OeNB Report 2025/4: Direktinvestitionen 2022. Österreichische Direktinvestitionen im Ausland und ausländische Direktinvestitionen in Österreich
STATISTIKEN Sonderheft: Stand per Ende 2022
1 Vorwort
Seit den 1970er-Jahren befragt die Oesterreichische Nationalbank regelmäßig Unternehmen und Privatpersonen zum Thema Direktinvestitionen. Zunächst stand der ausländische Einfluss auf die österreichische Volkswirtschaft im Vordergrund, nach wenigen Jahren rückte jedoch auch das Thema der österreichischen Direktinvestitionen im Ausland in den Fokus. Die wirtschaftliche Bedeutung der Direktinvestitionen wuchs mit der Zeit und so wechselte man 1989 von einem Zweijahres- zu einem Jahresintervall der Erhebung. Gleichzeitig wurde erstmals eine Meldeschwelle eingeführt, um die Belastung von Respondenten und Statistikverantwortlichen zu reduzieren. Die letzte größere Umstellung erfolgte 2006 und betraf die Bewertung börsennotierter Aktiengesellschaften zum Börsenkurs, die Erweiterung des Begriffs „Sonstiges Direktinvestitionskapital“ und den Ausschluss von Special Purpose Entities. Diese zählen – ebenso wie der grenzüberschreitende Liegenschaftsbesitz – zwar zu den Direktinvestitionen im Sinne der Zahlungsbilanz, werden hier aber aufgrund mangelnder wirtschaftlicher Aktivität in Österreich nicht behandelt. In einem Vorgriff auf die Umstellung der Zahlungsbilanzstatistik auf die neuen internationalen Vorgaben des Manual 6 des IWF zur Zahlungsbilanz im Herbst des Jahres 2014 wurden ab dem Berichtsjahr 2010 alle konzernintern vergebenen Kredite (auch Schwesternkredite) als Direktinvestitionen erfasst. Die Zuordnung zu den aktiven bzw. passiven Direktinvestitionen erfolgt bei Schwesternkrediten in Abhängigkeit vom Sitz der Konzernzentrale: Liegt dieser in Österreich, handelt es sich um aktive, andernfalls um passive Direktinvestitionen. Die vorliegende Publikation beginnt traditionell mit der Analyse der Ergebnisse der 2024 abgeschlossenen Befragung österreichischer Unternehmen zum Berichtsjahr 2022 (Kap. 2). Mit Trends der weltweiten Direktinvestitionen befasst sich Kap. 3, während Kap. 4 die Bedeutung Russlands für die österreichische Wirtschaft beleuchtet. Investitionsmuster und regionale Schwerpunkte in Mittel-, Ost- und Südosteuropa sind Thema von Kap. 5, ehe Kap. 6 die zunehmende Bedeutung konzerninterner Finanzierung bei österreichischen Direktinvestitionen behandelt. Wie gewohnt werden im Abschnitt „Methoden, Definitionen und Quellen“ (Kap. 7) wichtige Begriffe der Direktinvestitionsstatistik erläutert. In einem ausführlichen Anhang (Kap. 8) werden die Detailergebnisse in Form von Tabellen, einem Schaubild und Landkarten dargestellt (dieser Anhang ist nur ein der PDF-Version dieses Reports verfügbar).
Die Autor:innen bedanken sich herzlich bei Nina Huber, David Plakolm, Robert Salcher und Stefan Zingl (Außenwirtschaftsdaten) für die Erhebung, Vorkompilierung und Qualitätssicherung der Daten, bei Marc Bittner (Editors and Translators) für das Lektorat bzw. die redaktionelle Betreuung sowie bei Birgit Jank und Karin Policzer (Informationsmanagement und Services) für den Satz des Tabellen- und Landkartenanhangs bzw. die Unterstützung bei der Erstellung der dynamischen Grafiken.
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2 Auf Höchststände österreichischer Direktinvestitionen folgen erste Anzeichen einer Eintrübung
Jacob Wagner, Maximilian Reiner 1
Die vorliegende Analyse präsentiert die Ergebnisse der Jahresbefragung österreichischer Unternehmen zu Direktinvestitionen für das Jahr 2022 sowie vorläufige Ergebnisse für das Jahr 2023. In einem schwierigen Umfeld aufgrund geopolitischer Konflikte, hoher Inflation, steigender Zinsen und des Auslaufens der COVID-19-Unterstützungsprogramme zeichnen sich Rückgänge in den weiterhin positiven 2 Transaktionen ab, während die Bestände weiterwachsen.
In einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld, geprägt von geringem Wachstum und geopolitischen Spannungen, zeigen die UNCTAD World Investment Reports 2023 und 2024 3 für die Jahre 2022 und 2023 einen Rückgang, aber weiterhin positive globale FDI 4 -Ströme. Nach dem aktuellen Report würde der Rückgang von 2 % im Jahr 2023 sogar noch höher ausfallen (rund 10 %), wenn man die großen und volatilen Ausschläge durch einige wenige europäische Conduits 5 herausrechnet. Diese globalen Entwicklungen spiegeln sich auch in den österreichischen Direktinvestitionen (DI) wider. Es werden für die Jahre 2022 und 2023 ebenfalls rückläufige, aber weiterhin positive aktive und passive Transaktionen ausgewiesen.
Die vorliegende Analyse greift für das Jahr 2022 auf die Ergebnisse der letzten Jahresbefragung österreichischer Unternehmen zu Direktinvestitionen (DI) aus dem Jahr 2024 zu. Für das Jahr 2023 und das erste Halbjahr 2024 liegen zum aktuellen Zeitpunkt lediglich vorläufige Daten auf Basis von Bestandsfortschreibungen, Transaktionsmeldungen, Berechnungen von Preis- und Wechselkurseffekten sowie Gewinnschätzungen vor. Die Daten dieses Zeitraumes folgen somit weitestgehend dem Trend des Jahres 2022. Im Folgenden werden die aktuellen Entwicklungen der aktiven und der passiven Direktinvestitionen dargestellt, gefolgt von einer detaillierten Analyse des Themas „Cash-Pooling“, für das nun erstmals Daten vorliegen.
2.1 Entwicklung der aktiven Direktinvestitionen
Die Transaktionen der österreichischen aktiven Direktinvestitionen sind weiterhin positiv (seit 2017), seit 2021 jedoch rückläufig (Grafik 1). Sie betrugen im Jahr 2022 15,5 Mrd EUR und im Jahr 2023 10,8 Mrd EUR. Der Trend der positiven jedoch rückläufigen Transaktionen dürfte sich auch 2024 fortsetzen; im ersten Halbjahr werden positive Transaktionen in Höhe von 4,3 Mrd EUR ausgewiesen. Der Rückgang der Eigenkapitaltransaktionen wurde durch höhere positive Transaktionen des sonstigen DI-Kapitals (positive Konzernkreditgewährung) und 2022 auch durch die höheren reinvestierten Gewinne abgefedert. 2022 waren die größten Eigenkapitaltransaktionen Restrukturierungen der OMV, der Kauf der britischen BSW Timber Lmtd. durch die Binderholz UK Holding GmbH der Binderholzgruppe und die Desinvestition aus dem Verkauf der Raiffeisenbank (Bulgaria) EAD von der Raiffeisenbank International (RBI) an die KBC Bank. Die reinvestierten Gewinne 2022 wurden vor allem durch die Auslandsbeteiligungen von inländischen Banken (Erste Group 6 und RBI 7 ) und Mineralölunternehmen erwirtschaftet. Bei den Transaktionen des sonstigen Kapitals spielt das Cash-Pooling (Näheres dazu siehe Kap. 2.3) eine wichtige Rolle. Die aktiven Direktinvestitionsbestände stiegen von 223,5 Mrd EUR (2021) auf 243,1 Mrd EUR (2022), 255,1 Mrd EUR (2023) und 266,6 Mrd EUR (zweites Quartal 2024), wobei die sonstigen Änderungen, die unter anderem Preis- und Wechselkurseffekte enthalten, ebenfalls positiv zu dieser Entwicklung beigetragen haben (Grafik 2). Regional und relativ betrachtet haben sich die Bestände in den Zielländern österreichischer Direktinvestitionen von 2021 auf 2022 leicht verschoben, weg von der EU (–3,6 % des Gesamtbestands) und den restlichen europäischen Ländern (–0,2 %) nach Asien (+2,6 %) und Amerika (+1,4 %) (Grafik 3). In einer Einzellandbetrachtung weisen nach wie vor Deutschland, trotz eines relativen Rückgangs von –1,8 %, die USA (+0,9 %) und die Schweiz (+0,1 %) die höchsten Bestände auf. Die Beteiligungserträge haben 2022 einen Höchststand in Höhe von 23,7 Mrd EUR erreicht und sanken 2023 auf 16,3 Mrd EUR, während die Zinserträge 2022 und 2023 dem allgemeinen Zinsumfeld entsprechend gestiegen sind (Tabelle 1).
2.2 Entwicklung der passiven Direktinvestitionen
Die passiven Direktinvestitionstransaktionen erreichten im Jahr 2022 (15,7 Mrd EUR, Grafik 4) den höchsten Stand seit 2007. In den vorläufigen Daten werden Transaktionen in Höhe von 6,3 Mrd EUR für 2023 und 2,4 Mrd EUR für das erste Halbjahr 2024 ausgewiesen. 2022 standen den hohen reinvestierten Gewinnen (10,3 Mrd EUR) und den Transaktionen in das sonstige DI-Kapital (6,5 Mrd EUR) negative Eigenkapitaltransaktionen (–1 Mrd EUR) gegenüber. Eine der größten Transaktionen war dabei die konzerninterne Restrukturierung der Bitpanda GmbH, die seit 2022 eine Schweizer Mutter, die Bitpanda Group AG hat. Den höchsten Anteil an den reinvestierten Gewinnen haben inländische Unternehmen aus der Branche Großhandel (speziell mit Papier und Pappe) erwirtschaftet. Die daraus resultierenden Bestände an passiven Direktinvestitionen haben sich aber 2022 nur leicht von 186,7 Mrd EUR auf 187,9 Mrd EUR erhöht, da die Flussgröße der sonstigen Veränderungen stark gegenläufig war (Grafik 5). Im internationalen Vergleich lag Österreich 2022 damit als Zielland von Direktinvestitionen auf Platz 34, nach Platz 33 im Jahr 2021. 8
Regional betrachtet gab es eine Verschiebung von der EU (–1,1 % des Gesamtbestandes), Amerika (–1,2 %) und Asien (–1,1 %) zum Rest Europas (+2,7 %) und der restlichen Welt (+0,6 %) (Grafik 6). Deutschland hält weiterhin den höchsten Bestand aller Einzelländer, ist aber relativ rückläufig (–1,5 %), während Russland auf Platz zwei um +1,3 Prozentpunkte und die Schweiz auf Platz drei um +0,9 Prozentpunkte zugelegt haben. Die bezahlten Einkommen haben 2022 mit 20 Mrd EUR ebenfalls einen Höchststand erreicht. Die bezahlten Zinsen (0,2 Mrd EUR) spielen trotz der Leitzzinserhöhungen im Betrachtungszeitraum im Vergleich zu den Beteiligungserträgen (19,8 Mrd EUR) nur eine untergeordnete Rolle.
Tabelle 1: Einkommen aus Direktinvestitionen | ||||||||||
Jahr | Bestand zum 31.12. | Beteiligungserträge | Zinsen aus Konzernkrediten | Einkommen gesamt | Performance | |||||
Aktiv | Passiv | Aktiv | Passiv | Aktiv | Passiv | Aktiv | Passiv | |||
in Mrd EUR | in % | |||||||||
2006 | 79,8 | 82,8 | 7,7 | 6,4 | –0,1 | -0,1 | 7,6 | 6,2 | 11,9 | 8,8 |
2007 | 102,1 | 108,4 | 10,6 | 8,1 | –0,1 | 0,5 | 10,5 | 8,6 | 13,1 | 10,4 |
2008 | 106,5 | 104,8 | 7,5 | 2,4 | 0,0 | 0,7 | 7,5 | 3,1 | 7,4 | 2,9 |
2009 | 118,0 | 117,4 | 6,8 | 4,8 | 0,1 | 1,1 | 6,9 | 5,9 | 6,5 | 5,7 |
2010 | 135,9 | 120,2 | 9,3 | 6,1 | 0,1 | 0,7 | 9,4 | 6,8 | 8,0 | 5,8 |
2011 | 149,3 | 118,1 | 10,5 | 7,8 | 0,2 | 0,8 | 10,7 | 8,6 | 7,9 | 7,2 |
2012 | 158,8 | 124,8 | 10,4 | 8,3 | 0,3 | 0,6 | 10,7 | 8,9 | 7,2 | 7,5 |
2013 | 167,5 | 130,3 | 10,2 | 6,4 | 0,4 | 0,6 | 10,5 | 7,0 | 6,6 | 5,6 |
2014 | 178,8 | 145,7 | 8,4 | 6,2 | 0,3 | 0,7 | 8,7 | 7,0 | 5,2 | 5,3 |
2015 | 188,9 | 148,0 | 9,3 | 8,3 | 0,4 | 0,4 | 9,7 | 8,7 | 5,4 | 6,0 |
2016 | 188,7 | 144,5 | 13,4 | 10,4 | 0,6 | 0,4 | 13,9 | 10,8 | 7,4 | 7,3 |
2017 | 194,1 | 161,1 | 12,9 | 13,6 | 0,5 | 0,4 | 13,4 | 14,0 | 7,1 | 9,7 |
2018 | 201,2 | 163,6 | 12,3 | 13,8 | 0,5 | 0,2 | 12,8 | 14,0 | 6,6 | 8,7 |
2019 | 213,6 | 172,7 | 14,7 | 13,9 | 0,4 | 0,0 | 15,1 | 13,8 | 7,5 | 8,5 |
2020 | 206,3 | 168,0 | 11,5 | 6,9 | 0,3 | -0,1 | 11,8 | 6,8 | 5,5 | 3,9 |
2021 | 223,5 | 186,7 | 20,5 | 15,5 | 0,3 | -0,1 | 20,8 | 15,5 | 10,1 | 9,2 |
2022 | 243,1 | 187,9 | 23,7 | 19,8 | 0,7 | 0,2 | 24,3 | 20,0 | 10,9 | 10,7 |
2023 | 255,1 | 197,9 | 16,3 | 15,3 | 1,2 | 0,3 | 17,5 | 15,6 | 7,2 | 8,3 |
Quelle: OeNB. | ||||||||||
Anmerkung: Daten für 2023 vorläufig. |
2.3 Cash-Pooling
Mit dem Inkrafttreten der Meldeverordnung ZABIL 1/2022 der OeNB über die statistische Erfassung des grenzüberschreitenden Kapitalverkehrs am 1. Jänner 2022 erfolgte die Überarbeitung der Außenwirtschaftsstatistik-Ausweisrichtlinie 9 , die erstmals die Identifizierung von Forderungen und Verbindlichkeiten aus Cash-Pooling-Vereinbarungen ermöglicht.
Dabei beschreibt der Begriff Cash-Pooling den konzerninternen Ausgleich von liquiden Mitteln zur Minimierung von Kosten durch Fremdfinanzierung einzelner Konzerngesellschaften. Allgemein wird davon ausgegangen, dass die Bedeutung derartiger Vereinbarungen seit der Finanzkrise 2008/09 und den damit verbundenen Einschränkungen betreffend Außenfinanzierung zugenommen hat (u. a. Deutsche Bundesbank, 2018). Dieser Trend wird sich aller Voraussicht nach auch künftig fortsetzen. Im Rahmen dieser Liquiditätsbündelung kommt es einerseits zu einem Liquiditätsentzug und andererseits zu einer Kreditgewährung zwischen Konzerngesellschaften, die bei der Beteiligung einer ausländischen Einheit eine grenzüberschreitende konzerninterne Kreditforderung oder -verbindlichkeit im Sinne einer Direktinvestition darstellt. 10 Aus österreichischer Sicht resultiert ersteres aus einer Überschussliquidität und zweiteres aus einer Unterdeckung.
