Violine, Ferdinando Gagliano, Neapel, 1770–1780

Druckzettel mit Zierrand: „Ferdinandus Gagliano Filius / Nicolai fecit Neap. 1743.“ (43 handschriftlich)

Ferdinando war der Sohn von Nicolò Gagliano und gehörte der dritten Generation der in Neapel ansässigen Familie von Geigenbauern an. Obwohl er seine Ausbildung bei seinem Onkel Gennaro erhalten haben dürfte, führte er den väterlichen Betrieb weiter. Auch seine drei Brüder waren in der Stadt als Geigenbauer tätig. Manche Instrumente dürften daher auch in Zusammenarbeit entstanden sein. Der flach gewölbte Korpus ist typisch für Ferdinando Gagliano. Die Decke besteht aus Fichtenholz, bei dem Zonen mit sehr breiten Jahresringen mit feinjährigeren Abschnitten wechseln. Bei der dendrochronologische Untersuchung konnte für beide Deckenhälften 1716 als spätestes Jahr festgestellt werden. Das Holz zeigt außerdem hohe Übereinstimmung mit zwei Instrumenten, die von Ferdinando bzw. Carlo Gagliano stammen. Das Deckenholz für die drei Instrumente dürfte vom selben Stamm sein. Der Boden und die Zargen weisen sehr schwache Flammen auf, die horizontal verlaufen. Der sehr breite Wirbelkasten und die Schnecke sind aus ungeflammtem Ahorn geschnitzt. Die Voluten der Schnecke sind tief unterschnitten, was ihr ein sehr plastisches Aussehen verleiht. Der noch reichlich vorhandene gelb-orange Lack besitzt große Leuchtkraft und liegt auf einem sehr transparenten Grund. Da Geigen früher ohne Kinnhalter gespielt wurden, ist an dieser Stelle an der Decke der Lack abgetragen, ähnliches gilt auch für den Boden. Abgesehen davon finden sich am Instrument nur geringe Gebrauchsspuren und nur wenige Reparaturen. Angesichts des guten Erhaltungszustands ist es als Referenzinstrument für die neapolitanische Schule anzusehen.