Welche CESEE-Länder wären von höheren US-Zöllen am stärksten betroffen?
Which CESEE countries would be hit hardest by higher US tariffs?Please find the english version below.
Der designierte US-Präsident Donald Trump hat wiederholt angekündigt, Importe künftig mit höheren Zöllen zu belegen. Zwar sind bisher noch keine Einzelheiten bekannt, die Rede war jedoch bereits von allgemeinen Zöllen in Höhe von 10 % bis 20 %, wobei noch höhere Zölle auf Einfuhren aus China, Mexiko und Kanada kolportiert wurden. Inwiefern wären einzelne Länder, insbesondere jene in Zentral-, Ost- und Südosteuropa (CESEE), von solchen Zöllen betroffen? Laut unserer Analyse würden vor allem Ungarn, die Slowakei und Slowenien die Auswirkungen höherer Zölle spüren. Bei den betroffenen Branchen sind insbesondere die Automobilindustrie, die Hightech- und Medium-Hightech-Fertigung sowie wissensintensive Dienstleistungen am stärksten exponiert. Diese Sektoren sind nicht nur für das Wirtschaftswachstum besonders wichtig; sie spielen auch eine Schlüsselrolle, wenn es für eine Volkswirtschaft darum geht, den Übergang von mittleren zu hohen Einkommen zu schaffen – also der so genannten „Middle-Income-Trap“ zu entkommen.
Welche Länder werden von einer sinkenden Endnachfrage in den USA infolge neuer Zölle am stärksten betroffen sein?
Um diese Frage zu beantworten, haben wir uns näher angesehen, inwieweit einzelne Länder direkt und indirekt wirtschaftlich von der US-Endnachfrage1 abhängig sind.
Insgesamt ist diese Abhängigkeit in den CESEE-Ländern geringer als in Westeuropa. Ungarn ist gemessen an der Wertschöpfung am meisten auf die Endnachfrage in den USA angewiesen, dahinter folgen die Slowakei und Slowenien. Im Gegensatz dazu sind Kroatien und Rumänien jene Länder, die am wenigsten von höheren Zöllen betroffen wären, sowohl im Vergleich zu anderen CESEE-Ländern als auch zu den EU-27.
Innerhalb der EU-27 sticht Irland als das Land hervor, das am stärksten der US-Endnachfrage ausgesetzt ist. Dies liegt vor allem an Irlands prominenter Rolle als Standort für multinationale Unternehmen, deren Headquarter in vielen Fällen in den USA liegt. Danach folgen – gemessen am Anteil an der Wertschöpfung – Dänemark und Belgien. Auch die größte europäische Volkswirtschaft, Deutschland, ist in erheblichem Maße direkt und indirekt von der US-Endnachfrage abhängig. Dies ist für CESEE insbesondere relevant, da Deutschland einer der wichtigsten Handelspartner der Region ist. Global gesehen ist Mexiko wirtschaftlich am engsten mit den USA verflochten. 17 % der mexikanischen Wertschöpfung sind an die US-Endnachfrage geknüpft, somit würde das mittelamerikanische Land am stärksten unter höheren US-Zöllen leiden, gefolgt von Irland, Kanada und Vietnam. Im Vergleich dazu: In der EU und China werden jeweils rund 3 % der Wertschöpfung durch die US-Endnachfrage generiert.
1 Wir verwenden „Trade in Value Added (TiVA)“-Daten der OECD. Die jüngsten verfügbaren Daten stammen aus dem Jahr 2020.
Nicht nur die Automobilindustrie, auch Hightech- und wissensintensive Sektoren würden leiden
Neben einer Analyse der Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft lohnt sich auch ein Blick auf die Folgen höherer US-Zölle auf einzelne Sektoren, um die längerfristigen Auswirkungen auf den Aufholprozess der CESEE-Länder abzuschätzen. Welche Sektoren am meisten der US-Endnachfrage ausgesetzt sind, variiert von Land zu Land. In Ungarn sind dies freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen, Handel (einschließlich Reparatur von Kraftfahrzeugen) und die Automobilbranche. Zusammengenommen sind diese Branchen für 40 % der von der US-Endnachfrage abhängigen Wertschöpfung im Land verantwortlich. Ebenfalls von Bedeutung für die ungarische Wirtschaft sind die Sektoren Produktion elektronischer Geräte, Maschinen und Anlagen sowie wissensintensive Dienstleistungen, wie etwa Programmierungstätigkeiten und Erbringung von Dienstleistungen der Informationstechnologie, und Versicherungsdienstleistungen.