Je nach Beziehung der beteiligten Parteien können die entstandenen Geschäftsfälle aktive oder passive Direktinvestitionen darstellen, welche wiederum als Teil des sonstigen DI-Kapitals in den Grafiken 1, 2, 4 und 5 ausgewiesen werden.
Grundsätzlich handelt es sich bei Cash-Pooling-Vereinbarungen aller Art um Vereinbarungen zwischen Unternehmen und Banken, wobei letztere im Wesentlichen die erforderlichen Finanzdienstleistungen erbringen. Generell wird zwischen echtem und unechtem bzw. fiktivem Cash-Pooling unterschieden. Für die Klassifizierung ausschlaggebend ist die Beziehung zwischen den Konzerngesellschaften und dem Kreditinstitut in Bezug auf die Kontenstruktur. Dahingegend klassifiziert die Europäische Zentralbank (EZB) zwei Arten von echtem Cash-Pooling als Direktinvestitionen im statistischen Sinn: Beim physical cash pooling unterhält jede Konzerngesellschaft ein separates Bankkonto und ein poolweites Bankkonto (Stammkonto) während beim single legal account cash pooling der Liquiditätsausgleich über rein buchhalterische Konten (sogenannte Nebenkonten) abgewickelt wird und nur ein Bankkonto für den Zahlungsverkehr aller Pool-Teilnehmer geführt wird. Dadurch, dass bei echtem Cash-Pooling die Geldmittel tatsächlich transferiert werden, werden die zugehörigen Geschäftsfälle zwischen den teilnehmenden Konzerngesellschaften dargestellt. 11 Beim unechten Cash-Pooling hingegen werden die Nebenkonten der Teilnehmer lediglich konsolidiert, sodass das daraus entstehende virtuelle Stammkonto die Basis für die effektive Berechnung von Zinsen darstellt. Hierbei erfolgt kein Liquiditätsausgleich im Sinne eines entstehenden konzerninternen Kredits, da aus dieser Verrechnung keine Transaktionen von Geldmitteln und daher keine Direktinvestitionen resultieren.
Transaktionen aus Cash-Pooling für sich betrachtet weisen für die Jahre 2022 und 2023 sowie für aktive und passive Direktinvestitionen erhebliche Unterschiede in Bezug auf deren Entwicklung auf (siehe Grafik 7 und 8).
Während im Jahr 2022 inländische Investoren ihren ausländischen Tochtergesellschaften in Summe überschüssige Liquidität zur Verfügung stellten (+0,3 Mrd EUR), ergibt sich für das Jahr 2023 bei den aktiven Direktinvestitionen ein negativer Saldo 12 (–1,1 Mrd EUR) der vor allem auf die Tilgung von bestehenden Kreditforderungen der Mutterunternehmen aus vorangegangener Bereitstellung von Geldmitteln (–0,9 Mrd EUR) zurückzuführen ist. Wenngleich diese Umkehr in den Konzernkrediten i. e. S. nicht ersichtlich ist, so dämpft diese Entwicklung zumindest teilweise den transaktionsbedingten Anstieg der aktiven Direktinvestitionen bzw. des aktiven sonstigen DI-Kapitals im Jahr 2023 (+3,9 Mrd EUR), der dadurch in Summe auf dem gleichen Niveau wie 2022 (+3,9 Mrd EUR) verbleibt. Beim Vergleich der Regionalgliederung der saldierten Bestände zum Jahresende 2022 und 2023 zeigt sich, dass der negative Saldo bei den Cash-Pooling-Transaktionen in erster Linie aus dem Abbau der Nettoforderungen gegenüber Töchtern mit Sitz in Mitgliedstaaten der EU resultiert (–1 Mrd EUR). Damit stellt die Verdoppelung dieser Bestandsposition aus dem Cash-Pooling die größte relative Änderung der Regionalgliederung nach Finanzierungsinstrumenten dar, wenngleich die Eigenkapitaltransaktionen im Jahr 2023 absolut gesehen wesentlich größere regionale Verschiebungen verursachten. Während inländische Mutterunternehmen in der Vergangenheit von ihren europäischen Töchtergesellschaften liquide Mittel erhielten bzw. die ausständigen Verbindlichkeiten die gegenüberstehenden Forderungen aus dem Abfluss von Geldmitteln in das Ausland zum Jahresende 2022 überstiegen (EU-27: –0,2 Mrd EUR; restliches Europa: –0,4 Mrd EUR), verhält es sich bei den amerikanischen Töchtergesellschaften mit einem positiven Saldo von 0,4 Mrd EUR umgekehrt (siehe Grafik 9).
Bei den passiven Direktinvestitionen zeigt sich betreffend Cash-Pooling ein anderes Bild: Im Jahr 2022 lässt sich ein Nettozufluss an inländische Tochtergesellschaften von ausländischen Mutterunternehmen verzeichnen (+1 Mrd EUR). Im Gegensatz dazu kam es im Jahr 2023 zu einer Desinvestition bzw. einem Abfluss an liquiden Mitteln (–0,1 Mrd EUR). Im Kontext des sonstigen Kapitals aus passiven Direktinvestitionen und konträr zu den aktiven Direktinvestitionen stellt dies keine Abweichung zur aggregierten Entwicklung (2022: +6,5 Mrd EUR, 2023: –0,1 Mrd EUR) dar. Hinsichtlich der aushaftenden Bestände zum Jahresende 2022 weisen die österreichischen Tochtergesellschaften für alle in Grafik 10 dargestellten Regionen eine Nettoforderung (negativer Saldo) aufgrund eines vorangegangenen Liquiditätsabflusses aus. Mit rund 60 % flossen bis zum Jahresende 2022 allein 5,1 Mrd EUR 13 in Mitgliedstaaten der EU. Damit ist die durchschnittliche Entwicklung der Vergangenheit gegenläufig zu jener im Jahr 2022.
Insgesamt ist Cash-Pooling für den konzerninternen Liquiditätsausgleich für österreichische Unternehmen durchaus von Bedeutung. Betrachtet man aktive und passive Direktinvestitionen in Summe, so ergibt sich sowohl im Jahr 2022 (+0,6 Mrd EUR) als auch im Jahr 2023 (+1 Mrd EUR) ein transaktionsbedingter Anstieg der Auslandsverbindlichkeiten abzüglich der Auslandsforderungen. Österreichische Unternehmen werden somit ihre bisherige Position als Liquiditätsgeber in Bezug auf ausstehende Nettoforderungen aus Cash-Pooling-Vereinbarungen zwar nicht verlieren, jedoch reduzieren (2022: 8,6 Mrd EUR, 2023: 7,5 Mrd EUR).
2.4 Literaturverzeichnis
EZB. 2016. The statistical classification of cash pooling activities. ECB Statistics Paper Series, No 16.
IMF. 2021. Cash Pooling in Direct Investment. BPM6 Update. https://www.imf.org/-/media/Files/Data/Statistics/BPM6/DITT/d18-cash-pooling-in-direct-investment.ashx
Deutsche Bundesbank. 2018. Entwicklung der Unternehmensfinanzierung im Euroraum seit der Finanz- und Wirtschaftskrise. Monatsbericht. Januar.
3 Trends der weltweiten Direktinvestitionen
Kujtim Avdiu 14 , Elisabeth Christen 15
Die russische Invasion in der Ukraine im Jahr 2022 stellte nicht nur eine immense Herausforderung für die globale Sicherheit dar, sondern führte auch zu weitreichenden geopolitischen und wirtschaftlichen Turbulenzen. Die Lieferketten wurden unterbrochen, die Inflation beschleunigte sich, die Energiepreise stiegen erheblich und die Finanzmärkte erlebten eine Phase erhöhter Unsicherheit. Diese Entwicklungen wirkten sich auch auf die weltweiten Direktinvestitionen aus, deren Zuflüsse um 16,4 % auf 1,36 Billionen USD zurückgingen. Starke negative Bewertungseffekte, insbesondere an den Aktienmärkten, führten zu einem Rekordrückgang der Bestände um 5,9 % auf 44,4 Billionen USD. Die vorläufigen Zahlen für 2023 und 2024 zeigen, dass die Bestände insbesondere aufgrund positiver Preiseffekte in diesen Jahren wieder ansteigen werden.
3.1 Globale Direktinvestitionen 2022 und vorläufige Zahlen für 2023 und 2024
Der folgende Bericht konzentriert sich auf die globalen Direktinvestitionen im Jahr 2022, die unter Einbeziehung der Jahresabschlussdaten der Unternehmen bereits auf revidierten und verlässlichen Daten beruhen. Die Daten für das Jahr 2023 und 2024 sind hingegen noch vorläufig.
Im Jahr 2022 gingen die Flüsse der globalen Direktinvestitionen (Zuflüsse 16 ) um 16,4 % auf 1,36 Billionen US-Dollar zurück, nachdem sie sich 2021 von den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie erholt hatten. 17 Dieser Rückgang war in erster Linie auf die Folgen der russischen Invasion in der Ukraine zurückzuführen, die weltweite Unsicherheit und eine Energiekrise auslöste. Steigende Preise und Störungen in den Lieferketten bremsten die Investitionstätigkeit erheblich. Auch die Sanktionen beschränkten die Investitionstätigkeit in und von Russland. Gleichzeitig verschärften sich die geopolitischen Spannungen durch den wachsenden Wettbewerb zwischen den USA und China, der sich in handelspolitischen Maßnahmen, Technologiebeschränkungen und Investitionskontrollen niederschlug (World Investment Report, 2023).
Der Anstieg der Energiepreise nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine trieb die Inflation in die Höhe und führte zu Unsicherheit an den Finanzmärkten. Wichtige Zentralbanken reagierten mit Zinserhöhungen, wodurch die Renditen von Staatsanleihen stiegen und Aktien an Attraktivität verloren. So fiel der MSCI World Index 2022 um 20 % auf 2.575 Punkte. In der Folge gingen die weltweiten Direktinvestitionsbestände um 5,9 % auf 44,4 Billionen USD zurück, was den zweitgrößten Rückgang seit der Finanzkrise 2008 bedeutet.
Für das Jahr 2023 gingen dem World Investment Report und vorläufigen Daten zufolge die weltweiten Flüsse der ausländischen Direktinvestitionen aufgrund einer Kombination aus wirtschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen um 2 % auf 1,3 Billionen USD im Jahr zurück. Die weltweite Konjunkturabschwächung und weiterhin hohe Unsicherheit aufgrund geopolitischer Spannungen führten zu einer Zurückhaltung der Investoren. Hinzu kamen die starken Schwankungen in den europäischen „Conduit-Volkswirtschaften“, die die Investitionsströme verzerrten. Ein weiterer wichtiger Faktor war die Verschärfung der Finanzierungsbedingungen durch den Anstieg der Leitzinsen. Dies verteuerte die Kredite und führte zu einem starken Rückgang der internationalen Projektfinanzierung, was sich insbesondere negativ auf die Infrastrukturinvestitionen auswirkte (World Investment Report, 2024).
Der Rückgang der Inflation in den USA und im Euroraum sowie die Aussicht auf eine Lockerung der Geldpolitik, einschließlich möglicher Zinssenkungen, haben die Attraktivität von Aktien gegenüber festverzinslichen Anlagen erhöht. Fortschritte im Technologiesektor, insbesondere in Bereichen wie künstliche Intelligenz und erneuerbare Energien, sowie robuste Unternehmensgewinne und positive Wirtschaftsdaten, insbesondere aus den USA, schufen gleichzeitig ein günstiges Investitionsumfeld. 18 Diese Kombination aus makroökonomischen und geldpolitischen Entwicklungen trieb die Aktienmärkte im Jahr 2023 nach oben und führte trotz rückläufiger Zuflüsse zu einem Anstieg der globalen Direktinvestitionsbestände um 11 % auf 49,1 Billionen USD.
Für das Jahr 2024 deuten vorläufige Daten der UNCTAD und aktuelle Schätzungen darauf hin, dass die weltweiten Direktinvestitionsflüsse im Jahr 2024 weiter um 14,1 % zulegten und einen Wert von 1.520 Mrd USD erreichen werden. 19 Ein erheblicher Teil davon entfällt auf Pass-through-Länder, in denen die Investitionen oft nur durchfließen. Auch die österreichischen Direktinvestitionen sind immer wieder von Pass-through-Aktivitäten geprägt (siehe Kap. 4: „Bedeutung von Russland für die österreichische Wirtschaft nimmt ab“). Auf der anderen Seite haben die Fortsetzung des Rückganges der Inflation und die Lockerung der Geldpolitik durch die großen Zentralbanken die Aktienmärkte weiter befeuert.
3.2 Regionale Trends 2022
Der Rückgang der globalen Flüsse der Direktinvestitionen war in entwickelten Volkswirtschaften, wo die Investitionen um 41,8 % auf 426,1 Mrd USD fielen, besonders stark. In Entwicklungsländern hingegen blieben die Investitionen auf einem hohen Niveau und verzeichneten einen Anstieg um 4,4 % auf 929,5 Mrd USD. Damit flossen mehr als zwei Drittel der globalen Direktinvestitionen in Entwicklungsländer, im Jahr 2021waren es noch 60 %.
3.2.1 Flüsse der passiven Direktinvestitionen
Die ausländischen Investitionen in Europa waren 2022 stark von den Umstrukturierungen der luxemburgischen SOPARFIs 20 (steuerpflichtige Finanzholdinggesellschaften, die ihre Aktivitäten häufig auf Holding-Investments beschränken, um Steuerlasten zu minimieren) geprägt, die ihre Aktivitäten umstrukturierten, einstellten oder verlagerten. 21 Von diesen Umstrukturierungen waren auch andere Länder wie das Vereinigte Königreich, Irland, die Niederlande und Jersey betroffen. Infolgedessen waren die Zuflüsse nach Europa äußerst volatil und erreichten einen Negativrekord von –111,6 Mrd USD, verglichen mit Zuflüssen von 171,4 Mrd USD im Jahr 2021 (siehe Grafik 1) 22 . Dies ist der erste Rückgang für Europa seit 1990, dem Beginn der Datenerhebung für den World Investment Report. Die passiven Schweizer Direktinvestitionen verzeichneten das fünfte Jahr in Folge im Saldo Desinvestitionen, die sich im Jahr 2022 auf –43,2 Mrd USD beliefen. Auch jene in die Niederlande blieben zum dritten Mal in Folge negativ und beliefen sich auf –80,4 Mrd USD. Die Zuflüsse nach Deutschland halbierten sich nahezu von 51,2 Mrd USD auf 27,4 Mrd USD und verzeichneten damit den niedrigsten Wert seit 2016. Aufgrund von Befürchtungen über eine mögliche Verstaatlichung ausländischer Vermögenswerte zogen sich im Jahr 2022 zahlreiche Investoren trotz strenger regulatorischer Hürden aus Russland zurück und reduzierten ihre Aktivitäten erheblich. Infolgedessen gab es zum ersten Mal seit Erhebung der Daten in Summe Desinvestitionen nach Russland in der Höhe von –15,2 Mrd USD.
Andererseits erreichten die Zuflüsse nach Frankreich mit einem Anstieg von 122,8 % auf 76 Mrd USD im Vergleich zum Vorjahr ihren höchsten Stand, was Frankreich zum größten Empfänger von Direktinvestitionen in Europa machte. Schweden und Italien verzeichneten ebenfalls Rekordzuflüsse von 44,7 Mrd USD bzw. 32,2 Mrd USD. 23
Die Zuflüsse auf dem amerikanischen Kontinent, die stark von Investitionen in den USA geprägt sind, gingen im Jahr 2022 um 2,6 % auf 574,4 Mrd USD zurück, nachdem sie im Vorjahr ein Rekordniveau von 589,8 Mrd USD erreicht hatten. Trotz des Rückgangs um 14,7 % auf 323,4 Mrd USD entfielen weiterhin 57,9 % der gesamten Zuflüsse des Kontinents auf die Vereinigten Staaten, die damit das weltweit größte Ziel ausländischer Investoren blieben. Die meisten Investitionen in den USA flossen in Dienstleistungen (166,4 Mrd USD) und Produktion (146,0 Mrd USD), wobei letztere einen Rückgang von 27,1 % verzeichnete. Zu den größten Investoren im Jahr 2022 in den USA zählten europäische Länder wie das Vereinigte Königreich mit 63,4 Mrd USD, die Niederlande mit 44,3 Mrd USD, Frankreich mit 23,8 Mrd USD und Deutschland mit 23,5 Mrd USD, sowie Kanada mit 36,1 Mrd USD und Japan mit 24,0 Mrd USD. Das größte Empfängerland von Direktinvestitionen in Südamerika ist Brasilien. Die Zuflüsse stiegen im Jahr 2022 um 44,8 % auf 73,4 Mrd USD. Auch Mexiko verzeichnete einen deutlichen Zufluss von 14,1 % auf 36,3 Mrd USD. Die Direktinvestitionen in Kanada gingen dagegen um 23,5 % auf 46,2 Mrd USD zurück.
