaktionen (63 %) mit Bargeld getätigt. Der Transaktionsanteil der Zahlungskarten, d. h. die Summe an Transaktionen aus Debit- und Kreditkarten, beträgt 30 %. Im Vergleich zur Erhebung 2020/2021 zeigt sich ein leichter Rückgang der Bargeldzahlungen sowie ein entsprechender Anstieg der Verwendung von Zahlungskarten sowie alternativen Zahlungsmitteln wie beispielsweise E-Payments. Gemessen am Transaktionsvolumen stellt Bargeld ebenfalls den höchsten Anteil mit 48 % dar. Der volumenmäßige Unterschied zu den Zahlungskarten hat sich jedoch im Vergleich zur letzten Erhebung deutlich verringert und beträgt nun 2 Prozentpunkte, während er 2020/2021 noch bei 14 Prozentpunkten lag. Gemessen am Transaktionsvolumen haben besonders die Transaktionen mit Zahlungskarten deutlich um knapp 10 Prozentpunkte zugenommen.

Bei Kleinbeträgen ist Bargeld das präferierte Zahlungsmittel, bei höheren Beträgen dominieren Kartenzahlungen
Bei 77 % der Zahlungen unter 10 EUR verwenden die Konsument:innen in Österreich Banknoten und Münzen. Eine Aufschlüsselung nach Betragsgröße der Transaktionen am POS zeigt, dass mehr als ein Drittel der Transaktionen (36 %) einen Wert von 10 EUR oder weniger aufweisen. Diese Kleinbetragszahlungen bis 10 EUR, die, während der COVID-19-Pandemie von 40 % auf 33 % gesunken sind, steigen nun wieder auf 36 % aller am POS getätigten Transaktionen. Möglicher Hintergrund ist die Minimierung der Häufigkeit der Einkäufe zur Vermeidung von Ansteckung und die Tendenz zu größeren Wocheneinkäufen während der Pandemie. Durch den hohen Anteil an Kleinbetragszahlungen ergibt sich auch der oben erläuterte unterschiedlich hohe Anteil von Bargeld in Bezug auf die Anzahl und den Wert der Bargeldtransaktionen.

Bei Zahlungen bis zu einem Betrag von 50 EUR ist Bargeld das bevorzugte Zahlungsmittel. Bei Zahlungen zwischen 50 EUR und 100 EUR greifen jedoch 52 % der Befragten bereits bevorzugt zu Zahlungskarten (47 % zur Debitkarte, 5 % zur Kreditkarte).

Interessant ist ebenfalls der Vergleich zwischen wahrgenommener und tatsächlicher Nutzung von Zahlungsmitteln bei unterschiedlichen Betragsgrößen. Diese Fragestellung wurde sowohl theoretisch im Fragebogen als auch praktisch im Zahlungstagebuch anhand der getätigten Transaktionen erhoben. Die Ergebnisse zeigen, dass die Befragten Bargeld am POS noch stärker für Zahlungen verwenden als sie selbst wahrnehmen. Während sich die Tendenzen zwischen Selbsteinschätzung und Zahlungstagebuch insofern decken, als kleinere Beträge eher mit Bargeld und größere Beträge eher bargeldlos bezahlt werden, hat Bargeld am POS in jeder Betragskategorie einen um einige Prozentpunkte höheren Anteil als in der Selbsteinschätzung angenommen.

Bargeldbestand in der Geldbörse
Durchschnittlich tragen die Österreicher:innen 102 EUR Bargeld direkt in der Geldbörse, 2021 lag dieser Wert noch bei 95 EUR. Dieser Zuwachs lässt sich unter anderem durch den Anstieg der Verbraucherpreise in den letzten Jahren erklären. Der größte Anteil liegt zwischen 40 EUR und 100 EUR (48 %). Je jünger die Altersgruppe, desto niedriger sind tendenziell die angegebenen Beträge.