Giovanni Battista Guadagnini

1711–1786

Guadagnini wurde in Bilegno geboren und übersiedelte 1738 nach Piacenza, wo er eine Tischlerlehre begann. Durch die Bekanntschaft mit den Brüdern Paolo und Carlo Ferrari, die als Geiger bzw. Cellist tätig waren, wurde sein Interesse für den Geigenbau geweckt. Vor 1740 ist in Piacenza kein Geigenbauer nachweisbar, weshalb unklar ist, bei wem Guadagnini sein handwerkliches Rüstzeug erhalten hat. Der Erfolg stellte sich trotzdem ein, wodurch er 1746 ein respektables Haus mit Werkstätte gegenüber dem Dom von Piacenza mieten konnte. In der Zwischenzeit war Carlo Ferrari nach Mailand gezogen, was ihm 1749 Guadagnini gleichtat. Dank des dortigen regen Musiklebens boten sich dem Geigenbauer bessere Geschäftsbedingungen, und die folgenden zehn Jahre gehörten zu den produktivsten seiner Laufbahn. Wie aus einigen Geigenzetteln hervorgeht, dürfte Guadagnini 1758 für kurze Zeit in Cremona gearbeitet haben, wofür jedoch keine archivalischen Belege vorliegen. Mitte 1758 zog die inzwischen stark angewachsene Familie nach Parma, wo der Geigenbauer gute Beziehungen zum dortigen Hof herstellen konnte. Don Filippo, Herzog von Parma, spielte mehrere Instrumente, und 1766 wurde Guadagnini vom Hof eine Pension zugesprochen. Außerdem konnte er zeitweilig ein Importverbot für Geigen aus Trento erwirken. Nach dem Tod des Fürsten änderte sich die politische Situation, und ein Förderer Guadagninis wurde in Intrigen verwickelt und entlassen. 1771 stellte der Hof die Pensionszahlungen ein, woraufhin Guadagnini nach Turin übersiedelte. Dort machte er die Bekanntschaft mit Graf Ignazio Alessandro Cozio de Salabue, einem Sammler und Forscher, der sich ausschließlich dem Studium von Streichinstrumenten verschrieben hatte. Neben einer bedeutenden Anzahl von hervorragenden Instrumenten besaß der Graf auch Aufzeichnungen, Schablonen und Werkstattutensilien mehrerer Cremoneser Meister, darunter auch von Stradivari. Der Zugang zu diesen Materialien beeinflusste Guadagninis letzte Schaffensperiode. In den folgenden dreieinhalb Jahren kaufte der Graf exklusiv alle von Guadagnini gebauten Instrumente. Das betraf mindestens 50 Violinen, zwei Violen und zwei oder drei Violoncelli. Nach finanziellen Zerwürfnissen endete jedoch um 1780 die Beziehung zu Graf Cozio. Vier der Söhne Guadagninis waren ebenfalls ausgebildete Geigenbauer und dürften ab 1771 in der Werkstätte mitgearbeitet haben. Nach Guadagninis Tod übernahmen der Erstgeborene Gaetano (1750–1817) und sein Bruder Carlo (1768–1816) den Betrieb und führten ihn unter der Bezeichnung „Fratelli Guadagnini“ („Gebrüder Guadagnini“) weiter.