Wie aus Grafik 1 hervorgeht, blieb die asiatische Region trotz der russischen Invasion und der globalen Unsicherheiten im Jahr 2022 ein stabiles Ziel für ausländische Direktinvestitionen und zeigte sich weitgehend resistent gegenüber den globalen Turbulenzen. Mit einem Anstieg der Zuflüsse um 2,2 % auf 765,8 Mrd USD erreichte die Region ihren zweiten Rekordwert in Folge und zog 56,2 % der weltweiten ausländischen Direktinvestitionen an. China verzeichnete einen Anstieg der Zuflüsse um 5 % auf einen Rekordwert von 189 Mrd USD und bleibt damit das zweitbeliebteste Investitionsziel weltweit. Zu den größten Investoren in China zählten im Jahr 2022 die Britischen Jungferninseln (19 Mrd USD), Korea (9,7 Mrd USD), die Vereinigten Staaten (8,2 Mrd USD), die Niederlande (7,1 Mrd USD), Japan (6,1 Mrd USD) und Deutschland (5 Mrd USD).
Ein bedeutender Mergers & Acquisitions (M&A)-Deal war die Aufstockung des Anteils der BMW AG an BMW Brilliance Automotive Ltd. (BBA) von 50 % auf 75 %. 24
Dank seiner stabilen Wirtschaft und gezielter Regierungsinitiativen, insbesondere im Bereich nachhaltiger Investitionen, wird Singapur zunehmend zu einem attraktiven Ziel für ausländische Investoren und erreichte 2022 mit einem Anstieg von 11,4 % ein Allzeithoch von 141,1 Mrd USD. Unterstützt durch die Ankündigung von großen Greenfield-Projekten, darunter des Chipherstellers Foxconn und des Bergbau- und Rohstoffunternehmens Vedanta Resources, stiegen die Investitionen in Indien im Jahr 2022 um 10 % auf 49 Mrd USD. Trotz eines leichten Rückgangs um 0,3 % blieben die Kapitalzuflüsse nach Japan mit 34,2 Mrd USD auf einem hohen Niveau. Auch Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate erreichten im Jahr 2022 mit einem Wachstum von 21,4 % auf 28,1 Mrd USD bzw. 10,0 % auf 22,7 Mrd USD Spitzenwerte (World Investment Report, 2023).
Die Flüsse der passiven Direktinvestitionen nach Afrika gingen 2022 um 33,7 % auf 54,5 Mrd USD zurück, nachdem sie 2021 aufgrund einer einmaligen unternehmensinternen Transaktion in Südafrika ein Rekordniveau von 82,2 Mrd USD erreicht hatten. Dagegen verzeichneten die Zuflüsse nach Australien einen beeindruckenden Anstieg um 165,6 % auf 63,4 Mrd USD. Dieser deutliche Zuwachs der Investitionsflüsse nach Australien ist vor allem auf den Bergbausektor zurückzuführen. Das reiche Rohstoffvorkommen Australiens bleibt aufgrund der Versorgungssicherheit bei kritischen Rohstoffen für ausländische Investoren äußerst attraktiv, wenngleich auch die Dienstleistungsbranchen zunehmend in den Fokus rücken. Darüber hinaus gewinnen auch Investitionen in Batteriespeicher in Australien an Bedeutung (World Investment Report, 2023).
3.2.2 Bestände der passiven Direktinvestitionen
Um den raschen Anstieg der Inflation im Jahr 2022 einzudämmen, reagierte die US-Notenbank schneller als die Europäische Zentralbank, indem sie die Zinssätze mehrmals in großen Schritten anhob, was zu einer deutlichen Aufwertung des US-Dollars gegenüber dem Euro führte. Zudem belastete der massive Anstieg der Energiepreise und die wirtschaftliche Unsicherheit die europäischen Finanzmärkte. Diese Entwicklungen – verbunden mit der Abwertung europäischer Vermögenswerte und negativen Transaktionen – führten zu einem Rückgang der europäischen Bestände der passiven Direktinvestitionen um 4,2 % auf 16,1 Billionen USD, wie Grafik 2 zeigt. In vielen wichtigen europäischen Ländern sanken die Bestände ausländischer Investitionen Ende 2022, wobei Luxemburg mit einem Rückgang um 23,8 % auf 1,2 Mrd USD aufgrund der hohen Desinvestitionen am stärksten betroffen war.
Auch die Bestände ausländischer Tochtergesellschaften in Russland verzeichneten, wie Grafik 3 zu entnehmen ist, aufgrund des schwachen Rubels und der erheblichen Abwertung von Vermögenswerten einen Rückgang um 27,7 % auf 359,9 Mrd USD. Viele Investoren aus westlichen, gegenüber Russland „unfreundlichen“ Ländern verzeichneten einen erheblichen Rückgang ihrer Investitionen in Russland, hauptsächlich aufgrund von Wechselkurs- und Bewertungseffekten, ohne dass es zu nennenswerten Kapitalrückflüssen kam. 25 Das Engagement österreichischer Unternehmen in Russland ist vor allem auf den Bankensektor konzentriert. Insgesamt kommt Russland mit einem Anteil von rund 3,6 % aller österreichischen Auslandsinvestitionen nur eine vergleichsweise geringe Bedeutung zu (siehe Kap. 3.3).
Die rasche Anhebung des USD-Leitzinses durch die Federal Reserve stärkte einerseits den US-Dollar, erhöhte jedoch die Attraktivität von Zinsprodukten und belastete dadurch die US-Börsen erheblich. Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen stiegen auf ein Niveau, das zuletzt 2007 erreicht wurde, während wichtige Indizes wie der Dow Jones, NASDAQ-100 und S&P 500 im Jahr 2022 erhebliche Wertverluste hinnehmen mussten. Infolgedessen sanken die Bestände der Direktinvestitionen auf dem amerikanischen Kontinent um 13,5 % auf 14,5 Billionen USD. Rund 71,4 % davon entfielen auf ausländische Tochtergesellschaften mit Sitz in den USA, dem Land mit den höchsten passiven Direktinvestitionsbeständen der Welt.
Dank kontinuierlich stabiler Transaktionen, einer dynamischen Konjunkturentwicklung sowie verlässlicher politischer und regulatorischer Rahmenbedingungen für ausländische Investitionen blieben die Bestände der ausländischen Direktinvestitionen auf dem asiatischen Kontinent trotz globaler Unsicherheiten stabil und stiegen um 1,3 % auf 11,8 Billionen USD. Mit einem Bestand von 3,5 Billionen USD blieb China das weltweit zweitgrößte Zielland für Direktinvestitionen im Ausland, gefolgt von Singapur mit 2,3 Billionen USD.
Nachdem die Direktinvestitionsbestände auf dem afrikanischen Kontinent im Jahr 2021 erstmals die Marke von 1 Billion USD übertrafen, setzte sich ihr moderater Wachstumstrend auch im Jahr 2022 fort. Mit einem Anstieg von 2 % erreichten sie einen neuen Höchststand von 1,04 Billionen USD, stellten aber weiterhin nur einen minimalen Anteil von 2,4 % der weltweiten Direktinvestitionen dar.
Ausländische Tochtergesellschaften mit Sitz in Österreich erhielten im Jahr 2022 insgesamt 6,3 Mrd USD, wodurch die Bestände um 5,4 % auf 198 Mrd EUR anstiegen. Im internationalen Vergleich rangiert Österreich als Zielland auf Platz 35 (Ende 2021: Platz 34) und machte nur noch 0,5 % des weltweiten Bestandes der Direktinvestitionen aus (siehe Kap. 1). 26
3.2.3 Flüsse der aktiven Direktinvestitionen
Die Auslandsinvestitionen europäischer Unternehmen gingen 2022 um 69 % auf 217 Mrd USD zurück, was größtenteils auf massive Desinvestitionen aus Luxemburg (–294,2 Mrd USD) zurückzuführen ist. Die Investitionen aus Deutschland verringerten sich um 1,4 % auf 145,5 Mrd USD, doch blieben deutsche multinationale Unternehmen die größten europäischen Investoren, gefolgt von britischen Unternehmen, die ihre Investitionen um 10,4 Mrd USD auf 95,4 Mrd USD erhöhten. Schwedische Investoren investierten mit 61,9 Mrd USD (+102,9 %) deutlich mehr als im Vorjahr, wobei zu den wichtigsten schwedischen M&A-Deals die Übernahme von Baring Private Equity Asia (Hongkong) durch EQT für 7,5 Mrd USD 27 , sowie die Fusion von Ericsson mit der US-amerikanischen Firma Vonage Holdings im Wert von 6,2 Mrd USD 28 gehörten. Dagegen verzeichneten die Investitionen aus Frankreich (–4,2 % auf 52,8 Mrd USD), Irland (–83,3 % auf 9,4 Mrd USD) und Russland (–82,0 % auf 11,5 Mrd USD) deutliche Rückgänge. Die Investitionen aus der Schweiz blieben mit –74 Mrd USD zum dritten Mal in Folge negativ.
Die ausländischen Investitionen US-amerikanischer multinationaler Unternehmen stiegen im Jahr 2022 um 31,5 % auf 366,4 Mrd USD und erreichten damit den höchsten Stand seit 2011. Dies entspricht 70,7 % der Investitionen des amerikanischen Kontinents sowie 23,3 % der weltweiten Investitionen. Damit festigten die USA ihre Position als weltweit führender Investor und trugen wesentlich dazu bei, dass die gesamten Kapitalabflüsse aus Amerika um 22,1 % auf 518,5 Mrd USD stiegen.
Trotz eines Rückgangs um 5,1 % auf 709,9 Mrd USD blieben die Investitionen asiatischer Unternehmen im Ausland mit einem Anteil von 45 % an den weltweiten Abflüssen auf einem vergleichsweisen hohen Niveau. Damit tätigten asiatische Investoren zum vierten Mal in Folge mehr Investitionen als jede andere Region der Welt. China verzeichnete einen Rückgang um 8,8 % auf 163,1 Mrd USD, während die Investitionen aus Japan um 22,4 % auf 162,1 Mrd USD zurückgingen. China überholte damit Japan und wurde zum weltweit zweitgrößten Investor, während Japan auf die dritte Stelle zurückfiel.
3.2.4 Bestände der aktiven Direktinvestitionen
Da der Anteil der europäischen Investitionen innerhalb des Kontinents bei 63 % lag, sanken die aktiven Direktinvestitionsbestände im Jahr 2022 um 6,9 % auf 17,5 Billionen USD (siehe Grafik 4), ähnlich wie bei den passiven Direktinvestitionsbeständen. Dennoch bleiben europäische Investoren mit einem weltweiten Anteil von 43,2 % führend. Die größten Rückgänge verzeichneten das Vereinigte Königreich (–9 % auf 2,2 Billionen USD), die Schweiz (–11 % auf 1,3 Billionen USD), Irland (–19 % auf 1,2 Billionen USD) und Luxemburg (–15 % auf 1,6 Billionen USD).
Die ausländischen Investitionsbestände US-amerikanischer multinationaler Unternehmen verzeichneten ebenfalls einen Rückgang um 17,4 % auf 8 Billionen USD. Dennoch entfielen 72,0 % der Investitionen auf dem amerikanischen Kontinent sowie 19,7 % der weltweiten Investitionen auf die USA, wodurch sie ihre Spitzenposition in der Weltrangliste der aktiven Direktinvestitionen behielten.
Wie Grafik 4 zeigt, stiegen dagegen die Bestände aktiver Direktinvestitionen des asiatischen Kontinents um 2,3 % auf 11 Billionen USD und erreichten damit ein ähnliches Niveau wie die Bestände aus Amerika. Nachdem die Bestände chinesischer Unternehmen im Ausland im Jahr 2016 erstmals jene der japanischen Unternehmen übertrafen, setzte sich dieser Trend fort. Im Jahr 2022 erreichten chinesische Investitionen im Ausland einen Wert von 2,8 Billionen USD und machten damit rund 25 % der asiatischen Investitionen aus. Damit waren chinesische Unternehmen die führenden Investoren in dieser Region.
Die Abflüsse österreichischer Direktinvestitionen gingen 2022 um 48 % auf 15,4 Mrd EUR zurück, nachdem sie 2021 ein Rekordniveau erreicht hatten. Dennoch blieben sie auf hohem Niveau. Damit stiegen die Bestände der Auslandstöchter österreichischer Unternehmen entgegen dem europäischen Trend um 9 % auf einen neuen Höchstwert von 243,1 Mrd EUR. Rund 0,6 % der weltweiten Bestände entfielen auf österreichische Investoren, die sich in der Weltrangliste um einen Platz auf Rang 24 verbesserten (siehe Kapitel 1).
3.2.5 Kapitalerträge aus Direktinvestitionen
Die Erträge aus Direktinvestitionen sind für die Herkunftsländer von großer Bedeutung, da sie nicht nur einen erheblichen Beitrag zur Leistungsbilanz leisten, sondern auch den Investitionserfolg widerspiegeln, die Refinanzierung zukünftiger Projekte ermöglichen und langfristige Wettbewerbsvorteile fördern. Global betrachtet betrug die Rendite der Direktinvestitionen im Jahr 2022 6,92 %. 29 Die Kapitalrentabilität der österreichischen Direktinvestitionen lag mit 8,43 % auf der Aktivseite und 8,27 % auf der Passivseite deutlich über dem weltweiten Durchschnitt.
3.2.6 Rolle der Direktinvestitionen im Arbeitsmarkt
Neben dem Wirtschaftswachstum, der Förderung von Innovation, Technologietransfer und Integration spielt auch die Beschäftigung als wirtschaftlicher Schlüsselindikator für die Zielländer eine wichtige Rolle. Der Beitrag der Direktinvestitionen zur Schaffung von Arbeitsplätzen ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Ende 2022 arbeiteten weltweit 85,3 Millionen Personen in ausländisch kontrollierten Tochtergesellschaften. 30 Davon waren rund 262 Tausend in Österreich beschäftigt, bei insgesamt 4,7 Millionen unselbständig Beschäftigten, während österreichische Investoren im Ausland durch Direktinvestitionen mit rund 1 Million Beschäftigten 1,2 % der globalen Arbeitsplätze beisteuerten (siehe den Tabellen- und Landkartenanhang in der PDF-Version dieses Reports, Tabellen 4.1–5.2).
3.3 Historische Trends und Wendepunkte
Direktinvestitionen gelten als langfristige strategische Projekte und sind daher sehr robust gegenüber kurzfristigen politischen und wirtschaftlichen Schwankungen. Die Entwicklungen der letzten Jahre zeigen jedoch, dass wirtschaftliche und geopolitische Ereignisse einen erheblichen Einfluss auf die Dynamik von Direktinvestitionen haben können.
Grafik 5 veranschaulicht die Entwicklung der globalen Direktinvestitionsbestände im Zeitraum 2007 bis 2023 und zeigt, wie bedeutende wirtschaftliche und geopolitische Ereignisse die langfristigen Trends beeinflusst haben.
Die US-Steuerreform (TCJA 31 ), der Handelskonflikt zwischen den USA und China, die Brexit-Verhandlungen und der Haushaltsstreit zwischen Italien und der EU-Kommission führten 2018 zu einem Rückgang der weltweiten Direktinvestitionsbestände um 0,8 % auf 32,9 Billionen US-Dollar, dem ersten Rückgang seit der Finanzkrise 2008.
