Violoncello, Andrea Amati, Cremona, spätes 16. Jahrhundert

Druckzettel (nicht original): „Andrea Amati in / Cremona M. D. LXXIII“

Andrea Amati dürfte der erste in Cremona ansässige Geigenbauer gewesen sein, der die Korpusse seiner Instrumente unter Verwendung eines Formbretts herstellte. Bei dieser bis heute gängigen Technologie werden die Zargen gebogen und über das als Schablone dienende Formbrett zum Zargenkranz verleimt. Dadurch wird sichergestellt, dass alle über dieses Formbrett gebauten Instrumente denselben Umriss aufweisen. In der Barockzeit variierten die Länge und Breite der Korpusse von Streichinstrumenten oft erheblich. Vor allem Violoncelli wiesen häufig eine Korpuslänge auf, die mehrere Zentimeter über dem heute gängigen Maß lagen. Der größere Korpus sorgte vor allem in der Tiefe für einen sehr fülligen Klang, beeinträchtigte jedoch bei technisch schwierigen Passagen die Spielbarkeit. Ab dem 19. Jahrhundert wurden daher viele Celli umgebaut und dabei die Korpuslänge auf das heute übliche Maß reduziert. Auch das Cello von Andrea Amati zeigt Spuren dieses Umbaus.

Viele stilistische Merkmale weisen auf Amati als Erbauer des Instruments hin. Es handelt sich um ein hochgewölbtes Modell, bei dem der Boden deutlich höher gewölbt ist als die Decke. Diese ist vierteilig mit breiten, angesetzten Flügeln. Der Wuchs des Fichtenholzes ist sehr regelmäßig mit mittelbreiten Jahresringen. Der geteilte Boden im Fladerschnitt zeigt schwach ausgeprägte Flammen. Stärker geflammt sind die Zargen. Das Instrument erhält sein typisches Erscheinungsbild durch die steil stehenden F-Löcher, bei denen die oberen Kugeln größer sind als die unteren. Wirbelkasten und Schnecke sind Ergänzungen im Stil Andrea Amatis aus späterer Zeit. Über einem goldgelben Grund liegt Farblack mit deutlicher Craquelébildung. Das Lackbild von Wirbelkasten und Schnecke ist etwas abweichend.