Die Slowakei ist wiederum im Hinblick auf die Automobilindustrie besonders exponiert; hier sind 0,7 % der Wertschöpfung – doppelt so viel wie in Ungarn – von der US-Endnachfrage abhängig. Rechnet man die Anteile der Sektoren Handel sowie freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen hinzu, ergibt das fast die Hälfte der von der US-Endnachfrage abhängigen slowakischen Wertschöpfung. Darüber hinaus ist auch in der Slowakei die Wertschöpfung im Bereich Programmierungstätigkeiten und Erbringung von Dienstleistungen der Informationstechnologie – einem der wissensintensiven bzw. Hightech-Sektoren – vergleichsweise stark exponiert. Die US-Abhängigkeit der Automobilindustrie ist besonders ausgeprägt, da 13 % der in diesem Sektor erzielten Wertschöpfung dem US-Endverbrauch zuzuordnen sind. In Ungarn beträgt dieser Wert nur 8,7 %, für die EU-27 sogar nur 6,1 %. Diese sektorale Abhängigkeit von der US-Endnachfrage ist auch in anderen produzierenden Branchen relativ stark.
In Slowenien zählen zu den Sektoren, die der US-Endnachfrage in Bezug auf die Wertschöpfung besonders ausgesetzt sind, die pharmazeutische Industrie, der Handel sowie freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen. Zusammengenommen zeichnen sie für mehr als 40 % der an die US-Endnachfrage gebundenen Wertschöpfung verantwortlich, wobei die pharmazeutische Industrie mit einem Anteil von 16 % hier besonders hervorsticht.
Auch in Kroatien ist der Pharmasektor stark von der US-Endnachfrage abhängig, allerdings spielt er in der kroatischen Wirtschaft insgesamt eine viel kleinere Rolle. In Tschechien ist die Automobilindustrie eine wichtige Stütze der Volkswirtschaft, die Abhängigkeit von der US-Endnachfrage ist aber geringer als in der Slowakei. Dessen ungeachtet würde ein Sinken der US-Endnachfrage infolge höherer Zölle der tschechischen Gesamtwertschöpfung schaden.
US-Zölle als Hindernis für die Überwindung der Middle-Income-Trap?
Die hier analysierten Daten zeigen, dass die CESEE-Volkswirtschaften aufgrund der gewichtigen Rolle der Automobilindustrie mit negativen Auswirkungen infolge höherer US-Zölle rechnen müssten; oftmals kämen diese Auswirkungen indirekt über Deutschland, einem wichtigen CESEE-Handelspartner, zum Tragen. Neben dieser allgemeinen Einschätzung gilt es aber, auch die Herausforderungen für andere Sektoren, einschließlich Hightech- und Medium-Hightech-Fertigung und wissensintensive Dienstleistungen, zu berücksichtigen. Relevant ist dies deshalb, weil das Wachsen von Sektoren, die zu einer höheren Wertschöpfung beitragen, wie eben technologie- und wissensintensive Branchen, unerlässlich ist, damit die CESEE-Länder der Middle-Income-Trap entkommen. Selbst wenn also die CESEE-Volkswirtschaften im Vergleich zu den EU-Industriestaaten nur in einem moderaten Ausmaß von der US-Endnachfrage abhängig sind, wären für sie wohl die indirekten Folgen von US-Importzöllen durchaus spürbar.
Letztlich werden die Folgen von US-Zöllen von ihrer konkreten Ausgestaltung abhängen. Der US-Konsum wird unterschiedlich auf höherpreisige CESEE-Leistungen reagieren. Einkommensstarke Kund:innen könnten bereit sein, Preiserhöhungen zu akzeptieren, während Einkommensschwächere sich möglicherweise für billigere Alternativen entscheiden. Das Konsumverhalten könnte sich ändern, manche werden profitieren, andere verlieren. Fest steht jedenfalls, was für CESEE das Worst-Case-Szenario wäre: Unternehmen, die als Reaktion auf den US-Handelsprotektionismus Produktionskapazitäten aus Europa in die USA verlegen.
Which CESEE countries would be hit hardest by higher US tariffs?
The incoming US administration of President-elect Donald Trump has repeatedly announced plans to impose higher tariffs on imports. While no details are known so far, there have been reports of a general tariff of 10% to 20%, with even higher rates targeting imports from China, Mexico and Canada. How would this affect individual countries, especially those in Central, Eastern, and Southeastern Europe (CESEE)? We find that Hungary, Slovakia, and Slovenia are the most exposed economies. In terms of affected branches, automotive, high- and medium-high-tech manufacturing, and knowledge-intensive services rank high, that is, sectors which are critical for economic growth and escaping the middle-income trap.