Die COVID-19-Pandemie führte im Jahr 2020 zum zweitstärksten Einbruch in der Geschichte der weltweiten Zuflüsse ausländischer Direktinvestitionen – mit einem Rückgang von 35 % auf 963,1 Mrd USD. Dennoch stiegen die weltweiten Direktinvestitionsbestände dank umfangreicher geopolitischer und geldpolitischer Maßnahmen um einen Rekordwert von 14,2 % auf 41,7 Billionen USD.
Im Jahr 2022 brachte der russische Einmarsch in der Ukraine neue Herausforderungen mit sich. Die daraus resultierende Energiekrise, globale Unsicherheit sowie hohe Inflation, steigende Zinsen und wachsende Rezessionsängste setzten die Finanzmärkte erheblich unter Druck und führten weltweit zu einem weiteren Rückgang der Direktinvestitionen.
3.4 Literaturverzeichnis
United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD). 2023.
World Investment Report 2023 .
United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD). 2024.
World Investment Report 2024 .
4 Bedeutung von Russland für die österreichische Wirtschaft nimmt ab
Kujtim Avdiu 32 , Klaus Vondra 33
Die Invasion Russlands in der Ukraine im Februar 2022, der damit verbundene Anstieg der Energiepreise sowie die Verhängung von Exportsanktionen gegen Russland führten dazu, dass der traditionell positive Leistungsbilanzsaldo Österreichs mit Russland, der unter anderem durch Kapitalerträge aus Direktinvestitionen getrieben wurde, 2022 und 2023 ins Negative drehte. Einerseits stiegen die Preise für importierte Energie, andererseits sanken die österreichischen Güterexporte nach Russland. Die Auswertung von Güterexportdaten zeigt jedoch, dass frühere direkte Exporte aus Österreich und der EU nach Russland mittlerweile mehrheitlich über Drittländer abgewickelt werden. Österreich importierte bis Ende 2024 insgesamt weniger Erdgas – der russische Anteil war aber unverändert hoch und die Kosten für das importierte Erdgas infolge der Preissteigerungen deutlich höher als noch in den Jahren davor. Österreichische Unternehmen zeichnen sich in Russland durch eine hohe lokale Präsenz und überdurchschnittliche Rentabilität aus, während russische Direktinvestitionen in Österreich trotz hoher Bestände nur eine geringe wirtschaftliche Relevanz in Bezug auf Beschäftigte und Einkommen aufweisen.
4.1 Entwicklung der Außenhandelsbeziehung Österreichs mit Russland
4.1.1 Die bilaterale Leistungsbilanz rutschte 2022 deutlich ins Minus
Laut Leistungsbilanz ist Österreichs wirtschaftlicher Austausch mit Russland traditionell primär vom Güterhandel und den Primäreinkommen 34 gekennzeichnet. Österreich verzeichnete gegenüber Russland bis 2021 einen Leistungsbilanzüberschuss, wobei die Güterbilanz meistens ausgeglichen war. In den Jahren 2022 und 2023 wurde jedoch jeweils ein Leistungsbilanzdefizit von rund 8 Mrd EUR verzeichnet. Dies entspricht knapp 2 % des nominellen BIPs Österreichs.
Wie in Kap. 4.2 gezeigt wird, führte zunächst der Anstieg der Gaspreise zu einem wertmäßigen Anstieg der Importe. In einem zweiten Schritt führten die EU-Sanktionen gegen Russland zu einem ausgeprägten Rückgang der direkten Güterexporte Österreichs nach Russland. Dadurch weitete sich das bilaterale Güterbilanzdefizit nochmals aus. Kasten 1 zeigt jedoch, dass die bis 2021 direkt nach Russland gelieferten Güter in der Zwischenzeit zum Teil über Drittländer abgewickelt werden dürften.
Der Saldo der Primäreinkommen gegenüber Russland wiesen im Zeitraum von 2007 bis 2022 einen durchweg positiven Wert auf und waren vor allem durch Erträge aus Direktinvestitionen geprägt. Diese machten im Durchschnitt über 90 % des gesamten Einkommenssaldos aus und unterstreichen die wirtschaftliche Bedeutung der österreichischen Investitionen in Russland in diesem Zeitraum. Der anhaltende Überschuss in diesem Bereich lässt sich vor allem dadurch erklären, dass österreichische Unternehmen in Russland deutlich produktiver und profitabler agierten als russische Unternehmen in Österreich, obwohl die Bestände österreichischer aktiver Direktinvestitionen in Russland deutlich niedriger waren als jene der passiven Direktinvestitionen. Insbesondere in den Jahren 2020 und 2021 wurde ein deutlich positiver Beitrag der Primäreinkommen verbucht. Ceteris paribus und somit ohne den 2021 erfolgten Gaspreisanstieg wäre es dadurch in diesen beiden Jahren zu einem hohen bilateralen Leistungsbilanzüberschuss gekommen.
4.1.2 Der Güterhandel
Der Handel zwischen Österreich und Russland ist geprägt vom Güterhandel. Österreich importiert überwiegend Rohstoffe, primär Energie und davon hauptsächlich Erdgas. Laut Außenhandelsstatistik betrug der Anteil von Erdgasimporten an den Gesamtimporten aus Russland (in EUR) seit 2008 in jedem Jahr zumindest 80 %, seit 2021 liegt der Anteil bei über 90 %. Weitere Details zu den Gasimporten werden in Kap. 3.3 dargestellt. Exportseitig war Österreich bis 2021 breit diversifiziert. Rund ein Drittel der Exporte nach Russland fiel in den Bereich der chemischen Erzeugnisse, wobei es sich hierbei überwiegend um Medikamente handelte. Rund ein Drittel der Exporte lag im Bereich von Maschinen und Fahrzeugen. Ein weiteres Drittel fiel in die Bereiche der bearbeiteten Waren, der Fertigwaren und der Nahrungsmittel.
In Summe war Russland vor Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022 der siebzehntwichtigste Güterhandelspartner mit einem Anteil von 1,2 % am gesamten österreichischen Güterexport. Damit lag Russland laut Außenhandelsstatistik noch vor Ländern wie Japan oder der Türkei. Der bereits im Jahr 2021 erfolgte Gaspreisanstieg, der 2022 seinen Höhepunkt erreichte, führte zu einer massiven Verteuerung der Importe. Die Verschärfung der Handelssanktionen im Jahr 2022 führte darüber hinaus zu einem kontinuierlichen Rückgang der Güterexporte Österreichs nach Russland. Im Jahr 2022 gingen die Güterexporte um 10 % zurück, bis zum Jahr 2023 summierte sich der Rückgang auf 37 %.
Im Vergleich dazu war der Rückgang in Deutschland oder der EU insgesamt deutlich stärker. Dies geht vor allem auf den Mix der gelieferten Produkte zurück. So betrug 2021 der Anteil von Maschinen und Fahrzeugen – die am stärksten von den Sanktionen betroffen sind – an den jeweiligen Gesamtexporten Deutschlands 53 %, der EU 44 % und in Österreich „nur“ 32 %. Grafik 1 zeigt die Entwicklung der Güterbilanz aufgeteilt nach den wesentlichen Export- und Importproduktklassen laut Außenhandelsstatistik. 35
Der Anteil von Dienstleistungsexporten lag in den vergangenen Jahren bei rund einem Viertel der gesamten Güter- und Dienstleistungsexporte Österreichs nach Russland. Davon entfielen bis zum Kriegsausbruch im Schnitt ca. ein Drittel, in manchen Jahren knapp die Hälfte auf Transportdienstleistungen, die in einem engen Zusammenhang mit Güterexporten stehen. Dementsprechend nahmen sie im Gleichklang mit dem Rückgang der Güterexporte ab. Einnahmen aus dem Reiseverkehr (hauptsächlich Tourismus) machten bis zu einem Drittel der Dienstleistungsexporte aus. Vor der COVID-19-Pandemie entfiel jede hundertste touristische Übernachtung in Österreich auf einen russischen Gast (2019: 1,2 Millionen Nächtigungen). 36 2022 und 2023 sank deren Anteil auf ein Tausendstel (2023: 158 Tausend). Die verbleibenden Anteile des Dienstleistungshandels fallen auf Finanzdienstleistungen, Patente, Informations- und Kommunikationstechnologien und sonstige Wirtschaftsdienstleistungen. Exporte in diesem Bereich sanken in einem ähnlichen Ausmaß wie die Güterexporte (–42 % zwischen 2021 und 2023).
Kasten 1
Güterströme ändern sich durch die Exportsanktionen gegen Russland
Während die Güterexporte Österreichs nach Russland 2022 und 2023 um 37 % gesunken sind, stiegen jene in die GUS-Staaten 37 (ohne Russland) im selben Zeitraum um 49 % an. Auch die Ausfuhren in die Türkei (+33%) und Serbien (+26%) nahmen überdurchschnittlich stark zu (Güterexportwachstum insgesamt: +21%). Im Bereich der Maschinen und Fahrzeuge sind die Wachstumsraten noch deutlich höher. Dem Minus im Güterexport, im Speziellen im Bereich der (vielfach sanktionierten) Maschinen nach Russland steht also ein kräftiges Plus in jene Länder gegenüber, die häufig im Zusammenhang mit möglichen Umgehungen der Sanktionen genannt werden. Dies trifft ebenso auf die großen Volkswirtschaften Europas zu: Deutschland, Polen, Italien, die Niederlande und Frankreich. Die Entwicklung der Außenhandelsströme deutet also darauf hin, dass sanktionierte Exportgüter umgeleitet wurden.
Diverse Studien zeigen, dass Sanktionen vielfach umgangen werden. 38 Dies sollte durch zusätzliche Sanktionspakete der EU 39 unterbunden werden.
Um die tatsächliche Umlenkung von Exportströmen nachweisen zu können, müssten sanktionierte Produkte im Auslieferprozess verfolgt werden bzw. müssten diese in der klassischen Handelsstatistik erfasst werden. Anstelle dieser schwierigen Zuordnung wird im Folgenden eine Annäherung verwendet:
Im EU-Aggregat werden auf der 5-Steller-Ebene der SITC-Güterklassifikation all jene Produktklassen als sanktioniert definiert, für die ein Rückgang der Exporte nach Russland von mehr als 80 % gemessen wurde, andernfalls gilt die Güterklasse als nicht sanktioniert. 40 Gleichzeitig wird die Exportentwicklung dieser Produktklassen auch für die Exporte in potenzielle Umgehungsländer (Türkei (TK), Vereinigte Arabischen Emirate (VAE), GUS, Hong Kong (HK) und Serbien (XS)) ausgewertet. Die wichtigsten Ergebnisse dieser Analyse sind:
-
2022 und 2023 sind die Güterexporte im Bereich der sanktionierter Produktklassen gemäß unserer Abgrenzung von Österreich nach Russland um 605 Mio EUR zurückgegangen.
-
Im selben Zeitraum sind die Exporte dieser Güter in die oben genannten Länder (TK, XS, AE, GUS und HK) deutlich angestiegen. So liegt das Plus bei den „sanktionierten“ Güterexporten aus Österreich in die GUS bei über 112 % (+145 Mio EUR), in die Türkei bei 31 % (+272 Mio EUR) und nach Serbien bei knapp 35 % (+156 Mio EUR). Im Bereich der Maschinen ist der Zuwachs prozentuell stärker ausgeprägt: GUS: +125 % (+104 Mio EUR), Türkei: +61 % (+234 Mio EUR), Serbien: +60 % (+130 Mio EUR).
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Der Anstieg der „sanktionierten“ nominellen Güterexporte in diese Länder kompensiert den Rückgang der Exporte nach Russland beinahe. Über die untersuchten Exportdestinationen hinweg belaufen sich die Rückgänge im Falle Österreichs bzw. der EU in Summe auf „nur“ mehr 36 Mio EUR (AT) bzw. 964 Mio EUR (EU). Das entspricht einem Minus von 1,3 % für Österreich bzw. 0,7 % für die EU.
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Der Analyse liegen nominelle Güterströme zugrunde. Unter Berücksichtigung der Inflation – die Preise für Industriegüter stiegen im Beobachtungszeitraum in Österreich um 20 % – ergeben sich real jedoch deutlich stärkere Rückgänge.
Die vorliegende Auswertung kann keine Einzelfallprüfung ersetzen. Um die vielfache anekdotische Evidenz bzw. die Schlussfolgerungen des 13. und 14. Sanktionspakets der EU oder andere Arbeiten zu bestätigen, müsste für einzelne Produkte bzw. Lieferungen gezeigt werden, dass die Güter über diese Länder weiter nach Russland geleitet werden. Selbst mit der hier verwendeten Außenhandelsstatistik (EU Comext) lässt sich dieser Zusammenhang nicht darstellen, da für die Länder keine Exportdaten nach Russland vorliegen. Allerdings liegen aggregierte UN-Comtrade 41 -Güterexportdaten aller dargestellten Länder nach Russland bis einschließlich 2023 vor. Diese Flüsse sind in Grafik 5 dargestellt. Dem wird der Gesamtwert der russischen Importe laut Zahlungsbilanz der Russischen Notenbank gegenübergestellt.
Die Daten zeigen einen deutlichen Anstieg der Güterexporte aus der Türkei (2021 zu 2023: +89 %) und den VAE (+210 %). Die Summe der Güterexporte der acht GUS-Staaten neben Russland nach Russland lag 2023 um 65 % über dem Wert von 2021. Die Steigerungen gehen primär auf die Bereiche bearbeitete Waren, Maschinen, Fahrzeuge und Fertigwaren zurück, die von den Sanktionen besonders betroffen sind. Laut russischer Zentralbank (Zahlungsbilanz) lagen die russischen Güterimporte 2023 nominell nur knapp über dem Wert von 2021.
4.1.3 Russland und die Gasimporte
Der Erdgaspreisanstieg führte zu einem ausgeprägten Terms-of-Trade-Schock in Österreich und Europa, mit vielfältigen strukturellen Auswirkungen, vor allem auf die Industrie. Vordergründig ging die importierte Erdgasmenge mit den starken Preissteigerungen deutlich zurück. Grafik 6 zeigt die absolute Menge von Erdgasimporten nach Österreich und deren prozentuelle Aufgliederung nach Herkunftsländern. Zwischen 2020 (11,9 Mio Tonnen) und 2023 (7,3 Mio Tonnen) sank die importierte Menge um fast 40 %. 42 Reschenhofer und Schmidt (2022) zeigen jedoch, dass der Gasverbrauch stark von der Temperatur abhängt. 2022 und 2023 zählen zu den wärmsten Jahren der Messgeschichte in Österreich. 43 Somit ist der Rückgang der importierten Gasmenge sowohl auf die höheren Temperaturen als auch auf die höheren Preise zurückzuführen.
In Bezug auf Gasimporte aus Russland sind somit auch auf den ersten Blick widersprüchlich klingende Feststellungen, die in den vergangenen Wochen und Monaten öffentlich kommuniziert wurden, korrekt:
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Österreich bezahlte laut Außenhandelsstatistik für russisches Gas 2022 (7,4 Mrd EUR) und 2023 (3,7 Mrd EUR) deutlich mehr als noch vor Kriegsausbruch (2020: 1,4 Mrd EUR).
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Gleichzeitig importierte Österreich in den vergangenen zwei Jahren absolut betrachtet weniger Erdgas aus Russland. Vom Höchstwert 2020 (8,9 Mio Tonnen) gingen die Importe um 43 % auf 5,1 Mio Tonnen 2023 zurück.
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Trotz des Rückgangs der Importmenge reduzierte sich der Anteil russischer Importe an den Gesamtimporten von Erdgas nur von 75 % (2020) auf 71 % (2023).
Wie in Grafik 6 gezeigt wird, hatte der absolute Rückgang an (netto-)importiertem Erdgas nur eine geringe Auswirkung auf die Aufteilung der Herkunftsländer. 2022/23 stieg der Anteil der aus Deutschland importierten Gasmenge deutlich an, lag aber unter dem Durchschnitt der Jahre 2010–2015. Ob dieses Gas ein Re-Export aus Russland ist oder aus anderen Ländern kommt, lässt sich an dieser Stelle nicht beantworten.
