Violine, Giovanni Battista Guadagnini, Turin, 177.

Druckzettel: ,,Joannes Baptista Guadagnini / Cremonensis fecit Taurini / alumnus Antoni Stradivari 177. [Kreuz sowie Initialen GBG]“

Der Druckzettel dieses Instruments ist stark verschmutzt, wodurch die letzte Stelle der Jahreszahl, möglicherweise eine „8“, nicht leserlich ist. Stilistische Merkmale weisen die Violine jedoch eindeutig als eine Arbeit aus Guadagninis letzter Periode in Turin aus. Ein Vergleich mit der im zeitlichen Umfeld entstandenen Violine von 1776 zeigt, dass Guadagnini auch in seiner letzten Schaffensperiode ständig experimentierte. Obwohl die beiden Instrumente nach demselben Modell, möglicherweise sogar über demselben Formbrett gebaut wurden, sind die Ecken bei der vorliegenden Violine deutlich kürzer. Die F-Löcher sind um einige Millimeter länger als jene beim Instrument von 1776 und erinnern vor allem bei der Gestaltung der Klappen an Giuseppe Guarneri del Gesù. Das Holz der geteilten Decke ist weitjährig und sehr regelmäßig gewachsen. Ein dendrochronologischer Befund ergab, dass für die beiden Deckenhälften das Holz aus unterschiedlichen Stämmen verwendet wurde und der späteste Jahresring auf 1770 zu datieren ist. Der Boden im Schwartenschnitt zeigt eine wunderbare, lebhafte Flammung. Im Gegensatz dazu sind die Zargen nach dem Spiegel geschnitten und enger geflammt. Die Wölbung ist weit nach außen gezogen und wirkt daher sehr voll. Sie geht durch eine nur schwach ausgebildete Hohlkehle in den Rand über. Die sehr hoch sitzenden F-Löcher haben kleine, kreisrunde Kugeln sowie sehr individuell geformte Klappen. Die Randeinlage ist breit und am Boden etwas unregelmäßig gearbeitet. In Anlehnung an Stradivari färbte Guadagnini die Fasen der sehr zierlichen  Schnecke schwarz. Die Voluten fallen leicht nach außen ab. Den goldgelben Grund deckt ein leuchtender, transparenter Farblack, der vor allem am Boden noch gut erhalten ist. Der Gesamtzustand des Instruments ist sehr gut.