Michelangelo Bergonzi

1721–1758

Michele Angelo – so der Taufname – wurde 1721 im Pfarrsprengel San Luca geboren. Über seine Lehrzeit ist nichts bekannt, aber er dürfte sie bei seinem Vater Carlo verbracht haben. Nach seiner Hochzeit mit Barbara Berselli im Jahr 1745 übersiedelte das junge Paar zusammen mit dem Vater in das Haus des 1737 verstorbenen Antonio Stradivari. Die Zeit um 1740 bedeutete einen Wendepunkt für den Geigenbau in Cremona: Stradivari – 50 Jahre lang die dominante Persönlichkeit auf dem Gebiet – war verstorben, und seine Söhne befanden sich schon im fortgeschrittenen Alter; Omobono starb 1742, sein Bruder Francesco im darauffolgenden Jahr. 1744 starb mit Giuseppe Guarneri del Gesù auch noch das letzte Mitglied der in Cremona ansässigen Familie Guarneri. Danach waren Carlo und Michelangelo Bergonzi die letzten Vertreter dieser großen Tradition. Die Übersiedlung in die Casa Stradivari dürfte für die beiden Geigenbauer einen praktischen Nutzen gehabt haben, besaß darüber hinaus aber auch Symbolwert. Doch Carlo Bergonzi waren im neuen Heim nur wenige Monate gegönnt; er starb im Februar 1747. Michelangelo und seine Frau verblieben zusammen mit ihren vier Kindern in der Casa Stradivari. Zu den folgenden Jahren bis zu seinem frühen Tod im Jahr 1758 gibt es keine archivalischen Hinweise, die mit seiner Tätigkeit als Geigenbauer in Bezug stünden.

Michelangelo Bergonzi setzte die Tradition seines Vaters fort, allerdings erreichte er nicht immer dessen handwerkliches Niveau. Das betrifft vor allem den Lack seiner Instrumente. Trotzdem zählen sie dank ihrer klanglichen Qualitäten zu gesuchten Konzertinstrumenten.