4.2 Ausländische Direktinvestitionen in Russland
Trotz des hohen Bestandes an Direktinvestitionen spielte Russland als Zielland für ausländische Direktinvestitionen bereits vor der Invasion Russlands in der Ukraine im Februar 2022 im Vergleich zu den anderen CESEE-Ländern eine untergeordnete Rolle. Insbesondere für westliche Investoren blieb Russland aufgrund der nach der Annexion der Krim im Jahr 2014 verhängten Sanktionen und zahlreicher regulatorischer Hürden ein wenig attraktiver Standort. Große Investitionsländer wie die Niederlande, Großbritannien, Frankreich und Deutschland reduzierten ihre Zuflüsse nach Russland ab 2014 deutlich. Das hohe Niveau der Direktinvestitionsbestände in Russland lässt sich zum Teil durch die steuerlichen und rechtlichen Vorteile erklären, die bestimmte Länder bieten. 44 , 45 So zählten Ende 2021 Zypern und Bermuda, zwei Länder, deren Direktinvestitionen stark durch niedrige Steuersätze, spezielle Zweckgesellschaften (Special Purpose Entities), Pass-through-Investments oder Round-tripping geprägt sind, mit jeweils 32,6 % bzw. 12,5 % der gesamten passiven Direktinvestitionen in Russland zu den Top-Investoren. Auch Jersey und die Bahamas gehörten mit einem Bestand von 28,9 Mrd EUR bzw. 21,6 Mrd EUR zu den wichtigsten Direktinvestoren in Russland. 46
Seit Kriegsausbruch 2022 gestaltet sich der Kapitalabzug für ausländische Unternehmen äußerst schwierig, da regulatorische Hürden seitens der russischen Regierung und die Angst vor einer möglichen Verstaatlichung ausländischer Vermögenswerte ihren Handlungsspielraum erheblich einschränken (Astrov, 2024). Dennoch verzeichnen die ausländischen Direktinvestitionen in Russland laut den jüngsten Zahlen einen erheblichen Rückgang, was vor allem auf die Schwäche des Rubels und die Bewertungsanpassungen der Vermögenswerte zurückzuführen ist. Viele wichtige Investoren aus westlichen Ländern mussten ihre Direktinvestitionen in Russland drastisch abwerten. Insgesamt sanken die passiven Direktinvestitionen Russlands zwischen Ende 2021 und Ende 2023 um 44,1 % auf nur noch 278,3 Mrd USD.
4.2.1 Österreichische Unternehmen in Russland
Auch für österreichische Investoren war Russland als Zielmarkt für Direktinvestitionen von geringerer Bedeutung. Im Jahr 2022 beliefen sich die österreichischen Direktinvestitionen in Russland auf 8,8 Mrd EUR, was einem Anteil von 3,2 % der österreichischen Investitionen im Ausland entspricht. Diese Entwicklung basierte weniger auf Neuinvestitionen als vielmehr auf reinvestierten Gewinnen, da die in Russland erwirtschafteten Erträge außergewöhnlich hoch waren, während vergleichsweise geringe Dividenden ausgeschüttet wurden. Zwischen 2007 und 2022 entfielen 73 % der gesamten österreichischen Direktinvestitionstransaktionen in Russland auf reinvestierte Gewinne. Dieser Anteil war im Jahr 2022 besonders ausgeprägt, da die Möglichkeit der Ausschüttung von Dividenden bereits eingeschränkt war. Die Stände der österreichischen aktiven Direktinvestitionen in Russland reduzierten sich in Folge im Jahr 2023 um etwa 30 % von 8,8 Mrd EUR auf 6 Mrd EUR. Die Anzahl der in Russland tätigen Unternehmen reduzierte sich bereits im Jahr 2022 um knapp 10 % und nahm im Jahr 2023 nochmal um 10 % ab. Dieser Trend wird durch die vorläufigen Zahlen bis zum dritten Quartal 2024 bestätigt: für die Bestände mit einem Rückgang von 9 % und die Anzahl der Unternehmen mit einer Reduktion von 17,4 %.
Die österreichischen Investitionen in Russland erstreckten sich im Jahr 2022 über zahlreiche Branchen, darunter Finanz- und Versicherungswesen, Holz, Papier, Druckerei, Handel, Fahrzeugbau, Energie, Wasser, Abfall, Chemie, Kunststoff, Pharmaka, Landwirtschaft, Bergbau, Maschinenbau sowie Glas, Steinwaren.
Grafik 7 zeigt die Anteile am Globalwert von Einkommen, Beschäftigten und Investitionsvolumen österreichischer Direktinvestitionen in Russland im Zeitraum von 2007 bis 2022. Es zeigt sich, dass österreichische Unternehmen trotz eines relativ geringen Investitionsvolumens überproportional hohe Einkommen erzielen konnten und einen signifikanten Beitrag zur lokalen Beschäftigung leisteten. Vor allem der Anteil der Einkommen erreichte Spitzenwerte. In manchen Jahren erwirtschafteten österreichische Unternehmen sogar mehr als 10 % ihrer Auslandserträge in Russland. Die hohen Erträge im Verhältnis zum eingesetzten Kapital zeigen, dass die österreichischen Direktinvestitionen in Russland sehr profitabel waren und ihre Investitionsmittel überdurchschnittlich effizient einsetzen konnten.
Der Anteil der Beschäftigten österreichischer Unternehmen in Russland ist über die Jahre hinweg stabil geblieben und liegt über dem Anteil des Investitionsvolumens. Dies spricht dafür, dass österreichische Unternehmen in arbeitsintensiven Branchen tätig waren und ihre Geschäftstätigkeit eine starke lokale Präsenz erfordert.
4.3 Russische Direktinvestitionen im Ausland
Bis zu Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine konzentrierten sich die aktiven russischen Direktinvestitionen stark auf Zypern, auf das 2021 mit 180,8 Mrd EUR 54,6 % der russischen Direktinvestitionen entfielen. Die kleine Mittelmeerinsel galt als bevorzugter Standort für russische Unternehmen und vermögende Privatpersonen, da das Land ein attraktives Steuersystem und die Möglichkeit zur Gründung von Offshore-Gesellschaften zur Steueroptimierung und Vermögensverwaltung bot.
Die geopolitische Isolation Russlands und die internationalen Sanktionen führten im Jahr 2022 zu einem deutlichen Rückgang der russischen Direktinvestitionen in gegenüber Russland „unfreundlichen“ westlichen Ländern. In Europa sanken sie um 14,8 % auf 162,4 Mrd EUR, wobei Zypern (–25,5 %), Deutschland (–40 %) und die Schweiz (–30,4 %) besonders stark betroffen waren. Im Gegensatz dazu verzeichneten Tochtergesellschaften russischer Unternehmen in Kasachstan 2022 und 2023 Kapitalzuflüsse von insgesamt 1,6 Mrd EUR.
4.3.1 Russische Direktinvestitionen in Österreich
Die russischen Direktinvestitionen in Österreich erreichten im Jahr 2023 einen Bestand von 22,5 Mrd EUR, womit Russland nach Deutschland der zweitgrößte ausländische Investor in Österreich war. Zugleich war Österreich nach Zypern das zweitwichtigste Zielland für russische Investitionen. Auf den ersten Blick scheinen diese Zahlen auf eine bedeutende wirtschaftliche Rolle russischer Unternehmen in Österreich hinzudeuten, doch bei näherer Betrachtung ergibt sich ein differenzierteres Bild. Die Investitionen konzentrieren sich stark auf einige wenige Branchen und Unternehmen, sodass im Jahr 2022 nur 548 Personen bei russischen Unternehmen in Österreich beschäftigt waren. Auch die Rendite russischer Investitionen in Österreich war zwischen 2007 und 2022 mit durchschnittlich 0,9 % äußerst gering, während österreichische Unternehmen in Russland im gleichen Zeitraum eine Rendite von 19 % erzielten. Im Vergleich dazu lag die durchschnittliche Rendite ausländischer Investitionen in Österreich bei 5,9 %.
Ein wesentlicher Grund für diese geringe wirtschaftliche Wirkung ist Österreichs Funktion als Transitpunkt für russische Investitionen. Wie Grafik 8 zeigt, wurden über 76 % des in Österreich investierten Kapitals in andere Länder weitergeleitet. Abzuwarten gilt, welche Auswirkungen die im Dezember 2023 erfolgte Suspendierung des seit 30. Dezember 2002 geltenden Doppelbesteuerungsabkommens zwischen Österreich und Russland hat.
Insgesamt zeigt sich, dass der hohe nominelle Bestand an russischen Direktinvestitionen in Österreich nicht über ihren geringen wirtschaftlichen Einfluss hinwegtäuschen kann. Die geringe Beschäftigung, die niedrige Rendite und die Funktion als Transitland (und nicht als eigentliches Investitionsziel) unterstreichen, dass die wirtschaftliche Bedeutung russischer Investitionen für Österreich weit geringer ist als es die reinen Zahlen vermuten lassen.
4.4 Literaturverzeichnis
Bilousova, O., B. Hilgenstock, E. Ribakova, N. Shapoval, A. Vlasyuk und V. Vlasiuk. 2024. How Russia Continues to Import Components for Its Military Production. KSE Institute. January 2024.
Reschenhofer, P. und J. Schmidt. 2022. Modellbasierte Berechnung der Gasverbrauchseinsparungen in Österreich. WIFO, Research Briefs 27/22.
Vasily, A. 2024. Foreign Capital in Russia: Taking Stock after Two Years of War. Russia Monitor 5. Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw). May 2024.
5 Investitionsmuster und regionale Schwerpunkte in Mittel-, Ost- und Südosteuropa
Kujtim Avdiu 47 , Tamás Ginter 48 , Julia Wörz 49
Die EU-15-Länder, insbesondere die Niederlande, Deutschland, Österreich und Luxemburg, dominieren weiterhin den Bestand der ausländischen Direktinvestitionen in der CESEE-Region. Jedoch gewinnen Investoren aus der Region selbst zunehmend an Bedeutung, wobei interessante regionale Muster erkennbar sind. So beobachten wir zum Beispiel eine starke Konzentration von Direktinvestitionen aus Tschechien, Slowakei und Polen innerhalb dieser drei Länder, während Investitionen aus Slowenien, Kroatien, Ungarn, Bulgarien und Rumänien häufig auch in die Westbalkanländer fließen. Als aktive Investoren spielen die Westbalkanländer noch kaum eine Rolle. Aus österreichischer Sicht ist die überdurchschnittliche Rendite von über 10 % p. a., die österreichische Investoren im Zeitraum 2008 bis 2022 in der Region erzielen konnten, besonders hervorzuheben.
5.1 EU-15 als führende Investoren in der CESEE-Region
Auch 35 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs bleibt die dominante Position der Investoren aus den EU-15-Ländern in Mittel-, Ost- und Südosteuropa (CESEE) 50 unangefochten. Die anfänglichen Investitionsanreize bestehen großteils weiterhin. Die Länder der Region bieten aufgrund ihrer dynamischeren Wirtschaftsentwicklung nach wie vor ein großes wirtschaftliches Potenzial und ihre geografische Nähe zu den EU-15-Ländern macht sie angesichts des komplexen geopolitischen Umfelds attraktiv als Zielländer für Nearshoring. Trotz starkem Lohnwachstum verbleiben die Produktionskosten vergleichsweise niedrig und ein wachsender Verbrauchermarkt sowie hohe Gewinnmöglichkeiten runden die Vorteile ab. In Zahlen ausgedrückt waren die EU-15-Länder mit Stand Ende 2022 für rund 67,4 % des gesamten ausländischen Investitionsbestands in CESEE verantwortlich, was ihre unangetastete Rolle als Hauptinvestoren in der Region deutlich macht.
Grafik 1 zeigt die passiven Direktinvestitionen in der CESEE-Region und die jeweils wichtigsten Investoren. Als Drehscheibe für Investitionen spielen die Niederlande und Luxemburg eine wichtige Rolle. Dies reflektiert deren Bedeutung als Sitzland für multinationale Unternehmen und weniger ihr spezifisches Engagement in CESEE. Die attraktiven Steuersysteme dieser beiden Länder, in Verbindung mit einem stabilen wirtschaftlichen Umfeld, haben multinationale Unternehmen dazu veranlasst, ihre Investitionen in der CESEE-Region häufig über diese Länder zu lenken. Ende 2022 stellten die Niederlande und Luxemburg 19 % (226,7 Mrd EUR) bzw. 9 % (107,7 Mrd EUR) der gesamten passiven Direktinvestitionen in der CESEE-Region dar und belegten damit Platz 1 bzw. 3 im Investorenranking in der Region.
Mit einem Gesamtwert von 127,4 Mrd EUR entfielen im Jahr 2022 10,7 % der ausländischen Direktinvestitionen in CESEE auf deutsche Investoren, die damit den zweitgrößten Investor in der Region stellten. Die Investitionen konzentrierten sich auf wirtschaftlich bedeutende Länder wie Polen (42,5 Mrd EUR, 16,9 % der aktiven Direktinvestitionen im Land), Ungarn (17,3 Mrd EUR, 17,1 %) und Rumänien (14 Mrd EUR, 13 %), wo die deutschen Investoren jeweils den zweiten Platz hinter den Niederlanden belegen. In Litauen (5,6 Mrd EUR, 18,9 %) und im Kosovo (0,9 Mrd EUR, 16,7 %) hingegen war Deutschland der größte Investor.
5.2 Österreichs Schlüsselrolle für CESEE-Investitionen
Dank der attraktiven Standortbedingungen – ein leistungsfähiges Infrastrukturnetz, eine zentrale geografische Lage, politische Stabilität und ein sicheres Geschäftsumfeld, verbunden mit steuerlichen Anreizen – kann sich Österreich mit einem Investitionswert von 90,3 Mrd EUR und einem Anteil von 7,6 % im Jahr 2022 an dritter Stelle im Ranking der Direktinvestoren positionieren. Österreichische Unternehmen dominieren in mehreren CESEE-Ländern, vor allem in Südosteuropa (siehe Grafik 1, Landkarte AT, links oben). Sie belegten den ersten Platz in Slowenien mit einem Investitionswert von 4,6 Mrd EUR und einem Anteil von 22,7 %, in Kroatien mit 6,8 Mrd EUR (19,0 %), in Bosnien und Herzegowina mit 1,4 Mrd EUR (15,4 %) und in Nordmazedonien mit 1,1 Mrd EUR (15,0 %). Den zweiten Platz belegte Österreich in Bulgarien mit 5,4 Mrd EUR (10,1 %), in Serbien mit 4,7 Mrd EUR (10,9 %) und in der Slowakei mit 8,6 Mrd EUR (15,9 %).
5.2.1 Bedeutendste Sektoren und Branchen
Die österreichischen Investitionen in der CESEE-Region wurden im Jahr 2022 stark von nichtfinanziellen Investoren dominiert, die mit 44,2 Mrd EUR den größten Anteil repräsentieren und eine hohe Produktivität aufwiesen. Der finanzielle Sektor trug mit 36,3 Mrd EUR ebenfalls wesentlich zu den Gesamtinvestitionen bei.
Die bedeutendsten Branchen, in denen österreichische Investoren im Jahr 2022 in CESEE aktiv waren, waren das Finanz- und Versicherungswesen mit 32,7 Mrd EUR, gefolgt von den Branchen Handel (7,7 Mrd EUR), Holz, Papier, Druckerei (6,5 Mrd EUR), Realitätenwesen (4,6 Mrd EUR) sowie Landwirtschaft und Bergbau (3,4 Mrd EUR). Weitere wichtige Branchen waren Chemie, Kunststoff, Pharmaka (3,6 Mrd. EUR) und Fahrzeugbau (2,2 Mrd EUR).
5.2.2 Rentabilität
Österreichische Direktinvestitionen in den CESEE-Ländern haben nicht nur wesentlich zur wirtschaftlichen Entwicklung und zur Schaffung von Arbeitsplätzen in der Region beigetragen, sondern haben sich auch als besonders profitabel für die Investoren selbst erwiesen. Diese hohe Rentabilität ist vor allem auf niedrige Arbeitskosten, hohe Produktivität, dynamisches Wirtschaftswachstum und steigende Nachfrage in der Region zurückzuführen.
