Violine, Santo Serafin, Venedig, nach 1748, „ex Hamma“

Druckzettel in Kupferstichtechnik mit Girlanden und figürlichen Darstellungen: „Sanctus Seraphin / Utinensis Fecit / Venetijs Anno 1742“ (42 handschriftlich). „Negativer“ Brandstempel an der Unterzarge beim Endknopf: „SANTO / SERAFIN“

Der helle, transparente Lack, das Modell und die Gestaltung der F-Löcher weisen das Instrument als Arbeit von Santo Serafin aus. Typisch für den venezianischen Meister ist zudem die Form der Bodenwölbung, bei der der höchste Punkt nicht im akustischen Zentrum, sondern tiefer, fast auf der Verbindung der unteren Ecken, liegt. Der auf dem Geigenzettel gedruckte Zusatz „Utinensis“ weist auf Serafins Herkunft aus Udine hin. Zusätzlich brachte er bei seinen Instrumenten an der Unterzarge, ober- und unterhalb des Endknopfes, „negative“ Brandstempel an, bei denen der Schriftzug erhaben und das Umfeld der Buchstaben eingebrannt ist. Die zweiteilige Decke ist von sehr feinem Wuchs, die Breite der Jahresringe nimmt nach außen hin zu. Laut einem dendrochronologischen Gutachten muss das Instrument nach 1748 entstanden sein. Der Boden im Spiegelschnitt ist zweiteilig mit engen, sehr regelmäßigen Flammen, die leicht v-förmig verlaufen. Die Struktur des Zargenholzes entspricht der des Bodens. Wirbelkasten und Schnecke sind aus ungeflammtem Ahorn gefertigt. Die Wölbung verläuft sehr harmonisch und voll, wobei der Boden etwas stärker gewölbt ist als die Decke. Während sich in Cremona Mitte des 18. Jahrhunderts der Stil Stradivaris und damit auch sein Design der F-Löcher allgemein durchgesetzt hatte, blieben viele venezianische Meister den Vorbildern Amati bzw. Stainer treu. Dies ist auch bei Santo Serafins F-Löchern zu sehen. Sie stehen aufrecht in der Decke, sind kurz mit weit ausschwingenden Rundungen, wobei die beiden Klappen annähernd gleiche Breite aufweisen. Die unteren Kugeln sind wesentlich größer als die oberen. Bei der Gestaltung der weit außen sitzenden Randeinlage zeigt sich die hohe handwerkliche Qualität Serafins. Formvollendet ist die zart wirkende Schnecke mit ihren tief gestochenen Voluten und scharfkantigen Rändern. Typisch für Santo Serafin ist der goldgelbe, leuchtende Grund auf dem ein transparenter, orangeroter Lack liegt, der vor allem am Boden und an den Zargen noch reichlich vorhanden ist. Der Name des Instruments geht auf die Firma Hamma in Stuttgart zurück, in deren Besitz sich die Geige über einen längeren Zeitraum befand.

              

Seraphin Quartett (Birgit Kolar, Violine Santo Serafin, Venedig nach 1748, „ex Hamma“; Helmut Lackinger, Violine; Michael Strasser, Viola; Raphael Flieder, Violoncello).