Which countries will be most affected if US final demand drops due to new tariffs?
To answer this question, we consider both direct and indirect economic links to US final demand1 in this analysis.
Overall, the CESEE economies appear to be less exposed to US final demand than their Western European partners. Among CESEE economies, Hungary is most dependent on US final demand in terms of value added, followed by Slovakia and Slovenia. In contrast, Croatia and Romania are the least exposed economies in the CESEE region and among the least affected countries among the EU-27.
Within the EU-27, Ireland stands out as being most exposed to US final demand. This is largely due to Ireland’s role as a hub for multinational companies, many of which are US-based. Denmark and Belgium follow in terms of value-added exposure. Europe’s biggest economy, Germany, is also – to a significant degree – directly and indirectly dependent on final demand from the USA. This is particularly relevant for CESEE, as Germany is one of its key trading partners. Globally, only Mexico surpasses Ireland in being most closely linked economically to the USA. As 17% of its domestic value added is tied to US final demand, it would likely suffer the most from such measures, followed by Ireland, Canada and Vietnam. For comparison, about 3% of domestic value added is generated through US final demand in the EU and China.
1 We refer to data from the OECD Trade in Value Added (TiVA) dataset. The latest figures are available for 2020.
Not only automobiles, but high-tech and knowledge-intensive sectors would also suffer
The data discussed so far refer to as a whole. Yet, a look at individual sectors is important to gauge the longer-term implications on the catching-up process in these economies. The sectors most vulnerable to higher US tariffs vary across CESEE countries. In Hungary, the most exposed sectors are professional, scientific, and technical activities, trade (including repair of motor vehicles and motorcycles), and the automotive industry. Together, these three sectors account for nearly 40% of the country’s total value-added exposure to US final demand. Hungary’s reliance on sectors producing electronics, machinery, and equipment is also significant, alongside knowledge-intensive services such as computer programming, consultancy, information service activities, and financial and insurance services.
Slovakia, on the other hand, is particularly dependent on the USA in the automotive industry, where US final demand accounts for 0.7% of total domestic value added, roughly twice as much as in Hungary. Combined with trade and professional, scientific and technical activities, these three sectors make up nearly half of Slovakia’s total value-added exposure to US final demand. Again, value added in the high-tech knowledge-intensive sector of computer programming, consultancy, and information services is comparably highly exposed as well. Moreover, the car industry’s reliance on the USA is particularly pronounced, as 13% of the sector’s value added is consumed by US final demand, compared to 8.7% in Hungary and just 6.1% in the EU-27. Such sectoral dependence on US final demand is relatively large also in other manufacturing branches.
In Slovenia, the largest total value-added exposure to US final demand is concentrated in the pharmaceutical industry, trade, and professional, scientific and technical activities. These sectors collectively account for over 40% of Slovenia’s value added tied to US final demand. The pharmaceutical sector stands out, with nearly 16% of its sectoral value added connected to US final demand.
For Croatia, we see that the pharmaceutical sector is also highly reliant on US final demand, but its role in the overall economy is considerably smaller. In Czechia, where the automotive industry is an important economic pillar, exposure to US final demand is less pronounced than in Slovakia. Nevertheless, given the importance of the automotive sector to the Czech economy, a decline in US final demand triggered by higher tariffs would still adversely affect the country’s total domestic value added.
US tariffs could thwart CESEE’s efforts to escape the middle-income trap
The data presented here highlight that, due to their dependence on the automotive industry, CESEE economies would be negatively affected by higher US tariffs, often indirectly through Germany, which is a major trading partner. However, this general assessment requires some refinement because other sectors, including high- and medium-high-tech manufacturing and knowledge-intensive services, would also face challenges. This is particularly relevant as increasing the shares of sectors that provide higher value added, such as technology- and knowledge-intensive sectors, is seen as essential for CESEE countries to escape the middle-income trap. So even if most CESEE economies’ overall exposure to US final demand is moderate compared to most of the advanced EU economies, they might still feel an indirect impact from US import tariffs.
Having said this, the ultimate impact of US tariffs will depend on their specific design. Not all customers of CESEE value added in the US would respond equally to higher prices caused by tariffs. Wealthier customers may be willing to accept price increases, whereas lower-income consumers could opt for cheaper alternatives. Changes in consumption patterns could emerge, creating both winners and losers. In any case, the worst-case scenario for CESEE economies would probably be producers responding to US trade protectionism by relocating production capacities from Europe to the USA.