Grafik 2 zeigt deutlich, dass die Rendite der österreichischen Investitionen in CESEE seit Jahren über dem Durchschnitt der österreichischen Investitionen in anderen Regionen liegt. Im Zeitraum von 2008 bis 2022 lag die durchschnittliche Eigenkapitalrendite in CESEE bei 10,3 % im Vergleich zu 7,9 % in allen anderen Regionen der Welt.
5.3 Investitionscluster innerhalb der CESEE-Region
Neben den Investitionen aus den EU-15-Ländern spielen Investitionen innerhalb der CESEE-Region eine zunehmend wichtige Rolle. Grafik 3 zeigt die Investitionsbestände innerhalb dieser Region und verdeutlicht die engen wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen den einzelnen Ländern und Teilregionen. Es zeigt sich, dass kulturelle und wirtschaftliche Gemeinsamkeiten sowie die geografische Nähe ein wesentlicher Faktor für die Verteilung der Investitionen sind. Besonders starke Verflechtungen sind innerhalb homogener Teilregionen wie etwa innerhalb der baltischen Staaten oder der zentraleuropäischen EU-Länder zu beobachten. Jedoch werden auch strategische Ausrichtungen auf den Westbalkan und Südosteuropa sichtbar.
Diese geografische Verteilung der Direktinvestitionen innerhalb der CESEE-Region gibt wichtige Einblicke in regionale Wirtschaftsdynamiken und Integrationsräume. Der Bestand an Direktinvestitionen der CESEE-EU-Mitgliedstaaten in der gesamten CESEE-Region, die sowohl die EU-Mitgliedstaaten als auch den westlichen Balkan und weitere osteuropäische Länder umfasst, lässt klare Investitionsprioritäten und wirtschaftliche Netzwerke erkennen.
Bei den Investitionspräferenzen der CESEE-EU-Mitgliedstaaten lassen sich als Destinationsländer drei wichtige Cluster ausmachen: Mitteleuropa (CEE), der Westbalkan und Südosteuropa.
5.3.1 CEE
Der erste Cluster umfasst die am weitesten fortgeschrittenen Länder in der Region, welche bereits seit 20 Jahren Mitglieder der EU sind und von denen zwei auch unter den ersten osteuropäischen Euroraummitgliedern waren. Interessanterweise investieren Unternehmen in diesen Ländern häufig auch überwiegend in diesen Ländern selbst. Abgesehen von Österreich als wichtigem Investor, kommen wesentliche Direktinvestitionen in Tschechien, Polen und der Slowakei aus diesen drei Ländern selbst. Hingegen weisen die aktiven Direktinvestitionen aus den restlichen beiden Ländern in dieser Region, Ungarn und Slowenien, ein deutlich anderes Muster auf. Ihre primäre Investitionsrichtung ist nach Süden, in Richtung Westbalkan und Südosteuropa, gerichtet.
Besonders interessant sind die Direktinvestitionen aus der Slowakei, welche eine enorm homogene regionale Verteilung aufweisen: Bemerkenswerte 94 % des slowakischen Direktinvestitionsbestands verbleiben in der CEE-Region, davon überwiegend in Tschechien (80,4 %). Ähnlich verhält es sich bei Tschechien selbst: 8 von 10 investierten Euro aus Tschechien verbleiben in der CEE-Region; 48,1 % davon allein in der Slowakei. Weitere 13,4 % des tschechischen Direktinvestitionsbestands entfallen auf Südosteuropa, andere Empfängerländer spielen eine untergeordnete Rolle. Die Investitionspräferenzen Polens sind vielfältiger, jedoch befinden sich 59,5 % des polnischen Direktinvestitionsbestands in CEE-Ländern (vorwiegend in Tschechien). Polen ist der einzige bedeutende regionale Akteur in den baltischen Ländern (15,1 %, vor allem in Litauen) und hält zudem Anteile seines Direktinvestitionsbestands in Südosteuropa (13,4 %) sowie in den post-sowjetischen Ländern (8,1 %, hauptsächlich in der Ukraine und in geringerem Maße in Weißrussland).
5.3.2 Westbalkan
Der zweite Cluster umfasst die Länder des westlichen Balkan, welche allesamt noch nicht in der EU sind. Als große Investoren in diesen Ländern lassen sich jedoch die EU-Mitgliedstaaten Bulgarien, Kroatien und Slowenien ausmachen.
Obwohl keines dieser Länder selbst Teil der Westbalkanregion ist, sind sie alle durch historische, sprachliche oder kulturelle Bindungen mit Westbalkan-Ländern verbunden.
63,7 % des slowenischen Direktinvestitionsbestands befinden sich im Westbalkan, vorwiegend in Serbien und in geringerem Maße in Bosnien und Herzegowina (diese regionale Verteilung ist jener der österreichischen Direktinvestitionen ähnlich). Darüber hinaus sind slowenische Direktinvestitionen auch in Südosteuropa (28,9 %) präsent, insbesondere in Kroatien.
Ähnlich verhält es sich bei Bulgarien: Rund 6 von 10 investierten Euro aus Bulgarien sind in Westbalkan-Ländern angelegt, hauptsächlich in Albanien und in geringerem Maße in Serbien und Nordmazedonien. Zudem hält Bulgarien beachtliche Direktinvestitionsbestände in Südosteuropa selbst (17,4 %, hauptsächlich in Rumänien) und in weiter östlichen gelegenen CESEE-Ländern (13,1 %, vor allem in Moldawien).
Die Präferenzen von Investoren aus Kroatien sind hingegen vielfältiger: 52,5 % des Direktinvestitionsbestands entfallen auf die Westbalkanregion (vorwiegend auf Bosnien und Herzegowina), während 45 % in der CEE-Region investiert sind (überwiegend in Slowenien, was ebenfalls historische und kulturelle Bindungen widerspiegelt).
5.3.3 Südosteuropa
Der dritte Cluster besteht aus den EU-Ländern in Südosteuropa, welche erst nach 2004 der EU beigetreten sind: Kroatien, Bulgarien und Rumänien. Wichtige Investorenländer für diese Region sind einerseits die drei Länder selbst und darüber hinaus auch Ungarn. Letzteres verfügt über ein stark diversifiziertes Investitionsportfolio, und regionale Präferenzen sind nicht sehr stark ausgeprägt, jedoch lässt sich im Vergleich zu anderen CEE-Ländern eine Fokussierung auf Südosteuropa feststellen. Etwa die Hälfte des ungarischen Direktinvestitionsbestands entfällt auf die SEE-Region, relativ gleichmäßig verteilt und in folgender Reihenfolge: Kroatien, Rumänien und Bulgarien. 29,4 % des ungarischen Direktinvestitionsbestands sind in anderen CEE-Ländern zu finden, in folgender Rangordnung: Tschechien, Polen, Slowakei und Slowenien. Zudem hält Ungarn ein Portfolio im Westbalkan, vor allem in Serbien.
Die Verteilung des rumänischen aktiven Direktinvestitionsbestands ist noch stärker diversifiziert. Mit rund einem Drittel aller rumänischen Direktinvestitionen stellen die anderen beiden südosteuropäischen Länder das Hauptziel für rumänische Investitionen dar. Ein Großteil davon entfällt auf Bulgarien. Rund ein Drittel der aktiven Direktinvestitionen aus Rumänien entfällt auf die postsowjetischen Länder, wobei die Investitionen stark auf Moldawien konzentriert sind. Weitere 27,5 % des rumänischen Direktinvestitionsbestands sind im Westbalkan investiert, vorwiegend in Serbien. Rumänische Investitionen orientieren sich somit primär an geographischer Nähe und, im Falle von Moldawien, auch an kultureller und historischer Verbundenheit.
Kroatien empfängt nennenswerte Investitionen aus Ungarn; ausgeprägt sind jedoch auch die bilateralen Investitionsbeziehungen mit dem Nachbarland Slowenien. Aufgrund der unterschiedlichen Größenverhältnisse übersteigen die kroatischen Investitionen im Volumen jene von Slowenien in Kroatien. Als Investor tritt Kroatien, wie bereits erwähnt, auch stark am Westbalkan, und hier vor allem in Bosnien und Herzegowina auf.
Insgesamt ist die zunehmende Bedeutung von intra-regionalen Investitionsaktivitäten eine positive Entwicklung, welche nicht nur die zunehmende europäische Integration, sondern auch die dynamische wirtschaftliche Entwicklung der Region widerspiegelt. Dass Österreich sich dennoch als einer der wichtigsten Investoren in der Region behaupten kann, spricht jedoch auch für die Nachhaltigkeit der österreichischen Investitionen in diesen Ländern.
6 Bedeutung konzerninterner Finanzierung nimmt bei österreichischen Direktinvestitionen zu
Kujtim Avdiu 51 , Jochen Güntner, Karin Mayr-Dorn 52 , Esther Segalla 53
Konzerninterne Kredite gewinnen bei den österreichischen Direktinvestitionen zunehmend an Bedeutung. Ende 2023 machten sie 12,6 % der insgesamt 255,1 Mrd EUR österreichischer Direktinvestitionen im Ausland aus. Diese Kredite fördern nicht nur das Wachstum der Direktinvestitionen, sondern stellen auch einen aussagekräftigen Indikator für die wirtschaftliche Aktivität dar.
6.1 Einleitung
Konzerninterne Kredite gegenüber Tochtergesellschaften im Ausland spielen für österreichische Investoren eine zunehmend wichtige Rolle. Ihr Gesamtwert stieg von 15,5 Mrd EUR im Jahr 2012 auf 32,1 Mrd EUR oder 107 % im Jahr 2023 und erreichte damit 12,6 % der insgesamt 255,1 Mrd EUR der österreichischen Direktinvestitionen im Ausland. Diese Art der Finanzierung ermöglicht eine effizientere Kapital-Allokation innerhalb der Konzernstruktur und bietet zahlreiche Vorteile wie Steueroptimierung, vereinfachtes Cash-Pooling, erhöhte Liquidität und reduzierte Zinsbelastung. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Nutzung von Zinsunterschieden zwischen dem Herkunfts- und dem Zielland einer Direktinvestition, wodurch die Finanzierungskosten der Unternehmung gesenkt werden können.
In diesem Kapitel wird die Entwicklung der konzerninternen Kredite und deren Einfluss auf die wirtschaftliche Aktivität österreichischer Unternehmen im Ausland analysiert – insbesondere im Hinblick auf Einkommen und Beschäftigtenzahl. Der Fokus liegt dabei auf Deutschland als wichtigstes Zielland solcher Kredite. Die Gruppe von nichtfinanziellen Unternehmen, die einen Anteil von mindestens 75 % an einer ausländischen Tochtergesellschaft in Deutschland halten, ist besonders relevant, da sie eine stärkere Kontrolle innerhalb des Konzerns ausübt und somit sowohl die wirtschaftliche Entwicklung als auch die Zinskosten der konzerninternen Finanzierung maßgeblich beeinflussen kann. So zahlten deutsche Tochtergesellschaften im Jahr 2023 nur 0,7 % Zinsen für konzerninterne Finanzierungen an ihre Mehrheitseigentümer in Österreich. Mit einem Anteil von 15,3 % an den aktiven Direktinvestitionen im Jahr 2023 ist Deutschland der wichtigste Investitionsstandort für österreichische Unternehmen und mit rund 30 % der gesamten Importe bzw. Exporte der wichtigste Handelspartner Österreichs.
Für die ökonomische Interpretierbarkeit der weiteren Analyse unterscheiden wir vier Kategorien nichtfinanzieller österreichischer Investoren in Deutschland, mit jeweils einem Mindestanteil von 75 %:
-
Unternehmen mit interner Finanzierung ohne Kredite bei deutschen Banken
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Unternehmen mit interner Finanzierung mit Krediten bei deutschen Banken
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Unternehmen ohne interne Finanzierung ohne Kredite bei deutschen Banken
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Unternehmen ohne interne Finanzierung mit Krediten bei deutschen Banken
6.2 Wirtschaftliche Auswirkung
In vielen Fällen ist das investierte Kapital kein zuverlässiger Indikator für die wirtschaftliche Aktivität österreichischer Unternehmen im Ausland, da es beispielsweise als „Durchlaufkapital“ ohne signifikante lokale Wertschöpfung in einem weiteren Zielland investiert wird. Zweckgesellschaften (Special Purpose Entities, SPEs) werden von multinationalen Unternehmen zur Steueroptimierung oder zum Kapitalmanagement genutzt, um von niedrigeren Steuersätzen, unterschiedlichen Eigentumsrechten, flexiblerem Währungsmanagement oder Cash-Pooling zu profitieren, anstatt das Kapital in produktive, wertschöpfende Tätigkeiten zu investieren. Daher gewinnen Rentabilität und Beschäftigung als Indikatoren für die wirtschaftliche Aktivität von Direktinvestitionen im Ausland zunehmend an Bedeutung.
6.2.1 Eigenkapitalrentabilität
Betrachtet man die Erträge aus aktiven Direktinvestitionen als Komponente der österreichischen Leistungsbilanz, so zeigt sich, dass Unternehmen mit konzerninterner Finanzierung deutlich erfolgreicher waren als jene ohne. Grafik 1 verdeutlicht dies anhand der Entwicklung der Eigenkapitalrenditen österreichischer nichtfinanzieller Unternehmen in Deutschland zwischen 2008 und 2022. Im Durchschnitt erzielten Unternehmen mit konzerninterner Finanzierung eine Eigenkapitalrendite von 13 %, während Unternehmen ohne konzerninterne Finanzierung lediglich eine Rendite von 3,9 % erzielten. Unternehmen mit konzerninterner Finanzierung ohne Kredite von deutschen Banken erreichten im selben Zeitraum sogar eine durchschnittliche Rendite von 15 %. Dies deutet darauf hin, dass die Verwendung konzerninterner Finanzierung zu einer Verbesserung der finanziellen Flexibilität und einer effizienteren Nutzung der Kapitalressourcen beiträgt.
6.2.2 Beschäftigung
Ein qualitativ identisches Bild ergibt sich bei der Untersuchung der Beschäftigtenzahl der Töchter österreichischer nichtfinanzieller Unternehmen in Deutschland, die aus volkswirtschaftlicher Sicht zur Konjunkturförderung und Stabilisierung des deutschen Arbeitsmarktes beiträgt. Angesichts vergleichsweise kleinerer Bilanzsummen und geringerer Eigenkapitalinvestitionen im Zielland tragen österreichische nichtfinanzielle Unternehmen mit interner Finanzierung zu einem zunehmend überproportionalen Anteil zur Beschäftigung aller Tochterunternehmen sowie einer relevanten wirtschaftlichen Präsenz in Deutschland bei.
Grafik 2 veranschaulicht, dass die Bedeutung österreichischer nichtfinanzieller Unternehmen mit konzerninterner Finanzierung in Deutschland im Zeitraum von 2007 bis 2022 deutlich zugenommen hat.
Ihr Anteil am Eigenkapital stieg von 12 % auf 46,8 %, während ihr Anteil an den Beschäftigten um 39,5 % zunahm und im Jahr 2022 einen Höchststand von 70,4 % erreichte. Mit Ausnahme der Jahre 2015 und 2016 lag dieser Anteil stets über dem Anteil des eingesetzten Eigenkapitals und der Unternehmensgröße. Im Vergleich zu Unternehmen ohne konzerninterne Kredite, die insgesamt größere Bilanzsummen aufwiesen und mehr Eigenkapital in Deutschland einsetzten, leisteten Unternehmen mit konzerninterner Finanzierung mit weniger Kapital einen überproportional hohen und steigenden Beitrag zur Beschäftigung. Ähnlich wie in Grafik 1 für die Eigenkapitalrenditen sind diese Unterschiede bei den Unternehmen ohne Kredite bei deutschen Banken besonders ausgeprägt.
