Violoncello, Giovanni Battista Guadagnini, Piacenza, 174., „ex von Zweygberg“

Druckzettel: „Joannes Baptista filius Laurentji Gua- / dagnini fecit Placentiæ 174.“ (letzte Stelle handschriftlich und unleserlich, möglicherweise ,,3“). Siegel mit Kreuz und „GBG P“

Der auf dem Druckzettel des Cellos angesprochene Vater Lorenzo Guadagnini (1685–1746) wird in der Literatur immer wieder als Geigenbauer erwähnt, archivalische Belege dafür gibt es allerdings nicht. Das Violoncello aus den 1740er-Jahren gehört zu Guadagninis frühen Instrumenten, trotzdem besitzt es viele Merkmale, die sich auch bei späteren Instrumenten wiederfinden. Das betrifft etwa Details des Wirbelkastens oder der schön gestochenen Schnecke des Instruments. Zu Guadagninis Bekannten in Piacenza zählte Carlo Ferrari, ein hervorragender Cellist, der vermutlich starken Einfluss auf Guadagnini ausübte. Bei dem Violoncello handelt es sich um ein relativ kurzes und hoch gewölbtes Modell, das hinsichtlich der handwerklichen Ausführung und der Lackarbeit große Meisterschaft verrät. Die zweiteilige Decke ist von feinem Wuchs, die Breite der Jahresringe nimmt nach außen hin zu. Ein eingewachsener Ast findet sich etwa 10 cm oberhalb des Unterklotzes in der Decke. Ein dendrochronologisches Gutachten weist 1733 als jüngsten Jahresring aus, was mit der Entstehungszeit kurz nach 1740 im Einklang steht. Der geteilte Boden im Fladerschnitt zeigt schwach ausgeprägte, horizontale Flammen. Anders im Charakter sind die Zargen mit ihrer intensiven, unruhigen Flammung. Wirbelkasten und Schnecke sind aus ungeflammtem Ahorn gefertigt. Die Wölbung ist sehr voll und setzt unmittelbar nach der schmalen Hohlkehle an, wobei der Boden wesentlich höher gewölbt ist als die Decke. Die aufrechtstehenden F-Löcher sind gekonnt geschnitten und weisen sehr große Kugeln auf. Bemerkenswert sind die noch sehr scharf ausgeprägten Kanten der F-Löcher. Handwerklich sauber ausgeführt ist die regelmäßige Randeinlage. An den Voluten der sehr plastisch gestalteten Schnecke sind sowohl Werkzeugspuren sichtbar als auch Markierungen in Form von Einstichen an der Stirnseite des Mittelstabes. Eine breite, regelmäßige Fase rundet das Erscheinungsbild der Schnecke ab. Der Lackaufbau beginnt mit einem gelben Grund, der besonders am Boden deutlich sichtbar ist. Darüber liegt ein leuchtender, roter Farblack. Das Lackprofil ist vor allem am Boden sichtbar. Das Instrument befindet sich in einem sehr guten Gesamtzustand.

Als erster Eigentümer ist der finnische Cellist Lennart von Zweygberg (1874–1960) bekannt. Nach Studien in seinem Heimatland zog er nach Deutschland, wo er unter anderem bei Hugo Becker studierte. Danach hatte Zweygberg Anstellungen als Solocellist bei Orchestern in Helsingfors, Riga und Winterthur. Zwischen 1910 und 1928, allerdings mit einer kriegsbedingten Unterbrechung, bereiste er als Solist viele europäische Länder. Danach ließ er sich in den USA nieder, wo er in Bloomington, Indiana, eine Lehrstelle übernahm.

 

                        

Martin Hornstein, Violoncello (Giovanni Battista Guadagnini, Piacenza, 174., „ex von Zweygberg“) und Claus-Christian Schuster, Piano.
Erscheinungsdatum des Albums: 1. Dezember 1996.