Basel II

Wie berechnen Banken ihr Eigenkapital für das Kreditrisiko?

Basel II lässt den Banken grundsätzlich zwei Möglichkeiten, ihren Bedarf an Eigenkapital zu berechnen. Zum einen mittels des so genannten Standard-Ansatzes, zum anderen mittels des Internal Rating Based-Ansatzes (IRB). Der wesentliche Unterschied zwischen dem Standard-Ansatz und dem IRB-Ansatz liegt darin, dass die Risikogewichtung im Standard-Ansatz auf Grund einer einfachen Kategorisierung erfolgt. Dies geschieht zum Teil mit Hilfe externer Ratings (d. h. auf Basis eines Ratings beispielsweise durch die Agenturen Moody’s oder Standard & Poor’s). Die Banken, die den IRB-Ansatz anwenden, können hingegen auch auf ihr bankintern ermitteltes Rating zurückgreifen.

Wieso sind Banken an der Bonität ihrer Kreditnehmer interessiert?

Die Bonität dient als Indikator für die zukünftige Fähigkeit des Kreditnehmers zur vollständigen und termingerechten Rückzahlung von Kapital und Zinsen der in Anspruch genommenen Finanzierungsmittel. Wird sie von Seiten der Bank richtig eingeschätzt, wird die Risikosteuerung für sie leichter, was durch die neuen Vorschriften mit geringeren Eigenkapitalkosten honoriert werden kann.

Sind durch Basel II alle Kredite teurer?

Nein. Aber Vergabe und Konditionen eines Kredits sollen differenzierter als früher von der Bonität des Kreditnehmers abhängen. Gleichzeitig sollen – die Kreditkosten reduzierende – Sicherheiten umfassender als bisher anerkannt werden.

Sind durch Basel II Kredite schwerer zu bekommen?

Prinzipiell wird die Frage, ob und unter welchen Konditionen ein Kreditnehmer einen Kredit erhält, von seiner Bonität bestimmt. Kreditnehmer guter Bonität sollten leichter Kredite zu besseren Konditionen bekommen. Das Umgekehrte gilt für jene mit schlechter Bonität.

Was bedeutet eigentlich "Rating eines Kreditnehmers"?

Das Rating stellt die Beurteilung der Bonität eines Kreditnehmers auf Basis standardisierter qualitativer und quantitativer Kriterien durch eine Bank dar. Es soll der Bank helfen, sich ein besseres Bild vom Vertragspartner zu machen, und es damit ermöglichen, die Konditionen für ihn adäquater zu gestalten.

Werden die verwendeten Kriterien, die in ein Firmenkundenrating einfließen, durch Basel II vorgegeben?

Nein. Grundsätzlich obliegt es der Bank, welche Kriterien sie verwendet.

Kann meine Bank irgendein Rating verwenden?

Alle verwendeten Ratingsysteme stammen von anerkannten externen Ratingagenturen bzw. müssen durch die nationale Aufsichtsbehörde genehmigt werden.

Hat das Rating über die Bestimmung meiner Kreditkonditionen hinausgehende Auswirkungen auf mich?

Durch das Ratingverfahren wird der Kreditvergabeprozess für den Kreditnehmer transparenter. Damit werden für den Kreditnehmer jene Faktoren ersichtlich, die von Seite der Bank als entscheidend im Kreditvergabeprozess angesehen werden. Das gibt ihm zum einen die Möglichkeit zur Beeinflussung dieser Faktoren, zum anderen wird es voraussichtlich auch zu einer Verbesserung der Verhandlungsposition des Kreditnehmers mit hoher Bonität gegenüber seiner Hausbank kommen.

Bekomme ich mein Rating mitgeteilt?

Da das Rating die Grundlage für Kreditkonditionen darstellt, ist davon auszugehen, dass Bankbetreuer Schwächen oder Stärken beim Kreditnehmer anhand des Ratingmodells aufzeigen und anhand des aktuellen Ratings Vorschläge machen werden, wie das zukünftige Rating verbessert und damit günstigere Kreditkonditionen erreicht werden können.

Kann ich als Firmenkunde meine Rating-Einstufung beeinflussen?

Man kann durch entsprechende Unternehmenstransparenz und Kommunikation mit der Bank zumindest dafür sorgen, dass man als Unternehmen den tatsächlichen Umständen entsprechend bewertet wird („Bonitätsmanagement“).

Ist es für mich günstiger, wenn meine Bank den sogenannten fortgeschrittenen IRB-Ansatz benützt?

Grundsätzlich hängt die Eigenmittelunterlegungspflicht des Kredits von der Bonität des Kreditnehmers ab. Dieser Ansatz wird in allen zur Auswahl stehenden Verfahren beibehalten. Ein fortschrittlicheres Verfahren macht aber eine bessere Feinsteuerung möglich und erlaubt es damit der Bank, die Kreditkonditionen besser auf den einzelnen Kreditnehmer zuzuschneiden. Dabei darf natürlich nicht vergessen werden, dass neben den Eigenmittelkosten noch eine ganze Reihe weiterer Faktoren die Kreditkonditionen mitbestimmen.

Wie werden Sicherheiten bewertet?

Grundsätzlich werden, je nach verwendetem Ansatz, Sicherheiten entweder durch eine einfache Kategorisierung und Gewichtung oder über eine eigene Schätzung berücksichtigt.

Werden alle Sicherheiten gleich behandelt?

Nein. Materielle Sicherheiten (z. B. hypothekarische Sicherheiten) werden anders behandelt als finanzielle Sicherheiten. Während bei einer finanziellen Besicherung die Möglichkeit besteht, dass dadurch das Eigenkapitalerfordernis für den Kredit komplett entfallen kann, ist dies bei materiellen Sicherheiten nicht möglich.