6.3 Empirische Analyse
Um die Relevanz konzerninterner Finanzierung für die wirtschaftliche Bedeutung österreichischer nichtfinanzieller Unternehmen in Deutschland statistisch zu überprüfen, führen wir eine lineare Regressionsanalyse durch. Ziel ist es herauszufinden, ob und in welchem Ausmaß konzerninterne Kredite seine signifikante Korrelation mit der wirtschaftlichen Aktivität der Unternehmen haben. Der Fokus liegt auf österreichischen nichtfinanziellen Unternehmen mit einer Mindestbeteiligung von 75 % an einer deutschen Tochtergesellschaft. Wie zuvor wird die wirtschaftliche Bedeutung anhand der Eigenkapitalrendite und der Beschäftigtenzahl gemessen. Die Analyse umfasst sowohl Unternehmen, die Fremdkapital von deutschen Banken in Anspruch nehmen, als auch solche ohne Kredite bei deutschen Banken.
Grafik 3 spiegelt die Beziehung zwischen Rentabilität und konzerninterner Kreditvergabe wider und verdeutlicht, dass die Rentabilität in erheblichem Maße mit konzerninternen Krediten zusammenhängt. Dies ist besonders dann der Fall, wenn die Analyse auf Unternehmen beschränkt wird, die keine externe Finanzierung durch deutsche Banken in Anspruch genommen haben.
Auch die Analyse der Beschäftigtenzahl der deutschen Töchter österreichischer nichtfinanzieller Unternehmen zeigt, dass ein signifikanter Zusammenhang zwischen Beschäftigtenzahl und der Nutzung konzerninterner Kredite besteht (Grafik 4). Für Unternehmen ohne externe Finanzierung bei deutschen Banken bleibt die statistische Signifikanz des Zusammenhangs zwischen der Nutzung konzerninterner Kredite und der Beschäftigtenzahl unverändert hoch.
7 Methoden, Definitionen und Quellen
Das vorliegende Sonderheft enthält die Ergebnisse von zwei Befragungsaktionen der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) über den Stand der österreichischen Direktinvestitionen im Ausland und über den Stand der ausländischen Direktinvestitionen in Österreich per Ende 2021. Erhebungen zu grenzüberschreitenden Unternehmensbeteiligungen werden von der OeNB seit dem Jahr 1968 regelmäßig durchgeführt.
Im Jahr 2006 wurde der Fragebogen nach einer 15-jährigen Phase, in der es kaum Änderungen gegeben hatte, einer weitreichenden Überarbeitung unterzogen. Die wichtigsten methodischen Neuerungen waren erstens die Bewertung börsennotierter Aktiengesellschaften zu Börsenkursen , zweitens eine Erweiterung des Begriffs des Sonstigen Kapitals und drittens der Ausschluss von Special Purpose Entities (SPEs) aus der Direktinvestitionsstatistik (siehe Kap. 7.2). Außerdem wurde zur Entlastung der Melder verstärkt auf bereits vorhandene statistische Daten oder Registerdaten zurückgegriffen. Schließlich wurde auch die Meldeschwelle für Transaktionen von 72.000 EUR Nominalkapitalanteil auf 100.000 EUR angehoben, wodurch Zeitreihen, die sich auf die Anzahl von Einheiten beziehen, zu diesem Zeitpunkt einen Bruch aufweisen. Mit Jänner 2014 wurde diese Meldeschwelle auf 500.000 EUR erneut angehoben.
Im Berichtsjahr 2008 erfolgte die Einführung der neuen Aktivitätsgliederung ÖNACE 54 2008, für die auch eine Rückrechnung auf Firmenebene vorgenommen wurde. Die alte Aktivitätsgliederung ÖNACE 2003 war bis zum Berichtsjahr 2012 verfügbar.
In einem Vorgriff auf die europaweite Umstellung der Zahlungsbilanzstatistik auf die neuen internationalen Vorschriften des 6. Zahlungsbilanzmanuals (IWF, 2009; OECD, 2008) im Herbst 2014 wurden bereits im Berichtsjahr 2010 erstmals sämtliche Kredite zwischen Schwestergesellschaften (Unternehmen unter gemeinsamer Konzernführung, jedoch ohne wechselseitige Kapitalbeteiligung) als Direktinvestitionen erfasst. Zuvor konnten nur jene Schwesternkredite erfasst werden, bei denen der österreichische Beteiligte als (aktiver) Direktinvestor oder als (passives) Direktinvestitionsunternehmen bekannt war. Die Zuordnung zu den aktiven bzw. passiven Direktinvestitionen erfolgt bei Schwesternkrediten nach dem „extended directional principle“ (IWF, 2009, 107f.; OECD, 2008, 56f.), das heißt abhängig vom Sitzland der Konzernzentrale. Konzerninterne Forderungen eines inländischen Kreditgebers 55 erhöhen die aktiven Direktinvestitionen Österreichs, falls er einem österreichischen Konzern angehört, und reduzieren die passiven Direktinvestitionen, falls er Teil eines ausländischen multinationalen Unternehmens ist. Umgekehrt gilt: Enthält ein inländisches Unternehmen einen „Schwesternkredit“, so erhöht dies die passiven Direktinvestitionen, falls es sich um einen ausländischen Konzern handelt, und es reduziert die aktiven Direktinvestitionen, wenn die Konzernzentrale in Österreich liegt. Die Einbeziehung der Schwesternkredite erhöhte das Bruttovolumen an Forderungen und Verbindlichkeiten im Rahmen der Direktinvestitionen erheblich. 56 Der Einfluss auf die Höhe der Bestände an aktiven und passiven Direktinvestitionen wie auch auf die Reihenfolge der Zielländer bzw. der Herkunftsländer blieb jedoch beschränkt.
Seit Herbst 2014 gibt es neben der gewohnten Gliederung in aktive und passive Direktinvestitionen auch eine Darstellung nach dem sogenannten Assets-Liabilities-Prinzip , zu finden vor allem in den globalen Darstellungen der Zahlungsbilanzstatistik und in der Internationalen Vermögensposition.
Dabei wird die Summe der Forderungen aus Direktinvestitionen der Summe der Verpflichtungen aus Direktinvestitionen gegenübergestellt, ohne auf die Richtung der Direktinvestition Rücksicht zu nehmen. Eine Überleitung zwischen diesen beiden Sichtweisen der Direktinvestitionsstatistik wird auf der OeNB-Website angeboten. 57 Die vorliegende Bestandsstatistik der Direktinvestitionen folgt jedoch weiterhin ausschließlich dem (extended) directional principle , das sich am Sitzland des Investors orientiert.
7.1 Inhaltliche Abgrenzung
Das österreichische Konzept zur Bestimmung von Direktinvestitionen orientiert sich grundsätzlich an den Richtlinien der zuständigen internationalen Organisationen, also dem Zahlungsbilanzmanual des Internationalen Währungsfonds bzw. der Benchmark-Definition der OECD in der jeweils gültigen Auflage. Demgemäß versteht man unter ausländischen Direktinvestitionen Kapitalanlagen, die Investoren in der Absicht vornehmen, mit einem Unternehmen in einem anderen Land eine dauerhafte Wirtschaftsbeziehung herzustellen und aufrechtzuerhalten, wobei gleichzeitig die Absicht besteht, auf das Management dieser Firma einen spürbaren Einfluss auszuüben. Im Einklang mit den genannten internationalen Standards wird eine solche Absicht unterstellt, sobald der Direktinvestor am Direktinvestitionsunternehmen eine Beteiligung von mindestens 10 % hält. Andere Internationa-lisierungsformen, wie z. B. reine Kooperations- und Konsultationsverträge, werden nicht berücksichtigt. Diese 10-Prozent-Schwelle unterscheidet Direktinvestitionen von anderen langfristigen Kapitalanlagen, wie z. B. Portfolioinvestitionen, bei denen hauptsächlich Ertragsüberlegungen im Vordergrund stehen.
Ebenfalls zu den Direktinvestitionen zählt nach diesem Konzept der Erwerb von Liegenschaften im Ausland. Der grenzüberschreitende Liegenschaftsverkehr wird in der Zahlungsbilanzstatistik tatsächlich erfasst, die entsprechenden Vermögensbestände der Internationalen Vermögensposition werden hingegen nicht erhoben, sondern durch die Kumulation der Flüsse ermittelt. In der vorliegenden Publikation, die eine Unternehmensbefragung zum Gegenstand hat, sind solche Formen von Direktinvestitionen jedoch ausdrücklich nicht enthalten.
Im Wesentlichen werden Direktinvestitionen in vier Formen getätigt:
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Beteiligungen an bestehenden oder neu gegründeten Unternehmen durch Bareinlagen, Aufrechnung von Forderungen sowie durch Einbringung von Sachen und Rechten.
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Reinvestition von Gewinnen, indem der erzielte Gewinn nicht oder nur teilweise ausgeschüttet wird und im Direktinvestitionsunternehmen verbleibt.
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Gewährung von Krediten und sonstigen Zuschüssen, die von den Investoren neben dem investierten Eigenkapital dem Unternehmen zur Stärkung der Kapitalkraft zur Verfügung gestellt werden. Kredite von Tochtergesellschaften an Mutterunternehmen werden im Sinne des directional principle als negative Direktinvestitionen bewertet und können gelegentlich auch zu negativen Ständen von Direktinvestitionen führen. Ebenfalls enthalten sind Kredite zwischen Schwestergesellschaften, die demselben Konzern angehören, ohne jedoch aneinander beteiligt zu sein. Die Zuordnung zu den aktiven bzw. passiven Direktinvestitionen richtet sich dabei nach dem Sitzland der Konzernzentrale. Liegt dieses in Österreich, handelt es sich um aktive, andernfalls um passive Direktinvestitionen.
-
Mittlerweile sind nicht nur Konzernkredite, sondern auch Fälle von Anleihen in der Direktinvestitionsstatistik enthalten: Wenn eine Unternehmensanleihe ausschließlich von anderen Konzernunternehmen gezeichnet wird, erfüllt sie eine ähnliche Finanzierungsfunktion wie ein Konzernkredit und wird daher den Direktinvestitionen, genauer der Unterposition Sonstiges Direktinvestitionskapital, zugerechnet.
Aus diesen Möglichkeiten leitet sich auch die in der internationalen Statistik übliche Unterscheidung des Direktinvestitionskapitals in die Kategorien Eigenkapital und Sonstiges Direktinvestitionskapital ab.
7.2 Bereinigung um Special Purpose Entities (SPEs)
Die fortschreitende weltwirtschaftliche Integration, die zunehmende Beseitigung von Kapitalverkehrsbeschränkungen und die damit einhergehende wachsende Komplexität von Konzernstrukturen haben zu Diskussionen bezüglich der Aussagekraft traditioneller Direktinvestitionsstatistiken geführt. Eine der Hauptursachen für die von manchen Datennutzenden beklagte Verzerrung stellen Holdinggesellschaften dar, die unter ausländischer Kontrolle stehen, im Inland keine oder zumindest keine nennenswerte wirtschaftliche Aktivität entfalten, gleichzeitig aber Eigentümer erheblicher ausländischer Unternehmenswerte sein können. Solche Beteiligungsgesellschaften stellen nach den geltenden Richtlinien aktive und passive Direktinvestitionen zugleich dar. Mittlerweile werden Konzerne gelegentlich über Ketten von Holdinggesellschaften in verschiedenen Ländern organisiert, was aus kritischer Sicht zu Doppel- und Mehrfachzählungen von Direktinvestitionen führt und auch Ursprung und Ziel von Direktinvestitionen verschleiert. Eine andere Form von SPEs besteht in Zweckgesellschaften, die nur gegründet werden, um in einem bestimmten Land Finanzmittel für den gesamten Konzern aufzunehmen. Aus einer gewöhnlichen Kreditaufnahme oder Wertpapieremission im Ausland wird so eine „negative Direktinvestition“ (Kredit der Tochter- an die Muttergesellschaft).
Während Befürworter der bestehenden Definitionen darauf verweisen, dass auch diese Formen der Unternehmensorganisation relevante Sachverhalte im Sinne der Direktinvestitionen darstellen, zweifeln realwirtschaftlich interessierte Forschende den Nutzen solcher Statistiken an. Als Lösung dieses Dilemmas wird seitens der internationalen Organisationen vorgeschlagen, SPEs in der Statistik gesondert auszuweisen (OECD, 2008, S. 186ff.). EUROSTAT und EZB haben ihre Berichtserfordernisse mittlerweile entsprechend angepasst. Aufgrund der geringen Anzahl ansässiger SPEs ist es in Österreich jedoch nicht möglich, beide Statistiken (mit bzw. ohne SPEs) zu publizieren, da durch Differenzbildung Einzelfälle entschlüsselt werden könnten. Das wiederum würde Datenschutzbestimmungen verletzen. Die OeNB hat sich daher entschlossen, nur die Daten ohne SPEs (also Direktinvestitionen im engeren Sinne) zu publizieren.
Österreich war und ist zwar Standort vieler Holdinggesellschaften, die zum Teil ausländische Eigentümer haben und ihrerseits als Brückenköpfe wiederum Auslandsbeteiligungen – vorzugsweise in Zentral-, Ost- und Südosteuropa – halten. Die meisten von ihnen entfalten jedoch auch Produktionsaktivitäten im Inland und die wenigen reinen Durchlauf-Holdinggesellschaften waren vor 2005 von normaler Größe. Die Statistik wurde dadurch nicht wirklich verzerrt, obgleich es gelegentlich durch rein buchhalterische Maßnahmen zu erheblichen Verschiebungen – etwa in regionaler Hinsicht – kam. 2005 tauchten erstmals SPEs in einer Größenordnung auf, die eine Änderung erzwang. Seit damals wird etwa ein Dutzend Unternehmen aus der Darstellung (nicht aber der Erhebung) ausgeschlossen, die zu Jahresende 2016 einen Unternehmenswert von etwa 50 Mrd EUR repräsentieren, in Österreich aber nahezu keine Beschäftigten ausweisen und nicht am österreichischen Markt aktiv sind. In Meldungen an EUROSTAT und die EZB müssen solche Unternehmen zwar enthalten sein, um die bilaterale Symmetrie zu wahren – eine Voraussetzung für die Ermittlung von Aggregaten auf europäischer Ebene. Bei der Nutzung österreichischer Statistiken erscheint diese „Lücke“ jedoch eher von Vorteil zu sein.
7.3 Stammhausbereinigung bei passiven Direktinvestitionen
Bei der regionalen Zuordnung der Herkunft von Direktinvestitionen ist man mit der Tatsache konfrontiert, dass der unmittelbare Kapitalgeber nicht immer der eigentliche Entscheidungsträger ist. Dies ist z. B. dann der Fall, wenn eine deutsche Firma sich durch eine Holding mit Sitz in der Schweiz an einer österreichischen Firma beteiligt. Um eine solche Verzerrung bei regionalen Auswertungen zu korrigieren, wird bereits seit 1982 das Herkunftsland des mittelbaren Kapitalgebers (Stammhaus) anstelle des unmittelbaren Eigentümers bei der regionalen Zuordnung herangezogen. Diese in Österreich bewährte Vorgangsweise wird nunmehr auch von internationalen Organisationen 58 für die um SPEs bereinigten Satellitenstatistiken empfohlen. Für die Ermittlung europäischer Aggregate ist hingegen weiterhin das Sitzland der unmittelbaren Eigentümer zu erheben und zu melden.
Als Folge der Stammhausbereinigung ist es paradoxerweise möglich, dass das Land Österreich als Herkunftsland ausländischer Direktinvestitionen in Österreich aufscheinen kann. In der international geforderten Gliederung nach dem unmittelbaren Eigentümer sind solche Beteiligungen sowohl als aktive wie auch als passive Direktinvestitionen enthalten. Bei der Stammhausbereinigung wurden sie bis zum Berichtsjahr 2002 herausgerechnet, was je nach Darstellung (Stammhaus oder unmittelbarer Eigentümer) zu unterschiedlichen Gesamtwerten bei den passiven Direktinvestitionen führte. Seither wird Österreich als mögliches Herkunftsland geführt und seit 2006 auch explizit ausgewiesen. 59
7.4 Aufbau des Tabellenteils
Mit der Umstellung der Befragung per 31. Dezember 2006 wurde auch das Tabellenangebot erweitert und leicht umstrukturiert: Der Tabellenteil (nur in der PDF-Version dieses Reports verfügbar) beginnt mit einer Zeitreihendarstellung der wichtigsten Globalgrößen sowie der zeitlichen Entwicklung des Gesamtwerts bzw. der Beschäftigung bei Direktinvestitionsunternehmen nach Ländern und Branchen. Im Einklang mit internationalen Standards zu Direktinvestitionsstatistiken basieren die Auswertungen nach Wirtschaftszweigen auf der Aktivität des jeweiligen Direktinvestitionsunternehmens (des Tochterunternehmens).
