Violine, Carlo Bergonzi, Cremona, nach 1724

Druckzettel mit Zierrand: „Carlo Bergonzi fece / in Cremona l'anno 1715“ (15 handschriftlich)

Laut einem dendrochronologischen Gutachten ist der späteste Jahresring an der Decke mit 1724 zu datieren, die Violine dürfte, anders als am Zettel angegeben, um 1730 entstanden sein. Somit zählt dieses Instrument noch zu Bergonzis frühen Werken, was auch durch stilistische Merkmale bestätigt wird. Auf seinen Lehrmeister Vincenzo Rugeri weisen vor allem die hohe Wölbung und der Schnitt der F-Löcher hin. Der Korpus ist kurz und besitzt spitz zulaufende, ausgeprägte Ecken. Die zweiteilige Decke zeigt sehr feine Jahresringe und ist teilweise stark gehaselt. Der geteilte Boden im Spiegelschnitt besticht durch eine feine, intensive Flammung. Das Holz weist eine große optische Übereinstimmung mit dem Boden einer weiteren Violine von Bergonzi auf, die ebenfalls vor 1730 entstanden ist. Das Holz der Zargen ist breiter und weniger intensiv geflammt als der Boden. Die hohe Wölbung setzt nach einer schwach ausgebildeten Hohlkehle an und läuft vor allem am Boden spitz zu. Die feine und sehr regelmäßige Randeinlage sitzt weit außen, wodurch die Ränder zart wirken. Typisch für Bergonzi ist die sehr regelmäßige und schön geschnitzte Schnecke mit langem, dünnem Mittelstab und tiefen Voluten, deren zarter Rand eine feine Kontur bildet. Auf einem gelben Grund liegt der sehr kräftige, rotbraune Farblack, der vor allem am Boden und an den Zargen noch reichlich vorhanden ist. In der Hohlkehle der Decke ist im Mittelbügel noch deutlich das starke Craquelé des ursprünglichen Lackaufbaus zu erkennen.