Die Tabellen 6 und 7 gliedern die Hauptergebnisse zusätzlich zur Aufteilung nach Ländern und Wirtschaftszweigen auch nach Bundesländern, Größenklassen, Alter und Gründungsteilnahme sowie nach der Art der Beteiligung 60 bzw. des Investors 61 . Dazu kommen die Gliederungen nach volkswirtschaftlichem Sektor des inländischen Beteiligten und nach der Rechtsform der Tochtergesellschaft. Dieselben Gliederungskriterien werden in den Tabellen 8 bis 11 auf die Gewinn- und Verlustrechnung bzw. einige wichtige Aktivitätsmaßzahlen (Außenhandel, Patent- und Lizenzzahlungen) angewandt.
Die nachfolgenden Tabellen gliedern die Hauptmerkmale Wert und Beschäftigung gleichzeitig nach Regionen und Branchen. Aus Datenschutzgründen kann die Gliederung nach Einzelländern nur grobe Branchengruppen ausweisen (Tabelle 12), bzw. kann bei der Aufgliederung nach Wirtschaftszweigen (Tabelle 13) nur eine eingeschränkte Regionalgliederung zur Anwendung kommen. Die Tabellen 14 und 15 thematisieren die Frage der ausländischen Kontrolle bei aktiven (Art des Investors) und passiven (Höhe der Beteiligung) Direktinvestitionen. Die Motive der Direktinvestoren sind in Tabelle 16 wiedergegeben. Abschließend veranschaulichen die Tabellen 17 und 18 anhand des Merkmals Beschäftigung die Bedeutung indirekter Beteiligungen.
Die Ergebnisse der Erhebungen über aktive und passive Direktinvestitionen werden wie bisher gemeinsam publiziert. Die tabellarischen Darstellungen der inlands- und auslandsorientierten Direktinvestitionen sind (soweit es das Datenmaterial erlaubt) identisch aufgebaut.
Dadurch ist es möglich, eine bestimmte Fragestellung aus der Sicht der österreichischen Direktinvestitionen im Ausland (aktiv) unmittelbar mit der Perspektive der ausländischen Direktinvestitionen in Österreich (passiv) zu vergleichen.
Die Umstellung von Zahlungsbilanzstatistik und Internationaler Vermögensbilanz (IVP) nach dem 6. Zahlungsbilanzhandbuch hat für die Darstellung der Bestände der Direktinvestitionen keine unmittelbare Auswirkung. Anzumerken ist allerdings die Tatsache, dass die Ergebnisse aus der Rückrechnung für die Zahlungsbilanz und die IVP für die Jahre 2006 bis 2014 in dieser Publikation keine Berücksichtigung finden können. Die Diskrepanzen zwischen der vorliegenden Publikation und den aktuellen Werten im Bereich Statistik auf der OeNB-Website 62 beruhen hauptsächlich auf der Einbeziehung einiger großer Schwesterkredite im Zeitraum 2006 bis 2010 sowie der Korrektur des Zeitpunkts der Erfassung einiger weniger Großinvestitionen.
7.5 Glossar
Aktive Direktinvestition
Beteiligung eines in Österreich ansässigen Investors an einem Unternehmen mit Sitz im Ausland von mehr als 10 % des stimmberechtigten Kapitals.
Art des Investors
Seit dem Berichtsjahr 2006 besteht hier die Möglichkeit, bei österreichischen Direktinvestitionen zwischen einem genuin österreichischen bzw. heimischen Investor und einem ausländisch kontrollierten Unternehmen zu unterscheiden.
Ausländische Kontrolle liegt vor, wenn ein ausländischer Investor bzw. mehrere ausländischen Direktinvestoren gemeinsam die Mehrheit der Stimmrechte hält bzw. halten. Bei gleicher Anzahl von Stimmrechten gilt das Unternehmen als heimisch, ebenso im Fall, dass eine ausländische Mehrheit nur durch Streubesitz zustande kommt. Ausländisch kontrollierte Investoren sind in Österreich als Brückenköpfe oder regionale Headquarters von besonderer Bedeutung und unterscheiden sich von SPEs (siehe dort) dadurch, dass sie auch wirtschaftliche Aktivitäten in Österreich entfalten oder eine echte Managementfunktion ausüben. Ein Indikator ist die Zuordnung nach NACE Rev.2, wodurch reine Beteiligungsgesellschaften der Gruppe 642, Managementholdings hingegen der Gruppe 701 zugeordnet werden.
Beschäftigte
Durchschnittliche Anzahl der Beschäftigten des Direktinvestitionsunternehmens im Kalenderjahr, gewichtet mit dem Prozentsatz der Beteiligung des Direktinvestors am Nominalkapital. Ungewichtete Beschäftigtenzahlen in ausländisch kontrollierten Unternehmen (einschließlich solcher unter indirekter Kontrolle) weist die Auslandsunternehmenseinheiten-Statistik von Statistik Austria aus (siehe Stichwort FATS-Statistik).
Beteiligung
Beziehung zwischen einem Direktinvestor und einem Direktinvestitionsunternehmen. Die Anzahl der Beteiligungen ist größer als die Anzahl der Investoren bzw. Direktinvestitionsunternehmen, da ein Investor an mehreren Direktinvestitionsunternehmen beteiligt sein kann und andererseits mehrere Investoren an einem Direktinvestitionsunternehmen beteiligt sein können.
Direktinvestition
Laut Zahlungsbilanzmanual des IWF (2009, 100) eine grenzüberschreitende Investition, die der Investor mit dem Ziel eingeht, Einfluss auf die Unternehmensführung des Direktinvestitionsunternehmens auszuüben. Internationalen Konventionen folgend wird angenommen, dass dies ab einer Beteiligung in Höhe von 10 % des stimmberechtigten Kapitals der Fall ist.
Direktinvestor
Eine physische oder juristische Person bzw. mehrere solche Personen, die an einem Direktinvestitionsunternehmen beteiligt ist bzw. sind. Der Direktinvestor muss seinen Sitz (bzw. Wohnsitz) in einem anderen Land haben als das Direktinvestitionsunternehmen. Bei aktiven Direktinvestitionen hat der Direktinvestor seinen Sitz in Österreich, bei passiven Direktinvestitionen im Ausland.
Direktinvestitionsunternehmen
Ein Unternehmen, an dem ein Direktinvestor bzw. mehrere Direktinvestoren beteiligt ist bzw. sind. Bei aktiven Direktinvestitionen liegt das (österreichische) Direktinvestitionsunternehmen im Ausland, bei passiven Direktinvestitionen hat das (ausländische) Direktinvestitionsunternehmen seinen Sitz in Österreich.
Eigenkapital
Für nicht börsennotierte Aktiengesellschaften wird das Eigenkapital prinzipiell anhand der Passivseite der Bilanz des Direktinvestitionsunternehmens (der Tochtergesellschaft) ermittelt. EZB und OECD nennen dies den „own funds at book value“, der immer dann zur Anwendung kommt, wenn ein Börsenwert nicht eruiert werden kann. Dieses Eigenkapital setzt sich aus dem Nominalkapital, den Rücklagen, dem Saldo aus Gewinn- und Verlustvortrag und dem Ertrag des laufenden Jahres zusammen. Das Eigenkapital börsennotierter Aktiengesellschaften entspricht dem Marktwert des notierten Unternehmens. Diese von EZB und EUROSTAT verlangte Bewertung heißt „zu Marktwerten“.
FATS-Statistik 63
Mit der Verordnung Nr. 716/2007 des Europäischen Parlaments und des Rats vom 20. Juni 2007 wurde eine gemeinschaftliche Statistik über die Struktur und Tätigkeit von Auslandsunternehmenseinheiten ins Leben gerufen. Diese sogenannte FATS-Statistik (foreign affiliates statistics) steht in engem sachlichen Zusammenhang mit der Direktinvestitionsstatistik. Analog zu den Direktinvestitionen unterscheidet man die Aktivität ausländisch kontrollierter Unternehmen im Inland (Inward-FATS) von der Aktivität heimisch kontrollierter Unternehmen im Ausland (Outward-FATS). Der wesentliche Unterschied zu Direktinvestitionsstatistik besteht in der durchgehenden Anwendung des Kontrollprinzips (Beteiligung über 50 %) und dem Verzicht auf eine Gewichtung mit Eigentumsanteilen. Die Aktivität eines kontrollierten Unternehmens wird zur Gänze dem Mehrheitseigentümer zugerechnet. Diese Statistik wird ab dem Berichtsjahr 2007 unter Federführung der Bundesanstalt Statistik Österreich in Kooperation mit der OeNB erstellt.
Gesamtwert
Summe aus Eigenkapital und Sonstigem Direktinvestitionskapital. Seit dem Berichtsjahr 2006 erfolgt dabei die Bewertung zu Marktwerten: Börsennotierte Aktiengesellschaften werden zu Börsenkursen bewertet, alle anderen Gesellschaften zu Buchwerten.
Höhe der Beteiligung
Die Untergliederung der passiven Direktinvestitionen unterscheidet Mehrheits- und Minderheitsbeteiligungen. Die Betrachtung stellt nicht auf die ausländische Kontrolle, sondern auf die einzelne Beteiligung ab. In der Praxis führen mehrere Minderheitsbeteiligungen häufig zu ausländischer Kontrolle.
Indirekte Beteiligungen
Beteiligung eines Direktinvestitionsunternehmens an einem weiteren Unternehmen. Beginnend mit der Befragung 2006 und im Hinblick auf die FATS-Statistik wird – anstelle der Erhebung aller indirekter Beteiligungen von mehr als 10 % auf der Enkelebene – die Erhebung aller vom Investor kontrollierten indirekten Beteiligungen (über 50 %), unabhängig von der Länge der Investitionskette angestrebt.
Anmerkung: In der Befragung der OeNB werden aktivseitig alle indirekten Beteiligungen im Ausland erfasst, passivseitig werden nur die indirekten Beteiligungen an österreichischen Firmen ermittelt.
Marktwert
Definitionsgemäß jener Betrag, den ein Käufer zu zahlen bereit ist und zu dem ein Verkäufer verkaufen würde. Bei Aktiengesellschaften, die an der Börse notieren, ist dies der kapitalisierte Wert der Aktien am Stichtag. Bei der weit überwiegenden Anzahl der Firmen wird der Buchwert als Näherungswert für den unbekannten Marktwert angesetzt.
Passive Direktinvestition
Ausländische Beteiligung an einem Unternehmen mit Sitz in Österreich in Höhe von mehr als 10 % des stimmberechtigten Kapitals.
Regionalgliederung
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Euroraum-18: Belgien, Deutschland, Griechenland, Spanien, Frankreich (einschließlich Monaco und französischer Überseegebiete), Irland, Italien (ohne San Marino, Vatikan), Luxemburg, Niederlande, Portugal, Finnland, Slowakei, Slowenien, Malta, Zypern, Estland, Lettland, Litauen – ohne Österreich.
-
EU-14: Belgien, Deutschland, Griechenland, Spanien, Frankreich (einschließlich Monaco und französischer Überseegebiete), Irland, Italien (ohne San Marino, Vatikan), Luxemburg, Niederlande, Portugal, Finnland, Dänemark, Schweden – ohne Österreich.
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EU-27: EU-14 + MOEL-5 + Estland, Lettland, Litauen, Malta, Zypern, Bulgarien, Rumänien, Kroatien – ohne Österreich.
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Potenzielle EU-Beitrittskandidaten: Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien, Türkei.
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Europa: einschließlich europäischer GUS-Staaten.
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MOEL-5: Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn.
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CESEE: MOEL-5 + Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Estland, Kosovo, Kroatien, Lettland, Litauen, Moldau, Nordmazedonien, Montenegro, Rumänien, Russland, Serbien, Ukraine, Weißrussland.
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OECD: EU-14 + OECD – Übersee + Estland, Island, Norwegen, Polen, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Türkei, Ungarn.
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OECD – Übersee: Australien, Chile, Israel, Japan, Kanada, Mexiko, Neuseeland, Südkorea, USA (einschließlich Puerto Rico).
Sonstiges Kapital
Alle Formen konzerninterner Finanzierung mit Ausnahme von Eigenkapital. Diese ursprünglich auf langfristige konzerninterne Kredite beschränkte Finanzierungsform erfuhr im Lauf der Jahre eine stetige Erweiterung und umfasst nun auch Finanzbeziehungen zwischen Konzerngesellschaften, zwischen denen keine unmittelbaren Eigentumsbeziehungen bestehen (Schwestergesellschaften). Die Zuordnung zu den aktiven oder passiven Direktinvestitionen richtet sich bei Finanzierungen zwischen Schwestergesellschaften nach dem Sitzland der Konzernzentrale: Liegt diese in Österreich, handelt es sich um aktive, andernfalls um passive Direktinvestitionen. Auch ausschließlich konzernintern gezeichnete Unternehmensanleihen werden als „Sonstiges Direktinvestitionskapital“ ausgewiesen.
Ausgenommen sind konzerninterne Verrechnungskonten und Kredite zwischen verbundenen Kreditinstituten, sofern jene nicht Eigenkapitalcharakter aufweisen oder zum nachrangigen Haftkapital zählen.
Special Purpose Entity (SPE)
Nicht genau definierter Begriff für eine Zweckgesellschaft innerhalb von Konzernorganisationen, deren Darstellung in der Direktinvestitionsstatistik die Daten Österreichs maßgeblich beeinflusst. Direktinvestitionen von österreichischen SPEs im Ausland, und vom Ausland in österreichische SPEs wurden daher für die vorliegende Publikation nicht berücksichtigt. SPEs sind Holdinggesellschaften ohne Marktproduktion mit vernachlässigbarer Beschäftigung, die zur Gänze in ausländischem Besitz sind und deren Vermögen zum überwiegenden Teil aus Beteiligungen bzw. verbundenen Unternehmen im Ausland besteht.
7.6 Branchengliederung
Die Zuordnung der Direktinvestitionsunternehmen (bzw. der Direktinvestoren) zu Branchen (Wirtschaftszweigen) folgt seit dem Berichtsjahr 2008 der Systematik der Wirtschaftstätigkeiten ÖNACE 2008 (Statistik Austria, 2008). Die Umstellung sämtlicher wirtschaftsstatistischer Klassifikationen trägt dem wirtschaftlichen Wandel Rechnung und erfolgt in einem international abgestimmten Prozess. Dem ÖNACE 2008 entspricht auf europäischer Ebene der NACE Rev. 2 bzw. auf UN-Ebene ISIC Rev. 4. Rechtliche Grundlage ist die Verordnung (EG) Nr. 1893/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates, die am 1. Jänner 2008 Geltung erlangte. Die Branchengliederung der vorliegenden Direktinvestitionsstatistik setzt sich dabei aus den in der folgenden Übersicht ersichtlichen Abteilungen (Zweistellern) zusammen.
7.7 Literaturverzeichnis
IMF. 2009. Balance of Payments and International Investment Position Manual. Sixth Edition
(BPM6). IMF.
OECD. 2008. Benchmark Definition of Foreign Direct Investment. Fourth Edition (BD4).
OECD. Statistik Austria. 2008. Systematik der Wirtschaftstätigkeiten. ÖNACE 2008. Band 1 und 2.
8 Anhang
Der ausführliche Anhang, der Detailergebnisse in Form von Tabellen, einer Grafik und Landkarten umfasst, ist in Kap. 8 der PDF-Version dieses Reports zu finden.
An dieser Stelle folgen die vier interaktiven Versionen der Landkarten sowie die interaktive Version der Grafik.